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Klein und Wagner |
Abschied vom BuddhaHesse hat im Januar 1919 Gräsers Tao-Dichtung erhalten. Er verbreitet sie jedoch nicht, wie vom Verfasser gewünscht, sondern schöpft daraus für seine anonyme Flugschrift ‚Zarathustras Wiederkehr’. Gleich nach seiner Flucht in den Süden im Frühjahr 1919 schreibt er die Erzählung 'Klein und Wagner'. Klein hat eine Unterschlagung begangen, hat sich angeeignet, was ihm nicht gehört, und fährt ebenfalls ins Tessin. Er haßt den großen Wagner. Der Traum vom Autombil enthüllt den tieferen Sinn und Grund seiner Reise: Er stößt seinen Wagenlenker vom Steuer und steuert nun selber „wild und beklemmend über Stock und Stein“. Hesse hat sich von einem Führer getrennt. Es ist eine Loslösung, ein Abschied. Diese Erzählung, schreibt sein Biograph Joseph Mileck, sei "die unbarmherzigste von Hesses vielen Selbstenthüllungen. Klein ähnelte nicht nur seinem Autor, er ist buchstäblich der Mann, der Hesse im Frühjahr 1919 war. ... Schuldgefühle und Angst verfolgen ihn ... " (J. Mileck: Hermann Hesse. Dichter, Sucher, Bekenner. München 1979, S. 137) Eine andere, eine positivere, eine feierlich-erhabene Deutung jener Trennung von 1919 gibt Hesse ein Jahr später in der Erzählung 'Siddharta'. Hier erscheint der selbe Vorgang – Abwendung von seinem Freund und Meister – als "Abschied vom Buddha". Eine dritte, nun ganz andere Version – nämlich als Fahnenflucht, Untreue und Verrat gesehen – gibt Hesse rund zehn Jahre später in der Erzählung 'Die Morgenlandfahrt'. H.H. hat den Bund und den Diener Leo, den Diener und Obersten des Bundes, verlassen, und er bereut nun seinen Verrat. Die selbe Erkenntnis und der selbe Wille zur Umkehr bestimmt die Lebensläufe im 'Glasperlenspiel'. |