"Karizmaticus figura" - "Charismatische Gestalt"

Szerző: Román identitás 1,8k Nézetek 2. 3 szavazatok - Übersetzung aus dem Ungarischen:

Für einige war er eine Offenbarung, für viele eine Bedrohung. Er war eine charismatische Gestalt, die viele Menschen anzog. Seine Ideen wurden von Rebellen und Anarchisten geteilt, er wurde zum Tode verurteilt und wieder freigelassen, er wurde verboten und eingesperrt, er wurde von Hermann Hesse, Gerhart Hauptmann und Martin Heidegger als "spiritueller Lehrer" betrachtet, und er beeinflusste das Leben von Generationen von Künstlern, Umweltschützern, Pazifisten, Hippies und jungen Menschen auf der Suche nach "Wahrheit". Name? Gustav Gräser, Sachse, geboren in Brasov.

Die Geburt des Propheten

Gustav Gräser, der heute als einer der berühmtesten Pazifisten und Naturphilosophen Deutschlands gilt, war für viele der Inbegriff des Vordenkers seiner Zeit. Er nannte sich Gusto Gräser oder Arthur Siebenbürger, um an seine Herkunft zu erinnern. Der "neue Mensch", die Verkörperung der Ideale von Nietzsche oder Whitman, der alle Religionen toleriert, aber an keine Kirche glaubt. Viele andere sahen in ihm einen neuen Franz von Assisi, der Frieden, Liebe, Verzicht auf Privateigentum und ein Leben im Einklang mit der Natur predigte.

Der Dichter und Naturprophet Gusto Gräser wurde am 16. Februar 1879 in Brasov geboren. Nachdem er auf der Budapester Weltausstellung 1896 eine Goldmedaille für seine Bildhauerei gewonnen hatte, begann er ein Kunststudium in Wien.

Kurzzeitig besuchte er die Humanitas-Familie des Malers Karl Wilhelm Diefenbach, dessen nonkonformistischer und reformerischer Geist ihn stark beeinflusste. Den autoritären Stil des Meisters ertrug er jedoch nicht, der junge Gräser kehrte nach Siebenbürgen zurück. Hier schuf er ‚Der Liebe Macht‘, ein Gemälde über die Macht der Liebe, in dem er seine Ablehnung einer zweckorientierten, industrialisierten, entmenschlichten, sich selbst zerstörenden Welt zum Ausdruck bringt und sich für eine Wiedergeburt, ein Leben im Einklang mit der Natur entscheidet. Heute ist das Gemälde im berühmten Museum Casa Anatta auf dem Monte Verità zu sehen.

Der Liebe Macht

Der geistige Vater der "ersten Hippies“

1900, Ascona, Schweiz. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde auf dem Monte Verità eine utopische Gesellschaft geboren, die Generationen inspirieren sollte. Eine Handvoll Künstler und Intellektuelle waren, frustriert von der politischen Situation, der Hektik der Städte, der Industrialisierung und dem Nützlichkeitsdenken der modernen Welt, entschlossen, frei in Gemeinschaft mit der Natur zu leben. Eine Gemeinschaft, die manche als "erste Hippies" bezeichnen.

Der Monte Verità war ein extraterritoriales Gebiet, in dem kirchliche, staatliche und soziale Normen keine Gültigkeit hatten. Seine Geschichte begann im Jahr 1900, als der Belgier Henry Oedenkoven, Sohn eines Antwerpener Geschäftsmannes, zusammen mit seiner Freundin Ida Hofmann in Ascona, auf einem Hügel, der damals Monescia hieß, eine Naturheilanstalt erüffnete und sie "Monte Verità Vegetarian Cooperative Colony" nannte. Zu den Gründungsmitgliedern der Kolonie gehörte auch Gusto Gräser, ein Sachse, der mit seinem Bruder Karl (1875-1916) seine Heimat Kronstadt verließ.

Bald schlossen sich ihnen andere "Kolonisten" an - Schriftsteller, Maler, Psychoanalytiker, Anarchisten, die gegen die Konventionen kämpften und gegen alles, was mit dem "Establishment" der Zeit zusammenhing. Sie lehnten politische Parteien, Dogmen, die Ehe und Kleidervorschriften ab und erklärten sich selbst als "unbrauchbar" und "unangepasst".

Obwohl man auf den ersten Blick meinen könnte, das Bild stamme aus den 1960er Jahren, den Jahren der Hippie-Generation, stammt das Foto aus den frühen 1900er Jahren und ist typisch für die "ersten Hippies" auf dem Monte Verità.

"Seitdem leben wir nackt und sprinten wie die Hirsche"

So entstand an den Ufern des zauberhaften Lago Maggiore eine Kolonie, in der neue Lebensformen gelebt wurden: Nacktheit, vegetarische Ernährung, Meditation, Kunst als völlige Ausdrucksfreiheit, keine Einschränkungen für den Einzelnen oder die Gemeinschaft. Ein Paradies für Extravagante, Rebellen, Wanderer, Träumer und Verrückte.

1904 zog der Anarchist Raphael Friedeberg zusammen mit vielen anderen Intellektuellen, die Anarchisten waren oder sich so nannten, hierher, in eine im wahrsten Sinne des Wortes bohemehafte Gesellschaft. Zu ihnen gehörten der Schriftsteller Hermann Hesse, die Pioniere des expressionistischen Tanzes Rudolf von Laban und Mary Wigman, Isadora Duncan, Else Lasker-Schüler, Kandinsky, Picabia, Hans Arp, der Maler Paul Klee, der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung, Otto Gross, Hugo Ball, Rudolf Steiner, Max Picard, und andere

Wie viele andere suchte auch Hermann Hesse hier Freiheit und Inspiration. Später erklärte er: "Hier leben wir nackt und rennen wie die Hirsche durch den Wald". Obwohl Gusto Gräser kurz nach der Gründung des Monte Verità die Kolonie verließ, fand Hermann Hesse in ihm nicht nur einen Freund, auch ein Vorbild für die Helden seiner Romane.

Der Steppenwolf

Gusto Gräser, Bohemien, Träumer, Philosoph, Schriftsteller, vielschichtig und schwer in eine Schublade zu stecken, verließ 1901 die "Vegetarierkolonie": Er war mit der kommerziellen und touristischen Ausrichtung, in die Oedenkoven die Kolonie geführt hatte, nicht einverstanden und zog es vor, als Asket in einer Höhle in der Nähe von Ascona zu leben.

In der Höhle im Wald von Arcegno war 1907 Hermann Hesse zu Gast, mit dem ihn eine lange Freundschaft verband. Sie lebten gemeinsam in den Bergen, in völliger Einsamkeit, und meditierten.

Vor dem Eingang zur Höhle von Gustav Gräser in Ascona.

Raymond Duncan, der tanzende Bruder von Isadora Duncan, war ein weiterer Schüler von Gustav Gräser, der Gräsers Lebensweise und Philosophie bei seinen Freunden Gertrude Stein, Matisse und Picasso bekannt machte. In den Wäldern von Ascona, in der Nähe der Höhle, in der er lebte, nahm er den später Rudolf Laban und Mary Wigman inspirierenden Ausdruckstanz vorweg und tanzte wild im Mondlicht.

Dann zum Tode verurteilt...

In München geht er wie ein wandelnder Sokrates durch die Straßen und verkauft Flugblätter mit seinen eigenen Gedichten. Schon bald wird er zum Symbol des deutschen Pazifismus und findet aufgrund seines Lebensstils und seiner Denkweise, die er ad hoc und ungehindert in der Öffentlichkeit zum Ausdruck bringt, immer mehr Sympathisanten, vor allem unter den Jugendlichen und Intellektuellen. Gräser zieht auch viele Gegnerschaft auf sich:

Er wurde mehrmals verhaftet, und da seine Anhängerschaft immer größer wurde, hat man ihn, nachdem der Erste Weltkrieg begonnen hatte, 1915 nach Österreich deportiert, wo er wegen Aufwiegelung und Protest zum Tode verurteilt wurde. Doch drei Tage nach seinem Todesurteil wurde er in eine Nervenheilanstalt verbracht,, weil er "verwirrte Ideen" habe.


Es kam eine Zeit, in der sich viele große Persönlichkeiten für Gusto Gräser stark machten. Einer von ihnen war Thomas Mann, der unzweideutig seine Meinung bezeugte: "Dieser Mann ist reinen Herzens".

Auf der Suche nach der ultimativen Wahrheit

Im Jahr 1919 zog er den Hass der deutschen Kommunisten auf sich, denen er Gewaltlosigkeit predigte, selbst noch, als es ihnen gelang, für einige Tage die Münchner Sowjetrepublik auszurufen. Zusammen mit einer Gruppe junger Leute, die sich um ihn und seinen Freund Friedrich Muck-Lamberty scharten, zog er 1920 in einer Karawane tanzend und singend durch Nordbayern und Thüringen, wie um der Sonne entgegen zu ziehen und in ihr die höchste Wahrheit zu suchen. Eine Wanderfahrt, die den berühmten Kinderkreuzzug oder den Kreuzzug der Liebe jener "Bruderschaft der Morgenlandfahrer" inspirierte, der Hermann Hesse seine Erzählung ‚Die Morgenlandfahrt‘ gewidmet hat. Außerdem sind Demian und Tito aus dem ‚Glasperlenspiel‘ zwei Gestalten, die von der Persönlichkeit Gusto Gräsers inspiriert sein sollen. Nach seiner erneuten Ausweisung aus Bayern kehrte er 1927 nach Berlin zurück, wo er im "Antikriegsmuseum" arbeitete (das ironischerweise später von den Nazis als Folterkammer genutzt wurde).

Gustav Gräser im Jahr 1928, als er im Antikriegsmuseum arbeitete.

Er verbreitete weiterhin pazifistische Manifeste und wurde 1933 in ein Konzentrationslager eingewiesen. Er wurde wieder entlassen, erhielt aber 1940 Schreibverbot. Nach einer Reihe von Verhaftungen zog er sich 1940 nach München zurück und lebte versteckt in Dachkammern von Freunden, wo er weiter schrieb, oft unter Bedingungen, die selbst seine asketischen Standards unterboten.
Der einzige Überlebende auf der Erde

1945, München, Deutschland. Die Bombardierung des Stadtzentrums hat ein Ruinenfeld hinterlassen. Eine ausgebrannte Landschaft mit Gebäudeskeletten, im Hintergrund die Türme der Frauenkirche. Inmitten der Ruinen geht eine seltsame Gestalt mit Bart und zerrissener Kleidung umher, als wäre er der einzige Überlebende auf Erden. Ja, Sie haben es erraten: Gusto Gräser.

Ein Bild von großer emotionaler Wirkung, Emblem der tragischen Ereignisse, auf die es verweist, und das durch die Anwesenheit von Gusto Gräser die Bedeutung eines Manifests gegen die Schrecken des Krieges erhalten hat.

Der Ghandi des Westens

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde seine Aktion, seine Gedichte auf Flatterblätter zu drucken, die er dann vom Turm des Münchner Rathauses über den Marienplatz verstreute, legendär.

Er starb am 27. Oktober 1958 im Münchner Stadtteil Freimann in völliger Vereinsamung und Armut. Doch schon zehn Jahre nach seinem Tod kehrte der Prophet, "von den Toten auferstanden", ins öffentliche Bewusstsein zurück, wurde zum Symbol der Flower-Power-Bewegung, zum Vorbild für Pazifisten und Umweltbewegungen bis heute.

Der amerikanische Historiker Martin Green bezeichnete Gusto Gräser als den Ghandi des Westens, seine Gründung Monte Verità gilt als "Wiege der Alternativbewegung" und als Gral der Moderne.

Er geht barfüßig oder in Römersandalen, trägt eine lange, bis unter die Kniee reichende Kutte oder ein lockeres Gewand, silbergraue Haare und einen wilden Bart, zeigt heitere und sanfte Augen, ein warmes Lächeln und ein strahlendes Gesicht, unendliche Gelassenheit. Das war Gusto Gräser.

Ein vom Buddhismus und der Philosophie des Ostens inspirierter Dichter, der sich in Meditation, Wanderschaft und Visionen vertieft. Zeit seines Lebens war er eine geheimnisvolle Persönlichkeit, über die nur sehr wenig bekannt war. Sein Leben und sein Werk sind nur in kleinen Kreisen bekannt, obwohl viele Menschen heute ihren Glauben und ihre Lebensweise dem vor fast anderthalb Jahrhunderten in Kronstadt geborenen Sachsen verdanken ...

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