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Duncan in Delphi


Im Sommer 1900 befreundete sich Gusto Gräser in Paris mit dem amerikanischen Geschwister- und Tänzerpaar Isadora und Raymond Duncan. Raymond übernahm von Gräser die reformerische Lebensweise, im besonderen den Gedanken, alle Gebrauchsdinge mit eigener Hand zu fertigen.  Mit seiner Schwester Isadora teilte er die Begeisterung für die griechische Antike. Sie zogen nach Griechenland, Raymond lebte dort als Ziegenhirt, heiratete eine Griechin: Penelope Sikelianos.

 

Deren Bruder Angelos Sikelianos (1884-1951), ein hochbegabter Dichter (Nobelpreiskandidat), ließ sich von Raymonds Idealen anstecken. So wie dieser die klassischen griechischen Tragödien mit einer griechischen Schauspieltruppe in der Originalsprache aufführte und damit in Europa und USA gastierte, so wollte Sikelianos die antike Tradition der Festspiele von Delphi neu beleben und unternahm dies zusammen mit seiner Frau, der vermögenden Eva Palmer. Diese musste sich allerdings zuerst von ihrer feinen Pariser Kleidung trennen (sie warf ihre Ausstattung gebündelt aus dem Fenster eines Zuges), denn fortan würde sie wie Duncan und ihr Gatte alle Gewänder am klassischen Webstuhl selbst weben und mit Naturfarbe färben.

 

Eva Palmer-Sikelianos in selbstgewebter Gewandung am Meer

In Flugschriften warb man, wie Gräser und Gandhi, für Handwerk und Selbstarbeit.

1927 und 1930 fanden tatsächlich die altgriechischen Festspiele statt und waren ein großer Erfolg. Gäste waren, neben ihrem Freund Nikos Kazantzakis, dem Autor von ‚Alexis Sorbas’, viele Schriftsteller und Künstler.

Aufführung  beim Delphi Festival von 1930

Kostüm einer Göttin

Der Theaterbau von Eva und Angelos auf Delphi ist heute ein Sikelianos-Museum. In ihm steht, unter Fotos von Gästen und Freunden wie Henry Miller, Paul Eluard, Sarah Bernhardt und Rodin, noch heute ihr Webstuhl, entworfen von Raymond Duncan.

 

Holzschnitt von Raymond Duncan, 1925


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