Von Transsilvanien nach Pennsylvanien

Johannes Kelpius, 1667 - 1708
Ein Vorläufer Gusto Gräsers?
 
 


Eingang zu Kelpius' Höhle

Or, haply, pilgrims from the Fatherland,
Weak, timid, homesick, slow to understand
The German promise, sought his helping hand.
Or joyful Gusto from his hermit den
By far Ascona, maddest of good men,
Dreamed the eternal dreams of human origin.
Deep in the woods, where the small river slid
Snake-like in shade, the Kronstadt Mystic hid,
Weird as a wizard, over arts forbid,
Reading the books of Laotse and Emerson,
And Whitman's Morning-Redness, through the Stone
Of Wisdom, vouchsafed to his eyes alone,
Whereby he thought what man ne'er thought before,
And saw the visions man shall see no more.
Hermann Müller

Obiges Gedicht ist eine Übertragung
eines ursprünglich Kelpius geltenden Gedichts auf Gusto Gräser, das im Original so  lautet:

Or, haply, pilgrims from the Fatherland,
Weak, timid, homesick, slow to understand
The New World's promise, sought his helping hand.

Or painful Kelpius from his hermit den
By Wissahickon, maddest of good men,
Dreamed o'er the Chiliast dreams of Petersen.

Deep in the woods, where the small river slid
Snake-like in shade, the Helmstadt Mystic hid,
Weird as a wizard, over arts forbid,

Reading the books of Daniel and of John,
And Behmen's Morning-Redness, through the Stone
Of Wisdom, vouchsafed to his eyes alone,

Whereby he read what man ne'er read before,
And saw the visions man shall see no more,
Till the great angel, striding sea and shore,

Shall bid all flesh await, on land or ships,
The warning trump of the Apocalypse,
Shattering the heavens before the dread eclipse.

Or meek-eyed Mennonist his bearded chin
Leaned o'er the gate; or Ranter, pure within,
Aired his perfection in a world of sin.  

John Greenleaf Whittier

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30. Dezember 2008

Vor 300 Jahren gestorben: Johannes Kelpius, erster sächsischer Auswanderer nach Übersee

Der Mannschaft von Christoph Kolumbus, der 1492 Amerika entdeckte, sollen, wie eine Anek­dote erzählt, auch zwei Siebenbürger Sachsen angehört haben, die sich bei der Rückkehr vom Landurlaub in der neuen Welt verspäteten, da sie, so erklärten sie entschuldigend, einen Lands­mann angetroffen hätten. Darüber schmunzelt man natürlich.
Der erste nachweisbare Sachse, der die neue Welt betrat, war Johannes Kelpius (Kelp), der am 20. September 1667 in Denndorf bei Schässburg (Sighişoara) als Sohn des Pfarrers Georg Kelp geboren wurde. Nach dem Studium der Theologie an den Universitäten von Tübingen, Leipzig und Altdorf bei Nürnberg schloss er sich der Bruder­schaft der Rosenkreuzer an und wan­derte mit 40 Brüdern, die ihn zu ihrem Leiter gewählt hatten, nach Nordamerika aus. Sie wollten dort zurückgezogen das Kommen des biblischen Tau­sendjährigen Reiches und das Wiedererscheinen Christi erleben, das nach der Berech­nung eines Rosenkreuzers 1694 zu erwarten war. In Penn­sylvania erhielten sie ein Grundstück in der Ein­öde am Wissahickon Creek, wo sie gemeinsam in einem Blockhaus wohnten und die Felder bebauten. Nachdem das Tausendjährige Reich nicht anbrechen wollte, verließen immer mehr Eiferer die Ge­meinschaft. Kelpius zog sich als Eremit in eine künstlich errichtete Höhle zurück, wo er sich der Meditation und dem Beten hingab sowie astrologischen Berechnungen nachging. Hier starb er vor 300 Jahren, 1708. Einweihung des Gedenksteines für Johannes Kelpius anlässlich des ersten Heimattreffens in Cleveland/Ohio 1963.Kelpius hat mehrere theologische Schriften verfasst, von denen einige schon in Altdorf erschienen waren. Er hinterließ auch Gedichte und Kompositionen. Seine bedürfnislose, fromme Lebensweise ließ ihn in der Erinnerung als „Heiligen“ weiterleben. Er wäre somit der einzige Heilige, den die Siebenbürger Sachsen hervorgebracht haben. Kelpius hat sich in der Kolo­nie der Rosenkreuzer auch als Lehrer betätigt. Seine Schule soll die erste deutsche Schule in Nordamerika gewesen sein. Sein schriftlicher Nachlass soll sich im Besitz der Philosophischen Gesellschaft in Philadelphia befinden.


Zum Gedenken an ihn haben 1963 seine sächsischen Landsleute in den USA ihm auf dem „Sachsenacker“ bei Cleveland/Ohio ein schlichtes Denkmal errichtet.

Ein zweiter sächsischer Theologe, Lucas Rauß von Kronstadt, kam 1749 ebenfalls nach Penn­sylvania, ließ sich zunächst in Philadelphia und dann in Yorktown nieder, wo er als Pastor bis zu seinem Tode (1788) wirkte.

Obige biographische Notiz entnahmen wir dem ersten Band der „Geschichte der Sie­benbür­ger Sachsen – Von der Ansiedlung bis Anfang des 21. Jahrhunderts“ von Michael Kroner (Verlag Haus der Heimat Nürnberg, 2007).