Der
Mannschaft von Christoph Kolumbus, der 1492 Amerika entdeckte, sollen,
wie eine Anekdote erzählt, auch zwei Siebenbürger Sachsen angehört
haben, die sich bei der Rückkehr vom Landurlaub in der neuen Welt
verspäteten, da sie, so erklärten sie entschuldigend, einen Landsmann
angetroffen hätten. Darüber schmunzelt man natürlich.
Der erste nachweisbare Sachse, der die neue Welt betrat, war Johannes
Kelpius (Kelp), der am 20. September 1667 in Denndorf bei Schässburg (Sighişoara) als Sohn des
Pfarrers
Georg Kelp geboren wurde. Nach dem Studium der Theologie an den
Universitäten von Tübingen, Leipzig und Altdorf bei Nürnberg schloss er
sich der Bruderschaft der Rosenkreuzer an und wanderte mit 40
Brüdern, die ihn zu ihrem Leiter gewählt hatten, nach Nordamerika aus.
Sie wollten dort zurückgezogen das Kommen des biblischen
Tausendjährigen Reiches und das Wiedererscheinen Christi erleben, das
nach der Berechnung eines Rosenkreuzers 1694 zu erwarten war. In
Pennsylvania erhielten sie ein Grundstück in der Einöde am
Wissahickon Creek, wo sie gemeinsam in einem Blockhaus wohnten und die
Felder bebauten. Nachdem das Tausendjährige Reich nicht anbrechen
wollte, verließen immer mehr Eiferer die Gemeinschaft. Kelpius zog
sich als Eremit in eine künstlich errichtete Höhle zurück, wo er sich
der Meditation und dem Beten hingab sowie astrologischen Berechnungen
nachging. Hier starb er vor 300 Jahren, 1708. Einweihung des Gedenksteines für Johannes Kelpius anlässlich des ersten Heimattreffens in Cleveland/Ohio 1963.Kelpius
hat mehrere theologische Schriften verfasst, von denen einige schon in
Altdorf erschienen waren. Er hinterließ auch Gedichte und
Kompositionen. Seine bedürfnislose, fromme Lebensweise ließ ihn in der
Erinnerung als „Heiligen“ weiterleben. Er wäre somit der einzige
Heilige, den die Siebenbürger Sachsen hervorgebracht haben. Kelpius hat
sich in der Kolonie der Rosenkreuzer auch als Lehrer betätigt. Seine
Schule soll die erste deutsche Schule in Nordamerika gewesen sein. Sein
schriftlicher Nachlass soll sich im Besitz der Philosophischen
Gesellschaft in Philadelphia befinden.
Zum Gedenken an ihn haben 1963 seine sächsischen Landsleute in den
USA ihm auf dem „Sachsenacker“ bei Cleveland/Ohio ein schlichtes
Denkmal errichtet.
Ein zweiter sächsischer Theologe, Lucas Rauß von Kronstadt, kam
1749 ebenfalls nach Pennsylvania, ließ sich zunächst in Philadelphia
und dann in Yorktown nieder, wo er als Pastor bis zu seinem Tode (1788)
wirkte.
Obige biographische Notiz entnahmen wir dem ersten Band der
„Geschichte der Siebenbürger Sachsen – Von der Ansiedlung bis Anfang
des 21. Jahrhunderts“ von Michael Kroner (Verlag Haus der Heimat
Nürnberg, 2007).
Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.