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Entscheidung in Zürich

Gräser steht im Winter 1900 vor einer schweren Entscheidung: Soll er zurück nach Siebenbürgen, wo seine Musterung fällig ist? Er weiß, dass er den Militärdienst verweigern muss, dann aber droht ihm Gefängnis und völlige soziale Ausgrenzung. In seiner Not hofft er, dass Friedrich von Spaun, sein Mitjünger bei Diefenbach, sich ihm anschließen werde. Er würde dann wenigstens nicht allein sein. Aber Friedrich lässt nicht von sich hören. Gusto will trotzdem zurück nach Siebenbürgen, in seine Heimat, zu seiner Familie. Doch dazu kommt es nicht. Er wählt zunächst einen Umweg, wandert nach Frankreich, nach Paris. Erst ein Jahr später, im Sommer 1901, wagt er dann doch den Schritt ins Unvermeidliche - und wird tatsächlich zu Festungshaft verurteilt.

Zürich 2. Feb. 1900

Meine Stellungszeit ist nahe, doch
flieh ich nicht, es wäre nicht gut
von mir. Denn ich wäre gefangen
und nicht frei. Dienen kann ich
keinen Ketten. Es winkt mir
zwar die Festung, aber besser
ist es als auf lange Dauer
unfrei zu sein in der Bewegung.
Deutschland ist doch mein
liebstes Land, wie soll ich es missen?
Und dann die Berge und Wälder
meiner Heimat - nein, nein.
Ich gehe zurück. Deshalb bin
ich nur kurze Zeit noch hier.
Wie stehts mit Euch????
Ich warte sehr!
Oder soll ich nicht warten?
Lasst mich wissen.

Es wär euch vieleicht lieber nicht aufgeklebt - die ???
meine Mutter schickte sie so - . --------------


Gustav Arthur Gräser aus Zürich an Friedrich von Spaun in Triest, 2. Februar 1900