Zurück

Gustos Boot in Ascona

  

Gemälde von Werefkin

 Gusto, groß und stattlich, der schönste der drei Brüder, der überall Aufsehen erregt, wo er mit seinem wallenden Bart und Mantel erscheint, dabei einfach wie die andern, wenn auch etwas theatralischer, hat sich im letzten Jahre [1907] mit Schiffsbau beschäftigt und ein schönes und wie man sich denken kann, hochoriginelles Boot gebaut. Es hängt unten am See unter einer Torwölbung an der Luft, indessen sein Erbauer auf Reisen gegangen und alles stehen gelassen, als ob er sich eben entfernt; da liegen noch die Werkzeuge, die er benützt und da steht auch sein Lager, da er Tag und Nacht hier hauste. Merkwürdigerweise wird ihm nichts gestohlen, die Askonesen mögen ihn gut leiden, wenn sie auch nicht an sein Schiff glauben, sondern behaupten, es werde nicht schwimmen. Es wird sich zeigen, wenn der Stapellauf stattfindet, und ob es G. Gräser wirklich ernst ist mit seinem Plan, das Boot als sein Wohnhaus zu benützen und darin die Welt zu bereisen.

Aus Theodor Stern: Eine Schweizerreise im Naturkostüm. In: Gesundheit. Zeitschrift für
gesundes Körper- und Geistesleben. X. Jg., Nr. 16, 7. August 1909, S. 196f.

Gemälde von Anton Faistauer, Ascona 1910

Als wir mit Karl den 1sten November [1906] in Askona einzogen, traf ich Gust nicht im besten Zustand an. Sein Gesicht war geschwollen und über dem linken Auge hatte er noch die rote Narbe, die er von einem Sturz bei einer Fahrt davongetragen hat. Dann machte Gust seinen Kahn fertig.

Tagebuch von Charlotte Gräser, Miskolcz, 6. Oktober 1907 

 

Die Brissagobrücke von Ascona

Era un povero CHRISTO e viveva dentro l’ultima arcata, sotto la Strada che va à Brissago. Io ero piccino e l’ho osservato costruire una barca.

Er war ein armer CHRISTUS und lebte im letzten Arkadenbogen unter der Straße nach Brissago. Ich war ein kleiner Junge und habe ihn beobachtet, wie er sich ein Boot baute.

Ferdinando Bacchetta in Giorgio Vacchini: Ascona, Spalte 1477

Zwei Weltkriege und ein tausendjähriges Reich! Nach der ersten Katastrophe 1918 traf ich ihn zufällig wieder und stellte offen die Frage, wie er die lange Zwischenzeit überstehen konnte. Ja, gestand er, drei lange Tage habe man ihn in einer Kaserne festgehalten, dann aber wieder fortgeschickt, weil damals kein Feldwebel etwas mit ihm anfangen konnte. Er habe sich daraufhin an einem verlassenen Bergsee eine Hütte gebaut und aus einem Baumstamm ein Boot geschnitzt, das just zum Friedensschluß fertig wurde.

 René Prévot: „Ich heiße Gräser, aber sagen Sie Gras!“
 In: Münchner Merkur, 3. Juli 1950

Zeichnung von Richard Seewald

Oben

Zurück