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Poetische Blicke auf den Monte Verità
Anlässlich der Ausstellung ART IS ARP im Arpmuseum Rolandseck vom 13. März bis 14. Juni 2009 ist ein Katalog erschienen, der einleitend über elf großformatige Seiten hin ein Langgedicht des Elsässer Lyrikers Patrick Beurard-Valdoye entrollt – Ergebnis seiner Wanderungen auf den Spuren von Arp und Sophie Taeuber im Tessin. Daraus im Folgenden ein kurzer Auszug, in dem er  - aufgrund der Berichte von Jakob Flach, Rudolf von Laban und Hugo Ball – jene nächtliche Partie des Labanschen Sonnenfestes imaginiert und poetisiert, die sich auf der Tanzwiese vor Gräsers Felsgrotte im August 1917 ereignet hat. 

Der Asconaut im Atelier der Natur

Patrick Beurard-Valdoye 

 

 ... meine Nilpferdfußstiefeletten verfolgen

 die gänzlich hingegebenen Tänzerinnen, überhaupt nicht mehr durch

den Schwarzwasserbereich gestört, noch durch den von ihrem exakten

Bewegen  verflüssigten Bergbogen, endlich frei von Bewegungen,

 dem Anblick der Natur nicht unterworfen, eine sich bewegende Kathedrale

GRATENA, BALLADRUM links im Instinkt  und ohne Orientierungspunkte,

Rückzug mit Fackeln entlang des Walds von ARCEGNO, CIOSSA auf einem

erschöpfenden Weg bis zur Tanzwiese, zwischen BUSBERA und BARBESCIO,

zur Grotte in Fleisch und Blut - GRÄSER - und die bizarren Felsen

als Wall gegen die Schwarzleere des Vallemaggia, wir entwerfen unser

Mentales jenseits des Aufenthaltes, Steine und Blätter Geschwister, Bäume

und Sternenhimmel geben sich als Kerzen, setzen die Frisuren in Flammen,

errichten die Silhouetten der nackten sowie der geschminkten Sterne

die Labanerinnen tragen Jancos Masken in überlebensgroßer menschlicher

Gestalt und ihre Augen verlassen sie nie, auf der Lauer für die Dämonen

der Nacht folgt auch HansRichter, die aus ihrem Brousse-Dada

angekommenen Emmy Hennings und Hugo Ball ebenso, leuchtend

wenn auch bereits auf dem Sprachrückweg, die ganze Kolonie der

mystischen Wilden – die Balabiotts, die bilabiées – und diese kauzigen

Kongressisten, wir die vom Tode des Zeitalters faszinierten

Fahnenflüchtigen, die anderen Tänzer sind bekleidet mit Gezweig und Gras,

die Theorie der gehörnten Ziegen, der wilden Tiere und der von Efeu

überwucherten Monster, entzückende Zauberinnen platzen kichernd heraus,

Nacktheiten in den Kulissen des Waldes, außer sich, außer sich

Irrlichter flirren und flüchten – wohin lauft ihr? Haltet an, haltet die Unruhe auf,

der Himmel ist in euch – Gespenster so konzise wie präzise rücken vor,

beflügelte nackte Füße, die ihre Schleier verbrannt haben, kommen

geschlichen, die Feuersglut steigert das Gewoge, der Schatten der Lust

crescendiert, die zitternden Nester der Augustnacht schwellen

 

 zügellose Rhythmen des Gongs zwischen den Grillen, Balladrum Drum Pfeife

und Tam Tam, der Unterbrecher der Teufelsschritte auf der Gneiss,

der Berg träumt, dort duzen sich heitere Rufe, Tassen, Teller, Töpfe – hocke

auf einem Baum, ganz nah an den den Himmel ausfüllenden Blättern,

schlage wie ein Tauber aufs Geschirr, locar gesagt, BILINDI  KLIRR

KÜMMELTÜRK KULUM – Töne gemischt Halbtöne Sprünge Seufzer

Höhlentöne, tiefe Töne in solch hohen Tönen, Trance, atonale flüchtige

Polyphonie

die Labanerinnen reißen das lange Gefolge der Besucher mit sich fort und

beschließen es wieder, dann, aufgetaucht aus dem Nordwald, erklingt

der letzte androgyne Schrei des rasenden Totimo, als würde er von

einer Harpyie zerrissen, gefolgt von einem Büschel erstickter Stille …



TTTTTTTTTTTTTTTTTTT
 

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