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Marionilde Dias Brepohl de Magalhães
DEUTSCHLAND, FERNES
MUTTERLAND: PANGERMANISTISCHE UTOPIE IM SÜDEN BRASILIENS
Dissertation zur Erlangung
des Doktors der Geschichte
Universidade Estadual de Campinas
1993
INSTITUTO DE FILOSOFIA
E CIENCIAS
HUMANAS
UNIVERSIDADE ESTADUAL DE CAMPINAS
An Francisco, Maitê
und Daniel, in Liebe
Die abgeschlossenen Überlegungen dieser der Universidade Estadual
de Campinas vorgestellten Doktorarbeit forderten von Seiten der
Verfasserin eine mühsame Analyse, die genauso die politische
Geschichte Deutschlands wie die von Brasilien berücksichtigen sollte.
Und wie die Haupthändler der hier untersuchten Ereignisse auch ich
musste von einem Land zum anderen; und dies brachte mir eine grosse
Annäherung mit meinem Forschungsobjekt.
Dieser Weg wäre nicht möglich, wenn ich nicht
die Hilfe von Freunden, Kollegen und Institutionen rechnen könnte.
Denen möchte ich hier in dieser Version auf Deutsch meiner Arbeit
meinen Dank ausdrücken.
Zuerst den Professoren Dr. Edgar S. de Decca und
Dr. Klaus Tenfelde, bzw. Berater und
Mit-Berater meiner Doktorarbeit. Beide reizten mich an, die
Forschungen in Deutschland und auch die Untersuchungen in den Archiven
der deutschen Einwanderung in Brasilien zu unternehmen, ausserdem
besprachen sie mit mir die theoretischen Punkte, die diese Analyse
orientierten.
Bei meinem Aufenthalt in München hatte ich die
Ehre Professor Dr. Martin Broszat, vom
Institut für Zeitgeschichte, kennenzulernen. Mit ihm teilte ich einige
meiner Gedanken in Bereich der Historiographie sachgemäss dieser
Thematik. Von dieser Begegnung, leider durch seinen plötzlichen Tod
unterbrochen, blieb mir das Bild eines Intellektuellen, dessen
persönliche Unbescholtenheit und akademische Gelehrsamkeit uns junge
Historiker herausfordert, seinen Weg zu machen.
Mein ehrlicher Dank an Professor Dr. Christian
Meier, von der Universität München, dem ich meine Ratlosigkeit
angesichts der neuen und alten Nationalgefühle äusserte.
Ich möchte auch noch gern Dr. Klaus Richter, vom
Staatsarchiv Hamburg erwähnen, Dr. René Gertz, von der Universidade
Federal do Rio Grande do Sul,
Rosalind Arndt-Schug,
Forscherin der Geschichte der deutschen Einwanderung in Brasilien, die
Angestellten des Instituts Hans Staden und Tereza
Böbel, vom Arquivo
Histórico de Joinville, welche mir in
verschiedenen Stufen der empirischen Forschung halfen.
Christiano und Angelika German waren meine
Familie, als ich in Deutschland wohnte, und Ellen Drünert,
meine deutsche Schwester in Brasilien.
Milda Gevert Brepohl und Ingrid Enke leisteten eine
entscheidende und unerlässliche Hilfe bei der Version dieser Arbeit in
deutscher Sprache. Sie sind die tatsächlichen Verantwortliche für die
eventuellen Errungenschaften zugehörig dem Abenteuer des Umformens von
den in meiner Muttersprache formulierten Ideen in anderer Sprache,
hauptsächlich wenn es sich um die deutsche Sprache und
Sozialwissenschaften handelte.
Endlich äusserte ich meine Dankbarkeit dem
Deutsche Akademische Austauschdienst - DAAD, der in Zusammenarbeit mit
dem Comissão de Aperfeigoamento
de Pessoal do
Ensino Superior - CAPES, mein Studium in Deutschland
im Jahr 1988 finanziell unterstützte.
I.
DIE
EINWANDERER DEUTSCHER HERKUNFT IM SÜDEN BRASILIENS
Neue Immigranten aus einem neuen Land
Die Einwanderung zur Zeit der Republik
II.
BILDER
AUS DEN DEUTSCHEINWANDERERN IN DER BRASILIANISCHEN LITERATUR
Der Deutsche als Verkörperung des Deutschtums
Der Deutscheinwanderer und der
Zweite Weltkrieg: aus dem Traum zum Alpdruck
HI. ALTE UND NEUE NATIONALISTEN: HEIMAT UND
VATERLAND
Das Deutschtum und das Auslandsdeutschtum
Das Deutschtum in der Öffentlichkeit: der Krieg
1917
Allgemeine Betrachtungen
IV. DAS DEUTSCHTUM UND DER NATIONALSOZIALISMUS
V.
PIETISMUS, PATRIOTISMUS UND NATIONALSOZIALISMUS
Die
Evangelische Kirche deutscher Herkunft in Brasilien
QUELLEN UND LITERATUR
Eine der beunruhigendsten
Neuigkeiten der derzeitigen politischen Geschichte ist zweifellos das
Wiederaufleben der Konflikte wegen der Nationalitäten, In diversen
Ländern verfolgen zahlreiche Völkerschaften, die sich selbst als
Minderheiten darstellen, im Namen ihrer völkischen Kultur oder ihrer
Religion. Projekte, die für ihre politische Emanzipation und die
Gründung neuer Nationen - eben der ihren - kämpfen. Im Neu-Beleben des
Wir-Gefühls gibt es durch ihre Übergeordneten viel Unterdrückung;
dennoch gibt es ihrer Meinung nach die Möglichkeit, einen neuen
sozialen Pakt gründen zu können, der - nach ihren Vorstellungen - frei
von politischer Macht derer sein sollte, die eines Tages ihr Land
annektieren würden.
Wie bereits im 19. Jahrhundert lehnen diese
Konflikte, die die Stabilität der offiziellen Machtstellungen direkt
angreifen, die Gesetze und Forderungen der zweckmässigen Bestimmungen
zugunsten der Gewalttätigkeit und Sabotage ab; Taktiken, die unter
anderen, die verwirrenden Experimente des Neonazismus auszeichneten.
Es sind dies die Neu-Romantiker, die mit
denselben Waffen, die schon in der Vergangenheit jenen dienten, die
die modernen Staaten aufbauten, Reden und Vorsätze aufstellen, die
sich planmässig nach alten Prinzipien der nationalen Vereinigung
ausrichten. Aber - im Gegensatz zu ihren Urhebern, die sich fest an
die Vergangenheit hielten - muss man doch sagen, dass dieser
zeitgenössische Mythos auszulegen ist als ein Beruhigungsmittel, das
dazu dient, die Angst vor der Zukunft zu nehmen.
Ganz gleich ob zu dieser oder jener
Jahrhundertwende, die utopischen Energiequellen, aus denen sich diese
politischen
Bewegungen nähren, sind die gleichen: der
Nationalismus, ein festgemauertes Gefühl, vielgestaltig und
unabänderlich auf einem allgemeinen Nenner. Ein Gefühl, das, - nach
Aussage von Snyder - indem es zum privilegierten Substrakt der Politik wird,
mobilisierende Kräfte entwickelt, die sowohl zur Verteidigung der
Friedensideen, Verbrüderlichung und
Gleichheit beitragen, wie auch zur Absonderung von Andersdenkenden,
Vorherrschaft und Krieg.
In der derzeitigen Zivilisation der Technik, der
Homogenisierung der Kultur durch die Mittel der Massenkommunikation,
der Internationalisierung der Produktions- und Konsum-Normen und durch
den scheinbaren Triumph einer intimen Gesellschaft, zirkulieren, durch
die Winkelzüge öffentlicher Stellen, Mitglieder dieser neuen Kaste, um
Missklänge der Modernisierer-Utopien anzustimmen, - sie selbst, wie
eine der vielen Facetten der Modernität.
Diese allgemeine Bestürzung machte mich
aufmerksam auf ein Phänomen, das mit neuzeitlichen Ereignissen sehr
verwandt ist: den Pangermanismus, so wie er sich im Süden Brasiliens
abzeichnete; eine Bewegung, die sich am Nationalismus inspirierte und
in dem sich viele Träume der Separatisten betreffs der Vereinigung
widerspiegelten: eine Bewegung, die tief in der deutschen Romantik
verwurzelt ist, jedoch auch mit Pragmatik an die imperialistischen
Vorhaben der Ausdehnung der Absatzmärkte und der Landaufteilung
verknüpft ist; eine Bewegung die zurückgriff auf juristische und
kulturelle Prinzipien, aber die den Hass und die Gewalttätigkeit gegen
seine Widersacher nicht ausliess; und die, ähnlich seiner Urheber in
Europa, zum Entstehen eines der einzigartigsten Kapitel der deutschen
Geschichte beitrug: dem Nazismus.
Wie konnten sich nun die Eingewanderten immer
stärker zu treuen Bürgern der deutschen Nation entwickeln, einem Land,
das über 10.000 Km entfernt lag und dessen Regierende ihnen wenig oder
nichts für ihre täglichen Notwendigkeiten garantierten? Warum sollten
sie eine scheinbar uninteressierte Liebe nähren für' Führungskräfte,
die sie selbst meist nicht mal wählen konnten?
Es waren die Mittel der Massenkommunikation, die
zu dieser Zeit der Technologie zur Verfügung standen und die es
ermöglichten, die Entfernung zwischen dem Vaterland diesseits und
jenseits des Ozeans zu reduzieren. Schriften und Flugblätter in
deutscher Sprache, mit den verschiedensten Themen für die
verschiedensten Ansprüche verbreiteten sich immer stärker und sandten
- mehr oder weniger deutlich - eine Botschaft aus, die man unter einem
Motto zusammenfassen kann: "Vergiss nie, dass du ein Deutscher bist!"
Indem man die Erst-Eingewanderten mit der
Beschuldigung des Vergessens quälte, garantierten die Pangermanisten
nicht nur die Festigung einer imaginären Vorstellung der deutschen
Nation über die Grenzen hinaus; vielmehr förderten sie auch die Idee
der sozialen Vereinigung zwischen den Bewohnern der Kolonien, die zum
Teil sehr verstreut und isoliert lagen, begrenzt in ihrer kleinen
Welt, mit ihren eigenen heldenhaften Geschichten, ihrem beengten
Blickfeld über öffentliche Wirkungskreise, ihrer schwerfälligen
intellektuellen Denkungsweise, aber auch - wie Walter Benjamin in
Bezug auf den Provinzdeutschen bestätigt - "mit lebhafter Innigkeit
und edler Selbstgefälligkeit".
Unter diesen Bedingungen war grosse
Überredungskunst nicht erforderlich: aus ihrem Zustand der Isolierung
fanden sie leicht zur Disposition irrationaler Träume; von ihrem
pietistischen Erbe zur Wahrnehmung der Lektüre, nicht als Behauptung,
die angeklagt
würde, sondern als Offenbarung anzusehen; vom
Nicht- Vorhandensein der Veränderungen, rezeptives Betrachten der
verführerischen Propaganda; von Bauern, kleinen Landbesitzern und
Handwerkern begannen sie, sich in erster Linie als Deutsche in
Brasilien anzusehen.
Aber wenn der Alldeutscher Verband,
verantwortlich für die meisten Initiativen, die die Ausbreitung der deutschen nationalistischen Gesinnung zum
Ziel hatten, ihnen die finanzielle Unterstützung und die politische
Ausdrucksweise lieferte, so provozierten die Diskriminierungen der
deutschen Immigranten und ihrer Nachkommen aufgrund des Mythos der
"deutschen Gefahr" in ihnen die Überzeugung, dass sie eben effektiv
Ausländer in Brasilien waren; Diskriminierungen, die immer gegenwärtig
waren, wenn auch in
gedämpfter Form, von
Anfang des Einwandererprozesses an, einfach durch die Tatsache, dass
diese Deutschen die protestantische Religion verkündeten, eine fremde
Sprache benutzten oder eben nur Handwerker waren.
Mit dem Aufkommen der nationalistischen Idee bei
der brasilianischen Elite, die durch die republikanische Bewegung
entstand, und besonders mit Ausbruch des ersten Weltkrieges offenbarte
sich das anti-germanische Denken sehr aggressiv; in den Kriegsjahren
zerstörte man "im Namen der Vaterlandsverteidigung" Geschäfte,
deutsche Vereine und Klubs, zerbrach die Bilder ihrer Nationalhelden,
zerriss ihre Fahnen und verbot den Druck ihrer Zeitungen. In den meist
verbreiteten Zeitschriften beglaubigte und stimulierte man diese
Vergeltungsmassnahmen: die Deutschbrasilianer wurden als Spione
verurteilt, als Verräter und Feinde
aller anderen Völker, die
eine gerechte
Strafe verdienten: "Es
lebe Brasilien, nieder mit Deutschland?". So grölte das Volk auf den
Strassen.
Seit dieser Erfahrung schlossen sich die
Einwanderer und ihre Nachkommen zusammen in dem gleichen Gefühl der
Niederlage ihrer deutschen Landsleute: sie zogen sich in ihre
Vergangenheit zurück' und bestätigten ihren Pangermanismus in der
Mission, ihn zu vertreten. Sie halten sich für missverstanden und
verachtet und prangern den Charakter der Gleichschaltung mit den von
ihnen als Luso-Brasilianern bezeichneten
in den offiziellen Berichten an. Ihre Sprache vereinheitlichend fühlen
sie mehr denn je die Notwendigkeit, ihre innere Einstellung und ihre
Ausdrucksweise nach aussen hin zu bestätigen. Und je mehr sie sich
ihrer Vergangenheit bewusst werden, desto mehr distanzieren sie sich
von Brasilien und sehnen sich nach einer Rückkehr ins Vaterland; bis -
nach Auslegung der Pangermanisten - sie der deutschen Nation näher
kommen würden, was für sie einen endgültigen Sieg bedeute.
Diese Ereignisse stellen das Objekt dieser
Forschungsarbeit dar; der Pangermanismus in Süden Brasiliens von
seinen ersten Schritten der Entstehung bis zum Beginn des zweiten
Weltkrieges, entnommen aus der Literatur, die von Journalisten,
Politikern und Schriftstellern geschrieben wurde, die sich auf diese
Lehre festgelegt hatten. Diese Unterlagen werden von uns jedoch nicht
angesehen als reine historiografische Quelle, sondern ein auf sich
beruhendes Ereignis, ausschlaggebend für den hier zu behandelnden
historischen Prozess. Ich verstehe darunter, so wie Jürgen Habermas,
dass die Wandlungen, die die Öffentlichkeit in den letzten zwei Jahrhunderten durchmachten, in festem
Zusammenhang stehen mit der Kommerzialisierung und der Ausbreitung der
"Massenmedien", welche sich an eine Verbrauchergesellschaft wenden,
die immer gieriger das
geschriebene Wort aufnimmt und dadurch zur
Bildung ihrer Meinung über Politik, Gesellschaft und Kultur gesteuert
wird. Aus diesem Grund halte ich Abstand zu den Auslegungen, die das
für die Masse Gedruckte als reines Phänomen der politischen und
ideologischen Entwicklung verstehen. Man muss den besonderen Gehalt
dieser schriftlichen Unterlagen erforschen, oder die Kultur als soziale Erfahrung sehen und in
Anbetracht dessen den verschiedenen Solidaritäten innerhalb der
Kultur, der Politik, und der Persönlichkeit eines jeden Aufmerksamkeit
schenken, Solidaritäten, die aus dem kommunikativen Handel hervorgehen
und durch die Sprache vermittelt werden.
Und zu diesen oben erwähnten Dingen füge ich
meine Überlegungen denen von Hannah
Arendt und Theodor Adorno bei,
Schriftsteller, die sich sehr gründlich damit beschäftigten, die
Massenkultur 2u enthüllen und eine ihrer wichtigsten
Entfaltungen: das Phänomen des totalitären Staates, in dem die
aufgeklärten Utopien mundtot gemacht werden durch die Verführungskunst
der Worte.
Im 1. Teil meiner Arbeit, die in drei Kapitel
unterteilt ist, versuche ich, das Erscheinen der pangermanischen
Kultur im Süden Brasiliens und seine Interferenzen im journalistischen
Diskurs der Deutschbrasilianer zu erklären.
Die Zeitungen und literarischen Texte, die für
diese Analyse ausgewählt wurden, unterliegen den Publikumskriterien,
das heisst, sie waren die vom Konsumenten "Leser" meist gelesenen. Es
erscheint mir auch als wichtig, die von diesem Gedruckten ausgeübten
Funktionen zu erwähnen, die diese zu den verschiedenen
Zeitabschnitten, in denen sie verbreitet wurden, hatten.
Ich möchte ausserdem das von den
intellektuellen Brasilianern angefertigte
Image über die deutschen Einwanderer hervorheben, wenn ich mich
hierbei auch auf Autoren sehr hochgestellter Gedanken in Brasilien
beschränken muss. Dieses Kapitel bezweckt, die Darlegungen des Mythos
der deutschen Gefahr zu analysieren, angesichts der begrifflichen
Verarbeitungen, die nach dem Aufbau der nationalen Identität
verlangten - einem wichtigen Teil zur Bestätigung einer allumfassenden
Politik, die im Auge hatte, den Staat als Zentrum für
Auseinandersetzungen von Privatinteressen anzusehen.
In diesem Vorgang muss man erkennen, dass die
verschiedenartigen Kulturen und politischen Überzeugungen, die aus
diversen Einwanderergruppen stammen, ausgelegt wurden als "die
anderen" dieser Gesellschaft, von ihnen selbst als Luso-brasilianisch
benannt,
einer homogenen Bezeichnung mit der man beabsichtigte, das ganze
Kulturgebiet zu umfassen, einem wichtigen Dokument der offiziellen
Politik, die vorhatte, sich zu legitimieren.
Im 2. Teil meiner Arbeit beschäftige ich mich
mit der Einmischung der nationalsozialistischen Bewegung in den
Pangermanismus Südbrasiliens. In diesem Zusammenhang versuche ich,
nicht nur die Rolle der Presse als Instrument der politischen
Propaganda einzuschätzen, sondern auch die daraus entstandene
religiöse oder weltliche Literatur. Ich analysiere ausserdem die
Strategien, die die Nazisten zur Ausbreitung ihrer Lehre einsetzen und
in welchem Umfang diese von der Leserschaft aufgenommen wurden. Um
meine Erkenntnisse zu gewinnen, habe ich nicht nur die Zeitungen und
andere Veröffentlichungen in Brasilien untersucht, sondern auch die
direkt von der nationalsozialistischen Partei kommenden, welche
sozusagen als Sprachrohr der Anführer des Regimes agierten. Diese
Dokumentation integriert die gesamte
Korrespondenz und die offiziellen
Veröffentlichungen der NSDAP für das Ausland, Abteilung Lateinamerika,
einem Kontinent, der das Interesse des nationalsozialistischen
Militärs verdiente, einerseits wegen der hier ansässigen
deutschstämmigen Bevölkerung, andererseits wegen der vermeintlichen
Treue derselben zu ihrem Herkunftsland.
Zum Schluss analysiere ich die feststehenden
Bindungen zwischen der religiösen Ausdrucksform (der Protestantismus), dem Pangermanismus und dem Nazismus, von einem
methodologischen Verhalten an, was sich von den vorhergehenden
Kapiteln unterscheidet. Ich lasse mich dabei leiten von den
Schriftstücken eines einzigen Autors, einem protestantischen Pastor,
der auf einzigartige Weise diverse Ereignisse der deutschen Geschichte
miterlebte und der 1925 nach Brasilien auswanderte, wo er als
Journalist, Prediger, Schriftsteller und freiwilliger Vertreter
nationaler Interessen für seine immigrierten Landsleute tätig war.
Zusammen mit ihm versuche ich, die
Wechselseitigkeit zwischen der weltlichen und der religiösen
Ausdrucksweise festzustellen, die Konflikte zwischen den Nazisten und
den Pangermanisten, den Prozess der Verweltlichung des Pietismus und
der Sakralisation der weltlichen Werte.
Aber vor allem - im Gegensatz zu den vorangegangenen Analysen, in
denen man die Beziehung zwischen der Presse, der Vorbilder und der
öffentlichen Meinung zu beweisen suchte - ist mir hierbei wichtig, die
vielfältigen Ausgangspunkte zu erforschen, die den Einzelnen an die
Gesellschaft fesseln, in die er sich einfügt, die Gründe seiner
Handlungen, die Beziehungen seiner inneren Gedanken zu seinem
ausgesprochenen Wort, seiner kulturellen Mentalität, die sich im
Moment eines Konfliktausbruchs in eine politische Gesinnung verwandelt
- ein überaus wichtiger Faktor, um diejenigen zu verstehen, die sich
zu totalitären Bewegungen und Ausdrucksformen hinreissen liessen.
DIE EINWANDERER DEUTSCHER HERKUNFT IM SÜDEN
Wir riefen Arbeitskräfte und Menschen kamen.
Max Frisch
Während des ganzen 19. Jahrhunderts verliessen
ca. 57 Millionen Europäer ihre Länder und Hessen sich in Amerika
nieder, um dort zu bleiben und einen neuen Überlebensraum zu schaffen.
Bauern und Handwerker, Arbeiter und Intellektuelle, die durch
politische oder religiöse Gründe diskriminiert wurden, kamen in die
"Neue Welt", um ein neues Leben zu beginnen und somit ein neues
Kapitel in der sozialen Geschichte einzuleiten.
Diese Initiativen wurden durch eine intensive
Propaganda begünstigt, die durch das Interesse der Elite der
aufnahmebereiten Regionen veranlasst wurde, um neue
Bevölkerungsgruppen für einen Aufschwung in der Agrarproduktion, für
eine planmässige Besetzung des Landes und als Nachschub von
qualifizierten Arbeitskräften in den aufkommenden Industrien zu
gewinnen.
Die ersten Masseneinwanderungen nach Brasilien
hatten in der grossen Mehrheit die Lohnarbeit in den grossen
Hauptstädten als Ziel, wo die Industrialisierung langsam aufkam, oder
in den Kaffeepflanzungen, als Ersatz für die Sklavenarbeit.
Im Süden haben die Einwanderer unabhängig von
der zentralen Ökonomie
Bewirtschaftungen
betrieben, indem sie sich fast ausschliesslich der Landwirtschaft auf
kleinem Raum gewidmet haben. Diese neuen Siedlungen sollten die leeren
Grenzgebiete bevölkern, um sie dem Land zu erhalten und um den Markt
im Inland' mit Nahrungsmitteln zu versehen.
Dadurch wurde die Einwanderungspolitik in
Zusammenhang mit der Niederlassung von Kolonisten auf kleinen Besitzen
oftmals mit der Kolonisierung verwechselt, da es sich nicht um eine
selbständige Bewegung handelte, sondern von offiziellen Mächten
bestimmt, sei es von der zentralen oder von der regionalen Regierung
(ROCHE, 1969). Die Einwanderer erhielten normalerweise
durchschnittlich 25 Hektar Land, in praktisch unbewohnten Gegenden, um
sich der Landwirtschaft zu widmen, ohne dass sie von Sklaven Gebrauch
machen konnten.
Was deutschsprachige Einwanderer anbelangt,
steht Brasilien an 2. Stelle in Amerika, als Land, das diese
Einwanderer aufgenommen hat. An 1. Stelle stehen die Vereinigten
Staaten, wie es aus der nachstehenden Tabelle zu entnehmen ist:
TABELLE 1 -
Empfangsländer der deutschsprachigen Einwanderer
|
Canada Argentinien |
|
|
QUELLE: MARSCHALCK, 1973, S. 50
Obwohl Brasilien mit dem Ziel der
deutschsprachigen Einwanderer in Amerika an 2. Stelle steht, haben
diese sich in der Zeit der grossen transkontinentalen Immigrationen
nicht inmitten anderer Einwanderungsgruppen hervorgehoben. Obwohl
dieses die 1. Gruppe der in Massen nach Brasilien eingewanderten ist,
macht sie nur 9% der ganzen Einwanderer aus zum Beispiel waren in Curitiba nur
13,3% deutscher Herkunft, während zwischen 1886 und 1939 die Polen 49%
der Einwanderer ausmachten. (BIDEAU u. NADALIN,
1988). In Porto Alegre waren es im Jahre 1920 nur 12% der ganzen
Bevölkerung. Und in Rio Grande do
Sul, dem Staat, der die meisten
Einwanderer deutscher Herkunft bekam, machen sie in den 30er Jahren
nur 19,3 % der Bevölkerung aus (GERTZ, S.20).
Indessen, wenn der numerische Anteil, verglichen
mit anderen Einwanderungsgruppen, klein ist, heben sie sich
andererseits hervor durch die demographische Konzentration in
bestimmten Gebieten, summiert zu der hohen Fruchtbarkeitsrate (im
Durchschnitt 8 bis 9 Kinder bei Frauen, die zwischen 15 und 19 Jahren
heiraten, und 7 Kinder bei denen, die zwischen 20 und 24 Jahren
heiraten (BIDEAU u. NADALIN, 1988, S.1049). Dieses Wachstum bestimmte
die Vergrösserung der Kolonien, sowie auch Übersiedlungen in nahe oder
weiter entfernte Regionen von Rio Grande do
Sul, Santa Catarina und Paranä.1
Während der kaiserlichen Regierung die
Einwanderung deutscher und italienischer Herkunft anregte, um unter
anderem den kleinen Landbesitz zu stimulieren, und da diese Länder
keine imperialistischen Kolonien in Amerika besassen, bedeutete das
dann auch kein Risiko für die portugiesische Oberherrschaft, aber die
herrschenden Klassen des Landes waren dagegen. Sie sahen in der
Einwanderungspolitik die Ankündigung der Abschaffung des [2]
Sklaventum und in der Landaufteilung eine
Bedrohung ihrer eigenen Gebietsausbeute in grosser Skala. Seitens der
preussischen Regierung konnte man auch keine günstige Haltung
gegenüber der
Auswanderungen nach Brasilien beobachten. Ihr Interesse beschränkte
sich ausschliesslich auf den Handel von Rohstoffen, da auch die
brasilianischen Grenzen noch nicht festgelegt waren, was ein
schwerwiegendes Risiko für eine stabile Kolonisierungspolitik
bedeutete. Die Nachrichten über die Behandlung der freien Arbeiter,
die in der europäischen Presse durch Schriftsteller wie Davatz
[3]
verbreitet wurden und die Aufrechterhaltung des Sklaventums
waren massgebende Gründe, um die Einwanderungen zu verhindern. Auch
der katholische Glaube, als offizielle Religion, beschränkte die
Rechte der Einwanderer anderer Konfessionen, indem sie rechtmässiges
Heiraten und so auch die Regelung von Erbschaften verhinderte. Das
waren, unter anderem, die Gründe, die 1859 zur Herausgabe des "Dekrets
von Heydt" geführt haben, das den Immigrationsagenten verbat,
preussische Bürger nach Brasilien anzuwerben (BRUNN, 1971).
Zu Bismarcks Zeiten hat sich die offizielle
Haltung kaum geändert. Für den Kanzler gehörte Brasilien unter
Nordamerikas Einfluss, zu dem er weiterhin, für eine bessere
Durchführung der geschäftlichen Verbindungen, gute diplomatische
Beziehungen pflegen wollte. Ausserdem fand er, dass Deutsche, die ihr
Land verliessen, richtige Verräter wären. Seiner Ansicht nach:
Ein Deutscher, der sein Vaterland abstreift wie
einen alten Rock, 1st für mich kein Deutscher mehr, Ich habe kein
landsmannschaftliches Interesse mehr für ihn. (apud
BRUNN, 1971, S.127)
Trotz der offiziellen Einschränkungen sind
etliche Gruppen deutscher Abstammung nach Brasilien eingewandert, sei
es durch Initiative der brasilianischen Regierung, die bis 1830 ca.
6.000 Deutsche nach São Leopoldo in Rio Grande do Sul brachte und
auch kleinere Ansiedlungen in anderen Staaten gründete, sowie auch
durch Privatinitiativen (BRUNN, S.4).
Um die Opposition, die die brasilianische Elite
auf die kaiserliche Regierung ausübte, zu umgehen, wurde 1824 eine
Zusatzverordnung eingeführt, die den Provinzen die Initiativen gab,
die Einwanderungen selbständig zu fördern. In den darauffolgenden
Jahrzehnten verfügen Santa Catarina
und Rio Grande do Sul über eine
Gesetzgebung, die das Kommen ausländischer Arbeiter offiziell
begünstigt. Ab 1882 wurde ausser den Provinzregierungen auch den
Bürgermeisterschaften das Rechte zur autonomen Kolonisierung ihrer
Ländereien gegeben (DREHER, 1984, S.34).
Der Staat Rio Grande do
Sul hat die offizielle deutsche
Einwanderung am meisten gefördert, an 1. Stelle wegen des Erfolges der
ersten Erfahrungen und an 2. Stelle, weil es den Interessen der
Viehzüchter entsprach, die in der Mehrheit im Süden der Provinz waren.
Da die Abnehmer ihrer Produkte sich im Norden des Landes befanden,
gewährte ihnen die Besetzung dieses dazwischenliegenden Gebietes eine
bessere Infrastruktur für den Transport ihrer Produkte; der Wald wurde
abgeholzt und Wege wurden durch die Einwanderer geschaffen, die dann
auch selbst zu Abnehmern ihrer Produkte wurden. Ausserdem sicherte
diese totale Besetzung des Landes die einigen Grenzen. Dadurch
gründete die Regierung von Rio Grande do
Sul zwischen
1849 und
1918-22 Kolonien mit deutschsprachiger Bevölkerung.
In Santa Catarina
war die offizielle Initiative viel
weniger ausgeprägt. Es hat sich nur die Kolonie São Pedro de Alcantara hervorgehoben,
die 1829 noch durch die zentrale Regierung gegründet wurde, und Brusque, die 1961
9.000 Kolonisten in dieses Gebiet brachte. Die wichtigsten Kolonien
dieses Staates sind der privaten Initiative zu verdanken, wie die des
Hermann Blumenau's, der 1848 eine
Agrarkolonie gründete, die seinen Namen erhielt, und später auf seine
Bitte offizialisiert wurde und die Unterstützung von deutschen
Privatunternehmen erhielt.
Zu dieser Zeit, politisch wie auch ökonomisch
gesehen, kam die wichtigste Unterstützung für Santa Catarina aus Hamburg.
Dort beginnt, im Gegensatz zur offiziellen preussischen Politik, die
Privatinitiative ihre Aktivität, um Kolonisten in Brasilien
anzusiedeln, die nicht einmal durch die deutsche Vereinigung
unterbrochen wird. Es handelt sich um d i e "Kolonisationsgesellschaft
von Hamburg", der sich dafür eingesetzt hat, von 1850 bis 1888 17.408
Kolonisten nach Joinville und Umgebung zu bringen. Ab 1887 schloss
sich dieser Verein an Bankiers und Industrielle aus dem Rheinland und
Berlin an, unter der Führung von Carl Fabri, einem enthusiastischen
Nationalisten, der die utopische Vorstellung hatte, in Santa Catarina eine
teuto-brasilianische Republik zu gründen
und somit die deutsche Anwesenheit in Latein-Amerika zu garantieren.
Seiner Meinung nach hätten die Einwanderer dieser Herkunft dafür schon
eine autonome Gruppe in der sie aufnehmenden Gesellschaft gebildet und
besassen, laut Fabri, eine höhere Kultur als die bereits Ansässigen.
Er hoffte, dass sie sich natürlicherweise den Interessen des Deutschen
Reiches
anschlossen und dadurch einen Abnehmermarkt
grossen Ausmasses schufen.
Der Norddeutsche Lloyd aus Bremen, als grösste
transatlantische Schifffahrtsgesellschaft in Deutschland, war
seinerseits verantwortlich für die Einwanderung von 47.000 Menschen'
im Jahre 1890. Es handelte sich um ein grosses Geschäft, das durch
Propaganda und durch verschiedene Einwirkungen öffentlicher Stellen
angespornt wurde. Daraus entstand der Zusammenschluss von der
Kolonisationsgesellschaft von Hamburg mit dem Norddeutschen Lloyd und
der Südamerikanischen Dampfschifffahrtgesellschaft, was die
"Hanseatische Kolonisationsgesellschaft'’ hervorbrachte, und die dann
nicht nur für den Transport der Immigranten verantwortlich waren,
sondern auch für den Kauf der Ländereien und für die Organisation der
Kolonien in Santa Catarina (RICHTER, 1986).
Dieses sind die ausdrucksvollsten Beispiele der
Initiativen, die die deutsche Einwanderung nach Brasilien angespornt
haben. Sie gehören zu den Massnahmen, die durch öffentliche und
private Initiativen in Amerika und in Europa begonnen wurden, die die
Bevölkerung in eine "teure Ware verwandelte; eines Geschäftes, das
Banken, Transportgesellschaften und Makler mit verwickelte und zu
gleicher Zeit das Problem der überflüssigen Arbeitskraft in Europa und
der fehlenden Arbeitskraft in Amerika löste.
Dennoch geschah die Auswanderung nicht immer aus
zwingenden Gründen. Viele Europäer verliessen ihr Herkunftsland auf
der Suche nach neuen und besseren Lebensbedingungen und in der
Hoffnung, ihr Kapital zu vergrössern, oder aber - im Falle vieler
deutscher Immigranten- war die Abwanderung eine Strategie der
Auflehnung gegen die Proletarisierung. Dirk Hörder, (1988, S.391-
425), weist daraufhin, dass etliche Facharbeiter Deutschland verliessen, in Amerika
autonome Fortbestehungsformen in Handwerksbetrieben neu zu schaffen.
Nach Ansicht des Autors handelt es sich hierbei nicht um
Völkerwanderungen zwischen verschiedenen Ländern, sondern zwischen
Arbeitsmärkten, welche seit jener Zeit als internationaler Austausch
einfach notwendig sind.
Die Schlussfolgerungen von Hörder werden durch
die empirischen Forschungen über die ersten Einwanderer von São
Leopoldo bestätigt. Obwohl sie nach dorthin auswanderten, um sich
ausschliesslich landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu widmen, ist zu
beobachten, dass ca. 60% von ihnen nebenher auch noch anderen
Beschäftigungen nachgingen. Diese wurden ganz offen angeben in der
Absicht, ihren eigentlichen Beruf zu erwähnen. Die von ihnen
entwickelten Arbeitstechniken wurden vom Vater an den Sohn
weitergegeben - ein Überbleibsel aus der deutschen Kultur des
Mittelalters, und die ihnen ein zusätzliches Einkommen brachten und
gleichzeitig einen besseren Status verlieh als den Ungelernten. Diese
Spezialisierungen, wie zum Beispiel Tischler, Metzger, Weber, Müller
usw. erleichterte ihnen garantiert den Anschluss an das Stadtleben,
während viele andere wegen der Landzersplitterung durch Erbschafts-
Aufteilungen wieder ausgewandert sind (WEIMER, 1979).
In den Dokumenten über die ersten Einwanderer in
Brasilien steht, dass diese Gruppen in ihrer grossen Mehrheit aus
heimatlichen Landgebieten kamen, die schon zu stark besiedelt waren.
Sie sahen in Amerika die Möglichkeit der Verwirklichung ihrer Träume
von der "Neuen Welt", in der es keine Könige, Feudalherren und
Knechtschaft gab. sondern jede Menge Land und Arbeitsmöglichkeiten:
Aqut näo podemosflcar
Aqui não podemos volver Pois os Hassten e os notaries
Nos tiram a malar parte
[4]
Vamos
parttr agora Para o belo pais America Coda qual
amt me sua trouxa So
as diDldas
deLxamos aqui
[5]
[6]
Adeus pdtrta mal agrndecida Vamos para uma outra terra Vamos para
o
Bras/I
Partimos com a mulher
e aßlharada Emtgramos para a terra
promettda All se encontra
ouro coma areia Logo, logo, estaremos
no Brasil
3
Diese Lieder verdeutlichen die Haltung der
Immigranten ihrem Herkunftsland gegenüber und ihre Erwartungen, die
sie dem neuen Ziel entgegenbringen. Diese Erwartungen entstanden durch
die Propaganda der Kolonisationsbetriebe oder durch Nachrichten von
Verwandten und Freunden, die schon ausgewandert waren. Im Gegensatz zu
der Literatur, die sich dem Leben der ersten Auswanderer widmet,
zeigen diese Lieder, dass die Vaterlandsliebe und die
Gewissenhaftigkeit, die deutsche Rasse fortzusetzen, kein Bestandteil
mehr dieser sozialen Gruppen waren, was sie jedoch nicht
hinderte, dass sie Traditionelles aus der
Vergangenheit holten, was dem Nationalismus ihrer Nachkommen eine
Ehrung erweisen würde.[7]
In der grossen Mehrheit waren es Bauern, die
selten dem staatlichen Leben verbunden waren. Obwohl sie den König und
seine Sinnbilder vergötterten, war ihr patriotisches Gefühl nur an die
Erde und den Ort, wo sie mit ihren Familien und Nachbarn wohnten,
gebunden und nicht an ein weites Land, das man eine Nation nennen
konnte.
Wenn sie sich in andere Regionen begeben, holen
sie ihre ursprünglichen Traditionen wieder hervor, die sich mit denen
der Empfangsgesellschaft vermischen, wie Goethe es in dem
nachfolgenden Vers symbolisiert:
Ficar. Ir, ir.ßcar
Seja tgual para
o homem capaz
Onde produzlmos algo
ütil
Este 6 o lugar que methor nos siwa.
[8]
Ab 1848 kommen zu den Auswanderern, die ihre
Länder aus ökonomischen Gründen verlassen, die Verbannten und die, die
freiwillig wegen politischen Gründen auswandern. Es sind die
sogenannten ”1848er. Kinder", die "Märztage-Männer", oder
volkstümlicher noch, die "Brummer". Ausser ihren Frustrationen über
den Misserfolg im Zusammenhang mit der Entwicklung jener politischen
Bewegung, unterscheiden sich diese liberalen, romantischen
Nationalisten oder Sozialisten von den Pionieren durch ihre
beruflichen Tätigkeiten: sie sind in der grossen Mehrheit
Handwerker, Intellektuelle oder in einer
kleineren Skala auch Angestellte. Die Tatsache, dass sie in
offiziellen Statistiken als Bauern erscheinen, wird den Bedingungen
zugeschrieben, die den Auswanderern gestellt wurden - es sollten
vorwiegend Landwirtschaftsarbeiter sein. Um die Auswanderungsrechte
zu' erhalten, schrieben sie sich als Bauern ein, und sobald sie angekommen waren, siedelten sie in die
nächstliegenden Städte um. Wenn das nicht möglich war, betrieben sie
neben der Landwirtschaft auch noch irgendein kleines Handwerk, was
dann langsam für das Erschein von den ersten kleinen und mittleren
städtischen Siedlungen in diesen Regionen verantwortlich war.
Aus den Dokumenten, die ich über die ersten
Einwanderer der Kolonie "Dona Francisca" fanden, welche von der
Hanseatischen Kolonisationsgesellschaft organisiert wurde, lässt sich
die Existenz von mindestens 40 Berufen, die dem städtischen Milieu
entsprechen, feststellen. Tischler, Schneider, Schuster, Mechaniker,
Schlachter, Bierbrauer, Müller, Bäcker, Klempner, Buchdrücker, unter
anderen, sind die Berufe, die mehr als die Hälfte der Einwanderer
dieser Kolonie zwischen 1852 und 1864 ausüben.[9]
In diesen Dokumenten stellt man auch fest, dass diese Facharbeiter
nicht länger als ein bis zwei Jahre in dieser Gegend blieben und dann
nach Curitiba, Porto Alegre oder São Paulo umsiedelten.
Weimer hat das Verhältnis zwischen dem Beruf der
Immigranten und der Gesellschaft des Landes in São Leopoldo
ausführlicher studiert. Er stellte fest, dass zwischen 1845 und 1899
sich 46% dem landwirtschaftlichen Milieu widmeten, während 53,9% im
städtischen
Bereich waren, wo die beruflichen
Qualifikationen zu dieser Zeit spezialisierter waren und durch das
relative Wachstum des Abnehmermarktes begünstigt. Obwohl der Autor
seinen Artikel mit As profissões
dos imigrantes alemães
no Rio Grande
do Sul (Berufe der deutschen Einwanderer in Rio Grande
do Sul) bezeichnet,
bezieht er selbst in diesen auch Menschen aus Holland, der Schweiz,
Schweden, Dänemark, Österreich, Serbien, Mähren und Russland mit ein;
eine wichtige Bemerkung. um die homogenisierenden Analysen, die über
diese Bevölkerung gemacht wurden, zu bestreiten (WEIMER, 1979, S.
307-19).
Die Beziehung von den "Brummern" zu den ersten
Einwanderern war auch nicht einfach. Sie wurden als Intellektuelle
Stadtmenschen gesehen, deren Sprache beinahe so unverständlich wie die
portugiesische Sprache war. Langsam unterschieden sie sich auch durch
ihre Kaufkraft und bald auch dadurch, dass sie sich leichter in das
öffentliche Leben einfügten. Durch diese Unterschiede wurden sie bald
zu Vertretern dieser Gruppe, wie zum Beispiel Männer wie Karl von Koseritz in Porto Alegre
und Ottokar Dörffel
in Joinville. Ersterer war Journalist, Verleger, staatlicher
Abgeordneter und Verwalter der Interessen der deutschen Bauern, was
ihr Grundvermögen anbetraf. Der andere war Gründer der Zeitung
"Kolonie", der erste Zeitung in deutscher Sprache, und er war auch der
erste Bürgermeister der Stadt.
Diese beiden Abschnitte der Einwanderung stellen
die erste Phase der Besetzung mit europäischer Bevölkerung, die
deutsch sprachen, im Süden dar, die trotzdem untereinander bedeutende
interne Unterschiede aufweisen, die erst im Laufe der Zeit durch den
sozialen Umgang gemildert wurden. Die generische Bezeichnung
"Deutsche" oder "Landwirte" muss durch eine sorgfältigere empirische
Nachforschung klargestellt werden, die nicht versuchen sollte, in der
Vergangenheit ein Bild zu entwerfen, dass nur in
Äusserungen der Verteidiger oder Kritiker ihrer kulturellen
Organisation ab Beginn des 20. Jahrhunderts einen Sinn hätte. [10]
Im Gegensatz zu den geläufigen Behauptungen der
traditionellen Historiographie hielten sich dieses Eiwanderungsgruppen
der erste' Phase nicht abseits der Politik. Im Gegenteil: sie nahmen
an der Politik teil, sowie es zu ihrer Zeit und in ihrem Milieu
möglich war. Sie gründeten Vereine zur gegenseitigen Hilfe und zur
Beschützung ihrer Dörfer wie zum Beispiel die Schützenvereine. Mit
eigenen Mitteln gründeten sie Schulen und Kirchen, sowie auch
Freizeiteinrichtungen wie Verkaufsstände, Kneipen und Bierstuben
(AMADO, 1978). Ausserdem organisierten sie einen Gemeindeart, der über
interne Konflikte entscheiden und sie den Autoritäten der Provinz
übermitteln sollte. Sie blieben relativ isoliert von der Gesellschaft
ihres Einwandererlandes, wegen der Unkenntnis der neuen Sprache und
auch wegen der geographischen Lage ihrer Ansiedlungen. Wenn sie in
grössere Zentren abwanderten, integrierten sie in die soziale Schicht,
die ihrer eigenen entsprach und traten unter grösseren oder kleineren
Schwierigkeiten den kulturellen Diskriminierungen entgegen. Wie auch
die Immigranten anderer ethnischer Gruppen hielten sie eine gewisse
Verbindung zum Herkunftsland aufrecht durch Briefwechsel mit Freunden
und Verwandten, aber sie träumten nicht von einer Rückkehr, weil sie
im speziellen Fall der preussischen Regierung und der Junker, die die
Oberhand hatten, als Verräter, Deserteure und Verächter der
Lohnabhängigen angesehen worden waren. Sie
mussten sich an Amerika oder an ihre Kolonie, an den Kaiser oder den
Bürgermeister, ans Klima und an die Arbeit anpassen; letzten Endes an
ihre neue Heimat, soweit man diese nicht mit dem Begriff von Nation
und Regierung in Verbindung bringen würde; und ihrer Meinung nach'
passten sie sich gut an.
Neue Immigranten aus einem
neuen Land
Ab 1870 kommen andere Arbeiter nach Brasilien
und mit ihnen ihre Erfahrungen aus ihrem Heimatland. Bezüglich der
deutschen Einwanderer sind es nicht nur ehemalige Bauern aus kleinen
Dörfern oder städtische Angestellte, die aus der Proletarisierung
flüchten; sie waren inzwischen vielmehr "Bürger des Reiches", das ein
vereintes Deutschland war; und obwohl dieses zu der Zeit weiter
Arbeitskräfte hinauswirft, haben die Auswanderer doch immer noch ein
starkes Zugehörigkeitsgefühl, gefördert in Grundschulen oder die
Literatur, die einen immer grösseren und anhänglicheren Leserkreis
erobert.
Statistiken beweisen uns, dass im letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts die Zahl der Immigranten viel
ausgeprägter ist als in den vorhergegangenen Jahrzehnten. Dieser neue
Impuls ist zurückzuführen auf die ökonomische und politische
Entwicklung beider Länder. Die starke Industrialisierung in
Deutschland, der relative Erfolg der Einwanderer-Propaganda, teils
durch die Presse, teils durch die eigenen Ansiedler, oder deren
Schriftwechsel mit der alten Heimat, ziehen weitere Einwanderergruppen
in diese Gegend an. Hinzu kommen die hohe, ungesteuerte Wachstumsrate
und die Vielseitigkeit der Betätigungsmöglichkeiten, die sich aus dem
regional beobachteten wirtschaftlichen Wachstum ergaben. Zu derselben
Zeit kamen nach Curitiba und in seine angrenzenden Gemeinden eine
Vielzahl von Rückwanderern, die sich diesen Pionieren zugestellten.
Die Landkarte Nr. 1 und das
Schaubild Nr. 1 veranschaulichen uns das Anwachsen der
Siedlungsgebiete besser.
Landkarte 1 - Die
Haupt-Siedlungszentren Deutschsprachiger im 19. Jahrhundert in
Brasilien
Schaubild 1- Die
Haupt-Siedlungszentren Deutschsprachiger im
19. Jahrhundert in Südbrasilien[11]
|
Kaiserliche und
|
|
Estrela
(RS) |
1872 |
Wieder einwanderung |
Teutonia
usw. |
Po$o
das Antas (RS) |
1875 |
Wieder einwanderung |
Teutonia
usw. |
Sena
Branca (RS) |
1875 |
Wieder einwanderung |
Santo
Angelo
und
Santa Cruz |
Nova
Patria (PR) * [12] |
1877 |
Privat |
Wolga
(Russland) |
Campestre
(RS) |
1885 |
Wieder einwanderung |
Teutonia
u. a. |
Botucarai
(RS) |
1890 |
Bundes-Regierung |
Santo
Angelo
und
Santa Cruz |
Serra
Ijui (RS) |
1890 |
Staats-Regierung |
Santo
Angelo, Santa
Cruz u.a. |
Canoas
(SC) |
1890 |
Wieder einwanderung |
São
Leopoldo und Teutonia |
Barra
do Colorado
(RS) |
1897 |
Staats-Regierung |
Verschiedene
Gebiete |
Boi
Preto (RS) |
1897 |
Staats-Regierung |
Verschiedene Gebiete |
Hansa-Humboldt (SC) |
1899 |
Staats-Regierung |
Verschiedene Gebiete |
Hansa
(SC) |
1899 |
Wieder einwanderung |
Blumenau |
|
Quelle: DREHER. 1984. WILLEMS,
1980. FUGMANN. 1929. GERTZ. 1987. FOUQUET.
1974. SEYFFERTH, 1988
Mit diesen neuen Zuwanderern kamen auch Anhänger
der verschiedenen protestantischen Glaubensbekenntnisse, die zu der
Zeit Sorgen um ihre Gläubigen in der Diaspora hatten. Wenn bis dahin
die protestantischen Missionen sich besonders ihrem ausgewanderten
Deutschen innerhalb des Kontinents und in Nordamerika zugewendet
hatten, so wurde um 1870 auch Brasilien ihrer Aufmerksamkeit,
motiviert zum grössten Teil durch den Pietismus-Lehre ihre
Ernsthaftigkeit in der Evangelisationsaufgabe. Ihrer Ansicht nach
waren die Deutsch-Amerikaner schon in die Gesellschaft der neuen
Aufnahmegebiete integriert, und entsprechend der Industrialisierung
dieses Landes wurde ihre traditionelle religiöse Ausübung schon
schwächer. Die religiösen Absichten waren übereinstimmend mit denen
der protestantischen Nationalisten - oder nationalistischen
Protestanten - wie, zum Beispiel, Carl Fabri, nach dessen Ansicht die
germanischen Einwanderer in Latein-Amerika als "Kulturdünger"
anzusehen waren, oder aber als potentielle Vermittler eines
Imperialismus, der die Eroberung von Gebieten erübrigte, wenn er statt
dessen treue Anhänger und Untertanen seiner Interessen fand (PRIEN,
1989).
Die Ersteinwanderer und die ’’Brummer", die
diese Neuzuwanderer empfingen, harmonisierten anfangs nicht
miteinander, die sich selbst als "Reichsdeutsche" bezeichneten. Sie
hielten sie für zu gebildet, übertrieben an ihrer heimatlichen Gegend
hängend und als Verteidiger eines Landes, dessen Geschichte sie direkt
nichts mehr anging. Ausserdem sprachen sie hochdeutsch, was ihren
Landsleuten hierzulande nur schwer verständlich war, denn bis 1870
sprachen die Bewohner der diversen kleinen Länder, die zusammen
Deutschland bildeten, nur ihre regionalen Dialekte.
Für diese Reichsdeutschen waren die
Deutschbrasilianer Ignoranten, Trinker, total assimiliert und - nach
Aussagen der Pastoren mit akademischer Ausbildung, die in Brasilien
ihr Amt ausübten - sich sehr wenig um ihre religiösen Pflichten
kümmernd. Im Gegensatz zu den ersten Pastoren, die direkt in ihren
Gemeinden gewählt worden waren, sahen ihre Nachfolger sich als
Autoritäten an, die nur der deutschen Kirche gegenüber verpflichtet
waren, was zahlreiche Ablehnungen der Siedler zur Folge hatte. Die
Pastoren andererseits sahen die Siedler als undiszipliniert an, wenig
fromm und lediglich die religiösen Formalitäten erfüllend. Die Siedler
aber verstanden die Pastoren als Tadler ihrer Festlichkeiten und sogar
ihrer täglichen Gewohnheiten.
Ausser diesem Widerstand der Volksschicht
bekamen die neuen Pastoren die Opposition der Atheisten und Liberalen
zu spüren, die im Dasein der Pastoren einen deutsch-imperialistischen
Einfluss sahen und die Bestärkung in einer Religiosität, die sie in
Abrede stellten. (SEYFERTH, 1981, S. 51).
Aber die Nachricht über ein vereintes
Deutschland hat doch viele Begeisterte zur Folge, besonders bei den
Liberalen, die 1848 wegen des zerstückelten Vaterlandes weggingen
(KUDER, 1937). Diese versöhnen sich nun sentimental mit ihrem
Vaterland, oder lassen sich, zum Teil, davon überzeugen, dass man
möglicherweise politische oder ökonomische Vorteile von dort erwarten
könne. Und in der Tat hatte das seine Berechtigung, denn zur
Jahrhundertwende wurden bereits 45% Waren von Deutschland nach Rio
Grande do Sul ausgeführt, während an 2. Stelle England mit nur 17%
stand. Rio Grande do Sul hingegen exportierte 19% seiner Produkte nach
Deutschland, während der interne Markt noch der grössere Abnehmer war
(BRUNN. 1971, S. 151).
Wir können diese Tendenz nicht als unumschränkt
verallgemeinern, so wie wir nicht alle Reichsdeutschen als
leidenschaftliche Nationalisten bezeichnen können. Man muss
hervorheben, dass der preussische Staat Bismarcks das Ergebnis einer
Revolution "von oben" war, was einen Abbruch der Beziehung zu' dieser
Gesellschaft hervorrief und sie * in ihrem Militärbereich - in zwei
deutlich getrennte Gruppen teilte: Reichsfeinde und Reichsfreunde
(WEHLER, 1970, S. 122). Von diesen ist natürlich die erste Gruppe am
Auswandern interessiert und im Gegenteil nicht daran, die gleichen
Gefühle wie die zweite Gruppe zu bewahren.
Die Dokumentation, in der die Existenz der
sozialdemokratischen Bewegung und anderer linksgerichteter Tendenzen
erwähnt wird, war in den Archiven Brasiliens sehr gering und wurde
nicht erhalten, weil möglicherweise die ersten Gelehrten, die sich mit
der Einwanderung befasst haben, in ihrer Mehrheit schon festgelegt
waren auf eine feierliche und stolze Geschichte jener Kontingente.
Rene Gertz, (1985, S. 75-84), identifiziert indessen eine der ersten
Organisationen mit diesen Tendenzen des Jahres 1892, die sich aus
Arbeitern deutscher Abstammung in Porto Alegre
bildeten: aber man muss in Erwägung
ziehen, dass das Fehlen politischer Bewegungen dieser Art damit
Zusammenhängen kann, dass diese sich aus ethnischen und sprachlichen
Prinzipien heraus eben nicht bildeten. Wenn diese Bewegungen sich in
grössere Zentren verlegen und sich typisch städtischen Aktivitäten
zuwenden, verbinden sie sich eher über-ethnischen Gruppen, denn sie
müssen sich den gegebenen Bedingungen anpassen zugunsten ihrer
wirtschaftlichen oder politischen Interessen, oder eben denen ihrer
Klasse (HOERDER, 1988). Aber in kleinen oder mittleren Städten, in
denen die deutschstämmigen Gruppen den weitaus grösseren Teil der
Bevölkerung ausmachten, erhielt sich die
ethnische und kulturelle Identität, grösstenteils begünstigt durch das
Bestehen ihres Vereinswesens, durch die Bedingungen ihrer religiösen
Minderheit und durch die Schwierigkeit, die Landessprache zu
beherrschen.
Die Ausübung der Vereine bekommt in den
80er/90er Jahren ' einen beachtenswerten Impuls und sie breiten sich
in den folgenden Jahren immer weiter aus. Als Mikronationen empfinden
sie die Gleiche Notwendigkeit der Bestätigung des
Zugehörigkeitsgefühls und der zahlreichen Formen der Solidarität -
Charakteristiken, die zum Teil den wirtschaftlichen Aufstieg vieler
Immigranten erklären.
In Curitiba,
zum Beispiel, werden zwischen 1856
und 1926 ungefähr 50 Vereine gegründet, einige sind nur von kurzer,
andere von langer Dauer. Man schliesst sich zusammen, um zum Beispiel
eine Gruppe zu bilden, die die Funktion der freiwilligen Feuerwehr
ausübt, oder um Institutionen zu bilden, die mit dem Gesundheitswesen
zu tun haben, wie unter anderen, die Gründung des "Deutschen
Krankenhauses"; um Interessenten an Garten- oder Parkgestaltungen
zusammenzuführen; zur Anlage und Pflege des deutschen Friedhofs;
ausserdem leistet man zahlreiche Zuschüsse in Schulen und Kirchen, was
einen intensiven sozialen Austausch bedeutet. Musikanhänger schliessen
sich zusammen, Sport* oder Theater-Interessenten, oder man findet sich
einfach zur gemeinsamen Freizeitgestaltung.
Das am meisten hervorzuhebende Beispiel dieser
Vereine in Curitiba ist der "Handwerker-Unterstützungsverein", 1884
gegründet, der 1934 schon 3.000 Mitglieder zählte und zu dieser Zeit
schon einer der grössten dieser Art im Lande war. Inspiriert durch die
Thesen der Sozialdemokratie, richtete er seine Aufgaben zugunsten des
Gemeinwesens aus, das sich mit dem Gesundheitswesen, der Erziehung und
Freizeitgestaltung befasste, auf der Suche danach, auf eine bestimmte
Art die diesbezüglichen Richtlinien des brasilianischen Staates zu
ergänzen mit denen, die sich im Herkunftsland entwickelten. Wären
diese erst einmal festgelegt, würde sich das Ansehen seiner Existenz
nicht nur durch seine Arbeiter und Handwerker erhöhen, sondern auch
auf anderen Gebieten, soweit sie die Weltanschauung derer integrieren
würden, die "am Beherrschen der deutschen Sprache festhielten". Diese
und andere Institutionen verstanden sich also als affektive
Vertretungen eines intervenierenden Staates und taten alles für ihre
"Untergebenen", kümmert sich unter anderen um ihre Sicherheit, ihre
Erziehung und Ausbildung, ihre Gesundheit und Arbeitsplätze. So
verhält sich auch der "Deutsche Klub" in Curitiba,
1869 gegründet, nicht nur zum Zweck
der erholsamen Freizeitgestaltung, sondern übernimmt ab 1880 auch
Wohltätigkeitsaufgaben. In seinen Statuten ist eine Finanzhilfe bis zu
12 Monaten vorgesehen für diejenigen Mitglieder, die krank oder
arbeitslos würden. Diese Unterstützungen waren jedoch vom
disziplinierten Benehmen der Bedürftigen abhängig, was folgendermassen
in den Satzungen festgelegt war:
(...) diese Unterstützung wird nicht an
Mitglieder ausgezahlt, die ihre Beiträge seit 4 oder mehr Monaten
nicht entrichtet haben, oder an Kranke, deren Zustand durch
Streitigkeiten oder Trunksucht entstanden ist (...) (apud
NADALIN, 1972, s. 9).
Aber auch wenn es nur die Freizeitgestaltung
betrifft, sind die Voraussetzungen in diesen Vereinen dieselben wie
oben erwähnt. So heisst es zum Beispiel in den Statuten desselben
Klubs weiter:
(...) Der Klub "Germania" erfüllt den Zweck,
seinen Mitgliedern erholsame Freizeltstunden in erfreulicher und
sittlicher Gesellschaft zu bieten, wie zum Beispiel durch gemeinsamen
Gesang, durch Lesestunden u.a. Vergnügungen, die diejenigen
bereichern, die wahrhaft danach suchen (idem, 1972, s.9)
Der Germania-Verein, wie auch andere Gesangs-,
Theater- oder Sportvereine in Curitiba
und auch in anderen Städten,
setzten also ''Moral" voraus, angeregt durch das in den Vereinen sich
entwickelte Gefühl der harmonischen Einigkeit zwischen seinen
Mitgliedern, die sich als ein Teil desselben Organismus empfanden:
Man singt und macht überall Musik. In den
Kirchen singen die Gläubigen, in Ihren Körperschaften die Studenten,
beim Marschieren die Soldaten, auf ihren Wanderschaften
die Handwerker. 10
Ausser dieser Art Vereinen gab es aber auch
korporative, die - wie die deutschen Zünfte - die verschiedenen
Berufssparten zusammenfassten, um deren Interessen vor der
Gesellschaft zu vertreten, während sie gleichzeitig die Legalität des
allgemeinen Verbrauchers eben dieser Sparte in der Öffentlichkeit
garantierten.
Kleine Zirkel, Körperschaften, Freizeitzentren,
in denen die Teilnehmer sich treffen und gesehen werden wollen,
Erhaltung der Sprache und Tradition der Vorfahren - das alles entsteht
in dieser Zeit, charakterisiert durch die aus der Heimat mitgebrachten
Erfahrungen, die - auf örtlicher Ebene - ganz einfach übersetzt und
neu herausgegeben werden können, ungefähr im Sinne von "Einigkeit
macht stark".11 Trotz der Einmischung der Pastoren der
deutschlutherischen Kirche sind doch in dieser Zeit alle Initiativen
auf die Urheberschaft der eigenen Einwanderer-Gemeinden
zurückzuführen. Erst etwas später werden sie von ausländischen
Institutionen unterstützt, deren Ausübungen nach dem Ausruf der
Republik grössere Relevanz erhalten. Und zusammen mit ihnen entdecken
und erkämpfen die brasilianische Regierung, wie auch Deutschland, den
[13]
[14]
Süden Brasiliens - und zwar beide unter
derselben sozial-politischen Vorstellung des Nationalismus.
Die
Einwanderung zur Zeit der Republik
Mit dem Ausrufen der Republik und dem Ende der
Sklaverei stellt die Emigration aus Europa eins der Hauptthemen der
Debatten um die Arbeitskraft-Nachfrage in der Landwirtschaft dar, die
erst die Voraussetzung der Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse
Brasiliens garantiert. Daraus entstehen eine Menge Initiativen, alle
mit dem Versuch, Immigranten verschiedenster Herkunft in die
wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes anzulocken. Auf Grund der
daraus entstehenden Bevölkerungsdichte, im Zusammenhang mit der schon
beginnenden städtebaulichen Gestaltung, ergeben sich Probleme der
Versorgung - eine neue politische Aufgabe, die durch die Immigration
überwunden werden muss. Zur Arbeit in der Landwirtschaft kommt die
Verteilung von Länderleien landwirtschaftliche Produktion von
Nahrungsmitteln im Innern des Landes, oder besonders auch in der Nähe
grosser Farmen, die sich auf Monokulturen spezialisiert haben. Damit
konnte man die Kosten der Reproduktion verringern, andererseits -
falls nötig - das Kontingent der Arbeitskraft jener produktiven
Zentren erhöhen (STOLCKE & HALL, 1983. S. 80-120).
Es ergibt sich aus diesem Kontext, dass das
Kolonisations- System in den Südstaaten Brasiliens von den
Intellektuellen und Politikern der jungen Republik neu bewertet wird;
obwohl es sich weiterhin am vorhergegangenen System ausrichtet in
Bezug auf die Gründung von Siedlungen mit kleinem Landbesitz, der sich
- sozusagen als Zusatz - in die Nationalökonomie integrieren muss, sei
es zur Zusatzversorgung von Verbrauchsgütern in
dynamischen Zentren, oder sei es als potentieller Lieferant von
Arbeitskräften durch interregionale Zuwanderung.
Es fiel, wie im Kaiserreich, den Gouverneuren
die Aufgabe zu, diese Siedlungszentren in ihren Territorien zu
gründen, wobei diese eine einzige einschneidende staatliche
Einmischung erdulden mussten, darin, dass ein rigoroses Verbot
bestand, das die Zusammenballung ethnischer Gruppen in derselben
Gegend untersagte, hingegen gemischte Siedlungen vorschlug,
vorzugsweise aus Ausländern und Einheimischen bestehend. Diese
Massnahme erklärt sich unter anderen durch die Vorstellung der
Ausbreitung der "deutschen Gefahr", deren Anhänger in der ethnischen
Konzentration ein Risiko sehen wollten durch die Einmischung in
kulturelle, politische und territoriale Aspekte.
Die warnenden Hinweise auf dieses Risiko hatten
jedoch keinen Rückfluss der Einwanderung aus Deutschland zur Folge.
Wenn der Immigrationsrhythmus sich verlangsamte, so kam das eher durch
ökonomischen Zufall, von denen die jeweiligen Regierungen abhängig
waren, als vielmehr durch die Wirksamkeit anti-germanistischer Reden;
in Rio Grande do Sul sind zu der Zeit die Abholzungen der Waldgebiete
der Hauptgrund der finanziellen Reduzierung des Staatshaushalts für
die Einfuhr von Arbeitskräften. In Santa Catarina
werden zwar einige neue Siedlungen
gegründet, aber - aus ähnlichen Gründen wie den oben erwähnten -
vergeben die offiziellen Stellen Klein-Landbesitz lieber an Nachkommen
der Ersteinwanderer, infolge ihres beträchtlichen Wachstums. Im
Gegensatz dazu macht Paraná grosse Anstrengungen zur Besiedlung seines
Gebietes, anfangs die transkontinentale Immigrationspolitik anwendend.
Im 20. Jahrhundert lassen sich in diesem Staat
die meisten europäischen und asiatischen Einwanderer nieder, mit
Ausnahme von Italienern, Spaniern und Portugiesen. Es kommen
ukrainische, russische, japanische, polnische und deutsche Arbeiter,
besonders eben Osteuropäer, die aus wirtschaftlichen, politischen oder
religiösen' Gründen aus ihren Ländern auswandern. Zu ihnen gesellen
sich diejenigen anderer älterer Siedlungsgebiete, die wegen der
Landaufteilung aus Erbschaftsgründen ihre Gebiete verlassen und sich
im Norden der Südstaaten neu ansiedeln wollen.
Die Einwanderer aus Deutschland haben allein in
Paraná von der Jahrhundertwende bis zum Jahr 1953 dreizehn
Landwirtschaftssiedlungen in verschiedenen Gegenden dieses Staates
geschaffen, wie aus der Landkarte 2 ersichtlich wird.
Landkarte 2 - Die Haupt-Siedlungszentren Deutschsprachiger im Paraná |
Wenn man diese Entwicklung von Siedlungszentren
genau betrachtet, kann man feststellen, dass diese Land-Besetzung fast
eine Herausforderung für die jeweilige Landesregierung darstellt, die
sich nur in eine weitere Wirtschaftsplanung abändert, wenn der
Verwaltungsapparat andere Verpflichtungen eingehen muss, die in seinen
Kostenanschlägen aber mit der demographischen Besiedlungen
einhergehen; sobald der Eintritt, versucht man, durch eine Reihe von
Reden sein Verhalten zu rechtfertigen, unter anderen, das der
Bevorzugung nationaler Arbeitskräfte. Auf Grund dieser Feststellung
beurteilen wir die Interpretation von Wilson Martins als unkorrekt,
dessen Worten nach dieser Neuorientierung sich auf patriotische
Absichten der Gouverneure zugunsten ihrer Landsleute bezog. Wir
zitieren hier das gleiche Beispiel von Martins, das nach den Worten
von Caetano Munhoz da Rocha, aus Paraná, in
seiner Rede aus dem Jahr 1922 eine nationalistische und
fremdenfeindliche Haltung erkennen lässt. Der Staatspräsident erklärt
sich gegen die Einwanderung, wenn sie aus öffentlichen Kassen
bestritten worden muss.
(...) da es ihm weder gerecht noch vertretbar
erscheine, dafür Geldmittel zur Verfügung zu stellen, die in den
Schul- und Strassenbau gesteckt werden könnten, zum Wohl der Nation
und der wahren Bevölkerung dieses Landes, nämlich den Wegbereitern des
Landesinnern (apud MARTINS, 1989, S. 91).
Bald jedoch werden - zur Zeit derselben
Konjunktur und der ihr folgenden - andere Politiker und Intellektuelle
aus Paraná eine enorme Propaganda starten, um europäische Immigranten
anzuwerben, die entweder direkt aus dem Ausland kommen, oder aus
anderen brasilianischen Gebieten, wie Söhne von Ausländern, die nur
wenig der nationalistischen Gesinnung unterliegen. Dieser zweite
Gedankengang lässt sich damit begründen, dass dies weniger kostspielig
ist als die Ansiedlung direkt aus Europa kommender Arbeitskräfte. So
besorgt - durch eine patriotische, in dem Augenblick günstige Rhetorik
- die jeweilige Landesregierung ihre notwendige Arbeitskraft, ohne die
gleiche Menge an Geldmitteln einsetzen
zu müssen wie die
Nachbarstaaten, was zur Erhöhung seiner Einnahmen beiträgt, die sich
aus der neuen wirtschaftlichen Entwicklung ergeben.
Nicht einmal der erste Weltkrieg konnte die
Politiker der Südstaaten beeinflussen, die für die europäische, und
ganz spezifisch für die deutsche Einwanderung waren. Anhand der
Tabelle Nr. 2 lässt sich ein starkes Anwachsen der Immigration aus
diesem Herkunftsland - im Vergleich zu vorhergegangenen Jahren –
feststellen.
Tabelle
Nr. 2 -Einwanderer deutscher Herkunft in Brasilien -
Einwanderungsjahr |
1900-09 1910-19 1920-29 1930-39 TOTAL |
Zahl der Immigranten |
13.848 25.902 75.839 27.629 143.218 |
Quelle:
GERTZ, 1987, a 15
Diese Angaben zeigen, dass auch im 20.
Jahrhundert die Gruppe von Immigranten deutscher Herkunft den 4. Platz
belegt, nach den Italienern, Portugiesen und Spaniern.
In der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, als der
Mythos von der deutschen Gefahr mit grosser Intensität durch die
Presse, die Intellektuellen und den Nationalismus der Politiker
geschürt wird, begnügen sich die drei südlichen Landesregierungen
damit, Kampagnen zu starten, um für die portugiesische Sprache zu
plädieren und die Einschränkung bekanntzugeben, dass Einwanderer nicht
in öffentliche Dienste treten dürfen; Massnahmen, die sich nach
Kriegsende wieder lockern. Die grösste Diskriminierung bis 1930 kommt
von der bürgerlichen Gesellschaft, die in den Immigranten nur den
Ausländer sieht. Diese Einstellung würde zu einem Klima der Ablehnung
dieser Schicht gegenüber beitragen, was zu drastischeren Massnahmen
seitens der offiziellen Stellen erst während der neuen Staatsform
führen würde. Aber bis dahin nimmt die Zahl der Deutschstämmigen und
Neueinwanderer noch zu, und diese gemessen eine relative Autonomie in
ihren politischen Ausübungen. Ihre Zuwachsrate schwankt, wie die der
anderen Länder auch, was jedoch auf die wechselhafte Regionalökonomie
zurückzuführen ist.
Eine präzise Zahlenangabe der deutschen in
Südbrasilien und den anderen Staaten zu nennen, ist eine sehr
schwierige Aufgabe, denn die zur Verfügung stehenden Angaben wurden
meist von intellektuellen gemacht, die von dem romantischen Begriff
des Nationalismus und von der Idee "Grossdeutschland’' eingenommen
waren, was sie dazu führte, nicht zu unterscheiden zwischen
denjenigen, die schon Enkel und Urenkel deutscher Einwanderer waren
und völlig assimiliert, und denen, die sich selbst hierzulande als
"Deutsche" ansahen, oder, die effektiv noch aus Deutschland stammten.
Als eine Veranschaulichung erwähnen wir die
Forschungsergebnisse des Geographen Reinhard Maak, der sich sehr
eingehend mit der deutsch-stämmigen Bevölkerung in Paraná, dem
jüngsten Kolonisationsstaat, beschäftigt hat; er stellte unter anderen
fest, dass von den 126.000 deutscher Abstammung allein 40.000 ihre
Muttersprache schon nicht mehr beherrschten (MAACK, 1939, S. 8 -28).
Im Gegensatz dazu erwähnt der Pangermanist Ghese
(1931), dass sich in demselben Gebiet zu der Zeit allein im Süden
1.200.000 Deutsche befunden hätten, die alle in den Interessen und
Weltanschauung ihres Herkunftslandes übereinstimmten.
Trotz dieser Ungenauigkeiten können wir in
Übereinstimmung der Nachweisquellen die von Gertz angegebenen Zahlen
akzeptieren, deren Berechnung für das Jahr 1935 aus der Tabelle Nr. 2
hervorgehen.
Staat |
Zahl der Immigranten
und Nachkommen |
Rio Grande do Sul |
600.000 |
Santa Catarina |
220.000 |
São Paulo |
90.000 |
Paraná |
70.000 |
Rio de Janeiro |
25.000 |
Espírito Santo |
15.000 |
TOTAL |
1.020.000 |
Quelle: GERTZ. 1987. S. 14 |
Bezüglich der Südstaaten stellen diese Zahlen
19,62% der gesamten Bevölkerung von Rio Grande do Sul dar, 22% von
Santa Catarina und 6,9% von Paraná.
Die Ursprungsgebiete der Immigranten des 20.
Jahrhunderts sind ebenfalls schwer feststellbar, denn sie kamen aus
sehr viel verschiedenen Gebieten als ihre Vorgänger, so wie auch die
Gründe der Auswanderung andere waren, was erst nach genaueren
monografischen Studien kommentiert werden kann. Es waren jedenfalls
nicht wenige Deutsche, die aus den ehemaligen afrikanischen Kolonien
kamen, weil sie durch die Vorherrschaft der Alliierten nach dem ersten
Weltkrieg vertrieben wurden (WILLEMS, S. 65). Wieder andere kamen aus
Russland, aus dem Wolgagebiet, verbannt oder vor der Revolution
geflüchtet, ein ähnlicher Prozess wie für diejenigen, die wegen
religiöser Verfolgung diese Länder infolge des Pan-Slawismus des 19.
Jahrhunderts verlassen mussten (FUGAMNN & BREPOHL, 1927 und
BREPOHL, 1929). Die "Hanseatische Kolonisationsgesellschaft", früher
"Kolonisationsgesellschaft von Hamburg", setzt ihre Aktivitäten im
ersten Drittel dieses Jahrhunderts fort und erreicht im Jahr 1924 eine
Zusage durch die brasilianische Regierung, 600.000 Hektar Land des
Staates Santa Catarina zur Kolonisierung zu bekommen, woraus die
Kolonie "Ibirama" entstand (RICHTER,
1986). Jedoch, und unabhängig von den staatlichen Interventionen,
waren die beiden Weltkriege' ausschlaggebend für viele Ausweisungen
dieser Deutschstämmigen aus allen Teilen Deutschlands.
Die Neu-Einwanderer, von den schon lange hier
lebenden "Neudeutsche" oder "Deutschländer" genannt, und eben die
Nachkommen deutscher Einwanderer, der Pioniere, welche sich als
"Reichsdeutsche" oder "Brummer" bezeichnen, befinden sich in einer
grossen Umbruchperiode, die sich durch die schnelle sozio- ökonomische
Struktur der Südstaaten erklären lässt; wegen der Landzerstückelung
und weiterer Abwanderungen in die Städte, oder andererseits dem
sozialen Aufstieg einiger Deutscher entstehen eine Reihe von
Stadtzentren kleinerer oder mittlerer Bedeutung. Ausser Curitiba und
Porto Alegre entwickeln sich Blumenau, Joinville, Ponta Grossa, São
Leopoldo und Novo Hamburgo zu
Produktionsstätten von Manufakturen; sie bleiben also nicht nur
Zwischenhändler landwirtschaftlicher Erzeugnisse.[15]
In dieser Zeit gewinnen auch die
Vereins-Ausübung und die Erweiterung der deutschen Presse im Lande an
Bedeutung. Gesangs-,
Sport- und Freizeitvereine, Religionszentren und
Unterstützungs- Vereine, auch technische Beratungsstellen organisieren
sich sehr systematischen in fast allen Gemeinden der Südstaaten, wo
sich Einwanderer und Menschen deutscher Abstammung befinden. Schulen
und Kirchen werden gegründet um die religiöse Identität und die
Muttersprache, wie alles Germanische überhaupt, zu erhalten. Die
Tages- oder Wochenzeitungen breiten sich zahlenmässig aus und ihr
Inhalt wird abwechslungsreicher. Nachrichten im Zusammenhang über
Ereignisse in Brasilien und Deutschland, religiöse Orientierung oder
solche für das Leben in der Familie, Richtlinien für Jugendliche oder
Anregungen für die Freizeit, technische Hinweise, sowie Titel oder
Besprechungen didaktischer Bücher ziehen immer mehr interessierte
Leser an. Ausser diesen Zeitungen und didaktischen Werken, die die
Privatschulen in ihren Grundstufenprogrammen orientieren sollen, sind
informative Mitteilungen der Vereine und deren Hinweise auf diverse
festliche Gedenkakte zu erwähnen, wie auch Geschichtsbücher und
Literatur, die sich durch das Leben der Immigranten inspirierte; dies
alles brachten die Druckereien in Umlauf (BREPOHL DE MAGALHÃES, 1989,
s.77-112).
Man kann einen neuen Charakter in fast allen
Gesellschaftsformen und im öffentlichen Auftreten feststellen; anders
als zur vorangegangenen republikanischen Epoche verfügt man über einen
anderen allgemeinen Nenner, ausser dem Gebrauch der deutschen Sprache:
es handelt sich um die Verteidigung und Verständlichmachung
der notwendigen Erhaltung der ethnischen Identität. Gleich ob
religiöse oder säkulare Schriften, alle waren sich darin einig- ihre
verschiedenen Proportionen und Objektive vorbehaltend-, dass der
Zusammenhalt dieser Gruppen als ethnisches Prinzip nicht nur als
kultureller, sondern auch als politischer Faktor anzusehen sei.[16]
Diese Durchführungen dürften sich- als eine Art
Verteidigungsstrategie jener Schichten- durch die Erfahrung mit dem
ersten Weltkrieg verstärkt haben, nämlich aufgrund der Repressalien '
durch die Tatsachen, dass ihr Herkunftsland sich im Krieg mit
Brasilien befanden. Es spielt auch eine wichtige Rolle in der
Verstärkung ihrer Kontakte zur Gesellschaft des Einwanderungslandes - Resultate des
aufblühenden Städtebaus, was sogar latente Differenzen zwischen den
Immigranten und den Brasilianern hervorrief. Aber grundlegend ist in
dieser Analyse das Verständnis für den grossen Einfluss der Mitglieder
der verschiedenen deutschen Vereine hierzulande, die an der
Auswanderung und den im Ausland lebenden Deutschen interessiert waren,
wie zum Beispiel dem "Alldeutscher Verband", dem wichtigsten der
Vereine, der "Deutschen Kolonialgesellschaft", dem "Evangelischen
Hauptverein für Ansiedler und Auswanderer" und der "Hanseatischen Kolonisationsgesellschaft".
Diese sind die Hauptantriebskräfte der deutschen
Kolonisierungsbewegung, Ergebnis der Entwicklung eines
Spät-Imperialismus, dessen Anschauung über das Erhalten der Identität
als eine wichtige Strategie der Expansion seiner wirtschaftlichen
Vorherrschaft betrachtet wurde.
Laut Mercedes Kothe,
interessierten sich jene Organisationen dafür,
(...) den Einwandererstrom in die Südstaaten zu
lenken, in ein Gebiet, in dem der Immigrant auch Konsument deutscher
Erzeugnisse würde, und nicht ein Konkurrent - wie es bei den
Einwanderern in die USA der Fall war (...) die Einwanderer in Gebieten
anzusiedeln, wo sie Gebräuche und Gewohnheiten erhalten und auch noch
deutsche Produkte verbrauchen würden: das wird die Regierungsaufgabe
sein im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts: oder in der
sogenannten Caprivi-Ära, eine Periode, in der Deutschland sich den
Absatzmarkt seiner Produkte sichern musste. (1990. S. 7)
Angeregt durch diese Ideologie üben diese
Gesellschaften starken Einfluss auf andere aus, sei es in Form von
Unterrichtsstätten, oder durch die Kirche, durch Sport- und
Erholungszentren, in Deutschland wie auch in Brasilien. Um eine Idee
der Bedeutung derselben zu bekommen, erwähnen wir folgendes: 1910 sind
auf einem Kongress über Kolonialpolitik allein 106 deutsche Vereine
vertreten, gefördert durch den "Verein für das Deutschtum im Ausland -
VDA".
Der Alldeutsche Verband und der Schulverein
finanzieren den Bau von Schulen und Kirchen, sowie den Druck von
Zeitungen, in denen sie ihre Theorien von "Grossdeutschland”
weitergeben können, wobei die Hauptthemen Endogamie, Rassen-Vorrang
und die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes sind. Einige dieser
Idealisten des deutschen Nationalismus, die meist aus der
Mittelschicht stammen, übersiedeln nach Brasilien, um dort neue
Betriebe aufzuziehen, denn sie rechneten - ihrer Interpretation nach -
mit der Treue ihrer Landsleute im Ausland. Oft verbündeten sie sich mit wohlhabenderen Schichten der
Deutschbrasilianer und schlossen mit ihnen Handelsverträge ab, die
unter anderen die Mithilfe zu Veröffentlichungen in deutscher Sprache
und die Zusammenarbeit mit [17]
den deutschen Vereinen, die schon seit dem 19. Jahrhundert bestanden,
vorsahen.
Diese ganzen Tätigkeiten erweckten die
Aufmerksamkeit der brasilianischen Intellektuellen, die darin die
Bestätigung ihres Verdachts der deutschen Gefahr sahen und deren
Strategie zu erkennen glaubten, sich in absehbarer Zeit in
Südbrasilien Land anzueignen. Als das nationalistische Gefühl in
Brasilien eins der wichtigsten Leitmotive der Elite wird - besonders
vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges - ergreift diese Kampagne der
Nationalisierung diese oben erwähnten Schichten ganz stark in Bezug
auf ihre kulturellen und politischen
Tätigkeiten.
Aber, wie wir schon bestätigten, wird der
Zuwandererstrom der deutschen Immigranten auch durch diese
Landeskonjunktur nicht unterbrochen, 1930 wird das Einwanderungs-Verbot
infolge der allgemeinen
Wirtschaftskrise erlassen, und nicht aus irgendeinem politischen
Grund; als 1934 das Quotensystem eingeführt wird, erlaubt die legale
Massnahme die Aufnahme von nur 2% jeder ethnischen Gruppe, die in den letzten 50
Jahren einwanderte; das benachteiligte jedoch nur asiatische und
afrikanische Immigranten - was gar kein unerwünschtes Resultat war -,
denn die jährlich aus Europa kommenden Immigranten überschritten nur sehr selten
diesen vorgeschriebenen Prozentsatz.
Nicht einmal die Vorschriften der Tätigkeiten
für Ausländer, die ihnen 1937 zum Beispiel Stellen in öffentlichen Dienstleistungsbetrieben
untersagten,
und die den Arbeitern des landwirtschaftlichen Sektors Vorrang gaben
(80% jeder Gruppe), beeinflusste den Eintritt dieser Menschen ins Land
negativ. Man nahm an, dass sich letzten Endes Ausländer, die arm ins
Land kamen, sowieso nur selten für Dienstleistungsbetriebe
interessieren würden; und die Tatsache, dass sie sich bei der
Einwanderung als Landwirte eingetragen hatten, verbat es ihnen ja
nicht, später auch andere Aktivitäten auszuüben.
Obwohl der herrschende Nationalismus
schwerwiegend war und die anti-germanistischen Reden akzeptiert
wurden, konnte man doch nicht ableugnen, dass die Immigranten weiss,
diszipliniert und arbeitsam waren, Charakteristiken, die absolut mit
der eugenischen Politik dieser Epoche harmonisierten (LENHARO, 1986).
Der Regierung blieb also nur übrig, die Immigranten zu "verbrasilianern",
was durch die Grundschulausbildung geschehen würde,
deren Lehrplan nicht nur den ständigen Gebrauch der portugiesischen
Sprache vorsah, sondern auch zum Kult der staatsbürgerlichen Werte der
Nation anhielt, der sie von nun an dienen sollten.
Die bedeutsame Sympathieerklärung der
Deutsch-Brasilianer zur pan-germanistischen Kultur dieser Epoche, wie auch ihr
Enthusiasmus für den National-Sozialismus, lassen sich zum Teil als
eine Form der Resistenz gegen die Politik, brasilianische Staatsbürger
zu werden, erklären; sie lässt sich zwar gleichschalten mit diesem
historischen Moment, erschöpft sich hier aber nicht. Es ist
erforderlich, einen diachronischen Ausschnitt zu machen, durch den
verständlich wird, wie der Mythos der irrationalen Einheit, das
Bildnis des Befreiers und das Bewusstsein der auserwählten Rasse sich
zur gleichen Zeit auch bei den Deutschbrasilianern einstellt, was die
Form der Resistenz gegen die Assimilation ans Brasilianische noch
vergrössert und - innerhalb der Möglichkeiten - eine Art von
Bürgerrecht anstrebt, das doch sehr viel anders ist als in der
Vorstellung der hiesigen Verfechter des Estado Novo (Neuen Staates). Obwohl die Deutschbrasilianer
radikal gegen die anarchistischen und sozialistischen Bewegungen
dieser Epoche in Brasilien waren,
strebten sie doch - genau wie die Brasilianer -
die Teilnahme in öffentlichen Wirkungskreisen an. Sie unterschieden
sich jedoch von ihnen darin, dass sie kein Projekt für die gesamte
Nation besassen; sie sahen sich selbst als eine Körperschaft innerhalb
der anderen, welche, zwar unterschiedlich, so doch dasselbe Recht zu
existieren, zu denken und zu handeln haben müsse, und zwar im Einklang
mit ihren herkömmlichen Werten. Sie fanden zur Zeit dieser Forderungen
den Moment passend für einen geschlossenen Einsatz und versuchten,
sich aus der politischen Isolierung zu befreien, die für sie seit dem
ersten Weltkrieg bestand. Sie beanstandeten die Tatsache, auf
politischer Ebene ignoriert zu. werden, während sie andererseits als
disziplinierte und ordentliche Arbeiter anerkannt waren. In den
Grenzen ihrer Landesvertretungen glaubten sie an die Möglichkeit einer
Rückwanderung, oder einer Annektion der
hier von ihnen bewohnten und bearbeiteten Gebiete an Deutschland, an
eine definitive Heimkehr in ihr Vaterland. Wegen diesem Traum entstand
die Auflösung ihrer zahlreichen Vereinstätigkeiten, sowie ihrer Kultur
denn aufgrund der durchgeführten Gegenpropaganda durch die
Nationalisten Brasiliens wurden ihre Ausübungen und Reden drastisch
unterbunden. Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges kamen etliche
Kriegsteilnehmer und Flüchtlinge aus dem Ausland, um sich jenen
Deutschbrasilianer anzuschliessen, die sich bis zum Ende der 50er
Jahre in anderen, bis dahin unbesiedelten Landstrichen, niederliessen
und das Kontingent der Industriearbeiter vergrössern halfen. Aber von
da ab verhielten sie sich schweigsam betreffs der Teilnahmen an
besonders wichtigen politischen Ereignissen, die die Handlungen
verschiedener Länder in der Mitte dieses Jahrhunderts beeinflussten.
In diesem Kapitel durchstreifen wir die
Einwanderungspolitik, die als Resultat den Zustrom von tausenden
deutschsprachiger Menschen nach Brasilien zur Folge hatte, bedingt
durch die zum Teil utopische Vorstellung der Arbeitergesellschaft,
welche die Formulierung von Begriffen wie "Neue Welt", "Landüberfluss"
und "Reichtum durch Mut, Disziplin und Unterwürfigkeit" anregte.
Wir haben gesehen, dass diese neuen Bewohner
Amerikas eben dorthin gingen mit der Entschlossenheit, der
Proletarisierung und dem Verlust ihrer einigenden Kultur zu
widerstehen; es waren grösstenteils Bauern, Handwerker und
Intellektuelle, die vor einem ökonomisch und politisch autoritären
System flüchteten, und die in ihren Siedlungsgebieten Überlebens und
kulturelle Ausdrucks-Formen neu schufen, die in ihrem Gedächtnis fest
verankert waren, und die zu den Erfahrungen in ihrer neuen Welt
hinzukamen. Verstreut auf verschiedene Orte eines Gebietes, das viel
grösser als ihr Herkunftsland war, das aber für die Hiesigen nur ein
bedeutungsloses Grenzgebiet darstellte, war es für die Eiwanderer doch
nicht unmöglich, dieses Landstück als das ihre zu betrachten, und es
nach ihren eigenen Wertvorstellungen, Gewohnheiten und Anforderungen
des materiellen Daseins zu strukturieren. Sie organisierten sich
politisch, soweit es zu dieser Zeit möglich war, das heisst unter
Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten war ja jede Siedlergruppe
- je nach ihren Erfahrungen - von der anderen verschieden.
Diese Feststellungen brachten uns dazu, mit
einigen Autoren, die sich mit der traditionellen akademischen
Biographie befassten, nicht übereinzustimmen. Diese Autoren sind hier
durch das klassische Werk von Emilio
Willems, (1980) vertreten, der
bestätigte, dass die deutschen Immigranten eine homogene Gruppe waren,
die sich von den anderen unterschied, weil sie sich von der restlichen
Gesellschaft absonderte und isoliert lebte. Aber eben diese
Isolierung, die Erhaltung ihrer Traditionen und das angebliche
Desinteresse am nationalen Leben des Einwandererlandes galten auch für
irgendwelche andere untergeordnete Schichten, wie vor allen Dingen für
die naturalisierten Ausländer, die kein legales Recht hatten, am
politischen Leben teilzunehmen. Ihre Resistenz gegen die Assimilation
ist, während dieser ganzen Einwanderungszeit, absolut nicht total und
nicht in jedem Fall wahr; es ist wahrscheinlicher, dass sie sich
vielmehr ihren neuen Arbeitsformen anpassen mussten, die nicht immer denen ihres Herkunftslandes ähnlich
waren, die sie aber den von den Fabriken angebotenen vorzogen. Die
transkontinentale Abwanderung erlaubte ihnen die Erhaltung einer viel
weniger "ausländischen" Soziabilität, als zum Beispiel die Migration
aus einem kleinen deutschen Dorf in Grossstädte wie Hamburg oder
Berlin, wo die sozialen Einrichtungen sie zu viel rigoroseren
Änderungen in ihrem täglichen Leben veranlassen würde.
Die Endogamie, die unter anderen von Nadalin
(1977) stark hervorgehoben wurde, war im 19. Jahrhundert nur von
Bedeutung, wo in ihren Kolonien Menschen derselben Herkunft lebten und
ihr Wirkungskreis nicht den Radius von 5-10 km überschritt, wie es ja in der
traditionellen Gesellschaft üblich war. Im 20. Jahrhundert aber
beginnt diese Isolierung sich zu lösen, unterstützt durch
erwähnenswerte Reden des Alldeutscher Verbandes, obwohl tatsächlich
weiterhin viele Siedlungen noch dieselbe Struktur aufrecht erhalten
wie in der vorgegangenen Epoche.
Wir stellen ausserdem fest, dass der homogene
Charakter, der diese Segmente prägt (ROCHE, 1969; OBERACKER, 1968),
nur akzeptierbar ist, wenn man ihn anachronistisch betrachtet, durch
die Brille des Nationalismus, der die Jahrhundertwende und die
darauffolgenden Jahrzehnte charakterisierte, noch in der Annahme, dass
dieses Nationalgefühl alle gleichermassen und mit derselben Absicht
ansprechen würde, was eventuell zum besseren Verständnis beiträgt,
dass die Immigranten seit ehe und je Pangermanisten waren - und
blieben. Diese Auslegung trübt das Verständnis ihrer internen
Konflikte, in denen die Äusserungen von Sozialisten, Anarchisten,
Liberalen und Nationalisten alle reduziert sind auf ein neurotisches
Symptom des Widerstands gegen die Anpassung an das Einwanderungsland.
Obwohl die Immigranten ihrer eigenen Meinung nach, unter sich absolut
verschiede waren, wurden sie von den brasilianischen Politikern und
Intellektuellen, sowie auch in einen guten Teil der deutschen
Literatur als "Gleiche" behandelt. Als diese Literatur sich festigte,
wurden sie treue Leser derselben; und ob sie nun an deren Inhalte
glaubten oder nicht, oder durch ein Medium verführt worden waren, dass
für heutige Verhältnisse recht schwach, aber zu jener Zeit sehr
wirksam war, das können wir heute nicht mit Gewissheit sagen. Sicher
ist, dass sie viele Veröffentlichungen gelesen haben von den wenigen
Autoren, die zu der Zeit schrieben, aber doch jenes Mal mehr
schrieben. Und trotz ihres Verhältnisses und der Anerkennung dieser
nationalen Ideen verwandelten sich dieselben in einen unbestreitbaren
Beweis, dass ein ausländischer Nationalismus, der sich in der
Literatur der Pioniere, im Deutschtum und im Nazismus
herauskristallisierte, die politische Vereinigung des
Auffanglandes bedrohte. Und gegen diesen
Nationalismus stellte sich ein anderer, der ihnen mit einem einzigen
Befehl entgegentrat: nämlich dem der Integration in die Kultur, die
Politik und die Wirtschaft Brasiliens.
II Bilder aus den
Deutscheinwanderern in der brasilianischen Literatur
Am Anfang dieses Jahrhunderts, 1902, erscheint Graga Aranhas berühmtester Roman, der Canaä er nennt sich, einer der ersten modernen
literarischen Werke in Brasilien.
Der Roman handelt von der Erfahrung zweier
Deutscheinwanderer, die nach Brasilien kamen, um die "Versprochene
Erde" zu finden; sie sind zu einer Kolonie in Porto Cachoeiro
in dem Staate Espirito Santo gefahren.
Das Bühnenbild der Erzählung bietet uns eine
Schätzung der brasilianischen Geschichte des 19. Jahrhunderts an; die
europäische Einwanderung, das Ende der Sklaverei, die Konstruktion der
brasilianischen Nation, die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung.
Allerdings, ist Aranha nicht mit dem Alltag der
Bauern beschäftigt, weder mit ihren Kämpfen um zu überleben oder ihre
ersten Fortschritte. Es handelt sich um einen Vorstellungsroman (romance de ideias), mit typischen Fragestellungen für seine Epoche;
es ist der
Mensch, der sehr bewusst ist ein Individuum zu sein, der sich fragt,
ob der Weg des menschlichen Fortschrittes von der Vernunft oder von
der Leidenschaft, bei der Freiheit oder von der Unterdrückung geführt
wird. (ARANHA, S. 50-1)
Diese Überlegungen wurden von einem
Schriftsteller hervorgebracht, der, der deutschen gelehrten Kultur
zugetan war, weil er seine haupt-philosophischen Referenzen im ihr
gefunden hat, wie die Orientierung seines Meisters Tobias Barreto, aus
der "Recifense Schule" i
Die Repräsentation der deutschen Kultur wurde
ihm nicht schwer noch wegen eines anderen Grundes: als Richter, lebte
er acht Jahre in Porto Cachoeiro, eine
kleine Stadt, wohin viele Deutscheinwanderer gekommen sind; deswegen
konnte er sich in ihren Alltagsleben, Sitten und Volkskunde
hineinfinden.
Die beiden Deutschen, die in dem Roman die
Protagonisten sind, kommen nicht aus den niedrigen Schichten, wie die
anderen Emigranten, und sie gehören auch nicht zu ihrer Kultur. Aranha
stellt sie als Intellektuelle dar, und als Intellektuelle, halten sie
die Realität fest, um auch an ihre Vergangenheit nachzudenken.
Milkau kommt aus Heidelberg, Sohn eines
Schriftstellers und er selbst hat Literatur studiert. Idealist und
beschaulich, wanderte er aus seiner Heimat aus, weil er sich sehr von
der europäischen dekadentischen
Zivilisation enttäuscht fühlte. Er kam nach Brasilien um eine neue
Welt zu suchen, sein Canäa, wie er es
nannte. Er glaubte, dass in Brasilien, unter den einfachen Leuten, er
innerlichen Frieden und Harmonie finden würde. Nach seiner Meinung,
kann eine mestitzische Gesellschaft viel
zu der Kultur beitragen. Es ist zu bemerken, zum Beispiel, die Rede
zwischen Milkau und den luso-brasilianischem
Richter Paulo Maciel, der sich sehr
skeptisch über die Zukunft Brasiliens äussert; Seines Erachtens, ist
dieses Volk unfähig eine einzige Kultur auszubauen; Es sind Erben
vieler Völker - [18]Rassen,
deswegen
haben sie keine Wir-Identität, und das soll bedeuten, keinen
gemeinsamen Willen; wegen ihrer intellektuellen Schwäche, wurden sie
eine unförmliche Menge; ..."Das ist eine Nation, die vorbereitet ist,
von autoritären Regierungen beherrscht zu werden", behauptet der
Richter.
Milkau, der Deutsche, antwortet:
No Brasil, ßque certo,
a cultura
se Jam regularmente sobre
este mesmo fundo de populagão
mestiga, porquejã
houve o toque
dluino da fuSão criadora.
Nada mais pode
embaragar o seu
üöo (...) E no futuro remoto, a epoca
dos mulatos passarä
(...) (idem, S. 203)^
Milkau stellt auch den Deutschen dar, der wegen
seines Idealismus eine saubere und organisierte Siedlung aufbaut, im
Gegensatz des brasilianischen Volkes, der von seinen Instinkten
beherrscht wird. Ein Beispiel dafür ist die Beschreibung einer
Mulattin:
No batente da porta
sentnva-se uma mulata
moga. Toda ela era a própria indol&ncta.
Os cabelos näo
penteadosjaziam pontas
como chtfres,
a camisa suja
cata 'a
toda no colo desencamado e os peitos de muxiba pendiam moies sobre o ventre. (ARANHA,
J902, S.32)3.
Aber die deutschen Bauern,
gehorsame und hartnäckige, trotzdem wurden sie verarmt bei der Arbeit
geistlich; [19]
[20]
Via-se estampado o
pensamento üntco
de cumprir o deuer prdttco,
de camtnhar
para a Jrente
no conjunto harmontoso de
um
sd
corpo. (S.39)
[21]
Bilder und Vorstellungen wie diese Beispiele
haben vielen Lesern von Aranha geführt, ihm als einen Verehrer des
deutschen Einwanderungsprozesses zu identifizieren. Es gibt aber in
dem Roman eine andere Figur, die uns besser seine politische Stellung
beweist:[22]
es handelt sich um den zweiten Protagonisten, der sogenannte Lentz, der
sich in eine andere Art von Deutschen verkörpert: er ist stolz auf
seine Rasse und will das mestitzische
Volk beherrschen, durch den Aufbau eines weissen Reiches in Brasilien.
Nach seiner Meinung,
Hri
que se aceltar a lei da Vida,
onde o mais forte atrai o malsjraco;
o senhor arrasta
o escravo, o homem,
a mulher. Tudo
4 subordinagäo e gouemo.
(S.63)&
Sohn eines preussischen Generals, ein Mann von
Status und Reichtum, Lentz wanderte aus seinem Heimatland aus, denn er
verzichtete auf die Ehe; er wurde von seiner Geliebten enttäuscht,
weil sie seinen Namen verlangte, um die christliche Sittenlehre zu
berücksichtigen, und aus ihm einen Sklaven zu
machen, laut seiner eigenen Worte (S. 58). In Porto Cachoeiro,
hatte er vor, ein Handelsmann zu werden, aber Milkau hat ihn
überzeugt, eine aus der Regierung zugestandene Scholle mit ihm zu
teilen.
Lentz, wie
Milkau, liebte seine Heimat und sah sie als ein Vorbild der
zivilisierten Gesellschaft; wie Milkau, unterschied er die anderen
Einwanderer durch seine gelehrte Mentalität; er war nicht ein
typischer Arbeiter, "der seine Freiheit im Namen des Materialismus"
opfert (S. 39). Die Beiden glaubten an der Entwicklungstheorie, sowie
an der Überlegenheit der weissen Rasse. Allerdings, unterschieden sie
sich voneinander über den Weg und Weise um diesen Zweck zu schaffen:
Laut Milkau, konnte die zivilisierte Stufe nur durch Solidarität und
Liebe unter der Menschheit geschaffen werden, und der Fortschritt ist
eine Voraussetzung der Freiheit:
Quando a humanidade
partiu do
silencio das ßorestas para o tumulto
das ctdades, veto
descrevendo uma longa
pardbola da maior
escravldäo ä maior
liberdade. Todo
o alvo humano
e o aumento da solidariedade.
d a ligagäo
do homem
ao homem, diminuldas as causas da separagdo. (S. 54)
7
Laut Lentz, nur wenn die Stärkeren den Schwachen
beherrschen, schaffen die Männer die Zivilisation, und da ist das
Schicksal der Deutschen in Brasilien. Nach seiner Meinung, wird die
Kultur des Mulatten immer niedrig sein, weil die Neger in ihrem
Blute die Bestialität tragen; so äussert sich Lentz; [23]
Oßm de toda a sua vida two 4 a ligagäo
vulgar e mesqutnha entre
os homens, o
que ele busca no mundo 4 realizar
as expressöes, as Inspiragöes da arte, as nobres, Indomdueis energies,
os sonhos e as visöes do poeta, para
conduzlr como
cheje, como pastor, o rebanho.
Que importam
a solidaddade e o amor?
Vlver a vlda na igualdade
4 apodrecer num
charco (...) (S. 54) &
Dieser Gegensatz zwischen Milkau und Lentz *
Liebe und Macht - äussert sich durch die ganze Erzählung; Canaä stellt einen mikro- Kosmos dar, wo die
Einwanderer leben und über ihre alte und neue Welt sich unterhalten.
Milkau und Lentz symbolisieren den zivilisierten Mensch, der den Wilden
besucht, eine kindliche und naive Gemeinschaft, die keinen modernen
Mechanismus kennlernte. Gegen dieses romantische Vorbild, sagte Milkau
aus:
Realmente e um belo quadro
esse que vemos,
e o espetäculo de um trabalho
Uvre e individual nos embriaga
de prazer, mas
nojundo asststlmos
a um
co me go de civiltzagäo; 4 o homem
que alnda näo venceu grande parte dasjorgas
da natureza e estd
ao lado dela numa postum
humilde e servil. (S.66)
9
Eine andere Darstellung könnte in diese
Erzählung formuliert werden; als einen Vorstellungsroman, wäre es
nicht unvernünftig zu [24]
[25] vermuten,
dass Milkau und Lentz eine einzige Persönlichkeit repräsentieren, wie
ein Geist in zwei Körper geteilt. Wenn man diese Folgerung akzeptiert,
dann kann man ein Vorbild des Deutschen Geistes in der brasilianische
Kultur Anden. Einerseits, ist es der romantische und idealistische
Deutsche; andererseits benimmt er sich wie ein Krieger, und seine
Rationalität, welche nötig ist, kann seine Empfindlichkeit
unterdrücken. Sein Geist und seine Kultur wurden deshalb sehr stark
von seiner Urgeschichte imprägniert; Philosophie und Kunst - die
Liebe, gegenüber Krieg und Beherrschung - der Macht, sind unter den
Deutschen unbeugsam verbunden.
Allerdings, gehöhrten Milkau und Lentz in Brasilien zu
der Arbeiterklasse. Sie waren Bauern, und trotz ihrer Ausbildung,
mussten sie lästig arbeiten. Unter dieser Bedingung, knüpften sie
Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung, indem die Hauptkennzeichen
des "Deutschen" im Widerspruch zu den Charakter des Mulatten gezeigt
werden - die Faulheit des Mulatten im Gegensatz zu der Arbeitsamkeit
des Deutschen; der kleine und schwächliche Statur des "Cearenses"
zeigt sich noch deutlicher gegen die Kraft und Grösse der Germanen (S.
73); die Naivität solcher einfache Leute erlaubte es nicht, die
Mitteilsamkeit der hoch europäischen Kultur, die jene beiden
Einwanderer besassen. Dazu noch empören sich die protestantischen,
asketischen und ungeschlechtlichen Deutschen über die Sinnlichkeit und
die Gaunerei der Brasilianer.
So haben wir ambivalente Gefühle und
Einstellungen gegenüber die "Deutschen" zu beobachten, sei es ein
einfacher Arbeiter oder ein Intellektueller; stark, diszipliniert,
Glied einer überlegenen Rasse, würde in der brasilianischen Elite, die
sich auf begieriger Weise den Fortschritt wünschten, bewundert, ebenso
aber auch verursachte er auch ein Art Abneigung, weil er seine eigene
Empfindsamkeit, im Namen einer wissenschaftlichen Vernunft erstickte.
Ausserdem war dieser Deutsche isoliert, der
Anblick einer Kultur, die sich Mestize dachte, in ihren Werten und
Gewohnheiten; war er, letzthin, der ewige Fremde, denn man in den
imaginären Grenzen eine Reihe Verweigerungen, anlegte; und als man ihm
ansah, "Brasilianer zu sein" wurde für viele, geworden, eine weniger
unbestimmter Begriff, als einfach dasselbe Gebiet zu teilen und einer
Zahl Gesetzten und Regeln untertan zu sein.
In diesem Kapitel habe ich vor, die
Vorstellungen und Bilder welche über den Deutscheinwanderer gemacht
worden sind, anzuerkennen, die sowohl in der brasilianischen Literatur
wie in den Sozialwissenschaften hervorgebracht worden sind, um
verschiedene Ansichten der Integration der Deutscheinwanderer in der
brasilianischen gebildeten Kultur zu untersuchen. Es interessiert mich
auch nachzufragen, in welchem Massstab diese unbeugsamen Vorstellungen
und Auseinandersetzungen zur Verarbeitung (bewusst oder unbewusst)
einer Reihe von Strategien, beitrug, die sich der politischen
Mentalität des autoritären Charakters Brasiliens näherten.
Der Deutsche als
Verkörperung des Deutschtums
O nosso contingente
tem que ser brastleiro. O
dia em que nds
Jormos tntetramente brasüetros e
sd brasüetros,
a humanidade
estarä rtca
de mais uma
raga, rlca duma nova combinagäo de qualidades humanas (...) avango
mesrno que enquanto o brasileiro
näo se abrasileirar,
e um seLvagem. 10
Mario de Andrade,
1922
Das Bild des Deutscheinwanderers wurde praktisch
bearbeitet zur Zeit des Kaiserreiches. Was sich auf die politischen
Debatten bezieht, war sie in der Zahl der Betrachtungen zu Gunsten und
gegen den Ersatz der Sklaven-Arbeitskraft durch die der freien und
europäischen Arbeitskraft.
Es ist auch gewiss, dass es eine bestimmte Befremdung in Hinsicht auf den nicht
katholischen Europäer, sich bemerkbar machte, zur Verteidigung der
kulturellen Werte, welche die ersten Kolonisten mit sich brachten.
Diese Sorgen waren mit einem nativistischen Gefühl einer patriotischen
Eingebung, verbunden, der in den höheren Schichten der Gesellschaft,
entstand. Aus dieser entstammen eine Reihe Schriftsteller die, als sie
nach Coimbra und Paris zurückkehren, arbeiten sie Themen, aus welche
ganz die romantischen Modelle ihrer Meister, nachahmten: eine
sentimentale und idealistische Beschreibung der Vergangenheit, die
Erhebung der in freier Übersetzung: Unsere Bevölkerung muss
brasilianisch sein. An dem Tag da wir vollständig Brasilianer sein
werden, und nur brasilianisch, wird die Menschheit mit noch einer
Rasse bereichert, reicher mit einer neuen Verbindung menschlicher
Eigenschaften (...) ich behaupte, dass derweil der Brasilianer sich
nicht verbrasilianert, ist er ein Wilder
Natur, die Suche nach einem mystischen und heldensinnigen Ursprung der
Heimat. Die Heimat wurde übrigens vom Bild des Indianers dargestellt,
was eine einfache Neuauflage der Bon Sauvage laut
Jean Jacques Rousseau repräsentierte.
Die Literatur hatte ihren Mäzen, es war der
eigene Kaiser, der die Bildung einer nationalen Kultur durch Kunst und
die Geschichte anspornte, 11 eine Initiative, das nicht
aus politischen Gründen, sondern aus persönlichem Wunsch geschah, in
dem er den "Körper" seiner Heimat kennenlernen wollte, dessen
Oberhaupt er war.
Diese brasilianische Literatur, typisch dieser
Epoche, hatte ein beschränktes Publikum, das heisst, die zu den hohen
Schichten gehörende Jungend und die ausgebildeten Beamten des Hofes,
welche an den literarischen Dilettantismus gewohnt wurden; derweil sie
die aus Europa, von den Dichtem mitgebrachten romantischen Ideen,
kennenlernte, wurden sie von einer Art "Selbständigkeitsgefühl"
beeinflusst. Dieser von der offiziellen Politik geförderte Nativismus
trug für den europäischen Einwanderungs-prozess bei. denn laut der
Meinungen vieler Politiker, würden "diese arbeitsamen und ehrbaren
Männer den Reichtum und den Fortschritt Brasiliens, durchführen”.
Es ist hervorzuheben, dass die literarischen und
geschichtlichen Schriften damals von mundartlichem Charakter
imprägniert waren, sowie auch die Politik und die Kultur es waren.
Deshalb als später die Veröffentlichungen vom ganzen Land handelten, beschränkten sie sich
darauf, die Nation, ihre Symbole und ihre Sprache zu feiern.
Aber nur um die Jahrhundertwende, wird der
Deutsche [26]
Einwanderer im kulturellen Bühnenbild Brasiliens vorgestellt, wo der
schon vorhergenannte Roman Aranhas ein sehr wichtiges Beispiel dafür
ist. Seitdem Canaä erschien, fing die brasilianische Literatur an,
in vielfältigen Formen den deutschen Einwanderer in seiner Bedeutung,
sei es den aus Europa oder den aus Vereinigten Staaten als leitendes
Vorbild zu beschreiben, zu denen sich die Sinnbilder der Gesellschaft
fügten; Gewissenhaftigkeit, Disziplin, Rationalität, der Deutsche im
Gegenteil zum Lateiner, sind Beispiele für die ersten Eindrücke, die
in der Literatur sich äussern.
So charakterisiert sich der Roman Mario de Andrades, welche
in 1927 herausgegeben wurde,[27]
und sich Amar, Verbo Intransitivo
nennt (Zu Lieben, ein
intransitives Verb). In seiner Erzählung sind die Unterschiede
zwischen den Deutschen und den Brasilianern, deutlicher betonnt.
Die Auswanderin "Fräulein Elza" ist die
Protagonistin des Romanes, und als "Fräulein" wird sie immer genannt. Sie
ist eine 35-jährige Frau, die als Haushälterin in einem portugiesisch-
brasilianischen Hause eingestellt wurde, deren Familie die
aufsteigende Bourgeoisie aus São Paulo vertritt.
Bei der Beschreibung der ersten Kontakte
zwischen diese deutsche Immigrantin und den anderen Roman-Figuren,
stellt Andrade sie als eine ausgebildete und formelle Frau vor, dessen
Genügsamkeit ihr jede Empfindung zu äussern, verbietet.
Sie wurde in zwei "Ichs" geteilt; in den "Traum-
Mensch" (o homem do sonho), der sich romantisch und idealistisch
charakterisiert, aber in sich selbst verborgen, und den "Lebens-
Mensch" (o homem da vida),
der sich sehr praktisch und sachlich benimmt, welcher sich in
jeglicher Situation äussern darf. Diese Persönlichkeit scheint uns,
denselben deutschen Geist zu verkörpern, welchen Aranha, als er Milkau
und Lentz beschreibt,
zuspricht.
Als "Fräulein" zu Souza
Campos kommt, bringt sie Bilder
von Richard Wagner und Bismarck mit, und noch eine "grosse Anzahl
Bücher".
Bei ihrem Antritt, beginnt sie sofort ihre
Arbeit, ohne Fragen zu stellen oder zu zweifeln, stellte auch keine
Frage über Bewegungen oder Regungen, womit sie nicht zu tun hatte.
Elza war unfähig zu jeder Spitzfindigkeit, sie
lachte nicht noch weinte sie; ihr Rhythmus war ruhig und taktmässig;
sie übte langweilig ihre Tätigkeit aus und hatte einen einzigen Zweck:
Geld zu sparen um nach Deutschland zurückzufahren.
"Fräulein", eine arianische Frau, ist die
Hauptfigur des Romanes. Trotzdem, im Gegenteil zu den romantischen
weiblichen Protagonisten, ist sie nicht hübsch und zerbrechlich. Als
Expressionist, beschreibt sie der Schriftsteller als ein sauber,
gesund und wahrscheinlich fruchtbarer Typ; ausserdem benimmt sie sich
wie eine Soldatin; aber wenn sie allein ist, träumt sie von Liebe, von
Heimweh, von der Natur und davon sich, ein Heim aufzubauen.
Das Fräulein hatte eine
heimliche Pflicht bei Souza Costas
Familie zu erfüllen, was nur der
Familienchef kannte. Sie war verantwortlich für die ersten sexuellen
Erfahrungen des ältesten Sohnes Carlos Costa.
Am Anfang treibt sie diese
Tätigkeit als ob sie eine irgendwelche Aufgabe wäre, wie zum Beispiel,
Klavier spielen oder die deutsche Sprache zu lehren. Aber nach und
nach beginnt sie sich in Carlos zu verlieben.
In diesem Moment, beschreibt sie der Erzähler
als ein
zerrissenes Wesen, laut den
Worten Andrades:
Estava muito pouco
Fräulein neste momento. Porque
Fräulein, a Elza que
princlplou este
Idillo era
uma mulher felta,
que näo estava dlsposta a softer. E
a Fräulein deste
mlnuto
£ uma mulher desfetta,
uma Fräulein que
sqfre. E- porque
sojre estä al£m de Fräulein, alem
de alemä: 6
um pequenino ser humano.(I927,
s. 119) ^
Und was die Freude am Sex anbetrifft, bis dahin
unbekannt, verwandelt sie in einem grotesken Wesen, sozusagen, eine
Karikatur der Elza. Laut Andrade:
Os
olhos dela pouco
a pouco se fecharam,
cega duma vez l...)Das
partes profu.nd.as
do
serüie
vtnham apelos vagos
e decretos Jracionados.
Se misturavam animalidades
e invengöes geniais.
E
o orgasmo. Adquiria enßm
uma alma vegetal.
E asstm
perdida, assim
vibrando, as narinas se alastraram, os läbios se partiram, contraqöes,
rugas, esgar,
numa expresSão
dolorosa de gozo,
ficou Jeia.
(S. 120)[28]
[29]
Aber als das Idyll aufhörte, unterdrückte das
Fräulein ihre heimlichen Gefühle, und ihr "öffentliches "ich”
triumphiert". Sie verzichtete auf die Mischung. Es ist nicht Wagner
(der Traum- Mensch), sondern
Bismarck (der Lebens-Mensch),
der sie aus dieser Wohnung heraus führt. Sie ging weg, um irgendwo
anderen Liebeslehren zu geben.
Das Vorbild des Deutscheinwanderers als
Verkörperung des Deutschtums, als ein Individuum,
der identisch wie
irgendeiner aus ihrem Volke, stark, kriegerisch, gefühllos, ein echter
Sohn Odhins wird in vielen anderen
Romanen und Erzählungen imprägniert werden, sei es in der Literatur,
sei es in den Zeitungen oder selbst in den populären Chroniken.
Im Rahme der Sozialwissenschaften ist es aber,
dass die Deutscheinwanderung systematischer behandelt wird. Ich
beziehe mich besonders auf die Erscheinung des kritischen Geistes, der
zum Ende des Kaiserreiches und zu Anfang der Republik entwickelt
wurde.
In dieser Konjunktur ist es wichtig den
Schriftsteller Sylvio Romero zu erwähnen. Er war der Erste, welcher die
Deutsche Einwanderung, als ein wissenschaftlicher Themenkreis
behandelte.
Sylvio Romero
war ein Intellektueller, der sich
am stärksten den nationalistischen Ideen verpflichtete. Deshalb
strebte er danach, den Versuch einer selbständigen Identität für die
brasilianische Gesellschaft zu erreichen, die weder im Allgemeinen
einer europäischen noch portugiesischen Kultur begründet sein sollte.
Er beginnt seine literarische Betätigung als
Kritiker in der 70. Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, und sorgt sich
seitdem mit der analytischen Funktion der Literatur. Er verwirft die
romantischen Vorbilder und schlug es vor, die Bearbeitung des Studiums
der brasilianischen Kultur nach modernen Methoden zu machen,
infolgedessen orientierte er sich nach der Entwicklungstheorie von Haeckel und
Büchner.
Romero gehörte,
wie
auch Graga Aranha, zu der "Recifense-
Schule" [30];
allerdings, laut Antonio Candido, (1988, S. 31u.w.), waren seine
Kenntnisse über die deutschen Denker nicht so gründlich tief wie die
seines Meisters Tobias Barreto. Es handelte sich um Lektüre und Auslegungen,
welche durch die Franzosen vermittelt wurden, mit welchen er wirklich
enge Kontakte anknüpfte. Diese Bemerkung ist wichtig um das
Verständnis seiner Annäherung zu Gobineau
zu fördern, sowie auch die leeren Stellen in seinen Gedanken und
derjenigen von ihm bewunderte deutsche' Wissenschaftler; vor allem, es
ermöglicht uns seine Identifikation mit dem Mythos der "Deutschen
Gefahr" zu verstehen, wie dieser Mythos von den Franzosen bearbeitet
wurde. Deswegen, war Romero einer der wichtigsten Verbreiter dieser Ideen in
Brasilien.
Als ein in der Völkerkunde interessierter
Schriftsteller und ein Literaturwissenschaftler verstand und
analysierte er die brasilianische Kultur als einen Wiederschein des
rassischen Mischungsprozesses; diese Kultur entstand aus der
Verschmelzung dreier Rassen, das heisst, die Weisse, die Schwarze und
die Rote. Diese durch Verschmelzung entstandene Rasse, deren Geist
noch aufzudecken wäre, würde für die soziale Kohäsion verantwortlich
sein, die das Land bedurfte, um seine historische Besonderheit zu
bilden. Deshalb konnte sich Brasilien in Zukunft als ein Land mit
seiner Eigenart gegen der Welt gegenüber äussern.
Diese Überlegungen, die von Gilberto Freyre
in den 30. Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts tiefer ausgearbeitet
wurden, [31]
lehnte sie nicht ab, aber verminderte die rassistischen Tendenzen des
europäischen Geistes, welche ein Vorbild für die brasilianischen
Intellektuellen war.
Gleichdenkend mit denen seines Zeitgeistes, gab
Romero wohl
die Niedrigkeit des Negers und Indianer zu, aber er glaubte auch dass;
durch häufigere Mischungen und mit der weiterlaufenden europäischen
Einwanderung eine Zunahme der Bevölkerung entstehen würde und die
Eigenart der Weissen sich gegen die Anderen durchsetzen würde.[32]
Wenn jedoch, die Utopie des Vergleichens der
brasilianische Rasse (O branqueamento da raça brasileira) ein Erfordernis zu einem bestimmten Fortschritt
des Ethos zu bilden ist, und das Verbleichen durch die
europäische Einwanderung erreicht würde, warum stellte sich Romero gegen
die Deutschen, solch ein unbestreitbar arianisches Volk? Es handelt
sich um nach dem unordentlichen Charakter der deutschen Ansiedlung in
Brasilien zu fragen, sowie die Unentschiedenheit ihrer Rolle in der
brasilianischen Gesellschaft. Von den Deutschen sollte man nur ihren
biologischen Charakter wie auch ihre Leistungsfähigkeit in der Arbeit
gebrauchen; aber nicht in der Politik weder noch in der kulturellen
Bildung Brasiliens durften sie teilnehmen. Denn sie gehörten nicht der
brasilianischen Vergangenheit an (noch ihrer Geschichte), deshalb
würden sie auch nicht zu der Zukunft gehören, weil sie Träger einer
fremden Kultur waren.
Sie sollten also als ein biologischer
dazwischenliegender Grundstoff dienen, um das brasilianische Volk zu
formen.
Lassen wir uns durch Romero
aufklären; in einer seiner
Veröffentlichungen, welche von der Deutscheinwanderung handelten,[33]
analysiert er, eine von ihm selbst aufgezeichnete völkerkundige
Landkarte, auf der wurde das brasilianische Gebiet in vier völkischen
Gegenden geteilt. Die nordische und westliche Mittelzone ist eine
Wildnis und laut dem Verfasser, kaum bewohnt; deswegen sind sie auf
dem Risiko des nord-amerikanischen Ausdehnungsdranges.
Die südliche Zone, die von Rio de Janeiro bis zu
dem Rio Grande do Sul sich hinzieht, steht unter den Einfluss der
Italiener und der Deutschen, die für ein bedeutendes demographisches
Wachstum, verantwortlich wird. Zuletzt die vierte Zone, die Ost-Nord
und Ost-Süd Brasiliens umfasst geht (von Maranhão
bis zum Staates Espirito Santo), hier
wurden die Portugiesen die Mehrheit der Bevölkerung, und deren
Hauptproblem ihrer Tendenz zur Mischung ist.
Was die deutsche Bevölkerungskonzentration in
Santa Catarina, Paraná und Rio Grande do
Sul anbetrifft, repräsentiert sie,
laut des Verfassers, ein doppeltes Risiko; erstens, die rasche
wirtschaftliche Entwicklung, die intensiver als in den anderen
Gebieten ist, dank der Arbeitsamkeit dieser Bewohner. Diese
Entwicklung bedroht die Hegemonie derer die von portugiesischer
Abstammung sind, und gleicht bald ihrer herkömmlichen Kultur.
Zweitens, bezieht sich auf die Möglichkeit eines Verlustes der
sprachlichen Einheit, da die deutsche Sprache doch häufig unter die
Einwanderer benutzt wird.
Tatsächlich erreichte in der Jahrhundertwende
dieses Gebiet, im Vergleich zu den anderen, einen bedeutenden
Fortschritt, denn die Verteidigung des kleineren Besitzes ermöglichte
die Erschaffung eines Inneren-Marktes und folglicherweise
die Entstehung einer ausdruckvollen Mittelklasse.
Ausserdem bewahrten viele Einwanderer die
deutsche Sprache, als ihre Umgangssprache, sei es wegen der
Unkenntnisse der portugiesischen Sprache, oder aus psychologischen
Gründen. Solche Faktoren trugen dazu, nach Romeros Meinung, um die
politische Rivalität anzukurbeln.
Um diese Probleme aufzuheben, müsste die
deutsche Bevölkerung sich im ganzen brasilianischen Gebiet verteilen.
Nach seiner Meinung ist die Politik streng mit
der Biologie verwandt. Wenn ihre Methode in den Sozialwissenschaften
gebraucht werden, scheint es mir, dass tüchtige Programme und
Werbungen den Willen der Menge in Richtung der leitenden Mischung
durchführen könnten. (1904. S. 313)
Anderes gesagt, schlug der Verfasser die
Verbreitung der Arianischen Vertreter in anderen Gebieten vor, damit
sie selbst durch das Heiraten Mischehen eine neue Bevölkerung
produzieren könnten. Gleichzeitig sollte die Regierung Werbungen
planen, um das Bedürfnis andere portugiesische Einwanderer zu fördern
wegen der Hegemonie der nationalen Sprache.
Die Ideen Romeros über die Deutscheinwanderer
werden deutlicher in der Veröffentlichung O Germanismo
no Sul do Brasil (Das Deutschtum in Süd-Brasilien), der in einer
Zeitung von Rio de Janeiro, erscheint. In dieser formulierte er eine
Analyse über die deutsche Geschichte, die bis ins Altertum zurückgeht,
um die fast genetische Tendenz dieses Volkes zu dem Ausdehnungsdrang
zu prüfen; solche Kennzeichen werden als eine Tugend angesehen, wie
man aus seinen Betrachtungen über das Zeitalter Bismarcks bemerken
kann;
Was für ein Volk ist dieses Volk. Schau die
Herrlichkeit, die Kühnheit seiner
Ziele, die Unerschrockenheit wen es
spricht; da hört die Regierung auf die Intellektuellen und nimmt ihre
Ratschläge an. {1906. S. 17).
Trotz dieser Lobreden, fürchtet Romero davor, dass
die völkischen und sprachlichen Prinzipien, auf welche die Deutschen
sich gründen, um ihre Nationalität zu bestimmen, gilt auch für die
deutschen Ansiedlungen in Brasilien; denn wenn das Boden-Prinzip (jus soils) nicht berücksichtigt wird, wird Süden
Brasiliens sicher ein von den Deutschen als ein Eroberungs-Zweck
gesehen, was vorläufig noch nicht geschehen ist, dank der politischen
Kraft des Panamerikanismus, von den Vereinigten Staaten ausgeführt.
Gemäss den Nachrichten aus den französischen
Zeitungen, den Gliedern des Alldeutschenverbandes und selbst der
deutschbrasilianischen Presse, beweist man das Risiko, einen neuen
unabhängigen Staat in Süden Brasiliens zu gründen, unmittelbar mit
Deutschland verbunden, deren Regierung ihm den militärischen Schutz
gäbe.
Andererseits, kritisierte Romero die
Einwanderer, weil sie kein Interesse für die Öffentlichkeit in
Brasilien hatten (das heisst, seiner Meinung nach, für die politischen
parteiliche Streite), weil sie nicht die nationale Sprache kannten und
auch weil sie die Regierung nicht berücksichtigten.[34]
Er widersetzte sich auch den süd-brasilianischen Politikern, denn
wegen der Wahlen und ihrer populistischen Haltung unterdrückten sie nicht diesen
Unternehmungsgeist.
Und laut einer seiner Anhänger Romario Martins,
selbst das Wahlrecht sollte den Deutscheinwanderer verboten werden,
bis dass sie ihre Liebe zu der neuen Heimat bewiesen hätten. Laut
Martins, während dem das sich nicht ereignete, würden sie nur zu
arbeiten berechtigt sein (MARTINS, 1900, s. 67).
In dieser Richtung, wurde unfraglich, das Verbot
des Gebrauchens anderer Sprachen, ausser der "nationalen" Sprache, das
Verkaufen grösser Besitze an Ausländer und die obligatorische Lehre
der portugiesischen Sprache in den privaten-Schulen. Es würde sich
noch nötig zeigen, einer demographischen Politik anzuregen, die eine
Zwangsmischung durchführte.
Intellektuelle wie Sylvio Romero und Romario
Martins beeinflussten nicht, trotz ihrer Anstrengungen, die offizielle
Politik in Brasilien. Das geschah nicht, weil ihre Gegner stärker
waren, aber wegen des öffentlich-betriebswirtschaftlichen Charakters
dieser Konjunktur. Ausser ihrer Verachtung gegenüber der
Intellektuellen, wie Romero damals schon beklagte, die relative
Unabhängigkeit der provinziellen Regierungen ermöglichte es nicht,
dass ein umfassender und geplanter nationale Massstab ergriffen werden
konnte. Deshalb wurden ihre Verlegungen über die Nationalität und die
Kultur nur unter anderen Intellektuellen in Betracht gezogen. Solche
Ideen sollten mindestens zwanzig Jahre warten bis sie berücksichtigt
werden konnten; es wurde nötig, dass gebildete Männer sich einer
Regierung näherten; eine Regierung, die besorgt war, Brasilien zu
lieben, es zu schätzen, sich um seine Zukunft zu bemühen und einen
Neuen Staat (Estado
Novo) [35]
zu gründen; dazu aber mussten solche Ideen alles Fremde verabscheuen.
In einer
kurzen Episode des Romans
Um lugar
ao sol (Ein Platz unter der Sonne) [36],
von Erico Verissimo,
einer der populärsten Schriftsteller Brasiliens seit der 30.
Jahrzehnte, ein junger Mann hat ein zufälliges Liebesverhältnis mit
einer deutschen Frau, die sich Annelise nennt, deren Beruf oder
soziale Stellung unbekannt ist.
Von den zwei anderen Roman-Figuren, die auch
Deutsche sind, wurde ihre Vergangenheit wie auch Einzelheiten ihres
gegenwärtigen Alltags nicht geäussert.
Der junger Vasco
ist arbeitslos; er wandert
unterwegs umher, durch die beweglichen und lärmenden Strassen von
Porto Alegre, als er aus Versehen Annelise trifft, eine deutsche Frau,
die
(...) uma mulher
que "parecia
de mnrmore, de gelo,
de g£sso, de qualquer
coisa, menos
da matärta de que
ile fora/eito". (1966. (1936j, S. 667) [37]
Ohne ein Wort Portugiesisch zu können, zieht
sich Annelise Vasco mit Gesten, Seitenblick und Umarmung an. Sie
gehen in Kaffees, zum Strand, ins Kino, irgendwo, ohne ein Wort zu tauschen.
Nach einigen Tage, lädt sie ihn zu ihr ein, ein
typisches deutsches Haus, das trotz seiner Grösse, fast unbewohnt
scheint; vielleicht blieb Annelise immer allein.
Im Zimmer der Geliebten, während Vasco auf sie wartet,
Vasco apanhou distraidamente uma
revista (...) eram prospetos das oltmpiadas
de Berllm. Folheou
a revtsta. Vistas
de Colönia,
de Francofort de cldades
das margens do
Reno (...) Tudo
aqullo pertencia
a um mundo sonhado
mas nunca visto. Annelise pertencia
a esse mundo: a sua figura
esbelta, os seus cabelos louros eram produto daquela patsagemfria, daquela
terra onde ca(a neve no
inuemo. Vasco sentiu-se estrangeiro. (S. 714) 23
Diese Erfahrung eines zweiundzwanzig jährigen
Jungen, der gerade in die Hauptstadt gekommen ist, provozierte eine
komische Erinnerung, in der sich erotische Sensationen, Schuld, Liebe
und Hass vermischten, ausserdem noch die Schande, weil er im Vergleich
zu der Geliebten einer unterlegenen Schicht gehörte.
Nach dieser Begegnung, fühlte sich Vasco ein
Verräter seines Volkes, seines Clans, des Geistes seiner Gruppe (S.
714). Trotzdem war er verliebt, und konnte es nicht verhindern, sie
wieder zu treffen. Wahrscheinlich wäre er immer bei ihr geblieben,
wenn diese deutsche Frau, trotzdem sie ihn während des angenehmen
Abendeuers "Mein Wilder" nannte, zurück nach Deutschland gefahren wäre
dank ihrer Enttäuschung gegen dieses Land.
Leben ohne Vergangenheit, Unmittelbarkeit mit
den Menschen, weil sie nicht die gleiche Sprache kannten, Annelises
freiwillig Exil, die Schuld und Leidenschaft Vascos,
das sind die Szenen eines [38]
Romans, der wie für einen Kinematographischen
Leitfaden geschrieben wurde, in einer von Verissimos
zugetaner Ausdrucksweise, seit er ein Kind war. Und als ein Kind, das
einen verbotenen Film anschaut, so spricht der Verfasser von Leuten,
die nachts über düstere und verdächtige Plätze laufen, wo Frauen, wenn
überhaupt welche da sind, nötigerweise
vergängliche Wünsche erwecken.
Gleichdarauf, nimmt die Erzählung eine andere
Richtung ein, welche das langweilige Leben der ernsten und
konventionellen Leute betrifft.
Um lugar
ao Sol umfasst
eine Reihe von literarischen Werken, die in Brasilien als
regionalistische-Romane bekannt wurden. Wie Gracilianos
Ramos, Jorge
Amado und Lins do Rego, interessiert sich auch Verissimo
für die Beschreibung der universellen Themen, die mit den innigsten
Ansichten seiner Roman-Figuren, sowie mit deren subjektiven
Erfahrungen ihrer Umwelt, in welcher sie eingefügt sind, zu behandeln.
Verissimo entfernt sich auch anderen Verfassern wie Mario
de Andrade und Graga Aranha, nicht nur
wegen seiner regionalistischen Einstellung, sondern auch seiner
Ansicht dem Deutscheinwanderer gegenüber; als "Gaucho", [39]
hat er es früh gelernt, sie als Mitbürger neben andere Einwanderer, zu
verstehen. Er war es gewohnt, sie in ihrer kulturellen, politischen
und sozialen Verschiedenheit anzuerkennen, wie er in anderen Romanen,
zum Beispiel, die Figuren seines berühmtesten Werkes O tempo e o vento schildert.
Ausserdem konnte er als "Gaucho" leichter den Unterschied zwischen die
Deutschbrasilianer und die in Rio Grande do
Sul wohnenden Deutschen erkennen.
Allerdings, schreibt er dieses Buch im Jahre
1935.
Infolgedessen scheint es uns unmöglich, dass
Annelise nur zufällig eine deutsche Frau war, und Vasco, ein Mestize
aus der unterlegenen Schicht, Freund von Rebellen, Anarchisten und
Revolutionäre. Es wäre auch nicht unwägbar zu vermuten, dass dieser
kleine Auszug des Romans Um Lugar ao Sol die
Bestrebung hätte, das freiwillige' Exil mancher Deutschbrasilianer,
welche von dem Nationalsozialismus verführt würden, oder der Schock
der beiden Kulturen, die trotz ihres vertrauten Umganges weit über ein
Jahrhundert, begonnen sie sich starrsinnig abzusondern als ob sie
vollkommen fremd wären. Oder könnte es ein Auszug dieser Utopie das
Verbleichens spiegeln, dessen Vertreter keine Bewunderung in Verissimo
hervorrief; der Wunsch weiss zu sein, das Minderwertigkeitsgefühl, die
Leidenschaft und der Hass zu der werdenden vorbildlichen Zivilisation
des deutschen Volkes, sind wahrscheinlich Darstellungen die, die
Bestürzung des Verfassers gegen das kulturelle Bühnenbild seiner
Epoche offenbart. Und wenn diese Darstellung in den Überlegungen des
Verfassers vorhanden waren, kommen wir auf den eugenischen Gedanke von Oliveira Vianna, der
Sozialwissenschaftler, der die Ideen Romeros in der zwischen-Periode
der beiden Kriege, das heisst, die dreissiger Jahre, vertritt.
Die Einwanderer nach Viannas Weltanschauung
Wenn man die Autoren, die von der
Entwicklungstheorie in Brasilien inspiriert wurde, analysiert, welche
sich über den wirtschaftlich, kulturellen Rückstand Brasiliens
sorgten, wird man
keine wesentliche Erneuerung in den Werken Oliveira Viannas
finden.[40]
Wie Sylvio Romero, Nina Rodrigues,
João Batista
de Lacerda, Romario Martins, unter
anderen, verteidigte er das Bedürfnis des Verbleichens der
brasilianische Rasse und die Unmöglichkeit des demokratischen Systems
in der brasilianischen Politik, solange das Nichtvorhandensein einer
durchaus bewussten nationalen Identität dieses Volkes aufzuweisen
wäre. Gleichwie die anderen Schriftsteller, lehnt Vianna
die romantischen Vorbilder ab, seiner Meinung nach, bedeutet das nur
eine eigeschränkte Erhebung der Heimat und der Natur.
Vianna selbst bekennt es, dass er sich der soziologischen und
volkskundlichen Methoden sowie der Geschichtswissenschaft bedient, um
die Last der Vergangenheit über die gegenwärtige Gesellschaft zu
identifizieren, gemäss der Übereinstimmung der "Recifenser-Schule".
Aber trotz seiner Identifikation mit den
Intellektuellen, die für um wissenschaftlichen Gedanken kämpfte, deren
Publikum sich unter ihren Mitspielern als Teilhaber einschränkte,
sprach jedoch Vianna von einem anderen
und einzigartigen politischen Standpunkt, denn er wurde, unter
anderen, von den offiziellen Mächten aufgefordert, die kulturelle
Politik und die politische Kultur anzudeuten. Es ist nämlich die
Konjunktur, welche seine Ideen bekannt macht, welche für die
Veränderung solcher Debatten verantwortlich war. Sie besteht nicht
mehr aus der reinen Rücksicht des gelehrten Wissens, wie in der
gebildeten literarischen Aussprache, aber aus der Politisierung der
kulturellen und geschichtlichen Thematik; denn die Hersteller der
kollektiven Gedächtnisse wurden streng mit den institutionalisierten
Mächten verbunden, um die echte Ausübung der Herrschaft zu
gewährleisten. (DE DECCA, S. 72, u. w.).
Welche Ereignisse spielten eine wichtige Rolle
für diese Umwandlung? Zuerst ist die nationalistische Ideologie zu
erwähnen, die seit des 19. Jahrhunderts in Brasilien als eine der
Hauptleitmotive' der hohen Kultur erklärt wird, und die während des
ersten Weltkrieges einen entscheidenden Antrieb erlebt.
Mit der diplomatischen und militärischen
Anordnung dieses Landes zu Gunsten der Alliierten ergab es sich, dass
der Panamerikanismus und die darauffolgende Bestrebung um die
selbstständigen nationalen Werte zu zentrale Themen der politischen
Debatten auszubilden. Die Bewegung zu Gunsten der Alliierten, die
Gründung der Liga da Defesa Nacional - LDN (Verband zum Schutz der Nationalität) und
die Bestätigung der vereinheitlichen Sinnbilder der Heimat sind
bedeutende Beispiele dafür.
Es ist aber auch wesentlich wichtig zu
berücksichtigen, was unzählbare Geschichtswissenschaftler der 70. und
80. Jahrzehnte in ihren Monographien und Thesen veröffentlichten. Dies
ist ein Abschnitt indem die Arbeiterklasse in den Hauptstädten des
Landes eine zahlreiche Ausdruckskraft gewinnt. Diese Arbeiter kommen
aus den brasilianischen wie auch aus europäischen ländlichen Gebieten
um in der Industrie und in den Handel-Sektoren sich anzustellen. Es
handelt sich hier zufälligerweise um ein Teil der Bevölkerung, dass
arme Emigranten umfasst, welche nicht stillschweigend den zunehmenden
Gebrauch der Maschinen, in der Umstellung des Arbeitsprozesses, die
Steigerung der Arbeitszeit, die niedrigen Löhne und die zunehmende
Disziplin und Oberaufsicht ihres Alltags akzeptieren würden.
Die Streikbewegungen von 1907, 1913 und 1917,
die Konflikte zwischen Arbeitern und Werkführern, gegen die neue
Arbeitseinteilung, die schlechte Behandlung und die Arbeit der
Minderjährigen sind die Tagesordnung der öffentlichen Meinung (DE
DECCA, 1983, S. 47). Unter diesen Arbeitern, die über ihrer "neuen
Welt" bestürzt sind, wurde es der Elite deutlich wahrnehmbar, dass
unter ihnen die Anwesenheit der europäischen Eiwanderer sich bemerkbar
machte, von nun an als "Ausländer”, "eingewanderte Bevölkerung",
"Deutsche", "Italiener", "Fremde”, usw. genannt.
Maria Stella Bresciani,
(1975, S. 284-300) schilderte genau die Bestrebungen der Elite, um
diese gegen die wirtschaftliche Ausbeutung gerichtete populäre
Demonstrationen entgegenzutreten.
Als Auswirkung dieser Konflikte erwies sich eine
Reihe vielfältiger Strategien und Massstäbe der sozial-Kontrolle,
dessen Leitung der öffentlichen-Betriebswirtschaft angeordnet wurde,
schon seit Ende des 19. Jahrhunderts. Solche Massstäbe und Regeln
wurden nicht nur der repressiven polizeilichen Überwachung
eingeschränkt, sondern auch in der Empfehlung einer Erziehungspolitik,
welche den zivilisierten Charakter des Staates widerspiegeln sollte.
Laut Bresciani, die vorgefasste Meinung,
die Bürger juristisch gleichzumachen, einer der wichtigsten Prämisse
des Liberalismus, hatte die Erziehung der Bevölkerung, als Imperativ.
Diese sollte nicht nur die Arbeiter beruflich ausbilden, sondern auch
in ihnen ihre bürgerlichen Pflichten einprägen.
Was hauptsächlich die deutschen Einwanderer
betrifft, ist zu bemerken, dass zufällig der grösste Teil dieses
Kontingents nicht in den Hauptstädten angesiedelt war [41];
ausserdem laut der offiziellen Reden waren sie nicht in
widersprüchlichen Bewegungen gegen der Bourgeoisie Ordnung engagiert -
eine Verantwortung, die den Italienern zugesagt wurde.
Trotzdem wurde die Resistenz gegen die
Assimilation der deutschen Einwanderer intensiver, was als ein Risiko gegen die'
erwünschte Gleichartigkeit
des Volkes angesehen wurde. Ausser diesen Begründungen, muss man es
berücksichtigen, dass die meisten Deutschbrasilianer den evangelischen
Glauben bekannten, ein Zustand, der sie als Ausländer weit über den
Gesichtspunkt der Nationalität setzte.
Trotzdem die Katholische Kirche, ihren
offiziellen Charakter seit der Republik verlor, verblieb sie noch eine
einflussreiche politisch- kulturelle Institution. Zwar ist es Gewiss,
dass die zugeschriebenen friedlichen Beziehungen noch als Kompromiss
zwischen Protestanten und Katholiken vom Klerus bewährt wurde, im
Namen der gegenseitigen Toleranz. Aber gegen Ende des 20. Jahrhunderts
erweckte die Ankunft der Leiter und Anhänger der Philo-pietisten, Fundamentalisten
und
auch Charismatische
Bewegungsleader, welche aus Europa und aus den Vereinigten Staaten
kamen, die Aufmerksamkeit der Kirche, die der Kirche als eine so
ernsthafte Gefahr bedeutet wie der Sozialismus und die heimliche Gesellschaft.[42]
Im Namen dieser Gefahr, organisierte sich der
katholische Klerus, gegen solche Sekten zu kämpfen, nicht nur im
Nennen des "wahren Glaubens", sowie auch zur Ehre der Heimat, deren
Geist durch Erbschaft als katholisch verstanden wurde.
Wir zitieren beispielsweise eine Stellungnahme
des Bruders
Celestino de Padalovi
während des katholischen Kongresses,
im Jahre 1902:
Von Storchon und Muncer kamen die Wiedertäufer, welche von
Beruf Kommunisten und zornige' Anarchisten sind. Durch Zwingli kamen
die Sakramentarien, welche die Erbsünde, die Taufe, das katholische
Zölibat, usw. verneinten (...) Die Calvinisten, die den gefährlich
freien Willen der Mensch bekämpften, und die Gott für einen Despot,
einen Tyrannen, einen Mörder seiner Kreaturen hielten. Die Anglikaner
des Heinrich der VIII. ein lächerliches Gemisch des lutherischen
Protestantismus und der bischöflichen Hierarchie. Dazu kamen die
Presbyterianer. (...). die energisch nicht nur gegen die katholische
Kirche protestierten, sondern auch und viel mehr gegen die 39 Artikel
des Anglikanismus. welche sie wütend abschlugen und verabscheuten.
Dazu die Quäker, die haarsträubend die Presbyterianer und den
Anglikaner verwerfen und zurückstossen. Dann kommen noch die
schmähsüchtigen Methodisten, die aus Wesley
ursprünglichen Methodisten, die
Reformierten, die Calvinistischen-Methodisten. die wiedergetauften
Christen. Mormonen, die Herrenhüter, die französischen Protestanten,
die deutschen Reformatoren. 28
Die Bestrebungen der Katholische Kirche sich der
evangelischen verbreitenden Bewegung zu widersetzen, um die religiöse
Gleichartigkeit und Einigkeit unter dem brasilianischen Volke zu
erhalten, trug während des Säkularisation Prozesses bei, um das
patriotische und nationalistische Assoziationswesens anzuregen. Die Agão Nacionalista (Nationalistische Aktion), der Partido Nacionalista
Regenerador (Erneuernde Nationalistische Partei) und die Legião Cruzeiro do Sul (Kreuz des
Südens Legion), welche in den 20. Jahrzehnten entstanden, sind
Beispiele solche Vereine, die in dieser Zeit sich an der Agão Integralista
Brasileira
(Die Brasilianische Integtralistische
Aktion) eingliederten. [43]
[44]
(SEITENFUSS, 1985, S. 70; OLIVEIRA,
1990, S. 167).
Versucht man
die 20. Jahrzehnte im Allgemeinen
zu erfassen, so lässt sich die kulturelle Identität und die nationale
Frage der politischen Debatte finden; zu dieser Zeit entstand auch die
moderne intellektuelle Bewegung, welche Semana de Arte
Moderna genannt wurde,
deren Hauptziele eine kritische Stellung gegen die Pflege der
romantischen Literatur und Kunst der Vergangenheit und die mimetische
Haltung in Verhältnis zu den literarischen und künstlerischen
europäischen Vorbildern anzunehmen, war, unter der Behauptung einer
ästhetischen und thematischen Erneuerung, welche fähig wäre, die
technische. Zivilisation und industrielle Welt widerscheinen zu
lassen. Ausserdem sollte diese neue Weltanschauung mit dem Versuch echter
nationale Werte und Bildung verbunden sein.
Im Gegensatz dieser ideologischen Prämisse, nach
Meinung der Intellektuellen, die Einwandererbewegungen, das Risiko der
Entnationalisierung, die Streike, die lange Ausdauer zu der
Assimilation, wirkte.
Laut Adalberto Marson,
(1979), zur Gegenwirkung zu diesen Tendenzen, entstand einer Art von
Nationalismus, der streng von einem verteidigenden Charakter
imprägniert war, und dessen Ziel die anhaftende Widrigkeit einer von
aussen abhängigen Volkswirtschaft entgegentreten zu müssen; dazu wurde
vorgeschlagen, eine stärkere Interferenz des Staates zu führen, um die
technologische Entwicklung und die des Volks-Erziehungs-Prozess
durchzuführen.[45]
Allerdings, neben solch eine pragmatische,
politische Empfehlung, entstand eine andere Art nationalistischen
Begriffes, welcher von der Mittelklasse, von anderen Intellektuellen
und Journalisten formuliert wurde. Es handelte sich um einen in
irrationalen vereinigten Mythen inspirierenden Nationalismus, dessen
Voraussetzung die soziale und kulturelle Kohäsion war. Laut ihrer
Ankündiger, sollte man sich der gegen-revolutionären Erfahrungsbewegung
Europas nähern, welche es die Konflikte zwischen Kapital und Arbeit zu
vermindern erreichte. Dazu bediente man sich vor allem der
Staatsapparate, die einen vormundschaftlichen Charakter über
die Gesellschaft übernahm.
Es ergibt sich daher eine symbolische Ebene,
dessen Grundlage der Mythos der Nation war, und diese als universelle
Interessenträgerin angesehen wurde; von da an, sollte alle anderen
Interessen sich ihr unterstellen. In diesem Sinne, wurde die Nation
nicht mehr als der Guardian des Bürgerrechtes angesehen, sondern als
Schiedsrichter des kollektiven Willens.
In diesem politischen und kulturellen
Zusammenhang findet man die Ansatzstelle Oliveira Vianna Gedankens; wie man schon behauptete,
unterscheiden sich seine Ideen über die brasilianische Gesellschaft
nicht viel als die der anderen Intellektuellen, die ihm voranging.
Etwas Neues was an seinem Gedanken zu erwähnen ist, besteht aus
Überlegungen über zwei von ihm bewunderten Wissenschaftler: Gustave Le
Bon und Francis Gaiton.
Trotzdem die Werke dieser beiden Wissenschaftler
seit dem 19. Jahrhundert in Brasilien bekannt waren, ist es Vianna
wer sich ihnen in tiefer und aufmerksamerer Betrachtung zuneigt.
Seine Begeisterung war selbstverständlich nicht
zufällig; Gustave Le Bon, zum Beispiel, befreite ihn von manchen
unbequemen Ansichten des Liberalismus, wie zum Beispiel das Prinzip
der Gleichheit der Bürger gegen den Staat. Gustave Le Bon, stets auf
das Risiko der revolutionären Bewegung bedacht, erschuf die
mannigfaltigsten und bildsamsten Kriterien um die
Unterlegenheitsordnung der Menschheit einzustufen: die rassistischen,
zwischen Männer und Frauen, zwischen Gesunde und Kranker, zwischen
Sozialisten oder Naturvölker und Gehorsame und moralisierte; vor
allem, zwischen der Elite und die Menschen, die zur Menge gehörten,
indem, seines Erachtens, sie ihre Rationalität verlieren (HOBSBAWM,
1988a). Nach Le Bons Meinung, die Tätigkeiten der Menge wurde immer
zerstörender und gewaltsamer; allerdings, wurde die Heftigkeit solcher
Irrationalität durch den kollektiven Charakter (das heisst, durch die
rassistische Eigenart) unterworfen (LE BON, 1920, s. 37).
Die Interpretation der sozial-Psychologie Le
Bons erlaubte Vianna, die Verknüpfung
zwischen "soziale Unruhe" und "rassischen Ursprung" festzusetzen,
wodurch eine seiner Schlussfolgerungen über die Streike im 10.
Jahrzehnte, welche von den Anarchisten durchgeführt wurden, war;
Diese höchste Aufgabe zu regieren ist eine
Pflicht, und ein Recht der Arianer (...) diese besitzen die Apparate
der Disziplin und der Erziehung, um diese unförmlichen unterlegenen
Mestizen zu kontrollieren. Diese Elite hält ihr. dank ihres
juristischen und sozialen Verständnisses. unter den moralisierten
arianischen Regeln fest, um sie nach und nach an die Mentalität der
weissen Rasse heranzuziehen (...) (VIANNA. (1954) [1918], 1° Vol,
S. 65).
Von Francis Galton leiht Vianna
sich die eugenische Lehre, eine von Galton erschaffene und entwickelte
Ausdruckweise. Sowohl der Meister wie der Nachfolger gehörten zu dem
amerikanischen
Kontinent, und konnten besser die Vorteile der
Scheidung der Rassen durch die Farbe einschätzen, ein Begriff, der
zuerst von europäischen Theoretikern des Imperialismus angewendet
wurde. In Amerika, auf ähnlicher Weise, wurde das Kriterium der Farbe
für die Bestimmung der Klassen-Schichtung nützlich, sowohl um das
Sklaventum sowie auch die Ausrottung des Indianers zu legitimieren.
Das Urteil des Supreme Court erlaubte, in den Vereinigten Staaten, im Jahre
1896, das Angebot der Güter und der öffentlichen Dienstleistungen der
Behörden mit einem diskriminierenden Kriterium, trotz der verhüllenden
Rhetorik separated but equal. Ausserdem
hatte die Institutionalisierung der Poll Taxes
als Folgerung, die praktische
Ausschliessung des Negers in dem Wahlprozess. Und die exogamische
Heirat wurde streng verurteilt, nicht nur aus psychologischen Gründen,
sondern auch wegen von den Weissen ausgeübte gewaltige Unterdrückung
gegen solche Beziehungen. (STYRON, 1985).
Durch die Inspiration von Galton, gründet man in
den USA, 1896, die "Eugenische Gesellschaft’’, die das Ziel hatte, die
asiatische Einwanderung zu verbieten. Fast gleichzeitig wurde in São
Paulo ein identischer Verein gegründet, in dem Vianna
sich einschreiben liess. Durch diese Vereine übte die Elite unzahlreiche
Massstäbe und Unterdrückungen gegen die asiatische, afrikanische und
jüdische Einwanderung im Lande, aus (LUIZIETTO,1975).
Es waren die ersten Schritte Oliveira Viannas: brasilianische, europäische und amerikanische
Wissenschaftler anzuwählen, Einfluss auf die öffentliche
Meinung durch die Presse auszuüben, und durch Teilnahme die Interessen
der korporativen und politischen Vereine verteidigen zu können.
Um besser die vielfältigen Kreuzläufe zwischen
diesem Verfasser und den rassistischen Theoretikern, den politischen
Gedanken in Brasilien und das Bild des Deutscheinwanderers, müssen wir
manche Aspekte in Hinsicht seiner Werke als Sozialwissenschaftler,
hervorheben.
In dem Buch Populates Meridionais
(Südliche Ansiedler),
welches im Jahre 1918 veröffentlicht wurde, unternahm Vianna
das Studium der Nationalitätsbildung vor, um mit wissenschaftlicher
Begründung die Verschiedenartigkeiten der brasilianischen Bevölkerung
zu demonstrieren.
Laut seiner eigenen Worte, sorgte er sich nicht
um die politischen, sondern um den Völkerkundlichen und
anthropologischen Faktoren. Ihm interessiert besonders der Ursprung
der brasilianischen ländlichen Aristokratie, um auf ihre
zivilisierende Mission in Brasilien hinzuweisen.
In dieser Richtung, erregt er die Aufmerksamkeit
auf die biologischen Charaktere des gaúchos, (sowie auch auf die Bandeirantes aus São Paulo [46]),
ein Beispiel für den abenteuerlichen und tapferen Geist; solch
erbliche Eigenarten ermöglichte ihnen, laut Vianna,
die Führung des Landes. Vergleicht man diese Behauptung mit der These
von Gobineau, so lassen sich die
tapferen, grossen und blonden Franken finden, die das französische
Territorium eroberten. Wie diese, müssen auch die Weissen das
Schicksal Brasiliens beherrschen.
Bei der Beschreibung der gaúchos, ist es interessant zu bemerken, dass Vianna
keine Erwähnung über die Deutscheinwanderer macht; im
Gegensatz, des Arianischen Mythos, der immer betont wurde, als ein
vorbildliches Muster, der für die Bildung des nationalen Ethos beigetragen haben musste.
Was die gaúchos betrifft, behauptet er, dass
(...) Die weissen Eigenarten eine führende Rolle
spielten; und die arianischen Elemente (...) waren reiner in Rio
Grande do Sul als in alle Gebiete des Landes (...) alles weisst auf den
gaucho hin (...) ein Mensch, der mit einer besonderen
Kraft begabt ist. ein gerechter, ein starker, ein eugenischer Typus ist.
(29 Vol. S. 333-5).
Und als er noch von der nördlichen
"Aristokratie" spricht, behauptet er, dass der Portugiese aus
Nord-Portugal, und nicht der Mestize aus dem Süden der echte
Kolonisator Brasiliens wurde, sowie auch die Arianer aus anderen
Länder Europas dazu beitrugen.
In Pernambuco
(...) ist der lokale Adel
zahlreich, aus Höfen Portugals. Castellas,
Frankreichs, Italiens und Deutschlands gekommen (lö
Vol, S. 33)
In diesem Werke ist seine einzige Erwähnung den Deutschbrasilianern gegenüber
anspruchslos, aber eindrucksvoll; er beschränkt sich auf
Vereinigungswesen der Deutschen in Santa Catarina
und Paraná ab des 19. Jahrhunderts
zu äussern; nach Viannas Meinung, ist
solche Charakteristik ein Teil ihrer ursprünglich der politischen
Kultur, die sich von Solidarismus orientiert. [47]
Er Vergleicht diese Weltanschauung mit dem, typisch für die
Portugiesisch-Brasilianischen Individualismus, infolgedessen ist die
Demokratie in Brasilien unausführbar.
Dessen ungeachtet, könnten die biologischen
Eigenarten des Germanen eine in der arianischen Verwandlung Prozesses
in Brasilien eine wichtige Rolle spielen, sowie auch in dem
Entwicklungsprozess der brasilianischen Volkswirtschaft, dank seiner
Arbeitsamkeit.
Der Deutscheinwanderer wurde besser und
aufmerksamer von Vianna in den 30.
Jahrzehnte bearbeitet, eine Konjunktur, die für den Verfasser geeignet
war, um das Verbleichen der brasilianischen Bevölkerung zu
verteidigen.
Bei der Einschätzung des Übergewichtes der
weissen Bevölkerung in Ost-Süd und Süd-Brasilien, wiederholt er das
Bedürfnis einer demographischen Politik, welche die regionale
Konzentration der Weissen verhindert.
Er benützt sich die ethnische Landkarte Romeros,
um die Vermischung des Volkes vorzuschlagen.
In einem Essay, O tipo
brasileiro e seus
elementos formadores
(Das brasilianische Volkstum
und die Elemente seiner Zusammenstellung) genannt, (1991, [1931, s.
15, u. w.J) zeigt der Verfasser die
Vorteile der europäischen Einwanderung, trotz ihres unordentlichen und
spontanen Charakters. Er meint, dass der Einzug der letzten Jahre eine
wesentliche Anzahl von Deutschen und Italiener (deren ethnische Adel
unfraglich ist) sich über alle anderen ethnische Einwanderungsgruppen
überwiegt.
Über seine zuversichtliche Haltung, lassen sich
seinen Schriften selbst erklären: laut des Verfassers, besonders aus
den Deutschen ist die Verbesserung der Rasse und der politischen
Kultur zu erwarten, weil ihr Volkstum sich der Abneigung zur niedrigen
Arbeit charakterisiert. Ausserdem zeigt dieses Volk starke Neigung zur
Herrschaft und zum Ausdehnungsdrang; bliebe er noch als Bauer im Land,
so würden ihre Kinder und Enkelkinder, schon in Brasilien sich
eingelebt, würden ganz spontan in die Städte gewandert sein; da würden
sie sich zu der Beschäftigung des höher gehörenden Status
verantwortlich, wie zum Beispiel, Wissenschaftler, Geschäftsmänner,
Politiker, Militärs und Unternehmer, deren Aufgaben sich ihres
Charakters besser einpassen würden.
Dank der Einwanderung und der grossen
Fruchtbarkeit der Weisen, laut seiner Folgerung, hätte das Land in
wenigen Jahren eine völlig weisse Bevölkerung. Um solche Ideen zu
prüfen, vergleicht er den Prozentsatz des natürlichen
Bevölkerungswachstum unter Weissen, Neger, Indianer, und Mestize, in
dem zentesimale Unterschiede ihm genügen, seine Hypothesen zu sichern,
wie man in folgenden, von ihm selbst gezeichneten Schaubild,
beobachten kann:
Schaubild
3 - Geburtenüberschuss nach ethnischen Gruppen •
Ethnische Gruppen |
Weisse Mulatten Indianer Neger |
Sterbefälle % |
2.83 2.75 3.70 5.38 |
Geburtenfälle % |
4.04 3.67 4.08 4.74 |
Es ist wohl erlässlich die Schwäche seiner
Folgerung gegen solche Daten hervorzuheben; ausser den unbedeutenden
Unterschiede zwischen Geburtenfallen unter den genannten Gruppen und
auch der Ungenauigkeit der demographischen Statistik in Brasilien
während der 20. Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, muss man noch
aufmerksam beobachten dass die Sterbefallen der Sklaven grösser als
die freie Bevölkerung waren, infolge der sozial und ökonomischen
Bedingungen dieser Gruppe, und nicht aus biologische oder klimatische Gründe, wie der Verfasser
voraussetzte.
In einer anderen Statistik, gebraucht er die
Demographie wieder.
um das Verbleichen durch
Vermischung aufzuweisen:
Schaubild 4 - Zahlen der
Heiraten gemäss der
Staatsangehörigkeit des Brautpaares - Rio Grande do Sul - 1918-
Staatsangehörigkeit |
1918 |
1920 |
Deutscher/ Deutsche |
22 |
29 |
Deutscher/ Brasilianerin |
63 |
91 |
Italiener/ Italienerin |
38 |
60 |
Italiener/ |
138 |
167 |
Brasilianerin |
|
|
Spanier/Spanierin |
4 |
7 |
Spanier/ Brasilianerin |
38 |
59 |
Portugiese/ Portugiesin |
9 |
12 |
Portugiese/ Brasilianerin |
108 |
107 |
Quelle: VIANNA, 1991, apud
Relatorlo da Repartição
Estatistica do Rio
Grande do Sul, 1919-1921 |
Diese Daten sind auch zweifelhaft: zuerst, das
Staatsangehörigkeits-Kriterium, in dem statistischen Amt in Rio Grande
do Sul erlaubt
man keine Genehmigung um eine nötigerweise
exogamische Heirat zu prüfen, denn edle
Kinder der Immigranten, die in Brasilien geboren sind, sind als
brasilianische Bürger berücksichtigt; deshalb, kann man nicht durch
solches Daten den echten Prozentanteil der inter-ethnischen Ehen
erkennen. Zweitens, die endogamen Ehen
repräsentieren eine noch sehr ausdrucksvolle Zahl, im Vergleich zu den
sogenannten Mischehen. Allerdings, trotz dieser "Missverständnisse",
hat diese Statistik einen gewissen Geltungseffekt; in dem Massstab,
als dass das einzige Element zum Austauschen der Brasilianer ist,
scheint der inter-ethnischen Prozess, für den Leser guten Willens,
dass der Erfolg der Vermischung schon
eine Realität ist. Laut Vianna
würde dieser Fortschritt noch bedeutender, wenn die Regierung das
Verbot der ethnischen Konzentration ernster nehmen würde.[48]
Nun noch eine andere Frage: Welch Brasilianer
dürfte sich nach Viannas Meinung
versmischen? In diesem selben Text, kritisiert der Verfasser die Ehen
zwischen Weisse und Neger, wegen der psychologischen Charakteristik
dieser zweiten ethnische Gruppe:
Der Mulatte (...) 1st explosiv, rebellisch,
streitsüchtig und aggressiv: Ihm 1st die Hauptschlägerei und Anarchie
unserer Geschichte zu verdanken (...) das passiert, weil die
Unterwürfigkeit, welche eine genetische Charakteristik des Negers ist.
sich nicht fortpflanzt in dem Mulatten. Im Gegenteil, er ist stolz,
lässig, überheblich und unverschämt. (1991, (1931), S. 49)
Aus diesen Gründen, das heisst, die
Unterwürfigkeitstendenz des Negers, die Lässigkeit des Mulatten, und
die Unfähigkeit des Indianers in der zivilisierten Welt zu leben, (S.
46), dürften diese Schichten nicht die Bürgerrechte bekommen. Aber
auch nicht der Einwanderer, weil ihm das patriotische Gefühl fehlt;
nur seinen Nachkommen, wenn sie dank der häufigen Kontakte mit der Luso-Bevölkerung sich vermischen und verbrasilianerten
(S. 61-2). Abgesehen von diesen Veränderungen, die sich in der
nordamerikanischen Gesellschaft spiegeln sollte, konnte Brasilien
nicht unter die zivilisierten Nationen vertreten sein.
Ich beschreibe die Überlegungen von Oliveira Vianna nicht
nur um über die Ähnlichkeit seines Gedankens und des Romeros und
Aranhas, unter anderen, zu erklären, oder um die Ambivalenz der
Intellektuellen gegen die Deutscheinwanderung zu wiederholen. Aber
auch um die historiographischen Darstellungen zu kritisieren, die
behaupteten, dass die Versmischung-Utopie eine alternative Ideologie
gegen den USA Rassismus wurde, eine Haltung welche sogar Eric Hobsbawm
einmal verteilte (HOBAWM, 1988a). Nach meiner Meinung, obgleich die
Vermischungstheorie die Einverbildung der
afrikanischen und indianischen Kultur voraussetzte, wurde ihre
Prämisse nichts anderes als eine Abänderung, anderes gesagt, eine
Verdünnung des eugenischen Prinzips, in anderen Worten, eine Anpassung
zu den gegenwärtigen Umständen; letzten Endes vollendeten die Mulatten
schon eine ausdrucksvolle Zahi der brasilianischen Gesellschaft; von
denen viele, wie der berühmte Schriftsteller Machado
de Assis, der Präsident Nilo Peganha und selbst Oliveira
Vianna einen sozial und intellektuell höheren Status
errang, und in übrigen, die weisse Bevölkerung, in Gegensatz zu der
USA, keinen Stolz auf die Heimat äusserte und sich nicht im geistigen
Sinn des Wortes Brasilianer fühlte.
Gegen solche unbequemen Umstände drängt es sich
auf, eine Unzahl von Ausschüssen, welche zu der Perversion von
modernem Bürgerrechtsbegriffs ergab; die Nation hatte keine Pflicht
den Individuum gegenüber, aber verlangte von ihm sein Blut, seine
Arbeit, sein Gehorsam. Er musste dem Land dienen, damit in der Zukunft
die Gleichheit unter den Männern, welche durch die Verbesserung der
Rasse garantiert wäre, ermöglicht würde.
Als Feinde solcher Träume stellten sich, unter
anderen, besonders die Pangermanisten, die die Endogamie und den
Widerstand gegen die Assimilation verteidigten. Daraus ergab es
vielfältige kulturelle und politische Konflikte, nicht wegen den
ideologischen Prinzipien, in dem die beiden Gruppen sich orientierten,
sondern weil wenn man von Eugenik spricht, die Anwesenheit einer zu
niedrigen Klasse untrüglich gegen anderen Arianischen wird,
trotzdem verbleicht, aber der
zu der höheren Klasse gehört.
Der Deutscheinwanderer und
der zweite Weltkrieg: aus dem
Traum zum Alpdruck
(...)
Mos eu näo posso
we sentir negro nem vermelho!
De certo que
essas cores tamböm tecem mlnha
roupa arlequinai,
Mas
eu näo
me sinto negro, mas eu näo me
sinto uermeüio.
Me sinto sö
branco, relumeando
a carldade e acolhimento,
Purlflcando na revotta contra
os brancos, as pätrias, as guerras, as preguigas, as ignoräncias!
Me
sinto sö branco agora, sem ar neste ar
livre da Americal
Me sinto sö
branco, sö branco em minha alma crivada de ragas.
34
Mario de Andrade,
1930
Ich muss zugeben, dass nach einer tiefen
Untersuchung über die Rassenfrage (...) ich gründlicherweise
meine Ideen erneuerte!...) der blonde Dolichozephale und seine
Überlegenheit interessierten mich nicht mehr.
Oliveira Vianna, 1938
In einer akademischen Auseinandersetzung über
die Unterschiede zwischen die Fiktion und die Geschichtswissenschaft,
erwähnte Jose A. M. Pessanha Heraclito,
für wen die Aporie Phantasie/Wissenschaft oder Wahrheit/Lüge als die
Aporie zwischen Traum und Nachtwache verkündigt werden kann; der Traum
entspricht des Täuschungszustandes, während die Nachtwache die
Vernunftzustandes. [49]
Als ob er Heraklit gefragt hätte, stellte Pessanha fest: "Wie kann er sicher sein, dass
sein Anspruch auf aufgeklärte und gesorgte Einheit nicht der tiefste
und meist perverse Traum ist?" (PESSANHA, in: RIEDEL, S. 283).
In diesem Kapitel, erwählte ich ein paar
literarische und wissenschaftliche Texte, die von einem gewissen Bild,
aus den Deutscheinwanderer in Zusammenhang mit der brasilianischen
Kultur handelten: in solchen Schriften wurden die Deutscheinwanderer
als ein einziger und harmonischer Körper gesehen, der immer seine
ursprüngliche Identität fortpflanzte.
Bei der Analyse, ist es zu folgern, dass diese
Autoren streng mit dem Zeitgeist (oder wie die französischen
Geschichtswissenschaftler darstellten, L’imaginaire collectif) ihrer Epoche verbunden waren, besonders was
die deutsche Kultur betrifft. Da erfindet man ein paar Leitmotive,
welche, sei es in einer wissenschaftlichen Sprache, sei es in einer
literarischen Sprache bekleidet, als Wahrheit übernommen wurden, nicht
weil sie echt waren, sondern weil sie fortlaufend wiederholt wurden.
Im Allgemeinen, kann man behaupten, dass in
verschiedenen Umständen, das Bild der Deutscheinwanderer als "das
Fremde", aus dem engen Sinne des Wortes, repräsentiert wurde. Als sie
als "Deutsche", "Germanen", "Alamannen" genannt wurden, hatten diese
Autoren vor, nicht nur ihre historische Herkunft zu erwähnen, sondern
auch ihnen als "was ganz anderes" der brasilianischen Gesellschaft
darzulegen. Deshalb, unabhängig von ihrer Feindseligkeit oder ihrer
Liebe zu Brasilien, wurden Milkau, Lentz,
Elza und Annelise als Wurzellose
Individuen beschrieben, die unfähig zur Integrierung in ihrer neuen
Sozial-Umwelt waren, weil sie von Brasilien erregend entfernt wurden.
Sie waren übermässig ihrer Heimat zugetan, infolgedessen durch das
Lesen, dem Gebrauch der deutschen Sprache, die Erhaltung der Sitten
ihrer Vorfahren und die Endogamie ihre Vergangenheit immer
vergegenwärtigt wurde.
Die Last der Geschichte in dem Alltag der
Deutscheinwanderer wurde auch von einem diachronischen Ausschnitt
beschrieben, mit welchem die Autoren ihre Geschichte rekonstruierten.
Sie verstanden den Deutscheinwanderer als ein Synonym des Germanen und
verknüpften sie mit der Geschichte ihrer Ahnen, als ob sie "eine
prä-etablierte Übereinstimmung mit ihrer ur- historischen
Vergangenheit geschaffen hätten" - wie schon Georges Dumezil
einmal behauptete (1959).
Diese zu weitläufig kulturelle Fortdauer ist an
den Immigranten hauptsächlich von Oliveira
Vianna und Sylvio Romero
verwendet; in dieser Richtung,
sowie der Deutsche mit seinen erschaffenden Mythen verbunden ist,
würde der Deutschbrasilianer immer mit seinem Heimatland verbunden
sein, indem die Genauigkeit ihm als aus einem militärischen
Geistträger zu begreifen, in einer gewissen Weise, als eine
Vortäuschung Bismarcks hinstellt - wie, zum Beispiel, in den
Roman-Figuren Elza und Lentz.
Wir dürfen es nicht geringschätzen, dass das
Vorbild des Deutschbrasilianer fast immer als das Gegenteil des
Brasilianers bearbeitet wurde, dessen kollektive Identität, nach ihrer
Meinung, noch zu konstruieren sein würde. Es interessierten also
deswegen die Eigenarten beider Gruppen zu durchstöbern, um in ihrer
Verschiedenheit die Wesenheit ihres Charakters zu untersuchen, zu
finden. Und, unabhängig von den vorausgesetzten Vermischungen,
wünschten sie, dass die luso-brasilianische
Kultur überwiegen sollte.
Allerdings, die von ihnen vorgestellte Zukunft
wurde nicht in harmonischer Weise verwirklicht. Im Zweiten Weltkrieg,
wurde der Mythos der Deutschen Gefahr und das Vorbild des
Deutscheinwanderers als ein Vertreter des Reiches, von den Ereignissen "bestätigt”.
Graga Aranha und Sylvio Romero
starben vor dieser Konjunktur, aber
ihre "Hinweise” wurden im Namen der anti-germanistischen Politik
umformuliert.
Mario de Andrade,
in der neuen Auflage des Buches Amar verbo Intransitivo
in 1944, fügte eine Satz
hinzu, der seine Entrüstung gegen den Krieg symbolisieren sollte: "Bárbaro,
tedesco, infra-terno
alemão infraterno)[50]
(cf. LOPEZ, s. 37, in: ANDRADE, S. 60).
Erico Verissimo, von dem
Nationalsozialismus im Schreck erstarrt schreibt den Roman Saga, wo er Vasco
in 1940 zu dem spanischen
Zivil-Krieg, auf Seiten der Antifrankisten
die Internationale-Brigade durchführt, was auch seinen Widerwillen
gegen die Rechts-Tendenz der brasilianischen Regierung symbolisieren
wollte. (VERISSIMO, 1966a, S. 15).
Und Vianna, einer
der Theoretiker des Neuen Staates (Estado Novo), musste seine Analyse über den
Deutscheinwanderer umorientieren; so wiederholt er, dass die
Immigranten, zu der Arbeiterklasse gehörten, und unter der Bedingung,
mussten sie sich zwanghaft in die brasilianischen Sitten und Regeln
integrieren (VIANNA. 1991, S. 383).
Aber während die Brasilianer schrieben, lasen
die Deutscheinwanderer und ihre Nachkommen, die nicht von den
Wirkungen des Mythos der Deutschen Gefahr geschädigt wurden, noch
weiter die Nachrichten und literarischen Texte aus einer Welt, die als
ihre Welt verstanden wurde, nicht weil sie zu ihnen gehörte, aber weil
solche "Wahrheiten" unaufhörlich wiederholt wurden. Ich spreche hier
von den Zeitungen, Kalendern und Zeitschriften Deutscher Sprache die
in Süden Brasiliens erschienen, ein Thema welches, das Ziel der
nächsten Kapitel dieser Dissertation werden.
III
ALTE UND NEUE
NATIONALISTEN: HEIMAT UND VATERLAND
Seit dem Ursprung der deutschen Einwanderung,
bemerkt man die Gründung verschiedener Druckschriften in deutscher
Sprache, die sich durch alle Gegenden der Kolonisation, während einem
längeren Zeitabschnitt erstreckt, der nur durch den Eintritt des
zweiten Weltkrieges unterbrochen wurde.
Diese Literatur wurde mindestens zu den
siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts hergestellt, von Autoren die
über einen ganz regionalen, begrenzten Umkreis berichteten, dessen
Thema nicht die Grenzen ihrer eigenen lokalen Gemeinde überschritten.
Es waren nur wenige Herausgaben, die je nach Bezirk sich
unterschieden, dass diese im Umlauf kamen, dank man mehr den
allgemeinen Lesern als dem Willen der Autoren, durch den Beziehungen
zwischen Freunden und Verwandten anderer Gemeinden.
Es handelte sich um eine Textsammlung dessen
Charakter die Freude zur Sache zeigte, deren Berichte die Begünstigung
der Vergnügungs- oder religiöser Gesellschaften hatte, oder
Nachrichten mit Informationen an die Kolonisten brachte. Kuder,
(1937), meinte, es handelte sich um eine Söldnerliteratur von
unbedeutender Qualität, die von einem kleinen Handwerkergeschäft
hergestellt wurde.
Man entnimmt ihr einen gewissen städtischen
Patriotismus, der sich von der feierlichen lokalen Geschichte näherte.
Die Einwanderung wurde, in den Erzählungen die über das Leben in der
alten Heimat, die Schwierigkeiten der Reisen, der Ankunft und dem Anfang der Niederlassung auf hiesigen Boden,
hochgeschätzt und idealisiert; die Schriftsteller waren die Kinder und
Enkel der Einwanderer, welche die Berichte und Erinnerungen ihrer
Vorfahren niederschrieben, welche als Eroberer dieser neuen Welt
angesehen wurden, Anfänger die über die Vergangenheit eine ungefragte
Autorität ausüben. Wenn an die Benennung der Gegend wohin sie
immigrierten, von ihnen Urwald genannt, beachtet, kann man sie als
relativen Erfolg bezeichnen, denn da gab es wenigstens keine Lehnsherrschaften, keine hohen
Steuern, keinen starken Winter. Einerseits hatten diese Erzählungen
einen psychologischen Entfernungseffekt in Hinsicht auf die
Vergangenheit, weil sie als Geschichten an die man sich erinnern soll,
organisiert waren.
Ausser diesen Lebensbeschreibungen und
Erzählungen über den Heldenmut der Gründer, bemerkt man noch Liebes,
Verbrechens, Abenteuergeschichten und Anekdoten. Zerstreuungen,
Ausflüchte, Erfindungsreisen, Vergleiche zwischen der alten und der
neuen Welt, bildeten wahrlich wichtige kulturelle Kunsterzeugnisse in
der täglichen Ausarbeitung ihrer Leser, hauptsächlich wenn die
gründliche Umstellung beachtet, welche die Einwanderung erfordert. Zu
diesen rechne man noch solche die über religiöse Streitigkeiten, wie
zum Beispiel die der Protestanten wider Katholiken, der Frommen gegen
die weniger Religiösen oder selbst der Ungläubigen.
Die Schriftsteller dieser Berichte stammten aus
der eigenen Gemeinde: sie führten zur gleichen Zeit die Arbeit der
Buchhändler, Herausgeber, Redakteure aus, und so wurden sie, dank
dieser Beschäftigungen durch selbst-Didaktik Lehrer und Pfarrer, die
manchmal ausgewählt wurden, weil sie, zur körperlichen Arbeit sich
nicht eigneten, oder weil sie sich von den anderen als “Gelehrte”
ausnahmen. Die meisten arbeiteten ausser dem Bereich der
Landwirtschaft; sie waren Telegraphisten, Landkartenzeichner/ Bäcker,
Kaufmänner oder Tischler, so zum Beispiel war der Johann Georg Maurer
(Quacksalber) und der Johan Georg Klein amtierte als Pfarrer; beide Namen
wurden bekannt, besonders weil sie die Bewegung der Gläubigen an das
Kommen Christi führten, die Mucker (AMADO, 1978). Der reisende
Handelsmann, weithin bekannt, wurde von dem Einwanderer "Musterreiter’[51]
genannt, und wurde im Laufe der Zeit, nicht nur ein Warenverkäufer,
sondern auch der Überbringer der Nachrichten, Ratschläge und
Informationen.
Die Informationsniederschriften und
Berichterstattungen über das Werden und der Entwicklung der Kolonien,
übertreffen die Anderen, weil sie objektiv ausser der praktischen
Anleitung, noch die Propaganda der Kolonisation übernehmen. Was sich
klar in der Zeitung "Kolonie", aus Joinville, heraushebt, durch
Koordinierung des Ottokar Dörffel, eines
Einwanderers von der Vormärz, Buchhalter des Kolonievorstandes und der
erste Bürgermeister der Stadt.1 Er beschäftigte sich auch
mit der Orientierung der neuen Einwanderer, seine Schriften wurden
nach Hamburg gesandt, um zukünftige Auswanderer zu beeinflussen, sie
wurden als Wegweiser für den zukünftigen Kolonisten angesehen.
(SEYFERTH, 1988, S. 11)
Nach der Meinung Mercedes Kothe (1991, S. 20)
spielten viele Personen, die zum Sozialismus neigten und sich wegen
der Unterdrückung des Jahres 1848 antäuschten, eine besondere Rolle in
der Herstellung der Druckschriften dieser ersten Phase. Sie sahen die
Kolonien als Utopien die sich verwirklichten in Freiheit und
Fortschritt.
Diesen Optimismus teilten aber nicht einige
Männer, wie zum Beispiel, Sellin, einer der wenigen Schriftsteller der
südlichen Gegend, welcher zur gleichen Zeit, die Behandlung von Seiten
der brasilianischen Regierung an seine Landsleute, durch die Presse
kritisierte.[52]
Solche Veröffentlichungen waren aber sehr
geteilt und begrenzt in ihrer weiteren politisch-überzeugenden
Organisation, was sich wegen der geographischen Isolierung der
Kolonien erklären lässt, die Unkenntnis der portugiesischen Sprache
und der damaligen prekäre Kommunikationsmöglichkeiten.
Der Name der Druckschriften dieser Phase
offenbaren ihren regionalistischen Charakter und ihre noch innere
Verbindung mit der Kultur ihres Ursprunges, wie man an den Schaubild
Nr. 5 sehen kann:
a. Zeitungen |
|
|
|
Zeitungstitel |
Erscheinungsort |
Erscheinungsweise |
Erscheinungs- |
|
|
wöchentlich |
Zeitabschnitt |
Kolonie |
Joinville |
1
xbisl887 1887-39-2
x |
1862-1939 |
Der
Kolonist |
Porto
Alegre |
2
x |
1852-53 |
Der
Einwanderer |
Porto
Alegre |
2
x |
1854-61 |
Deutsche
Zeitung |
Porto Alegre |
6
x |
1905-42 |
Der
Bote von São Leopoldo |
São
Leopoldo |
3
x |
1867-75 |
b. Kalender Titel |
Erscheinungsort |
Herausgeber |
Erscheinungsjahr |
Deutscher
Kalender |
Porto
Alegre |
Fischer |
1855
e 56 |
Der
neue hinkende Teufel |
Porto
Alegre |
T.
Jäger |
1856 |
Deutscher
Volkskalender für Provinz S. Pedro |
Porto
Alegre |
O.
Stieher |
1861 |
Deutschen-Kolonie Kalender |
São
Leopoldo |
T.
Brügern |
1868 |
Quelle;
KUDER. 1937. |
S.
9.4-37 usw. |
|
|
|
Diese zerstreute und verschiedenartige Literatur
hindert uns eine verbindende Analyse zu verwirklichen, da sie sich der
Bestrebungen jedes Schriftstellers unterwarf, ihr gemeinsamer Nenner
war der Gebrauch der deutschen Sprache, der regionale Vorzug und die
Gleichgültigkeit zu
Brasilien - bemerkbar,
wenn man sich auf es bezog, als Regierung - gut oder schlecht, je nach
Entscheidungen die sich auf die Immigranten erstreckten.
Die ersten Zeitschriften die ein grösseres Publikum erreichten und die
über Vollkommenheit der deutschsprachigen Bevölkerung überzogen,
stammen aus dem Jahre 1870. Ihnen entnehmen wir, diejenigen, die durch
Karl von Koseritz und Wilhelm Rotermunds
Unternehmen veröffentlicht wurden, weil sie die meist verkauften waren
und die, besonders zu Anfang, eine Reihe von Stellungen vereinigten
die gegenseitig wetteiferten.
Das Entstehen der Zeitungen "Deutsche Zeitung"
und "Deutsche Post" und die Kalender "Koseritz
Volkskalender" und "Kalender für die Deutschen in Brasilien"
beziehungsweise unter der Leitung des ersteren und des zweiten
Verfassers, Druckschriften die dem deutschbrasilianischen Publikum
zugedacht waren, ergab sich nicht ungezwungener Weise. In diesem
Zeitabschnitt kamen wieder neue Immigrantenscharen nach Brasilien, die
nun von einer kürzlich- vereinigten Nation, welche über Frankreich
siegte, herstammen. Die Zunahme der Bevölkerung in Süden Brasiliens,
auf Grund der Immigration und des hohen Prozentsatzes der
Fruchtbarkeit, die sich unter diesen Schichten bemerkbar machte,
gleichwie die Diskussionen in Hinsicht auf das Sklaventum, das
Ersetzen derer Arbeit durch die Arbeitskraft der Europäer, dazu kam
noch, die als Vorbild geltende Kolonisation des Südens, welches
nachgeahmt werden konnte oder nicht; diese Faktoren trugen zu dem
Beginn der regionalen Absonderung, zu mindestens in den wichtigsten
Zentren derer Staaten; bei Erwähnungswert ist auch der Einfluss der
Evangelischen Protestantischen Gemeinde der Deutschen aus Nord und
Süd- Amerika, welche, ab 1864 eine Missionarische-Aktivität unter den
Deutschen beginnt, in dem sie ausgebildete Pfarrer nach Brasilien
sendet, wodurch sich eine Verminderung der Selbständigkeit und
Zerstreuung der lokalen Pfarrkirchen, wie auch den Verlust der
Sozialen Wichtigkeit der Laienprediger.
Trotzdem, sind diese mit allgemeinem Charakter
gezeichneten Bestrebungen nicht die Einzigen die diese Ausbreitung des
literarischen Universums der deutschen Sprache erklären, denn dieser
besitzt seine eigene interne Dynamik, welche seine Selbstständigkeit
bis zu einem gewissen Punkt mit diesen Begebenheiten erhält.
Erstens, der sozial-ökonomische Aufstieg der
Deutschbrasilianer wurde von neuen städtischen Ortschaften' begleitet,
die sich emporhoben, wodurch die Aufforderung einer immer grösseren
Zahl der Informationen über ihre Geschäfte erfordert wurde; zweitens,
womöglich der Wichtigste, die Niederschriften von Koseritz
und Rotermund, werden von nun an, die ersten Druckschriften aller
Personen deutscher Herkunft bilden, wegen der vielfältigen Thematik
die sie bringen, andernfalls, wegen der Agenten die sie unterstützen:
die Liberale Partei und die Evangelische Kirche, beziehungsweise.
Wie schon bestätigt, das Erscheinen der
Druckschriften, die für ein vergrössertes Abnehmerpublikum bestimmt
war, stammt von der 70er. Jahre des 19. Jahrhunderts, zufällig oder
nicht, zur selben Zeit der Vereinigung Deutschlands. Wie dort, mussten
auch hier, die Deutschbrasilianer ihre internen Auseinandersetzungen
besiegen, um in Gleichheit übereinzustimmen, welche ihnen die
Verteidigung ihrer kollektiven Interessen erlauben würde. Diese
Änderung erklärt sich auch, wegen der "Aufklärung", ebenso wie diese
kulturelle Bewegung in Deutschland anerkannt wurde. Im Gegensatz zu
Frankreich, ihre Vertreter stammten aus den Mittel und Volksschichten,
und erwarteten, dass durch Erziehung und Aufklärung, die interne Angst
zur Religion und zu Lehnsherrschaft besiegt würde.
Laut Kocka, unter Aufklärung
kann man verstehen:
Eine Bewegung, die auf die
umfassende Befreiung der Menschen aus herkömmlichen Zwängen tradierten
Vorurteil und nicht legitimierter Herrschaft zielte, durch Bildung,
öffentliche Kritik und freie Diskussion Unwissenheit. Aberglauben und
Intoleranz ausräumen wollte und den mündigen Gebrauch der Vernunft als
regulativ aller privaten und öffentlichen Verhältnisse zur Wirkung
bringen wollte. (1989. S. 140)
Der erste ausdrucksvollste
deutschbrasilianischer Kalender, wie, auch die dauerhafteste Zeitung
in deutscher Sprache, sind von einem Immigranten, der von der
intellektuellen Geschichte seines Vaterlandes tief beindruckt wurde,-
Karl von Koseritz,
Sohn eines Gliedes des kleineren deutschen Adels, wurde in Dessau, im
Jahre 1830 geboren. Er kam nach Brasilien im Jahre 1851, um im
Söldner-Heer des Kaiserlichen Krieges gegen den Diktator Rosas, von
Argentinien teilzunehmen. Verlies aber sehr bald die Legion, um sich
als Zivil in Pelotas, im Staate Rio Grande do
Sul niederzulassen, wo er sofort
seine Laufbahn als Privatlehrer, Buchhalter und Journalist begann. Er
heiratete eine Brasilianerin, Tochter eines Farmbesitzers (fazendeiro) des Südens, verzog dann in die Hauptstadt der
Provinz, wo er weiterhin als Journalist, Geschäftsmann und Politiker
tätig war; im Jahre 1883 wurde er als Abgeordneter der Liberalen
Partei gewählt, wo er bis 1889 tätig war.
Seine immer treue Gewohnheit des Lesens, ertrug
ihm eine enge Verbindung mit der hohen Kultur seines Vaterlandes, aber
auch mit den intellektuellen Bewegungen Brasiliens. Im gemeinsamen
Sinn mit Tobias Barreto, Sylvio Romero
und andere, stellte er sich
kritisch gegen die überragende Einwirkung der französischen Kultur
unter den brasilianischen Intellektuellen um, und wie es die
Konjunktur verlangte, neigte er auch dazu über die Nation, das Bürgerrecht
und den Fortschritt zu
denken.
Als ein Bewunderer Feuerbachs und Haeckels, Atheist und
ein Verteidiger der Entwickelungs-Theorie, schrieb er verschiedene
Bücher,
unter den Ersten schon einige, die sich der
Lehre des einfachen Leute widmeten, wie eine Zusammenfassung der
Universalgeschichte und der Geozentrismus
und über die brasilianischen
Indianer.
Er gründete in Porto Alegre
die “Gesellschaft Feuerbach“, unterhielt
Korrespondenz mit verschiedenen Gelehrten und schrieb auch für mehrere
brasilianische Zeitungen. Später wurden noch einige seiner von
romantischer Eingebung angefertigten Romane, herausgegeben, durch
welche er überaus populär unter den Immigranten wurde. {CARNEIRO,
1959).
Koseritz Eintritt in das öffentliche Leben ergab sich
durch die Unterstützung der Liberalen von Rio Grande do Sul und der
deutschbrasilianischen Wähler, dessen Interessen er vertrat; tat es,
nicht aber, unter einem ethnischen Prinzip, sondern aus gesetzlichen
und politischen Gründen. Endlich, laut seines Urteils, bildete diese
Gruppe so ungefähr den sechsten Teil der Bevölkerung von Rio Grande,
welche fast die Hälfte des Steuers der Provinz einbrachte. Trotz ihrer
ökonomischen Wichtigkeit, genossen sie nicht die Vollkommenheit ihrer
Bürgerrechte. Gemäss der Verfassung des Kaiserreiches, den
eingebürgerten Ausländern nicht-katholisch verhinderte man ihnen das
Recht gewählt zu werden als Abgeordnete oder Senatoren, wie auch
wichtige Stellungen der offiziellen Ämter zu bekleiden. [53] Um diese Anordnungen zu hemmen, versucht er auf
den Politiker Silveira Martins einzuwirken, welcher sich für die
Wählbarkeit der Protestanten einsetzt, was sich im Jahre 1881
verwirklicht durch das Saraiva-Gesetz,
welches die Zulassung Koseritz und
anderen Deutschbrasilianern zur institutionalisierten Politik
erlaubte.
Als Abgeordneter, bewirbt er sich noch um die Institutionalisierung
der
bürgerlichen Trauung, die
Aufhebung der Staatlichen Religion, den Strassenbau welcher den Handel
der landwirtschaftlichen Produkte zu allen Gegenden des Staates
erleichtern würde und die Verminderung des Steuers, der auf die
Kolonisten haftet. Ausser den unmittelbaren Interessen seiner Wähler,
verteidigt Koseritz die Abschaffung des
Sklaventums und die öffentlichen' Erziehung. Was sich auf die
Besiedlungs-Politik des Gebietes bezieht, verteidigt er die
Immigration zur Kolonisierung und nicht nur als Mittel der
Arbeitskraft für die Kaffeepflanzungen, so widersetzt er sich den
Interessen der Lehnsherrschaften. Im Namen dieser Haltung verurteilt
er die asiatische Immigration, ausser dass sie eine zurückgebliebene
Bevölkerung bildet, würde sie noch die Fortsetzung des Systems
darstellen.
Die Kaffee-Barone wollen mit ihrem Nichtstun
erleben fortfahren und strengen sich deshalb an neue Sklaven zu
suchen, jetzt von gelber Farbe, um die alten Neger zu ersetzen, (apud CARNEIRO, 1959, S. 33)
Oder auf einer milderen Form,
bezieht er sich auf die Immigration als ein gutes Geschäft, selbst an
die Elite, an die er sich wendet,
Lasset es zu, dass eure Sklaven freigelassen
werden, erlaubt und teilt eure riesengrossen Farmen, rufet Immigranten
und kolonisiert. Diese Probleme die Euch wie ein böser Traum scheint,
so ist der für die
Sklavenarbeit, die Änderung der grossen Besitzungen und die Emigration
schon erledigt, (idem, S. 41-2)
Die Teilnahme in der Politik
des Staates widerspiegelt sich auch in seinen Betrachtungen über die
nationale Wirtschaft, wo er die “Dogma” der Politischen Ökonomie,
“diese Wissenschaft die fast eine Religion ist”, schlussfolgernd, wie
Smith, Say, Mill und Wirth, dass der freie Handel und die Industrie die
einzigen Möglichkeiten sind, die den Fortschritt gewähren (KOSERITZ, 1870).
In seinen Betrachtungen über Brasilien,
gebraucht er den politischen Fortschritt Deutschlands als ein Vorbild
einer zivilisierten Nation, so zog er die Achtung der gelehrten Immigranten oder
die sich den Fortschritt des Landes der Vorfahren interessierten.
Diese gedachten jene Zeit als das “Zeitalter Koseritz”,
ein Abschnitt in dem' die Ergänzung dieser Schichten zur
brasilianischen Nation beziehungsweise der liberalen Grundlehre
bedacht wurde, oder, aller, durch die Institutionalisierung der
politischen Debatte über private Interessen, wo die Oberherrschaft
geengt werden sollte, im Namen des “vernunftgemäss richtig” im Gerecht
verwandelt.
Die Bestrebungen Koseritz
enden mit dem Ausrufen der Republik. Als Verteidiger der
parlamentarischen Monarchie, wurde er verfolgt und von seinen Gegnern
festgenommen im Jahre 1889, welches auch das Jahr seines Todes ist.
Aber bis dahin, brachte Koseritz seinem
Leser und Wähler eine Reihe Kenntnisse und Meinungen über Erneuerungen
und Anordnungen des materiellen Lebens und des Sieges der Wissenschaft
über die Religion. Ideen gegen welche sich ein anderer Denker streng
widersetzte.
Rotermund kommt nicht aus politischen Gründen,
noch ökonomischen, beabsichtigte auch nicht, ursprünglich, sich in
diesem Lande Bestimmtheit festzusetzen. Seiner Meinung nach, ist eine
Vereinigung der Deutschbrasilianer dringend, aber nicht aus denselben
Gründen die Koseritz angibt. Rotermund
war auch Herausgeber und Journalist, aber im Gegensatz zu seinem
Gegner, regte er, den Einfluss des Deutschen Wesens unter den
Immigranten in Brasilien.
Er wurde in Hannover im Jahre
1843, als Sohn einer Bauernfamilie
geboren; da er sich keiner
guten Gesundheit erfreuen durfte, bildete
er sich als Lehrer aus, um später sich der Theologie-Studien, auf der
Universität zu Göttingen, zu widmen.
Im Jahre 1874 wird er nach
Brasilien ausgesandt, einer Einladung des Friedrich Fabris, Präsident
des “Komitees der Deutschen Protestanten in Süden Brasiliens”,
Direktor der' Kolonisationsgesellschaft Hamburgs und Inspektor der
Evangelischen Missionen.
Die missionarische Arbeit an die
deutschsprechenden Evangelischen im Ausland entwickelte sich in Europa
schon seit anfangs der jenseitigen Migrationen verschiedener
Kontinente, zuerst neigte sich ihre Achtung, hauptsächlich den
Vereinigten Staaten. In Brasilien wird die Ausbreitung der Mission
erst deutlich ab 1860, dank der "Rheinische Missionsgesellschaft"
und die "Basler-Mission. Während der ersten 40 Jahre der Immigration
kamen nur 18 Pastoren für ganz Brasilien, dann im Süden Brasiliens
eingesetzt, von den beiden schon genannten Missionsgesellschaften
angeregt.
Friedrich Fabri war ein Theologe der zum
missionarischen Charakter der Kirche neigte, Gründer und Lehrer
spezialisierter Schulen zur Ausbildung der Pfarrer fürs Ausland, und
ein Verteidiger der Bewahrung des Deutschtums als die
Vervollständigung seiner Lehre. Sohn des Carl Fabri, Direktor der
Kolonisationsgesellschaft Hamburgs, lernte Friedrich schon sehr früh,
die Wichtigkeit der Bewahrung des Deutschtums, als eine indirekte
Strategie des Imperialismus, oder, andererseits, nicht
ausschliesslich, als eine wirkungsvolle Art um mitzuwirken an der
Erhaltung der protestantischen Religion trotz der Hegemonie der
Katholischen Kirche in den Latein-Amerikanischen Länder.
Rotermund folgte der Einladung Fabris und kam
nach Brasilien um Borchard zu ersetzen, Pfarrer der, ohne grossen
Erfolg, versucht hatte, die Unabhängigkeit der Evangelischen Gemeinden
zu verringern und die erste Lutherische Synode zu gründen.
Als Rotermund in Rio Grande do Sui ankam,
empfängt ihn ein ungünstiges Klima für seinen Unternehmen; laut Prien:
Das Panorama wurde bestimmt vom Mistrauen der
ihre bisherige Freiheit nicht aufgeben wollend, und von den
Pseudo-Pfarren verhetzten Gemeinden, sowie denjenigen Pfarren, die
ihre Bedenken und Vorurteile gegen Preusse und den preussische EOK den
höheren Zwecken des kirchlichen Zusammenschlusses nicht opfern wollten
(...) Hinzu kam katholischerseits die
aggressive Abgrenzung durch die Jesuiten, die durch die Ausweisung aus
dem Deutschen Reich nach Ausbruch des Kulturkampfes 1872 Zuzug
erhalten hatten, der den Ultramontanen Geist in Rio Grande do Sul verstärkte.
Das Bild wurde vervollständigt durch den publizistischen Kulturkampf,
den Koseritz gegen die Synode, die
evangelischen Geistlichen und die Jesuiten führte. Nicht zu vergessen
ist in diesem Zusammenhang die schon erwähnte 1874 niederschlagende
Mucker Bewegung. Da der brasilianische Süden mit charismatisch enthusiastischen
Bewegungen wenig vertraut war. konnte die Mucker Kräfte "böswillig
gegen die Evangelischen ausgeschlachtet werden als eine typisch
protestantische Erscheinung (PRIEN, 1989, S. 133)
Um dieser Situation gerecht zu werden, versuchte
Rotermund, sich seiner Gläubigen, mit einer eifrigen Seelsorge
beizustehen, und sie, zu einer Religiosität durch Übung des Lesens,
anzuspornen.
Durch Rotermund wurde der "Kalender für die
Deutschen in Brasilien", im Jahre 1881 herausgegeben, und später die
Zeitung "Deutsche Post". Als Herausgeber und Buchhändler setzte er
sich gegen den Atheismus der Texte Koseritz
vor; von welchem er folgenden Kommentar machte:
Das grösste Hindernis unserer evangelischen,
kirchlichen Arbeit war Herr Karl von Koseritz,
durch seiner "Deutsche Zeitung" aus Porto Alegre,
in welcher er auf oberflächlichen
Materialismus alles was sich zum Glauben an Gott und das Zukünftige
Leben bezog, kritisierte und geringschätzig behandelte. Selbst mich
liess er nicht aus in dem er mich als den Pastor der zum Journalisten
wurde"... taxierte. In dem konnte er sich der Unterstützung vieler
Brummers erfreuen. welche in den Kolonien als Lehrer und Handwerker
weilten, wo sie, wie es irgendwie möglich war. Widerstand zur Arbeit
der lokalen Pfarrer, boten. Ausserdem, nützte Koseritz
seinen Kalender um den Atheismus zu verbreiten (...) So war es
offenbar, dass unsere Seelsorgearbeit sich nicht ausbreiten und in
aller Stärke wachsen konnte, derweil wir Ja auch nicht die gleichen
Mittel und Rückhalt hatten, (apud
Rotermund, G., 1986, S. 198-9).
Rotermund wirkte noch als Lehrer und Ratgeber,
hatte, um die Verbreitung seiner Ideen, die Unterstützung anderer
Pfarrer die kürzlich aus Deutschland gekommen waren. Er gründete die
Riograndenser Synode, schon um 1886, von welcher er bis 1919
Vorgesetzter war. In dieser Bedingung war er einer der wichtigsten
Verteidiger der Evangelischen, was auch, seiner Meinung nach, die
Stärkung des Deutschtums bedeutete. Es handelte sich nicht um die
Organisation dieses Segmentes zur Verteidigung ihrer politischen
Interessen, aber um sie treu an ihrer originalen Kultur zu erhalten,
von ihm aus, als ein heiliger Ursprung angesehen. Die säkulare Welt
würde nur die Achtung verdienen, wenn sie diesen Werten drohen würde.
Deshalb, empfahl Rotermund die Einigkeit dieser Gemeinde, welche sich
nicht nur von Menschen anderer ethnischen Herkunft, wie auch von
deutschen Katholiken und Ungläubigen fernhalten sollte; verurteilte
Mischehen, den der Internationalismus welcher von dem Katholizismus in
kurzer Zeit herausgefordert würde, zur Assimilation der
brasilianischen Gesellschaft führen würde. Verkündigte die Erhaltung
der deutschen Sprache und die Endogamie denn seiner Meinung nach,
Die Erhaltung des Deutschtums liegt im Blut und
in der Seele der Evangelischen Kirche, welche mit Recht, als Frucht
der Vereinigung des Evangeliums und des Deutschtums angesehen wurde
(...) Wer das Denken und Fühlen auf evangelischer Axt verlässt, ist
kein Deutscher mehr, und auch umgekehrt, wer die deutsche Sprache und
Gemütsart verweigert, wird auch für unsere Kirche verloren sein, (apud DREHER 1984. S.93-4).
Unter dieser Urteilsrichtung, regte er, die
Gründung und Erhaltung der Schulen in deutscher Sprache an, mit dem
Vorbehalt der deutschen Geschichte, denn,
(...) es ist sicher, dass unsere Kinder in den
Schulen, die Sprache und Geschichte des Landes kennenlernen müssen,
aber zuvor müssen sie die Sprache und Geschichte der eigenen Sippe
kennen (idem, S. 91)
Rotermund sandte noch Mitglieder der Gemeinden
denen er diente, um in Deutschland Theologie zu studieren und hielt
enge Beziehungen mit säkularen und religiösen Organisationen seines
Vaterlandes. Zur Zeit des ersten Weltkrieges versucht und erreicht er
die einschränkenden Massnahmen zum Gebrauch der deutschen Sprache zu mildern, mit interessantem Argument. Wenn die
freie religiöse Bekanntmachung durch die Verfassung gewährt wurde und
wenn Luthers Sprache, wie das Latein, eine heilige Zuflucht der
Liturgie war, so dürften die Gottesdienste nicht in portugiesischer
Sprache gehalten werden. (LUEBKE, 1987, S. 81 u. w.)
Rotermund starb mit 70 Jahren, wurde berühmt
durch die Lobreden der Evangelischen und der Deutschbrasilianer, die
ihn als Mentor ihrer Seelen und Verteidiger ihrer kulturellen
Interessen sahen, den sie nicht nur die Druckschriften seines
Verlages, die Gründung der Synode, aber noch als den Förderer der
Bewahrung ihrer Herkunft, verdankten.
Die Erläuterungen über das
Leben Koseritzs und Rotermunds erlaubt
uns festzustellen, dass beide in enge Beziehungen mit den Gemeinden in
denen sie lebten verbunden waren, was auch für andere Schriftsteller
und Herausgeber desselben Zeitabschnittes wichtig sein konnte. Ihre
Schriften waren deshalb in den vielfältigen Erfahrungen die sie mit
ihren Lesern teilten, begründet. Als Politiker und Pfarrer nahmen,
diese beiden Stellvertreter der Schriftstellergenossenschaft, unter
vielen, einen würdevollen Platz ein; da sie gelehrte Staatsmänner
waren, wurde ihr Aussehen durch ihren bevorzugten' Status, als die
"Erzeuger der Wahrheit", begünstigt.
Koseritzs Texte zeichneten sich, wegen der Sprache, die
starke Schlussfolgerungen und Orientierung der hohen europäischen
Gedanken zeigte, aus. Durch sie, versuchte er seine Leser zu
überzeugen, die religiöse Tradition zu verlassen und ihre Handlungen
in Richtung der freisinnigen Grundlehre auszuüben.
Seit seiner Gründung hatte der "Koseritz
Deutscher Volkskalender" (KVK), nach der Meinung seines eigenen
Erzeugers, "sollte er eine Waffe des Kampfes zu Gunsten der Aufklärung
sein". Somit sollte er die Eroberungen und das Licht des Deutschtums
von über-See den Kolonisten bringen, welche er als die Gemeinde der
Deutsch-Riograndenser nannte.
Schon in den ersten Bänden dieses Kalenders,
veröffentlicht Koseritz einen Text in
drei Artikeln, unter den Namen Der Sieg
der Wissenschaft über die Religion [54]. In diesem Artikel behauptet er, dass in den
Urzeiten, da die Menschen nicht fähig waren, die Naturerscheinung zu
verstehen, erfanden sie Götter und Sagen, welche ihre Angst in
Hinsicht auf das Unbekannte rechtfertigen und trösteten; diese
Mentalität bestand praktisch unversehrt, in ihren Grundlinien,
mindestens bis zum Advent der protestantischen Reformation. Als die
Vorgänger gegen das Dogma und die Unfehlbarkeit des Papstes kämpften,
öffneten sie die Türe zu dem was des Christentums zerbersten würde,
zum Beispiel, das freie Examen und die Kritik. Diese Bewegung führte,
wenn auch unfreiwillig, zu vernunftgemässen Gedanken.
Als Koseritz seine
Untersuchungen über das Zeitalter der Aufklärung, machte, nennt er, zu
mindestens, zwanzig Schriftsteller der hohen Kultur Europas, wie, zum
Beispiel, Giordano Bruno, Descartes, Spinoza, John Locke, Herder, Hegel und
Feuerbach. Er organisiert sie, sodass alle mit den Entwicklungsthesen
und dem Leugnen des religiösen Glaubens übereinstimmen.
Er hebt das Werk Darwins hervor, und schätzt den
Verfasser, als denjenigen der den Übergang der Philosophen und Denker
des modernen Zeitalters, vervollständigt.
Seine Gelehrsamkeit zeigt sich in diesen
unzählbaren Anführungen, welche von komplizierten Betrachtungen über
die Menschheit begleitet sind, ganz nach dem Sinne der gelehrten
Männer seiner Zeit, für welche die Welt der Ideen, sich in der
Gesellschaft vollständig widerspiegelte.
Koseritzs Kalender handelte aber nicht nur über solche
Anlässe. Über die politisch-wirtschaftliche Lage Brasiliens zu
berichten, praktische Informationen zu bringen, wie zum Beispiel die
Post- Preistarifen, die zu bezahlenden Steuern, die nötigen Apparate
zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen mit Verkündigungsgründe, und
anderes, vervollständigten die Seiten seines Büchleins.
Dieser Inhalt passte sich mit einer zugänglichen
und volksmässigen Literatur; nehmen wir zum Beispiel zwei Erzählungen,
der
Musterreiter (KVK, 1875,
S. 132-35) und der Coronel
(KVK, 1874, S. 100-10),
beide von Koseritz. Die erste Erzählung
beschreibt in humoristischer Art die Charakteristik des Kalenders.
Diese Art personifiziert in der Titelfigur des Musterreiters (der
reisende Handelsdiener) ein Gutaussehender, eleganter Mann, der gern
Zigarren raucht, gern tanzt und den Frauen zugeneigt ist; lehnt nicht
einen guten Wein noch, hin und weder einen "Chimarrão"
ab.[55]
Zu Pferde besucht er alle in der Gegend liegende Städtchen,
überbringt, mit seinem scharfen Humor, Nachrichten, Meinungen, und
Kritik all seinen Gesprächspartnern. Er ist auch überall als der
Kalendermann bekannt, der immer seinen Kopf gebraucht, das heisst, ein
Aufgeklärter.
Er zeigt sich als jemand der überall und
nirgends ist, eine Tugend die zu seinem wirklichen Ausweis passt, wie
die eines Buches; seine Lebensart sollte nachgeahmt werden als ein
Muster der Geselligkeit.
Der Coronel
ist teils eine erdichtete,
teils eine wirkliche Persönlichkeit; einige Grundstoffe dieser
Erzählung können Autobiografisch angesehen werden, wegen ihrer
Ähnlichkeit mit dem Leben des Verfassers. Der "Coronel”, eine
Anführung des Urbildes des brasilianischen Leaders, nach Koseritz
Meinung, er ist auch ein Leader der Deutschen, dessen Vollmacht nicht
aber durch Kraft erobert worden ist, aber auch durch Vernunft. Es
handelt sich hier um das Pseudonym des Arztes Daniel Heillebrand, der
zu dem preussischen Heer gehörte und in den Kriegen im Jahre 1815
gegen die Mannschaften Napoleons kämpfte, der dann nach Brasilien
auswanderte, um hier gleichzeitig als Arzt und Kundschafter tätig zu
sein. Durch seine Erkundigungen und Studien, wählte er die günstigen
Landstreifen zur Ansiedlung aus und arbeitete, später, bei den Bauern.
Als der Revolução Farroupilha (Farroupilha-Krieg)
ausbrach, organisierte er die Immigranten um gegen diesen Aufruhr zu
kämpfen. Sein Zähigkeitsvorbild und seine befreiende Art widerspiegeln
seine Kultur, gestaltet sich als eine Beziehung zu seinem Volke.
In der "Deutsche Zeitung" übt Koseritz
Kritik gegen die brasilianische Politik und gegen die Kirche in einer
direkteren Form. Wenigstens zwei Anlässe spürt man diese Tendenz; der
erste beschreibt seine Eindrücke über dem brasilianischen Hof, den er
als unnütz beschreibt, sei es in der Darstellung der aristokratischen
Macht, sei es in der Ausführung der politischen Verwaltung.[56]
In anderen Anlass nützt er die Nebenhandlung der Mucker um gegen den
religiösen Geist seine Kommentare zu machen; der Auslauf diejenigen
Begebenheiten offenbart; nicht den wirklichen deutschen Geist, sondern
eine Erfahrung die an den Fanatismus grenzt, spürbar bei allen
Gläubigen.[57]
Im Bezug der Katholischen Kirche ist er nicht weniger streng; er sieht
im der Arbeit der Jesuiten eine politische Macht die sich hinter der
Religion verbirgt, Betrug der in Preusse besiegt dank des
Kulturkampfes, welche die Kirche von den Geschäften des Staates
getrennt hat, was auch im Brasilien geschehen muss.
Mit der Ankunft Rotermunds, haben seine Angriffe
ein ganz bestimmtes Ziel. Laut der "Deutsche Zeitung", war Rotermund
ein Pfarrer der sich "in einen Journalisten verwandelte" um die Angst
und die deutsche Ware, unter den Deutschbrasilianer, zu verbreiten.
Der Einfluss der Deutschen Lutherischen Kirche würde nur die
selbständige Organisation schädigen.
Unterdessen beschäftigen sich seine Artikel mit
offenem Widerstand gegen den Evangelischen und Katholischen Klerus,
Rotermund, derweil er seine Herausgeberarbeiten beginnt, erwähnt er
praktisch nicht seinen Gegner, versucht auch nicht, sich mit solch
polemischen Ideen zu beschaffen. Im Gegenteil, er schreibt kleine
Erzählungen oder auch Beschreibungen die sich in wirklichen Begebungen
begründeten, von moralischen Ratschlägen und Aphorismen durchdrungen.
Sich stark in Gedichten, Bibelversen, Volkssprüche flüchtend und auf
eine orientierende Sprache eingehend, die leicht verständlich und
leicht zu lesen war, erreichte der "Kalender für die Deutschen in
Brasilien" - KDB, bald dieselbe Popularität des Vorhergehenden. Die
Erzählungen Rotermunds begründen sich in einfache Menschen und
täglichen Zuständen oder Begebenheiten; sein Blättchenausssehen
gab die Möglichkeit zu einem gesunden Zeitvertreib, ganz nach dem Sinn
der deutschen Pietisten.
Er verlor nicht viel Zeit mit verwickelten
Beweisen wie es Koseritz tat, noch
zentralisierte er seine Rede in gedrängten Objektiven, welche die
dieselben beeinflussten. Weil er nämlich nicht dort seine Beziehung
mit den Segmenten der unrechtmässigen Besitzer eines gelehrten Kommens
hatte, sondern in der Synode, welche er Vorstand.
In der Erzählung Die beiden
Nachbarn (KDB, 1884, s.
40-44) wiedergibt er den Widerstand zwischen einen religiösen und
einen nicht gläubigen Menschen. Derweil der Erste auf dem Land
arbeitet, ist der Zweite Kaufmann in der Stadt (Vendtst). Die Kinder des Landwirtes heiraten ihres
Gleichen, sind glücklich, machen Fortschritte und bleiben ihrem
Glauben treu; die des Kaufmanns, heiraten reichen Menschen, sind aber
tiefunglückliche Menschen. Die Erzählung ist interessant, weil darin
noch die Figur des Abgeordneten des Südens Gaspar Silveira Martins
vorkommt. In dieser Erzählung, spricht derselbe Martins zu den
Deutschen und empfehlt ihnen ihre Herkunft zu bewahren und den
Gebrauch der deutschen Sprache zu pflegen. Auf dieser Art, versucht
Rotermund, deutlich die Unterstützung des Abgeordneten, welcher von
den Deutschbrasilianern geehrt ist, an seine Ideen anzugliedern; er
versucht noch einem harmonischen Zusammenleben der brasilianischen
Bevölkerung und der Deutschen geben kann.
Ein anderes Thema welche seine Schriften
durchzieht, die im Rotermunds Kalender, herausgegeben wurden, sind die
Abenteuer in welchen er die deutsche Einwanderung zu schildern
versucht. In diesen Erzählungen zeigt er die Indianer und Eingeborene
als sorglose Menschen, und als feindlich die Natur und das Klima im
Kontrast zu der Zähigkeit und der Intelligenz der Immigranten.
Andererseits werden die Neger von ihm als Opfer eines
Ausbeutungssystem dargebracht, welches nicht weit von dem europäischen
Immigrationsverfahren entfernt ist, und der Grund des Kampfes zur
Erhaltung des Landwirtenstandes, der
Grundbesitzer, als Garantie gegen die Gefahr der Oberherrschaft.
Was aber diesen Kalender am besten kennzeichnet,
ist die beständige Gegenwart der Geschichte, Sprichwörter und
biblische Verse, die auf den nicht beschriebenen Seiten, vermerkt
sind, welche dem Leser zu täglichen Notizen zur Verfügung stehen. Auf
diesen Seiten waren die Wochentage gedruckt, ein Bild der
Jahreszeiten, und auf den Fussnoten befanden sich die Sinnsprüche,
dort gedruckt als der Losungsspruch des Tages, diese Merkmale
verbleiben in seinen Kalendern bis zum Endschluss der Herausgabe.
Rotermund sorgte sich auch um
die Entwicklung einer selbständigen Literatur welche die Kultur der
Deutschbrasilianer widerspiegeln sollte, wo die Werte der Herkunft
sich der neuen Realität der Immigranten kennzeichnete, im Gegensatz
zum Einfluss der säkularen deutschen Kultur in seiner Gemeinde; die
religiöse
Kultur, sollte im Gegenteil von der
deutsch-Lutherischen Kirche beschützt werden, von welcher er ein
treuer Vertreter war.
Aus diesem Grunde, schliesst er in seinem
Kalender und in der Deutschen Post, verschiedene Artikel, wie zum
Beispiel, Texte von Georg Knoll, den Dichtern Ernst Niemeier und Wolfgang Ammon,'
Autoren die sich der Kultur und der Geschichte der Immigranten
widmeten ein, und wie viele andere, die aus verschiedenen Gegenden des
Südens Brasiliens, kamen. Mit der Zeit, war die Zahl der Erzählungen
über die Deutschbrasilianer anderer Gegenden, praktisch der aus Rio
Grande do Sul kommenden, gleich.
Der Wettstreit zwischen Koseritz
und Rotermund überschritt nie den Bereich der Ideen, gemäss der
nachgeforschten Urkunden. Als guter Politiker, versuchte Koseritz
seine Kritiken zu vermindern und sich dem Pfarrer zu nähern, wenn die
Interessen seiner Wähler es verlangten. Man kann vorläufig auch nicht
feststellen bis wo diese Meinungen das Leserpublikum teilte, weil
selbst die Emphase in den Schriften Koseritz
sich nicht lange hielten. Bald nach Koseritzs
Tod, wurden seine Zeitung und Kalender von pangermanistischem
Herausgeber übernommen und ähnelten dann sich in den Artikeln, denen
deren sie sich früher widersetzten.
Die Zwietracht zwischen den liberalen Agnostiker
und den Protestanten, die sich dem Nationalismus Bismarcks zuneigten,
war sehr oft in anderen lokalen Zeitungen und Kalendern bemerkbar.
Nach Meinung Giralda Seyferth, (1982),
diese Bestrebungen bewahrheiten sich in Santa Catarina
und Paraná, wie auch in Innern des
Rio Grande do Sul. Man hebe noch hervor, dass es auch katholische Kalender
und Zeitschriften gab, viel Mildere als die mit liberalem oder
protestantischem Einfluss, wie "Der Kompass" zum Beispiel, der in Curitiba im
Jahre 1890 gegründet wurde und das Deutsche Volksblatt im Innern des
Rio Grande dos Sul.
Die internen Verschiedenheiten mindern sich,
mehr oder weniger, so langsam ab, bis zu der Jahrhundertwende, wo man
praktisch keine bedeutenden Verschiedenheiten zwischen den beiden'
Tendenzen bemerken kann. Wenn es welche gibt charakterisieren sie sich
nicht als Widerstand unter ihnen, sondern durch ihre historische
Beschaffenheit, wie zum Beispiel, die üblichen Unterschiede der
Hauptregeln der katholischen und der evangelischen Religion, oder noch
der religiösen und säkularen Literatur. Hier beginnt eine Verteidigung
des Deutschtums als eine bevorzugte Form um sich eines gemeinsamen
Gegners zu widersetzen, zum Beispiel, die sogenannte Luso-brasilianische
Kultur.
Seitens der Liberalen, die in dieser Identität, ein individuelles
Recht eines Teils der Bürger sehen, wie auch Seitens der Protestanten,
die darin ein rechtliches Element ihres Glaubens sehen, die Frage des
Deutschtums nimmt von da ab, einen wichtigen Stand ein, einen würdigen
Vorrang über irgendwelche andere Stellungen.
Diese gewöhnliche Feststellung brachte die
Presse dazu sich als die organisierende und stellvertretende Rolle
dieser Gruppe, in einen Verteidigungszustand, zu sein. Bei den
Katholiken, bemerkt man eine zweideutige Haltung: von Seiten des hohen
Klerus wird die Integrierung dieser Sub-Gemeinde in die brasilianische
Kultur gewünscht, hauptsächlich in dem Gebrauch der portugiesischen
Sprache. Im Namen des christlichen Universalismus aber, die
Laienvorsteher der Parochien, der niedrige Klerus genannt, gründeten
ethnisch-religiöse Stiftungen, wie zum Beispiel, Waisenheime,
Altenheime und auch Wohltätigkeitsstiftende Frauenvereine. Die halten
als besondere Arbeit die Hilfe an Notleidende, bevorzugten aber
diejenigen deutscher Abstammung. Die Erhaltung der katholischen Presse
in deutscher Sprache wurde als ein Mittel zur Eroberung der Wähler
angesehen (LUEBKE, 1987, S. 38 usw.)
Irgendwie bemerkt man aber, dass seit 1890 die
Pluralität der Herausgaben praktisch besiegt ist, mit Ausnahme einiger
Bestrebungen der Sozialdemokraten und der Anarchisten. Was man beim
Lesen der verschiedenen Schriften dieser Zeit feststellt, ist ein
Prozess der Homogenisierung des Inhaltes.
Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges,
verstärkt sich die Bestrebung auf dem Gebiet der Kultur, der
Wirtschaft und der Politik. Unternehmen die nicht mit einer
gründlichen finanziellen Hilfe rechnen konnten, gingen zu Grunde,
wegen der Angriffe und Boykotts und Unterdrückungen in Hinsicht auf
das Land ihrer Herkunft. Ausserdem wurden sie auch von den Lesern und
den Mitgliedern der Vereinigungen die derart Herausgaben finanzierten,
verlassen, aus Angst, dass sie als mit den Interessen Deutschlands
verwickelt würden. Es gab auch noch solche die absichtlich sich des
patriotischen Fortganges des neuen Vaterlandes fügten und indessen
Namen sich verwandelten.
Was, zum Beispiel, noch vermerkt werden muss
ist, dass der anti-Germanismus und der Krieg eine Destillations-Effekt
der Segmente germanischer Herkunft verursachte; wenn ein Teil sich
freiwillig oder auch unfreiwillig auf Seiten der Interessen Brasiliens
einreihte, und ein Anderes einfach ihr Interesse und ihre Vorzüge für
Deutschland in der Öffentlichkeit unterdrückte, so gab es auch
diejenigen welche ihre Kompromisse mit dem Deutschtum aufrecht
erhielten, behaupteten sehr gründlich ihre Stellung, kritisierten die
offiziellen Autoritäten und die Unterschiede der Gesellschaft, immer
noch als die Empfängerin betrachtet, führte sich wie eine ethnische
verminderte Gruppe auf, die sich als selbst-Bewerber einer "Nation"
welche von einem autoritären Staat unterdrückt wird,[58]
genauso wie auch eine verminderte Zahl des Österreich-Ungarischen und
des Deutschen Kaiserreiches sich gegen ihre Regierenden widersetzten.
Eines Teils, kann man dieses Betragen, von bestimmten sub-Gruppen als
einen Wiederaufbau der Erfahrung welche einige in Europa hatten,
ansehen, wie zum Beispiel, die Immigranten die aus Russland, von der
Wolga Gegend kamen (FUGMANN & BREPOHL, 1927), oder von noch
Anderen die auch ethnische Unterschiede erfahren haben, weil sie von
Grenzgegenden kamen. Aber die Betrachtung der Verteidigung des
Deutschtums begrenzte sich nicht denjenigen, sondern im Gegenteil, sie
bekräftigte sich als eine politische Kraft, welche alle einbeziehen
sollte, selbst die Familien die schon seit beinahe ein Jahrhundert im
Lande lebten. Die Tatsache, dass diese Erfahrung bekannt wurde,
brachte es dazu das einige sich aufrichtig und solidarisch zur Idee
der Notwendigkeit einer Verteidigung, stellten der Begriff einer
"Herde", Ausdruck, welcher oft in den Betrachtungen der Pfarrer,
vorkam, half auch um in ihnen das Gefühl der Minderheit zu stärken.
Wenn aber dieses Betragen nicht noch andere Antriebe als nur die ihrer
eigenen Leiter gehabt hätte, wären sie schwerlich über ihre eigenen
Grenzen hinausgekommen. Zu ihrer Befestigung war es nötig, dass zu
ihnen sich die Betrachtungen und Erfahrungen der Gruppen vereinigten,
dessen Erfahrungen ihnen fremd waren, sich aber mit ihren Gesinnungen
verbanden, um ihren Betrachtungen einen neuen Sinn zu geben.
Diese Gleichartigkeit berechtigt sich deshalb,
wie schon in den vorigen Kapiteln berichtet wurde, aus externen
Gründen die sich durch die Entwicklung und durch den imperialistischen
deutschen Charakter erklären lassen; die Aufrufung der Republik
erfüllt ebenso eine wichtige Rolle in der Orientierung der
Ausdrucksweise der kulturellen und politischen Darstellung der
Immigranten und ihren Nachkommen. Dieses Zusammenfliessen der
Begebenheiten haben nicht nur als eine zusammenfassende Rolle der
ursprünglichen Überlieferungen der Deutschen gewirkt, sondern auch die
Lektüre welche, über ihr Wirken in Brasilien berichteten, eingeleitet,
Änderungen die wir zu analysieren versuchen werden.
Das Deutschtum und das
Auslandsdeutschtum
Laut einer Sage, ist Pan eine griechische
Gottheit, Sohn des Hermes und ein Herdenhüter. Er besass Hörner, eine
hochstehende Nase und Bockbeine; weilte in den Bergen der Arakadius,
begleitete den Nymphentanz mit seiner
Flötenmusik. Manchmal zeigte er sich wie die personifizierte Natur,
alles in einer vorhandenen Ordnung der Dinge einschiessend.
In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zu
dem ersten Weltkrieg, wurden der asiatische und der afrikanische
Kontinent unter verschiedenen europäischen Ländern verteilt, eine
Unternehmung die keine Grenzen kannte, von einer Sucht des Nutzens und
dem Ausdehnungsdrang. Die amerikanischen Kontinente, obwohl sie von
der politischen Kraft der Lehre Monroe's beschützt waren, wurden sie nicht von den
streitsüchtigen starken Mächten bewahrt. Für diese, eben erst
selbständigen Länder, unterlies man, in meisten Fällen, die Eroberung
anderer Gebiete, und gebrauchte die Strategie der Oberherrschaft des
Marktes, oder den politischen Einfluss der gut belohnten Vertreter
ihrer Interessen. Solche Interferenz wurde strategisch geteilt mit der
Spitzen-Wirtschaft dieses Kontinents, die Vereinigten Staaten, eine
Nation die sich sehr bald in gleichstellten Bedingungen zu der
Wirtschaft der industrialisierten Länder Europas zeigte. Laut Hosbaum
(1988, S. 87 u.w.) wurde eine neue Art
des Imperialismus gegründet, welche die gewesenen nicht-
industrialisierten Herrschaften durch Gewalt verschlungen, und somit
wurde die restliche Welt in informellen Kolonien in ökonomisch,
politisch und kulturellen Zonen geteilt.
Zur gleichen Zeit, der Nationalismus, welcher
die Bewegungen für die Emanzipation in den alten Kolonien des 18.
Jahrhunderts beeinflusste, wurde vom Staat angenommen, mit der
Einwilligung der Mittelklassen und ein Teil der hohen Klasse, und
verlor eine seiner wertvollsten Grundlehre, die individuelle Freiheit
und das folgliche Recht der
Selbstbestimmung der Völker. Dieser Nationalismus, von offiziellem
Charakter, ist auch Frucht einer politischen Reaktion gegen die
sozialen Bewegungen im Innern jedes Landes, sollten sie von
Klasseninteressen geleitet werden, oder, an diese verbunden sein,
durch Ausdehnung der Bürgerrechte der ethnischen Minderheit. Als
Antwort, hauptsächlich an die Arbeiterorganisationen, die Interessen
des Landes würden sich, zumindestens zur
Meinung der offiziellen Mächte, als Füllwort zwischen dem
individuellen und gesamten Interesse, einsetzen.
Wenn auch der Begriff des Nationalismus
Änderungen verspürte welche ihn von den liberalen Grundregeln
entfernte, so fuhr er weiterhin fort, unverträglich mit den Utopien
des Imperialismus zu sein. Wenn die Nationalität der Bürger durch die
Gleichheit in der Hinsicht des Staates festgesetzt wird, welcher
verpflichtet ist, die Bürger zu schützen und ihnen die grundlegenden
Rechte zu sichern, und in Hinsicht auf die nationale Oberherrschaft,
wie kann man die gewaltige Unterdrückung die über andere Völker verübt
worden ist, annehmen? Nach Hannah
Arendt Meinung, (1978), war dieses
gleichzeitige Vorhandensein möglich, weil ein Unternehmen ebenfalls
irrational, wie die rassistische Ideologie, entwickelt wurde. Ihre
Schwäche im theoretischen Plan ist verhältnismässig das Gegenteil der
Zahl ihrer Nachfolger, besonders, unter den Geistwissenschaftler, von
welchen es, in Brasilien, eine beträchtliche Zahl von Vertreter gab.
Die Vereinbarung der nationalistischen Auffassung mit dem Rassismus
ermöglichte die hierarchische Gliederung der Menschheit in biologisch
geringeren und überlegenen Schichten, sodass man vom einfachen Genozid
bis zum Schutz und der Erziehung der Völker, welche niemals solche
Leistungen beanspruchten, rechtmässig erklärte.
Wenn auch der Ausweg, um überflüssige Männer und
überflüssiges Kapital nach Gegenden wo es später die Möglichkeit gab,
den Markt nach der ausdehnenden deutschen Strategie zu exportieren,
entwickelt er sich aber, anfangs, auf einer langsameren Art, als in
anderen industrialisierten Ländern, wegen der politischen und
wirtschaftlichen Wahlfähigkeiten die sich dort entwickelten.
Zur Zeit Bismarcks (1862-90) war die Strategie
der Gebiete- Eroberung nicht in den offiziellen Plänen
voraussichtlich. Selbst die Wahl der Einflusszonen wurde, gleichfalls,
gemeinden, im Namen einer pragmatischen Haltung. Bismarck betrachtete
einen kriegerischen Einsatz zur Eroberung neuer überseeischen
Besitzungen, kostspielig, auch selbst, die Aufstellung einer
Bürokratie die ihm die Oberherrschaft der eroberten Gegenden gewährte,
aus diesem Grunde, sollten diese Verfahren zu Gunsten einer freien
Wirtschaft unterdrückt werden, im Hinblick auf die Vergleichung
Vorteile der deutschen Ware.
Laut Wehler,
He pursued his overseas policy for motives which
allow it to be designed as pragmatic
expansionism; and he himself belongs in the category of pragmatic
expansionists. In contrast to the type of imperialism that was
self-assertation and of prestige, or by the desire for recognition as
a world power, pragmatic expansionism resulted primarily from an
assessment of economic and social interests. (1970, S. 130)
Diese offizielle Haltung verhinderte nicht, dass
Unternehmer die sich für den direkten oder indirekten Imperialismus
interessierten, ihr Träumen und Schaffen in Hinsicht, auf ihre
utopische Gebietsausdehnung, unterliessen, was dann später dem
Nazismus eingereiht würde, unter der Rechtfertigung einer
Notwendigkeit der Erweiterung des Lebensraumes. Solche Gruppen, welche
sich einige Jahre später, an den Alldeutschen Verband angliederten,
setzten sich, wie schon im vorhergehenden Kapitel vermerkt wurde, in
Ländern Süd-Amerikas, wo sie versuchten, in ausgedehnte Zeit, eine
Lateindeutsch brasilianische Republik zu gründen.
In Betracht auf die. Gegner, begann die deutsche
Kolonisationspolitik sehr spät, wenn man sie mit derjenigen anderer
imperialistische Länder vergleicht: sie wurde erst anfangs der Mitte
der 80. Jahre unternommen. Laut Wehler, (S. 132 u. w.), handelte es
sich um eine anti-zyklische Massnahme, die unter anderen, den Zweck
hatte, die Wirkungen der wirtschaftlichen Krisen, die Deutschland
erlitten hatte, zu mindern. Erst in dieser Konjunktur hat dieses Land
sich um Gebietsteile Asiens und Afrikas mit den anderen Ländern
gestritten, und übte dort, dieselbe oder noch grössere Gewalt als die
der Gegner, aus.
Was sich zu Latein-Amerika bezieht, wurde dort
die Taktik das informellen Imperialismus angewendet, und trotzdem,
erst anfangs 1890, zum Zeitalter Caprivi, wenn auch ihr wichtigster
Mechanismus schon von Zeiten begonnen hatte. Mit institutioneller
Unterstützung, beginnen die Agenten des deutschen Imperialismus den
Markt in Ländern wie Chile, Peru, Argentinien und Brasilien zu
erobern. Ausser der wirtschaftlichen Ausdehnung, erhebt sich ihr
Einfluss in den wirtschaftlichen chilenischen und argentinischen
Armeen in welchen, die Aussendung der Waffen und eine Reihe von
Lehrmeistern zwischen 1891 bis 1914, nur in Chile, kam die Zahl auf
300 deutsche, die in ihrer Begleitung eingeborene Offiziere nach
Deutschland brachten um dort zu studieren. Die Eigentümer der
Hafenunternehmen des Exports und Imports waren auch Deutsche, die von
den Eingewanderten in ihren Unternehmungen unterstützt wurden
(BLANCPA1N, 1990, S.' 433-82). In Brasilien, wegen der Erheblichkeit
der Politik der Monroe Lehre, die Agenten des deutschen Imperialismus
begrenzten sich an dem Export der Waren und der pangermanistischen
Lehre in den Kolonien wo die Zahl der eingewanderten Deutschen und
derer Nachkommen stark war.
Karl Peters (1856 - 1918) zeichnete sich in
diesem Zusammenhang aus, als ein nationalistischer Kämpfer, welche den
direkten wie auch den indirekten Imperialismus verteidigte; verwaltete
verschiedenen Kolonien in Afrika und beeinflusste politisch das
Parlament damit ein Programm zur Verteidigung der Deutschen in Ausland
eingeführt würde. Die Peinigung und die Gewalt, welche er als einzigen
Inhalt seiner Politik in Afrika ausübte, galt für ein fremdes und
niedriges Volk, aber nicht für seine ethnischen Volksgenossen, wie er
selbst, in verschiedenen Gelegenheiten, behauptete. Peters war im
Gegner der Monroe Lehre, denn er schätzte unter dem kulturellen Licht,
Latein-Amerikas, weithin verschiedener von den Vereinigten Staaten als
von Europa; der Panamerikanismus sollte, nach seiner Meinung, aus
diesem Grunde eine künstliche Ideologie geschätzt werden um in dem
Handel anderer Länder beeinflussen, eine Drohung der Oberherrschaft.[59]
Oberherrschaft welche ihre Grenzen hatte und nicht in Konflikte welche
die Deutsche einschlossen, angewendet werden sollten; er zeigte sich
öffentlich geneigt, zum Beispiel, zu einer Vermittlung seines Landes
in Brasilien, als einige Deutsche verfolgt wurden, weil sie an
Bewegung in Rio Grande dos Sul, im Jahre 1891, teilnahmen; zu der
Zeit, bestand er darauf das Cprivi
militärische Kräfte dorthin senden sollte, um auf Seiten der
Volksgenossen zu kämpfen (SNYDER,
1984,' S. 51)
Peters und seine Nachfolger konnten nach der
Entlassung Bismarcks, welcher die Ideen des Grossdeutschlands nicht
ernst nahm, freier handeln.[60]
Zur Zeit Caprivis wurde sein Begriff über Volk und Nation in der
offiziellen Politik betrachtet; eine Idee wie diese, welche den
Begriff der Transterritorial betreffend bis zur letzten Folgerung
entwickelte, brauchte selbstverständlich, eine annehmbare Definition.
Die nationale Identität wurde als die Form mehr oder weniger vom
Zufall abhängig angesehen; von der Beschaffenheit und der politischen
Übereinstimmung ihrer Nachfolger, die Unterscheidungszeichen konnten
die Religion oder politische Staatsverwaltung, oder der geographische
Raum, die Geschichte oder die Kultur sein. Deshalb die Idee der
Einigkeit bevorzugte die Rasse und die Sprache, zudem noch der Begriff
der ethnischen Überlegenheit kam, nur für reine arianische geltend,
nicht für irgendein weisser Typ. Das letzte Ziel bestand darin den
Feind zu besiegen, wären es andere Länder, wie Frankreich, England und
Russland, andere Völker, wie die Juden, Zigeuner und Slaven oder
andere Ideen, wie der Liberalismus und der Sozialismus (SNYDER, 1984).
Die Bewegung, vor und nach der Organisation,
hatte mehr Sympathisanten als Anhänger. Verblendete die Mittelklasse
wegen der Xenophobie und weil sie die Empfindung der Drohung in ihnen
stärkte, verursachte aber auch die Angst wegen der Gierigkeit nach
politischer Gewalt. Diese Bewegung entwickelte sich zuerst in
Österreich, ab 1860, und charakterisierte sich durch die offene
Widersetzung zur Regierung, in Hinsicht der liberalen Haltung. Ihre
Gründer ernannten seine Leiter Bismarck ihren Führer (Stellung die
nicht von seiner eigenen Beharrlichkeit abhing) und brachte die
Unzufriedenheit der kleinen Bourgeoisie, welche sich ängstigte wegen
der Möglichkeit der Sezession, dass der Zionismus und Slawismus auch
auftretend, sich ihren aufführte.
Seine Leiter schätzte man verantwortlich, laut Schorske, (1988, S. 127), weil sie sich als
Vorgänger einen "neuen politischen Kultur wo die Gewalt und die
Verantwortlichkeit sich vervollständigten in einer verschiedenen Art
der Kultur des rationalen Liberalismus".
Unter diesen Personen, hob sich Schönerer
heraus, weil er die Ideen des Antisemitismus organisierte und wegen
seiner Fähigkeit den politischen Kampf ausser parlamentarische
einzufügen, Stellung welche seinen bekanntesten Nachfolger Adolf
Hitler, ausserordentlich begeisterte.
Das österreichische Deutschtum, eine im Makro
abgewandelte Form des Nationalismus, welche sich von den anderen
unterscheidet keine Voraussetzung von verschiedener völkischer
Vereinigung sah, wie zum Beispiel der Pan-Slawismus in Russland,
erweckte grössere Wirkung in Deutschland, wo die Bewegung sich mit
entscheidendem politischem Ehrgeiz organisiert ab der 90. Jahrzehnte
des 19. Jahrhunderts, um den Alldeutscher Verband. Dieser Verband, zog
Nationalisten aller Klassen an, wie zum Beispiel, Intellektuelle wie
Max Weber, Haeckel und Theodor Fischer, oder Militanten wie Hugenberger,
Haase und
Class, welche
sich, auf die Ideen der Romantiker des Anfangs des Jahrhunderts
stützen, und sich dem staatlichen Nationalismus angliederten. Sie
rechneten noch mit der Unterstützung anderer Verbände, von welche uns
die schon genannte "Deutsche Kolonial Gesellschaft" interessiert und
der "Verein für das Deutschtum im Ausland", welche eine Abteilung, den
"Allgemeinen Deutschen Schulverein" unterhielt.
Einige nationalistische Parteien, wie die
Deutsche Nationale Volkspartei - verliehen ihnen ihre Unterstützung,
und kämpften um verschiedenen Massnahmen ihrer Interessen im Parlament
zu bestätigen.
Ihre hauptsächlichen Ziele ihrer Statuten,
waren:
Ausarbeitung und Propagierung der
Expansionspläne; Kampf für die Flottenverstärkung;
Arbeit mit dem Deutschtum im Ausland;
Kampf
gegen die nationalen Minderheiten in Deutschland, besonders gegen die
Polen. (LEXIKON. 1983. S. 19)
Im 20. Jahrhundert kamen zu diesen Absichten
noch die Forderung, dass die Bürgerrechte sich auf die Deutschen im
Ausland erstrecken sollten, unter den Beweisgründen des jus sangüinis und verweigerten sie die Zulassung des
Bürgerrechtes an Individuen anderer ethnischen Herkunft, die im Lande
wohnten. Verstärkten noch ihre anti-semitischen Stellung und förderten
die Propaganda zu Gunsten der bewaffneten Kämpfe.
Ihre Ideen verbreiteten sich rasch in einigen
periodischen Schriften in deutsche Sprache in Brasilien, wie zum
Beispiel, der "Urwaldsbote", aus Blumenau,
welcher von da ab, eine finanzielle Unterstützung von dem Verband
erhielt. Ausser diesem, bekamen verschiedenen andere, Artikel von
einigen Verfassern, die direkt oder indirekt sich dem Verband
verpflichtet hatten. Aber der systematischere Einfluss kam von dem
Verein für das Deutschtum im Ausland - VDA, welche durch die Hilfe an
die Privatschulen der Deutschen Sprache, welche die Kinder und
Jugendliche für das zukünftige Deutschtum vorbereitete.
Der Verband finanzierte den Bau der Schulen,
schenkte die nötigen Möbel und Gegenstände, die Schulbücher und sandte
in Deutschland ausgebildete Lehrer um sich hier in die Kreise der
Lehrerschaft einzufügen, unter dem Slogan - Gedenke, dass du ein Deutscher bist -
begünstigte der Verband noch die Ausbildung einiger Deutschbrasilianer
in seinem Land.
Nach Paivas Meinung, war die finanzielle Hilfe
nicht bemerkenswert und der Einfluss, in der Praxis, unwirksam (1984).
Diese Schlussfolgerung ist, nach unserer Meinung, zweifelhaft, denn er
geht von der Voraussetzung aus, dass dasjenige Material
ausschliesslich in den Stadt-Zentren verteilt wurde, und nicht unter
den Bauern, den meist vorstellenden Teil, derer Schicht. Wir hatten
schon die Gelegenheit festzustellen, dass die These der Mehrzahl der
Bauern über die anderen Gruppen der Einwanderer nicht der empirischen
Gewinnheit übereinstimmt, und dass die
Landleute enge Verbindungen mit den Städten hatten, mit wenigen
Ausnahmen, dank der vielen lokalen Vereinigungen. Die
Veröffentlichungen gegen den externen Einfluss, an welchen der
Verfasser sich hält, kommen von den Kolonienlehrern,
und der Laienprediger, wir sind uns aber nicht sicher dass sein
Widerstand sich in den Ideen, die von dem VDA gefördert wurden,
vereinigten; für diejenigen kamen nun in Frage die Konflikte zwischen
Land und Staat - die schon seit Anfangs der Kolonisation gegenwärtig
waren - die Konkurrenz zwischen den formellen Unterricht und den
Ihrigen, die Auflage der brasilianischen Gesetzgebung über den
Lehrstoff und ihren eigenen Bestrebungen.
Ausserdem kann die Wirkung dieser Literatur
nicht nach dem Münzwert geschätzt werden, oder nach dem Publikum
welches Anfangs durch sie erreicht wurde, ausserdem durch die grössere
oder kleinere Wirkung des Umlaufs und der Mitteilung. In diesem Fall
ist es wichtig zu beachten, dass die Literatur die Deutschen schon
seit' der Kindheit erreichte und sie bis zum Erwachsensein begleitete,
ganz besonders, diejenigen, welche die Möglichkeit hatten, dieses
Material zu erhalten. Wei sie regelmässig erschien, konnte sie ständig
in den Alltag eingreifen, und war in vielen Orten, das einzige
schriftliche Material welches ihnen, den Lesern zur Verfügung stand,
ebenso als Inspiration für neue Schriftseller. Ausserdem schätzten wir
es nicht unwichtig die umfangreiche Beihilfe die den Schulen
zugeschickt wurde; im Jahre 1927, betraf diese Hilfe, zum Beispiel,
18.000 Mark (oder 45.000 Mark zu dem heutigen Kurs), welche allein von
einer Ortsgruppe aus Hamburg kam und zur Erhaltung der damaligen
Schulen dienen sollte, ebenso zur Anschaffung von Schulbüchern.13
Ausser dem didaktischen Schulmaterial und der
vielen Beiträge in den Deutschen Zeitungen, in Form verschiedener
Artikel oder auch finanzielle Hilfe, kann man noch die Eröffnung der
"Zentralstelle für die Forschung des Deutschtums im Ausland" - ZDA
nennen, Stiftung das die Forschungsprogramme welche die Auswanderung
und die Begünstigung der Pangermanischen Kultur im Ausland förderte,
diese wurde in einer neuen Wissenschaft verwandelt. Die Mitglieder
fertigen Studien über die brasilianische Politik und über die
günstigsten Gegenden zur Einsetzung neuer Immigranten und förderte
noch Hilfeleistung an die Pangermanisten in Brasilien. Gab auch die
Lage [61]
des Deutschtums in Brasilien für beide Länder bekannt und glaubten es
sei ihre vorzügliche Aufgabe die Bildung einer elidierten Gruppe
welche die Kultur aller Deutschstämmigen sicherte und bewahrte. Laut
Kuder, (1937), ein Mitglied dieses Unternehmens, die Bewahrung des
Deutschtums durch Literatur war eine Aufgabe der deutsch-' nationalen
Gemeinde. Solche Forschungen und Bücher wurden gleichmässig unter der
deutschen Bevölkerung befördert, und wurden sehr sorgfältig ausgewählt
zu diesem Zweck.
Für die Mitglieder des VDA und anderer
gleichgesinnten Vereinigungen, galten die Auswanderer nicht nur als
Gruppe, denen geholfen werden, musste, sondern sollten auch
vorbereitet werden, um die deutsche Nation und ihre Interessen
vertreten zu können. Im Jahre 1990, wurden 20.000
deutschbrasilianische Pangermanisten von der Z.D.A. anerkannt und
diese Zahl nahm immer mehr zu bis zu dem ersten Weltkrieg. Von diesem
entstammen diejenigen welche den Vorzug halten einen sozialen Aufstieg
zu erreichen, und diese Übernahme die Aufgabe die Verbindungen mit dem
Deutschtum zu erhalten, verkürzten, auf dieser Weise, durch Presse und
Vereinigungen, die Entfernungen welche sie von ihren Führen, trennten.
Das Deutschtum während der ersten Republik bis
zum ersten Weltkrieg
What the eye is to the lover - that particular, ordinarily
eye he or she is born with - language - whatever language history has
made his or her mother-tongue - is to the patriot. Through that
language, encountered at mother's knee and parted with only at the
grave, pasts are restored, fellowships are imagined, and futures
dreamed.
Benedict Andersen
Zu derselben Zeit da der Alldeutsche Verband mit
grösserem Eifer in den deutschen Siedlungen wirkte, beobachtet man das
Aufsteigen eines starken nationalistischen Begriffes in Brasilien,
welchen eine grössere regionale Vollständigkeit verteidigt und die
Gestaltung eines Volkes welches mit den Interessen des Landes
übereinstimmt. Dafür, verlangte man das die Sinnbilder der neuen
Anordnung von der gesamten Bevölkerung einverleibt werden sollten,
Ideen die aber nicht von den Immigranten und dessen Nachkommen
stillschweigend angenommen würden.
Dieser Widerstand kam teilweise durch die Art
wie die Republik, im Jahre 1889, erklärt wurde. Diese beschränkte sich
auf eine Bewegung der Elite, ohne mit einer bewussten Teilnahme der
anderen sozialen Segmente zu rechnen. Es gab Gegenden die erst nach
zwei Monaten erfuhren, dass die alte Ordnung gestürzt worden war. Ganz
besonders, unter den ärmeren, deutschen Immigranten, bedeutete der
Sturz des Kaisers Dom Pedro II, den Verlust ihres hauptsächlichen
Beschützers, "jetzt aus seiner eigenen Heimat verbannt", nach den
Worten eines Kolonisten aus Lapa im
Staate Paraná.[62]
Für die Immigranten und ihren Nachkommen der
städtischen Mittelklasse, stellte die Republik auch keine Hilfe im
Fortgang ihrer Bewerbung um eine grössere politische Ergänzung. In
diesem Zustand, ging eine grössere Anzahl der Mitglieder der Partei
der Erhaltung zur Republikanischen Partei über und, da die Deutschen
als Monarchisten angesehen wurden (weil sie der Liberalen Partei,
welche die letzten Ministerien des Kaisertums angehörten) erklärte man
sie als Feinde der neuen Übereinstimmung.
Ganz besonders in Rio Grande do Sul verschlimmerte
sich dieser Zustand mit der föderalistischen Revolution von 1893, von
Gaspar Silveiura Martins geführt, welche
als einen der wichtigsten Alliierten den Vertreter der Interessen der
Deutschbrasilianer, den verstorbenen Karl von Koseritz,
hatte. Das föderalistische System zog einen grossen Teil der
Immigranten an, weil es sich der ihrigen traditionellen Organisationen
anpasste, welche eine grössere Vollmacht der Stadtgemeinde voraussah,
und weil sie auch zur Verstärkung der riogrander
Mittelklasse mitwirkte, gegen der Interessen der Oligarchie. Der Sieg
der Republikaner und die Massnahmen welche gegen die Besiegten
entfacht wurden, brachten den Deutschbrasilianern ernsthafte
Enttäuschungen (DREHER, 1984, S. 30 usw.).
Die Rebublikerklärung
brachte nicht nur Enttäuschung, sondern auch einigen Nutzen für die
Immigranten; die Religionsfreiheit und das Recht zur Einbürgerung,
welches Massenhaft angefordert wurde sind bedeutende Beispiele.[63]
Ausserdem, war des Positivismus Philosophie welche hauptsächlich unter
der Elite von Rio Grande do Sul wichtig war, und nicht das Eingreifen des
Staates in das intellektuelle Leben der Gemeinden erlaubte, somit die
Ausbreitung der Literatur und des Unterrichts in deutscher Sprache von
Seiten der Immigranten förderte.
So wenn auch deutlich von der institutionellen
Politik entfernt, konnten sie ihre Ideen und Haltungen in Umlauf
bringen, welche sich wenigstens im Stimmrecht äusserten.
Der Positivismus machte sich aber als Dolch
zweier Scheiden, bemerkbar und brachte den Kolonien neue Probleme.
Einerseits förderte er den Laien-Lehre und die freie Vereinigung,
andererseits, bestärkte er durch seinen Antrieb zum Fortschritt, seine
nationalistischen Entwürfe, wodurch er sich mit dem Ehrgeiz der Integrationisten welche die Republik
ermutigen, vermischte, von welchen, die Gedanken des Intellektuellen,
Pereira Barreto ein gutes Beispiel ist. Nach seiner Meinung, war es nicht
der individuelle Wunsch welcher eine politisch organisierte
Gesellschaft gewährleistete, sondern die Erziehung der Menge, mit der
Anforderung eines wissenschaftlichen Kriteriums, die wirklichen
Förderer des Fortschrittes:
Ohne eine intellektuelle Vorbereitung kann man
nichts anfangen. Dass sind die Ideen welche die Welt regieren (...) es
genügt nicht, dass ein halbes Dutzend gleichgestellte Bürger ein
grosses Vaterland wünschen, es ist notwendig, dass die ganze nationale
Menge, einig, geschlossen, zu dem Vorhaben beitrage (...) wir müssen
unsere Menge erziehen, wir müssen sie umbilden. [64]
[65]
Diesen Ideen, die langsam eine grössere
Anhängerzahl unter den ausgebildeten Schichten erreichte, spürte
natürlich den Widerstand der Haltungen des Alldeutscher Verbandes,
welcher die Grundlehre des Grossdeutschlands bis zum Süden
Lateinamerikas ausdehnen wollte. Erfuhr auch den Widerstand der
politischen Kultur der Immigranten, welche nicht von dieser Nation
erzogen werden wollte. Derartige Widerwärtigkeiten, verstärkten sich
bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges, sie machten sich bemerkbar
mit ihren Druckschriften, die von verschiedenen Verfassern übersetzt
wurden, je nach des Vorzugsthema: die Erhaltung der deutschen Sprache
und die Pflege des patriotischen Gefühls, beides als das Zentrum des
germanischen Begriffslehre. Dieser Ausdruck, bis dahin nur zur
Bezeichnung der Bürgervereinigung deutscher Abstammung diente, wurde
langsam zum Sinnbild der Völkische Ideologie übergeben, und
verwandelte sich, praktisch in ein Synonym des Volkstums.
Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit zeigt
einen organischen Begriff der Gemeinde, wo das Bild der Familie, des Körpers, des Blutes nicht nur
als ein Vorbild gebraucht werden, aber als das wesentliche der
Wichtigkeit: die Muttersprache, die zum Beispiel, für dem Einzelnen,
dasselbe darstellt wie die Mutter dem Kinde;
Was gibt du her mit deiner
Sprache Die der die Mutter dargebracht? Hast du die inhaltsschwere
Frage In stiller Stunde schon bedacht? Versuch es doch in fremdem
Laute. Du sagen, was dein Herz bewegt Die Muttersprache, die kannte.
Kann heben, was dein Busen hegt. (KDB, 1907. S. 42)
Der Schriftsteller Hans Tolten
versetzt sich im dieser familiären Einheit um seine Sehnsucht nach der
Heimat, weiche er nicht kennlernte:
Die Sehnsucht die meine Mutter nach der Heimat
hatte war so gross und wurde mir so lebhaft erzählt: sodass ich mich
in meiner Phantasie viel näher der entfernen Heimat, als in der
heutigen Welt in der ich bin, fühlte. (TOLTEN, 1934, S. 12)
Oder, in der mehr pädagogischen Form, empfehlt
Rotermund,
Sowie jede Familie seine Tugend und Fehler hat,
so ist es auch mit dem Volk; jedes hat sein Volkstum und es ist besser
für alle, wenn sie sich getrennt verhalten. (KDB, 1923, s. 17)
Gleichzeitig mit dieser fast passionellen
und religiösen Sprache, kann man noch eine ganze Anzahl Schriften
beobachten, die dieselbe Tendenz haben, aber eine andere Schreibart
haben. Das bevorzugte geistige Wesen ist nicht mehr der Immigrant,
aber die aufnehmende Gesellschaft; wenn auch die Sprache im Umlauf sei
es die Deutsche, semiotisiert eine
Erörterung mit dem anderen, um die Leser auf verständiger Weise
einzuleiten um ihre Überzeugungen zu verteidigen. Zu diesem Zwecke,
richtet sie sich in einer verteidigenden Sprache grundlegend im Recht
gesichert. Widersetzt sich dem jus solis,
in Brasilien üblich, dem jus sanguinis, ihrer eigenen Tradition, im Namen ihrer
Vorläufer welche eine Polemik beginnen, die sich nur mit dem Ausbruch
des zweiten Weltkrieges beendet.
Dieses Prinzip erlaubt ihnen einen Begriff der
Gesellschaft, in welcher sie leben, die in verschiedenen Ethnien
geteilt, folglich in verschiedene Nationalitäten, geteilt ist. In
dieser Auseinandersetzung, wird die überlegene Bevölkerung der
empfangenden Gesellschaft, von Ihnen die anderen ausschliesst, sondern
auch ihren historischen Charakter als die Beherrschende, beweist.
Charakterisiert man sie als ihre hauptsächlichsten Gegner, erklärt sie
ungeeignet als Müssiggänger, zur Vermischung Tendenz geneigt,
Verdorbene und Sklavenführer, wenn auch gastfreundlich und
sentimental, in Hinsicht auf die anderen Gruppen, gewähren sie ihnen
das Recht auf die Erhaltung ihrer Kultur, wenn sie sich nicht
untereinander vermischen.
Für sie, die Schöpfer der brasilianischen
Kultur,
gab es nur die
Möglichkeit, den ethnischen Pluralismus anzunehmen, denn alle Völker,
organisch vereint, hatten das Recht einer freien Ausdrucksweise. Sie
teilten den Beweisgrund, dass Brasilien keine Nation bildete, gemäss
dem romantischen Sinn dieses Wortes, weil es aus verschiedenen
Kulturen zusammengestellt war. Wenn diese Vermischung sich
verwirklichte, würden sie ihre allerbesten ursprünglichen
Charakteristiken einbüssen.
Dieser Rassismus noch in der zusammengestellten Form und diese
Notwendigkeit den anderen auszuschliessen, um die eigene, innere
Ordnung zu bewahren, schuldet sehr viel den Betrachtungen des
Alldeutscher Verbandes. Aber, wenn wir diese Schriften zum zweiten Mal
durchlesen, erlaubt es uns zu entschliessen, dass sie einen anderen
Konflikt erkennen lassen, welche sich auf die politische Erfahrung des
Leserpublikums bezieht. Nach fast hundert Jahren ihrer Einwanderung,
offenbarten ihre Erinnerungen eine Regierung, welche ihre Ländereien
enteignete, [66]
schränkte ihre religiöse Bekanntmachungen ein, welche eine verdächtige
Verwaltung hatte, wenn es sich um die Erfüllung ihrer politischen
Kompromisse, handelte, ihrer Meinung nach,
Ist Brasilien nicht fähig eine Verwaltung die
das wirtschaftliche Recht und Sicheren gewährt, ebenso nicht den
Strassenbau zu dem Handel unserer Produkte vollzieht. (Deutsche
Zeitung. 1906)
Über diese Regierung erklärte sie scherzhaft,
Wie wimmeln, die Taugenichtse und Räuber, diese
welche wir in Deutsch als Soldaten nennen, die das Vaterland
verteidigen sollten (...) die Jünglinge werden verhaftet, die grossen
Räuber laufen frei herum, und haben sogar prächtige Titel (...) wir
haben drei Parteien, welch ein Elend! Diese verbittern uns das Leben,
und Schulden und Schulden. (Brasilien) sie saugen deine Staatkasse,
aus gänzlich aus, du wirst zu dem Abgrund geführt. (Deutsche Post.
1886)
Im Gegenteil, zu diesem Zustand, der andere, von
der Nation aus erneuert, bot er ihnen ein Disziplin-Modell an, Ordnung
und Fortschritt, ausser der Gleichartigkeit vom Gesichtspunkt aus,
weil laut der Wirkungskraft des jus sangüinis der Staat das Bürgerrecht an Ausländer
verweigerte, andererseits aber sie, ab 1893 annahm, als Bürger des
Reiches. [67]
Dieser sich steigernde Patriotismus verführt sie und treibt sie an, um
sich an einem Krieg zu beteiligen, zu welchem sie auch, durch die
Propaganda, aufgerufen wurden.
Das Deutschtum in der
Öffentlichkeit: der Krieg 1917
Als der erste Weltkrieg in Europa erklärt wurde,
kam eine Zusammenberufung, durch eine Zeitungsanzeige, der "Deutsche
Zeitung", 1914 an alle im Rückhalt lebende Deutschen in Brasilien um,
eine sofortige Rückreise in ihre Heimat anzutreten, und sich in ihrem
militärischen Bezirk angehörten, wurden angefordert mit ihren Gütern,
dem Rotem Kreuz beizusteuern oder durch den Auskauf der Kriegesbonusse
zu helfen (LUEBKE, 1987, S. 86-87). In den protestantischen
Gottesdiensten, wurden Gebete zugunsten des Kaisers und des Sieges für
Deutschland, erhoben, es wurde auch die Fürbitte für die Soldaten, die
Familienglieder und Freunde im Heimatland, ausgesprochen (DREHER,
1984). Durch das Auswärtige Amt, welches ab 1901 eine telegraphische
Nachrichtenvermittlung direkt aus Deutschland nach Brasilien, die Zahl
der Niederschläge, der Eroberungen und der Betrachtungen der
offiziellen Obrigkeiten wurden durch die deutschbrasilianische Presse
bekannt gegeben (BRUNN, 1971, S. 177).
Wenn auch bis 1917 Brasilien eine neutrale,
offizielle Politik bewahrte, wurden doch in der Presse portugiesischer
Sprache, den Alliierten Sympathien entgegengebracht, es wurden oftmals
Abscheulichkeiten, die gegen Kriegsgefangene, Kindern und Frauen von
Seiten der Gegner verübt wurden, preisgegeben. Um sich diesen
Angriffen zu widersetzen, radikalisiert die Presse in deutscher
Sprache, sowohl die liberale wie auch die konservative ihren Diskurs,
im Namen der Einheit des Deutschtums, und klagte die Franzosen als
verantwortlich für die Verbreitung dieser Verleumdungen ihres
Vaterlandes an. Diese leidenschaftlichen Behauptungen verursachten,
unter anderem, dass die Mitglieder der Turnvereine und der
Freischützvereine den Gebrauch der ersten Person des Verbplurals
machten, wenn sie sich auf Deutschland oder auf den Krieg bezogen.
Die Evangelische Kirche beriete die Deutschen,
dass sie keine Geschäftshandlungen mit denjenigen die sich den
Alliierten zugeneigt zeigten, erledigen sollten, und in einem Moment
der äusserten Erregung, der Pfarrer Rotermund Erforschungen unternimmt
über die Bewegung welche zu dem Gebrauch der portugiesischen Sprache
verpflichtet, warum beginnen die Brasilianer nicht mit dem erlenen der
deutschen Sprache, wenn sie doch gewillt sind, sich mit den Ihrigen zu
verständigen (...) (LUEBKE, 1987, S. 93)
Die Katholische Kirche, wenn sie auch ihre
traditionelle Mässigung bewahrt, fordern die Unschuld ihrer Getreuen,
obgleich sie ihnen empfiehl, nicht die deutsche Sprache öffentlich zu
benützen (Der Kompass, 14/02/1915).
Zur Zeit 1915, wurde der Alliiertenverband in
Brasilien gegründet, und später, der Liga da Defesa
Nacional - LDN (Verband der Nationalen
Verteidigung), ultra-nationalistische Vereine, von Intellektuellen wie
Ruy Barbosa,
Olavo Bilac, Jose Verissimo und Graga
Aranha geleitet.
Zum Gegensatz, wird 1916 der "Germanische Bund"
gegründet. Verband der 6.000 Mitglieder besass und vorgab mit dem
"Deutschen Rotem Kreuz" verbunden zu sein, welcher aber, in der
Wirklichkeit, zum Schutze der Handels-geschäfte seiner Mitglieder,
diente, zur Hilfsarbeit der deutschsprachigen Schulen und zur
Förderung der Kriegspropaganda. Dieser Verband bestand ausschliesslich
aus Journalisten, Pfarrern und Geschäftsmännern, die sich um die
Zukunft ihrer Unternehmen sorgten, sollte Deutschland besiegt werden.
Mit der Entwicklung dieser Konflikte, konnte man
eine Verrückung des Kriegsfeldes, von Europa nach Brasilien
beobachten, zum Teil, wegen der Streikausbrüche begünstigt, welche von
den Bewegungen der sozialistischen und anarchistischen Tendenz den
hauptsächlichen Städten gefördert wurden.
Im Februar des Jahres 1917 brachten die
Zeitungen, dass die Überfälle und Diebstähle an den Läden und
Anstalten der Deutschen, mit aller Gewissheit, verübt werden, als
Vorbeugungsmassnahme, im Hinblick eines möglichen Angriffs
Deutschlands. Die immer zunehmende Verbreitung der Existenz des
Deutschtums und ihren wichtigsten Absichten, wie auch die Entdeckung
von Spionen, in den grössten Hauptstädten der Staaten.
Als am 5. April dieses selben Jahres, das
Handelsschiff "Paraná", an der französischen Küste, von den
Kriegsschiffen des Reiches bombardiert wurde, bricht die
brasilianische Regierung die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland
ab, und dann in Oktober, infolge des zunehmenden Gedränges Seitens der
Alliierten und der LDN, sich entscheiden um Deutschland den Krieg zu
erklären. Von da ab, vervielfachten sich die Angriffe und offenbarten
sich die Marienfeste und verbreiteten sich die Geringschätzungen,
beiderseits und der Immigrant wurde das Ziel der Konflikte, man sah in
ihm (was ja schon immer in verbogene Art war) den ausländischen Feind.
Die "Deutsche Zeitung" kritisiert die Regierung,
in dem sie behauptet, dass diese, die Verfassung nicht berücksichtigt
wurde, denn laut der Gesetze, kann die Kriegserklärung nur im Falle
eines Angriffes vollzogen werden. Gleich darauf, wurde die Zeitung von
der Menge zerstört, und etwas später, wurde ihr Umlauf verboten.
Die Schützenvereine wurden als
Kriegsorganisationen verklagt, welche im Verborgenen planten, sich den
Gegner zu alliieren, um die Trennung des Süden Brasiliens und sein
Einschluss an den feindlichen Staat, zu erreichen. Zu dieser
vorausgesetzten Verschwörung, im Namen der Verteidigung des
vaterländischen Gebietes, wurden das Hotel Schmidt und die Firma Bömberg, zwei der wichtigsten Niederlassungen,
aus der wohlhabenden riogrander
Gesellschaft, in Brand gesteckt, unter dem Vorwand, dass die
Immigranten dort Waffen und Kriegsbedürfnisse, für ihre Landsmänner,
aufbewahrten.
In dieser gleichen Konjunktur, organisiert die
LDN- Ortsgruppe Paraná, von dem Verfahren der Gegner begeistert, den
Schützenverein, und, zusammenhängende zu diesem Antragsrecht,
verbreitet er Bücher, wie zum Beispiel: "Verehrung des militärischen
und bürgerlichen Heroismus", "Die Wichtigkeit des Sportes im
nationalen Leben", "Vaterlands-Idee" und andere. (Curitiba, Diário da Tarde,
17- 7-17). Die Deutschen wurden auch als diejenigen, welche das Bild
des brasilianischen Volkes beschmutzten angeklagt, in dem sie, in
Deutschlands Zeitungen dieselben als barfüssige und zerlumpte Mulatten
bezeichnen, unfähig um als Sieger zu bestehen. (São Paulo, A Plateia, 13-8-17).
In São Paulo, organisieren die Studenten der
Rechts-Fakultät São Francisco, eine Veröffentlichung, in der sie die Ungültigmachung des exequatur welche
allen deutschen Botschaften bewilligt war. (São Paulo, O Combate, 11-4-17). In dieser selben Zeitung,
veröffentlicht man, Wasserbehälter der Stadt Porto Alegres, vergiftet
hatten, als eine kriminale Taktik eines Volksmordes (2-5-17).Die
deutschsprachigen Schulen wurden verdächtigt, und unzählige Artikel
flössen Urteile, wie diese, ein:
Wenn auch von weither, die Einwendungen gegen
den Missbrauch des Unterrichts der deutschen Sprache im unserem Land
kommen, Unternehmen welches auf eine geschickte Art gemacht wird, um
die Germanisierung Brasiliens zu erreichen, versucht man, erst jetzt,
dieses Übel zu bekämpfen, was bis hier, nur als Eingebung zur Vorsicht
gegen das was in Santa Catarina vorging, verlangt wurde; jetzt aber, weiss man
schon das die satanische Arbeit der Deutschen eifrig, in allen Orten,
ist (...) sie singen täglich drei Lieder in deutscher Sprache, es gibt
nichts besseres, keine eingehende Propaganda, mit doppelten Erfolg:
einerseits germanisieren sich die Kinder, denn sie haben durch die
Lieder das Bild der elterlichen Heimat vor sich, andererseits
verlieren sie die Zuneigung zum wirklichen Vaterland. (São Paulo. A Platáia. 2-11-17)
Umwendungen wie diese stiften den Unwillen der
verschiedensten sozialen Schichten, welche vom Unwillen zum Hass auf
das Bild des Deutschen wird, und sieht in ihm, eine erbliche Neigung
zur Angriffslust.
Zur Repressalie jedes Falles Seitens der
Alliierten, ob er gut oder schlecht ausging, erhebt sich eine Welle
von Zerstörungen, Volksversammlungen und Propaganda in den wichtigsten
Städten des Südens und des Südwestens des Landes. In der Hauptstadt
Paranás, zum Beispiel, organisiert das Volk einen Aufmarsch unter den
Tönen der National-Hymne und die Marseillaise, bewegt sich vom Zentrum der Stadt aus bis zum
Deutschen Verein Thalia, zieht die Nationalfahne auf und entfernt
Bilder wie das, des Wilhelm II und des Bismarcks.
Nachdem, begibt es sich zum
Deutschbrasilianischen Turnverein, wo:
wenn auch mit Widerstand von Seiten einiger
Mitglieder (...) ohne Wanken zieht die Menge weiter und in wenigen
Augenblicken, sind alle Abteilung des deutschen Vereins eingekommen,
sie entfernt das Bild des Kaisers (...) verlässt den Verein die
deutsche Fahne hinter sich herziehend (...) im Hauer Theater (...)
werden Gegenstände zerstört und dann verlangte die Menge die deutsche
Fahne (...) in den Strassen zerstört Bilder und Gegenstände (...)
Nachdem wird noch die katholische Zeitung "Der Kompass in Brand
gesetzt und während der Flammen emporsteigen, zerstörte die Menge,
unter gerechten Wutausbrüchen, die Druckerei. (Curitiba,
O Commercio do Paraná, 30-10-17).
Während solcher Volksversammlungen, wurden die
Deutschen verklagt, die Anarchistenbewegungen
der Italiener in São Paulo einschliesslich zu fördern, weil sie auf
dieser Art die Regierung ins Wanken brachten und somit mit
Leichtigkeit ihre Herrschaft einsetzen könnten, eine "Anklage" welche
eine ironische Wiederfindung einiger der Anklagen die als Ziel die
Juden, in "Die Protokolle der Wesen aus
Zion".
Eine banale Verletzung in Curitiba, eines
Deutschstämmigen welcher ein Kinder auf der Strasse aus nicht
bekannten Gründen schlug, wird von der Presse auf eindrucksvoller Art
so ausgelegt:
Es ist nötig dass dieser böse Deutsche die
Folgen seiner mit raffinierten Bosheit ausgeübten Handlung spüre (...)
denn, der grausame Deutsche, dem es nicht gegönnt ist sich an unserem
Volke zu rächen, seine Rache an einem unbeholfenen Kinde, über welchem
er seine ganze Wut ausschüttet (...) Er, in dem er dieser unglückliche
Kind brutal misshandelt, griff er unsere Volkswürde an (...) dieser
Schmerz der uns durch diesen Einzelfall zugefügt wurde, kann man die
Marter der gegen VuoIker durch den
deutschen Vandalismus schätzen. Derweil wir hier den Tag des Kindes
ehren, gibt der Deutsche seinen Gefühlen, einer eingesperrten Hyäne
und eines wilden Tieres, lauf. (Curitiba,
Diário da Tarde,
27-11-17)
Wenn die Teilnahme der Gesellschaft zahlenmässig
auch ausdrucksvoll ist und ihrer Reaktion, unverhältnismässig in
Beziehung auf die wirklichen Begebenheiten, von Seiten der offiziellen
Obrigkeiten, sind die Massnahmen mittelmässig, in einige Fällen,
vermittelnd. Ab den 5. Oktober verbiet man den Gebrauch der deutschen
Sprache in den Schulen Santa Catarinas,
Massnahme die sehr schwer
kontrolliert werden konnte, denn es gab schon zu der Zeit' mehr als
hundert Schulen; andererseits wurden die Aufstände vermieden, weil ja
einige Volksobrigkeiten (der Statthalter Felipe Schmidt, Vetter des
Lauro Müller, eingeschlossen) sind deutscher Abstammung. Weil die Zahl
der Deutschstämmigen in verschiedenen Städten des Staates sehr gross
ist, beschränkten sich die Bewegungen in der Ausführung von
Versammlungen in Florianópolis, Stadt welche die geringe Zahl der
Deutschstämmigen hatte, oder noch mit ausdruckslosen Aufmärschen. In
Rio Grande do Sul, empfiehlt der Gouverneur Borges de Medeiros,
nur die Einschaltung der
portugiesischen Sprache, der brasilianischen Geschichte und Geographie
in den über 700 deutsch-brasilianischen Schulen. Die Polizei Porto
Alegres und Curitibas ihrerseits verlangten die Einschreibung der
Deutschen des Reiches, wenn auch diese Massnahmen keine wesentliche
Folgerung hatten. Als die Presse, den Streik im Santa Maria, als
angeblich von Deutschen angeführt, berichtet, verteidigt der
Gouverneur die Streikenden und behauptet, dass ihre Anforderungen um
bessere Löhne berechtigt waren. Die Erschaffung oder Strenge der
Untersuchungen die in Verbindung mit der Anklage gegen die Deutschen
oder auch die Aufträge zur Entschädigung der Verluste welche sie mit
der Verwüstung ihrer Niederlassungen erlitten, veränderten sich, denn
sie waren vielmehr von der isolierten Initiative der Polizeibeamte
abhängig, welche nach ihren eigenen Meinungen handelten, als von einer
vorher geplanten offiziellen Politik.
Von der Bundes-Regierung aus, der symbolische
Entlassung des Ministers des Auswärtigen Amts Lauro Müller, weil er
ein Deutschstämmiger war, vollzieht sich nur in Hinsicht auf den Druck
welcher von der Presse und dem Parlament ausging. Der Präsident Wenceslau Braz erhielt zufriedenstellend seine
Beziehungen zur deutschen Regierung, und nur im Jahre 1917 als der
offizielle Bruch mit Deutschland sich verwirklichte, wurde die
"Schwarze Liste" die von den Alliierten aufgestellt wurde, in
Brasilien ausgeführt. Diese Liste verbot die wirtschaftlichen
Verhandlungen mit gewissen deutschen Firmen. Die Feierlichkeiten die
zur Tagung der protestantischen Reformation veranstaltet wurden, wie
auch Volksbewegungen zu Gunsten des Reiches, erhielten Verbot. Ebenso
der Umlauf der deutschen Zeitungen, Massnahme die sich aber erst
vollzog, als die Gesellschaft verschiedener Zentrums Brand-stiftung, Boykotts und
Zerstörungen verursachte.
Schon im Jahre 1918, Beendigung des Krieges,
wurden derartige Verbotsmassnahmen eingestellt, und, diejenigen
Vereinigungen und periodische Schriften, welche diesen Aufruhr
überlebten, nehmen wieder ihre Tätigkeit auf.
Wenn die offiziellen Obrigkeiten, selbst bei der
Kriegserklärung, nicht radikale Strafen an diese Deutschstämmigen
ausübten, will es nicht heissen, dass eine erstaunende hemmende Macht
ausser Sicht wäre. Im Gegenteil, das eingebildete Verständnis derer
Ereignisse, ihr sozialer Gebrauch an die verschiedensten
Organisationen, die sich mit Unterbrechungen Nachrichtenverbreitung, ob
falsche oder nicht, welche die Deutschen und ihre Unternehmungen
betrafen, liefen von einem Ende zu anderen die brasilianische
Gesellschaft, und verwandelten die Immigranten in Ausländer, im wahren
Sinne des Wortes. Sie wurden als Ausgeschlossene angesehen, die nur
den Gesetzen und der Interessen der Obrigkeiten unterworfen waren,
denen man eine furchteinjagende und heimliche Macht zuschrieb.
Urheber einer verderblichen Verschwörung,
Erzeuger neuer Möglichkeiten die von einer einfachen Ordnungsstörung
bis zu der Vergiftung der Bevölkerung ging, falsche Menschen, die sich
wie grausame Tiere, von biologisch-bedingten Männern abstammend, die
zum Angriff neigen, sind die Bestimmungen und Abbildungen, die einen
Prozess der Dämonisierung des Gegners entlarven, dessen Macht nur
zerstört werden kann durch die Macht Gottes.
Als wir dieses irremachende kollektive Klima
bemerkten und die darauffolgenden Ereignisse forschen, sind wir
geneigt, wie auch Girardet, zu analysieren, über diese Wünsche welche
der Grund, mehr oder weniger unbewusst, einer Erzeugung des Mythos der
Verschwörung, und in diesem besonderen Falle, des Immigranten wie
eines Menschen unter Verdacht oder, in seinen Grenzen, und für beiden
Seiten gültig, des Anderen als unerträglich, zu erforschen:
Die Macht welche man dem Feind zusagt, ist sie
nicht dieselbe die man sich in Träume erwünscht? Diese sich immer mehr
ausbreitende Fähigkeit der sozialen Kontrolle, diese Herrschaft der
Ereignisse und der Geister, welche er vorausgesetzt ausübt. stimmen
die nicht überein mit dieser Herrschaftsart welche zu Diensten ihrer
eigenen Angelegenheiten erfordert wird? Diese Eigenschaft die man dem
Feind als bestimmenden Urheber der Geschichte und der die man erzeugt,
ist es nicht dieselbe, dessen man tragisch die Enttäuschung spürt?
(GIRARDET. 1987. S. 62)
Ruy Barbosa, einer der Leitenden der Liga da Defesa
Nacional - LDN, erklärt dass dieser Krieg
wahrlich ein Konflikt des Guten gegen das Böse war. Als die Deutschen
besiegt wurden, unter den Siegern, wäre das verstärkte patriotische
Gefühl unter den Brasilianern,
spürbar, was wenn auch indirekter Weise
mitwirken würde, um die abgesonderten Interessen zu schwächen, stets
als Feind der nationalen Einheit, angesehen. Andererseits, die
gedemütigten und besiegten Deutschen, würden sich wenn auch
symbolisch, als aus diesem Lande vertrieben fühlen und somit sich eine
Heimkehr wünschten.
Dem Brasilianischen Staat, Treue; dem deutschen
Volk, Liebe!
Karl Heinrich Oberacker
Verdammt das Volk welches ein anderes Volk
unterjocht
Ernst Moritz Arndt
In den Anekdoten des Kalenders "Der neue
hinkende Teufel", reizt man die Leser zum Lachen an und damit, erweckt
man den Zweifel über jegliche Machtform.
Sellin, gemässigter in seinen Beziehungen zu der
Öffentlichkeit, beschäftigt sich, in dem er die brasilianische
Regierung und ihr wirklichen Vorhaben, mit der Propaganda, welche die
"Neue Welt" betrifft, anklagt.
Dörffel, ein pragmatischer Verwalter, teilte Berichte
aus an denen die aus ihrem Heimatland auswandern wollten, und
versprach gleichzeitig, dass er ihnen stets zur Seite stehen würde,
sobald sich die ersten Schwierigkeiten zeigen sollten.
Koseritz reist viel, und bringt in seinen Erfahrungen,
verschiedene Kenntnisse, unter denen, Gedanken der Aufklärung und
seine Eindrücke über die brasilianische Politik sind die meist
gebrauchten, mit der Absicht den Lesern kleine und grosse
Überzeugungen einzuprägen, welche den Lesern, zur Bildung ihrer
politischen Kultur, verhelfen sollte, notwendige Waffe um ihre
Vollberechtigung zu sichern, derweil sie verminderte Bürger waren.
Rotermund bereist nur die nahliegenden Orte
seiner Stadt, São Leopoldo, wo er sich mit seinen Pfarren trifft;
versucht sie anzuhören und zu schützen, wie es jeder gute Pfarrer mit
seiner Heerde macht. Verteidigt sie in den Stunden der Gefahr, ebenso
in den Augenblicken in denen man ihnen mit dem Tode droht oder noch in
der Uneinigkeit.
Die Pangermanisten, Romantiker oder Pragmatiker,
rufen ihnen immer ins Gedächtnis, dass ihre Gesprächsführer Deutsche
sind, nicht nur das, sondern dass sie einem anderen Volk angehören,
als ob sie ewige Gäste eines fremden Gebiets wären.
Diese Männer verliehen ihren Reden einen
bestimmten fortdauernden Charakter, denn sie wurden in Bücher und
periodischen Schriften veräussert, welche sich zu hauptsächlichen
Zeugen ihrer Geschichte verwandelten. Sie wirkten auch dazu, dass der
Gebrauch der deutschen Sprache, sich als die bevorzugte Sprache
erhalten blieb, steuerten noch zur Säkularisation der Gewohnheit des
Lesens, sei sie als Zeitvertreib oder als Richtlinie ihrer Taten und
Wirkungen.
Trotz ihrer internen Unterschiede, das
verlängerte Vorhandensein solcher Schriften, zeigte sich als
Verstärkung einer bestimmten kollektive Identität welche sich, nach Hannah Arendt
Meinung
(1978), als ein Stammnationalismus zeigt. Es handelt sich um eine
romantische Ausarbeitung der Vergangenheit, die von Schriftsteller wie
Herder, Jahn und Arndt geschrieben, welche in Nationsbegriff eine
Sinnesverbindung mit der Kenntnis des Clans sahen, dessen Ursprung
sich in der entferntesten Vergangenheit erhebt und deren
ursprünglichen Familie die Heimat und die Muttersprache waren.
Die Freidenker, wie schon hervorgehoben wurden,
entstammen nicht aus den wohlhabenden Schichten des Volkes, und
wollten die Volksklassen vertreten und sie belehren zu Gunsten einer
Resistenz der französischen Oberherrschaft und der Aristokratie ihres
eigenen Vaterlandes. Solche Gefühle und Handlungen kamen durch jene
Veröffentlichungen zu den Immigranten, Menschen die zwischen zwei
Welten lebten, jene die sie verliessen und diese welche sie als die
ihrige anerkennen würden. Diesen Menschen, war die Anhänglichkeit,
nicht nur das idyllische Bild der Vergangenheit, sondern auch die
Quelle der Kraft gegen ihre materiellen oder psychologischen
Enttäuschungen.[68]
Ausserdem, bezogen sie vielleicht die einzig
möglichen Solidarverhältnisse dieses Universums zu einer neuen und
Isolierten Gegend, in derer es leichter wäre mit dem Beistand ihrer
Landsmänner zu können, als mit den anderen Gliedern der Gesellschaft,
wo die Kontakte sich oftmals mit der Regierung und der Gesetze
vollzogen.
Als die ernstlichen Konflikte mit der
au/nehmenden Gesellschaft und den Immigranten sich in einer
beleidigenden Form zeigt, welche durch "die deutsche Gefahr" und des
ersten Weltkrieges hervorgerufen wird, diese Haltungen und Sprachen
verwandeln sich in einem wortbrüchigen Effekt, wo jetzt, die
Betrachtungen des Alldeutscher Verbandes eine erhobene Rolle erfüllen.
In diesem Zusammenhang, wirkt sich die
rassistische Lehre als eine Waffe gegen Mischehen aus, gleichfalls
auch als eine Reaktion gegen die Bedingung der Untergebenheit. Die
Unterstützung des Kaisertums an die Deutschen während des Krieges, von
dem Verband beansprucht, erweckt in den Eifrigsten, den Traum einer
Sezession und in den Brasilianern, das Misstrauen, dass ihre
Verdächtigungen sich bewahrheiten. Die Sprache wird nicht mehr als
eine Verbindungsmöglichkeit erhalten, verwandelt sich aber als ein
Sinnbild des Widerstandes zur herrschenden Kultur. Die Existenz zweier
Geschichten zu einer selben Gegend, offenbart schliesslich den
Konflikt zwischen zwei Begriffen des Nationalismus: der Erste, der
republikanischen Elite, welcher sich in die Zukunft schleuderte, und
eine Nation angab welche der Gesellschaft, die historischen
Möglichkeiten ihres eigenen Aufbaus, eröffnete; der Zweite, der Immigranten, welche sich in die
Vergangenheit schleuderte, und veranlasste, dass die Geschichte die
Ausdehnung einer Fabel annahm. In diesen Konflikten, wenn sie vergründlicht
werden, kann man einige Anzeichen bemerken, der Zerbrechlichkeit der
Utopien welche das harmonische Zusammenleben der Verschiedenen
ersuchten, und die Politik als ein bevorzugtes Bühnenbild des
rationalen Diskurses ansahen.
IV DAS DEUTSCHTUM UND DER NATIONALSOZIALISMUS
Ich sehe im Nationalsozialismus ... die erste
und bisher einzige echte demokratische Bewegung des deutschen Volkes.
Wir kennen nur ein Interesse, und das ist das unseres eigenen Volkes.
Adolf Hitler
Das Jahr 1918 besitzt, für die europäische
Geschichte, eine viel tiefere Bedeutung als das Ende des ersten
Krieges. Das ist die Periode in welcher neue Staaten gebildet werden
und die Grenzen der verschiedenen Länder abgesteckt werden.
Für einige Wissenschaftler, wie zum Beispiel,
Joachim Fest (1976), das Ende des Krieges stellt einen entscheidenden
Moment für das demokratische Ideal, dar; einerseits, weil zehn neue
Republiken eingesetzt werden, und gliedern sich an die drei Einzigen
die vor 1914 existierten, und, andererseits, selbst im Innern der
monarchischen Staaten, zeigte sich die Tendenz zur Demokratisierung,
allgemein.
Die anderweitigen Jahre zeigten, unterdessen,
dass solch eine Entwicklung nicht gegen die Bürde ihrer eigenen
Vergangenheit standhalten würde. Nach Meinung Karl Brachere
(1973, S. 96 u. w), hat der erste Krieg eine Reihe von demokratischen
Bewegungen, entfesselt, aber auch gleichzeitig, den Abgangspunkt zu
ihrer Widerrede. Es sind Gegenbewegungen, die das System in Länder wie
Russland, Ungarn, Polen, Italien, Österreich, Spanien und Portugal
bedrohten und selbst das politische Gleichgewicht Englands und
Frankreichs drohen.
In dieser Hinsicht, die Konjunktur welche der
nationalsozialistische Macht-ergreifung vorangeht, kann als ein
Beispiel der Gestaltung dieses Prozesses angesehen werden. Er
verkleidet sich, aber, in äusserst wichtige Sonderheiten, welche sich
durch die politische und kulturelle Entwicklung, von welcher
Deutschland die Erbin ist, erklären lässt, wie auch durch seine
wirtschaftliche und militärische Niederlage.
Der Versailler Vertrages verstümmelte jenes Land
in verschiedene Gebiete, beraubte es seiner Kolonien und bürdete ihm
eine grosse Ersetzungsschuld auf, Bürde welche die wirtschaftliche
Wiedererlangung beschwerte. Andererseits brachte der Krieg die
Entsittlichung des Kaisers und seinen Anhängern, und verursachte in
den letzten Monaten, die interne Ordnung des Heeres.
Um der externen Politik welche von den
Alliierten vorgezeichnet war zu antworten, und den sozialen und
psychologischen Schaden der Bürger zu überwinden, verkündet die
Verfassung ein neues Staatsgesetz, mit republikanischen demokratischen
und parlamentarischen Charakter, wenn auch, der Unterschied, im
Hinsicht auf andere Staatsverwaltungen, wie diese, sagte man dem
Präsidenten eine viel grössere Macht zu, wie die der Ernennung und der
Entlassung des Kanzlers, den Staat im Ausland zu vertreten, den
Reichstag aufzulösen, und die Führung in ausnehmenden Situationen zu
übernehmen (GAY, 1978, S. 169).
Die sozialdemokratische Partei, (SPD), die schon
die grösste Zusammenschliessung vor des Kriegende war, übernahm
schliesslich die Führung der institutionellen Politik, in der
Koalition mit den Demokraten, eine Wahltendenz die, mit wenigen
Ausnahmen, bis 1932 verblieb. Trotzdem, widerspiegelte diese
Vertretung nicht das dauerhafte und hegemonische Bild, dar; ausser den
Spannungen die im Innern der Linken existierten und in der eigenen
Partei, eine Reihe von Bewegungen der ausser Parlamentarischen
Opposition, wie auch das Entstehen verschiedener anti-republikanischen
und nationalistischen Parteien, bereiten ein Klima mit internen
Gewalttaten und Intoleranz mit Hinsicht auf die auswärtige Politik.
Weimar lässt sich, nach Gay's
Meinung, über eine kosmopolitische,
humanistische und friedenfertige Kultur, nieder, eine Sammlung
ethischen und politischen Werte die, wenn auch, in den Augen der
Verfasser waren den Erben des II. Reiches, fremd; der Nationalismus
auf den völkischen Prinzip begründet, die Beschlagnahme des Status der
grossen, imperialistischen Macht und Verteidigung eines starken
Staates, modern und gut ausgestaltet, ableitend von der Modernisierung
anderer Institutionen, bildeten sich noch Wünsche der bürgerlichen
Gesellschaft.
Aus diesen Gründen, wurden die Lichter welche
die Intellektuellen und Künstler Weimars,
entfachten, langsam verfinstert
durch eine pessimistische Welle und ein Gefühl der moralischen und
psychologischen Niedergeschlagenheit, welche den Wunsch zur Rache,
Nonkonformismus und Nostalgie entfachte.
Diese Bewegungen wurden von unzähligen
Vereinigungen unterhalten, welche aus kleinen Bürgern bestanden und
sich von einer Proletarisierung bedroht fühlten, Geschäftsmänner und
gewesene Kämpfer die sich, in Hinsicht auf, mehr oder weniger
politische, mehr oder weniger bestimmte, mehr oder weniger erklärte,
mehr oder weniger (von ihnen selbst) bekannte verschiedene Ziele,
organisierten. Die Mitglieder der Bewegungen stammten aus den Übrigen
der Parteien die vor dem Kriege existierten, oder, in vielen Fällen,
waren es Menschen die bis hierher sich nie der Politik zugewandt
hatten. Nach der Meinung Joachim Fests (1976, s. 101), gab es nur in
München, in Jahre 1919, fast 50 Vereinigungen mit diesem Charakter,
unter den Namen Patria Nova (Neue Heimat), Conselho do Trabalho espiritual (Rat der Geistigen Arbeit), "Siegfriedring",
Liga
Universal
(Universal-Verband), Associação Livre dos
Estudantes Sociais (Die freie Vereinigung der sozialen Studenten),
Liga Social Feminina (Sozialer Frauen-Verband), Liga Ostara (Ostara- Verband). Nach seiner Meinung, sein
einziger Hauptnenner war ein tiefes Angstgefühl. Diese Menschen
fühlten sich gedemütigt im internationalen Plan, durch der Versailler
Vertrages und, in internen Plan verspürten sie eine riesengrosse Angst
wegen der revolutionären Bewegungen, welche sich dort zeigten, sahen
in ihnen ein Symptom der russischen Revolution - welche sie und auch
die Juden bedrohte, diese von allen Völkern als eine feindliche Rasse
angesehen wurden. Laut Annelise Thimme (1969), wollten diese nicht als
Lakaien der Junkers angesehen werden, Gruppe die gemeinschaftlich mit
den Intellektuellen der Linken sie von Oben herab bedrohten.1
Auf diese Art, schrieb man die Schuld der persönlichen und kollektiven
Niederlage den Bolschewismus und den Juden zu, gegen diese mussten
sie, in ihrer Gebrechlichkeit, wenigstens, protestieren. [69]
Diese Vereinigungen unterstützten Bewegungen,
die sich rühmten hoch über die politischen Parteien zu stehen, diese
waren, im Übermass, mit der Dürftigkeit der Klasseninteressen
verpflichtet (ARENDT, 1978, S. 329 u. w.). Und diese Vereinigungen
lieferten auch eine ansehnliche Zahl neuer Anhänger und neuer Ideen
der pangermanistischen Angelegenheit.
Nach der Meinung Hannah
Arendt, (1978, S. 338 u. w.), für
die Leiter des Alldeutschenverbandes, die Vorteile der Bewegung über
die Partei, lag darin, dass er der bestimmte Grund der Bewegung, war,
musste, deswegen, sich nicht eines vorher festgelegten Programmes unterwerfen,
in nie endenden Stunden der Zusammenkünfte mit ihren Mitgliedern.
Damit, konnte er seine Haltungen in jedem Moment zum anderen
verändern, und allgemeine Vorschläge vorzeigen welche, sehr oft einen
erlösenden Charakter zeigten, versuchten sie die nach Lösung
durstenden Massen zu verführen, wenn auch unabhängig von einer
praktischen Durchführbarkeit.
Dieser Geist der Unruhe und des Pessimismus, der
sich mit einer Feindlichkeit vereint, gegen die politisch
demokratischen Institutionen, wird auch hier zum Thema der
deutschsprachigen Literatur in Brasilien, weil ja die dafür
verantwortlichen Unternehmen weiterhin enge Verbindungen mit
gleichartigen deutschen Unternehmen aufrecht erhielten. Man muss noch
beachten, dass in den zwanziger Jahren, neue Auswanderergruppen von
Deutschland nach Brasilien kamen, die von Gruppen eines politisch
gedemütigten Deutschlands entstammten, welches auch im
wirtschaftlichen Leben tief angegriffen war. Viele dieser Deutschen
kamen um ausschliesslich als Arbeiter tätig zu sein, ein nicht
gewünschter und einmaliger Zustand, laut der Aussage der Vertreter
derer Gruppen. Andere wieder, kamen aus den verlorenen Gebieten als
Vertriebene oder auch weil sie diese abgetrennten Bezirke des Landes
verlassen wollten, Grund der in diesen ein doppeltes Gefühl des
Verlustes hervorrief. Unter ihnen, waren welche die den Bewegungen
sozialistischer Orientierung angehörten, und hier in Brasilien sich
weiterhin dieser Ideen widmeten, zum Verdruss des Alldeutscher
Verbandes.
Andererseits, in dieser selben Konjunktur, die
Presse als ein kommerzielles Unternehmen, vollzieht sich eines sehr
schnell entwickelnden Fortganges, und fördert somit einen immer
grösseren Austausch unter Journalisten aller Welt; zu diesem
Massenmedium, zähle man noch die verallgemein
machenden Radio und Kino, besonders wichtig zur Entwicklung der
kulturellen Industrie.
Die Schriften dieses Zeitabschnittes zeigen
deswegen eine ähnliche Beziehung mit derselben Gattung in Europa, und
unterziehen sich derselben Veränderung wie die dortigen, nicht
unbedingt und nicht immer, was sich auf den Inhalt bezieht, sondern
hauptsächlich in der Berichtung des Leserpublikums. Seit dem 19.
Jahrhundert, in Europa und in grösser Ausdrucksweise anfangs des 20.
Jahrhunderts in Brasilien, kann die dilettantische, gelehrte oder
populär Literatur, langsam mit den politischen journalistischen
Betrachtungen mitwirken, mit der Begünstigung der Parteien,
Vereinigungen und der Interessegruppen, welche zum Ziel die Zustimmung
der verschiedenen sozialen Segmente zu ihren Gründen, hatten.[70]
Dies ist zum Beispiel der Fall der Drucksachen,
die von Parteien und Vereine der Linken herausgegeben wurden, aber
auch und hauptsächlich von dem Alldeutscher Verband im Süden
Brasiliens.
Ausser diesen beiden Agenten, kann man noch die
Existenz der Gruppen, welche sich dem ekklesiastischen
Gedanken verbunden waren, hervorheben, welche im nächsten Kapitel das
Gegenstand der Analyse sein werden.
Dieses Bestreben hatte keinen Erfolg in dem
Ersatz, bis zu den dreissiger Jahren, die dilettantische Literatur
oder derer die einen moralischen und religiösen Grund in ihren Themen
fanden. Im Gegensatz, diese bleiben erhalten, als eine Möglichkeit der
Gewohnheit des Lesens in deutscher Sprache zu fördern, und somit zu
ihrer Erhaltung mitzuhelfen, ausserdem auch die originale Kultur zu
erhalten. Sie fahren deshalb weiterhin fort, das Leserpublikum zu
bewegen, aus den immergleichen Gründen welche, der Zeitvertreib und
der Bedarf nützlicher Informationen zu ihrem täglichen Gebrauch zu
erlangen, ist. Unterdessen, während der 30. Jahrzehnte, verändern sich
auf drastischer Weise die Sprache, der Inhalt und das Ziel des
grössten Teils dieser Druckschriften; die dilettantische Literatur
überlässt immer mehr einen grösseren Raum der Schriften welche über
politische Ereignisse berichten und gleichzeitig auch deren Sprache
annimmt; die lokalen Geschichten, nationale oder internationalen, wie
auch die Biographien richten sich, von da ab, nur einem Thema zu, und
zeigen sich als ein Trugbild der politischen deutschen Kultur; die
Anekdoten, Überschriften, und Karikaturen spiegeln sich überwiegend,
in Persönlichkeiten die sich auf die europäische Politik beziehen; zur
selben Zeit, werden im durch Wiederholung eine grosse gewisse
"Wahrheit" zu bestimmen suchen, die man zu legitimieren versucht, (In:
MARCONDES F®. 1986. s. 104-113) zunehmenden Lauf die Wörter durch
Fotografien, Zeichnungen, Schaubilder und der Statistiken, ersetzt.
Die Informationen werden absichtlich zerstückelt
und säkulare Anlässe, die sehr oft unwichtig sind, werden
sakralisiert. Ausser diesen Veränderungen, die sich in den
traditionellen Schriften zeigten und der Herausgabe neuer Zeitungen
und Kalender, kann man noch von einem in zunehmender Weise Auftauchen
neuer Druckschriften reden. Flugblätter, Broschüren, Anschlagzettel,
Schulbücher werden unentgeltlich verteilt oder auch verhandelt in den
verschiedensten Kaufhäusern, in welchen sich Deutschbrasilianer
trafen; als wenn alles würdig wäre, schriftlich herausgegeben zu
werden, die Druckschriften sind im Umlauf als gehörten sie zu der
notwendigsten Ware, gleichzeitig verlieren sie ihre innere Dichtheit,
denn als Handelsware mit bestimmten Absatz, müssen sie einförmig
werden um wenigstens denselben Erfolg bei allen ihren Abnehmern zu
erlangen. Als wir diese Schriften näher betrachteten, unterstreichen
wir, zuallererst jene, die noch unter dem Effekt des ersten
Weltkrieges waren, danach an zweiter Stelle diejenigen, welche den
Einfluss der nationalsozialistischen Bewegung unterstanden.
Gleich nach Ende des ersten Weltkrieges, nehmen
die Schriften in deutscher Sprache, welche die materiellen Spesen die
durch Plünderungen und Unterschlagungen
der Gegner verursacht werden, wie auch die, Vereine, Kirchen und
Schulen, ihre täglichen Arbeiten wieder auf. In dieser Literatur,
bemerkt man anfangs, eine gewisse Abschwächung in Hinsicht auf Fragen
des Deutschtums und ihrer kritischen Einstellung im Verhältnis der
Brasilianer portugiesischer Herkunft. Unterdessen, kann man schon, in
den ersten Herausgaben des KDB und des KVK ein sich ankündigendes
Klima der Vergeltung spüren, welches die Druckschriften in diese
Jahrzehnte leiten würden, sobald ihre Journalisten und Mitarbeiter
sich sicherer fühlten, um ihre Schlussfolgerungen über die Konflikte,
die während des Krieges sich verliefen, zu offenbaren. In diesen
Texten, behauptet der Kalendermann, dass die politische Situation in
Brasilien ruhiger ist, dass aber die rote Flagge und die
anti-Deutschtums Propaganda der Alliierten noch bestehen, und, reizten
die Bewohner verschiedener Länder gegen die Deutschen, an; dessen
ungeachtet, des allgemeinen Hasses welchen Alle gegen sie äussern,
muss ihnen ein Grund des Stolzes sein, denn solche Äusserungen zeugen
dass das deutsche Volk eine völkische, solidarisch und einige
Volksgemeinschaft, unabhängig den Staaten denen sie angehört, ist
(KDB, 1918, 1921 u. 1922).
Ein anderes Zeichen dieser verteidigenden
Äusserungen ist die Gründung, im Jahre 1919, des "Deutschen
Schutzbundes für die Grenz und Auslandsdeutschen", ein Verband welcher
verschiedene Organisationen
vereinigte
um den Deutschen, welche in
Grenzgegenden oder im
Ausland wohnten, Schutz zu bieten, ein Unternehmen des "Vereins für
das Deutschtum im Ausland" - (VDA), welches mit Hilfe der Deutschen
Regierung rechnete, um die von dem Ausbruch des Krieges beschädigten
Landsmänner zu helfen.
Wie wir es ja schon bemerkten, hatte der Krieg
einen gewissen Destillations-effekt in der deutschen Gemeinschaft, und
ganz besonders in der Gemeinschaft der Schriftsteller hervorgerufen.
Wenn auch ein Teil dieser Segmente sich zusammenschliesst gezwungener
oder absichtlicher Weise, seines traditionellen Vereinswesen
unterlässt, einschliesslich den Gebrauch der deutschen Sprache,
andererseits, jene die sich weiterhin um das Deutschtum schliessen,
tun es mit grösseren Nachdruck und Interesse, was sich an die
Vergrösserung der Zahl der Vereine und der Abdruckzahl der Zeitungen
bemerkbar macht.[71]
Ausser der grossen Vermehrung der Schriftenabdrücke, Neue werden
gegründet und schliessen sich den vor des ersten Weltkrieges
Existierenden, an, wie es an dem Schaubild Nr. 6 zu sehen ist.
Schaubild Nr. 6: Haupt-Zeitungen in deutscher
Sprache im Süden
Brasiliens - 1920-1942
Zeitungstitel |
Erscheinungs ort |
Erscheinungs weise wöchentlich |
Abschaffungs- Jahre, |
Koseritz Neue Deutsche Zeitung |
Porto Alegre(RS) |
6x |
1942 |
Deutsches Volksblatt |
Porto Alegre(RS) |
6x |
1942 |
Kolonie |
Santa Cruz(RS) |
2x |
|
Vaterland |
Porto Alegre (RS) |
2x |
-- |
Serra post |
Cruz Alta (RS) |
2x |
-- |
Der Freie Arbeiter |
Porto Alegre(RS) |
1x |
1927 |
Deutscher Anzeiger |
N. Württemberg (RS) |
lx |
1927 |
Kolonie Zeitung |
Joinville (SC) |
2x |
1942 |
Blumenauer Zeitung |
Blumenau (SC) |
2x |
1938 |
Joinvillenser Zeitung |
Joinville (SC) |
1x |
• " |
Urwaldsbote |
Blumenau (SC) |
2x |
1941 |
Rundschau |
Brusque (SC) |
lx |
1939 |
Der Kompass |
Curitiba (PR) |
3x |
1942 |
Die Zeit |
Curitiba (PR) |
3x |
1925 |
Deutsche Tages Zeitung |
Curitiba (PR) |
6x |
1928 |
|
Quelle:
GHESE. 1927 e SEYFFERTH. 1981.
Im Verhältnis zur Politik, verbleiben die
Kritiken dieselben; man führt hier nur eine Neuheit ein: die deutsche
Regierung wird auch kritisiert und in einigen Momenten, in ihrer
Unwirksamkeit der brasilianischen Regierung gleichgestellt, diese wird
als eine Gruppe von Oligarchen angesehen, welche für sich immerwährend
die Macht erhalten, und das Land verschulden. Weil der Kredit an den
Ausländischen Banken gekürzt ist, bemühen sich dieser brasilianischen
Politiker um die Erhöhung der Verbrauchsmittelsteuern zu erreichen,
sodass der Kostenaufwand der Mittel und Armenklassen übermässig teurer
wird. Man bedauert es, dass die Brasilianer so geduldig sind und fragt
sich ob das demokratische System wirklich das Passendste fürs Land ist
(KVK, 1924). Zu diesen Beobachtungen, füge man noch ähnliche Kritiken
der Weimarer Republik zu, die als eine Gesellschaft von Parteien die
ihre Versprechungen nicht hielten, regiert wurde (KDB, 1923). Wegen
dieser Enttäuschungen, verstärken diese Schriftsteller ihre Ratschläge
in Hinsicht auf die Organisation dieser sub-Gesellschaft, mit einer
Selbstgesetzgebung dieses Landes in dem sie leben.
Wenn sie sich über das öffentliche Leben
äussern, tun sie es nicht um eine gewisse Gesamtbewegung zu ermuntern,
sondern als eine zusätzliche Schlussfolgerung welche ihre
selbst-Einengung förderte.
Nach Giralda
Seyferth Meinung, (1981), in den unmittelbar folgenden
Nachkriegsjahren bemerkt man, dass sie sich, in der Suche einer
Wiederentscheidung der Ideale des Deutsch-brasilianertum
charakterisieren, in dessen Namen bewirbt sich die Verteidigung dieser
Grundregeln:
Die Rechte des Deutschbrasilianischen Bürgers
seien, in diesem Fall: der Gebrauch der deutschen Sprache im privaten
Leben; die Erhaltung der Privatschulen welche in deutscher Sprache
unterrichten, "wo in manchen Gegenden luso-brasilianische
Kinder
und sogar afro-brasilianische lernen, auf Kosten der Deutschen”, das
Wahlrecht haben, welches ihnen das Staatsgrundgesetz des Landes,
zuspricht, und nicht eine Stelle des zweiter Klasse Bürger annehmen,
und den Brüdern, welche aus der alten Heimat stammten, Hilfe zu
leisten (SEYFERTH, 1981, S. 83).
Es handelte sich um einen taktischen Beschluss
der luso-brasilianischen Gesellschaft und
ihre Gemeinschaft. Sie beteiligten sich, nur des Wahlrechtes, des
politischen Lebens des Landes, unterordneten sich den Gesetzen, würden
aber, sich von jeglichen Druck der ihre kulturelle Gleichmachung
erforderte, freihalten. "Für die Brasilianer, sind die Immigranten und
derer Nachkommen immer noch Deutsche", behauptete die "Blumenauer
Zeitung" in 1929, (apud SEYFERTH, 1981, S.
87), in einer Ansicht welche es vorhatte, alle Versuche einer
Integration in die Gesellschaft, als eine Gruppe mit kulturellen
Eigenheiten, zu verschliessen.
Die Einwendungen dieser Zeitung, bekommen einen
klareren Ausdruck, wenn man die Ortschaft wo diese Zeitung gedruckt
wurde, in Betrachtung zieht: Blumenau wurde schon, von jeher, als das
Sinnbild der Immigration und der deutschen Kultur betrachtet, eine
Stadl in der Mehrzahl von Deutschen bewohnt, wo man sich nur der
Deutschen Sprache bediente, alle waren protestantisch, usw.; solch ein
Merkmal hatte seine positiven Effekte, hauptsächlich, wenn die
Politiker und Intellektuellen welche sich der Kolonisation
begünstigten, diese als eine Bevölkerungspolitik und der Ausgleichung
der Arbeitskräfte, sahen; in Gegensatz, besonders die
Anti-Germanisten, sahen in Blumenau das Urbild der "deutschen Gefahr"
und das Sinnbild der Möglichkeit einer ethnischen Einschliessung.
Ausserdem war das relative wirtschaftliche Gewicht der deutschen
Bevölkerung in Santa Catarina grösser als in Rio Grande do Sul und in Paraná,
was ihnen verhalf, zu einer bedeutenden politischen Darstellung in der
staatlichen und städtischen Volksverwaltung gewährleisteten.
Dennoch ist es sonderbar, dass gerade in diesem
Staate, die ersten Massnahmen gegen den exklusiven Gebrauch der
deutschen Sprache in den privaten Schulen, getroffen wurden.[72]
Dieser angebliche Gegensatz kann sich dem Grund
beigesellen, dass die Segmente der regierenden Klasse von deutscher
Herkunft die vorgefasste Meinung hatten, ihren nationalen Ruf zu
erhöhen, durch eine klare Äusserung ihrer patriotischen Gefühle in
Beziehung zu Brasilien. Zu diesem Entschluss kommt man, wenn man sich,
mit den Ereignissen über Lauro Müller, befasst; der Grund aus welchem
dieser Politiker sein Platz in dem Auswärtigen Amt verlor, während des
ersten Weltkrieges, muss das Risiko des Deutschtums für diejenigen die
eine Integration auf ein institutionalisiertes öffentliches Leben
erstrebten.
Andererseits, in Rio Grande do Sul, konnte man
diese vorausgesetzte Entsagung schon seit dem Anfang der Republik,
beobachten, was sich nach Kriegsschluss verstärkte, in Hinsicht auf
das Sinnbild der "deutschen Gefahr", aber auch wegen der eigenartigen
riogrander Politik. Dort, organisierten
die Oligarchien, welche besser artikuliert waren, als in den beiden
anderen Staaten, eine stark zentralisierte Volksverwaltung; auf diese
Art, verhinderten sie den Zutritt der Vertreter der Mittelklasse zu
den offiziellen Ämtern. Ausserdem achteten die Riograndenser Leiter
immer mehr auf die Zahl der Vertreter, der Deutschbrasilianer in ihren
politischen Handlungen, also in den Wahlen.
Wenn auch ihre Wirtschaft weniger wichtig war
als die des Staates Santa Catarina,
wurden ihre Interessen gut
beachtet, und nach den Wahlergebnissen zu schätzen, das Spiel der
Schutzbefohlenen gab, annehmlich, gute Wirkung, denn in diesen
Gegenden siegte fast einstimmig, die Situations-Partei.
Nach Gertz Meinung,
(...) man kann es nicht leugnen, dass zwischen
der Regierung und der deutschen Bevölkerung sich ein Tauschhandelt
abspielte. Die Regierung versuchte es zu verhindern, dass die
selbständigen Kräfte, welche sich als ein starker Widerstand bilden
konnte, sich in den Koloniezonen entwickelten. Im Gegensatz,
entwickelten sich dort Institutionen und Organisationen, die keinen
ausdrücklich politischen Charakter hatten, welche aber trotzdem, nicht
in konkreten Zuständen von der Regierung aus nicht als unbekannt
betrachtet werden (GERTZ, 1987. S. 54)
In Paraná, war die Absonderung in Hinsicht auf
die staatliche Politik ein logisches Verlaufen ihrer eigenen
Geschichte, die ersten Immigranten in Rio Negro
und Ponta Grossa unterhielten sich
seit ihrer Herkunft, von den anderen Schichten, abgesondert.
Diejenigen, welche aus Joinville nach Curitiba
verzogen, ebenso auch jene die nach
dem ersten Weltkrieg gekommen sind, zählten nur eine verminderte Zahl
der Bevölkerung (ungefähr 5 bis 6%), in einem Raum welchen sie mit
Immigranten anderer Herkunft, wie zum Beispiel: Italiener,
Portugiesen, Polen, Russen, Japaner und Litauer teilten. Aus diesen
Gründen, weckten sie die Aufmerksamkeit der Regierungen und der
lokalen Intellektuellen zur Zeit beider Kriege. Ansonsten, waren die
Immigranten als arbeitsame und gutgesittete, wie alle europäischen
Arbeitskräfte; ihre folgsame und vorausgesetzte Absonderung der
politischen Sache, erlaubte es ihnen, ohne grössere Probleme, ihren
Eintritt in der feierlichen Geschichte des Staates, zu mindestens, bis
zum zweiten Weltkrieg.
Eine gesammelte Lektüre der Druckschriften
dieser Jahrzehnte, erlaubt es uns zu behaupten, dass die Betrachtung
über das Deutschtum eine Haltung der Empfehlung zum Gehorsam den
brasilianischen Vorgesetzten und Pflichten, eine mehr oder weniger
bewusste Strategie um ihre teuersten Werte, wie Schule, Sprache und
ihre kulturellen Vereinigungen zu bewahren. Man nimmt es an und
empfiehl den Unterricht der portugiesischen Sprache ebenso die
Geographie und Geschichte Brasiliens, aber sodass sie ein Instrument,
die ihnen nur diente um ihnen in ihre Arbeit und in den Handelswesen
mit anderen Schichten der Gesellschaft zu verhelfen (KDB, 1921 und
1923). Ebenso, um "dass sie nicht betrogen würden und als ein
Stimmenvieh des Politikers, dienten". (KVK, 1926). In ihrem privaten
Leben, dass nicht nur im Familienleben, aber auch in irgendeinen
Vereinigungsraum, sollten die deutsche Kultur und Sprache erhalten
bleiben.
Diese Haltung der Ergebenheit kann nicht
verstanden werden als ein Resultat der Konflikte, die während des
ersten Weltkrieges hervorgerufen wurden, oder von ihren eigenen
Erfahrungen mit der inneren Politik. Sie ist auch die Wirkung des
Erscheinens einer Sprache mit einem totalitären Charakter, welche
schon in Europa gewärtig war.
Wir hatten schon die Gelegenheit zu behaupten,
dass der Umlauf des Massenmediums mit dieser Tendenz widerspiegelt ein
politisches und bewegendes Solidarverhältnis mit den Begebenheiten
nach dem ersten Weltkrieg, welche die Deutschen in ihrem Lande wie
auch ausserhalb angegriffen haben.
Wir behandeln auch die Wirkungen des Sinnbildes
der "Deutschen Gefahr" über die Politiker und brasilianische
Intellektuellen, deren Überlegungen und Haltungen eine Reihe von
Entscheidungen gegen die Immigranten dieser Herkunft, hervorriefen.
Es war deshalb vorauszusehen,
dass nach solchen Erfahrungen, die Deutschbrasilianer sich immer ihrer
ursprünglichen Kultur näherten, und deswegen, sich von den Vorschlägen
sich der Kultur des Zufluchtslandes zu integrieren, abwendeten. Aber
ausser dieser überlegten Neigung zum Widerstand gegen die Assimilation
werden diese Meinungen durch neue (oder erneute Agenten des
Deutschkulturellen Imperialismus ermutigt, worüber, wenn auch nur
kurzfassend, es sich lohnt, einige Betrachtungen zu erörtern.
Hitlers Deutschland und
das Auslandsdeutschtum
Mit dem Aufstieg der national-sozialistischen
Bewegung werden eine Reihe von Vereinigungen, die sich für die
Erhaltung des Deutschtums im Ausland interessierten, wiederlebelebt,
welche mit pragmatischen Absichten oder in Hinsicht auf
wirtschaftliche Interessen auf kurzer oder langer Frist, ebenso auch
die subjektiven, wie die Notwendigkeit zur Bekanntmachung der
nazistischen Lehre, nur um den Wunsch sie erkannt und bewundert zu
sehen, zu erreichen.
Der Einfluss der nazistischen Ideologie machte
sich in den deutschen Kolonien des Süden Brasiliens spürbar seit
Anfang der Jahrzehnte des Jahres 1920, durch den "Volksbund für das
Deutschtum im Ausland", wie auch durch ein Teil neuer Immigranten
(Neudeutscher), die in dieser Zeit nach Brasilien kommen. Aber,
gleichwie die nationalsozialistische Bewegung sich verstärkt,
übernimmt sie eine grössere Wichtigkeit, denn ihre Anhänger und
Sympathisanten können von da an, mit der Hilfe neuer und auch stärkere
Organisationen, rechnen, wie mit dem "Deutsche Auslands- Institut" -
(DAI) und, ab des Jahres 1928, mit der Auslandsorganisation der NSDAP
- (AO). Wesenheit welche das DAI einverleibte, und sich ihr in der Tat
überwiegte. Die AO wurde von der Partei aus gegründet, mit der Absicht
eine gegen-Propaganda über die Betrachtungen der Gegner des
national-sozialistischen Bewegung zu organisieren. Von den ersten
ausländischen Gruppen, zeichnen sich die von Paraguay aus, die in
1929, in der Schweiz, in 1930, in Argentinien und in Brasilien, in
1931 gegründet wurden.[73]
In den Statuten der lokalen Gruppe Paraguays,
konnte man Informationen erreichen, die uns verhelfen ihre Richtlinien
auf kurzer Frist, zu bestimmen; sie wollten Geld sammeln, die sie die
Partei senden wollten, in der Zeit des Aufstiegs, wie auch eine
informelle Unterstützung ihrer Aussenpolitik, wenn schon an der Macht,
erobern. Ausserdem, war die AO ein Informationszentrum über die
Möglichkeiten einer Veranstaltung günstiger Handelsunternehmungen
mit
ihrem Land; die Nazifizierung der
Deutschen im Ausland hatte noch eine andere Absicht, die wäre, ein
Reserve-Heer aus Bürger des Reiches zu bilden, um wenn es nötig wäre,
sie zu einem eventuellen militärischen Konflikt zu rekrutieren. Zu
ihrer Gründung wirkte mit dem Grund den sie selbst beobachteten in den
Jahren die dem Aufstieg des III Reiches vorangingen; die
Sympathisanten ihrer Lehre im Ausland, machten sich verantwortlich für
eine ausdrucksreiche Zahl von Stimmen in den Wahlen 1930, Erfolg
welcher von ihnen als ein Symptom der Unzufriedenheit dieser
Landsmänner mit den politischen Verfahren der
sozial-Demokraten und der Kommunisten eingeschätzt wurde.[74]
Diese beiden letzten Faktoren, wie die
Möglichkeit der militärischen Rekrutierung und ihre Wahlunterstützung,
brachten es dazu, dass diese Wesenheit in ihren Reihen nur
Reichsdeutsche aufnahmen, denen es auch Vorbehalten war einige Rechte
über die Sozial-Politik, die zur Zeit in Deutschland geschaffen wurden
oder jene die schon vorhanden waren; selbst wenn sie auch in
definitiven Charakter im Ausland lebten.[75]
Für die Sympathisanten der Bewegung, welche
nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besassen und sich dieser
Unterstützungsgruppen einreihen konnten, gründeten sie den "Bund der
Freunde der Hitlerbewegung", eine besonders wichtige Wesenheit in
Hinsicht auf den Umlauf jener Ideen unter deutschbrasilianischen
Vereinigungen, Schulen und Kirchen.
Die AO empfahl ihren Gliedern und Sympathisanten
nicht an der lokalen Politik ihrer Gastländer teilzunehmen. Ausserdem,
sollten sie nicht ihre Ideen an den Ausländer verbreiten (Empfehlung
die nicht immer beachtet wurde), denn wie selbst Hitler schon
versicherte, "der Nationalsozialismus keine Exportware sei"; die
Mitglieder sollten sich, wie eine Elite des Reiches benehmen. (JACOBSEN, 2968,
S.
140)
Gemäss den Druckschriften der AO sollten ihre
Mitglieder die "Zehn Gebote" beachten, von denen sich die Folgenden,
hervorheben:
1.
Befolge
die Gesetze des Landes, dessen Gast du bist.
2.
Die
Politik deines Gastlandes, lasse dessen Bewohner machen. Dich geht die
Innenpolitik eines fremden Landes nichts an. Mische dich nicht in
diese, auch nicht gesprächsweise.
5.
Sieh in jedem Deutschen draussen deinen Volksgenossen, einen
Menschen deines Blutes, deiner Art und deines Wesens. Gib ihm die Hand
ohne Ansehen seines Standes. Wir sind alle "Schaffende" unseres
Volkes.
10.
Schliesse dich den Parteigenossen in deinem Aufenthaltsort
an. Besteht dort ein Stützpunkt oder eine Ortsgruppe, so sei ihr ein
disziplinierter und rühriger Mitarbeiter. Stifte nicht nur keinen
Streit, sondern sei mit allen Kräften bemüht, aufkommende
Unstimmigkeiten zu schlichten. [76]
An diesen Ermahnungen, kann man beobachten, dass
die Gebräuche dieser Organisation sich nur an Deutsche, oder an jene,
die die deutsche Staatsangehörigkeit hatten; in anderen Texten, wurde,
einschliesslich, angesucht, dass die Mitglieder ihre Handlungsweise
geheim hielten; der Hauptpunkt über diesen geheimen Charakter jener
Handlungen, scheint sich als eins der Teile welche die Regeln dieses
Systems durchlaufen, zu gestalten. Laut der Aussagen Jacobsens,
Das Ziel (ihrer Aussenpolitik) im Grossen war
abgesteckt und damit die allgemeine Richtung gewiesen. D.h. jedoch
nicht, dass die NS-Führung dazu konkrete Pläne mit Daten. Phasen, und
Alternativen ausgearbeitet hätte. Die Nationalsozialisten haben z. T
bewusst abgelehnt, einzelne Methoden oder Wege zur Stabilisierung und
Ausweitung der Macht festzulegen. Denn alles hing für sie davon ab, in
welcher Situation und unter welchen Umständen sie handeln konnten. Das
hatte für die in der Aussenpolitik agierenden NS- Führungskräfte
bestimmte Konsequenzen. Jeder von ihnen (oder jede Gruppe) bemühte
sich, den Intentionen des "Führers" nach seinen Vorstellungen konkrete
Gestalt zu geben. Zwar wussten sie nicht, wie, wann und unter welchen
Voraussetzungen das einmal abgesteckte Ziel erreicht werden konnte,
aber in ihrem Arbeitsbereich leisteten sie zur Verwirklichung
desselben einen partiellen Beitrag. (JACOBSEN.
1968, S. 599)
Aber die Bestimmung, dass nur Reichsdeutsche als
Mitglieder in die NSDAP im Ausland aufgenommen werden dürfte, verglich
sich mit der Ideen der Volksgemeinschaft, so wie sie von den
Deutschbrasilianern in Brasilien verstanden wurde, ganz besonders jene
welche sich dieser Lehre zugewandt hatten; diese Neu-Bekehrten spürten
einen Missionsdrang, der sie dazu führte das Neue Deutschland zu
verbreiten, und gleichfalls verschiedene bürgerliche Äusserungen des
Beitrittes zu der Lebensordnung. Diese Äusserungen hatten nicht nur
das Ziel, auch nicht den Vorzug, neue Mitglieder zu erobern (welche,
laut ihrer Meinung, ihre Staatsangehörigkeit erreichen oder auch nicht
erreichen konnten welche sie bei der AO angesucht hatten), aber die
öffentliche Behauptung ihrer Anwerbung zu jener Weltanschauung.
Andererseits, einige derer, welche sich eines
starken Darwinismus zuwandten, hatten die vorgefasste Meinung eine Art
Vorauswahl der Einzelwesen auszuführen um festzustellen welche das
Recht hätten, dieser neuen Gesellschaft anzugehören, um abzuschätzen
in welchen Masse die ältesten Immigranten dieser Herkunft, wirklich
reine Arier waren, wozu sie die rassischen Unterscheidungszeichen
benutzen, wie die Verurteilung der Rassenmischungen, und, von kultureller Seite, wurde die
Abschätzung durch die Beurteilung des rechten Gebrauches der deutschen
Sprache, des Wissens der Geschichte, der Geographie und der Literatur
des Herkunftsvaterlandes benutzt (KDB, Kalendermannstandrede, 1936,
1937, 1938). Ausserdem waren sie stolz auf ihren überlegenden Stand,
wenn sie das deutsche Bürgerrecht hielten, und nicht immer waren sie
zu einer Ausdehnung dieser Rechte an andere Immigranten geneigt
(GERTZ, 1987, s. 92 usw.).
Solche Rechtfertigungen waren nicht in den
Träume Bohles zugegen, den wichtigsten
Leiter der AO; er behauptete, zum Vorsatz dieser Konflikte, dass alle
in rechtschaffene Deutsche verwandeln müssten, dafür wäre es am
wichtigsten gute rechtschaffene Nazis zu werden.
Er näherte sich dem romantischen Begriff der Volksgemeinschaft,
was man aus einer Erwähnung seiner Schriften ersehen kann, wo er über
die weltliche Anerkennung Deutschlands schreibt:
Auslanddeutsche und deutsche Seefahrer sind die
Künder deutscher Arbeit und deutschen Geistes in aller Welt. In fünf
vergangenen Jahren nationalsozialistischer Aufbautätigkeit sind die
hineingewachten in die grosse deutsche Volksgemeinschaft, sind heute die
Vorposten Grossdeutschlands in allen Teilen der Erde. Und überall, wo
Auslanddeutsche leben, da kommt zu ihnen der deutsche Seemann als
Mittler und Träger eines deutschen Willens, der nichts weiter kennt
als friedliche Arbeit in Ehre und Gerechtigkeit.[77]
Die Bildung der Zellen der AO in Brasilien und
mit ihnen, der Beginn des Rechtstreits der Zugehörigkeit der deutschen
Gemeinde, beginnt mit der Gründung von Ortsgruppen und der Verbreitung
des Propagandamaterials der Partei. Dieses Material verhilft auch zur
Gründung neuer Vereinigungen, wie zum Beispiel, die "Hitlerjugend",
die "Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Frauen", die "Deutsche
Arbeitsfront" und selbst des Verbandes "25 de julho",
welcher
eine grössere politische Beteiligung der Deutschen in Brasilien
erforderte, im Gegensatz was zu der Ortsgruppe der
NSDAP gefordert wurde (KDB, 1924 und 1929, ).[78]
Da die Zahl der Beteiligten Mitglieder,
Sympathisanten und Propagandisten sehr gross war, und dieselben freiwillig handelten und in
all den Bezirken des Süden Brasiliens verstreut lebten, ist es uns
unmöglich die Entwicklung ihrer Handlungen in der ganzen Zeit, in der
sie wirkten, zu verfolgen n. Ausserdem sind die Dokumente
die' noch Auffindbar sind, sehr dünn und dazu noch, durch das Lesen der
Opposition, verdächtigt. [79] [80] Aus diesen Gründen, begrenzen wir uns, auf die
Beschreibung der hauptsächlichsten Formen der Organisation der
Propaganda, so wie auch über verschiedene Themen die durch sie
verbreitet wurden.
Die Mission der
Auslandsdeutschen
Das auserwählte Material zur Analyse des
Einflusses des Nationalsozialismus in den Druckschriften in deutscher
Sprache in Brasilien, erlaubt es uns zu beschliessen, dass ihre
hauptsächlichsten Beauftragten das gewünschte Publikum in drei
verschiedenen Gruppen teilten, was uns zu drei Abwägungen der
Auslegungen auf dem Gebiet der schriftlichen Sprache, wie auch den Umlauf des Propagandamaterials,
bedingt.
Die erste Gruppe bestand aus der Elite der
Partei, was ihrer Beteiligung im Ausland, anging; es handelte sich um
Beamte der Organisation und um einen kleinen Teil der
Vertrauensmänner. Es waren die Mitglieder der AO in Deutschland und
die Kundschafter der Lehre in verschiedenen Ländern (Schaubild Nr. 7).
[81]
Denen wurden Informationen zugeteilt, welche als offiziell galten, und
vertraulichen Charakters waren, unternahmen eine Vorwahl ihrer
Mitarbeiter von Seiten der internen Verwaltung der Wesenheit. [82]
Quelle: JACOBSEN, 1968, S. 151 |
Schaubild 7 |
Auslandsorganisation der NSDAP 1937 |
Wir können zwei wichtige Charakteristiken um die
Gesamtheit der Texte, welche der bürokratischen Elite bestimmt waren,
unterscheiden. Die Erste, welche in den Jahren 1932 bis 1936 vorkam,
hat einen pragmatischen Charakter, der von der Notwendigkeit des
Kennenlernens der strategischen Punkte in den Gebieten wo sich ihre
Arbeit produktiver zeigen sollte, bedingt war. Die Texte zählten die
Gegenden der Konzentration der deutschen Bevölkerung auf aller Welt,
auf, gaben ihren wirtschaftlichen und sozialen, wie auch den
politischen und kulturellen Umriss, an, die Zahl der Volksgruppen,
ihre, wichtigsten festlichen Daten und Zeitschriften, an, wie auch die
Schwierigkeiten welche sie in Hinblick auf die Gesetzgebung des
Gastlandes, durchzustehen hatten. Zur gleichen Zeit, waren die
Grundregeln der Organisation ständig im Umlauf, mit der Emphase zur
Grundregel der nicht Einmischung in der lokalen Politik und zur
Verbreitung des Nazismus nur unter Reichsdeutschen.
Laut Seifert, ein Mitglied der AO, würden die
Zellen der NSDAP in Gegenden eingesetzt, wo man eine kulturelle,
politische und ideologische Homogenität um die germanische
Angelegenheit beobachten konnte. Es würden Personen, verschiedener
besonderer Berufe in diesen Gegenden geschickt, welche sehr schnell
das Feld ihrer zukünftigen Beschäftigung kennenlernen sollten. Je nach
der Leistungsfähigkeit jeder Ortsgruppe, wäre es möglich neue
untergeordnete Gruppen zu bilden und natürlich eine grössere oder
kleinere finanzielle Hilfe zur Ausbreitung ihrer Aktivität zu
erhalten.[83]
Ab 1936, verlieren dieselben Urkunden langsam
ihren technischen oder auch den informierenden Charakter; zu diesen Betrachtungen, reiht sich noch die
Druckschriften einer noch grösseren Zahl von anderen Informationen,
welche die Abschätzung der Bewegung vorhatten, und gleichfalls noch
die Eintragung in einer Liste der Briefe und Ausschnitte von Zeitungen
und Zeitschriften anderer Länder, wo sich ihre Zellen gebildet hatten:
es handelt sich um Erklärungen, ohne den Triumphton beiseite zu
lassen, die Verfolgungen welche sie ertragen, von Seiten der
Regierungen, oder von der empfangenden Gesellschaft, oder auch noch
von Seiten der "Verräter" der Bewegung. Welche sich als die
Leidtragenden der Verfolgung ausgeben, verraten die "wahren" Urheber
die für diesen Zustand verantwortlich waren; die Juden, und in
geringerer Zahl, die Kommunisten und die Alliierten. Man bemerkt, zum
Beispiel, ein Bericht aus 1935, in welchem man die Existenz von
Strassenverkäufer in São Paulo, in grösster Zahl Juden, welche von der
Regierung nicht tributzinspflichtig sind, aus Grund ihrer
Verkaufstaktik.[84]
Die Gefahr bestand in dem Grund, dass ihr Reichtum zu ihren heimlichen
Interessen angelegt wurde, was dem Deutschtum Sorgen verursachte. In
einem Brief des Jahres 1939, offenbart ein Deutschamerikaner, dass
wegen der lauten Propaganda der Juden, wurde es den deutschen
Immigranten verboten, die deutsche Sprache öffentlich zu gebrauchen.
Zur selben Zeit, verständigt der "Wochenspiegel" seine Leser, dass
"ein gemeines jüdisch-englisches Weib" verleumdende Nachrichten über
Hitler und den Nationalsozialismus in der Presse von Rio de Janeiro
verbreitete.
In den Jahren 1941 und 1942, wurden alle
öffentliche Massnahmen der brasilianischen Regierung gegen die
Immigranten dieser Herkunft, in allen Einzelheiten beschrieben, um zu
zeigen, dass wenn in der Vergangenheit die Filme {300 im Ganzen)
Radioprogramme und Flugschriften die leicht in Brasilien gefördert
wurden, war das Deutschtum in diesem Moment, isoliert. "Wir sind
führerlos", beschliesst eines der Berichterstatter, der letzten Monate des Jahres 1942.
Diese zweite Tendenz, welche wegen der
Einschränkungen geprägt war, scheint uns, im ersten Moment, sogar
naiv, denn die Zahl der Juden welche von ihnen aufgestellt wurde,
wenigstens in Brasilien, war relativ ausdruckslos. Ausserdem die
Einzelheiten, wie die nicht Beachtung der einfachsten Massregeln des
Landes in welchem sie wohnten, wie zum Beispiel, die Flagge des
Reiches, öffentlich, aufzuziehen, die Feier des Sieges des
Nationalsozialismus an den Feiertagen des Gastlandes, oder die
Voraussetzung, dass die armen Landwirte einen ausdrucksvollen Beitrag
an die Partei abgeben könnten, scheint uns als Ausdrücke einer
unwirksamen Ansicht die es nicht wert ist, ernst genommen zu werden.
Man muss aber berücksichtigen, dass solche Informationen auch als
Hilfsleistung zur Propaganda des Regimes in Deutschland dienten. [85]
Nachrichten von schätzenden und anerkennenden
Druckschriften der Massnahmen der Regierung, welche vom Ausland kamen,
oder auch der Grund, dass es in weit entfernten Gegenden Gruppen des
Grossdeutschlands gab, trug dazu bei um einen Effekt des
Wiederauflebens der nationalistischen Gefühle, die wichtig waren um
die tägliche Wiederherstellung der Macht und der Verführung des
Regimes. Es wirkt zu der Bestätigung unserer Hypothese die Zuflucht
des "Mythos der jüdischen Verschwörung", auch in den Gegenden wo diese
Gruppe nicht zahlreich und nicht politisch wichtig war; da ist die
Wahrhaftigkeit der Begebungen weniger wichtig als das ideologische
Solidarverhältnis mit den Betrachtungen der Nazis in Deutschland.
Ausserdem würden solche Ausarbeitungen wahrscheinlich noch dazu
beitragen, dass die AO ihre eigene Existenz an ihre Obrigkeiten
legitimierte und eine Unterstützungsgruppe zahlreicher in ihrem
eigenen Lande wäre.
Die zweite Textsammlung verstanden wir als die
der Mitglieder der Parteizellen im Ausland zugedacht waren und den
wirkungsfähigen, auftauchenden Leiter zu dienen. Es handelte sich um
eine zweite Schicht der Propaganda Ausarbeitung; wenn die Erste sich
einer selbst-überzeugenden Notwendigkeit solch einer Politik widmete,
diese eine grössere Anzahl Texte verfasste, welche den glaubwürdigen
Mitgliedern zugeführt wurde, sollten dazu beitragen die Leser zur Tat
bei den verschiedenen deutschen Siedlungen, anzuregen. Zur Erklärung,
geben wir einige Beispiele; Schmidt Decker, Gaupropagandaleiter, in
einem Artikel, unter dem Titel Die Arbeit
des Kulturamtes 18 lehrt die Leser damit die Auslanddeutschen
weiterhin eine enge Gemeinschaft und stete Kontakte mit der Kultur des
Reiches beibehalten. Für Schmidt, ist die Ausbreitung deutschen
Literatur, der Musik, des Theaters und der Malerei auf dem ersten Plan
der Aktivität jener Organisation. Deswegen, empfiehlt er die Gründung
gut ausgestatteter Bibliotheken zur Ausübung dieser Aufgabe. Er
behauptet noch, dass die Zahl der nicht beruflichen Künstler im
Ausland, "erschreckenderweise” wächst - und dass durch seine
Abteilung, Vorträge des Führers durch Radio an die Deutschen im
Auslande übertragen worden sind. [86]
E. Stempel, im selben Jahrweiser, behauptet dass
die vorzügliche Beschäftigung der AO und des Nationalsozialismus im
Ausland, die Einprägung der gemeinschaftlichen, volksbestimmten
Mentalität ist, denn, wo die Rasse sich rein erhalten würde, da würde
man ein Stück deutschen Bodens vorfinden. [87]
Wolfgang Haessler,
seinerseits
bemerkt, dass die AO zwei grundlegende Aufgaben habe: eine
gerichtliche Orientierung der Deutschen im Ausland und der deutschen
Rückwanderer. Er bezieht sich auf die Regelung der Bürgerschaft, wie
er behauptet, "eine deutliche Empfehlung des Führers". Ausser der
Regelung und der Bewilligung des Bürgerrechtes an die Ausgewanderten,
die Organisation einer Massenübersiedlung der Deutschen die wieder in
die Heimat zurück wollen, gleichwie eine Handwerksübung und sofortige
Anstellung im Arbeitsmarkt. Paralell zu
diesen Beschäftigungen werden die Beratung und Betreuung der einzelnen
Volksgenossen zur Durchsetzung ihrer privatrechtlichen Ansprüche
(Rechtsbetreuung) [88]
Schliesslich, unter den ausgewählten Beispielen,
fügen sich die Behauptungen Kirchners ein, für diesen ist die
ausdrücklichste Aufgabe der AO die deutsche Wissenschaft zu
entwickeln: nach seinem Urteil, sind die besten und vielleicht auch
die wichtigsten Wissenschaftler aller Welt, deutscher Abstammung. Mit
dem Aufstieg des Nazismus, bekam die deutsche Wissenschaft einen immer
grösser werdenden Fortschritt. Nach seiner Meinung, war die
Wissenschaft so wichtig, dass sogar die Juden versuchten unter sich,
grosse Denker zu erziehen, um selbstverständlich die Welt beherrschen
zu können. Er beschliesst in dem er behauptet es wäre notwendig
wahlmässig die Deutschstämmigen in aller Welt, zu der
national-sozialistischen Angelegenheit zu bringen. [89]
Was uns bemerkbar wurde ist, dass die
Orientierung dieser unzähligen Beamten eine Mannigfaltigkeit der
Haltungen und Meinungen aufweist, die uns erlauben zu folgern, dass
sie vorhatten: in verschiedenen Ansuchen zu wirken oder (und nicht
ausschliesslich), dass sie nicht, für sich selbst, Klarheit hatten,
welche, letzthin, der Grund der Partei-abteilung war.
Wenn dieser Vernunftschluss richtig ist, ist es
wahrscheinlich behaupten zu können, dass dasselbe politkratische
Bild, welches Peter Hütenberger
offenbart, als er die verschiedenen Beziehungen unter den
verschiedenartigen Organisationen die im Innern des Systems wirkten,
analysierte,[90]
es ist in mikro-Niveau gültig, das heisst, die Handlung der deutschen
im Ausland zu verstehen. Hier, zerstückelte Mächte und nicht immer
vollkommen bewusst der Absichten des Kerns des Regimes, entwickelten
ihre Aktivitäten auf eine anarchische und verwirrte Art, eine
Situation die verglichen werden kann, mit dem was später die
post-moderne Bürokratie vorstehen soll.
Diese Betrachtung schien nur wichtig, weil sie
uns zu dem Verständnis der verschiedenen Betrachtungen und
Ausführungen der Pangermanisten und Nazis in Brasilien, verhilft; wenn
für einige, die Teilnahme an die lokale Politik verhindert werden
sollte, für Männer wie Brühl, zum Beispiel, sollte die NSDAP den
Landwirten verhelfen in die Politik der Staaten in welchen sie lebten,
einzutreten, im Namen des gleichen Blutes und der gleichen Rasse, für
die Bewahrung ihrer Interessen zu streiten (Volk und Heimat, 1935, S.
38-40).
Wenn einige die Hilfe der Deutschen welche das
Bürgerrecht nicht besassen, verboten, andere, wie Bohle selbst,
bemühte sich darum, dass alle in der Organisation eingeschlossen
werden sollten. Für eine Gruppe sollte die Taktik sich auf die
Förderung der Freizeit sein. Feste und Volksfeierlichkeiten, andere
handelten auf aggressiver Art, und noch andere, meinten es wäre sehr
wichtig, dass es eine Einschreibung in der Partei gäbe. Und, beinahe
alle, wie es ja schon bemerkt wurde, erwarteten dass ihre
Pflichterfüllung von ihren Obrigkeiten anerkannt würde.
Die dritte Gruppe, welche eine grössere
Aufmerksamkeit wert ist, bezieht sich auf die Lesergemeinde,
beschränkt sich natürlich, auf die, welche die deutsche Sprache
beherrschten.
Diese Textsammlung, die wir als die Verbreitung
der Lehre nennen können, wurde, hauptsächlich durch einen Kalender
befördert, der in diesen Jahren herausgegeben wurde, der "Volk und
Heimat”, von der Deutsche Morgen Verlags aus São Paulo, wo der
Anti-Semitismus, der Anti-Bolschewismus und der Sieg Hitlers (als eine
täglich erneuerte Tat) waren die dauernden Schlagzeilen. Es ist aber
auch wichtig die Artikel, Fotos und Bilder, welche in den
traditionellen Druckschriften erscheinen, wie auch einige Texte
Bücherauszüge waren, sowie auch Flugblätter, in dieser Zeit
herausgegeben wurden, da hauptsächlich die Ersten ein treues und
stetes Leserpublikum hatten. Wir begehren nicht das ganze Material zu
analysieren, aber nur einige Themen, welche wir sehr illustrativ
schätzen, und welche eine eigene Gesprächsdichtung mit dem Inhalt
welcher ihnen vorausging, haben.
Die Feier
des Sieges
Die Nachricht über Hitlers Sieg wird fast in allen Schriften
Die dreissiger Jahre sind Grund unzähliger
Feiern und auch Gedächtnisfeiern in den Kalendern und anderen
Druckschriften der deutsch-brasilianischen Gesellschaft. Im Jahre
1924, feiert die deutsche Einwanderung in Brasilien ihre
Hundertjahrfeier, aber erst in 1934, also zehn Jahre später, wird der
25.er Juli als staatlicher Feiertag in Rio Grande do Sul eingesetzt. Im
Jahre 1929 stirbt Wilhelm Rottermund,
eins des Symbols der deutschen Kultur in Brasilien und in den
Nachruf-Ehrenfeiern, erinnert man sich an sein wichtiges Schaffen als
Pfarrer und Schriftsteller (KDB, 1930). Im selben Jahr, sein
Nachfolger, Hermann Dohms, erreicht die Angliederung der
Evangelisch-Lutherischen-Kirche in Brasilien an den Deutschen
Evangelischen Kirchbund.
In 1931 begeht der "Kalender für die Deutschen
in Brasilien" sein 50-jähriges Bestehen und in 1934, der "Koseritz
Volkskalender", seine 60 Jahre.
In diesem Jahrzehnt wird Getülio
Vargas das Oberhaupt der brasilianischen Nation, ein "gaúcho"
der von Seiten der Deutschen hochangesehen wurde, und welcher in
seinen Betrachtungen, ihnen grosse Hoffnung in Hinsicht auf ihr
wirtschaftliches Schaffen, machte.
Im Jahre 1933 wurde Adolf Hitler Deutschlands
Kanzler und versprach die Wiederherstellung des Landes dank der
Arbeitskraft und des Willens seines Volkes, und dass unter seiner
Führung, das III Reich gegründet würde betrachtet und wie eine
Revolution behandelt:
Die Umwälzung in Deutschland, die "nationale
Revolution" oder der "Aufbruch des Volkes", ging von dem Gedanken
nicht aus, dass der Staat das Volk ist, zu dessen Dienst sich jeder
einzelne unterordnen muss. Während in den demokratischen
Regierungsformen der Staat nichts weiter als das Werkzeug 1st, dass
dem Menschen die volle Möglichkeit der Entfaltung bieten soll, stellt
der Nationalsozialismus das Volk, dargestellt durch den Staat, an
erste Stelle. {KDB. 1934, S. 134)
Hitlers Sieg wird auch als der Triumph des
Willens eines Volkes unter der Leitung des Führers angekündigt, und
von nun an, alles was in Deutschland von jetzt ab, sich ergibt, wird
dieses Willens spiegeln. (KVK, 1934, S. 97-98)
Der Feier-Geistes, welcher von den
Gedächtnisfeiern der Immigranten und ihrer Nachkommen, wie auch von
dem Sieg des Nationalsozialismus begründet war, erweckt in zahlreichen
Journalisten und Schriftsteller den Willen, um einem nie gekannten
Masse, die Erinnerungen und Andenken der Immigration
wiederherzustellen und erzeugen dadurch eine sogenannte "offizielle
Geschichte" die das interne Zusammenhalten der Gruppe erreichen und
den Heldenmut dieses Segmentes in Brasilien anfordern sollte. Ob es
Einzelne Geschichten waren (von einer Kolonie oder eines Individuums)
oder eine Geschichte die der gesamten germanischen Bevölkerung in
diesem Lande, anging, sie charakterisierten sich nicht mehr, als
einfache episodische Erzählungen die in dem lokalen Patriotismus
begründet waren. Man verlangte von diesen Geschichten, dass sie die
Gegenwart dieser Gesamtheit orientierte und es erlaubte, dass alle
sich als Träger einer gemeinsamen Vergangenheit erkannten. Es waren
Schäften die wissenschaftlich sein vorhatten, denn sie hatten eine
genaue Richtlinie und Einleitung der Dokumente, wie auch ein ebenso
genaues Verzeichnis der Namen und Daten; es handelte sich um das
"germanische Element” (das deutsche Volkstum) augenscheinlich zu
machen, ein Geist der' unter allen Gliedern dieses Volkstums herrschte
und der Ihnen eine Zukunft mit grossen Schöpfungen, zusagte.
Wie jeder Geschichte durch den anthropogonischen
Begriff orientiert war, so war die subjektive Ansicht noch vielmehr
augenscheinlich: sie verfolgten ihre Herkunft und dadurch, fanden sie
Gründer, welche die Pioniere, der König, die Kirche oder die eigene
Immigration sein konnte. Ihr Stil charakterisierte sich durch Zeichen
in der Art der Erzählungen, welche sich der religiösen Betrachtungen
ähnelten - eine feierliche Sprache mit Begnadigungen der
Vergangenheit, mit Einschaltung von Gedichten und Einberufungen
grosser Helden.
Aus diesen Erzählungen, entnehmen wir drei
wichtige Beispiele, weil sie auf interessanter Art, diese
Beschreibungen erläutern.
Maria Kahle, Autorin des Buches Siedler in
Itajahy, war
keine Immigrantin und wohnte auch nicht immer in Brasilien. Sie kam in
1913 als Vertreterin der Firma Bayer & Co, in Rio de Janeiro;
während des ersten Weltkrieges, wurde sie in Blumenau ansässig, wo sie
fürs Rote Kreuz, 400.000 Mark sammelte um ihren Volksgenossen zu
helfen. Sie fuhr nach Deutschland im Jahre 1920 zurück und kam erst wieder im Jahre
1934 nach Brasilien um der Herausgabelinien einiger
deutschbrasilianischen Zeitungen zu helfen.
In diesem oben genannten Roman,
erzählt sie die Geschichte dreier Generationen einer selben Familie,
welche nach Blumenau im Jahre 1852 eiwanderte, deren Erfahrungen
illustrierten die wichtigsten Ereignisse der Immigranten deutscher
Herkunft. In diesem Roman, wird eine chronologische Struktur gezeigt,
wo einfache, arme, arbeitsame und mutige Männer und Frauen, von einem
traditionellen und gemeinschaftlichen Geist gefördert, die
verschiedenartigen politischen Konjunkturen ihrer Zeit,
entgegentreten.
Das Buch beginnt mit dem Leben ihrer
Roman-Figuren noch in Deutschland, einer, ist Hans, welcher verfolgt
wurde, weil er in der revolutionären Bewegung für die Einheit
Deutschlands in 1848 gekämpft
hatte. Enttäuscht mit
seiner politischen Niederlage, entschied er sich nach Blumenau
auszuwandern, trotz des Widerstandes seiner Frau Margareth, welche in
dem Verlauf der Erzählung die Liebe und das Heimweh zur Heimat,
symbolisiert. Der Zweite, Phillip, entscheidet sich das Vaterland zu
verlassen, weil er sich seiner Stiefmutter verliebt hatte, eine
verbotene Liebe, dessen Enttäuschung er durch sein ganzes Leben
hindurchschleppte.
Die hauptsächlichste Charakteristik Margareth,
wie wir schon vorher nannten, war die Liebe zur Heimat, und auch zu
ihrem Gatten und den Kindern. Ihr Erbteil ermöglichte es der Familie
die Kosten der Reise zu bezahlen; ihre häusliche Arbeitsamkeit half
den Arbeiten des Mannes ausserordentlich. In dem sie den Kindermärchen
erzählte, half sie in der Erhaltung der Muttersprache, und trotz ihres
steten Heimwehs, ermutigte sie alle, um der Arbeit und den täglichen
Schwierigkeiten zu bestehen.
Die Männer arbeiteten unermüdlich in der
Landwirtschaft, Bemühung die erst nach zwanzig Jahren, belohnt wurde.
Die Kolonie machte Fortschritte und bald gab es ein Städtchen mit
Schulen und einer Kirche. In derselben Zeit in der die Familie die
Früchte der Bemühungen erntet, erlebt Deutschland die Vereinigung
durch Bismarck, und alle identifizieren sich mit den Ideen des
Grossdeutschlands.
Die dritte Generation verfolgt die Ereignisse
des ersten Weltkrieges; in diesen Kapiteln, ist Maria Kahle besorgt
alle Begebenheiten und ihre Folgen, in den kleinsten Einzelheiten für
beide Länder, zu beschreiben. Zwei männliche Glieder der Familie
entscheiden sich, freiwillig, sich zum Dienst des deutschen Heeres,
anzuwerben. Als sie dann, im Jahre 1919, vom Kriege zurückkehren,
erzählen sie von den Konsequenzen der Niederlage in Europa. Dieser
Erfahrung hilft ihnen festzustellen, dass der deutsche Traum
vernichtet wurde, und, dass es sich nicht lohnt ihn in Brasilien, zu
verteidigen. Trotzdem, einige Jahre später, als sie die dauernden
Nachrichten der Schwierigkeiten im Heimatland verfolgen, begeistern
sie sich auch wieder zu der Wiederherstellung der Ehre ihres Volkes beizuhelfen, da sie ja von den
Entsetzlichkeiten welche die deutschen Brüder erlitten haben,
verschont wurden. Diese Gewissenhaftigkeit entspringt in dem Moment,
als das jüngste Glied der Familie, der Enkel Hans, entdeckt, als er
seine Reliquien untersucht, dass sein Grossvater zu der Bewegung des
Jahres 1848 gehörte; er fühlt dann, dass er der Erbe der Mission
seiner Vorfahren ist, und entscheidet sich, nach Deutschland zu
fahren, denn jetzt, hatten sie ja einen Führer, der sie zu der Einheit
führen konnte.
Die Verfasserin beendet die
Erzählung mit folgenden Worten:
Hatte Deutschland nicht ein Unrecht auf seine
Kinder, auch auf die ferngewanderten? Blieb Deutschland nicht immer
die Mutter, die ihnen Blut und Art und Seele gab - die Mutter, die
Macht hatte auch über ihre Träume in der neuen Heimat, und in diesen
Träumen sie rief?
Der zweite Verfasser den wir hervorheben ist Karl
Oberacker. Er war Pfarrer und Hess sich, definitiv in Brasilien,
nieder. Anders als Maria Kahle, versuchte er, eine wissenschaftliche
Abhandlung seiner Geschichte über die deutsche Einwanderung, zu geben.
Seine Arbeiten wurden von Personen die sich für das Thema
interessierten, in Deutschland wie auch in Brasilien gelesen, so legte
er die Immigration als ein kulturelles Phänomen, aus und widmete sich, in
einer methodischen Weise den Eintragungen der Vergangenheit. [91]
Chronologisch beginnt seine Geschichte im Jahre
1824, als die erste kaiserliche Kolonie sich in São Leopoldo
niederliess.
In seinen Betrachtungen in Hinsicht auf das
soziale Profil und den politischen Tendenzen dieser Gruppe, behauptet
Oberacker sie seien konservativen, endogam
und isolieren sich der Empfangsgesellschaft, eigene Charakteristiken
der Bauern-Mentalität, welche der Verfasser als positiv schätzt.
Er erinnert sich, dass die Immigranten immer der
monarchischen Regierung zugeneigt waren; diese Haltung ist mit ihrem
Konservatismus harmonisch; dessen ungeachtet, wurden sie, während des
Kaiserreiches, unterschiedlich behandelt, weil sie Ausländer waren und
der evangelischen Religion angehörten; er bezieht sich mit Lobsprüchen
auf die Handlungen Koseritz und
Rotermund, Leiter dieser Gemeinde in dieser Zeit.
In dem Text, in welchem er sich auf die
Hundertjahrfeier der brasilianischen Republik bezieht, schätzt er
dieses Ereignis als sehr ausdrucksvoll für die Gemeinde welche er
begutachtet, denn, durch diese neuen Regime, erreichten die Glieder
das Recht sich in die institutionalisierte Politik einzureihen.
Seine Geschichte zeichnet immer ein Abstand
zwischen der deutschbrasilianischen Gemeinde und den anderen Segmenten
des Landes, ab; jene sind Freunde oder Nachbarn der Anderen, immer
gewillt zu helfen zu Gunsten der wirtschaftlichen Entwicklung, aber in
keinem Moment, wurden sie, als Landsmänner anerkannt.
Oberacker zeigt seinen Widerstand zu
irgendwelcher Art von Mischung und seine Verpflichtung mit dem
Deutschtum in verschiedenen Momenten, wie zum Beispiel, mit einem
scharfen Kommentar welches er gegen Koseritz
hervorbrachte, dieser, mit dem Blick seiner politischen Wichtigkeit,
hatte nicht den Sinn des Blutes und der Rasse verstanden. Übermässig
liberal, verheiratete sich mit einer Brasilianerin, und von seinen
Erben konnte man nichts, dass sich mit der Grösse seines Vorfahrens
vergleichen lassen konnte, erwarten (...) (apud
GERTZ, 1987, S. 92)
Der eigenartigste dieser drei Verfasser, die wir
ausgewählt haben, ist Friedrich Sommer, ein Pangermanist weniger
verschwiegen als Oberacker. Derweil Maria Kahle die Geschichte des
Deutschtums in Brasilien einweiht in 1848 und Oberacker in 1824,
Sommer behauptet, dass es in 1419 beginnt, als die ersten Deutschen
ihre ersten Kontakte mit Portugal unternahmen.[92]
Die Auswanderung dieser Sippen nach Portugal,
und später nach Brasilien, wird von diesem Verfasser, als ein nicht
trennbarer Instinkt ihres Charakters, der starke Wunsch zur
Erweiterung ihres Lebensraumes, angesehen. [93]
Anschliessend, organisiert der Verfasser eine
lange Liste von Namen, die sich in den verschiedensten Handlungen und
Aktivitäten in der brasilianischen Gesellschaft auszuzeichnen. Er
beweist statistisch, dass für 40 Brasilianer, wenigstens Einer ein
deutscher Erbe war und auch, dass 20% der brasilianischen Bevölkerung
reine Deutsche waren.
Er versichert, dass selbst die Bandeirantes irgendwie Elemente dieser Herkunft hatten, wie
auch die Wissenschaftler welche mit Mauricio de Nassau kamen, - er
selbst war ein Deutscher der im Dienst der holländischen Regierung
stand. Er bezieht sich auf die Autorität Oliveira
Viannas um seinen Thesen Glaubenskraft zu verleihen,
denn, laut der bestätigenden Meinung, dieses Verfassers besass die
brasilianische Aristokratie einen dolichokephalen Schädel, also
arianisch. Die Prämisse, dass das Blut die Rasse bestimmt und die
Rasse das kollektive Schicksal, kann durch diesen Artikel bemerkt
werden:
Denn was sind unsere Auslanddeutschen anderes
als deutsche Blutsinseln Im Völkermeer, Vorposten und Stützpunkte,
jeder Träger deutschen Erbguts aus uraltem Stoffe. Das lässt sich
nicht durch ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte Aufenthalt im
Auslande verwischen. Die deutschen Ahnen sind im Blute vorhanden, sie
werden fortgeerbt bei jeder Heirat, weitergetragen durch die Zukunft,
und sie lassen sich nicht ausrotten; den zäh sind wir Deutschen, das
muss man uns lassen, und so sind auch die Erbkeime,
die von uns ausgehen, untilgbar. (S. 42)
Diese drei Erzählungen, die wir als eine
Sammlung heldenartiger Erinnerungen betrachteten, erlaubt es uns
einige interessante Beobachtung zu machen, sowie auch die Abbildungen
welche sie auf sein Leserpublikum hinzuleiten.
Maria Kahle bemerkt in den Lesern den Wunsch der
Rückwanderung, eine idealisierte Sehnsucht nach der Heimat, jetzt
wiederhergestellt. Aus diesem Grunde, wahrscheinlich, identifiziert
sie die Revolutionäre von 1848 die bei der deutschen Siedlung in
Brasilien zugegen waren - wie die Nationalisten welche den Aufstieg
Hitlers in 1933 vorbereiteten, als ob die Zeitpanne, zwischen diesen
beiden chronologischen Grenzsteinen, für die Bauern, eine leere Zeit
darstellte, als ob in sie immer auf die gegenwärtigen Ereignisse
gewartet hätten.
Oberacker ist ein Sozialwissenschaftler und
deshalb, weiter von dem Publikum entfernt, derweil er berichtet, ist
er auch ehrgeiziger in Hinsicht auf mögliche Effekte seiner
Betrachtungen über die Gesellschaft. Ausserdem war er ein
Deutschbrasilianer, und war sich auch bewusst, dass nicht jedes
Mitglied des Deutschtums nach Deutschland auswandern konnte.
Pragmatisch in seiner Art betrachtete er die Hypothese, dass es
möglich wäre, sich vereinigt zu erhalten in einem Staate, welcher sie
zu einem Weg in der Richtung der Entwicklung zu schreiten, benötigte.
Wahrscheinlich glaubte er, wie auch schon Arthur de Gobineau
davon überzeugt war, [94]
die überlegenen Rassen würden natürlicherweise über alle anderen die
Erhabenheit erreichen. Die Nähe der nationalistischen Ideenwelt der
Deutschen im Ausland mit dem Land ihrer Herkunft, könnte zu einer
grösseren Annäherung der beiden Staaten verhelfen, wie es schon von
seinen pangermanistischen Vorgänger aus Hamburg eingegeben wurde.
Die Ideen Sommers über die Herkunft des
germanischen Volkes scheinen uns näher den nationalsozialistischen
Begriffen in Hinsicht des arianischen Mythos. Für Sommer, die Rasse, ergo, die Nation; bildet sich durch die
Blutsverwandtschaft und nicht durch die Ähnlichkeit des Charakters
oder die sprachliche Identität. [95]
Es ist das Blut welches die wirkliche und unauflösliche Verbindung
herstellt und die Kohäsion der individuellen Zellen versichert, von
welchen sich der soziale Organismus bildet. Diese Kenntnis von Voigt
ausgearbeitet,[96]
der Eingeber der eugenischen Politik
während der Nazi-Regimes erlaubt es, dass Sommer die germanische
Geschichte erforscht von dem Moment an in dem der erste Deutsche sich
des Landes näherte welches Brasilien kolonisierte.
Die Schriften der Verfasser, wie Kahle,
Oberacker und Sommer die, die Geschichte dieser Volksgruppe
niederschreiben, geben den Lesern ein, dass sie die Möglichkeit haben,
effektive Mitglieder eines anderen Reiches zu sein, dazu müsste nur
ein Erfordernis beobachtet werden: in definitiv, die Bedingung als
Gäste des Landes in dem sie lebten, anzunehmen. Über diese besondere
"Historiographie", äussert sich Sommer:
Es bleibt jetzt der deutsche Volks- und
Blutsgenosse in Brasilien, wie an allen Punkt der Erde, ein Teil der
Hundert Millionen, die sich, unabhängig von zeitlicher und räumlicher
Trennung, als Angehörige eines Volkes, eines Stammes, einer Familie
betrachten. sich gegenseitig mit gleicher Achtung und Treue umfassen
und sich die Hand reichen und stützen, wenn es Not tut. Aus diesem
Bewusstsein einer hoffnungsvolleren Zukunft und aus den Erkenntnissen
einer ebenso stolzen, wie leidvollen Vergangenheit, schöpfen wir
Brasildeutschen die Kraft, täglich von neuer deutscher Arbeit auf
brasilianischen Boden zu Deutschlands Ehre und für Brasiliens Grösse
zu leisten. (S. 44)
/
Als man behauptete, dass die dreissiger Jahre,
eine Zeitspanne in der die Homogenisierung der Betrachtungen, in
deutscher Sprache in Brasilien ihre Grenze in dem Erfahrungen erreicht
hatte, ist es nötig zu bedenken dass dieselbe Presse, die, in grossen
Massstab für diesen Prozess verantwortlich war, nicht die inerten
Unterschiede und die Spannungen zwischen den Leitern des Deutschtums,
Schriftstellern und dem Leserpublikum, entfernt hat.
Aus diesem Grunde, eine dieser Frage, welche von
da ab, die Erwartungen der Zeitungen und Kalender ausfüllen, sich dem
der Assimilationsprozess beziehen, welches hauptsächlich von
Mitgliedern der jungen Schichten dieser Subgruppe erlebt wurde, in der
Tat, hat dieser Prozess ein Verhältnis der Selbständigkeit der
Vertreter des Deutschtums, beibehalten, mit Ausschluss des ersten
Weltkrieges, als Viele zur Isolierung gezwungen waren, wegen der
Diskriminierung, die sie leiden mussten. Aber, im Allgemeinen, war die
natürliche Tendenz der Enkel und Urenkel der Immigranten sich in den
brasilianischen Schulen einzuleben und dann, sich in dem Arbeitsmarkt
der empfangenden Gesellschaft, einzuschalten, denn die Möglichkeit
sich in den wirtschaftlichen Arbeiten die von ihrer eigenen Gemeinde
angeboten wurden, immer weniger waren.
Die Assimilation der Deutschen
wird auch von anderen Wissenschaftlern, die sich demselben Thema
widmeten, 29 bestätigt.
Diese Feststellungen bewahrheitet sich in den
Analysen von PAIVA (1984) und WILLEMS (1980), für welchem, dieser
Zeitabschnitt, einer in dem die Gewohnheiten der Kultur der Vorfahren
stark vernachlässigt werden, befindet sich, dass es notwendig ist, die
Jugend zum Deutschtum, zu erobern. 3(3
Um die Gesinnungen zu analysieren, welche die
Verteidiger des Nationalsozialismus in der Lesergemeinde beschützen,
suchten wir eine Spalte aus dem "Kalender für die Deutschen in
Brasilien" aus/ unter dem Titel "Kalendermannstandrede”, welcher mit
Hilfe eines literarischen Kniffes, versucht mit den verschiedenen
Tendenzen und Stellungen der Leserpublikum ein Gespräch zu führen. Der
Kalendermann, der Herausgeber des Kalenders, ist
ein erdachter Musterreiter, der
ungefähr einmal im Jahr das Kaufhaus (a Venda) einer schon langbestehende Kolonie, besucht,31
wo er gute Ratschläge gibt, Nachrichten bringt und den dort anwesenden
Informationen bringt, in einem einfachen Gespräch.[97]
[98] [99]
Während er mit den Anwesenden Erörterungen macht, welche oftmals
anderer Meinung sind, gebraucht er Namen und verschiedene Berufe, alle
erdacht, welche aber in der Gesamtheit, eine bestimmte Typologie des
dort anwesenden, verschiedenartigsten Betragens.
Die Gefahr welche die Vollständigkeit der Gruppe
sind, laut des Kalendermanns, ausser der Assimilation die schon bei
der Jugend bemerkt wird, (KDB, 1933, S. 19-26) auch selbst den
Arbeitsrhythmus dem sie untertan sind. Für ihn, die übermässige Sorge
mit den täglichen Bedürfnissen, trennen die Menschen von den höheren
Werten des Lebens.[100]
Eine andere Gesinnung wird auch von ihm
betrachtet - die Klagen und Uneinigkeiten zwischen den Neudeutschen
und den Deutschbrasilianern (die neuen Immigranten und die Deutschen
die in Brasilien schon länger lebten); das wurde auch durch ein
Gespräch in dem Kaufhaus wiedergegeben, eine Unterhaltung, wo der
Lehrer sich bei dem Pfarrer über die Betrachtungen der neuen Bewohner
ihm gegenüber beschwerte; sie erniedrigten ihn, weil er nicht
Hochdeutsch sprach. Klagte noch über ihr arrogantes Benehmen in
Hinsicht auf die Gewohnheiten der einfachen Leute. In dem Moment,
springt der Kalendermann ein und fordert alle auf, auf die
Notwendigkeit der Einigkeit zu achten, denn es gäbe einen gemeinsamen
Feind - "den Materialismus". Laut des Kalendermanns,
Steht Schulter an Schulter in deren
entschlossener Wahrung - haltet zusammen gegen den gemeinsamen Feind,
des öden Materialismus, der euch schliesslich doch hur eine
Trostlos-kalte Fratze zeigt statt der versprochenen Erleuchtung, und
der euch nur in geistige und seelische Versumpfung treibt. (KDB. 1931.
S. 45)
Die Nennung dieses internen Feindes ist wohl an
die Leiter der sozialistischen Bewegung in Porto Alegre gerichtet,
welche im Jahre 1920 der "Sozialistischen Arbeiterverein” gründeten,
und schon in dieser selbst Jahrzehnte eine offene Opposition den
Pangermanisten und Nazis ausübte. (KNIESTEDT, 1989, S. 144).
In der Kalendermannstandrede wurde auch über die
Gleichgültigkeit der Deutschen in Hinsicht auf die Deutsche
Geschichte, angedeutet (KDB, 1933, S. 19-26); für Pastor Rothmann,
wäre es nötig sie an den ersten Weltkrieg und seine schädlichen Folgen
in den Kolonien zu erinnern, wie auch seine unausdrucksvolle
Hilfe an die Brüder der Übersee. Als Pastor Rottmann sich auf die
Jugend bezieht und deren Abweichungen der Kultur ihrer Herkunft, lobt
er den Bauern, der Wächter der Traditionen und das Symbol der
romantischen Kultur, unschuldig und wenig aufnehmbar des externen
Einflusses. Als er den Jüngling mit dem Bauern vergleicht, nennt er
ein Sprichwort, der so gut die Vergänglichkeit der Leidenschaft der
modernen Welt, wie auch die "rote Gefahr", darstellen konnte - "Heute
Rot, morgen Tot", rät er, und beschliesst seine Rede.
Um die Worte des Pfarrers zu
bestätigen, warnt der Kalendermann:
Wir sind noch ein Heer ohne
Führer, eine Kirche ohne Turm, ein Baum ohne Krone. Und um dieses gilt
unser stiller Kampf. Deshalb ermahne ich euch, ihr lieben
Stammesbrüder, stellt euch nicht abseits, sondern sagt freudig ja.
wenn auch an euch der Ruf ergehen wird, beizutragen zu dem grossen
Bund der deutschstämmigen Brasilianer. Ihr aber, die ihr Berufen seid
zum Führeramte an unserem Volk, lasst nicht ab, zur Einigkeit zu
mahnen und den Zusammenschluss vorzubereiten, der kommen muss, wenn
wir nicht untergehen wollen. (KDB. 1933, S. 26)
Im KDB der Im Januar 1934 herausgegeben wurde,
brachte die Nachricht, dass in Hinsicht auf die
Meinungsverschiedenheiten der deutschen Gemeinde, wenigstens in den
Augen des Kalendermanns, fanden einen Weg zur Einigung. Schon auf der
ersten Seite des Kalenders gibt man den Sieg Hitlers bekannt. In der
Spalte "Kalendersmannstandrede" - kommt
der Musterreiter ins Kaufhaus und erzählt lachend: "jetzt haben wir
einen Führer von dort oben": Von allen, der Einzige der keinen
Enthusiasmus zeigt ist der Vertreter der Katholischen Kirche, Pater
Nicolaus, welcher sich des Kulturkampfes in der Zeit Bismarcks
erinnert und die Verfolgung des Klerus. [101]
Der Kalendermann antwortet:
Machtet euch keine Sorge. Wir sind alle
Christen!...) Sorgt dafür, dass unsere Schulen immer besser werden.
(...) denkt nicht immer nur an Geld und Besitz, sondern erinnert euch,
dass es auch noch andere Güter im menschlichen Leben gibt. (...) Wir
sagen immer: es fehlt der Führer zum wahren Volkstum, oder zur wahren
Politik. Wir verbannen - sei die Zeitungen und Vereine unserer Führer!
(...) Schaut auf das deutsche Volk! Als das Land soweit war. dass es
den Führer brauchte, da wurde er ihm geschenkt und zwar aus dem Volk
heraus. (KDB. 1934. S. 32)
Es ist interessant zu bemerken, dass der
Kalendermann nicht die die Anwesenheit eines politischen Leiters
hervorhebt, aber die Presse, der man die Aufgabe zuspricht das Amt
eines Wegweisers der Handlungen seiner Leser zu sein. Wenn das die Art
darstellt um auf sich die Funktion einer Führung zu beziehen, er, der
Herausgeber, der für die Herstellung einer Zeitung verantwortlich war,
dazu noch eines Kalenders und verschiedener Schulbücher, oder ob diese
Empfehlung, den Wunsch nicht das Abbildung eines anderen Führers, aber
das des Deutschlands Führer zu sein, ist es uns nicht möglich zu
antworten. Der Grund, dass man die germanische Kultur in Brasilien
leiten wollte, jetzt schon eine Bewegung, dank der kulturellen
Industrie, verleitet uns an die Herausforderung welche durch die
Propaganda gemacht wurde zu glauben, sei es, die Körper frei zu
lassen, wenn nur die Seelen sicher eingekerkert waren (ADORNO &
HORKHEIMER, 1985, S. 125 u. w.J.
So, neben dem Foto von Massenversammlung, der
Fahnen, von Hitler als er das Volk auf den Strassen begrüsst, der
neuen Sinnbilder der deutschen Nation, Karikaturen der europäischen
Gegner, Werbungen des Arzneisyrups,
landwirtschaftliche Maschinen, Seifen, usw., die Kalender und
Zeitungen dringen auf die Organisation der deutschbrasilianischen
Politik, wegen der Notwendigkeit des Widerstandes ihren Gegnern
gegenüber, berechtigt.
Der erste Feind, von dem schon die Rede war, ist
der Materialismus, wegen seines atheistischen Charakters, wie auch als
politisches System, weil es der Nationalismus widersetzt. In der Tat,
die Memoiren Kniestedts, ein Anarchist aus Porto Alegre, beschreiben
die Konflikte von den geglückten Anträgen des Sozialistischen
Arbeitervereins, kommend.
Es ging alles gut; überall gab es Mitwirkungen.
Dass stellte einen Balken in den Augen der Nazis dar, welche zu dieser
Zeit, sich ihre Geckenhaft zeigten. Stahlhelm, Ludendörfler,
der Konsul, die Hitler-Jugend, alle hatten ihre Gruppe hier.
Wir kümmerten uns nie um sie, aber sie kümmerten
sich umso mehr um uns. Nach einigen Versuchen der Vereinigung dieser
revolutionären Brüder der Rechten, gelang es den Braunen sich zu
behaupten. Gründer der Nazigruppe war ein Spezialist in Emailleartikeln
- Ehricht - ein
gewesener junger kommunistischer Militant (...) (1989, S. 146-47)
Die politische Organisation des Deutschtums
berechtigte sich nicht nur als Existenz einer linken Opposition, denn,
laut den Behauptungen desselben Kniestedt, stellten diese die Mehrheit
des deutschbrasilianischen Segmentes, dar.
Die AIB (Agáo
Integralista Brasileira) war auch eine Drohung zur gewünschten
Vereinigung, und als der Kalendermann die portugiesischen Nativisten
nennt, ist es gut möglich, dass er sich auf jener Partei, bezieht.
Die AIB zieht verschiedene Mitglieder der
deutschen Gemeinde, zu sich an, hauptsächlich in Santa Catarina und in
Paraná. Ausserdem verbreitete sie die Idee eines Nationalismus der den
Gebrauch irgendwelcher Sprache oder Sinnbilder verurteilt ausser den
Nationalen. Aus diesem Grunde, wirkte er in einer Art, welche die
Massnahmen gegen die Handlungen der Ausländer im Land, vereinte. Aber
eine andere Drohung, scheint uns noch gefährlicher, für die Tradition
welche die Deutschen bewahrten: die Nationalisierungs- Bewegung,
welche, die deutsche Schulen als einer ihrer Hauptziele hatte. Ausser
dieser Bewegung, rechne man noch seit 1934, das Verbot der Aktivitäten
aller ausländischen Vereinigungen im Lande, und letztlich, schon im
Jahre 1940, die Untersagung der Druckschriften die fremde Sprachen
benutzten. Mit diesen offiziellen Massnahmen, radikalisiert sich die
Betrachtung der Pangermanisten; wie zur Zeit des ersten Weltkrieges,
der Druck zur Endogamie, die Bewahrung der deutschen Sprache sind die
Leitmotive die sich stark herausgeben. Wiederum, beschreiten sie das
Recht des freien Ausdrucks, man vergleicht die Rassenmischung einer
Praxis die selbst unter Tieren, unmöglich ist, und der Tausch einer
Kultur um die andere ein unzulässiges Erfordernis; aber langsam,
verlieren diese Betrachtungen nach und nach ihre Kraft, bewahren ihre
echten Merkmale nur im Kalender "Volk und Heimat".
Vom Jahre 1936 ab, entstehen Fotos der
brasilianischen Obrigkeiten, Lobreden zu ihrem Leben und der ihres Volkes immer
mehr; man empfiehlt auch dass die deutsche Sprache nicht Öffentlich
gebrauchen sollte, und die Nachrichten über die offizielle Politik der
brasilianischen Regierung ersetzt die Seiten, wo früher die deutsche
Politik verbreitet wurde.
Als die Nationalisierungspolitik sich verstärkt,
im KDB von 1939, verabschiedet sich der Kalendermann im Kaufhaus, mit
der Behauptung, dass er nicht mehr in diese Kolonie kommen würde. Im
Jahre 1940, fallt diese Spalte aus. Im Gegensatz, bekommen die Leser
einen anderen Besuch; den des Getülio
Vargas der aus Blumenau kommt und ihnen eine Botschaft bringt;
Ich kann es nicht unterlassen, meine
Überraschung und meine Bewunderung auszudrücken, die ich beim Betreten
eines Munizips wie Blumenau empfunden
habe, eines Munizips, das im Kernpunkt
des kolonialen Gebietes liegt, von dem man sagte, dass dort die
portugiesische Sprache unbekannt und das Gefühl der Brasilität
erstorben sei.
Ich habe die gegenteilige Empfindung. Ich habe
überall und von allen Selten den Ausbruch freiwilliger und feuriger
Begeisterung, das Gefühl brasilianischer Brüderlichkeit und Liebe zu
unserem Lande, den ausdrücklichen Wunsch, unser Leben als Brasilianer
mitzuleben, bemerkt. Diese Verwandlung,
die niemand verdunkeln darf, wurde mir von allen Seiten bezeugt (..)
(...) Es sind 90 «Jahre verflossen, seitdem die ersten deutschen
Kolonisten im Tale des Itajahy eintrafen.
(...) (...) Man sagt, es kostete viel, dass sie sich in die nationale
Gemeinschaft einfügten und die portugiesische Sprache erlernten. Aber
die Schuld liegt nicht bei ihnen; es ist die Schuld der Regierungen,
die sie isoliert in den Wäldern in grossen Gemeinschaften, ohne
Verbindung Hessen. Alles was die Kolonisten damals verlangten, war
zweifacher Art, Sie förderten nur zwei Sachen: Schulen und Strassen.
Strassen und Schulen. (...)
(...) Die Regierung, die um Stimmen warb, verlor
alles Ansehen, weil sie von den Abstimmungen abhängig war, und der
Wechsel dieser Abstimmung diente nicht den wahren Interessen der
Nation.
Heute sind die Sachen geändert. Die politischen
Parteien, die früher regionale Verbindungen ohne nationale Ziele
waren, wurden aufgelöst. die Regierung kommt nicht mehr zu den
Kolonisten, um Stimmen zu werben; die Regierung hat väterliche Gefühle
für sie und nähert sich ihnen, um ihnen zu helfen (...)
Jetzt ist diese Bevölkerung, die so viele Jahre
ihre' Tätigkeit auf dem Boden unserer Erde entfaltet hat und die aus
den Kindern und Enkeln der ersten Einwanderer besteht, brasilianisch.
Alle sind Brasilianer (...) Aber Brasilianer
sein heisst nicht nur die Gesetze Brasiliens achten und seine Behörden
ehren. Brasilianer sein heisst, Brasilien lieben. Es ist das Gefühl,
das da sagt: "Brasilien, du gibst uns das Brot; wir werden dir unser
Blut geben! (KDB. 1941, S. 44-45).
In diesem selben Jahr, wurde der Umlauf jener
Zeitungen, welche noch die deutsche Sprache gebrauchten, verboten;
neue Aufstände, neue Boykotts gegen Elemente dieser Herkunft wurde
organisiert. Im Gegensatz aber zu dem ersten Weltkrieg, nahmen an
diesen Demonstrationen nicht nur Vertreter der bürgerlichen
Gesellschaft teil, aber auch offiziellen Politiker, die jene
Initiative im Namen der Stärkung der demokratischen, westlichen Werte
anforderten. [102]
Wenn wir die wichtigsten Momente des Weges,
welchen die Proselyten des Nationalsozialismus gegangen sind, und den
Einfluss über die Druckschriften in deutscher Sprache beobachten, sind
wir verführt, diesen Prozess als eine Bewegung ideologischen
Charakters anzuerkennen, ebenso fahren wir mit unserer Analyse fort,
über die Ausbreitung des Rassismus Seitens der Pangermanisten, welcher
die Mentalität der Deutschbrasilianer imprägnierte, seit Ende des 19.
Jahrhunderts. Tatsächlich, wenn wir die Ausdrucksweise der
Nazipropaganda, sei es bei der Auslandsorganisation, sei es von den
Pangermanisten die sich dem Nazismus zukehrten, oder der Neudeutschen,
stellen wir fest, dass ihre Logik sich auf den Bedürfnissen der
Verbreitung einer Zusammenfügung der Kraft-Ideen, begründete, die im
Augenschein hatte, das ganze kulturelle Feld welches beherrscht werden
sollte, zu beziehen.
Allerdings, wenn wir die Überlegungen Hannah Arendt
analysieren, ziehen wir es vor, uns eines anderen Weges leiten zu
lassen; nach Meinung dieser Verfasserin, kann die Organisation der
totalitären Bewegungen und Regierungen nicht einer Pyramidenstruktur
gleichgestellt werden, was gesagt werden muss, dass sie nicht einer
Beziehung der Oberherrschaft von oben nach unten beruht; für Hannah (1972,
S. 136 usw.), das Sinnbild des Totalitarismus kann wie eine Zwiebel
vermutet werden, denn der Kern des Systems ist nicht über und auch
nicht ausser ihm, aber in seinem Innern. Um ihn herum, wie
konzentrische Kreise, legen sich die anderen Segmente, die von der
Partei - Elite, ihrer Bürokratie, ihre Glieder, bis zu den einfachen Sympathisanten, an. Dieses Modell
gibt uns das Verständnis, dass es keine wichtigen Verschiedenheiten
unter ihren Gliedern gibt, aber in den Funktionen die sie ausüben; ist
es als ob sie Zellen
eines selben Organismus
wären.
Wir achteten ganz besonders noch darauf, die
Behauptungen von Dominique Pelassy zu
zerlegen, (1983), laut ihrer Meinung, wenn auch die Ideologie sich der
subjektiven Faktoren bedient - oftmals mit den unmittelbaren
Bedürfnisse der Individuen sich vereinigt, wenn auch der Nazismus sich
dieses Mechanismus angenommen hat, die Ideologie setzt immer die
Überzeugung voraus, es ist wichtig festzustellen, ein Regelbund welche
sich einem Fundament rationaler Ordnung unterordnet; deswegen, wird
sie immer verletzbar und zur Widerrede empfänglich sein. Zum
Unterschied dieses Prozesses, das mythologische Abbild dessen sich der
Nazismus genährt hat, verhinderte diese Möglichkeit, in der Hinsicht,
dass seine Mitglieder nicht nur passive Elemente des Diskurses waren,
aber gleichzeitig derer Erzeuger.
Was aber das Verständnis dieser Begebenheiten
erschwert, Seitens des akademischen Denkens, ist, dass irgendwelcher
Versuch, sich zu organisieren oder eine intellektuelle Ordnung einer
symbolischen Materie zu geben, bringt uns dazu die fundamentale
Unordnung welche ihr zu eigen ist, zu verraten.
Diese Analyse scheint uns noch verwirrender,
wenn man versucht ihre Effekte in einer Gesellschaft, die von weitem
den Aufstieg und die Befestigung der Bewegung, beobachtete, und die
von dieser Bewegung, in einigen Momenten gefangen wurde, zu studieren.
Diese geographische Entfernung, welche eine grössere Idealisierung
jener Begebenheiten erlaubte, mit der Mannigfaltigkeit der
überlegenden Verschreibungen, vereint, welche nicht immer
untereinander übereinstimmten, wie schon beobachtet wurde, ergab die
Möglichkeit verschiedenartiger Weise aufgenommen zu werden, was, in
der Zäsur, unzählige Risse in jener politischen Kultur,
herausforderte.
In diesem Sinne, wenn auch die Bewegung, die im
Süden Brasiliens sich offenbarte, in den Deutschbrasilianer einen
galvanisierenden Effekt hervorruft, der die Behauptung ihrer
kollektiven Identität nicht begünstigte, wie es das Deutschtums-
Prinzip in den vorgehenden Jahrzehnten getan hatte. Denn verwarfen die
Nazis verschiedene Teile dieses sozialen Segmentes, aus völkischen
kulturellen oder politischen Gründen. Sie nahmen nicht jene die, nicht
die deutsche Sprache perfekt beherrschten, an, auch nicht die
"Mestize", oder die nicht die deutsche Bürgerschaft besassen, die sich
an der internen Politik beteiligten; derartige Handlungen, erzeugten
dass ihre Vertreter sich weniger als Verbreiter einer Lehre die sich
verallgemeinern sollte, betrugen, eher aber als Mitglieder einer
Sekte, die sich von allen anderen absonderte und alles verwarf, was
"auf der Aussenseite" ihrer eigenen Gruppe war; entsagten dieser Welt,
um würdig zu sein, wenn sie sich treu bewahren würden, zu dem was die
andere Welt ihnen bieten würde.
So wie, das Deutschtum zur Stärkung der sozialen
Zusammenschliessung führte, und sie inwendig einförmig machte (Blut,
Sprache, Kultur) so erreichte der Nazismus die äussere Einförmigkeit,
denn, in Anbetracht des sektiererischen Charakters ihrer Leiter, wurden alle, wie Bohle es
erträumte, als vollständige Deutsche, ergo, wie vollständige Nazis, angesehen.
Aber, bis zur Zeit des Estado Novo (Neuen Staates), welches ihren "Einigkeit"
unterbrach, das Deutschland Hitlers wirkte in Ihnen, ein naheliegendes
Gefühl, wenn nicht das gleiche, welches sich spüren lässt, durch eine
Erfahrung religiöser Art, aus; und die Religion, ihrerseits,
verwandelt sich in einer Bewegung säkularen Charakters, die in der
Öffentlichkeit eindringt und in ihr, ihre Nation, ihren Leiter und ihr
Volk, ankündigt, Ausarbeitungen, die wir, in dem' nächsten Kapitel,
versuchen werden zu analysieren.
PIETISMUS, PATRIOTISMUS UND
NATIONALSOZIALISMUS
Visto terem sido
os cristäos a mancharem-se com os
horrendos crimes
de Auschwitz e Buchenwald, quando
a sua obra foi
terminada, o seu
Deus tornou-se Impossivel.
Dietrich Bonhoeffer
In dem 30. Jahrzehnte, schlossen sich die
Evangelischen Gemeinden, die sich in Santa Catarina
und Paraná Niederhessen, [103] [104]
an dem "Deutschen
Evangelischen Kirchenbund" an, wie es auch die Riograndenser Synode
schon in 1928 gemacht hatte. Dank dieses Entschlusses ermöglichte sich
eine politische Annäherung zwischen die deutschbrasilianische
Pfarrerschaft und die Mutterkirche, sowie die Hoffnung einer
ausdrucksvollen finanziellen Hilfe aus Deutschland, sei es für die
auftauchenden Gemeinden, oder für diejenigen, die schon konsolidiert
waren; solche Verbindung erforderte
zur Erneuerung, einen
ständigen Vertreter der Mutterkirche in Brasilien im Range eines
Propstes, der auch das Deutsche Konsulat streng vertrat.
In 1933, organisierten sich die "Deutschen
Christen" in einer para-ekklesiastischen
Assoziation mit korporativem Charakter, die praktisch von der
Kirchenleitung unabhängig war, aus Pfarrern und Laien bestand, deren
Hauptziel die Pfarrerschaft und Gläubigen auf die
nationalsozialistische Ideologie, durch ihre "neue Theologie"
hinzuziehen.
In den folgenden Monaten war die Anzahl der
"Deutschen Christen", unter der Führung des Pfarrers Erich Knäpper
so gewachsen, dass die soziale Beziehung der Evangelischen Vereine
eine organisierende und prägende Macht wurde. Diese Gruppe spielte
eine so bedeutende Rolle, dass in kurzer Frist, in der Riograndenser
Synode mindestens zwei Drittel ihrer Mitglieder sich mit der Nazilehre
identifizierten, und sich in der NSDAP eingegliedert hatten; dieselbe
Tendenz war auch, in grossem oder kleinem Masse, in anderen Synoden zu
bemerken.
Man kann diesen Siegeszug auch auf die
religiösen Veröffentlichungen hinweisen, wie der "Kalender für die
Deutschen in Brasilien", "Der Junger Kämpfer", "Deutsche Evangelische
Blätter für Brasilien", "Evangelische Volksblatt", "Synodalkalender",
usw., welche in ihren Leitartikeln die Begeisterung zur
nationalsozialistischen Machtergreifung, erklärten.
Die Leistungen der "Deutschen Christen" unter
den Jugend- Vereinigungen wachsen nicht in arithmetischer, sondern in
geometrischer Progression; diese stiegen von 12 Ortsgruppen zu 79, die
zu mindestens 3.000 Mitglieder umfassten, welche einem auserlesenen
Rassebewusstsein imprägniert wurden, sowie auch von dem
missionarischen Geist um die Seele für Deutschland und für Christus
einzulösen.
In 1936, wurde die "Evangelische Jugend"
"Jungvolk” genannt, und ähnelte immer mehr der Laienbewegung
"Deutschbrasilianer Jugendring”, eine Organisation die zu der
"Hitlerjugend" in Deutschland angeschlossen war.
Es ist interessant die Hymne des "Jungvolkes"
hervorzuheben, welche ihr Gelöbnis ab 1936 wird:
Wir geloben:
Dir. Gott der Vater dient die
junge Schar,
Dein Wort bleibt heilig, wie es
immer war.
Wir sind bereit.
Dein ist die Zeit!
Wir geloben:
Dir. Volk der Väter, sind wir
ganz geweiht.
Dein Blut vergeht nicht, denn
wir sind bereit.
Keiner zerbricht.
Steige zum Licht!
Wir geloben:
Dir. Land der Väter gilt der
schwere Schwur
Die
Heimaterde sei uns heil’ge Flur.
Wir sind die Wehr!
Dein ist die Ehr!
(apud
DREHER, 1984. S. 145)
Diese fast sofortige Annahme des
Nationalsozialismus von Seiten der Deutsch-Evangelischen-Kirche in
Brasilien soll im Lichte der politischen Konjunktur Deutschlands
gedacht werden; in 1933, verteidigte eine Gruppe aus der Deutschen
Pfarrerschaft, die sich auch "Deutsche Christen" nannten, den
christlichen Charakter der Revolution und rief die Partei als ein
Kampf-Instrument gegen den marxistischen Atheismus auf; ausserdem,
wurde die rassische und politische Säuberung unter den
Kirchenmitgliedern geprägt - eine Rede, die gegen die Liberalen
Theologen und andere durch den Assimilationsprozesses zu dem
protestantischen Glauben bekehrte Volksgruppen gerichtet wurde. Die
"Deutsche Christen” hatten noch vor, die Vereinigung aller
evangelischen Konfessionen unter einem einzigen Führer - den
Reichsbischof - laut des Führer-Prinzips - sowie den des
demokratischen Parlamentarismus endlich ablösenden Führergedankens, und die
Einheit der Kirche mit dem Staat zu erreichen (BRACHER, 1973).
Unter dem doktrinären Gesichtspunkt, mussten die
Theologen sich umorientieren, mit der Verweigerung des opferreichen
Lebens Jesus Christus, und bei der Verminderung der Wichtigkeit des
Apostels Paulus, der die Verbreitung des Evangeliums in alle Nationen
und Völker, sowie die Gleichheit aller Menschen vor Gott predigte.
Die Mitglieder der "Glaubensbewegung Deutsche
Christen" verstanden, wie die National-Sozialisten, die Vorteile der
Bewegung über die parlamentarische Debatte zu leiten, weil diese
Regeln und Prinzipien berücksichtigt werden mussten.
Laut Sauberzweig,
Was freilich die Menschen hätte stutzig machen
müssen, war dies, dass die Deutschen
Christen - von Anfang an
mit denselben Methoden vorgingen, wie der Staat bzw. die Partei (...)
Sie verlangten (...) die Annahme des Arierparagraphen in der Kirche,
was darauf hinauslief, die staatlichen judenfeindlichen Gesetze In der
Kirche einzuführen, Pastoren und Kirchenälteste mit jüdischem Blut aus
ihren Ämtern zu entfernen. Ja schliesslich allen Christen jüdischen
oder halb- und vierteljüdischen Blutes die Teilnahme an den
christlichen Gottesdiensten zu untersagen, (SAUBERZWEIG, 1959. S.
303-304)
Laut Bracher, (1973), und Aygoberry,
(1969), kämpften die "Deutsche Christen" auch gegen jede Idee, die
sich ihnen widersetzte, seien es säkulare oder religiöse, im Namen der
Abschaffung des Alten Testamentes in der Kirche, eines Arianischen, Christens, und
noch eines vermeintlichen messianischen Charakters des deutschen
Volkes.
So eine, in Vergleich zu den evangelischen
Traditionen verzerrende Vision, könnte selbstverständlich nicht, von
allen Gliedern der Pfarrerschaft und der Ganzheit der Gläubigen
akzeptiert werden, denn ihre Prämissen waren auf, durch vier
Jahrhunderte religiöser Kultur gegründet. Die aufgeklärten Mitglieder
der "Deutschen Christen" bestanden nur in 10 oder 15% der Protestanten
in Deutschland (NOVAK, 1981). Wenn diese von der Pfarrerschaft geduldet
wurde, ist es nicht der Annahme ihren Thesen zu verdanken, sondern die
relative Sympathie der Kirchobrigkeit in Hinsicht des Regimes. Laut Aygoberry (1979, S. 45-50), Anfangs feierten
verschiedene Vereine, welche die kleine Bourgeoisie repräsentierten,
die Siege des Nationalsozialismus als eine Erneuerung des Patriotismus
und einen Triumph über die Plutokratie. Die Arbeit- Mystik, der
anti-Individualismus und der moralische Konservatismus sind andere
Übereinstimmungen von der sozialen und politischen Ethik der Kirche.
(BRACHER, 1973, S. 126). Aus diesem Grunde verachtete die Evangelische
Kirche die Divergenz zwischen diejenigen und ihrer Stellungen.
Allerdings, waren der Rassismus, die Gewalt und
die Vergötterung des Führers sowie der diktatorische Charakter des
Regimes für die allmähliche Distanzierung beider Institutionen
verantwortlich. Aber trotz dieses Widerspruches, die Lehre der
Trennung der beiden Reichen (die weltliche und geistliche
Herrschaftsweise), deren Prinzip forderte, dass man beide "als die
höchsten Gaben Gottes auf Erden in Ehren halten müsse", trug dazu bei
einem grossen Teil der Gläubigen gegen der Regime-Tätigkeiten zum
Schweigen zu bringen.
Andererseits waren laut Sauberzweig die
"Deutschen Christen" nichts anderes, als der getarnte Arm der Partei,
um dieser auch auf dem kirchlich-christlichen Gebiet die Macht zu
sichern. Dass sie nicht lange den Klerus verwalteten, kann man auf das
Wahlresultat von 1930 und 1932 hinweisen: von 22.000.000 Protestanten,
stimmten 9.000.000 in der SPD und KPD, ein Prozentual, das geklärt
werden kann, durch die intensive Politisierung der Theologie dieser
Epoche (NOVAK, 1981, S. 296). In dieser Richtung, könnte die "Deutsche
Christen" Bewegung auch als eine Reaktion zu solchen Tendenzen
verstanden werden.
Ausdrucksvoller als die "Deutschen Christen"
wurde die Betätigung der Bekennenden Kirche, eine Fraktion des
protestantischen Glaubens, die in manchem Gebiet bis 40% der
Pfarrerschaften umfasste, welche einen systematischen Widerspruch
gegen die Nazis ausübte.
Unter der Leitung Karl Barths, der erste
Theologe, der die haupt-theologische Prämisse der Resistenz zum
Nationalsozialismus vorlegte,[105]
versammelten sich verschiedene Theologen aus vielfältigen
theologischen Tendenzen von denen Dietrich Bonhöffer
hervorgeht. Er war der politisch-intellektuelle Beauftragte der
Bewegung.
Er verteidigte die Säkularisation des
Christentums, und erkannte den Nazismus als eine neue Religion, die in
der Vergötterung des Führers und des Rassebegriffes begründet war.
Laut Bonhöffer, wurden die Grenzen
zwischen beide Ordnungen, in dem Masse von der, weltlichen Macht
vergewaltigten, dass die Christen, nicht nur sich widersetzen sollten,
sondern auch unbedingt, eine radikale Interferenz in der gegenwärtigen
Geschichte unternehmen müssten.
In Brasilien, wurden die Deutsche Christen"
sowie die Glieder der Bekennenden Kirche tatkräftige Teilnehmer der
politischen und kulturellen Ereignisse, aber, während der "Deutschen
Christen" einen wesentlichen Einfluss auf die Gläubigen ausübte,
wurden die Mitglieder der Bekennenden Kirche Mitglieder rasch
unterdrückt, sei es von den offiziellen Massnahmen des Klerus, sei es
von ihrer täglichen Tätigkeit. Viele von denen wurden wieder nach
Deutschland geschickt, andere hatten die Geldmittel ihrer Pfarre in
der Synode untergebracht, und andere mussten ihre offiziellen
Verpflichtungen verlassen (DREHER, 1984, S. 149 usw.)
Anlässlich solchen Benehmens ist es interessant,
ein Geschehen dieser Epoche zu erwähnen.
Ein Deutschbrasilianischer Pfarrer fragte Karl
Barth brieflich, über die Nichtbezüglichkeit des Glaubens zum Volkstum
in der brasilianischen Evangelischen Kirche.
Barth antwortete:
(...) Sie können und sollen sich über das
irdische Grunddatum Ihres Gemeindelebens: dass ihre Leute Deutsche
sind und dass der berechtige Wunsch besteht, dass ihnen ihr Deutschtum
erhalten bleibt - sie können und sollen sich darüber keinen Augenblick
hinwegsetzen. Aber es müsse der Versuchung widerstanden werden, das
irdische Datum mit himmlischem Datum zu verwechseln oder es ihm als
Faktor von gleicher Würde zu koordinieren. Dann wären bei den zwei
Göttern der Deutsche Christen (...) Der Deutsche könne dem Pfarrer
zwar seine Hoffnungen und Nöte vortragen als der unversöhnte,
blinde, sündige Mensch, der er nun einmal ist. und doch aufgenommen
mit seiner ganzen Existenz in der Kirche des Herrn- (...) die
wirkliche Durchdringung des Primates des Wortes Gottes ist
selbstverständlich Sache dieses Wortes selber und ganz allein, und
darum dürften Sie sich in der ganzen Sache keine Skrupel machen,
sondern wenn Sie im Glauben und im Gehorsam stehen, mag jenes Unheil
je und dann geschehen - wie doch in unserem Tun auch in dem besten
Leben je und dann grösstes Unheil geschieht - und es wird ihnen und
ihrer Gemeinde endlich und zuletzt doch alles zum Hell ausschlagen.
Und also ... hinein denn ihre nun einmal nötige Deutschtums- Arbeit. pecca. pecca fortiter! [106]
Gegen diese Behauptungen, widersetzten sich
scharf die Glieder auf der Synodalversammlung des Jahres 1934, denn
laut den Pfarrern, Volkstum sei nach Gottes Ordnung, und zwar als
Ordnung der Welt. Blut und Rasse, Volkstum und Volk, Geschichte und
Staat seien von Gott gegebene und gewollte Ordnungen (PRIEN, 1989, S.
416).
Nach der Meinung solcher Pastoren, Barth und
seinen Nachfolger könnte die Konsolidierung des Anschlusses der
Synoden an die Mutterkirche schädigen, ein Ziel seit langem vom Klerus
geplant. Ausserdem, die "rote Gefahr" und das Risiko der Vermischung,
wie ich schon behauptet habe, wurden Feinde, die neuen Nachfolger
gewinnen könnten, wenn die doktrinären Misshelligkeiten verbreitet
würden. Oder noch schlimmer, die Politisierung der Kirche könnte, wie
es schon in Deutschland geschah, die Einheit der deutschen
Evangelischen Kirche in Brasilien bedrohen.
Diese waren die Gründe dafür, die Pfarrer der
Bekennende Kirche von den Synoden zu entfernen, wenn sie nicht
gezwungen würden ihre Rückkehr nach Deutschland zu legitimieren.
Ab dieser Konjunktur, wurden die politischen, Auseinandersetzungen
im Rahmen des Machtstreites von Gliedern einer ideologisch-homogene
Gruppe geschaffen, was aber nicht eine Verminderung der Streite
hervorrief, sondern vielfältige und noch radikalere Misshelligkeiten.
Das ist, ganz generell gesehen, die
Beschaffenheit in der die nationalsozialistische Utopie in Brasilien
die von den Protestanten angenommen wurde.
Angesichts dieses Phänomens, müssen wir uns
fragen, welche waren die fortlaufend und tiefsten Beziehungen, die es
ermöglichten, dass die bis dahin scheinbar unpolitisch Evangelischen
sich plötzlich, zu ihrer alten Heimat wiederanknüpften? Welche
Bearbeitungen uns eine unentwirrbare Verbindung zwischen den
Evangelischen und den Pangermanisten und Nationalsozialisten
einflüstert? In anderen Worten, gab es wirklich eine Art von Symbiose
zwischen Religion und Politik? Solche enge Verbindung ist nicht von
einer Historiographie aus verständlich, die sich nur durch die
beabsichtigte Ausübung der Männer in der Gesellschaft organisieren
lässt, oder durch die Untersuchung der Praxis der sich
kristallisierenden Institutionen. Die Behandlung dieser Frage soll
untersucht werden, bei der Überlegung über Begriffe und Vorstellungen,
welche in religiöser Welt (bewusst und unbewusst) gebildet wurden,
besonders aus der pietistischen Tradition, wie es in Brasilien erlebt
wurde. Ich spreche hier von Volksgemeinschaft, Volkskirche, Luthertum
und völkische Identität, Patriotismus und Minderheits-Bewusstsein,
sowie die weltliche Mystik, die die Nation sakralisiert,
Formulierungen derer die seit des 18. Jahrhunderts deutsche religiöse
Weltanschauung imprägnierte, und die im Süden Brasiliens als eine
"Erweckung” zu der Vergangenheit erschienen, gleichzeitig
sakramentlich und säkular. Als ob dieselben aus dem Romantiker zur
Zeit der napoleonischen Herrschaft, Befreiungsträume die
nationalistische Utopie solcher Immigranten bewässern würde, die
Hypothese einer apokalyptischen Jetztzeit, die sie von ihrer
Geschichte ablösen würde, schien in der Hitlers Figur, und in der
"Deutschen Christen" Bewegung zu verkünden.
Aber bevor man die von den Pietisten bearbeitete kulturelle Welt analysiert, ist es nötig, dass die institutionelle Bahn der deutsch-brasilianischen Evangelischen Kirche imÜberblick behandelt wird.
Das Sinnbild der Evangelischen Lutherischen Kirche in Brasilien |
Die Evangelische Kirche
deutscher Herkunft in Brasilien
In seiner Eröffnungspredigt der
Synodalversammlung des Jahres 1900 in Porto Alegre,
hatte Pfarrer Schlegtendal
gesagt, er wäre stolz, weil das deutsche Volk in Brasilien, in
deutscher Sitte und deutscher Art, rein und stark sich erhalten hätte,
was, seines Erachtens, ein Hinweis des deutschen Charakters wäre. Und
er erklärte noch, sicher dass seine Zuhörer sich belohnt fühlen
würden, dass von nun an, die Deutsche Evangelische Kirche besorgt sein
würden, mit der Aufgabe es zu erziehen, zu koordinieren und
durchzuführen, damit sie ein Vorbild des Deutschtums in Brasilien sein
könnte.
Und tatsächlich, selbst wenn das Wort Deutschtum
nicht notwendigerweise dieselbe Bedeutung für den Immigranten
(besonders diejenigen, die seit lange in Brasilien waren) und für den
Pfarrer hatte, die Möglichkeit um finanzielle Hilfe und geistliche
Fürsorge zu bekommen, entsprach der Erwartung der Gläubigen, die sich
in dem Beispiel der katholischen Kirche orientierte. Über diesen
Bedarf, zitieren wir, beispielsweise, die Aussage eines Kolonisten,
der sich seines Grolls gegen die Indifferenz seiner Kirche dem
Einwanderer gegenüber erinnert:
Man spricht immer viel von Vaterland und der
Mutterkirche. Ich werde aber nie vergessen, wie wir vor unserem
Auszuge aus der Heimat zum letzten Male in der Kirche waren, und was
uns dort gesagt ist. Leute, wurde uns von dem Pastor gesagt, ihr geht
hinaus in die Unbekannte Fremde unter ein Volk fremder Sprache und
anderen Glaubens. Niemand wird sich um euch kümmern, niemand nach euch
fragen, Ihr werdet euch selbst überlassen sein, keine Glocke wird euch
in die Kirche einladen, kein Pastor euch das Evangelium predigen und
die Sakramente spenden. Ihr aber haltet fest an eurem Glauben! - ja,
das hat man wahr gemacht. Niemand hat sich um uns gekümmert, niemand
nach uns gefragt, wo doch die Kirche schon mehr als 40 Jahre besteht.
Was soll nur daraus werden, worauf sollen wir uns noch verlassen? (apud PRIEN. 1989. S. 91)
Diese beiden Stellungen, von Schlegtendal
und dem Kolonisten, symbolisieren in einem gewissen Masse, die
politische und kulturelle Geschichte der Evangelischen Kirche
deutscher Herkunft in Brasilien. Einerseits, die Erhaltung des
evangelischen Glaubens, trotz der einfachen Bedingungen, wie die
Abwesenheit der Pfarrerschaft, die Anwesenheit einer offiziellen
Religion und die Mangel an Mittel für den Bau der Tempel.
Andererseits, der nationalistische Protestantismus, welcher genauso
wie der Alldeutscher Verband die religiöse Treue der Gläubigen als ein
Kompromiss mit den Interessen der deutschen Nation verstand.
"Luthertum ist Deutschtum" - behauptete man zu dieser Zeit.
Ich will es nicht unterschrieben haben, die
Thesen behaupten, dass alle Bestrebungen der Deutschen Evangelischen
Kirche in Brasilien wurden einer imperialistischen Taktik
untergeworfen. Ich will auch nicht behaupten, andererseits, dass die
protestantische Religiosität sich auf ganz verschiedener Weise
entwickelt hätte, wenn die Mutterkirche keine Interferenz in den
brasilianischen Gemeinden ausgeübt hätte.
Nach meiner Meinung orientieren sich alle ekklesiastischen Institutionen, unabhängig von
ihren eventuellen Amalgamierungen mit den säkularen Mächten, immer von
einem geistlichen Prinzip aus. In diesem Sinne, wurde die Verbreitung
des evangelischen Glaubens zum Imperativ, eine Aufgabe, die als eine
apostolische Mission angesehen wurde, womit man sogar vermeintliche
Wünsche der Erhaltung der kulturellen Identität ihrer Gesprächspartner
benutzen dürfte. [107]
Als Schlegtendal
oder selbst Rotermund die Endogamie vorschlugen, wurden sie
selbstverständlich von Volkstumsideologie, imprägniert, aber unter
gemischte Ehe verstand man auch die Vermischung mit den Katholiken,
eine hegemonische Religion, welche die Konsolidierung des
evangelischen Glaubens in Brasilien bedrohen könnte.
Ausserdem die Entstehung verschiedener Sekten,
wie die der Mormonen und Adventisten, die in Brasilien sich am Anfang
des 20. Jahrhunderts niederliessen, repräsentierten ein ständiges
Risiko für den Protestantismus, so in Europa wie in Amerika.
Was wirklich am Anfang passierte, war eine
Gleichzeitigkeit zwischen Sprache und Interessen der Gläubigen und der
institutionellen Führung der Kirche; wenn einerseits, die
nationalistischen Pastoren die Unabhängigkeit der brasilianischen
Gemeinden bedrohten, andererseits, muss man berücksichtigen dass die
Anwesenheit einer formellen Pfarrerschaft, nach der Meinung vieler
Einwanderer, viele Vorteile ermöglichten, wie die Verteidigung des
Luthertum, als eine formelle Religion und die Repräsentation der
Evangelischen in Hinsicht auf die katholischen und säkularen
Institutionen. Ausserdem, die verschiedenen Vereine von der Kirche
direkt oder indirekt gegründet, trug dazu bei, die politische und
ökonomische Organisierung der Einwanderer zu fördern, wie man die
sogenannte Rotermunds Ära schon erwähnte, eine Periode, die sich mit
der Andeutung eines korporativen Projekts unter den
Deutschbrasilianern charakterisierte.
Ich habe mit diesem Gedankengang vor, zu
behaupten, dass es immer eine Art stillschweigender Übereinstimmung
zwischen den, Gläubigen und der Pfarrerschaft gab, was einen gewissen
Einfluss der Deutschen Kirche begünstigte. Wenn die Konsolidierung
solcher Kontakte nicht früher geschaffen wurde, muss man sich
erinnern, dass während des Kaiserreiches, Brasilien offiziell
katholisch war, und die Empfehlung gegen jede Art von doktrinären
Interferenzen, zum Teil, in Rücksicht genommen wurden. Aber trotz
dieser Hindernisse, war die Abwesenheit einer formellen Pfarrerschaft
damals weder absolut noch standhaft, und hing von jedem Gebiet ab. In
der von der kaiserlichen Regierung gegründeten Siedlungen, wurden
Spenden zugewiesen um Pastoren zu verpflichten; eine ähnliche Anregung
geschah in den privaten Kolonien, wo die aufgebauten Tempel auch als
Grundschule dienten. Gebe man noch dazu, die selbständigen Anregungen
der Immigranten, welche mit ihren eigenen Mitteln ihre Pfarre und
Pastoren erhielten.
Aber nur um die Jahrhundertwende, kann man es
beobachten, eine ausdrucksvolle Zahl von Pastoren aus Deutschland kam;
und von nun an, darf man über einen bedeutenden Einfluss des
Alldeutscher Verbandes und des nationalistischen Protestantismus
reden.
Die Erhaltung des evangelischen Glaubens in dem
19. Jahrhundert kann auch aus anderer Sicht gesehen werden: es ist
nämlich so dass die evangelische Kultur sich nicht so intensiv auf
eine formelle Autorität, wie die in der katholischen Kirche,
beschränkt. Es gab in Mittel-Europa, England, U.S.A und Canada viele
populäre religiöse Bewegungen, die unabhängig von einer Institution
und formeller Leitung entstanden waren; Mennoniten, Anabaptisten,
Waldenser, Herrenhüter, unter anderen, sind Beispiel für solche
Mentalität. Jede solche religiöse Bewegung widersetzt sich gegen die
romanische Kirche selbst bevor der Reformation, und viele, von denen
widersetzten sich sogar der Luther und Calvin Nachfolgern, weil sie
einen "neuen Konstantinismus" bei der
Institutionalisierung der Reformation predigten. Es ist zu vermuten,
dass diese Erfahrungen und Anwendungen die Immigranten in ihrem Alltag
beeinflussten; in diesem Sinn, ist die sogenannte Missachtung der
Pastoren, wie Rottermund und Borchard
beobachteten, nicht ein Anzeichen des Unglaubens, sondern doch die
Unwichtigkeit, welche die Gläubigen den Priestern verliehen.
In Folge dieses Prozesses ist eine andere
Herausforderung zu beachten, welche die Mutterkirche bei der Abordnung
akademischer Pastoren nach Brasilien, im Augen sehen musste; es
bestand aus der Homogenisierung ihrer Lehre. Die verschiedenen Herkunftsgebiete
der Einwanderer und auch der ersten Pastoren sind auch die Gründe für
den doktrinären Pluralismus, der in Süd-Brasilien zu beobachten ist,
welche ihre Sitten und religiösen Äusserungen, beeinflusste.
Auch durch die Biographie der ersten Pastoren
und Missionare, die nach Brasilien ausgesandt wurden, kann man diese
Lage erweisen: einige derer kamen aus der reformierten Kirche - die
vom Calvinismus beeinflusst wurde. Andere waren Missionare aus der
Basler-Mission, pietistischer Prägung; noch anderen, aus der
ursprünglichen lutherischen Tradition, die seit des 19. Jahrhunderts
zwischen Philo- Pietisten, Orthodoxen und Liberalen geteilt wurden; es
gab auch verschiedene politische Tendenzen, wie die Liberalen,
Nationalisten und Sozial-Demokraten, sowie theologische Divergenzen.
Es ist noch hervorzuheben, diejenigen, die aus den USA kamen, welche
stark von dem Fundamentalismus beeinflusst wurden. Und die nicht
minder wichtig waren, die aus den Erweckungs- und Heiligungsbewegungen
entsandte Missionare und Prediger, die spontan und auf, selbständige Weise nach Brasilien
kamen, als ob ein göttlicher Befehl zu beachten wäre.[108]
Diese vielfältige kulturelle und doktrinäre
Erbschaft nennen die Kirchenhistoriker "Konfessionellen Indepentismus",
ein Begriff, den man akzeptieren kann, wenn er nicht zu dem
brasilianischen Vorbild eingeschränkt wird, denn, auch in Europa,
charakterisierten sich viele Gemeinden durch ihre Unabhängigkeit des
Klerus.
In diesem Sinn, die Bestrebung der
zentralisierenden Politik der Mutterkirche gegenüber den unabhängigen
Gemeinden, sowie ihre Homogenisationslehre,
wurde nicht ohne starken Widerstand geschaffen, und würde auch nicht
guten vollständigen Erfolg sogar in den heutigen Tagen haben. (DREHER,
1984)
Die Spannung und der Pluralismus zwischen den
alten Gemeinden und den akademischen Pastoren waren immer in der
Tagesordnung. In seinen Memoiren, erzählt Pfarrer Hasenack,
zum Beispiel, dass die Aussendung eines Pfarrers in die Wolgadeutschen
- Kolonien in Paraná, am Anfang abgelehnt wurde, denn, nach Meinung
der Einwanderer, wurde der Pfarrer als ein inoffizieller
Überwachungsbeamter der Regierung angesehen. (FUGMANN & BREPOHL,
1927). Die Pommern, ihrerseits, waren nur an den häuslichen
Gottesdienst gewöhnt, der aus einer Familien- Versammlung bestand, und deren
biblische Auslegung, nach freier Ansicht der Teilnehmer geschaffen
wurde (PRIEN, 1989). Nicht selten, gab es auch eine nominelle
Religiosität, die sich in den sonntäglichen Gottesdienst besuchen,
Taufen und Hochzeiten einschränkte.
Aber dank der Verbindung zu der Mutterkirche und
der daraus folgenden Zunahme der finanziellen Hilfe, sowie die Zahl
der Pfarrerschaften, fingen die Pfarrer allmählich an Einfluss zu
erheben, um die Synoden zu organisieren, deren Leitung sich immer mehr
der ekklesiastischen Politik in Berlin
unterordnete.
Allerdings, während des Oberkirchenrates von
akademischen Theologen und Pastoren koordiniert wurde, orientierte
sich die Basis der Pfarrerschaften Missionare nach der Prämisse ihrer
para- ekklesiastischen Vereine, welche
sie unterstützten. Ihre Praxis wurde auch von den alltäglichen
Erlebnissen und Erfahrungen orientiert, durch die Kontakte mit ihrer
Pfarrkinder. Diese Pfarrer waren verantwortlich für geistliche
Fürsorge und Beratung, während die Obrigkeiten der Synoden die Rolle
der Verwaltungs-Bürokratie spielten, und trotz ihrer theoretischen
Ausbildung, hatten sie selten Beziehungen mit den Gläubigen.
Wir haben nicht genügend Unterlagen, die uns
erlaubten würden, diese Dissonanz zwischen die Leitung der Kirche und
die Pfarrgemeinden genau einzuschätzen. Aber es gibt viele Beispiele
dafür, die uns zu mindestens über eine gewisse Spannung erlaubte
Auslegungen zu machen. Nach der Meinung der ersten Missionare der Gnadeauer Mission, zum Beispiel, wurde ihre
Tätigkeit als ein Drohung in Hinsicht der Kircheneinheit gesehen, denn
ihre Lehre wurde als nicht kohärent mit dem Augsburger-Bekenntnis
berücksichtigt.[109]
Die Marburger Mission, ihretwegen, wurde aus
denselben Gründen kritisiert, und noch bei der Gründung einer
weiblichen religiösen Ordnung, das Mutterhaus Bethania,
welches Gemeindeschwestern ausbildete. Weil es das Zölibat empfahl,
wurde es als Gegensatz zu den Artikel 23 der Augsburger-Bekenntnis
beurteilt.
Immerhin, wurde die Gnadeauer
Mission von den Synoden geduldet, und behandelte ihre Nachfolger als
Mitglieder.
Die Marburger Mission welche aus der
lutherischen Kirche in 1932 entstand, hat in Brasilien die
Denomination "Igreja de Cristianismo
Decidido" (Kirche für Entschiedenes
Christentum) gegründet.
Selbst Rottermund
äussert seinen Widerwillen gegen die Pietisten, die er als Fanatiker
beurteilte, und er fürchtete, dass ein neuer Mucker-Prozess erscheinen
würde. Die Ähnlichkeit zwischen Pietisten und den "Muckern", nach
Rotermunds Meinung, bestand aus ihrem Glauben und Emphase an den
Chiliasmus und der Christus- Wiederkunft, was gegen die lutherische
Lehre gesehen wurde.
Seitens der Missionare erkannten sie nicht die
akademischen Pastoren als Autorität um ihre Beschäftigung zu
orientieren, denn ihre Ideen wirkten keine Resonanz bei den Gläubigen
aus. Sie waren die echten Vertreter der Volkskirche, um einen
ursprünglichen Begriff des Pietismus zu gebrauchen.
Diese Spannungen, laut der erforschten Quelle,
hatten die Einheit der Synoden mindestens bis zu den 30. Jahrzehnte
nicht bedroht. Bis zu dieser Zeit, wurden die pietistischen Missionare
von der Kuppel geduldet, und in einigen Fällen, zu höheren Aufgaben
eingeladen, denn sie übten einen wichtigen Einfluss bei den Gläubigen
aus; sie wurden weitgehend verantwortlich für die Formulierung einer
gewissen religiösen Kultur, deren Besonderheiten zur Erhaltung ihrer
Traditionen und Sitte beitrug, sowie eine gewisse Vorstellung ihrer
Geschichte.
Um die historische Bahn der von der
pietistischen Kultur geprägten Gemeinschaft in Brasilien zu verstehen,
verzichten wir auf eine Methodologie die, zahlreiche Autoren und
Schriften erforscht würden, mit dem Ziel die Gesamtheit ihrer
Äusserungen zu analysieren. Stattdessen, ziehen wir es vor, eine sich
erschöpfende Analyse über einen einzigen Verfasser, wegen seiner
sozialen Erfahrungen als Schriftsteller und Pfarrer.
Friedrich Wilhelm Brepohl,
von dem 151 Veröffentlichungen erschienen, wie Bücher, Flugblätter,
Broschüren, Zeitungsartikel, usw.,[110]
war einen Evangelischer Pastor, der in Lapa
und Ponta Grossa sein Amt ausübte; er wurde auch Beirat des deutschen
Konsulats in Paraná und übte starken Einfluss in die deutschen Vereine
aus. Er spielte weder eine führende Rolle in den Synoden noch in dem
theologischen Raum. Wir können nicht behaupten, dass er unter allen
Pfarrern sich am stärksten der pietistischen Lehre verpflichtete, wenn
er auch in dieser Tendenz ausgebildet wurde; und sein Kompromiss mit
dem Deutschtum und dem Nazismus wirkte nicht ein wirkungsvolles
politisches Verfahren in Hinsicht der deutschbrasilianischen
Gemeinschaft. Allerdings, offenbaren seine Diskurse und seine Praxis
ein Vorbild, dass exemplarisch in verschiedener Hinsicht zu dieser
Dissertation berücksichtigt werden kann. Schliesslich, wurden viele
Pastoren Pietisten, jeder so radikal, dass sie sich nicht für die
säkulare Geschehen interessierten, sei es in Brasilien oder in
Deutschland; viele Pastoren und Laien, die sich mit dem Deutschtum
identifizierten, und in dessen Namen, hofften sie dass sie eine starke
Verbindung mit der deutschen Heimat erreichen würden, die ihnen
erlaubten, mit der Hypothese des Separatismus zu rechnen; nicht
weniger, sich vom Nazismus verführen lassen, mit dem Verständnis
solche Lehre sei eine natürliche Entfaltung des Deutschtums, oder im
Gegenteil, die Verkörperung dieser Lehre als eine Neuheit
revolutionären Charakters, die ihnen eine entscheidende Macht
verleihen könnte. Aber es ist nicht einfach. Jemanden zu finden, der
gleichzeitig Pietist, Pangermanist, Nationalsozialist, Schriftsteller,
Pastor und Journalist wurde, und der sich hin und wieder als Zuschauer
des politischen Geschehens, hin und wieder als Sympathisant der
Bewegung, hin und wieder als echter Militant der Partei benahm. Und
dazu am Ende des Prozesses, im Gegenteil zu der Mehrheit der Pastoren,
welche die deutsche Staatsangehörigkeit besassen, die nach Deutschland
zurückgefahren sind, als die Verfolgung von Seiten der brasilianischen
Polizei gegen die Nazis begann, wurde Brepohl
in Porto Alegre, verhaftet, Episoden seiner Geschichte, die er selbst
registrierte.
Trotz der Parteilichkeit seiner Zeugnisse,
bietet er uns Indizien einer Erfahrung an. die uns die nazistische
Bewegung in Brasilien auf anderen Weg nahekommen lässt, das heisst,
nicht durch öffentliche Demonstrationen oder Devise, aber von der
politischen Mentalität die von dem Nazismus bekehrten Individuen, ihre
objektiven Gründe, aber auch ihre subjektiven Absichten, hatten.
Der Brepohls
Auswahl verdanken wir nicht nur das Vorhandensein vieler Quellen über
seinem Leben und seinen Schriften; was interessant wird ist ihn in
seiner konkreten Erfahrung kennenzulernen, in der Tat, dass er sich
nähren liess von einem Wissen, dass nicht nur zu einer einzigen
Schicht gehörte: sein Pietismus entstand aus einer echten populäre
religiösen Kultur, welche unter den niedrigen Schichten Deutschlands
gepflegt wurde, - "Die Bibel ist die Aufklärung der armen Leute" -
äusserte sich einmal ein Pietist des 19. Jahrhunderts. Andererseits,
war der gelehrte Gedanke säkularen Charakters nicht ihm unbekannt,
denn er studierte, zum Beispiel, Literatur und Geschichte
autodidaktisch, und die Philosophie, hat er sicher bei seinen
theologischen Studien gelernt. Was sich um Politik handelte, scheinen
die Erfindungen in der Massenkultur orientiert worden sein, sowie sie
sich in der Weimarer Republik äusserte: Der Hass gegen die Parteien,
der Anti-Semitismus, einen besessenen Nationalismus, und einer
äusserlichen Reaktion gegen alles was als Synonym der Modernität
berücksichtigt werden könnte. Mit diesen politischen Instrumenten,
verteidigte Brepohl Ideen die seinem
utopischen Streben zur sozialen Erneuerung widerspiegelten.
Diese Überlegungen führen uns zu Carlo Ginzburg. Dieser
schlägt nach Bakthin vor, das Leben und
die Werke eines einzelnen Individuums als empirischer Ausgangspunkt zu
wählen, um die vielfältigen und wechselseitigen Einflüsse zwischen der
Kultur der beherrschten Klassen und der herrschenden Klasse zu
untersuchen, wobei er die These von einem Kreislauf verteidigt, in
Hinsicht der Annahme auf eine unverrückbare Hegemonie der Herrschenden
über die Beherrschten, hinweist (1987, S. 11-34).
Ginzburg erklärt
die
Vorteile einer Einzelstudie in Vergleich zu einem strukturellen
Ansatz:
An diesem Punkt eröffnen sich nun zwei
Möglichkeiten: entweder man opfert die Erkenntnis des individuellen
Elementes zugunsten der (mehr oder weniger streng mathematisch
formulierbaren Verallgemeinerung, oder man versucht - sich langsam
vortastend - ein anderes Paradigma zu erarbeiten, das sich auf die
wissenschaftliche Erkenntnis des Individuellen stützt (wobei es sich
um eine Wissenschaftlichkeit handelt, die völlig neu zu definieren
wäre). ... (GINZBURG. 1988. S. 100)
Nach seiner Ansicht, ist das von ihm
vorausgesetzte Indizienparadigma hilfreich, um aus dem Dilemma von
Rationalismus und Irrationalismus herauszukommen.
Ausserdem erlaubt uns diese Methode, die
Beziehungen zwischen der Privat Sphäre und der Machtausübung, mit
allen dazu gehörenden Elementen zu erklären; die Leidenschaften, die
persönlichen Gefühle, die Glaubensrichtungen, die Werte, die täglichen
Zwänge. (GINZBURG, 1989, S. 143-206).
Ausserdem ist es nach einem
weiteren Vertreter dieses historiographischen Ansatzes, Hans Medick,
notwendig, und das Modell Ginzburgs
ein gutes Beispiel dafür, nicht nur
die Unterschiede zwischen verschiedene Kulturen, sondern auch jene,
die zwischen
Mitglieder einer einzelnen Gemeinschaft
bestehen, zu erkennen. Diese Unterschiede können zu einem
Abhängigkeitsverhältnis führen, zu Widerstand, Resistenz oder
Kooperation, welche nur durch die Aktion konkreter Individuen
verständlich werden, die aktiv in dem Prozess des Kampfes um
Bedeutungen, eingreifen (Medick, 1984, S.
295-319).
Wenn man auf dieser Weise den Lebenslauf von Brepohl nachzeichnet, bedeutet, dass wir uns
einen Gedanken- und Gefühls- Richtungen nähern, die dazu dienten, die
Spannungen entgegenzutreten, denen die Deutschbrasilianer während der
ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts in Brasilien ausgesetzt waren.
Aber dies bedeutet auch, und dies nicht an zweiter Stelle, die vielfältigen Verbindungen, die das Individuum an seine Gesellschaft bindet, zu der er selbst auf individuelle Art beiträgt, zu verstehen, deren genaue Reproduzierbarkeit, in grossen Massstab, unmöglich ist.
Friedrich Wilhelm Brepohl
Über Luther sagte ihm ein Freund. dass er der
Befreier der Christenheit sei. "Ja", antwortete er, "ich bin es und
ich war es. Aber wie ein blindes Pferd, das nicht weiss wohin sein
Herr es führt.
Friedrich Wilhelm Brepohl
wurde am 3. April 1878 in Katernberg (Essen), als Sohn eines
Bergarbeiters Namens Ludwig und von Louise, geb. Blum, geboren. In
seiner Biographie heisst es, dass er ausser Pastor, Buchhändler,
Verleger, Redakteur, auch ein Forscher der deutschen Auswanderung in
verschiedene Regionen war, sowie auch Forscher der Kultur und
Völkerkünde der Zigeuner. Zu diesen Aktivitäten zählt noch eine
Stellung als Beirat am deutschen Konsulat in Paraná, wohin er 1925
auswanderte.
Seine Ausbildung ist die eines Theologen, aber
viel Zeit widmete er auch Studien anderer Gebiete, wie der Kultur von
ethnischen und religiösen Minderheiten, der Geschichte des deutschen
Volkes, dem landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen, der sozialen
Sicherheit und der deutschen Literatur. Er schrieb auch einige
Gedichte, die er als Überschrift für seine Schriften und Predigten
benutzte.
Brasilien war nicht das erste ausländische Land
in dem er gelebt hat. Noch sehr jung, mit 20 Jahren, ging er aus
Deutschland fort um sich im
theologischen Seminar in Florenz
in Italien ausbilden zu lassen, wobei er die finanzielle Unterstützung
eines entfernten Verwandten seiner Mutter hatte, die von französischen
Hugenotten abstammte - einer Familie, die von pietistischen
Erfahrungen stark gekennzeichnet war. Bald nachdem er den Kursus
abgeschlossen hatte, liess er sich in Locarno in der Schweiz nieder,
wo er seine Laufbahn als Pastor und Prediger begann. Dort lernte er
auch seine zukünftige Ehefrau kennen, Julia Hoffmann,
mit der er später fünf Kinder
hatte.
Im Jahre 1903 heiratet er und drei Jahre später
geht er als Prediger nach Serbien; von dort geht er nach Ungarn, wo er
ausser Pastor auch seine Tätigkeiten als Redakteur und Schriftsteller
beginnt, fest verbunden mit para-ekklesiastischen
Organisationen, die die Verbreitung der evangelischen Lehre unter dem
einfachen Volk zum Ziel hatten.
Im Jahre 1912 geht er zurück nach Deutschland,
wo er zuerst in Wiesbaden, einer Stadt nahe bei Frankfurt, wohnt. Dort
widmet er sich etlichen Aufgaben, die ihm möglicherweise wegen seiner
Erfahrungen mit Missionen erteilt wurden, die den Deutschen im Ausland
helfen sollten; er wird als Koordinator der Arbeitskommission für die
Darstellung des Deutschtums und der deutschen Kultur im Ausland
ernannt, er gründet die "Vereinigung zur Verbreitung guter Deutscher
Literatur" - VDL, er wird Direktor der Mission zur Evangelisation der
Kriegsgefangenen von Deutschland und Österreich und Vertreter des
Roten Kreuzes, um Mittel zur Anschaffung von Bücher für diese selbe
Gruppe zu bekommen.
Seine Erfahrung und sein Einsatz während des
ersten Weltkrieges gewährten ihm die Ausübung einer hervorgehobeneren
Funktion als der vorherigen, als Koordinator der Propaganda- Abteilung
der preussischen Forschungsgesellschaft für die Landwirtschaft; so
wird er 1917 nach Zossen, einem Vorort von Berlin, versetzt, wo er
neben dieser weltlichen Tätigkeit auch die Aufgabe als Koordinator der
geistlichen Fürsorge für Flüchtlinge aus den Nachbarländern hat, und
ausserdem ist er auch hier noch Koordinator der VDL.
Im Jahre 1925 wird er von der Missionsabteilung
für das Ausland der deutschen evangelischen Kirche nach Lateinamerika
entsandt. Er beginnt seine Tätigkeiten in Lapa
und zwei Jahre später geht er nach Ponta Grossa, wo er sieben kleine
Kongregationen in der Umgebung versorgt und die in ihrer grossen
Mehrheit von deutschen Immigranten aus dem Osten aufgesucht werden. Er
kam als Koordinator der Volksmission, einer para-ekklesiastischen
Organisation, die sich nicht nur um das seelische Wohlbefinden der
Gläubigen kümmerte, sondern auch um ihre materiellen Belangnisse.
Durch diese Organisation, gründete er in Paraná zwei
Informationseinrichtungen für die sozialen Rechte der eingewanderten
Arbeiter: die Sozialhilfe für arme Immigranten und die zentrale
Genossenschaft der Landarbeiter in deutscher Sprache. Er unterstützt
ausserdem die Einrichtung der Marburger Mission in Paraná, die ihren
Gläubigen eine ärztliche und soziale Hilfe bietet.
Neben diesen Aufgaben führt Brepohl seine Arbeit als Redakteur und
Verleger der VDL fort, was ihm ermöglicht die meisten seiner Schriften
als Broschüren herauszugeben, sowie auch die Schaffung einer
Lokalzeitung in Ponta Grossa. Er publiziert auch etliche Artikel in
religiösen und in weltlichen Zeitungen wie zum Beispiel die "Deutsche
Zeitung", "Kalender für die Deutschen in Brasilien" und "Volk und
Heimat".
Im Jahre 1933 geht er zurück nach Deutschland,
um sich mit der neuen politischen Lage zu familiarisieren und auch um
Mittel für die deutschbrasilianischen Genossenschaften und für die VDL
zu beschaffen und auch um sich über die neuen sozialen und politischen
Rechte der Deutschen, die im Ausland leben, zu unterrichten; als er
dann zurück in Brasilien ist, tritt er in verschiedene Vereine zur
Verteidigung des Deutschtums ein. Seitdem organisiert er am laufenden
Band Debatten über das Deutschtum, die Kirche und das, neue
Deutschland, bis er mit dreien seiner Kinder gefangen genommen wird.
Am Kriegsende entfernt er sich von den meisten seiner beruflichen
Tätigkeiten sowie auch von der Führung der durch ihn gegründeten
Vereinigungen, indem er sich ausschliesslich der Ausbreitung seiner
Memoiren und der Lektüre und Organisation eines Archivs über die
deutsche Auswanderung nach Brasilien widmet, die er nicht vollendet,
da er 1952 in Ponta Grossa stirbt.
Brepohls berufliche und ekklesiastische
Karriere, gekennzeichnet durch eine eifrige geographische und soziale
Mobilität, beeinflusst natürlich sein persönliches Leben; zu gleicher
Zeit können seine Entscheidungen und sein Verhalten als ein Reflex
seiner eigenen Erfahrungen verstanden werden.
Seit seiner frühesten Kindheit musste Brepohl
vielen und bestimmt unerwünschten Änderungen gegenübertreten, sowie
auch Widrigkeiten die mit seiner sozialen Lage verknüpft waren. Sein
Vater wurde Witwer als er gerade drei Tage alt war, aber er heiratete
noch drei Mal und wurde Vater von sieben Kindern - zu viele, als dass
er sie alle unterhalten konnte, zumal er ein Arbeiter war, der vielen
politischen Problemen entgegentreten musste, da er in Verbindung zu
sozialdemokratischen Bewegungen stand. Die finanziellen
Schwierigkeiten der Familie wurden nicht nur die politische Stellung
seines Vaters Ludwig verschlimmert, sondern auch dadurch, dass er
trank, was Brepohl emotionell und
physisch von seinem Vater entfernte. Laut seiner Memoiren,
Als ich meinen Vater zum ersten Mal sah, war er
schwer betrunken im Hause meiner Grosseltern. Er wurde als verlorener
Sohn angesehen. Wenn ich von ihm hörte, wurde er nur als Betrunkener
oder Sozial-Demokrat (...) erwähnt. Andererseits
erzählte man mir, dass
meine Mutter, die ich nie kennenlernte, eine fromme Frau war. die ihn
aus Liebe heiratete und sicher war, dass ihre Liebe ihn ändern würde.[111]
Aus diesen Gründen wurde Wilhelm von seinen
Grosseltern väterlicherseits grossgezogen. Sie waren ein Ehepaar mit
strenger Tradition und strengen Erziehungsmethoden, was in ihm
zweispaltige Gefühle hervorrief; sein Grossvater, soweit er sich
erinnern kann, war ein autoritärer Mann, der ein Konflikt-Verhältnis
zu seinem Sohn hatte wegen seiner Trinkerei und seiner politischen
Zugehörigkeit - Brepohl musste immer als
hartnäckigen Anhänger der Monarchie und als Mann, der die
Sozialdemokraten hasste, an ihn denken. Für den Grossvater war alles
was unkorrekt, ungerecht und die Ordnung störend war, ein Synonym für
Sozialdemokratie. Er arbeitete als Chef einer Kohlenmine und hatte
sich daran gewöhnt die Arbeiter ständig politisch zu verdächtigen;
ausserdem hatte er eine Abneigung gegen jede intellektuelle Laufbahn,
da er es für eine wirkungslose und unnütze Tätigkeit hielt. Laut
diesem Lutheraner fügten sich auch die Pastoren in dieses Urteil, sie
wurden von ihm als ein notwendiges Übel angesehen, da sie zu Erhaltung
der Disziplin bei den untergeordneten Klassen dienten; aber trotzdem
fand er, sie wären der Arbeit nicht sehr zugeneigt und verglich sie
mit fliegenden Händlern, die ihre Arbeiter ausnützten.
Er wünschte sich, dass sein Enkel ihn als
Meister des Kohlenwerkes ablöste und deshalb hatte er oft
Streitigkeiten mit ihm, da er sich so frühzeitig mit Lesen
beschäftigte. Er befürchtete, dass sein Enkel, sowie auch sein Sohn
und sein Bruder, sich zu einem Sozialdemokraten entwickelte.
Andererseits war seine Grossmutter, sowie auch ihre beiden Brüder, die
von einer Bauernfamilie aus Westfalen abstammten, sehr fromm und sehr
liebevoll mit dem kleinen Wilhelm; bei ihnen lernte er die erste Lehre
der pietistischen Orientierung, und dank ihres Eingreifens wurde die
Resistenz des Grossvaters gegen Wilhelms Religiosität gemildert. Von
ihnen erhält er seine ersten Geschenke, Ratschläge, sowie kleine
Reisen, was ihm ein Trost bedeutet vor den Besuchen ins väterliche
Haus und vor der Strenge des Patriarchen dieser Familie.
In der Jugend wird er vom Virus der
Kinderlähmung angegriffen, was einen Teil seines rechten Armes und
Beines lähmte und ihn viele Wochen ans Bett band. Trotz der Krankheit
erweckte er bei seinen Lehrern die Aufmerksamkeit durch seine
hervorragenden Leistungen als Schüler in der Grundschule, die in ihm
einen zukünftigen Intellektuellen sahen. Aber es war der
Konfirmandenunterricht der örtlichen Gemeinde, der ihn zur pastoralen
Mission führte.
Laut seiner Memoiren,
(...) es war nicht so sehr
wegen der Sonntagsschule, wo alles sehr dogmatisch war und sich immer
wiederholte, sondern weil ich dort einen Freund kennenlernte, der
Mennonit war und der mich zu den Zusammenkünften in seiner Kirche
mitnahm: und alles was ich dort hörte, sich auf sehr überzeugende
Weise bei mir einprägte: es war ein Glauben, der sich auf das
wirkliche Wort Gottes aufbaute und nicht nur auf Glaubenssätze, durch
die Arbeiten die ich machte, wurde ich bald von den Lehrern als jemand
der für die missionarslaufbahn berufen war, erkannt.
Die nicht Übereinstimmung des Grossvaters mit
den religiösen Neigungen des Enkels waren verantwortlich für sein
Fortgehen aus Katernberg. Er kam unter die Obhut eines entfernten
Onkels mit Namen Carl von Schmidtz, der
für seinen Unterhalt verantwortlich war. Ihm hatte er zu verdanken,
dass er in die Sekundarschule und später ins evangelische Seminar in
Florenz kommt. Seine Zuneigung zum Onkel und sein Argwohn gegen seinen
Vater wurden am Anfang seiner Karriere als Schriftsteller klar, da er
das Pseudonym Carl von Schmidtz-Hofmann
benutzte, als er, noch in Ungarn, einige Texte über die Kultur der
Zigeuner herausbrachte. Aber den Vater und den Grossvater erwähnt Brepohl fast nie so ausführlich in seinen
Texten, auch nicht als er seine Erfahrungen über die unvergessliche
Zeit der deutschen Monarchie oder die Erlebnisse in seinem Geburtsort
beschreibt.
Seine ersten Gehälter als junger Pastor in der
Schweiz müssen sehr bescheiden gewesen sein, denn nebenher arbeitete
er als Gärtner bei reicheren Familien, um sein Einkommen etwas zu
verbessern. Und als Gärtner, eine körperliche, untergeordnete aber
sehr naturverbundene Tätigkeit, erwähnt Brepohl
öfter diesen Beruf als eine Metapher der Hingabe zur Natur und zur
Heimat. Als solcher erregt er das Aufsehen einer Malerin, die zehn
Jahre älter ist als er, Julia Hofmann, seiner zukünftigen Ehefrau. Mit
ihr erlebt er ein Universum, das für sein vorheriges Leben sowie auch
für das protestantische, asketische und nationalistische Europa, sich
total anders darbietet: das kulturelle Milieu des Monte Verità. Es
handelte [112]
sich um ein kleines Dorf in Locarno, das Julias Schwester, Ida Hofmann,
sich erwarb. Sie waren Töchter eines Kohlenwerkbesitzers in Ungarn. Idas Gefährte,
Henri Oedenkoven war der Sohn eines
reichen Industriellen aus Antwerpen. Sie gründeten dort eine
anarchistische Gemeinde, wo zuerst acht bis neun Freunde von ihrer
eigenen Arbeit und ihrem Privatvermögen lebten: sie bildeten eine sich
selbst versorgende Gemeinschaft, wo alle die verschiedensten
Tätigkeiten ausübten, wie zum Beispiel Bienenzucht, Landwirtschaft,
Künstlerisches oder Intellektuelles, wobei jedem der gleiche Wert
angemessen wurde. Sie setzten sich für die Freikörperkultur ein, für
den engen Kontakt zur Natur, die sexuelle Befreiung, den Vegetarismus
und die Flucht aus der bürgerlichen Zivilisation. Sie schufen eine
alternative Gemeinschaft, wo es keine Autoritäten, Vorurteile oder die
Notwendigkeit der ökonomischen Ausbeute gab. Mit der Zeit hielten sie
es für notwendig ein kleines Gasthaus zu errichten, um Freunde und
Sympathisanten ihrer Bewegung zu empfangen. Es war ein kleines
Geschäft, das ihnen das Überleben, solange sie eine Gruppe waren,
erleichtern würde.
Der Monte Verità wurde von Künstlern, Philosophen, politischen Flüchtlingen und
von vielen anderen Leuten besucht. Einige kamen aus purer Neugierde
und andere als Schüler. Unter ihnen sind zu erwähnen Hermann Hesse, Isadora Duncan, Bakunin, Lenin, Trotsky, Paul Klee und eben Lily
(Julia) Hofmann, deren
Malerkarriere durch die der "Frau Pastor" ersetzt wurde (LANDMANN, 1979,
S. 26 u. w.).
Wir wissen nicht, inwiefern das Zusammenleben
mit den Anarchisten Brepohls politische
Mentalität beeinflusst hat, denn er erwähnt nie diese Erfahrung, nicht
in den Auszügen seiner Memoiren und auch nicht in den Texten, die er
in den darauffolgenden Jahren schreibt, als das Ehepaar schon mit zwei
Kindern die Schweiz verlässt, um in der evangelischen Mission in
Ungarn tätig zu sein. Der Kontakt zu dem Paar Hofmann-Oedenkoven
blieb erhalten, sei es durch die familiären Bande sowie auch dadurch, dass es letzteren finanziell
besser ging, was daraus zu schliessen ist, dass die Anarchisten die
Reisespesen der Brepohls von Deutschland
nach Brasilien übernahmen, sowie auch die Spesen ihrer ersten Monate
in Curitiba. Das war auch die Stadt in die die Leader des Monte Verità
Anfang der zwanziger Jahre definitiv auswanderten. [113]
Auf jeden Fall, wenn Brepohl sich durch
deren Theorien hatte erobern lassen, zeigt es sich, dass er sich
gleich in den darauffolgenden Jahren total davon entfernt hat; er wird
zu einem enthusiastischen Nationalisten und Anhänger der Monarchie,
den religiösen Traditionen, die er in seiner Kindheit und im Seminar
in Florenz erlernte, zugewandt.
Ausser seiner religiösen Arbeit, widmet er sich
auch der Verbreitung der guten deutschen Literatur, wie die der
romantischen Autoren und etlicher Texte moralischer Bildung. Er
wünschte die deutsche Kultur, sei es von weltlicher oder religiöser
Anschauung über die territorialen Grenzen hinaus als ein Instrument zur
Bewahrung seiner kulturellen Identität, zu verbreiten.
Es ist interessant zu erwähnen wie Brepohl,
laut seinem eigenen Bericht, zu dieser Aufgabe erwachte, die sich in
"seine Lebensmission verwandelte". [114] Er erinnert sich daran, dass im Jahre 1910, in
der Zeitschrift "Die Lese” ein Artikel herausgegeben wurde mit dem
Titel "Wie gewinnt man das Volk für gute Literatur", eine Art Umfrage
an den Leser auf die er mit einem eigenen Artikel antwortete; darin
beschreibt er die angewandten Mittel der für die Herausgabe von
vulgären Texten verantwortlich waren, die von ihm als Schundliteratur
bezeichnet wurde; seiner Bewertung nach regt diese den Appetit des
Publikums aufgrund der Propaganda an und garantiert ihren Verkauf
durch Abonnements und durch die niedrigen Herstellungskosten wegen der
grossen Auflagen, wodurch die Ware extrem billig wird und ihre
Schirmherren reich macht. Ausserdem wurde dieses nach Brepohls
Ansicht auch angeregt durch die Tatsache, dass Tausende unseres Volkes
zu Arbeitsmaschinen wurden und im Maschinenbetriebe des Alltagslebens
untergingen. So kam es, dass viele dahinvegetierten ohne höhere
Ideale. Der Bildungstrieb im Menschen wurde im Volke unterdrückt.
Dagegen versuchte man durch grausame Urteile, zum Beispiel sklavischen
Gehorsam und Furcht grosszuziehen. Nicht ethische Motive, sondern
Furcht sollte das Volk zu guten Staatsbürgern machen. (1917. S. 9)
Um gegen die Wirkungen dieser Tendenzen
anzugehen, suggerierte Brepohl die
Anwendung derselben Methoden zugunsten der Broschüren, die durch die
pietistische Lehre oder in der romantischen Literatur inspiriert
waren.
Im Jahre 1912 gewann sein Unternehmerprojekt
einen wichtigen Auftrieb, etwas was ihn für sein Vaterland arbeiten
liess. Preussens Minister erliess ein Gesetz gegen pornographische
Filme und Brepohl wurde vorübergehend als
Zensor engagiert. Die Ausübung dieser Funktion wies ihn "auf die
Sünden des deutschen Volkes und auf ihre untergründigen und dunkeln
Seiten "hin und so beschloss er Texte herauszugeben, die das Volk über
die Schäden der pornographischen Literatur und der Filme aufklären
sollten. Dadurch erhielt er finanzielle Unterstützung zur
Organisierung von Wander-Bibliotheken und ausserdem vom Roten Kreuz,
um den Gefangenen dieselben Broschüren oder Bücher, gebraucht, sowie
auch Bibeln oder Gravuren des Heimatlandes kostenlos zu schicken. Zu
diesem Zeitpunkt ist er, in Wiesbaden, auf halbem Weg zum Monte
Verità, wo freie Liebe praktiziert wurde, und nach Katernberg, seinem
Geburtsort, wo vielleicht seine Halbbrüder sich befanden,
wahrscheinlich als Arbeiter, Sklaven jener Maschinerie im
Arbeitsprozess der Industrie.
Von Wiesbaden geht er nach Berlin, wo er ein Amt
in der Propaganda-Abtei1ung der
preussischen Landwirtschaftsforschungsgesellschaft
antritt,
ein weltlicher Beruf in einer halbstaatlichen Firma, wobei er aber
nicht seine Tätigkeiten in der VDL vernachlässigt.
Obwohl zu der Zeit seine professionelle
Situation ihm einen sozio-ökonomischen Auftrieb erlaubt, entscheidet
er sich gerade zu dieser Zeit nach Amerika als Pastor der
Evangelisationsmission für das Ausland, auszuwandern. Die Gründe zu
seinem Aufbruch sind nicht sehr klar; mal sagt er den Intellektuellen
von Weimar zum Opfer gefallen zu sein, die von ihm verlangten, dass er
sich an die Partei anschliessen sollte - obwohl er nicht den Namen des
Verbandes erwähnt; mal hebt er hervor, dass er nach Amerika gerufen
wurde, um dem Deutschtum im Ausland zu dienen oder dass er durch die
Kommunisten in seinem professionellen Aufstieg behindert wurde. Laut
zwei seiner Söhne war Brepohl
verschuldet, da er einen guten Teil der Erbschaft seiner Frau einem
Freund geliehen hatte.[115]
Die Tatsache ist, dass gewollt oder ungewollt, er 1925 mit seiner Frau
und seinen fünf Kindern nach Brasilien kommt. Obwohl er vorhatte in
Buenos Aires, seinem gewünschten Ziel, eine Gemeinde zu übernehmen,
lässt er sich letztendlich in Paraná nieder. Zuerst geht er nach Lapa und gleich darauf nach Ponta Grossa als
Koordinator der evangelisch-lutherischen Volksmission.
Seine erste Gemeinde bestand aus Deutsch-Russen.
Um ihnen beizustehen, reiste Brepohl
ständig von Kolonie zu Kolonie oder auch bis nach Curitiba, um Hilfe
und Auskünfte, die ihm nützlich sein könnten, zu holen. Er hielt
Kontakte mit offiziellen Autoritäten in Deutschland und Brasilien
aufrecht, sowie auch mit Vertretern des Mutterhauses, indem er über
den Verlauf seiner Arbeit in den Kolonien berichtete und auf ihre
Bitten und Forderungen einging. Als guter Beobachter der Sitten und
Bräuche aller Volksstämme, die er besucht, hatte er seine Erfahrungen
mit dieser Gemeinde in Broschüren, Büchern und Zeitungsartikeln
niedergeschrieben und herausgegeben, wodurch er als Spezialist für
deutsch-russischer Kultur bekannt wurde.
Wie es unter Pastoren oder Beamten im Ausland
üblich war, sollte seine intensive Hingabe in der Missionarsarbeit ihn
zu einer gehobeneren Stellung in der Evangelischen Kirche führen oder
wenigstens ihm eine gute Altersversorgung einbringen und in beiden
Fällen die Möglichkeit zu einer Rückkehr nach Deutschland. Aber die
Ereignisse nach 1933 brachte seine Pläne zum Scheitern; mit dem
zweiten Weltkrieg wurde eine eventuelle Rückwanderung in sein
Vaterland noch unwahrscheinlicher.
Durch diese Beobachtungen kann man erkennen,
dass Brepohls Leben seit seiner Kindheit
von ständigen Migrationen gekennzeichnet war. Aber es ist nicht nur
das. Noch wichtiger ist, dass er viele Erfahrungen durchgemacht hatte,
die ihn immer in schwierige Situationen brachten, seien sie
ökonomischer, sozialer, psychologischer oder politischer Art, wie zum
Beispiel, zwischen dem Sozialismus des Vaters und dem Konservatismus
des Grossvaters; zwischen der Nichtgläubigkeit dieser und dem
Pietismus der Grossmutter; zwischen der Monarchie und dem Anarchismus;
zwischen dem Adel seines Stiefvaters und dessen Frau und seinem
eigenen sozialen Stand. Ausserdem gab es noch viele Übersiedlungen ins
Ausland, wie Italien, Schweiz, Ungarn und Brasilien; aus dem
Ruhrgebiet zum Monte Verità oder in ein Vorort Berlins; aus der
Hauptstadt Paranás, wo die reicheren Deutsch-Brasilianer lebten in die
Kolonien des Innern; aus der absoluten Sicherheit, dass durch das neue
Deutschland all seine Anstrengungen in seiner Arbeit anerkannt würden
- in eine fast totale Ungewissheit im Alter.
Eine dauernde, schwierige Situation, als ob man
sich immer als permanenter Immigrant fühlt, führt, konkret oder
mythisch, dazu immer in die Welt zurückzuschauen, die man verlassen
hat und in die zu schauen, die nun die meine sein wird. Man muss die
Vorteile und die Nachteile berechnen, die bei solch einer Änderung
auftauchen, man muss der Angst vor dem Neuen und dem Groll des
Zurückgelassenen gegenübertreten, man muss vergessen, aber auch ins
Gedächtnis zurückrufen.
Aber Brepohl war
nicht irgendein Auswanderer: er war nicht so arm, dass er Schlange
stehen musste bei einer Kolonisationsgesellschaft, um Platz auf
irgendeinem Schiff zu bekommen. Er war ein Mann, der studiert hatte,
und obwohl seine Schriften von der gebildeten Berliner Bourgeoisie
verachtet wurden, wurde er unter den Deutschbrasilianern als ein
Gelehrter und eine vertrauenswürdige Autorität anerkannt, jemand der
sie mit einem anderen Milieu ihres Vaterlandes in Verbindung brachte,
als nur diesem ihrer Dörfer und ihres alltäglichen Lebens.
Aber auch als Pfarrer macht er eine schwierige
Situation durch. Durch seinen Pietismus mochte er wohl von der Führung
der Synode nicht sehr geschätzt gewesen sein. Im Schoss der
Bekehrenden Kirche war kein Platz für seinen radikalen Patriotismus;
er wurde auch nicht von den Laien-Pfarrern anerkannt, da er ein
Reichsdeutscher war und im Übrigen befand sich die Gemeinde, der er
diente, am Rande der ekklesiastischen
evangelischen Politik. Alle Wochen musste er hin und her reisen, um
sich mit seiner Gemeinde, dem Konsul oder mit seiner Familie zu
treffen.
Unter diesen Umständen der ständigen Reisen
sucht Brepohl einen einsamen Dialog, der
gleichzeitig der einzige Sichere ist-, er widmet sich der Lektüre und
der Produktion von Broschüren, denn die Literatur, sei sie weltlich
oder religiös, wurde ihm zur ständigen Begleiterin.
Der Pietismus oder der
Sieg der aufgeklärten Religion über die Wissenschaft und die
Aufklärung
Wie wir schon hervorgehoben hatten, begleitet
der Pietismus Brepohl in seiner ganzen
erzieherischen und intellektuellen Ausbildung seit seiner Kindheit bei
seinen engsten Verwandten bis zu seiner Ausbildung im Seminar in
Florenz. Aber dieses ist auch eine Erscheinung seiner Zeit und der
eigenen ekklesiastischen deutschen
Geschichte. Während die akademische Theologie sich vor allem in der
Jahrhundertwende der Auslegung von Schriften unter den Kriterien der
profanen Wissenschaften, seien sie positiv oder geschichtlich,
widmete, experimentierte ein guter Teil der Gläubigen eine
Auffrischung des Glaubens von reisenden Pastoren und Missionaren,
inspiriert, die die relativ unabhängige Form des hohen Klerus in armen
Siedlungen, auf öffentlichen Plätzen und vor den Fabriken predigten.
Sie sprachen über ihre wichtigsten Notwendigkeiten, das Bereuen ihrer
Sünden, die Liebe Gottes zu jedem einzelnen Zuhörer.
Es waren religiöse Bewegungen und
Manifestationen, die als Reaktion zum Materialismus und zur liberalen
Theologie auftauchten und die von derselben Lehre geleitet wurden, die
die religiösen Bewegungen des 17. Jahrhunderts inspirierten.
Bevor wir versuchen den Pietismus nach Brepohls
Lektüren und Anwendungen zu verstehen, sowie auch dessen Einfluss in
den deutsch-brasilianischen Gemeinschaften, halten wir es für
interessant, wenn auch kurz, über die hauptsächlichen Aspekte seiner
Geschichte zu schreiben.
Im Gegensatz zu den Mennoniten oder den
Methodisten, hat der Pietismus keine Spaltung in der
Reformationskirche provoziert. Es handelte sich um eine Bewegung von
populärem Charakter, die sich in den Gemeinden unter den Pastoren, die
an die armen Schichten der Gesellschaft gebunden waren, bildete, um
die ekklesiastische Politik der
lutherischen Orthodoxie in Frage zu stellen, die nach ihrer Meinung
die theologische Reflexion auf ein zu hohes Niveau hob und die
Gläubigen im Stich liess, um sie den weltlichen Regeln zu überlassen
und dadurch die herrschaftliche und die ökonomische Ausbedeutung zu
rechtfertigen. Diese Lehre beabsichtigte eine Rückkehr zur
ursprünglichen Religiosität des lutherischen Glaubens, durch eine
Erweckung, eine Wiedergeburt zum wahren Glauben.
Jacob Spenner (1635-1705), einer der Gründer
Bewegung, meinte, wie auch Luther, dass diese Bekehrung zum
Christentum von einem persönlichen Entschluss jedes einzelnen
Individuums abhinge, und dass die Bibel der einzige Weg zum Glauben
wäre und dass die Gläubigen sich täglich ihrer Lektüre widmen müssten;
wie Luther, verstärkte er noch den universalen Charakter des
Priesteramtes und die Notwendigkeit der gegenseitigen Hilfe unter den
Gläubigen.14
Während Luther jedoch forderte, dass die
göttlichen Äusserungen sich ausschliesslich in den Sakramenten und im
Wort Gottes offenbarten, unterscheiden sich die Pietisten von ihm
dadurch, dass sie die Notwendigkeit einer persönlichen Erfahrung mit
Gott hervorheben, was in der Intimsphäre des Individuums vor sich
geht. Für Luther, ist der "Platz" des Herren das himmlische Reich; für
den Pietisten wohnt er auch im Herzen des Menschen. So kehrt sich der
Gläubige in sich selbst in einer Haltung der Introspektion; diese
bringt ihn zu einem schrittweisen Ersatz der ritualen Gesten und der
rhythmischen Gebete (ohne grosse Wirksamkeit), zu spontanen Gebeten
und dem "Fühlen" von Gottes Gegenwart. Bei Luther glaubt der religiöse
Mensch blind an einen weit entfernten Gott. Für den Pietisten spricht
Gott direkt zu dem Gläubigen, was man durch eine kultivierte
Sensibilität bemerken kann (KAISER, S.7). Es ist Gott selbst, der den
Menschen sucht um ihm seine Gnade zu erweisen:
Die neue Geburt 1st ein Werk Gottes, des
Heiligen Geistes, dadurch ein Mensch aus einem Kinde des.
Aus den Schriften von Spenner, Pta Deslderta, Grundlagen über den christlichen Glauben, laut
SAUBERZWEIG. (1959, S. 34-35), stellt es das wichtigste Dokument der
Bewegung dar.
Zorns und der Verdammnis ein Kind der Gnade und
Seligkeit wird, aus einem Sünder ein Gerechter durch den Glauben, Wort
und Sakrament; dadurch auch unser Herz, Sinn und Gemüt, Verstand,
Wille und Affekten erneuert, erleuchtet, geheiligt werden in uns nach
Christo Jesu zu einer neuen Kreatur, denn die neue Geburt begreift zwo
Hauptwahrheiten in sich, die Rechtfertigung und die Heiligung oder
Erneuerung. (Arndt. 1555-1621. apud
SAUBERZWEIG, 1959. S. 25)
Aber dieser neue Mensch mit dieser Sensibilität
ausgestattet darf uns nicht dazu verleiten den Pietismus als eine
Lehre zu verstehen, die sich auf das kontemplative Leben beschränkt.
Der Mensch muss seine Liebe zu Gott durch seine Taten bezeugen, sowohl
die im Zusammenhang mit sich selbst, als auch jene die die Liebe
zwischen den Glaubensbrüdern ausdrücken. Es gibt also eine Schwankung
zwischen dem Quietismus und dem Aktivismus, der religiösen
Selbstbetrachtung und dem Nachdenken über weltliche Aktivitäten, der
Intimität mit der Familie, der Arbeit, den Brüdern in Hinsicht auf das
spirituelle und emotionelle Reifen, aber auch zur Entwicklung des
materiellen Lebens. 55
Diese Vervollkommnung muss von allen Mitgliedern
der Gemeinde angestrebt werden. Daraus gehen Gesellschaftsformen
hervor, die durch gegenseitige Hilfe gekennzeichnet sind, wie zum
Beispiel die zahlreichen Unterstüzungsvereine
zur Hebung der Erziehung, Gesundheit und Sicherheit. Laut Kaiser
können die Pietisten als die wahren Urheber des sozialen
Wohlstandstaates seit Ende des 18. Jahrhunderts angesehen werden.
*5 wir beziehen uns hier nicht auf die
Rationalisierung der Arbeit mit der Absicht die Produktivität und den
Gewinn zu vergrössern - einer Mentalität die sich, laut Nipperdey.
durch den calvinistischen Puritanismus imprägniert, aber nicht durch
den Pietismus von lutherischer Herkunft. Laut diesem Autor, "ist die
Arbeit für Luther eine erzieherische Aufgabe, von religiösem,
moralischem und sozialem Charakter (...) die Arbeit ist vor allem eine
Dienstleistung (...) und nicht verknüpft an den Gedanken von Erfüllung
oder Erfolg (1986, S. 39).
Durch diese Überbewertung der Vereinsgründung
und des Begriffes "Gemeinschaft" haben sie sich aber historisch von
den nationalen und politischen Problemen entfernt [116];
diese Interesselosigkeit wurde zum Teil durch die organisatorische
Struktur des öffentlichen Lebens in Deutschland begünstigt, wo die
politischen Probleme für lange Zeit praktisch als ein Synonym für bürokratische Untüchtigkeit angesehen
wurden; ausserdem wurden die Einrichtungen, die den staatlichen
Organisationen angehörten, als besonders artifiziell betrachtet, und
zwar aufgrund ihrer vertraglichen Begriffe, in denen die
Auseinandersetzungen über diverse privat- Interessen mehr nach
Rangordnung klangen als vielmehr nach Zustimmungen, in denen man die
eigenen Interessen im Namen der Allgemeinheit zurückzustellen hatte.
Nach Meinung eines Pietisten des 18.
Jahrhunderts;
Je weniger die Leute selbst wissen, dass sie
eine Sozietät sind, je besser ist's, denn sobald Brüdern und
Schwestern Regeln gegeben werden, so wird dem Heiligen Geist seine
Arbeit gehindert. (apud KAISER, o/d. S.
731
Aber wenn sie von der institutionalisierten
politischen Macht abkommen, bedeutet das nicht, das sie keine positive
Bindung zur Nation haben. Dem König, der als gut bezeichnet wird, da
er der Gründer des Vaterlandes ist, sowie Gott den Kosmos erschaffen
hat, sollen sie Respekt und Gehorsam. Im Einverständnis mit Luther
werden ihre Gesetze als ein Ausdruck der weltlichen Macht befolgt,
aber sie widmen ihre grösste Aufmerksamkeit und Hingabe der
spirituellen Tätigkeit.
Die pietistische Bewegung hat, ohne bedeutsame
Spaltungen, mit der offiziellen Kirche bis zu Anfang des 20.
Jahrhunderts in Einklang gelebt, und in vielen Fällen hat sich die
Volkskirche über die Landeskirche erhoben, aber zu verschiedenen
Zeitpunkten auch mit ihren theologischen Anschauungen und ihre Ethik
zwischen der einen und der anderen Kirche vermittelt. Aber wenn die
liberale Theologie eine intellektuelle Einengung mit dem Rationalismus
der Aufgeklärten vorschlägt, eine nach aussen gewandte Religiosität
und nicht eine aus dem Herzen kommende, und die Aufgeklärten
ihrerseits das Ende der Religion erklären, erneuern die Pietisten ihre
Utopien in dem sie immer wiederholen, dass eine Bewegung notwendig
ist, die die Gläubigen zur Zentralisierung des christlichen Glaubens
erwecke und dem sie sich ohne jegliche Voraussetzungen unterordnen
sollten. In diesem Zusammenhang organisieren sich Predigten,
Bewegungen zur Erweckung des individuellen Glaubens,
Evangelisationskampagnen und die Organisation etlicher Departments der
Kirche, die ausschliesslich an die Gläubigen der Diaspora (die
Evangelischen, die im Ausland leben) gerichtet sind.
Es sind diese Organisationen
und Behörden, die Seminare wie das in Florenz unterhalten, sowie auch
die Produktion von religiöser Literatur mit der Absicht, die Lehre
zwischen der unteren und der mittleren Schicht der Gesellschaft zu
verbreiten. Die Broschüren, die von Brepohl
geschrieben und herausgegeben wurden, sind hier ein bedeutsames
Beispiel. In diesen Broschüren bringt der Autor, noch in Europa,
seinen Kompromiss mit denjenigen, die sich öffentlich den neuen
Tendenzen der liberalen Theologie entgegensetzen, zum Ausdruck.
Laut einem seiner Artikel, behauptet Brepohl,
dass es im Namen, des "wahren Glaubens" (eine Bezeichnung, die sich
durch die radikale Ablehnung zur Theologie der Liberalen
kennzeichnet), auch transkonfessionelle Bewegungen legitimiert werden,
die nicht nur die diversen evangelischen Glaubensrichtungen
einschliessen, sondern auch die katholischen: "Der neue Kulturkampf
wird nicht zwischen Protestanten und Katholiken ausgetragen, wie im
19. Jahrhundert, sondern zwischen Liberalen und Christen" (1913).
In einem anderen allgemeinverständlichen Text,
erklärt der Autor detailliert welche, seiner Ansicht nach die "Feinde
des Glaubens" waren ]7; in seinem Anfangsargument fragt er
sich nach der Möglichkeit des Glaubens an die Existenz der Hölle zur
Jahrhundertwende. Die Antwort ist zustimmend, denn die Hölle darf
nicht als ein konkreter und sichtbarer Raum in den Augen der wissenden
Menschheit verstanden werden, sondern als existentieller Raum, der neu
entsteht, wenn die Menschen geistigen Hunger oder Durst spüren. Und
das geschieht in verschiedenen Situationen: wenn der Mensch nicht mehr
zur Kirche geht, wenn der Vater seiner Familie nicht mehr aus der
Bibel vorliest; wenn man nicht mehr bei Tisch betet; aber auch wenn
eine Frau tanzen geht, oder wenn ein Jugendlicher aus dem Haus geht
und seine Mutter weinend zurücklässt oder auch bei Zusammenkünften von
Freidenkern; hier gibt es Gott nicht, und wo Gott nicht ist, ist
Hölle, die Finsternis, das Gefühl der Verlassenheit. Bei dieser
Denkweise ist das Fehlen der Frömmigkeit, das Ablehnen der festen
moralischen Begriffe, die Sensualität oder der Kontakt zum weltlichen
Denken als Symptome eines Lebens anzusehen, das sich von den Werten
der Hölle lenken lässt, eines existentiellen Zustands und keines
physischen.
Diese Kommentare stammen aus einer Broschüre,
die in Brasilien verteilt wurde, dessen Autor unbekannt ist. Aber
durch den Inhalt und die Zitate kommt man zu dem Schluss, dass es sich
um eine Predigt eines pietistischen Pastors aus Deutschland handelt
aus den 10er. Jahren und dessen Ideen Brepohl
als die seinigen annimmt (BREPOHL. 1933).
Diese ersten Broschüren, die unter der Wirkung
der politischen und kulturellen Ereignisse geschrieben wurden, die
Deutschland beeinflussten, und in einer Ausdrucksweise, stark die
Gegenwart des Erzählers ausdrückt ]8, stellen eine
wichtige Dokumentation für unsere Studien dar, weil sie uns erlauben,
einige Aspekte des Pietismus zu durchschauen, denen auch in Brasilien
durch Brepohl und wahrscheinlich auch
andere Pastoren Ausdruck verliehen wurde.
Der Begriff "Volkstum", zum Beispiel, anfangs
von den Romantikern als Synonym der Volksgemeinschaft gedacht, hat bei
Brepohl eine tief religiöse Bedeutung.
Volkstum grenzt eine Gemeinschaft absolut von den anderen ab. Aber,
wer sind die anderen? Diejenigen, die noch nicht der Gemeinschaft
angehören, sei es aus Ablehnung, geistlicher Schwäche oder Unkenntnis.
So bedroht der Ungläubige, der schwache Mensch, aber auch der
Kapitalismus oder der Marxismus, also die weltliche Macht, permanent
die christliche Gemeinde. Damit will ich aber nicht sagen, dass man
einfach Luthers oder Augustins Auslegungen erneuern sollte. Brepohls
Ansicht ist eine andere: absorbieren wurde zum Zwang, aber besser [117]
noch wäre die Ausschaltung der weltlichen Macht, durch laufende
Ausbreitung der religiösen Gemeinde; diese Ausdehnung sollte sich
nicht aus einem vorgeplanten Projekt ergeben, sondern als ein
natürliches Ergebnis der evangelischen Tätigkeiten, das langsam die
Denkweise und die soziale Organisation weltlichen Charakters
ausschalten würde.
Wir können von einem neuen Theozentrismus
sprechen, obwohl man nicht die Existenz einer einzigen Geistlichkeit
fordert, wie in der katholischen Kirche.
Dieser Theozentrismus
sollte nicht nur in den Beziehungen zwischen den Gemeindemitgliedern
bestehen und ebenso wenig auf ihre alltäglichen Beschäftigungen
beschränkt sein; sie sollte in die innerste Sphäre des Menschen
eindringen, wie die ersten Pietisten es empfahlen. Als Brepohl,
(1916), über die Bedeutung der inneren Freiheit schreibt, lässt er
sich ausführlich über die Entdeckung der Persönlichkeit aus. Seiner
Ansicht nach ist diese nur möglich, wenn man ein religiöses Leben
führt:
Den Alten sind noch die 50er. bis 80er. Jahre
des aufgeklärten 19. Jahrhunderts in Erinnerung, in denen
Glaubensleben für eine pathologische Krankheit müssiger Köpfe gehalten
wurde (...) - nun, diese Zukunftsmusik ist verrauscht? Warum? (...)
Sie erlag unter der erdrückenden Tatsache des gewaltigen Sehnens nach
dem Göttlichen unter den heute führenden Geistern. (...) und doch ist
der Zusammenhang von Persönlichkeit und Gebetsleben der denkbar
Innigste (denn...) was ist die Persönlichkeit anders, als das
Bei-sich-selbst-sein des Geistes im
Denken, das Prinzip der Einheit, von der alle Handlungen ausgehen und
auf die sich alle nutzend oder schadend zurückzubeziehen?
Diese einsame Haltung, die aber
zur gleichen Zeit einem guten Teil des deutschen Volkes so geläufig
war, verursachte, laut dem Autor, eine Erneuerung ihrer Kräfte, als es
durch den grossen Krieg soviel Leiden
ertragen musste. Die Notwendigkeit Gottes wurde dem deutschen Volk
durch den Krieg bewusst. Laut Brepohl,
hat das Volkstum, ein Erbe der Reform, ihnen den Geist genährt und
wurde zu einer ganz besonderen Erfahrung unter den Deutschen. Eine
Erfahrung, die gleichzeitig von allen durchgemacht wurde; als wenn zu
einem bestimmten Zeitpunkt und aus denselben Gründen alle zusammen ein
Lied singen würden. Durch den Krieg und dem Leiden haben sich die
Bande zwischen den Menschen erneuert, Konflikte wurden gemildert und
selbstlose Gedanken erweckt. [118]
So hat die Entdeckung des innerlichen Lebens, die zur Ausarbeitung der
Identität jedes einzelnen beigetragen hat, historisch mit dem Erwachen
zur kollektiven Identität übereingestimmt. Beim Formulieren dieser
Einstimmung, lässt der Autor sich zur Reflexion über das patriotische
Gefühl leiten.
Siehe noch: BREPOHL, 1917a |
Unter Heimat verstehen wir hier nicht das
Vaterland, wie man etwa dieses Im Ausland wellend (...) Unter Heimat
im Sinne der Heimatpflege ist jedes Mal der Teil unseres weiten
deutschen Vaterlandes zu verstehen, in dem die Bewohner durch
Abstammung, geschichtliche Vergangenheit, Sitte und Mundarten zusammen
gehören. (...) Wenn im Sommer, nach Feierabend auf der kleinen Bank
vorm Hause, all und jung beisammen sass, und nun die Alten die
Traditionen der Familie den Jungen erzählten, (...) dann triebe die
Alten unbewusst Heimatpflege. Und wenn beim einfachen Bürgersmann und
Handwerker der zugewanderte Geselle nach gemeinsam verrichteter
Arbeit, (...) seinen Nachbarn, von seiner Wanderfahrt, von Sitten und
Gebräuchen anderer deutscher Volkstämme erzählte/ dann trieb er
Volkskunde, dann erwachte in den begeisterten Zuhörern der Stolz, ein
Deutscher zu sein.
Durch dieses Handeln regt er seinen Nächsten an
zur Ruhe zu kommen und diese Ruhe leitet ihn folglich zum Gebet. Das
Gebet führt zur Selbstlosigkeit und dazu, dass man an den Nächsten
denkt und so kommt man zum patriotischen Gefühl. Aber damit dieses
Gefühl besteht, ist es notwendig, dass die Menschen in ihre
Vergangenheit blicken und das Beispiel ihrer Eltern betrachten. Und es
genügt nicht sich an den Geburtsort gebunden zu fühlen, man muss ihn
auch heben und die geistigen Güter, die er ausstrahlt, seinen
Nachkommen weitergeben.
Das Bild und die Überlegungen, die in diesen
ersten Texten von F. W. Brepohl
ausgearbeitet wurden, erlauben uns einen von ihm angewandten
Schlüsselbegriff zu bekommen, der alle durchgearbeiteten Themen durchflicht:
das Wort Volkstum, dass hier angewandt wird um die individuelle Sphäre
(besser gesagt, das innerliche Leben), sowie auch die sozialen
Beziehungen abzuschirmen und um ein Bindeglied zwischen der
Vergangenheit und der Gegenwart - dem Vaterland, zu bestimmen. Mit ihm
macht der Autor einen Querschnitt in der Zeit, was ihm erlaubt die
Erfahrung der Gleichzeitigkeit für das ganze deutschsprachige Volk zu
verstehen (in Hinsicht auf das erlittene Leid während des Krieges).
So würde er sich an die Deutschen aus Ungarn,
Serbien, Frankreich, sowie auch an die Deutschen, die in Deutschland
lebten und die durch die Liberalen, die Armut, die Nichtgläubigkeit,
die Modernität bedroht wurden, wenden. Und durch dieselbe Brille würde
er auf seine erste Gemeinde in Brasilien schauen, die zufälligerweise
"Deutsche" waren oder eben auch nicht, die tief gekennzeichnet waren,
von den pietistischen Bewegungen, durch die Migrationen, durch die
Bedrohungen die mit dem nicht-religiösen Denken verbunden waren: die
Wolga-Deutschen, die vor dem Panslawismus und vor der
bolschewistischen Revolution nach Paraná flüchteten.
Die Neue Heimat [119]
In seiner Funktion als Schriftsteller betrachtet
Brepohl das Leben der Wolgadeutschen seit
1917 sehr gründlich. Sein Interesse für sie zeigt sich in seinen
Broschüren von da an, wo diese ethnische Gruppe wegen der
Landzerstückelung aus Erbaufteilungsgründen von Russland nach
Deutschland emigrierte, eine Abwanderung, die sich während der
bolschewistischen Revolution noch verstärkte. Über diese Ereignisse
schreibt Brepohl verschiedene Artikel, in
denen er klarlegt, dass die Revolution ein wahres Massaker der Kultur
und der materiellen Besitztümer für die Deutsch-Russen hervorrief. Er
erwähnte ebenfalls, dass diese Wolgadeutschen in Deutschland von
vielen als Ausländer diskriminiert wurden. Andererseits bemerkt er
aber, dass die Regierung Unterkünfte für diese Flüchtlinge schuf,
unter anderen, eine in Zossen, wo er zu dieser Zeit wohnhaft war. Es
ist anzunehmen, dass die Zeitschriften des VDL unter diese Flüchtlinge verteilt wurden, und die
Stellung, die Brepohl innehatte, gewährte
ihm grösseren Kontakt zu den Immigranten.
Das "Massaker" gegen die Wolgadeutschen ist nach
deren Ansicht darauf zurückzuführen, dass sie einen Drittel der ganzen
Bevölkerung Russlands ausmachten, die 24 % des Territoriums besetzte.
Und als die Bolschewiken siegreich aus der Revolution hervorgehen,
werden die Wolgadeutschen landesverwiesen, weil man sie als
Kapitalisten betrachtet und weil sie im weiss-russischen Heer an der
Seite der Zaren-verteidiger gekämpft haben.
Als sie dann nach Deutschland flüchten,
unterstützt sie auf verschiedene Art die Sozialhilfe einiger
religiöser Institutionen; aber hauptsächlich hilft man ihnen, andere
Siedlungsgebiete zu finden, wie zum Beispiel in Holland, Kanada,
Brasilien und in der Schweiz, da sie durch die rückläufige nationale
Ökonomie in Deutschland vom Arbeitsmarkt nicht aufgenommen werden
konnten. Aus diesem Grunde wanderten viele von ihnen nach Paraná aus,
wo sie ihre eigenen ethnischen Gruppen fanden, die Mitte des 19.
Jahrhunderts dort eingewandert waren, weil sie aufgrund ihres
panslawischen Nationalismus politisch verfolgt wurden.
Das Interesse Brepohls
an diesen Wolgadeutschen lässt sich hieraus erklären: sein Freund aus
Kindertagen stammte aus einer mennonitischen Familie und war Sohn
eines eingewanderten Arbeiters aus Ost-Europa; indirekt wurde Brepohl
durch diesen Freund zur religiösen Karriere stimuliert. Hinzu kommt
die Tatsache, dass er sich intensiv mit Ethnologie beschäftigte und
sich stark dafür interessierte, die Eigentümlichkeiten der
verschiedenen Kulturen zu erkunden, einem Erbe der romantischen
Literatur, die er so vergötterte. Ein anderer Grund war sein starkes
Gefühl der Verwurzelung in die deutsche Heimat, die seine Familie vor
mehr als einem Jahrhundert schon verlassen hatte. Als letztes muss man
noch erwähnen, dass die Wolgadeutschen in Russland ja diverse
Diskriminierungen erlitten hatten, etwas, das für einen Pfarrer als
ein/ Opfer im Namen des Glaubens anzusehen war.
Das Buch, das Brepohl
als Schriftsteller eben dieses Problems bekannt machte, war: Die
Wolgadeutschen im brasilianischen Staate Paraná, dass er zusammen mit Fugmann23
veröffentlichte. Dieses Werk entstand aus Anlass des 50-jährigen
Jahrestages der Immigration dieser Gruppe in Brasilien, (1927), als
Erinnerungsschrift an dieses Jubiläum. Es handelt sich dabei um eine
Erzählung in Form eines Epos über "Helden des Alltags", die, wenn ihre
Namen nicht in einem Anhang dieses Buches genannt worden wären, immer
unbekannt geblieben wären. Jedoch liefert das Buch, über seine
monografische Darstellung hinaus, viele Informationen der Deutschen
und Deutschstämmigen, die die neue Heimat, Brasilien, besiedeln. Sie
sind also auch Mitbegründer eines Teils dieser Nation, und als solche
sollen sie gerühmt werden.
Diese Herausgabe besteht aus drei Teilen: der 1.
Teil, von Fugmann verfasst, bringt die Geschichte dieser
Einwanderungsgruppe vom 18. Jahrhundert an bis zu ihrer Niederlassung
in Brasilien; im 19. Jahrhundert wurden die Immigranten, die wegen der
russischen Revolution auswanderten, nicht erwähnt. Der 2. Teil, von Brepohl verfasst, trägt die Überschrift: "Der
Alltag der Wolgadeutschen"; und der 3. Teil enthält die Namen von
Einwanderer-Pionieren, sowie den Tag ihrer Ankunft in Brasilien. [120]
Das Buch beginnt mit einem Gedicht von Reinhold
Braun zur Ehrung des Heimatlandes, Deutschland; bemerkenswert daran
ist, dass diese Wolgadeutschen doch eigentlich schon aus Russland
kamen, das seit dem 18. Jahrhundert von ihnen besiedelt wurde. Diese
Siedlungen an der Wolga waren - laut Fugmann - Opfer eines königlichen
Eidbruchs, indem die Zarin Katharina II. ihnen 1767 bestimmte
Privilegien zugesagt hatte, wie zum Beispiel interne Rechtsprechung,
autonome Verwaltung und Befreiung vom Wehrdienst, was jedoch von den
Nachfolgern der Zarin nicht eingehalten wurde.
Diese politische Neuorientierung ist
zurückführen auf den panslawischen Nationalismus, durch den die
russische Obrigkeit die deutschen Immigranten als eine Bedrohung des
Landes ansah. Es wurden deshalb verschiedene Massnahmen getroffen, um
die erworbenen Rechte der Einwanderer zu beschränken, bis sie von
selbst aufhören würden zu bestehen; 1874 wird die Freistellung vom
Wehrdienst gesetzlich aufgehoben, was die Wolgadeutschen zwingt,
definitiv russische Staatsbürger zu werden. Laut Fugmann gab es aber
auch religiöse Gründe, die sie veranlasste, den Militärdienst
abzulehnen. Viele von ihnen waren ja Mennoniten, deren Religion es
verbietet, zur Waffe zu greifen. Aber gleich, ob ihre Art der
Ablehnung juristisch oder religiös bedingt war, vermischt Fugmann dies
in seinen Erzählungen: die Ablehnung richtete sich generell gegen
einen "ausländischen” Gott. Für die Gruppe als Ganzes, oder
diejenigen, die anderen Konfessionen angehörten, was das grosse
Problem das Fehlen an Grund und Boden in dieser Gegend, was ihren
ethnischen Zusammenhalt und ihre Unabhängigkeit als Landwirte
bedrohte. Es blieb ihnen nur übrig, in weniger fruchtbare Gebiete zu
ziehen, wie zum Beispiel nach Sibirien, oder in den Städten Arbeit zu
suchen. Wegen dieser Einschränkungen schien das Auswandern aus
Russland für Hunderte von Familien der einzige Ausweg.
Fugmann schiebt die Wahl vieler Deutscher, nach
Brasilien auszuwandern, Dom Pedro II. zu. Dieser versuchte, nach
Ansicht des Autors, die Landwirtschat in einem Land der Viehzüchter
anzuregen und versprach, das ursprüngliche Agrarsystem der Gemeinde zu
respektieren, nämlich das mir-System, nach dem der Besitz aller zehn
Jahre zwischen den volljährigen Männern neu verteilt wurde, wodurch es
keinen individuellen Landbesitz gab und nicht das Risiko der festen
Grundbesitzbildung. Der Autor hebt das Interesse des Kaisers, Dom
Pedro II., an den Siedlern hervor, so wie er an anderen Stellen seines
Buches öfters erwähnt, dass der Kaiser Sohn einer deutschstämmigen
Mutter sei. Nach Fugmanns Ansicht sah es Dom Pedro als Notwendigkeit
an, die Weizenproduktion anzukurbeln. Da die Anbautechniken dieser
Getreideart zu jener Zeit noch sehr rückständig waren, fehlte dasselbe im
Lande.
Die Wolgadeutschen genossen Privilegien während
ihrer Ansiedlung und behielten das Kollektivsystem der Landausbeutung
(mir) bis zum Sturz der Monarchie bei. Den Siedlern wurde das Weggehen
durch die Intervention Bismarcks zur slawischen Regierung wohl
erleichtert, eine Annahme, der Fugmann jedoch nicht zustimmt.
Die ersten Krisen im
Siedlungsgebiet entstanden hauptsächlich aus folgenden Gründen: der
erste wegen des wenig fruchtbaren Bodens von Paraná, im Vergleich zum
Wolgagebiet; der zweite wegen der Auswirkung der Änderung der
Landbesitz-Regelungen. Mit der schrittweisen Einführung des
Landgesetzes in Brasilien, ab 1854, werden auch die Immigranten
allmählich gezwungen, ihre Ländereien rechtskräftig überschreiben zu
lassen und die Bestimmungen des individuellen Landbesitzes
anzuerkennen, was zum Beispiel, eine Landzerstückelung zur Folge haben
würde und dadurch den Erwerb neuer Ländereien verlangte. In Konsequenz
dessen sahen sich viele von ihnen gezwungen, weiterzuziehen, was die
soziale und kulturelle Gemeinschaft bedrohte. Zur Zeit der
Veröffentlichung dieses Werkes gaben die Jugendlichen bereits ihre
Traditionen auf, denn sie verliessen das Elternhaus, um in der Stadt
zu arbeiten. In dieser Hinsicht diente die Erinnerungsschrift als eine
Ermahnung gegen die Gefahr, die Traditionen aufzugeben. Das Opfer, das
ihre Väter gebracht hatten, als sie das Wolgagebiet verliessen, sollte
anerkannt werden durch den eisernen Willen, die von jenen verehrten
und angebeteten Werte zu erhalten.
Während Fugmann sich mit der Beschreibung der
Geschichte der Wolgadeutschen Immigranten beschäftigte, schrieb Brepohl über ihre Gewohnheiten und Bräuche.
Verschiedene Aspekte der Kultur der
Wolgadeutschen werden hervorgehoben, unter anderen die Gewohnheit, die
Kirchenglocke nach dem Gottesdienst zu läuten und nicht, wie in der
Liturgie vorgeschrieben; es war das Zeichen dafür, dass die zu Haus
gebliebenen Frauen das Mittagessen in absehbarer Zeit auf den Tisch
bringen mussten; die absolute Anerkennung der Alten - einer von der
Wolga stammenden Tradition seit der selbständigen Verwaltung, in der
die Wahl eines Altenrates festgelegt war, der die Gemeinde leitete.
- Dann die Hochzeitsfeierlichkeiten, die drei
Tage dauerten und als eins der wichtigsten Ereignisse galt. Dabei muss
die Braut ein Opfer- Ritual vollziehen, indem das Verlassen des
elterlichen Hauses symbolisiert wird. Die Gäste helfen am Anfang des
gemeinsamen Lebensweges des jungen Paares durch kleine Gaben. Für Brepohl bedeutet diese Zeremonie den Hinweis
auf das Erhalten der ethnischen Identität. Diese Immigranten kümmern
sich nicht um die Politik, ihre Gesprächsthemen sind Religion, Schule
und Familie; sie lesen viel, jedoch nur religiöse Schriften, die sie
abonnieren, oder die Lokalnachrichten.[121]
Sie haben nur Verbindung zur Aussenwelt, wenn es Gerichtsverfahren
gibt eine Situation in der sie selbst - obwohl sie gegen diese
Prozesse Widerwillen haben - ihre eigene Verteidigung durchführen.
Dieses ganz in sich geschlossene Leben, sich
immer wiederholend und dem Zyklus der Natur gehorchend - nach Brepohl
ganz im Sinne des alten Bauerngeistes - konnte nur durch äussere
Einflüsse bedroht werden. Der Krise, in der Brasilien sich gerade
befand, so meint Brepohl, mussten sie
gegenübertreten aus der Notwendigkeit der Verteidigung jener
produktiven Einheit heraus, die die Grundlage ihrer kulturellen
Identität war.
Dies sind im Grossen und Ganzen die bevorzugten
Themen dieses Gedichtbandes. Nachdem Brepohl
zwei Jahre im Lande war, zeigte sich sein starker Beobachtungsdrang
und die sehr genaue Kenntnis der Gemeinde, der er diente.
Wir würden noch gern einen Aspekt dieses Buches
hervorheben, der auch in anderen Artikeln, die dieser
Einwanderergruppe gewidmet sind, auffällig ist; wir beziehen uns auf
den häufigen Gebrauch des Begriffs "Bauer” als einem Synonym ihrer
sozialen und kulturellen Identität, was fast so unabänderlich ist wie
ihr Deutschtum. In einem anderen Text über diese Bauern-Organisationen
(1923 L) schreibt Brepohl über das
Bestehen der Bauern-Bewegungen seit dem Altertum bis zur heutigen
Zeit: er bestätigt, dass die Form der Produktions-Genossenschaft,
deren bestes Beispiel seiner Meinung nach das mir-System ist, bereits bei den germanistischen Barbaren
bestand, das nur durch die Invasion Napoleons erschüttert wurde. Und
dieses System gelangte durch die ersten Christen Roms (sic) zu den Germanen, als die Römer auf germanischen
Boden vordrangen. Später eignete sich auch Russland dieses System an,
als es seinen atheistischen Sozialismus aufzubauen begann. Deshalb
zeichneten sich wohl die deutschen Bauernorganisationen durch den Gemeinschaftsgeist aus und durch
da Sich-nicht-Einmischen in politische Angelegenheiten. Es handelt
sich also um eine Form der Organisation, die sich nicht jenen Regeln
unterwirft, die mit der Welt des Kapitalismus verknüpft sind, und die
sowohl bei den Wolgadeutschen fortdauern sollten wie auch in anderen landwirtschaftlichen
Genossenschaften des germanischen Europas.
Das Agrar-Kollektiv integriert folglich das
deutsche Ethos; und der Landmann stellt seine reinste und
ursprünglichste Identität dar. Aus diesem Grund unterscheidet er sich
von Kaufleuten und Bürgern, die nur auf gewinn bedacht sind, und von
Angestellten, die schon ihre eigentlichen Wertbegriffe verloren haben
(1923,1930,1932 c). Aus denselben Gründen kann man die Immigranten
auch nicht in die brasilianische Kultur integrieren, in der noch nie
eine Bauern- Struktur existiert hat (1923 L). Daraus entspringt die
Notwendigkeit des Selbst-Schutzes, der gegenseitigen Unterstützung und
der Verteidigung im Namen der Festigung der germanischen Gemeinschaft
hierzulande.
Vom Volkstum zum
Deutschtum
Bis zu diesem Augenblick haben wir gesehen, wie
der Begriff "Volkstum" von Brepohl
ausgelegt wird und zwar in dem Sinn, ihn neu zu orientieren vom
weltlich-romantischen Universum, in dem er entstand, zum religiösen
Universum; für Brepohl ist Volkstum die
der Weltlichkeit abseitsstehende Gemeinschaft, die ihre prinzipiellen
Referenzen in der Vergangenheit findet, aus der sie die nötigen Kräfte
für das Überleben entnimmt, trotz zahlreicher Widrigkeiten, denen sie
ausgesetzt war und ist: das Risiko der Verarmung, der Versuchung der
städtisch-industrialisierten Welt, dem Druck der artfremdem Kultur.
Diese Auslegung führt uns zu der Überlegung, dass diese Gemeinschaft
schon geschwächt ist, weniger durch schwankende Übersetzung als
vielmehr durch permanente Bedrohung durch die Aussenwelt.
In diesem Abschnitt des Kapitels werden wir
versuchen zu zeigen, wie die Bedingungen der Minderheit, wie Brepohl
seine Dargestellten interpretiert, in diesem Fall keine
hauptsächlichen Begrenzungen mehr sind, sondern zu einer Quelle
werden, aus der die Immigranten ihre Stärke ziehen.
Schon ab 1929, gerade 4 Jahre nach Brepohls
Ankunft in Brasilien, beginnt seine Anwesenheit an Einfluss zu
gewinnen, was man aus seinen eigenen Schriftstücken folgern kann.
Seine Achtung den Bauern gegenüber, zum
Beispiel, beschränkt sich nicht nur auf diejenigen seiner
Kongregation. Als Vertreter ihrer Interessen besucht und beschreibt er
ländliche Gegenden im Staat São Paulo in der Absicht, festzustellen,
ob diese für die Ansiedlung deutscher Immigranten geeignet seien. Er
verfasst eine Schrift, die sowohl in Deutschland verteilt werden soll,
um neue Auswanderer anzuwerben, als auch im Süden Brasiliens, dessen
Siedler durch Landzerstückelung infolge von Erbschafts-Aufteilung
daran interessiert waren, neue Ländereien zu erwerben (1929).
Ausser seinen sozialen Hilfeleistungen für die
Bauern wird Brepohl von der deutschen
Gemeinde in Ponta Grossa eingeladen, Vorträge zu halten über George Knoll, einem
deutschen Poeten, der in Brasilien gelebt hat. Den Inhalt dieser
Vorträge veröffentlichte Brepohl später
in der Tageszeitung von Westerburg, in Deutschland, worin er sich den
dortigen Lesern als Missions-Mitarbeiter vorstellte. Er spricht auch
im Sitz der Deutsche Föderation der Kriegsteilnehmer in Ponta Grossa,
zum Anlass einer Fahnenweihe dieses Vereins (1923 f). Und er wagt sich
ausserdem noch an die Arbeit einer Chronik und veröffentlicht zwei
Erzählung über den Kaiser Dom Pedro II. und dessen Besuch bei den
deutschen Immigranten in Paraná. Hierin zeigt sich Brepohls
ganze Begeisterung für den Landwirt, besonders aber auch für die
Monarchie einer Epoche, in der die Einwanderer mit grosser Achtung
angesehen wurden. (1933 a und 1933 b)
Diese Einladungen und Angebote zu
Veröffentlichungen ereignen sich zu einer Zeit, in der nicht nur Brepohl, sondern auch alle anderen Pastoren
ihren Einfluss auf die deutschen Siedler zu verstärken suchen; Priens
Meinung nach (1984) verbreitet sich in den dreissiger Jahren der
Religionsunterricht an den Schulen mit Deutsch als Muttersprache
stark, eine Eroberung der Kirche, die die evangelische Konfession als
eins der wichtigsten Elemente verstand, um das Deutschtum im Ausland
zu erhalten und es als ein Untrennbares von der lutherischen
Konfession ansah.
Laut Wilhelm Fugmann zum
Beispiel,
Jedes Volk hat seine typischen Eigenschaften.
der beste Beweis dafür ist Luther, der dem Christentum einen deutschen
Geist aufprägte (...). Seine Wahrheiten müssen allen unterbreitet
werden, aber das kann nur geschehen, wenn diese sich durchsetzen und
ethnische Merkmale annehmen und dadurch eine eigene ethnische Form
erhalten, verbreitet durch Menschen, die den evangelischen Geist
Luthers richtig auszulegen wissen und gleichzeitig ihre eigene
Volkstümlichkeit hochhalten in dem Sinn, wie eben Luther die deutsche
auffasste.
(FUGMANN. 1926. S. 59)
Diese Auffassung führte zum Ansporn des
religiösen Unterrichts von Kindheit an und wird auch stark in Brepohls
Gedankenwelt verankert gewesen sein. Aus diesem Grund betreibt er die
Einrichtung des Cäcilien-Heims, einem Internat für deutschstämmige
Siedlerkinder aus Santa Catarina und Paraná, deren Eltern kein Geld für eine gute
Schulausbildung ihrer Kinder aufbringen konnten. Um diesem Mangel
abzuhelfen förderte er eine Verwaltungs-Einrichtung, die eine
philanthropische Spendenaktion einer deutschen Prinzessin erreicht, um
den Bau der gewünschten Schule beginnen zu können, was am Anfang der
dreissiger Jahre geschieht (1933 i). Noch erwähnenswerter war sein in
Curitiba abgehaltener
Vortrag während des "Treffens der deutschbrasilianischen Schulen", in
dem er sich die Lehrer aller deutschsprachigen Schulen im Süden
Brasiliens wandte und die hauptsächliche Aufgabe des Lehrers an
denselben hervorhob. Laut Brepohl,
Und doch muss man Lehrern und Schulvereinen
zurufen: Haltet aus, so schwer es auch Fallen mag. Erhaltet eure
Schulen und seid zu jedem persönlichen Opfer bereit. Ihr habt heilige
Pflichten euren Nachkommen gegenüber. Bedenkt, was diese verlieren,
wenn ihnen die Schule vorenthalten, die Muttersprache verkümmert, das
Volkstum'' vernachlässigt wird. (1933e. S. 4)
Diese Texte und Aktivitäten beweisen, dass Brepohl nicht mehr nur Pastor der
Landgemeinden war, wo seine Pfarrkinder lebten, sondern jemand, der
als "gelehrter" verschiedener Gebiete bekannt war, und von diesen ist
uns - als das dauerhafteste, jedenfalls bis 1933 - das der
Landwirtschaft aufgefallen. Darin beschränkte er sich nicht nur an
soziale und geistige Hilfe, sondern gab auch wirtschaftliche und
technische Orientierung: er informierte die Bauern über bestehende
rechtsgültige Massnahmen der Landwirte in Brasilien, erzielte die
Gründung landwirtschaftlicher Genossenschaften als eine Waffe gegen
die Wirtschaftskrise, die auch Brasilien (1930 und 1933 n) heimsuchte
und verfasste eine Reihe von Schriften mit Anleitungen über den
Getreideanbau, die Bienenzucht, Kleintierhaltung usw. (1934 e).
Die Menge dieser Texte für Landwirte war nicht
nur der Gegend gewidmet, in der Brepohl
tätig war, oder seinen formellen Bindungen zur Landesregierung von
Paraná; ein anderer Faktor, der es verdient, hervorgehoben zu werden,
war sein pastoraler Einsatz bezüglich der Selbsthilfe und er selbst
erklärte die Herkunft dieser Lehrer: ihr Gründer war Wiehern, der ab
1849 in Deutschland das Entstehen von Privatvereinen zur Selbsthilfe
anregte, gleich ob sie philanthropischer oder gemeinnütziger Art
waren. Als Urheber des Begriffs der Inneren Mission verstand er
darunter, dass der Glaube nur aus der Liebe geboren werden könne, und
die Liebe müsse sich unter den Altgläubigen immer wieder intern
erneuern, damit man sie dann von aussen her auch an jene herantragen
könne, die später dem Glauben beiträten. So wurde den Armen auf
einfache Art das Gefühl der Gemütsbewegung erlassen; dasselbe Gefühl,
das Gott allen Menschen gab.
Für Brepohl war die
beste Form, diesen Anordnungen der Inneren Mission für die Neuzeit zu
folgen, jene der Gemeinschaftlichkeit - und nicht die der
Betriebskapitalisten (1932 d). Aus dieser Einstellung entsprang sein
Einsatz, Gemeinschaftsgeist zu bilden, der zu patriotischer,
moralischer, religiöser und ökonomischer Vervollkommnung des Volkstums
führen wurde.
Somit werden die Vereine auch ein bevorzugter
Ort zur Anknüpfung von sozialen, unpolitischen Verbindungen; hier
bestärken sich Freundschaft, Kameradschaft und Verbrüderung; hier
verstärkt man sozialen Zusammenhalt an einem Zufluchtsort vor
Unvorhergesehenem aus der Aussenwelt.
Diese Mentalität des Vereinswesens ist ein
typisches Erbe der deutschen Kultur. Nach Nipperdey (1976, S.174 usw.)
breitet sich dieses seit dem 18. Jahrhundert stark aus und ermöglicht
seinen Mitgliedern eine intensiven Verkehr miteinander; in den
zahlreichen und vielseitigen Vereinen haben die Menschen die
Möglichkeit, sich subjektiv mitzuteilen, im kleinen Kreis ihr eigenes
"Teh" auszudrücken und somit ihre Veranlagungen
und
Talente, ihren Charakter
und die emotionellen Bedürfnisse anerkannt zu wissen und somit - ihrer
Ansicht nach - zum geistigen Fortschritt beizutragen. In dieser
Hinsicht zeigt sich das Vereinswesen als ein notwendiges Korrektiv
gegen die Gefahren des "modernen Lebens", in dem der Mensch zu einer
rein statistischen Zahl der Masse wird.
Dies alles vor Augen, regte Brepohl
eben nicht nur die ökonomische Seite seiner Pfarrei oder Leserschaft
an, sondern auch die Gründung zahlreicher Vereine, die den
Zusammenhalt der Deutschen im Ausland, unter Berücksichtigung ihrer
Fähigkeiten und der persönlichen Neigungen, gewährleisteten.
Die Beliebtheit, die Brepohl
in den für die deutschbrasilianische Gesellschaft weniger wichtigen
und deshalb von den offiziellen Vertretern des "Alldeutscher
Verbandes" weniger oft besuchten Siedlungen erlangte, dürfte von
einigen Mitgliedern der örtlichen Ämter anerkannt worden sein, denn
deren Tätigkeiten verbaten andere Organisations- und Vereinsformen repräsentativen Charakters,
da in deren Programmen keinerlei politische Forderungen enthalten
waren. Jedoch Hessen diese informellen Verbindungsmänner der sozialen
Kontrolle - noch dazu als "Randfiguren" - nicht die Interessen der gut
situierten Sozialschicht angreifen, gleich ob sie zur deutschen
Gemeinschaft gehörten oder nicht.
Seyferth (1974) zeigt, dass auf jeden Fall in
Santa Catarina und Paraná, die ökonomische Entwicklung dieser
gesellschaftlichen Untergruppe markante soziale Unterschiede
hervorrief: nach Meinung der Verfasserin dieser Abhandlung werden von
den 30er Jahren an die Erträge der Kolonisten mit grossem Interesse
daran zur Handelsware, so wie auch landwirtschaftliche Geräte,
strassenbautechnisches Zubehör und Hausbaumaterial mit grosser
Intensität in den sogenannten vendas (Krämerläden) vertrieben werden. Diese vendas funktionierten wie Finanzierungsinstitute, indem
sie verzinstes Geld zwischen den Erntezeiten verliehen und die Ersten
der Siedler unter Hypothekarbelastung einlagerten. Diese Transaktion
erlaubte ihnen eine Sondereinnahme, die im Stadtgebiet zum Baum oder
Ausbau von Fabriken, Handelsniederlassungen und
Dienstleistungsbetrieben verwendet werden sollte. Durch die Verarmung
der Kolonisten, aufgrund von Verschuldung und Landaufteilung wanderten
diese in die Städte ab und verdingten sich als schlecht bezahlte
Fabrikarbeiter bei ihren Landsleuten, den "ethnischen Genossen".
Dieser Prozess wurde indirekt von Brepohl
in Frage gestellt, der ihn vielmehr ansah als eine Vorstufe der
Proletarisierung der Emigranten (1932 c). Seine Ansicht lässt eine
bestimmte Opposition erkennen, und er selbst bezieht sich darauf. In
einigen seiner Texte erwähnt er, dass er wegen seines Eingreifens in
weltliche Dinge (Handelsgeschäfte) schon viel Kritik erhalten habe,
er, der sich einzig und allein mit Angelegenheiten im Zusammenhang des
Glaubens beschäftigen sollte. Ausserdem war er ja ein Ausländer, der
sich in Fragen der nationalen Politik einmischte, aber es gibt noch
eine weitere Anklage, die in Brepohl eine
scheinbar grössere Empörung hervorrief, nämlich die, dass er kein
richtiger Pastor sei, da er ja in Deutschland keine Universität
besucht habe (1933 g). Brepohl erwähnt
den Namen des Autors dieser Denunziation in seiner Entgegnung nicht,
sondern nur den Titel des von der "Neuen Deutschen Zeitung"
veröffentlichen Artikels: "Pestilenz im Dunkeln". Man weiss nicht, ob
jene Kritik von einem weltlichen Vertreter gemacht wurde, der
unzufrieden mit Brepohls Hilfsaktionen
für die Siedler war, oder von einem Theologen, dem Brepohls
Führungseigenschaften missfielen; gleich, von welcher Seite es kam, Brepohls Antwort war unverkennbar: Er fühlte
sich stark angegriffen und erklärte, dass er effektiv "ein
unabhängiger Pastor der Landeskirche" sei und "kein Abgesandter des
Kirchenrats von Berlin", und dass er sich "der Synode von Santa Catarina und
Paraná aus eigener Überzeugung angeschlossen habe, wofür er lediglich
den Jahresbetrag im Wert von 1000 Dollar aus Deutschland erhalte”. Er
gibt zu, dass er keine Universität besucht habe, weil
sein Vater ein armer Bergarbeiter gewesen sei, aber dass er dennoch
mit reinem Gewissen sagen könne, seine Aufgabe, Gott treu zu sei und
dem Volks - und Deutsch-Brasilianertum[122]
zu dienen, mit absoluter Hingabe ausgeführt habe (1933 g).
Zu derselben Zeit unterstellt man Pastor Brepohl auch, seinen eigenen Berichten nach,
dass er nicht nur bei weltlichen Geschäften mitwirke, sondern sogar
ein eigenes unterhalte, nämlich einen Buchhandel. Als Antwort auf
diese Kommentare verfasst er einen extrem polemischen Artikel, der
mehrmals und in verschiedenen Tageszeitungen aufgelegt wird, in
Auszügen oder vollständig. Hierin beschränkt er sich nicht nur auf
seine persönliche Verteidigung, sondern erstreckt die auf ihn
bezogenen Angriffe auf alle deutscher Herkunft und denunziert
schliesslich seine wahren Gegner.
In diesem Artikel richtet er sich gegen eine
andere ethnische Gruppe, nämlich die Juden. Mein Kampf
in der deutschbrasilianischen Presse gegen jüdischen Missbrauch des
Auslandsdeutschen Idealismus (1932) schneidet die Judenfrage
an und die daraus
hervorgehenden Konsequenzen für die deutsche Gemeinschaft in
Brasilien. Brepohl beschreibt detailliert
seine Strategien gegen die von ihnen aufgestellten Fallen, mit denen
sie die Deutschbrasilianer schädigen wollen. Aber worin bestehen diese
Fallen? Der Autor klärt uns auf über ein Programm eines Leseclubs, der
angeblich für die Verbreitung der deutschen Kultur in Südamerika in
den Jahren 1929 und 1930 gegründet wurde. In Wirklichkeit handelt es
sich nach Meinung des Autors jedoch nicht um einen Klub, sondern um
einen von dem polnischen Juden Ivan Rothgiesser
aus Berlin gegründeten Betrieb. Brepohls
Meinung nach wurde das Deutschtum als "milchspendende Kuh" benutzt für
die Finanzinteressen dieses Betriebs; bzw. konnte der Firmenbesitzer
seine Geschäfte nur tätigen, weil während der Weimarer Republik viele
Juristen jüdischer Herkunft waren und die Deutsche Buchgemeinschaft
(DBG) eben aus diesem Grund siegreich aus diversen, gegen sie
geführten Prozesse, hervorging.
Sie erhielten Schenkungen, um Bücher aufzulegen,
die im Ausland verkauft werden sollten; aber sie behielten sie sich
für ihren eigenen finanziellen Gewinn vor. Brepohl
beschuldigt die Teilhaber der DBG, sich dem Welt-Judentum
angeschlossen zu haben in einer ganz klaren Haltung zum jüdischen
Verschwörungsmythos, propagiert durch die "Protokolle der Gelehrten
Zions".
Die ökonomische Entwicklung dieses Betriebs
schädigte durch ihre charakteristische Beherrschung der Marktlage
andere deutsche Buchhändler. Wenn die DBG sich aus Propagandazwecken
als nichtgewinnbringenden Betrieb erklärte, so war sie es - juristisch
gesehen - nicht, denn ihre 8000 Teilhaber hatten kein Stimmrecht bei
Beschlussfassungen. Und, schlimmer noch, die führten eine Propaganda
durch, die deutsche Autoren angriff oder gar kriminellerweise
Textfälschungen vornahm, wie zum Beispiel bei Gustav Freitags "Soll
und Haben".24
In Brasilien hatten sie - die DBG - auch ihre
Vertrauensmänner. Der wichtigste von ihnen war Alfred Hodtke,
Mitglied des Deutschen Jugend-Bundes, der für Zeitschriften mit
kommunistischer Tendenz (ihre Namen wurden nicht genannt) Artikel
schrieb. Er muss Kritiken verfasst haben gegen die Denunziationen Brepohls. Darin stellt er beobachtend fest,
dass das Christentum Brepohls es erlaubt,
Juden anzugreifen, sofern es sich um die Ausübung der Toleranz
handelt, verkündet durch die Protestanten. Er argumentiert ausserdem,
dass die wichtigere Aufgabe die Verbreitung der deutschen Literatur
ganz allgemein sei, und nicht die Überprüfung der ethnischen Herkunft
ihrer Schriftsteller. Ausserdem hänge vom Erfolg desselben der
Unterhalt von vielen hundert Deutschen ab. Nach Hodtke
hat die DBG ihre Mitglieder nie benachteiligt, sondern ihnen im
Gegenteil immer Verbilligungen bei Bucheinkäufen gewährt.
Bezüglich dieses Artikels greift Brepohl
zurück auf die bürgerliche Mentalität, die typisch für Juden und deren
Anhänger sei, denn durch die von der DBG angebotenen Vorteile zeige
sich deutlich die Herkunft ihrer Besitzer. Brepohl
erinnert an einen deutschen Vers, in dem es heisst:
Luther, Gotsched.
Goethe, Bismarck fragten nicht nach fremden Rat 11931. S. 18)
Die Anschuldigung, keine
christliche Einstellung zur Diskriminierung von Juden zu haben,
erwidert er wie folgt: [123]
Wir deutschen können den Juden und anderen unter
uns lebenden Fremdvölkern ruhig das Ihre lassen, wenn diese
bürgerliche Gesinnung uns bleibt. Ich bin kein Antisemit. Ich lasse
dem Juden was des Juden ist. (idem, S. 17)
Ausserdem:
Es handelt sich um viel Höheres als um den
religiösen Gegensatz zwischen Christentum und Judentum, um ganz etwas
anderes als um ein beweisen des Christentums durch Schimpfen auf die
Juden. Es handelt sich um Deutsche Art und Deutsches Wesen! Die Frage
ist keine religiöse, sondern eine des Volkstums, eine Rassenfrage.
(idem. S.- 21-22)
Gegen diese und andere gegen Brepohl
gerichtete Beschuldigungen zitiert er noch die Stellungnahme des
Herausgebers der "Neuen Deutschen Zeitung" zu seinen, Brepohls,
Gunsten. Dieser bestätigt die Legitimation des Anti-Semitismus und
alarmiert die gesetzlichen Autoritäten, in diesem Falle das Deutsche
Konsulat, zulässige Vorkehrungen zu treffen gegen diese Aktivitäten.
Es gibt verschiedene Auslegungen anderer Journalisten, die versuchten,
Artikel gegen die Handlungen der DBG zu veröffentlichen; diese wurde
jedoch durch die Zeitschrift "Jugend" zensuriert, die androhte,
jegliche Veröffentlichung zu boykottieren, die jenes Unternehmen
kritisieren würde. Diese Vorschrift muss - nach Ansicht des
Herausgebers dieser Schrift - auf den Einfluss der Ideen der "Roten
Rose" zurückzufahren sein.
Schliesslich ruft Brepohl
zur Verachtung der DBG auf und ersucht seine Landsleute im Süden
Brasiliens, keine Bücher der DBG zu kaufen, denn andererseits würden
sie dazu beitragen, dass 500 000 Juden die 60 Millionen Deutschen in
aller Welt weiterhin ausbeuten würden.
Zusammenfassend sind dies die Kümmernisse, mit
denen sich der Text befasst: eine Vielzahl von Denunziationen und eine
Mahnrede gegen eine ethnische Gruppe, die praktisch im Innern der
Südstaaten Brasiliens nicht existierte. Warum also so viel Aufsehen
wegen eines kleinen Betriebes? Brepohls
Referenzen stammen eindeutig aus Berlin, und nicht aus Curitiba oder direkt
aus Rio de Janeiro. Mit Sicherheit hielt Brepohl
es für wichtig, dieselben den Deutschbrasilianern zu übermitteln,
besonders deshalb, weil Ivan Rothgiesser,
wie auch Rosa Luxemburg seiner Ansicht nach zu einer Weltverschwörung
gehörten, die die deutschbrasilianische Gemeinde stark in
Mitleidenschaft ziehen könnte, indem sie ihr ihre internationale
Strategie aufzwingen würde. Und einesteils war dies schon geschehen,
nicht nur durch den unehrlichen Verkauft der Bücher, sondern auch
durch den Ausbeutungsgeist des Kapitalismus, der bereits viele,
darunter auch einige deutscher Herkunft, angesteckt hatte.
Aber es ist nicht auszuschliessen, dass Brepohl
auch andere Gesprächspartner ausser den Deutschbrasilianern darauf
aufmerksam machen wollte. Das musste notwendigerweise von Berlin
ausgehen, wo Anti-Semiten wie er gleicherweise die wahren Absichten
einiger Buchhändler, die ihren Vertrieb im Ausland hatte, erkannten.
Und der Titel des Artikels ist sehr suggestiv: "Mein Kampf"..., und
könnte etwas über die Identifikation des Autors mit den
nationalsozialistischen Ideen aussagen. Letzen Endes war 1927 in
Deutschland Adolf Hitlers Werk Mein Kampf,
mit seinem radikalen
Anti-Semitismus, veröffentlicht worden und war möglicherweise schon in
Brepohls Hände gelangt der ja ein eifriger
Leser von allen Texten seiner Heimat war und in deren Tagesblättern er
einige Male seine eigenen Ideen und Meinungen veröffentlichen konnte.
Wenn das die Geopolitik Brepohls
war, wird er sich absolut folgerichtig beunruhigt haben durch die
Tatsache, dass der kapitalistische Geist, der sich bereits in
Gewinngier der Industrien in Santa Catarina
und Paraná abzeichnete; sowie durch
die kommunistische Gefahr, die sich in den Orden des Deutschen
Jugendvereins von Porto Alegre und die Anhänger der "Roten Rose" eingeschlichen
hatte; und diese kapitalistischen und kommunistischen Ideen
verschworen sich gegen sein Vaterland, und die Deutschstämmigen
mussten seiner Meinung nach also zur Verteidigung bereit sein. Auch
wenn im Süden Brasiliens nicht viele Juden ansässig waren, so genügte
ihr Auftreten in Deutschland selbst doch schon, damit die Immigranten
sich in den Kampf um das Deutschtum einliessen. Wie der Alldeutsche
Verband schon kundgetan hatte, so handelte es sich eben nicht nur um
eine Völkergruppe unter diversen anderen, sondern um eine vorrangige
Rasse.
Die Abschaffung der Grenzen
In einem Tageblatt von 1933[124]
gibt Brepohl bekannt:
Der Liberalismus, die Idee der französischen
Revolution von 1789, die auch Deutschland erobert hatte, und in ihm
1918 restlos zur Macht gelangt war, ist tot. An Stelle des dem
Liberalismus eigentümlichen individualistischen Denkens tritt
körperschaftliches der Gemeinschaft, Volk, auffasst, diese jedoch
soziale Pflichten auferlegt. (...)
Die Sozialdemokraten (...) fühlten sich nicht
zum Totengräber des Kapitalismus berufen, sondern wollten Arzt an
seinem Krankenbett sein. (...) Die Sozialdemokratie ist auch tot.
Hatten unsere Alt vorderen ihre Mark
Genossenschaften, so schuf die nationale Revolution die
Volksgemeinschaft. (...)
Die nationale Revolution (...) grifft über das
Politische hinaus, erfasste - das geistige und seelische Leben unsere
Volksgenossen im Reiche von Grund aus und ging daran, es völlig neu zu
gestalten. (...)
Die nationale Volksgemeinschaft ist vertiefte
Kameradschaft - Gemeinschaft am wohl und wehe des Volks ganzen *
Blutsgemeinschaft. (...)
Sicher ist, dass das Judentum im Reiche einen
weit über seine zahlenmässige Stärke hinaus reichenden Einfluss besass
(...) es stellt ein Hundertstel der Bevölkerung dar, als so hat es
Anspruch auf ein Hundertstel aller Stellen. (S. 5-8)
Hierdurch weist der Verfasser seine Leser auf
den Sieg der Nationalsozialisten hin. Der Liberalismus, Marxismus, das
Judentum und die Politik, also die "Aussenwelt", ist verschwunden. All
das, was das Deutschtum bedrohte, verlor seine Relevanz, denn die
Revolution von 33, im Gegensatz zu der von 1918, ist eine echte. Es
handelt sich dabei nur um eine Veränderung der Staatsform, sondern
Sie begnügt sich nicht mit dem an sich
bedeutungslosen Wechsel einer Staatsform; der Bundesstaat wurde zum
Einheitsstaat. (...) Laut Goebbels, "Diese Revolution nicht nur
nationale sein soll, sie ist eine nationalsozialistische Revolution -
sie ist von uns gemacht worden.
Für Brepohl muss
derjenige - und das gilt insbesondere für die Deutsch-Brasilianer der
sich zum Nationalsozialismus bekennt, gewillt sein, seinen Reichtum
und Besitz zu teilen. Nur die Armen interessieren die Revolution!
Dies ist ein Jahr, in dem sich Brepohl
intensiv der Redaktionsarbeit widmet. Er verlegt einige Berichte über
Zigeuner - eins seiner Hauptinteressen [125]
neu, einiges über die Wolgadeutschen, und sogar über ein für ihn neues
Thema, die brasilianische Geschichte, in der er in der Hauptsache
Mauricio Nassau - in Wirklichkeit ein Deutscher und kein Holländer,
Dom Pedro II. - Sohn einer Österreicherin - und noch über die
deutschen Wissenschafter, die zusammen mit Cabral
nach Brasilien kamen, berichtet. Er
bringt auch Reden und Gedichte deutscher Dichter und Schriftsteller
heraus, informiert genau über den wirtschaftlichen Aufstieg
Deutschlands, und berichtet über seine Besuche in verschiedenen
Jugendlagern und Heimen, über Turniere und Sportveranstaltungen, die
Organisation von Frauenvereinen und über deutschbrasilianische
Klub-Treffen. Eigenartigerweise stehen die Texte der pietistischen
Lehre jedoch immer erst an zweiter Stelle und tauchen dann überhaupt
erst wieder am Ende des Jahrzehnts auf. Und es ist klar, dass in
diesen Broschüren die Ereignisse im Zusammenhang mit Hitlers Aufstieg
und dem Nationalsozialismus am intensivsten beleuchtet werden.
In einem anderen Artikel (1933 f) erklärt Brepohl, warum die Deutsch-Brasilianer die
eben erwähnten Ereignisse mit Recht feierlich begehen müssen: für den
Autor ist der Sieg des "Erben von Bismarck" auch etwas, was das
deutsche Volk im Ausland Angeht. Denn ausser, dass Hitler für einen
sehr entscheidenden Schritt in der deutschen Geschichte verantwortlich
war, war er ja - ausserhalb des Reiches geboren - selbst wie ein
"Auslandsdeutscher", der um die Anerkennung seiner deutschen
Staatsangehörigkeit kämpfen musste. Nach Hitlers Worten, die Brepohl
im Folgenden wiedergibt, heisst es,
Jeder Deutschblütige,
unabhängig davon wo er geboren wurde, ist unanfechtbar als
Reichsdeutscher anzusehen (1933 f, S. 5)
Das bedeutet, dass der Führer
anerkennt, dass die Deutschen aus dem Ausland ihrer Heimat
(Deutschland) gegenüber die gleichen Rechte haben; daher sein
Versprechen der Erweiterung des Lebensraumes. Obwohl er nicht erwähnt,
wie er dieses Projekt durch - führen will, geht daraus doch klar
hervor, dass die hauptsächlichen Nutzniesser davon die
Auslandsdeutschen sei würden.
Im weiteren Verlauf dieser Schrift zitiert er
seiner eigenen Meinung nach, wichtigere Abschnitte aus der Rede der
Machtergreifung des neuen Reichskanzlers:
- Den grosszügigen Ausbau der Altersversicherung
durch Verstaatlichung des Leibrentenwesens. Jedem bedürftigen
Deutschen Volksgenossen wird von einem bestimmten Lebensalter an oder
bei vorzeitigem Eintritt dauernder Erwerbsfähigkeit eine auskömmliche
Rente sichergestellt;
- Die Beteiligung aller an schöpferischen und
Werteschaffenden Unternehmungen beschäftigten je nach Leistung und
Alter an den Erträgnissen des Werkes unter gleichzeitiger mit
Verantwortlichkeit für die Erfüllung der volkswirtschaftlichen
Aufgaben des Werkes;
- Erziehung aller auf nicht Ehrlicher Arbeit
beruhenden Kriegs- und Revolutionsgewinne, sowie von Hamster - und
Wuchergut und deren Verwendung für den Ausbau der sozialen Fürsorge;
- Erziehung der Jugend zu körperlich gesunden
und geistig freien Menschen nach den grossen Überlieferungen des
deutschen Geisteslebens;
- Volle Religions-
und Gewissensfreiheit;
- Besonderen Schutz der christlichen Glaubens
Bekenntnisse;
- Unterdrückung und
Fernhaltung von Glaubenslehren, die dem Deutschen Sittlichkeitsgefühl zuwiderlaufen und deren
Inhalt staats- und volkszerstörenden Charakter trägt;
- Freiheit der Lehre auf den deutschen
Hochschulen. Heranbildung einer Führerschicht von charaktervollen -
Männern. (1933f, S. 11-12)
Die von Hitler hervorgehobenen Punkte zeigen nichts Aufsehenerregendes: das
Grund-Ausbildungsprogramm, oder die Altersversorgung, zum Beispiel,
prägten sich wie abgedroschene Slogans verschiedener Parteien und anderer europäischer
Programme schon seit längerer Zeit ein. Insbesondere in Deutschland
gab es diese Parolen ja seit dem 19. Jahrhundert, als Bismarck unter
dem Druck der Sozialreformen eine Reihe von Wohltätigkeitsaktionen
zugunsten der Arbeiterklasse einführte, um negative Propagandaeffekte
seiner Widersacher zu reduzieren.
Der Konflikt oder die Abschaffung illegal
erworbenen Besitzes lässt in erster Betrachtung eine Massnahme des
Staates vermuten, ist jedoch spezifisch eine der Polizei, die schon
seit ihrer Entstehung die Kontrolle des oben erwähnten übernahm, was
relativ unabhängig von einem Parteiprogramm war. Bezüglich des Verbots
einer "gegensätzlichen Lehre zur deutschen Moral " und der "Abwehr
negativer Beeinflussung" konnte das scheinbar noch eine Neuerung in
der Demokratie und dem Liberalismus der Weimarer Republik sein, denn
es waren Massnahmen, die ja eine Aufgabe der Regierung in diversen
offiziellen Instanzen darstellten; wir erinnern daran, dass selbst Brepohl durch das preussische
Erziehungsministerium im Jahr, 1910 dazu ernannt worden war, Filme und
pornographische Literatur zu zensieren. Gerade der Anti-Semitismus
hatte sich schon in den vergangenen Jahrzehnten in die soziale
europäische Vorstellung eingeschlichen - und in dieser Hinsicht wurden
die Massnahmen der effektiv neuerungswütigen Regierung Hitlers gegen
diese ethnische Gruppe Brepohl erst
später klar.
Diese Wiederholung, die dem Autor aber wie eine
Neuigkeit erscheint, darf nicht als ein Zeichen der Schwäche der
totalitären Bewegung angesehen werden, sondern ist im Gegenteil eine
ihrer Stärken: Letzen Endes waren diese Reden und Parolen nicht nur
sehr allgemein verständlich, sie konnten auch von irgendjemand
vorgetragen werden. In dieser Zeit findet man eine Vielzahl an
Schriften, die auf die notwendige Hilfe für Arme, Kinder und
Arbeitslose hinweisen und damit an die christliche Moral pochen. Sie
dienten diversen Politikern als Rhetorik und sind bis zu einem
bestimmten Punkt unabhängig von deren parteilicher Zugehörigkeit.
Adorno bestätigt, dass die Absicht dieses
Mechanismus mit all seiner Eigentümlichkeit weniger die sei, dass der
Führer der Volksmasse der faschistischen Regierung die Figur des "Supermanns" darstelle,
sondern eher eine kollektive Projektion des impotenten "Ichs" jedes
Einzelnen. So ist die Popularität grösser, je ähnlicher ein
Volksführer dem einfachen Mann ist. In Anbetracht der von Hitler
ausgeübten Funktionen im Spiel der Verführung des Regimes, erinnert er
an Charlie Chaplin in dem Film "Der grosse Diktator", in der
Ähnlichkeit zwischen dem Führer und dem Frisör des Ghettos (1985, S.
220/21).
Und eben Brepohl
scheint Vorbild anzustreben. Wenn bislang die Schriftstücke sich durch
die Verschiedenheit ihrer Themen, Erwähnungen der gelehrten Autoren
und einer überzeugenden Rhetorik bzgl. der bekanntgegebenen Siege
Hitlers charakterisierten, so werden dazu immer wieder dieselben Worte
benutzt und zwei oder drei gleiche Argumente, die zur Lösung der
verschiedenartigsten Probleme dienen, ob sie nun politischer oder
persönlicher Art seien. Zusammenfassend bestätigt er, dass der
Nationalsozialismus das Deutschtum verstärke, das Deutschtum sei die
Nation, die Nation eine einzige grosse Familie, der Führer der Vater
dieser Familie, oder, genauer ausgedrückt, der älteste Bruder aller
Deutschen (1933, S. 10 – 11).
Was sich jedoch auf die religiösen Aspekte bzgl.
bezieht dem deutlichen Rassismus der neuen Lehre gegenüber, so nimmt
seine Ausdrucksweise einen eigenen Charakter an, denn er beschränkt
sich nicht nur auf die Wiederholung der Worte des Führers, sondern
verstärkt diese indirekt auch noch. Für ihn erhebt sich die
germanische Rasse durch den Aufstieg und die Erfolge Hitlers zur
Kategorie der Auserwählten, mit einem Auftrag, der sich nicht nur auf
die eigene Sippe beschränkt, sondern sich auf alle Völker ausdehnen
müsse.
Und mit dieser Anschauung steht
Brepohl nicht alleine da. Man muss daran
erinnern, dass die Rein-Erhaltung der Rasse als ein Göttliches Gebot
eine "Wahrheit" war, die schon seit einiger Zeit von vielen
deutschbrasilianischen Pastoren akzeptiert wurde. Wenn anfangs das
Deutschtum ein Gefühl ausdrückte, dass mit dem Luthertum wetteiferte,
um die Erhaltung der Konfession zu garantieren, so war es jetzt
umgekehrt, nämlich zur Vergötterung der deutschen Nation.
Wir möchten in diesem Zusammenhang auf die Worte
Hermann, Dohms hinweisen, dem Präsidenten der Synode von Rio Grande,
die er eben zu dieser Zeit aussprach:
Der Sieg Adolf Hitlers hat zur klaren Erkenntnis
gebracht, dass die Staatszugehörigkeit nicht die Volkszugehörigkeit
bestimmt, dass "der Staat wohl die Voraussetzung ist zur Bildung einer
höheren menschlichen Kultur, aber nicht die Ursache derselben. Diese
liegt viel mehr ausschliesslich im Vorhandensein einer zur Kultur
befähigten Rasse” (...) erst die Umwälzung in Deutschland rüttelte uns
auf und gab uns unser ganzes Volksbewusstsein wieder, nämlich: dass in
der Zugehörigkeit zu dem ruhmreichen deutschen Volk auch in aller
Zukunft unsere Kraft für die Erfüllung der unserem Volke von Gott
mitgegebenen Kulturaufgaben wurzeln wird. (1934. S.91-92)
Weniger elegant ausgedrückt könnte dieselbe
Überlegung mit Hitlers Worten übersetzt werden, in
einem Text, den Brepohl als lobenswert
befand, als er versuchte, seiner Leserschaft zu erklären, warum die
Juden als Anti-Rasse zu verstehen seien:
Jedes Tier verbindet sich immer nur mit einem
Artgenossen. Die Biene bleibt im Bienenstock, der Buchfink beim
Buchfinken, der Storch usw. Dieser Instinkt ist in der ganzen Natur zu
finden.... und hat zur Konsequenz, dass eine mächtige Barriere nicht
nur zwischen den einzelnen Rassen und Arten, sondern auch ganz
allgemein zur Aussenwelt aufzubauen ist. wie auch die natürlichen
Veranlagungen zu vereinheitlichen sind. (Hitler, [1927], 1983, S.
185-86)
Oder auch:
Der Germane des amerikanischen Kontinents
kämpfte sich durch bis zur Beherrschung desselben, um sich rein und
unvermischt zu erhalten und das kam nur fortdauern solange er nicht
der Sünde der Blutsvermischung verfällt (Idem. S. 186)^7
Die Ähnlichkeit dieser Reden mit denen Brepohls
bestärken uns in unserer Hypothese, dass er von einem Tag zum anderen
die Grenzen zwischen Deutschland und Brasilien aufhob. Dieser
imaginäre Raum des Deutschtums, das die territorialen Grenzen
überschreitet, ist unserer Meinung nach eine Folge seiner eigenen
Erfahrungen: Brepohl befand sich zur Zeit
des Kriegsausbruchs in Deutschland, war Zeuge der psychologischen
Wirkung des Versailler Vertrags auf die Mittelschicht, fühlte sich
gleichermassen gedemütigt durch die wirtschaftliche Situation der
Arbeitslosen und Emigranten; später in Brasilien unterstützte er eine
Gemeinde, die aus der gleichen Sozialschicht stammte, Menschen die
"nicht in ihrer Heimat bleiben konnten, solange so viel fremdes Blut
die gleichen bürgerlichen Rechte genoss" (1933, S. 4) - und er selbst
konnte ja nicht aufsteigen zu weltlichen oder geistlichen Ämtern durch
Machenschaften parteipolitischer Art. Nach seiner persönlichen
Anschauung des historischen Prozesses übte Brasilien lediglich die
Rolle des Wohnsitzes aus, und er hoffte, nur eines provisorischen.
Zusätzlich lässt sich eine Identifizierung des
Erzählers mit dem Wiedergegebenen erkennen: In einer seiner
Erzählungen, wie in der Auswahl der Programmpunkte der NSDAP, wählt Brepohl Episoden aus dem Leben des Führers die
scheinbar eine Projektion seines eigenen Lebens sind.
Obwohl der Autor diesen
Abschnitt nicht ausdrücklich erwähnt, so scheint das Kapitel "Volk und
Rasse" aus dem Buch Mein Kampf doch eins der beliebtesten von
Brepohl zu sein, denn er versteht
darunter, dass diese Thesen sich protestantischen Diskurs seiner Zeit
inspirierten. (Siehe: Brepohl, 1931,
19321, 1933 f, 1933 h. und Fugmann, 1926)
In der Biografie, die er über Hitler schreibt
(1933 f), stellt er ihn, wie schon erwähnt, als Auslandsdeutschen vor,
jemand der, obwohl "Deutscher”, doch am Rande der wichtigsten
Ereignisse seines Vaterlandes lebt. Der Führer stammte aus einer armen
Familie, seine Grosseltern waren einfache Bauern, der Vater Arbeiter,
seine Mutter eine schlichte, liebevolle Frau. Der Vater, der durch
eigene Energie einen etwas besser bezahlten Posten als Zollbeamter
errungen hatte, starb früh; drei Jahre danach auch seine Frau. Das
einzige Erbe, das die bescheidenen Eltern (sic) dem Sohn
hinterliessen, war die Liebe zum Vaterland und das Interesse an
deutscher Literatur.
Hitler wurde auch wegen seiner freiwilligen
Kriegsteilnahme gelobt; aber er konnte trotz seines dort bewiesenen
Mutes nicht avancieren. So wurde auch sein Talent des Autodidakts
nicht anerkannt, denn zu der Zeit waren nur die Formen der
massgebenden Kenntnisse als Kriterien des sozialen Aufstiegs gefragt.
Aber, wenn ein gut ausgebildeter Lehrer von Hitler durch dessen
Redekunst übertroffen wurde, lässt sich fast voraussehen, was dem
folgen würde. Nach den Worten des Autors:
Möchte die Intelligenz turmhoch über den Beamten
oder Offizier stehen, sie war wertlos, wenn nicht amtlich
abgestempelte Schulzeugnisse vorgelegt werden konnten. Solch ein Mann
galt höchstens als belesen, nicht als gebildet. Heute ist dieser
"Halbgebildete Gefreiter" deutscher Reichskanzler. (1933f. S. 8)
Das Erbe, das die Eltern Hitler
- nach Auslegung des Autors - hinterliessen, nämlich die Liebe zum
Vaterland und das Interesse an Literatur, machte uns aufmerksam; die
Heimat war, seit Brepohls Kindheit, immer
beschrieben als etwas, das man uneingeschränkt und opferbereit liebte,
jedoch auch zärtlich und manchmal leidenschaftlich, einem Gefühl, das
er in seinem Familienleben nicht kennengelernt hatte. Aber dies war
keine ausschliessliche und einschränkende Erfahrung für den Menschen
Wilhelm Brepohl; sie war eher das, was
Wilhelm Reich versteht als das psychologische Fundament des nationalen
Narzissmus, typisch für den Bürger des Proletariats, der sich selbst
im Chef wiederfinden möchte und sich stets als Verteidiger des Volkes
versucht. (1974, S. 61 u. w.)
Ausser der gleichen sozialen Herkunft Hitlers
und Brepohls empfand sich auch letzterer
als Autodidakt, der den Akademikern der Landeskirche gegenübertreten
musste, wie auch Politikern. Aber wenn er jetzt als Repräsentant der
deutschen politischen Bewegung in Brasilien anerkannt werden könnte,
so hätte er endlich die Chance, seinen privaten Lebensraum zu
erweitern. Und obwohl der Pastor Brepohl
nicht als Soldat im Krieg war, so hatte er doch als Mitarbeiter des
Roten Kreuzes die Leiden seiner Mitbürger hinter der Front erlebt. [126]
Aber kommen wir auf den religiösen Aspekt
zurück; wir können folgendes feststellen: Beim Durchblick der
herausgegebenen Veröffentlichungen während der Aufstiegszeit Hitlers
fanden wir nicht ein Schriftstück in Verbindung mit Überlegung zur
pietistischen Lehre, bis dahin doch Brepohls
wichtigste Thematik. Aber dieses Fehlen ist nur scheinbar, oder -
falls es tatsächlich bestand -, ist erklärbar, denn die von Brepohl
verteidigten Glaubenssätze wurden in ihrer Funktion durch andere Dinge
ersetzt, die die gleiche Wirkung zu haben schienen; und Brepohl
selbst erläutert seine neue Soteriologie.
Das ganze
Deutschtum soll es sein, (1933),
so predigt das vereinte deutsche Volk, eine Einheit, die bisher nur in
Träumen erscheinen konnte, oder in der Erinnerung der Vorfahren,
genauer gesagt jener Vorfahren, die im Jahr 9 n. Chr. die Römer im
Teutoburger Wald besiegt hatten. Eine Gemeinschaft, die in kleinen
oder grossen Vereinen zusammentrifft, jedoch auch individuell, "denn
Leib und Seele sind jetzt durch denselben Wunsch verbunden”.
Im folgenden Abschnitt nimmt Brepohl
eines seiner Lieblingsthemen erneut auf: Das Verderbliche des
Kapitalismus, was er interpretiert als ein Symptom der Macht des
Gottes Mammon über die Erde. Dieser herrschte durch die Männer des
internationalen Handels, durch korrupte Regierende und Unruhestifter,
gegen ihn entsandte der alte Gott, "der keinen Deutschen bei seinen
grossen Aufgaben verlassen würde”, Hitler, einen Mann echten deutschen
Blutes, den von Goethe erträumten wirklichen Faust, einen Soldaten,
der freiwillig sein Blut im Krieg fürs Vaterland vergoss, Opfer
bringen zur Ehre seines Volkes und dadurch zum langerwarteten Helden
werdend.
Später bringt Brepohl
einen anderen Kommentar; angeregt durch die alten Schriften erklärt
er, dass seit undenklichen Zeiten die Zahl "sieben" eine heilige Zahl
ist, und dass es genau sieben Personen waren, die die deutsche
Freiheitsbewegung [127]
gründeten. Und es war dank der Beharrlichkeit der sieben Männer, dass
sich jene Ideale bis zum 12. November 1933 multiplizierten, dem Tag
der Volksabstimmung, die dem neuen Kanzler die uneingeschränkte Macht
übergab: 40.588.800 Personen sagten "ja" zu Hitler, daraus entstand
die Einheit, eine, die ihre Wirkung bereits tat: "Jetzt erkennen
selbst die Franzosen an, dass Deutschland nicht wie ein Handelsobjekt
behandelt werden kann" (S.5). Und er fügt noch hinzu, dass "niemand
mehr daran zweifelt, dass Hitler das Chaos unter Kontrolle bringen
wird. Jetzt ist es an der Zeit zu arbeiten, arbeiten mit aller
erdenklichen Energie, denn das vereinte Proletariat wird ganz sicher
die Macht ausüben" (S. 8*9)
Dies sind einige Überzeugungen, die einen
Pietismus darlegen, der seine Naivität verloren hat. Die Einheit
beschränkt sich nicht auf einen existenziellen Zustand, der die Freude
an der Verbrüderung mit sich bringt, sondern übt eine objektive
Funktion aus - die der Krafterzeugung, und eben daraus entsteht die
Macht. Von da an wäre die innere Freiheit nicht mehr genug, und man
würde nicht nur den Gehorsam der derzeitlichen
Macht gegenüber erwarten, sondern eine hingebungsvolle und freiwillige
Unterwerfung, eben weil keine zeitbegrenzte Macht der Welt einer ihr
transzendent erscheinenden Autorität Widerstand leistet. Indem Brepohl diese Weltanschauung adoptiert, löst
er sich der Pietist von Luther und zeigt eine andere Stellung: den
Wunsch nach einem profanen Kairos, und das Rachegefühl gegen
denjenigen, der seine Denkweise nicht akzeptiert.
Numerologie, Blutsopfer, ein Erretter, der aus
der eigenen Sippe hervortritt, das sind Teile der jüdischen Mystik,
die das Kommen eines anderen Retters einleiten, welcher die Geschichte
zerstören wird und der, nachdem tausendjährigen Glauben, von nun an
über die Welt herrschen würde;
Deutschland auf. dein Retter
naht. Der Liebe Knecht, der Armut Fels Er führt das einstige
Proletariat
Als erste Brüder der Welt (...)
Deutschen Volk, in Hitler naht
Der Einheit Kraft; er 1st der Held Der führt zum Sieg das Proletariat
Das deutsche, zur Rettung der Welt. (1933. S. 10-11)
Allerdings, damit die Theonomie Brepohls
auch für den Deutschbrasilianer gültig würde, wäre es nötig, dass
dieses Volk einen Führer gewählt hätte, um ein Staat zu gründen. Oder,
anderer Weise, könnte der Heilige Herr ein Heer senden, um eine
Regierung aufzuerlegen. Aber Gott blieb schweigend.
Die Ankunft in Brasilien
Am 9. Januar schrieb Brepohl
einen Mitarbeiter des Propaganda-Amtes einen Brief mit der Bitte um
Material zur Verbreitung deutscher Literatur in Südamerika. Er stellt
sich selbst vor als ein Mann, der bereits seit den zwanziger Jahren
als Nationalsozialist bekannt sei. Als Beweis der Aufrichtigkeit
seiner Worte fügt er dem Brief einen in Brasilien veröffentlichen
Artikel bei, Nationalsozialistische
Revolution
und Volksgemeinschaft. Kurz
danach fordert er in Deutschland 50 Exemplare Mein Kampf
an, ausserdem Bücher der
Grimm'schen Märchen sowie welche, die Revolutions-Darstellungen
enthielten, aber auch Zeitschriften und Kalender zur Unterhaltung der
weiblichen Leserschaft.
Als Antwort erhält er ein von Rosenberg
unterzeichnetes Schreiben, indem er ihm für die Verbreitung des
Nazismus im Ausland dankt. Von da an unterhält er regulären
Briefwechsel mit den Regime- Mitarbeitern und beginnt, in dem von ihm
herausgegebenen Tageblatt
"Deutsches Volksblatt für Paraná und Santa Catarina" die
Materialen
zu veröffentlichen, die er von der Auslandsorganisation erhält;
ausserdem die Reden von Goebbels, Rosenberg, Hitler und Cossel
(letzterer war der Führer der NSDAP in Brasilien).
Von 1935 bis 1941 werden jedoch die
Veröffentlichungen von Brepohl immer
seltener; die Zwangsmassnahmen des Neuen Staates, die diese
Aktivitäten einschränkten, zogen natürlich auch Brepohls
Herausgaben in Mitleidenschaft. Aus diesen Jahren wissen wir über Brepohl nicht allzu viel, nur, dass selbst
Mitarbeiter des Deutschen Konsulats seine Artikel mit einiger Reserve
beurteilten, denn sie meinten, dass diese die guten diplomatischen
Beziehungen zwischen beiden Ländern beeinträchtigen könnten.
Im Jahre 1943, als Brasilien die diplomatischen
Beziehungen zu Deutschland bereits abgebrochen hatte, schickte Brepohls ältester Sohn über das internationale
Rote Kreuz einige Nahrungsmittel an seine Schwester, die in
Deutschland verheiratet und ansässig war. Dieser
Lebensmittelüberweisung legte er eine Nachricht bei, dass seine Eltern
voll Unruhe auf ein Lebenszeichen von ihr warteten, da ihr Ehemann ja
zur deutschen Wehrmacht eingezogen sei. Durch diese Nachricht fand die
politische Polizei die Familie Brepohl
und internierte sie am 8.Juni 1943, in der landwirtschaftlichen
Straf-Kolonie von Porto Alegre. Von den vier Familienmitgliedern blieb jedoch
nur der Pastor für längere Zeit inhaftiert; als er später wieder
freikam, wurde er trotzdem bis Ende 1945 überwacht.
Die Gründe, die zur Gefangennahme führten, sind
in der Zeitschrift Vida Policial
von Porto Alegre
veröffentlicht, einer Zeitschrift,
die während der ganzen Kriegszeit eine Kolumne enthielt, betitelt:
"Dem Nazismus müssen die Flügel geschnitten werden". Darin wurde,
etwas sensationslüstern, über "den Kampf der brasilianischen Regierung
gegen den quinta colunismo" berichtet, es enthielt illustriertes Material
mit Fotografien, Karikaturen, Namen und Adressen "notorischer Nazis"
usw. Eins der beliebtesten Angriffsziele, waren die protestantischen
Pastoren; diese Untergruppe wurde nicht nur wegen ihrer Sympathie zur
politischen Bewegung angegriffen,[128]
sondern besonders weil sie ein extrem wirksames Instrument der
Gegenpropaganda war; wie konnte man auf ein Volk reagieren, in dem
selbst Gläubige, die doch zu Brüderlichkeit und Nächstenliebe erzogen
worden waren, den Rassismus, den Krieg und die Gewalt akzeptierten?
Der Artikel über Brepohl
ist ein Beispiel dafür. Darin werden unter dem Titel "Der
protestantische Jubilar-Bischof Friedrich Wilhelm Brepohl
- ein brillanter Geist, begraben in der undurchsichtigen Finsternis
des Nazismus" die Gründe beschrieben, aus denen er verhaftet wurde.
Am Anfang wird er Leserschaft das Privatleben Brepohls vorgestellt, wahrscheinlich anhand
seiner Tagebuch-Aufzeichnungen, jedoch interpretiert nach dem
Geschmack des Journalisten. Es werden Episoden aus seiner Kindheit
erzählt, zum Beispiel die Auswirkung des Alkoholismus seines Vaters
auf die Kinder, der frühe Tod der Mutter, angeblich wegen der
Entbehrungen, die der Vater ihr auferlegte, das Zusammenleben mit den
Grosseltern, die Lähmung seines rechten Armes und Beines, sein
Fanatismus für Religion und die Deutschtum-Ideologie, seine Heirat mit
der Tochter des, Arbeitgebers.[129]
Bezüglich dieses letzten Kommentars ist zu erwägen, ob diese Wahl wohl
psychologischen Problemen entsprang, ("welche nur durch Freud oder
Lombroso erklärt werden können"), denn Brepohls
Familie litt an chronischem Minderwertigkeitskomplex, einer
natürlichen Atmosphäre, in der der Virus des Marxismus sich ansiedeln
konnte (S, 81).
Wir finden dort auch bestätigt, dass Brepohl
1924 nach Brasilien kam, eigentlich nur, um seine etwas irre
Vorstellung von Deutschtum-Ideologie zu verbreiten, das für geistig
unausgeglichene Menschen die falschen Wege ging; in dieser Situation
begann Brepohl seinen Schriftverkehr mit
den Nazis und bot sich spontan zur Verbreitung der Lehre in Brasilien
an. Wir können nachlesen, dass er in den dreissiger Jahren als
offiziell geladener Gast des III. Reiches empfangen und zum Vertreter
der NSDAP in Brasilien wurde. Trotz dieser wichtigen politischen
Stellung als Intellektueller des Nationalsozialismus wurde ihm
erlassen, offiziell der Partei beizutreten, um bei den Autoritäten der
brasilianischen Südstaaten keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Er
integrierte eine Gruppe in seinen Aufgabenbereich, die, wäre nicht der
starke Druck der brasilianischen Polizei gewesen, sicher ganz
Brasilien für Hitler gewonnen hätte.
Am Ende gibt diese Zeitschrift den Inhalt
diverser Briefe Brepohls wieder, deren
Glaubwürdigkeit uns nicht ganz klar ist; wir geben sie hier aber
derart wieder:
Von Brepohl an
Adolf Hitler:
Exzellenz! Durch eine Gruppe Klatschsüchtiger
verbreitete sich hier unter meinen Landsleuten die Nachricht, dass Sie
wie der Nationalsozialismus im Allgemeinen, von "Sozial" nur eben den
Anschein habe. (...) Diese Nachricht brachte Unruhe unter die
Deutschstämmigen. Die endlosen besorgten Fragen wurden von mir in
meiner Zeitung beantwortet: (...) Meine Zeitung stand von Anfang ihres
Bestehens an, obwohl sie kein Parteiorgan ist, in fester Überzeugung
immer zu Ihren Diensten (...) (Vida Policial, Juli 1943)
Von der Reichskanzlei an F.W. Brepohl:
Der Herr Führer lässt Ihnen für Ihr Schreiben
von 27. Juli (...) seinen besten Dank übermitteln. Er ist sehr
zufrieden, feststellen zu können, dass Sie unermüdlich in Ihren
Wochenschriften die Wahrheiten über die Weltanschauung des
Nationalsozialismus bringen. Der Führer drückt ausserdem seinen Dank
darüber aus. dass Sie eine grössere Anzahl des Werkes Mein Kampf gekauft haben, um die in
Brasilien ansässigen deutschen Arbeitskräfte mit den Ideen des
Nationalsozialismus vertraut zu machen, (idem, S. 1261.
Der Journalist beendet seinen
Bericht mit der Bestätigung, dass der Pastor Brepohl
nicht mehr aus der Haft entlassen würde, da er schon zu alt sein, sich
zu erholen. Letzten Endes könne der Neue Staat nicht zulassen, dass
kranke oder fremdartige Zellen sich in die Nation einnisteten.
Als Brepohl doch
wieder auf freien Fuss gesetzt wurde, schrieb er nichts mehr für die
Öffentlichkeit; er notierte Tag für Tag in seinem Kalender seine
Andachtsübungen, die Geburten seiner Enkel,
Geburtstage seiner Freunde und Verwandten und
den Todestag von bekannten Personen.
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wird das Evangelium verkündert. Neuhof: Zentralstelle zur Verbreitung guter
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Deutsche
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deutschen Literatur, 1925. 43 S.
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[1] Die Anzahl der Menschen, die aus Deutschland
weggegangen sind, stimmt nicht mit der verschiedenen Empfangsländer
überein, da die Eintragungen unvollständig sind, in den Vereinigten
Staaten, z. B., ist lang den Jahrzehnten von 1870 bis 1900 die Zahl
der registrierten Einwanderer höher als die der Auswanderer. Das
kommt daher, dass in den Vereinigten Staaten die Immigranten nach
ihrer Sprache und nicht nach ihrer Nationalidentität eingetragen
wurden, was eine Schätzung ergab, die Deutsche. Schweizer.
Österreicher und andere nicht unterschied. Ausser dieser Verzerrung
muss man hier noch hervorheben, dass eine kleine Anzahl von Menschen
nach Asien und Südafrika ausgewandert ist und in die in diesen
Statistiken deshalb nicht erwähnt wurde.
[2] Ausser im Süden Brasiliens gab es noch in
anderen Regionen kleine, einzelne Ansiedlungen wie z. B. Santa
Izabel und Santa Leopoldina in Espírito Santo, die jeweilig 1847 und
1857 gegründet wurden; Nova Friburgo (1819) und Petrópolis (1845) in
Rio de Janeiro; Teófilo Otoni (1847) und Juiz de Fora (1852) in Minas Gerais und
São
Jorge dos Ilh6us (1818) in Bahia. Von diesen Siedlungen sind die in
Espírito Santo die einzigen, die bis heute das Deutschtum erhalten
haben.
[3] Thomas Davatz war ein Schweizer Immigrant,
der 1857 einen Aufstand anführte gegen die Behandlung, die die
Immigranten von ihren Arbeitgebern auf der Farm von Ibicaba in der
Provinz von São Paulo erhielten. Man muss in Betracht ziehen, dass
die paulistaner Provinzregierung das Kommen der europäischen
Immigranten stimulierte, um die Arbeitskräfte auf den Kaffeepflanzungen zu
vermehren, was nicht im
Süden Brasiliens der Fall war. Dieser Unterschied brachte es dazu,
dass 1896 das Dekret von Heydt in den drei südlichen Staaten
Brasiliens als nichtig erklärt wurde. (DAVATZ, 1941 11858] und
KOTHE, 1991, s. 4 u. w.)
[4] "Einwandererlieder,
von Elsenthal, apud FOUQUET, 1974, S. 68. In freier Übersetzung:
"Hier können wir nicht bleiben/ hier können wir nicht leben/ Denn
die Hussiers und die Steuereintreiber/ Nehmen uns den grössten Teil.
[5] idem, S.
68. In freier Übersetzung: "Wir werden jetzt aufbrechen/ Nach dem
schönen Land Amerika/ Jeder packe sein Bündel/ Nur die Schulden
lassen wir hier",
[6] Aus die
Wolgadeutschen, apud DREHER, 1984, S. 35. In freier Übersetzung: Auf
Wiedersehen, undankbare Heimat/ Wir gehen nach Brasilien/ Wir
brechen mit Frau und Kinder auf/ Wir wandern in das versprochene
Land aus/ Dort gibt es Gold wie Sand/ Bald bald werden wir in
Brasilien sein.
[7] Wir beziehen uns
hier auf Autoren wie Fouquet (1974). Carlos Hunsche (1975). und
Oberacker Jr. (1968). die die Memoiren dieser Immigranten als
Mitglieder der deutschen Nation, die sie immer waren, wieder
aufzeichnen.
[8] apud FOUQUET,
1974, S. 85. In freier Übersetzung: Bleiben, gehen, gehen, bleiben/
Bleibt sich für einen tüchtige Man gleich/ Wo wir etwas nützliches
herstellen/ Ist für uns der beste Platz.
[9] Arquivo
Histórico de Joinville. Passagierliste der angeheuerten Schiffe
durch die Hanseatische Kolonisationsgesellschaft von Hamburg zur
Beförderung der Immigranten zur Siedlung "Dona Francisca".
Herausgegriffene Jahre für die Erklärung: 1852, 1853, 1854, 1860,
1861, 1862.
[10] Ausser auf
Autoren, die aus diesen Schichten stammten, und die sich der
Kolonisierung und ihrem wirtschaftlichen und kulturellen Erfolg
widmeten, beziehen wir uns auch auf Autoren der akademischen
Historiographie, wie Roche (1969). BALHANA, (1963) und MARTINS.
(1951). Von den Autoren, die diese Schichten aus denselben Gründen
die die anderen dazu brachten sie zu loben, verurteilten, d. h.,
weil sie Deutsche waren, sind Folgende zu erwähnen: ROMERO. 1906,
DARCANCHY, 1914. VIANNA. 1991(1931)
[11] Hierbei sind nicht die ethnisch gemischten
Siedlungen aufgeführt, wie z.B. die von Italienern und Deutschen,
was erst das Resultat einer späteren Politik war. in der man die
Konzentrierung einer einzigen ethnischen Gruppe in einer bestimmten
Gegend vermelden wollte.
[12] Dies ist nicht der offizielle Name dieser
Siedlung, sondern der ihr von den Einwanderern gegeben.
[14] Handwerker-Unterstützungsverein, S. 6.
[15] Betreffs der Anerkennung dieser Evolution
sind wir nicht gleicher Meinung mit Balhana (1973) und Hering
(1985), die diesen Prozess als ein exklusives Ergebnis des Fleisses
und Neuerungs-Geistes der Einwanderer ansahen. An erster Stelle muss
man die wirtschaftliche Entwicklung des Landes als Ganzes
berücksichtigen, die die Städtegründung und das Wachstum in den
Südstaaten ermöglichte. Zweitens war nicht nur und nicht im
Besonderen der Einwanderer derjenige, der den Wohlstand auf diesem
Gebiet hervorbrachte. Der entscheidende Faktor für das Auftauchen
von Industrie-Unternehmern war - nach der Logik des kapitalistischen
Systems - die Kapazität, in kurzer Zeit Kapital aufstocken zu
können, die erforderlichen Arbeitskräfte bereitzustellen und
Absatzmärkte für ihre Erzeugnisse zu garantieren. Gegen die üblichen
Interpretationen, siehe: SEYFERTH, 1974. und GERTZ, 1990, s. 606-617.
[16] In allen uns zur Verfügung stehenden
Dokumenten, konnten wir lediglich 2 Vereine finden, die sich in
ihrer Anschauung von dieser Tendenz unterschieden und sie lediglich
als halsstarrige Opposition ansahen. Es handelt sich dabei um den
"Allgemeinen Arbeiterverein", 1892 nach dem Vorbild ähnlicher
Vereine in Deutschland gegründet, mit sozial-demokratischer Tendenz,
und erst während des 2. Weltkrieges aufgelöst; und den
"Sozialistischen Arbeiterverein", anarchistisch orientiert, 1920
gegründet, und verantwortlich für die Herausgabe der Zeitung "Der
freie Arbeiter”, die bis 1930 überlebte, ebenfalls in deutscher
Sprache gedruckt. Diesbezüglich nachzuschlagen bei GERTZ. 1985. S.
75-84 und 1990, S.606-617. sowie KNIESTEDT, 1989.
[17]4
Vereine, die für Verbreitung von sogenannten Flugblättern auf dem
oben erwähnten Kongress, 1910. sorgten. Staatsarchiv Hamburg. 1910.
[18] Graga Aranha
(1868-1931) wurde in São Luis do
Maranhão geboren und hat in Recife
Rechtswissenschaft studiert hat, wo er Tobias Barreto kenngelernte,
einer
der Vorläufer Hackeis in Brasilien. Laut João Paulo Paes (1989. p.
169-75), wurde Aranha auch von Schopenhauer, Hartmann und Nietzche
beeinflusst.
[19]
In freier Übersetzung: In Brasilien, sei ruhig, wird sich
die Kultur regelmässig ausbilden, auf diesem mestitzischen
Hintergrund, weil der göttliche Geist ihr schon eingegeben ist.
Nichts kann ihren Aufflug verwirren (...) In Zukunft, wird die Zeit
des Mulatten überwunden.
[20] In freier
Übersetzung: Eine junge Mulattin sass auf der Tür-leiste: ihr Körper
und die Gedanken symbolisierten die Faulheit. Die Haare waren
zerzaust, das Hemd schmutzig und fiel über die welken Brüsten (...)
[21] In freier Übersetzung:
Man konnte es bemerken, sie hatten einen gemeinsamen Gedanken, den
praktischen Verpflichtungen nachzukommen, den Willen vorwärts zu
laufen, wie ein einziger harmonischer Körper.
[22]Graga Aranha hat im Jahre 1915 in der "Liga da
Defesa Nacional" eingegliedert, einer von dem Panamerikanismus
beeinflusster Verband, der als Ziel hatte, das patriotische Gefühl
der Brasilianer verbreiten. Sie hat sich mit dem Anti-Germanisten
identifiziert, und besonders Aranha hat sich gegen die
"Germanisierung" im Süd- Brasilien gekämpft.
^ In freier Übersetzung: Das Schicksal muss
akzeptiert werden: der Stärkste zieht den Schwächsten an: der Herr
schleppt den Sklaven, der Mann . die Frau. Alles ist Beherrschung
und Unterordnung.
[23]
In freier Übersetzung: Als die Menschheit aus dem
primitiven Leben in Richtung der Stadt gegangen ist, hat sie von dem
Sklaventum zu der Freiheit ihren Weg gemacht. Alle menschlichen
Ziele sollen die Stärkung der Solidarität, die Einheit, und die
Verminderung der Gründe des Streitens sein.
[24] in freier Übersetzung:
Der Zweck eines Lebens ist nicht die niedrige Verbindung
untereinander; was man sucht. Ist die Kunst, die Träume, (...) zu schaffen, um wie
ein Chef zu führen, wie ein Pfarrer die Herde führt. Wofür die
Solidarität und die Liebe? Wenn man sein Leben in der Gleichheit
erlebt, dann verdirbt man ein Trockenfleisch.
[25] In freier Übersetzung:
Es ist wirklich schön dieses Schauspiel, eine freie und einzelne
Beschäftigung im strengen Kontakt der Menschheit mit der Natur; aber
was wir jetzt sehen, ist der Anfang einer Zivilisation, wo der Mann
noch nicht die Natur gewonnen hat. deshalb benimmt er sich als ihr
Knecht.
1' Dank der Anforderungen des Kaisers Dom Pedro II,
wurde im Jahre 1838, das Historisch-Geographische Brasilianische
Institut gegründet Instituto Hlstórico e
Geogrqfico Brasileiro),
eine Stiftung, die die Aufgabe hatte, die Verwirklichungen der
Forschungen, hauptsächlich der Kolonialzeit zu vollziehen. In diesen
Studien, wurde oftmals der portugiesische Kolonisator als Vorkämpfer
emporgehoben. (RODRIGUES. 1969, s. 33)
[27] Mario
de Andrade (1893-1945) wurde in São Paulo geboren. Er war Musiker,
Schriftsteller und Kultur-Abteilungs-Minister aus São Paulo tätig.
Er wurde auch einer der wichtigsten Vertreter der modemisten
Bewegung in Brasilien, die Semana de Arte Moderna sich nennt. In der Literatur wurde er von den
deutschen Expressionisten beeiQusst. (BOSI, s. 390...)
[28] In freier
Übersetzung: Sie war kein Fräulein mehr. Weil das Fräulein, die
dieses Idyll anfing, durfte nicht leiden. Und das Fräulein dieser
Minute ist eine hinfällige Frau, ein leidendes Fräulein. Und weil
sie leidet, ist sie mehr als ein Fräulein, ist sie keine deutsche
mehr; sie ist ein kleines menschliches Wesen geworden.
[29] in
freier Übersetzung: Ihre Augen schlossen sich langsam, sie
erblindete ganz. Aus der Tiefe ihres Seins, erscheinen verwirrte
Wünsche und Verlangen. Leichtsinnig fühlte sie geniale Sensationen.
Und der Orgasmus! Sie hatte jetzt einen pflanzlichen Geist. Und so
verloren, so schwungvoll, die Nase vergrösserte sich, die Lippen
zerrissen, (...) sie wurde hässlich.
[30] Intellektuelle
Gruppe,
die in Recife in kaiserliche Zeit studierte, wo zuerst mal die
Entwicklungstheorie und die aus Europa wissenschaftliche Gedanken
verbreitet wurde.
[31] Gilberto Freyre
(1900- 1987) ist bekannt für seine These, die von der Existenz der
Rassen Demokratie in Brasilien handelte. Nach Freyres Meinung, gibt
es in Brasilien, im Gegenteil zu den Vereinigten Staaten, kein
rassistisches Vorurteil gegen den Neger, wegen des
Mischungsprozesses und auch wegen der Mentalität des Portugiesen.
Seine Prinzipien wurden schon von vielen Verfassern in Abrede
gestellt, wie zum Beispiel. Otavio lanni und Fernando Henrique Cardoso (in:
IANNI, 1975 u. w.). Es ist zu bemerken dass sei es in Romeros wie in
Freyres Gedanken, trotz ihrer positiven Stellung gegen die rassische
Verschmelzung, nach ihrer Meinung, sollte das weissen Volk die
Kultur und die Politik beherrschen. Ausserdem sollte der Portugiese
sich über die anderen durchsetzen, in seinen berühmtesten Werken.
Casa Grande & Senzala (1975 11933)) behauptet Freyre dass die
nord-europäischen Völker sich nicht in tropische Länder gewöhnen:
wegen ihres Bio-typus, wenn sie nach Brasilien auswandern sollten,
würden sie für Krankheiten und zu jeglichem Gebrechen empfänglich
sein. Aus diesem Grunde, war er gegen die Deutscheinwanderung nach
Brasilien. Nach unserer Meinung, lässt er in seine Ansicht in
derselben rassistischen Theorie erscheinen, die er zum Widerspruch
stehend vorhatte. Über Freyres rassistische implizit Tendenz, siehe:
WEIMER. 1980.
[32] Laut
Giralda Seyferth, (1989, S. 113-55) trotz seiner Bewunderung an
Gobineau, gegensetzte Romero seine Ideen über die brasilianische
Gesellschaft. Nach der Meinung des französischen Denkers, war die
brasilianische Gesellschaft unfähig einer Aufhebung ihres
Archaismus, dank der Existenz der unterlegenen Rassen, wie die
Indianer und Neger.
[33] A imigração e o futuro do povo brasileiro, 1886. (Die Einwanderung und die Zukunft des
brasilianischen Volkes)
[34] Er spricht
hier von den deutschbrasilianischen Zeitungen, die die hohe Steuer
kritisierten, welche sich auf die Mittelklasse konzentrierte.
[35] die
sogenannte Vargas-Ära.
[36] Der Roman
erzählt die Bahn einer zur kleinen Bourgeoisie gehörende Familie,
die aus ihrer erdichteten Stadt Jacarecanga genannt auswandert, um
in die Hauptstadt von Rio Grande do
Sul zu bewohnen. Der Chef der
Familie starb und deswegen mussten die Kinder Arbeit suchen. Dazu
bitten sie um Hilfe bei anderen besser wohlhabenden Verwandten, die
in Porto Alegre lebten. Die Bestrebungen um ein besseres "status quo" zu
gewährleisten ist das zentrale Thema des Romans, der zusammen mit "Clarissa" und
"Caminhos Cruzados” eine Trilogie umfasst.
[37] In freier
Übersetzung: (...) aus Marmor, aus Gips, aus Eis gemacht ist, aus
irgendwas anderes als aus dem Stoff von dem Vasco
gemacht ist.)
[38] in freier
Übersetzung: Zerstreut nahm er ein Magazin zur Hand (...) es waren
Prospekte aus der Berliner Olympiade. Er blätterte das Magazin
durch: Bilder aus Köln, aus Frankfurt, aus den rheinischen Städten
(...) Alles gehörte zu dieser Welt; ihre schlanke Gestalt und ihre
blonden Haare wurden ein Teil dieser kalten Landschaft, von diesem
Land wo es im Winter schneit. Vasco
fühlte sich ein Ausländer (...)
[39] Traditionelle
Bezeichnung für Leute, die in Rio Grande do
Sul geboren ist.
[40] Francisco
Jose de Oliveira Vianna (1883-1951) wurde Sozial-Wissenschaftler,
Rechtswissenschaftler und Rechtsberater des "Estado Novo”. Er wurde
bekannt für sein Studium über die brasilianischen sozialen Probleme,
und als Autor der ersten Gesetze, die das staatliche
Sozialhilfe-Systems regelte. Sein berühmtestes Buch nennt sich Instituiçóes Politicas Brasileiras (Brasilianische
politische Institutionen), erscheint in 1934.
2® Diese
Interpretation kann richtig sein, wenn man nicht die deutsche Wieder
- Einwanderung von Süd-Brasilien nach São Paulo und Rio de Janeiro
berücksichtigt. Die Anzahl dieses Ausflusses ist jedoch kaum zu
ermessen, weil es keine Quelle dafür gibt. Es ist allerdings zu
bemerken dass viele Handwerker und Fach-Arbeiter wegen ihrer
ländlichen Betätigung enttäuscht, ausgewandert sind, um in der
Industrie oder als selbständige Handwerker tätig zu sein.
[42] ; Congresso Diocesano de São Paulo; actas e
documentos. São
Paulo, Typografia Saleslana, 1901. p. 136
[43]
Anais do l
Congresso Catholico Dtocesa.no de Pernambuco. Recife,
empreza d'A Provincia, 1902. p. 99-100
[44] Die AIB
(Ação Integralista Brasileira) wurde ein Extrem Rechts Partei, die
zu den
italienischen Integralisten und den
katholischen Konservativen erleuchtete. Mit einem
ultra-nationalistischen Charakter, übte sie ihren Einfluss besonders
unter die südbrasilianische Bevölkerung aus. und spielte eine
wichtige Rolle während der Vargas Regierung.
[45] Diese
politische Tendenz, laut Marson. wurde besonders von Adalberto Torres verteidigt,
ein Denker, der keinen Kompromiss mit den rassistischen Theorien
hatte. Allerdings, in der 30. Jahrzehnte und besonders während der
Institutionalisierung des Estado Novo, sei es die Prämisse laut Alberto Torres wirtschaftlichen
verteidigten Nationalismus, sei es Jeder, der im Integralisten
Prinzip eingereiht wurde, Zugunsten einer selben offiziellen Politik
abgestimmt.
[46] Expeditionsmitglieder
in dem kolonialen Zeitalter, in São Paulo organisiert, um in dem
Inland Gold und Silber zu suchen.
[47] Vianna
behauptet dass er ein Bewunderer der Anglo-Sachsen und der
germanischen Kultur ist, deren legendäre Traditionen ihre
politischen Institutionen bestimmen, sowie ihr Schicksal in Hinsicht
anderer Länder (VIANNA, 1991 (1931), s. 271, und VIANNA, 1974).
Es ist zu erinnern dass die Nationalisierungspolitik,
die auf die deutschsprachigen Schulen in Brasilien konzentrierte,
und die die deutschbrasilianische Vereinigungswesen verbot, in der
Verfassung von 1934 behördlich geregelt wurde, dank dem juristischen
Beirat Oliveira Viannas.
[49] In freier Übersetzung: Ich kann mich nicht
schwarz oder rot fühlen/ Zwar passen diese Farben gut in meiner
Harlekin-Phantasie ,/ Aber ich fühle mich weder Neger noch Rot/ Ich
fühle mich Weiss, der die Mildtätigkeit und die Zuflucht
erleuchtet:/Ich fühle mich Weiss,
das. der Aufruhr die Faulheit,
den Krieg, die Dummheit reinigt/ Ich fühle mich bloss Weiss jetzt,
ohne zu atmen, in dieser freien Luft Amerikas/Ich fühle mich Weiss, nur
Weiss, in
meinem aus verschiedenen Rassen gesprenkelten Geist
[50] Barbar, Deutsche, unzärtlich unbrüderliche
Deutsche.
[51] Ottokar Dörffel (1818-1906) wurde
Rechtswissenschaftler und Bürgermeister der Stadt Glachau. in
Deutschland. Dank der politischen Verfolgungen der Märztage,
wanderte er nach Brasilien in 1854 aus.
[52] Sellin war ein Leader der Kolonie "Dona
Francisca", heutzutage Joinville genannt. Als Journalist,
kritisierte er die brasilianische Politik, welche, seiner Meinung
nach, die Immigranten als neue Sklaven behandelte.
[53] Ato Constitucional de 1834. Art. 95, II e III e Art.
136.
[54]Die drei Artikel welche denselben Titel haben,
wurden in seinem Kalender veröffentlicht, beziehungsweise, in den
Jahren 1874. 1875, 1876.
[55] Traditionell
riogrander Tee-Matte.
[56] Diese und andere
Erläuterungen wurden in dem Buch Bilder aus Brasilien in 1890, vereinigt.
[57] Dieselben
Ideen wurden, in einem anderen Artikel, mit grösserem
Ausführlichkeit, behandelt, herausgegeben im Kalender (Der Mucker
Prozess. KVK, 1879. S. 133-41)
[58] Die Erweckung zum autoritären Charakter des
brasilianischen Staates, spürbar in den Texten welche kurz vor dem
Ausbruch des Krieges standen, verdankt man nicht, laut unserer
Kenntnis, einer radikalen Änderung der Beziehungen zwischen den
offiziellen Mächten und den Schichten, wenigstens bis zum Jahre
1917. Die Beschwerde liegt darin, dass sie sich immer ungünstig der
Immigranten zeigen, zum anderen, die weiteren untergebenen Schichten
des Landes, besonders was, den Südstaaten angeht, ist diese Epoche,
in welche diese Segmente einen gewissen sozialen und politischen
Aufstieg spüren; wenn sich die Kritiken der Elite zunehmen und die
lokalen Klagen sich vermehren, so kann das ein Effekt der eignen
Entwicklung der "Mass-media1’,
von welchen die Deutsche Presse
ein Vorbild ist. In dieser Hinsicht können wir nicht mit Seyferth
einstimmen. (1982). der schon ab den ersten Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts, die Wiedergaben der Anti-germanistischen Betrachtungen
zu hoch einschätzt und auch ihre Fähigkeit um in der
Institutionellen Politik einzugreifen.
[59] Unter
anderen, nachsehen, Das Ende der Monroe Lehre und Die Deutschen und die Ausländer, in: PETERS. 1930 [
1915-1917],
[60] Dieses
Prinzip, welches nur für Europa gültig sein sollte, würde auch von
dem Alldeutscher Verband, an die Deutschen in allen Weltteilen
wohnend, ausgeübt.
[61] Verein für
das Deutschtum im Ausland - Ortsgruppe Hamburg, Bericht von 1927.
Staatsarchiv Hamburg
[62] Die
Ergebenheit der Immigranten zum Kaiser Dom Pedro II. Der gute, wird
durch zahlreiche Schriften der deutschen Presse bestätigt. Er wurde
ideologisch als der Verteidiger dieses Volkes angesehen, einesteils
weil er die Politik der Immigration Brasiliens angefangen hat.
andererseits weil er österreichischer Abstammung war - wodurch er
einen besseren Begriff deren Kultur haben konnte. (BREPOHL, 1933a
und 1933b
[63] Was die
Anforderung des Einbürgerungsrechtes der Masse betrifft, muss man
hervorheben dass diese Massregel nur für die Deutschen die in den
grösseren Städten lebten, wichtig war. Laut der Gesetzgebung, würde
allen Ausländer, automatisch, das Eingebürgerungsrecht gewährt, wenn
sie in sechs Monaten, die Anforderung gestellt hätten: weil aber die
Verbindungsmöglichkeiten prekär waren, hauptsächlich in kleinen
Städten des Hinterlandes und in den Landwirtschaftsgebieten, die
Möglichkeit sich als Brasilianer zu verwandeln wurde
gar nicht bekannt. Dieser neue Stand wurde sehr wichtig
zur Zeit der Wahlen, wo die Politiker anfingen sie im ihre
Wahlredoute einverleiben.
[65]
PEREIRA BARRETO. 1901, O século XX sob o ponto de vista brasileiro,
apud VITA. 1968, p. 236.
Der Verlust der Ländereien entsprach nicht nur der
Schulden welche die Immigranten nicht begleichen konnten, aus
verschiedenen Gründen. Ausser der Propaganda die sie nach Brasilien
anzog. mit der ihnen angebotenen Leichtigkeit, die in der Praxis
sich nicht verwirklichten, nach den Landgesetzten von 1850. viele
der Landgüter welche die Bauern erkauften, sollten dem Staat
zurückfalten, weil die Rechtmässigkeit des Besitztums streitig
gemacht wurde.
[67] Dieses Gesetz, von den Politikern, wie zum
Beispiel, Hasse, von dem Alldeutscher Verband, vorgebracht, erlaubte
es das im Ausland Wohnende oder selbst Immigranten, ihr deutsches
Bürgerrecht behielten, und ihnen noch, eine zweite gleichlaufende
Bürgerschaft zusicherte. Für Mercedes Kothe (1991. S. 18). dies
Massnahme, die bis 1913 gültig war, und dann zur Zeit des Nazismus
wiederkam, erlaubte es, im Falle eines kriegerischen Konfliktes,
dass die deutschen Soldaten unter den tausenden Deutschen die im
Ausland lebten, rekrutiert werden konnten.
[68] Eric Hobsbawm (1988, S. 218 u. w.) als er das
nationalistische Gefühl der Immigranten betrachtete, erhebt um Ihre
Effekte in der Praxis, oder, um ein Netz des Solidarverhältnis
zwischen Landsmänner welche nicht nur dieselbe Tradition in einem
fremden Lande teilten, aber hauptsächlich dieselben Notwendigkeiten.
[69] Die Juden und die der Linken wurden von
diesen Gruppen gehasst. laut Adorno, weil sie das Bild des Bankiers
und des Intellektuellen darstellten: "Geld und Geist. Träger des
Umlaufes, sind der verleugnete Traum derer, welche die
Oberherrschaft verstümmelte und von der sie sich, zu ihrer eigenen
Fortdauer, bedient (1985. S. 161)
[70] Die neue Funktion des Lesens und auch die
gegenwärtige Erzeugung der Druckschriften erwirbt Sinnes Ausschluss,
Jaut Arendt (1983) und Habermas (1974) mit der Erhebung der
Sozialfrage in der Öffentlichkeit. Zur besseren Erläuterung dieser
neuen "Persönlichkeit" der modernen politischen Geschichte, helfen
uns die Betrachtungen von Dieter Prokop; seines Erachtens, die
öffentliche Meinung bildet sich, von Debatte und dem Umlauf der
Informationen des "informalen Marktes" der Gutachtung der
Ereignisse, welche von Parteien und Vereinigungen, die mehr oder
weniger sich laut ihrer finanziellen und unternehmenden Kompetenz
organisieren. Diese Feststellungen werden in den Wahlen der
verschiedenen Instanzen deutlich. Gelegenheit in welcher der
beweisgründliche Rückhalt schon nicht mehr eine hervorgehende Rolle
ausübt, sondern aber die mit starker emotioneller Rede, welche
^ Laut der Statistik des Deutschen Auslands-Instituts
(DAI), steigerte sich die Zahl des KDB von 10.000, im 1914 auf
30.000, in 1926. Ghese (1929) behauptet dass die Abdruckszahl der
verschiedenen Zeitungen in deutscher Sprache in 1910, 17.000 sich
auf 55.000 in 1928 vergrössert. Dasselbe kann auch von den Vereinen
behauptet werden; nur in Rio Grande do
Sui sind es 352 dieser Gattung,
in Santa Catarina, steigt die Zahl von 25 auf 85 (GERTZ, 1987, s. 71). In Curitiba gab es, in
1926, mindestens 25 Vereine, ausser der Gründung von 4 neuen
Zeitungen, welche aber, aus verschiedenen Gründen, kurzer Dauer
waren.
[72] Wir beziehen uns auf die staatlichen Gesetze
welche sich auf die ersten Einwendungen zu der Nationalisierung des
Lehrers. Es sind folgende: das Gesetz 1283, von 1919, welches die
Lehrer aufforderte sich eines Examens der portugiesischen Sprache zu
unterstellen, auch wenn sie nur an Privatschulen tätig waren; das
Gesetz 1380, von 1921, welches die Erlaubnis zur Erhaltung der
deutschbrasilianischen Schulen einschränkte, diese durften nur dort
bestehen, wo im Umkreis von 2 km. sich keine staatliche Schule
befand: das Gesetz 1656, von 1929, welche die Bedingung zur
Eröffnung neuer Schulen stellte, dass der Unterricht der Geographie
und Geschichte Brasiliens, wie auch den Gebrauch der portugiesischen
Sprache berücksichtigt werden sollte.
Die ersten beiden Gesetze wurden, unter dem
Impact des ersten Weltkrieges, verkündet und das letzte, wegen der
Nationalisierungspolitik des Unterrichtes, die sich im ganzen Land
zeigte, aber nicht einen sofortigen Anklang fand von Seiten der
auserlesenen Gesellschaft von Rio Grande do
Sul und Paraná.
[73] Aussendeutscher
Wochenspiegel der AO. Archiv
des Instituts für Zeitgeschichte, München.
[74] Geschichte und Ziel
der Auslandsorganisation, in: Jahrbuch der AO der NSDAP. 1939. Archiv
des Instituts für Zeitgeschichte, München.
[75] Diese Rechte waren oftmals nicht ausgenützt,
denn eine verwickelte Bürokratie verhinderte es; sie hatten aber
ihre Wirksamkeit, zu mindestens nur in der Propaganda; einige
Deutsche, die im Ausland lebten und mit diesen Gruppen verpflichtet
waren, wurden nach 1933 aufgefordert nach Deutschland
zurückzukehren, um an dem wirtschaftlichen Wunder, dass dort
entstand teilzunehmen. Verschiedene fuhren zurück um das neue
Deutschland kennenzulernen oder um in den deutschen Schulen zu
studieren oder an den Kursen, welche die Partei zur Verfügung
stellte, zu studieren. Und noch Andere, schrieben sich, freiwillig
im Militärdienst ein. (Kötter/Interview/Curitiba, 1987)
[76] Zehn Gebote der Auslandsdeutschen, in: Jahrbuch der AO der NSDAP. 1939. Archiv
des Instituts für Zeitgeschichte, München.
[77] BOHLE, E. Deutschlandsweltgattung. Jahrbuch der AO der NSDAP. 1939. Archiv
...}
19 Der
angebliche Ungehorsam zu den Grundregeln der AO kann man erklären,
weil die Verbündung andere Interessegruppen, einschloss, ausser der
Nazis, nahm sie auch der Abtrünnigen Deutschen der AIB Ação Integralista
Brasileira). auf und
ausserdem noch andere, welche wenn auch Pangermanisten waren, zu
nicht einer dieser Organisationen gehörten.
[79] Von 1928 bis 1942, als
die brasilianische Regierung eine Reihe von hemmenden Massnahmen
gegen diese Bewegung unternahm.
[80] Hier
beziehen wir uns auf Druckschriften der Journalisten und
brasilianischer Schriftsteller, welche sich der, von der politischen
Polizei, während des zweiten Weltkrieges, in beschlaggenommenen
Dokumenten, bedienten. Nationalisten die sich der Dokumente, der
"deutschen Gefahr" begeisterten, deshalb sind ihre Behauptungen
parteiisch, weil sie nicht immer die deutsche Sprache beherrschten
und nicht den Unterschied der einfachen germanischen Vereine und der
der Nazis bemerkten. Siehe u.a. PY, o/D, RATTON. 1943 und MARTINS,
o/D.
Laut Brühl, die bevorzugten Länder waren die
Tschechoslowakei, Skandinavien, Polen, Canada,
die Vereinigten Staaten,
Brasilien, Argentinien und Paraguay. (Besinnung, in: Volk und Heimat, J935, S. 38-40)
1* Ich beziehe mich hier auf den Aussendeutschen
Wochenspiegel, mit verringertem Umlauf, und auf die
Vertrauens-Korrespondenz für das Presseabteil der AO.
[84] AO der NSDAP, Bericht Nr. 253/56. 18-12-1935.
Archiv...
Diese Dokumente, bis wo es uns möglich war,
nachzuforschen, dienten als Unterstützung zu den Forschungen des
DAI, dessen Texte nicht nur in den Kolonien gelesen wurden, aber
auch in Deutschland.
[86] in: Jahrbuch der AO der NSDAP. 1941, S.
28-32. Archiv...
[88] Die Aufgabe der AO: Neue Wege. idem. S. 42-47
[89] Wissenschaftler
im Auslande, in: Aussendeutscher Wochenspiegel. 1940, S.
263-75.
[90] Hütenberger. von
den Überlegungen des Martin Broszats. ausgehend, benützt das Urteil
’'Politkratie" um die unzähligen Streite um Vorrechte im Innern des
Systems zu charakterisieren, welche in den verschiedenartigen
Ansuchen der Macht ausgeführt wurden, nicht ausschliesslich in der
institutionellen Macht (1976. S. 421 usw.)
[91]
Der Text der zu dieser Analyse begutachtet wurden sind Die völkische Lage des Deutschtums in Rio Grande do Sul. 1936 und Fünfzig Jahre brasilianische Republik und wir.
1939.
[92] £)je
Kommentare über die Ideen dieses Verfassers sind ab des Textes Beiträge zu den Siedlungs-Sippen und
Familiengeschichte der Deutschen in Brasilien, 1936. gemacht worden.
[93] Sommer
berichtet dass dieser Fall nicht sehr bekannt ist, weil die dorthin
ausgewanderten Deutschen ihre Namen der portugiesischen Sprache
anpassten, wie zum Beispiel: Ort wurde Horta, aus Waid wurde
Silveira, aus Erdreich wurde Terra. Noch ein anderes Problem, laut
seiner Meinung, bezieht sich auf den Mangel der Dokumente, dieses
erklärt sich, wenn man das Zeitalter in dem die Auswanderung sich
begab, bedenkt.
[94] Laut Banton.
(1987, S. 56 usw.) Gobineau las mit aller Vorsicht die Werke der
deutschen Anthropologen über die Rassenlehre und Klemm scheint einer
seiner hauptsächlichen Anreger gewesen zu sein. Nach der Meinung
dieses Verfassers , schätzte man die überlegenen Rassen genetisch
aktiv, während der Anderen, passiv sind. Wenn auch ein
Mischungsprozesses vorkäme, würden die Charaktere der Ersten sich
der Zweiten übersetzen. Wenn es uns auch nicht möglich 1st zu
behaupten, dass Oberacker wirklich diese Werke gelesen hat, aber die
Ähnlichkeit seiner Ideen geben uns einen interessanten Umlauf,
welcher als Werkzeug dienen würde - die Bewahrung der ethnischen
Identität zu verteidigen, diese als ein Mitte] um einen noch
wirksameren Beitrag dieses Segmentes zur Entwicklung Brasiliens.
[95] Wenn
es sich auch, um einen anscheinend unwichtigen Unterschied handelt,
zeigt sie sich als ein schwerwiegendes Element um ein besseres
Verständnis des Lesens der Nazis in Hinsicht auf den arianischen
Mythos, welches nicht genau übereinstimmt mit dem Lesen der
Germanisten. In dieser Richtung, erkennen wir, wie Poliakov, (1974),
dass der arianische Mythos ein Phänomen von langer Dauer (longue durée) und der,
in der kulturellen deutschen Geschichte zugegen ist, seit der
modernen Epoche. Wir stimmen nicht mit dem Verfasser überein, als er
eine fortsetzende Richtung zwischen den ersten Beschreibungen in
Hinsicht auf dieser Identität und den Nationalsozialismus, festlegt.
Wir verstehen dass jede mythische Ausarbeitung eine polissemische
Natur besitzt, unabhängig einer Kultur, wenn man sie auch gebraucht
als ein Kode zur Verständigung. Ausserdem werden die Ausarbeiter
einer bestimmten mythologischen Sprache, schwerlich Kontrolle über
ihre Effekte bei dem Empfänger haben, seien es ihre Zeitgenossen,
seien es die, welche sich in der Geschichte, nachfolgen.
[96] Voigt
entfernt sich der Begriffe Klemms, weil er nicht den biologisch
bestimmten Charakter der Obersten Rassen zustimmt. Seiner Meinung
nach, ist es das Gegenteil; "das schlechte Blut verdirbt das gute",
was durch sexuelle Kontakte hervorgerufen wird (POLIAKOV, 1974. S.
272)
3° Der KDB, zum Beispiel, behauptete, in einem seiner
Berichte dieser Konjunktur, die Generation "sei das Grab des
Deutschtums in Brasilien", denn sie sorgte sich nicht um die
Erziehung der Kinder, noch beobachtete sie ihrer Werte in Hinsicht
auf dem deutschen Idealismus (KDB. 1937, S. 31-36)
[98] Das
Kaufhaus 1st gleichzeitig eine Bar und somit ein Treffpunkt für
informale Gespräche.
[99] Diese
journalistische List kann mit der Spalte des Lesers, oder Briefe des
Lesers welche in den gegenwärtigen Zeitungen erschien, vergleichen
werden: die Briefe werden von dem Herausgeber beantwortet, wo er
seine eigenen Meinungen preisgibt. Es handelt sich um eine
journalistische Technik, die in verschiedenen anderen Kalender auch
vorkommt, wie zum Beispiel: "Der Lahrer hinkenden Boten für den
Bürger und Landmann" und auch im "Koseritz Volkskalender". in den
ersten Jahren seiner Herausgabe. Es könnte auch eine Erbschaft der
ersten europäischen Kalender sein. denn, laut MDC (1987) die
Kalender brachte auch immer eine freie Spalte in dem der Leser über
die gebrachten Artikel urteilen konnten; der Herausgeber, als er
seine Texte, Gedichte oder Erzählungen aussuchte um sie in Buchform
zu bringen, begutachtete die Urteile der Leser, aber schliesslich,
war er es selber der sich als "Richter der Kunst”, sah und suchte
nach seinem Kriterium die Besten unter verschiedenen Schriftstellern
aus. Diese Funktion kann möglich die ganze Geschichte dieser
literarischen Gattung durchlaufen sein bis zum 20. Jahrhundert, als
die politischen Themen, die dann in diesen Druckschriften
erscheinen, gleichartig beurteilt werden, von denen die für ihre
Herausgabe verantwortlich sind.
[100] Die Abneigung
gegen den Rhythmus der industriellen Arbeit ist eine Charakteristik
der deutschen romantischen Mentalität. Unter den Deutschbrasilianer
bemerkt man eine ähnliche Stellungnahme, wie in der schon
sogenannten Erzählung Die beide Nachbarn von Rotermund, in dem
der Stadtmensch seine teuersten Werte zu Gunsten der Gewohnheiten
des modernen Lebens verliert, und in den Kritiken Brepohls in seinen
Büchlein, unter den Titel Wie gewinnt man die Leute für gute deutsche Literatur?,
(1917) in dem er bemerkt, dass die Welt der
mechanischen Arbeit die Mensch erniedrigt in dem er Ihn, in einem
gleichen Stand mit den Tieren stellt, Sklaven ihrer Instinkte und
nicht mehr von seinen hohen Idealen, gelenkt.
[101] Die Kritiken
welche Pater Nicolaus machte, gehören in anderen Ausführungen; als
Vertreter der offiziellen Haltung der Katholischen Kirche, ist
zugänglicher in Hinsicht der Assimilation, als. zum Beispiel, der
Pfarrer, wegen des universellen Charakters jener religiösen
Konfession.
[102] In den Zeitungen
jener Zeit, zeigt man eine Foto des damaligen Gouverneurs von Rio
Grande do Sul, Cordeiro de Farias,
als Leiter eines Aufmarsches gegen
die Anwesenheit der Deutschen in Brasilien, eine Bewegung die laut
Nachrichten, er selber organisierte.
J In freier Übersetzung: "Angesichts der Tatsache, dass
sich Christen mit dem schrecklichen Verbrechen von Auschwitz und
Buchenwald die Hände befleckt haben, lässt ihren Gott, nach
Vollendung ihres Werkes, unmöglich werden.
[104]Diese Gemeinden wurden in zwei Synoden
geteilt: die "Evangelische Synode von Santa Catarina
und Paraná" und die
"Evangelisch-Lutherisch Synode von Santa Catarina, Paraná
und andere Staaten Brasiliens": diese letzte umfasst auch die
Gemeinden vom Staat Espírito Santo,
[105] Karl Barth (1886-1968) war Dozent in der
Universität Bonn, als er dank seiner politischen und theologischen
Haltung, müsste in 1935 in der Schweiz, sein Heimatland,
wiederkommen, wo er seinen Nachfolger weiter beeinflusste (KUPITSCH,
1971).
[106] Brief von Karl Barth an Pfarrer Giessel,
1933, apud PRIEN, 1989, S. 414-415.
[107]
Wir zitieren als Kontrapunkt solcher Stellung, die
ekklesiastische Politik der Missouri Synode, aus verschiedenen
Pfarren im Süden Brasiliens bestanden, welche von lutherischen
Pastoren aus den U.S.A. gegründet wurden. Die Missouri Synode hatte
nie ein Kompromiss mit der Volkstumsideologie und hatte auch nicht
in der Deutsche Lutherische Kirche in Brasilien (DLKB) gegliedert.
[108] Über die
konfessionelle Verschiedenheit der ersten Pastoren, sieht man:
DREHER, 1984: FUGMANN & BREPOHL. 1927: PRIEN. 1989; AN AIS do II
Simpósio da imigração e Colonização Alemã, 1980: ENCONTRO de
História da Igreja, 1978: HAARBECK et all, 1957.
[109]
Die Gnadeauer Mission wurde einer aus pietistischen Prägung
para-ekklesiastische Verband, der viele Gemeinden in der
deutschsprachigen Länder Europas während der Jahrhundertwende
beeinflusste.
Die Gnadeauer Mission verteidigte eine
Erweckungs-Bewegung, die Einzelbekehrung, vollkommende Frömmigkeit,
eine intensivere Beschäftigung mit dem Wort Gottes und die
Verbreitung des Evangeliums. Well sie die Kraft des Heiligen Geistes
scharf betonnte, wurde ihre Lehre gegen den Artikel 5 der Augsburger
Bekenntnis beurteilt. Nach der Lehre der Gnadeauer Mission, sollte
auch die Kindertaufe nicht als eine Garantie der Gnade Gottes
berücksichtigt werden, was für die Kuppel der Kirche einen
Widerspruch gegen den Artikel 9 der Augsburger-Bekenntnis war.
[110] Diese Schriften, im
Gegenteil zu den anderen mit selben Tendenzen, wurde nicht von den
offiziellen Obrigkeiten in Brasilien vernichtet, dank der Zensur
während der "Estado-Novo-Ära". Es ist hervorzuheben dass selbst die
Lutherische Kirche in Brasilien alle Quelle auf Verdacht zerstörte,
um ihre Identifizierung mit dem Nazismus aus der Geschichte zu
besänftigen. Was an der Werke Wilhelm Brepohls betrifft, wurde
solche Schriften bewahrt, weil der Verfasser sie nach den deutschen
Bibliotheken und Archive geschickt hatte.
[111]
BREPOHL/Tagung/ 1941-43.
Die Manuskripte der Memoiren des F.W. Brepohl
wurden von der politischen Polizei in Porto Alegre
beschlagnahmt und zum Teil
vernichtet, so dass nur einige Seiten, die seinen Kindheits- und
Jugenderinnerrungen gewidmet waren, übrigblieben und von seinem Sohn Teófilo
Brepohl aufbewahrt wurden.
[112] BREPOHL. F.W.
/Memoiren...
[113] LANDMANN, 1979 und
Kötter, Maria / Interview/ 1988.
[114] Die
hier gemachten Kommentare sind hauptsächlich in zwei Broschüren
eingetragen: Wie
gewinnt man das Volk für gute Literatur? 1917. und Deutsche Kulturpflege im In- und Auslande in
den letzten 15 Jahren. 1925.
[115] Kötter.
Maria/Interview/1989 u. Brepohl, Teófilo/Interview/ 1989
,6 In Folge
der zahlreichen Verschiedenartigkeiten und der kulturellen
Unterschiede – je nachdem wo die pietistischen Bewegungen aufkamen -
können wir es nicht unterlassen hervorzuheben, dass diese Tendenz nicht
absolut und auch nicht in allen Fällen gültig war. Viele dieser
Segmente entschieden sich für ein Vorgehen, das sich eben doch an
die Regierungen wandte, und das soziale Reformen im Erziehungs-
Gesundheitswesen u.a. forderte. Ihre Lehre, gebunden an eine
politische Kultur, die grossen Wert auf Einfachheit legte, jedoch
Armut verurteilte, trug dazu bei. dass ihre Mitglieder sich in den
verschiedensten Situationen zugunsten von Tätigkeiten und Vorträgen,
die den Dogmen der politischen Ökonomie widrig waren, orientierten.
Dieses hatte zur Folge, dass sich verschiedene Organisationen bildeten, die die soziale Fürsorge zum Ziel
hatten.
[117] Dieser Erzählungsstil kann nicht nur in den
ersten Schriften Brepohls beobachtet werden, sondern auch in all
seinen Predigten. Er beschreibt konkrete Tatsachen, wie das
Zusammentreffen mit anderen Personen oder Eindrücke über ein
bestimmtes Ereignis ("ich habe es miterlebt...” "ich bin dabei
gewesen...''). Indem der Erzähler so handelt, befestigt er seine
Autorität, da er sich nicht nur auf Informationen und Theorien
festlegt, sondern wie ein effektiver Schauspieler, der in die
Geschichte eingreift.
[119] Die für diese Analyse
ausgewählten Texte: BREPOHL, 1917a, 1921, 1923a, 1932b, 1933a, 1939
und FUGMANN & BREPOHL, 1927
[120] Wilhelm Fugmann war
ebenfalls protestantischer Pfarrer, Autor verschiedener Artikel und
zweier Bücher über die deutsche Immigration. Er war auch Pastor in
Ponta Grossa und - genau wie Brepohl - ein Wissensdurstiger der
deutschen Ethnologie und Kultur. Siehe z. B.: FUGMANN, 1926 und
1929.
[121]
Der Verfasser weist auf die folgenden Veröffentlichungen
hin die diese Gemeinde für sich erworben hat: "Der Kompass", "O Estado de São Paulo", "Deutsche Tageszeitung für Südbrasilien",
"Stadt Gottes",' "Ev. Lut. Gemeindeblatt", "Christenbote’', "Glocken
der Heimat", "Nachrichten von Lapa". "Wolgadeutschen Monatshefte",
"Der Volksbote". "Die neue Heimat", "Deutsches Leben in Russland.
[122] Wir können nicht
entscheiden, ob diese beiden Bezeichnungen hier als Synonym zu
verstehen sind, oder ob Brepohl sich auf sein Volk als seine
Gläubigen einerseits und auf die Nationalität eben dieses Volkes
andererseits bezieht. Gleich, welcher Art, es ist das einzige Mal,
dass Brepohl das Deutsch-Brasilianertum erwähnt. In späteren Texten
lässt er von diesen Bezeichnungen, deren Ausdruck eine doppelte
Staatsangehörigkeit vermuten lässt und benutz stattdessen - wie auch
der Alldeutscher Verband - die Begriffe "Deutschtum" und
"Auslandsdeutschtum".
[123] Brepohl enthüllt, dass
dieses Buch nicht nach dem Original-Manuskript herausgegeben wurde,
sondern verzerrt zugunsten der jüdischen Ideen.
[124]
Nationalsozialistische Revolution und Volksgemeinschaft. 1933(o)
[125]
Die ersten Veröffentlichungen Brepohls über die Zigeuner,
die aufgelegt wurden, als er in Ungarn lebte, konnten wir nicht
auffinden. Aber das Gedruckte der dreissiger Jahre zeigt uns, dass
eine seiner Interessen für diese ethnische Gruppe der Tatsache
entsprang, dass diese ein endogames Verhalten zeigt - für Brepohl
ein Wertsymbol für ihre strikte Rassenerhaltung, (siehe: Brepohl,
1932 g, 1938 a)
[126] In dieser Mission,
musste Brepohl sehr oft in von Deutschland besetzte Gebiete reisen:
er unterhielt Briefwechsel mit Kriegsgefangenen, schon wegen seiner
Aufgabe, deutsche Literatur zu verbreiten.
[127] Es ist der
Ausdruck, auf den sich die Geschichte der Gründung der NSDAP
bezieht, so wie er im Buch Mein Kampf schon benutzt wird. Die
Gründung, die keine Partei sondern eine Bewegung ist, begann mit 7
Personen. Vom Volkstum durchdrungene Arbeiter schufen die Keimzelle,
aus der - unter der Leitung des Führers - jene machtvolle Bewegung
entstand, die dem deutschen Volk die wahre Freiheit bringen würde
(1933, S. 4)
[128] Nach mündlichen
Informationen von Martin Dreher waren die protestantischen Pastoren
jedoch nicht die am meisten betroffenen, obwohl viele von ihnen, die
dem Nationalsozialismus beigetreten waren und unter denen sich die
Führung der NSDAP in Brasilien befand, deutsche Staatsbürger waren.
Aber da sie gute Beziehungen zu den wichtigsten deutschen
diplomatischen Vertretern und z.T. auch zu brasilianischen
Autoritäten hatten, gelang es ihnen, das Ausreisevisum zu bekommen,
oder aber die Garantie ihrer Freiheit hierzulande. Wir forschten,
ohne grossen Erfolg, nach den Gründen, die Brepohl dieser
Privilegien nicht teilhaftig werden liessen. Durch eine indirekte
Information konnten wir feststellen, dass ab 1934 das Kanzleramt des
III. Reiches den Verdacht hatte, dass Brepohl seine
Veröffentlichungen nicht exklusiv der Verbreitung der
nationalsozialistischen Idee widme, oder, zu anderer Zeit, diese
übertrieben kompromittierend seien. (Memorandum der Reichskanzlei an
das deutsche Konsulat in Curitiba
am 7. Nov. 1934. Nationalarchiv
Koblenz (diese Informationen erhielt ich dank der Gefälligkeit von
Prof. Dr. Ren6 Gertz)).
[129] Wir verfügen nicht
über alle Manuskripte Brepohls bzgl. seiner Autobiographie, aber
durch andere Quellen erfuhren wir, dass nicht bestätigt werden kann,
dass Julia die Tochter des Bergwerkbesitzer gewesen sei. sondern die
eines ungarischen Grundbesitzers.