Die Erbauung des Bin
 

So geh ich unter den Menschen umher, und so werde ich mit meinem Weibe und meinen Kindern unter ihnen hausen. Als ein Vorbild, das die vollendete Einheit von Körper und Seele und ihre erreichte Genesung und Vollkommenheit darbietet. Ich entziehe nichts, ich stehle nichts und stehle mich auch nicht weg, verachte und verurteile nicht: ich bin nur da! - Mitten unter ihnen, die sich vollenden wollen, bin ich für sie da.“
Georg Klinghammer (Gusto Gräser) in Johannes Schlaf: Aufstieg. Roman. Berlin 1911




O unermüdlicher Beginn:
Bildbindgespinn tief binnendrinn
ums Sein – ums Bin.


Fahr hin – und im dunkel Urheimlichen drin
beginnet dein Bin ein traumbaumlich Gespinn.


Nach fernen Hinnen sich vergehn.
Oder:
Ums Bin da binnen fromm sich drehn.



Durchloht vom Bin.



Du wirst sein,
mitbildbaun den Erdsternreihn,
und sieh da, Uns blüht das:
BIN.
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Ums Sein – ums Bin.







Freiburg 1919, Gusto Gräser
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Dies ist ein zentraler Punkt der Heideggerschen Textgeschichte, der erst durch die Texte des Übergangs um 1920 erkennbar wird; daß nämlich die Frage nach dem „Sein“ ursprünglich als Frage nach dem „ich bin“ auftritt.
Dieter Thomae 142
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Existenz kann … gefaßt werden … als ein bestimmter ‚ist-Sinn’ … der nicht im theoretischen Meinen genuin gehabt wird, sondern gehabt im Vollzug des ‚bin’ … Heidegger trennt mit aller Heftigkeit das „ich bin“ von einem „spezifisch kenntnisnehmend explizierenden und dabei irgendwie objektivierenden ‚ist’.
Dieter Thomae 140
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In der heutigen faktischen Umsturzsituation… mache … (ich), was ich muß …
Ich arbeite aus meinem ‚ich bin’ und meiner … faktischen Herlunft.
Mit dieser Faktizität wütet das Existieren.
MH um 1920/21 an Karl Löwith,
in Thomae 272
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Ihre Besprechung … hat mich … innerlich wirklich berührt.
Jedoch vermisse ich noch … in den Erörterungen über „ich bin“ …
die positive Methode.
Karl Jaspers an MH am 1. 8. 1921.
In: Martin Heidegger – Karl Jaspers.
Briefwechsel 23
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