Sie zeichnete und malte für den sozialdemokratischen ‚Vorwärts‘ wie für die liberale, dionysisch schäumende ‚Jugend‘. Sie malte den libertären Sozialisten Gustav Landauer und den asconeser Tolstoianer Bernhard Mayer ebenso wie den Naturalisten Gerhart Hauptmann und den Schwabinger Georgianer Wolfskehl. Sie lebte in den Künstlerkolonien von Worpswede, Dachau, Schreiberhau, Hiddensee und Ascona. Vor allem aber stellte sie blühende, freidenkende, selbstbewusste Frauen dar, Künstlerinnen meist. Sie, die selbst eine freidenkende und für die Selbstbestimmung der Frauen kämpfende jüdische Künstlerin war. Sie starb 1944 in Theresienstadt: Julie Wolf aus Thorn (1864-1944), die sich Julie Wolfthorn nannte.
Julie Wolfthorn hat zeitweise in Ascona gelebt. Sie hat vorzugsweise jenen progressiven Personenkreis porträtiert, den Gusto kannte, der für ihn massgeblich und hilfreich war. Menschen, die ihn unterstützten, die sich für ihn einsetzten, wie Gerhart Hauptmann, Richard Dehmel, Gustav Landauer. Landauer hat bekanntlich die Theorien von Karl Gräser politisch und ideologisch umgesetzt. Dass er 1908 den ‚Sozialistischen Bund‘ gründete, hatte mit dem Monte Verità zu tun.
Julie Wolfthorn, Selbstporträt
Zwei jüdische Tolstoifreunde in Ascona: Bernhard Mayer und Gustav Landauer
Barkenhoff 1899
Christian Rohlfs, gemalt 1929 in Ascona (Öl auf Leinwand, 78 x 61 cm, Tel Aviv Museum of Art)