Jak

1943 Jaktanz und Weltwort

Im Sommer 1938 startete eine Gruppe von Forschern im Auftrag von Heinrich Himmler unter der Leitung des Zoologen Ernst Schäfer zu einer Expedition ins abgeschottete Tibet. Ihr Auftrag: Spuren des deutschen „Ariers“ auf dem Dach der Welt zu finden.

 

Im Sommer 1938 startete eine Gruppe von Forschern im Auftrag von Heinrich Himmler unter der Leitung des Zoologen Ernst Schäfer zu einer Expedition ins abgeschottete Tibet. Ihr Auftrag: Spuren des deutschen „Ariers“ auf dem Dach der Welt zu finden.

 

Im Sommer 1938 startete eine Gruppe von Forschern im Auftrag von Heinrich Himmler unter der Leitung des Zoologen Ernst Schäfer zu einer Expedition ins abgeschottete Tibet. Ihr Auftrag: Spuren des deutschen „Ariers“ auf dem Dach der Welt zu finden.

 

 

      

 

Warum reitet Laotse auf einem Jak? Und warum Jesus auf einem Esel? Nur eben das landesübliche Beförderungsmittel? Gewiss auch das, aber auch Symbol: Ein Esel ist geduldig wie ein Lamm, ein Jak trägt Kampf auf seinem Kamm. Er juckt gern auf wie alle Jugend, liebt mehr den Jux als fromme Tugend. Er ist sehr stark und voll Begier und doch ein echtes Weisheitstier. Von Lao lässt er brav sich lenken, das heisst: es leitet ihn sein Denken. Es leitet ihn, noch mehr als Lao, der höchste Leitstern: Te und Tao.
Gustos Jak ist ein Jauchzender, sagt ja und tak tak, spielt und brummt wie ein Bär, ja, noch mehr und sogar: jagt umher wie ein Jaguar! Gust gibt dem Bergrind die Ehr.

                  

Tibetischer Yak   Foto: Panther Media

 

Yaktanz und Weltwort

Gusto Gräser im Kino

 

 

Im Sommer 1938 startete eine Gruppe deutscher Forscher nach Tibet. Im Auftrag der SS-Organisation „Ahnenerbe“ und Heinrich Himmlers sollte sie dort nach Spuren der „Urarier“ suchen. Das Ergebnis war ein Tibetfilm, der 1943 in die Kinos kam. Gusto Gräser hat ihn sich in München angesehen. Sein Interesse war freilich ein anderes als das von Himmler. Ihn faszinierte die wilde und harte Lebensart der Bergbewohner. Zugleich aber suchte und fand er dort wie überall einleuchtende Belege für seine Sprachforschung, die ihn seit Jahrzehnten beschäftigte. Ihm ging es darum zu zeigen, dass die Menschen überall in der Welt auf die Reize der Umwelt mit ähnlichen Lauten reagieren. In der zu rekonstruierenden Ursprache erwies sich ihm die Einheit der Menschheit und des Menschseins.

Aus einem Brief von 1943 an einen jungen Freund aus dem Wandervogel, Wolfgang Kassner:

Da hab ich mir kürzlich den Film: „Geheimnis Tibet“ angeschaut – Na, dampft es aus den Bildern auch förmlich von Zauberpfaffenbesessenheit, Dogmen-verdumpftheit und dgl. so zeigen sie doch, geben sie uns doch Einblick in ein echt Stück Leben, durch das, tiefer betroffen als durch blosses Schauspiel, wir eher zur Rechtrichtung unseres Lebens bewogen werden können. Und die Tierbilder, z. B. das reingezeichnet, rassige Wildpferdrudel mit Führhengst, Mutterstuten u. Fohlen weben, stutzen, fliehen, ja fliegen zu schaun, war umso befreihender für das bedrückte Gemüt.

Allso in dem Tibetfilm konnt ich zum erstenmal auch den „Jack“, weißt ja, das asiatische Bergrind, in Bewegung beobachten, seine Art wahrnehmen und – seinen Namen erleben. Trollte da die zottige Horde schwehrbeladen mit ihren fast gleichzottigen Hirten daher, ruhlich, eselsgeduldig, offenbar schon Tagreisen lang ihre hochgetürmten Bürden schleppend; das ging so behäbig landsam, langsam den alteingewohnten Tragtiertrott – plötzlich juckzuckt ein Jack auf, und jetzt, wie tarantelgestochen, tanzt, vom Ersten angesteckt, der ganze Trab und Trupp von 10 bis 15 Stück seinen Jacktanz, und jagt dahin, und ruht nicht eher, bis der ganze Bürdenkrempel abgerüttelt rings am Boden liegt.

Aus 'Weltsprache':


Jah, da erlebt ich’s nun, was Jack bedeutet. – Und – sieh da – die aus ihrer Verpelztheit heraus vergnügt grinsenden Herdenführer bepacken, als dürft das gar nit anders sein, ihre nun ganz beruhigten Tiere wieder, und weiter trabtrollt der Tross in die Unendlichkeit.  - - -

Merkst Du das Weltwort? Der Jack macht wohl Ehr seinem Namen. „Jugend“ – ist sicherlich aus verwandtem Erleben geboren, und „Jokus, Jockei, Juks“ ebenso – und dass wir im Frohgefühl quellender Zustimmung, Übereinstimmung, jah sagen, jauchzen, zeugt auch dazu.

Und wie ist’s mit dem Jaguar? Ist das nicht der totstill im dunklen Buschbaum kauerlauernd und jachplötzlich Überfallende? – Und wenn ich Dir nun noch verrate, dass ungarisch jó = gut – jáz = Spiel, jesteni = erschrecken und gyaka = Verstoss heisst, musst Du wohl auch merken, wie ähnlich alle Völker fühlen, wie verwandt die Welt doch ist. Jah, aus „Fernfremdestem“ fällt sprühlebendiges Licht aufs allzugewohnt Vertraute und wird erfrischt, wird sprechend, wird neugeboren. . …

Nun – lasst mal Geist, Mutterwitz, Lauschelist an- und eintreten, ob Ihr wohl zu meinem, Unsrem Werke hier ein Weniges, ein paar Anregung-, Findung-, Entdeckungen beitragen und allso auch hier zum Wohl unsrer Welt was leisten könnt!

Im Körnlein kannst sein Feld, ja alle Welt geniessen!

Im Einmal schmeckst Du Allzusammenhang.

Aus diesem Klotz kannst Du die Welt erschliessen,

nur darfst den Schlüssel Du Dir nit verdriessen:

Dein gottvoll Selbst –

voll blutbeflissnem Fliessen,

voll herzbehauptendem Zusammengang!

 

Herzwarm versenkt in diese Welt der Welten,

wellwillig hingeschenkt dem Wunderschoos –

Geselle, komm, allhier im Allgesellten,

in dem durchhimmelt, Wonn- und Weh-

durchschwellten

getrost zu zelten – ichangst-,

kummerlos!

                             *                          

                                                                          Gusto Gräser