Gräsers Flugschrift von 1912

Während seines Aufenthalts in Berlin 1911-12 entstanden die Flugschriften ‚Ein Freund ist damach auf!’ und ‚Heimat’ sowie rund ein Dutzend Spruchkartenreihen, darunter das Leporello ‚Gegengift’ oder ‚Heimatkämpfer’. Da Gräser eine achtköpfige Familie “auf der Straße“ zu ernähren hatte, kann er diese Fülle von Drucken unmöglich aus der eigenen Tasche bezahlt haben. Er muss von Sympathisanten kräftig unterstützt worden sein. Solche sind naheliegenderweise in den Kreisen der Jugend- und Reformbewegung zu suchen, in denen er verkehrte und bewundert wurde. Zu denken ist etwa an Hans Paasche, an Käthe Kollwitz und Gustav Wyneken, vor allem aber an die Wandervögel des „Berliner Kreises“ der Freideutschen.

Die Flugschrift ‚Ein Freund ist da’ enthält zwar eine scharfe Kulturkritik aber keinerlei praktische (oder gar politische) Forderungen. Sie ist einzig und allein auf Selbstwerdung-Menschwerdung-Seele ausgerichtet.


Er will die Menschen zu sich selbst führen und bietet sich als Widerspiegelung dieses verborgenen, allgemeinsamen Selbst an: als „Freund“, als der „Urfreund“:

Er fordert uns nicht auf, etwas Bestimmtes zu tun sondern: da zu sein.

Er selbst sagt von sich an anderer Stelle:


Ebenso meint er mit „Heimat“ nicht eine geographische oder persönliche Herkunft sondern eine mütterliche Wärme und männliche Wahrhaftigkeit, die sich von den vaterländischen Machtparolen nicht vereinnahmen lässt

Die einzige gezielte Kritik, die er sich erlaubt, ist ein Ausfall gegen das patriotische Geleier:

Gräsers „Heimat“ hatte wenig mit der Heimatbewegung der damaligen Zeit zu tun, Heimat war ihm „Gegengift“ gegen nationalistischen und jeglichen Machtwahn.