Aufschrift auf dem Bündel Gedichte, das Gusto Gräser im November 1909 dem Maler Alexander Wilhelm de Beauclair übergeben hat.

Gräsers eigener Titel lautete:

 „Kurze Sprüch“. 

Original im Besitz von Hetty Rogantini-de Beauclair†, Ascona

Sammlung der Stiftung Monte Verità

 

Kurze Sprüch

(Inhaltsverzeichnis am Schluss)

*

 

Das Glücke hat in dem Palast

nicht gern sein Stelldichein -

hats lieber, nickt ein grüner Ast

ins stille Kämmerlein -

in Hütten fühlt es sich gar wohl,

die Schlösser sind ihm viel zu hohl.

*

 

 

Ein wackerer Geselle, der wandert gradezu

so mit des Herzens Welle –

im Kampfe übt er seine Ruh, steht mit Frau Not

 auf Du und Du.

 


Ach du zugenähter

Angstmoralitäter -

alle deine Taten,

das sind Missetaten -

denn nur freier Herzensmut

tut uns gut.

*



Ich schlage vor, wir hören auf -

und heben an, mit unserm Herz zu handeln

und mit der Erden inniglich zu wandeln,

um traute Herde vor den Hüttentüren

ein frisches Leben mit dem Wald zu führen

und mit Frau Not, haha, und mit Humor. -

Wohlan, wer kommt?  Ich geh,

ich schlage vor.

*


Kurze Sprüch von Gusto Gräser

Zürich 1910

Inhalt

 

1.   Ach du zugenähter Angstmoralitäter ...

2.   An Mutter Natur ihren harten Nüssen …

3.   Baum o Baum, wie wonnig gross

4.   Das Glücke hat in dem Palast …

5.   Das Leben ward noch nie erkannt …

6.   Doch wo Stolz und Selbsterhebung sprechen …

7.   Du hast nix zu überlegen, auf, mit unverlegner Nas …

8.   Eilen ich? Das wär verloren …

9.   Ein wackerer Geselle, der wandert immerzu …

10.Familie Nah. Diese Sippschaft macht mir Spass ...

11.Freundchen, hör und schau nur her …

12.Früchtemahl, so gelb und rot ...

13.Fühlst du einen Schwang und Drang …

14.Geh bleib! Ihr Lieben, schon zerplatzen meine Wandersohlen …

15.Hei, wer wagt, hat schon gewonnen …

16.Hinter mir der Stuben Staub …

17.Horch, der Wald, aus grünen Buchen …

18.Horch, es ruft aus freiher Wildnis Räumen …

19.Ich schlage vor – Wir hören auf …

20.Ich wär ein Sonderling, nicht schlecht …

21.Ihr schaut nicht mehr  das heitre Licht der Sternen …

22.In meinen Felsen geborgen, in meinem moosigen Wald …

23.In tiefem Schweigen liegt das Felsental …

24.Jah, ihr Spiesser, zweifelsohne …

25.Je leerer seine Lehren …

26.Jeder nährt sich wie er kann …

27.Kennst du den Freund – du Selber bist er 

28.Kerkerwandbilder . Wie oft erhellt ihr wonniglichen Bilder …

29.Kühle Schatten liegen auf den Hügeln …

30.Lieber hassheiss noch und wütig …

31.No, mein Freund, wer wirklich reinlich …

32.Nur von Mund zu Munde rauscht des Lebens Kunde 

33.O wo ist, dass ich Leben schöpfe …

34.O wonnig Wenig, Herzensseligkeit …

35.Rang ist teuflische Bürde …

36.Schweifend freih in freiher Wildniss Räumen …

37.Seine Reden, Herr Besuch …

38.Selig Du, der du vor Durst …

39.Spielt mir der beste Musikant …

40.Stiller Tag am Askonautenhügel

41.Und jetzt Schluss mit dem Gelehr

42.Uns Heimat zu erringen, ihr Redlichen, heran …

43.Warum, hör ich immer fragen …

44.Was der grosse Haufe ruft, ist dir Luft …

45.Was ich sollt mich zerr und zieren …

46.Weckt sie mir zu früh nit auf …

47.Weil ich hier im Erdgewímmel

48.Weil ich soll und weil du sollst …

49.Wohl dir, der du um die Wetten …

50. Wohlauf Gesell, mit Wind und Well ...