Schatten der Lebendigen
Schillers
‚Künstler’-Hymne war das Lieblingsgedicht von Karl Wilhelm Diefenbach.
Er hat es immer wieder zitiert. Warum? Was war ihm daran so
wichtig? - In diesem Gedicht werden die Künstler als die
Propheten der Zukunft gedeutet. Als einen solchen sah sich Diefenbach.
Mit seinen Überzeugungen völlig alleinstehend in seiner Zeit, fand er
Trost und Stärkung in dem Gedanken, ein neues Jahrhundert, ein neues
Zeitalter anzukünden und heraufzuführen.
Gusto Gräser, sein Schüler oder Jünger, hat dieses Gedicht und seine Deutung sicher mehr als einmal gehört. Auch er sah sich in dieser Rolle, auch er empfand sich als Vorläufer einer neuen Epoche, die er dann „Erdsternzeit“ nennen sollte. Er gab dem „kommenden Jahrhundert“ Schillers einen Namen. Im Unterschied aber zu Schiller und Diefenbach glaubte er nicht daran, dass „ästhetische Erziehung“ durch Kunst allein schon genügen könne, um die große Umkehr herbeizuführen. Dazu braucht es, dies seine Einsicht, den Einsatz des ganzen Menschen und des ganzen Lebens. Darum setzt er im obigen Blatt – es handelt sich um die Abschrift durch einen Freund – unter (und eigentlich gegen) das Wort „Künstler“ sein eigenes Wort: „Bildner und Bauer“. Als „Bildner“ hat er sich auch offiziell, in Berufsangaben, bezeichnet. Gemeint war damit nicht nur das Bildnerische eines Malers, Bildhauers, Schriftentwerfers und Dichters, sondern mehr noch, wenn auch unausgesprochen: Menschenbildner. Das Wort „Bauer“ ist nicht mit „Bauern“ zu verwechseln, denn es meint die Bauenden, die Schaffenden, die Schöpferischen. Auch das Wort „Volk“ hat in diesem Zusammenhang nichts mit dem üblichen Volksbegriff zu tun; sein neuer Titel wendet sich vielmehr an die kleine Gemeinde der am kulturellen Umbau Beteiligten. Sein „Volk“ ist ein utopisches, ein erst zu schaffendes, herauszurufendes. Er spricht von einer „Herzgemeinde“, einem „Kern“ und „Stern“. Es sind die kommenden „Erdsternmenschen“.
In Friedrich Schillers „Kenne dich selbst“ ist schon ausgesprochen, was dann der Kern von Gräsers Botschaft und Sendung werden sollte.
Gusto Gräser, sein Schüler oder Jünger, hat dieses Gedicht und seine Deutung sicher mehr als einmal gehört. Auch er sah sich in dieser Rolle, auch er empfand sich als Vorläufer einer neuen Epoche, die er dann „Erdsternzeit“ nennen sollte. Er gab dem „kommenden Jahrhundert“ Schillers einen Namen. Im Unterschied aber zu Schiller und Diefenbach glaubte er nicht daran, dass „ästhetische Erziehung“ durch Kunst allein schon genügen könne, um die große Umkehr herbeizuführen. Dazu braucht es, dies seine Einsicht, den Einsatz des ganzen Menschen und des ganzen Lebens. Darum setzt er im obigen Blatt – es handelt sich um die Abschrift durch einen Freund – unter (und eigentlich gegen) das Wort „Künstler“ sein eigenes Wort: „Bildner und Bauer“. Als „Bildner“ hat er sich auch offiziell, in Berufsangaben, bezeichnet. Gemeint war damit nicht nur das Bildnerische eines Malers, Bildhauers, Schriftentwerfers und Dichters, sondern mehr noch, wenn auch unausgesprochen: Menschenbildner. Das Wort „Bauer“ ist nicht mit „Bauern“ zu verwechseln, denn es meint die Bauenden, die Schaffenden, die Schöpferischen. Auch das Wort „Volk“ hat in diesem Zusammenhang nichts mit dem üblichen Volksbegriff zu tun; sein neuer Titel wendet sich vielmehr an die kleine Gemeinde der am kulturellen Umbau Beteiligten. Sein „Volk“ ist ein utopisches, ein erst zu schaffendes, herauszurufendes. Er spricht von einer „Herzgemeinde“, einem „Kern“ und „Stern“. Es sind die kommenden „Erdsternmenschen“.
In Friedrich Schillers „Kenne dich selbst“ ist schon ausgesprochen, was dann der Kern von Gräsers Botschaft und Sendung werden sollte.
Zeichnung von
Fidus
Erhebet
Euch mit kühnem Flügel hoch über Euren Zeitenlauf,
fern dämmre schon in Eurem Spiegel das kommende Jahrhundert auf!
fern dämmre schon in Eurem Spiegel das kommende Jahrhundert auf!
KENNE DICH SELBST!
Aus Gusto Gräsers Sammlung: „Schatten der Lebendigen“