Georg Christoph Lichtenberg
(1742-1799)
war Mathematiker und
Physiker, berühmt bis heute ist er aber nicht durch mathematische
Leistungen
sondern durch die Aphorismen, die er in seinen „Sudelbüchern“
niederschrieb. Im
Nachlass von Gusto Gräser im Monte Verità-Archiv Freudenstein befindet
sich
eine Ausgabe mit vielen Anstreichungen: Lichtenberg: Tag und
Dämmerung. Aphorismen, Schriften, Briefe, Tagebücher. Mit einem
Lebensbild herausgegeben von Ernst Vincent. Dieterich’sche
Verlagsbuchhandlung
zu Leipzig, 1944.
Hier
sind einige Auszüge aus Gusto Gräsers Sammlung „Schatten der Lebendigen“
Darin
rot unterstrichen, neben vielen anderen Stellen, manches auslassend
oder abwandelnd:
Auf Seite 11:
Fernab lag ihm alles, was mit Anstellung, Versorgung, bürgerlichem
Unterschlupf zu tun hat. Unbekümmert, fast wie ein Nachtwandler ging er
seinen
Weg. Die tägliche Aufgabe wurde erfüllt. Es hat sich schon mancher den
Weg
dadurch versperrt und verdorben, daß er die Reinheit des Schaffens und
Strebens
durch höchst eigennütziges, geschäftiges Handeln beschmutzte; aber
mancher
wollte nichts anderes als treu zu
wandeln.
Es geschah ihm wie dem, der ausging, die verlorene Eselin des Vaters zu
suchen,
- er fand ein Königreich. (Aus der Einführung; Gräsers Einfügungen in Kursiv).
S.232: Ich vergesse, mein Kopf empfängt, anstatt zu schaffen, und ruht.
S.235: Ist nicht die Erde überall Herzgotts,
des
Allfreundes - !
S.240: Wenn sich mein Geist
erhebt, fällt der Leib auf die Knie.
S.244: Wir können von nichts in der Welt etwas eigentlich erkennen als
uns selbst.
S.274: Fehler zu entdecken, ist seit jeher die Eigenschaft mittelmäßiger
Köpfe gewesen. Die großen Geister schaffen, ohne zu tadeln.
S.277: Eigentlicher ruhiger Genuß des Lebens kann nur bei Wahrheit
bestehn.
S.281: Ein Geschöpf lebendiger Art
läßt die ganze Geschichte der Welt repetieren.
S.333: Nichts erklärt Lesen und Studieren besser als Essen und Verdauen.
S.341: Je undeutlicher die Begriffe sind, die man von der Größe eines
Mannes hat, desto mehr wirken sie auf das Blut.
S.347: Es wäre gewiß sehr nützlich, der Welt die Schriftsteller
anzuzeigen, die trutz
Kenntnis anderer, aus sich
selbst geschöpft haben.
S.372: Werdet mit jedem Morgen bessere Brüder.
S.377: Glaube ist Instinkt, ist dem Menschen natürlich wie das Gehen auf
zwei Beinen. Bei manchen gar erstickt, doch ist er da
und ist zur innern Wohlgestalt unentbehrlich.
S.381: In der Vernunft ist der Mensch, in den Leidenschaften Gott. –
Glaubt ihr denn, daß der liebe Gott katholisch ist?
S.406: Mutter unser, die du bist.
S.414: Der ganze Mann ist beisammen. Man fühlt sich selbst leicht und
wohl, wenn man die Sicherheit in seinen Bewegungen sieht.
S.438: Lies Euler oder Haller statt Goethe und den stärkenden Plutarch voll Adel der Seele. |
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