L
a s s e n,
Mut Du heiliger Enthaltung,
Entfaltung unsres
Wesens ist Dein Preis,
und unsres Geistes heitere Gestaltung -
wohl uns, wenn einer recht zu lassen weiss!
So sammelt sich
von selbst sein Sam, der Leben zeugt,
von selber fasst er Wurzel
in dem Grund -
so kommt er heim, und heimlich kommt und keimt
empor sein Stamm,
sprosst auf sein Volk - blüht auf des
Menschseins weit und breit
verzweigter Baum. - - -
Oh
Mensch - o lass - lass werden!
*
Lass
und es fliesset der heilige Saft –
lausch,
und es rauschet die gottvolle Kraft;
herzlicher
Hörer vernimmt sie – herrlicher Störer
verstimmt
sie, dass sie ihn stösst in die Haft,
stürzt
in Gramelends grausiges Nicht - - -
Willigkeit
– Treue – Vertrauen
hebt
die gewaltge ins Licht!
*
Lass
gehen, Freund:
Dich,
mich - lass alles gehen!
Es
geht allein zu dem, was wahrhaft hält.
Von
selber wirkt das göttliche Geschehen,
gedeiht
die Ordnung, die durch Zwang zerfällt.
Lass
gehen, Freund - und alles wird, wird gut,
wo
nur die Störerin, die Feigheit,
ruht.
*
Vorüber –
alles wohlbekannt.
Was haschen und was hassen?
Der warmen Sonnen zugewandt,
so geh ich ganz gelassen.
Aus allen Höhlen hallts:
Hoho!
Wie sollts auch anders hallen,
wenn durch die Lande daseinsfroh
die freihen Tritte fallen?
Aus allen Kasten knarrt es: „Steh,
Du Narr!“ – Mich aber
heißt es: „Geh!“
Jawohl, ich geh, was hält
mich fest?
Hussah, wer will mich fangen?
Dem bleibt vielleicht ein fauler
Rest
in seinen Fingern hangen.
Denn mit den Lüften geht mein
Lauf,
hin durch die engsten Spalten.
Ich halt mich über Euch nit
auf –
wie wolltet Ihr mich halten?
Ihr wollt mich greifen? Hahaha!
Begriffen bin ich nimmer da!
Ihr fangt mich nit in Fach und
Stand,
bin da längst durchgefallen,
aus Euren Kasten durchgebrannt
ist längst mein heißes
Wallen.
Und Du, Genoss im Ichfrostbann?
Oh hör, es flüstert
Leben:
„Ich fließ in
immerfleißgem Fluss, fließ mit,
fließ mit!“ - hörst
Du den Gruß?
Wohlauf, Dich frei zu geben!
Allwarme Sonne steigt im Ost –
wohlauf, o Herz, entrinn dem
Frost!
*
*