Zurück
KRAFT ODER KRAM?
 
Wer, ihr Menschen, wer, ihr Leute,
wird des trübsten Unglücks Beute?
Ist's der Arme, der verlassen
 wankt durch unheimgrause Gassen?
Ist's der Kranke voller Wunden,
den die Unwelt so zerschunden?
Ach, nit Der und Der, Dich aber,
Haber,
 wohlbestallter Mann –
Dich, der üppig weich gebettet,
doch nit hilft und heilt und rettet,
Dich trifft trübster Trübsal Bann!
*
Wer blickt noch andachtschauernd zu den Sternen?
Ach - unser Schaun verflackern die Laternen!
Wer hört sie noch, die Heilmusik der Welt?
Ach - in den Ohren uns der Geldkirr gellt!
Herrschwahnverstrickt, du grausiges Verhängnis,
verkümmern wir in dem Kulturgefängnis
und unsern Krämeraugen, Krämerohren
ist alle Heiterkeit der Welt verloren!
*
"Wer besitzt, der wird besessen" –
merks hinter den Ohren!
Denn sobald wir dies vergessen,
sind wir schon verloren.
Nur wo wir um Eigentum
werben, ringen, schwitzen,
findt der Deibel und sein Muhm
nichts auf uns zu sitzen.
*
Mehr Bedürfnis, mehr Zerwürfnis –
Bruder, tefflich ist dein Wort!
Ja, je mehr den Kram wir mehren,
muss uns Gram und Sorge zehren,
Streit um Sache uns versehren,
immerfort.
Einfachheit, oh Einfachheit,
Dir blüht Freundschaftwone,
Dir Gesundheitsonne,
Lebensheiterkeit!
*
Huh - schwillt da an ein Warenwirrwarrwust,
 wuchert Vermassung, maaslos geile Mehrung,
schwallt auf ein Heer unheimlichster Verheerung,
Heissgier im Blick,
voll von der Hatz der Lustersatzfabrik,
Fieberfabrik, Schieberfabrik,
glotzt da ein Ekel, vollgefressen dick - - -
umstunken - puh - von Waffenschindustrie faucht auf,
kraucht raus ein ungeheuerliches Drachenvieh - - -
krachtraus der Krieg!
*
Hah, ausgekocht wird die Güte
und kalt und hart wie Erz
wird das vom Luxus verbrühte,
buhhartgesottne Herz.
*
So, wie wir uns um täglich Brot
 bemühen und bedanken -
dürften getrost um täglich Not
 wir auch ein wenig langen.
dann schliche her so leicht kein Neid,
kein arger Giftesieder -
dann liesse sich die holde Maid,
die ernstfrohscherzge Heiterkeit,
an unsrem Tische nieder.
*
Selber fressen macht fett, macht krank –
Teilen macht heilen, rank und schlank.
*
Freigebig und freinehmig ist die lebendge Welt.
Steh auch nit stolz und geizig:
Nimm, gieb – gieb, nimm, wie’s fällt!
*
 „Was fehlt Dir?“ hör ich fort und fort –
„Was vielt Dir?“ wär meist mehr am Ort.
*
Ein trefflich Wörtchen fand ich,
das Wörtchen: leb und bleib!
Luxus mordet die Seele
und putzt den entseelten Leib.
*
Berechnet Ihr’s? – Dass Ihr’s nit brecht!  
Leben folgt keinem Ziffernknecht.

*
Was, Ihr Krämerlinge wollt meinen Spielmut dämpfen?
Sollt wie Ihr so krumm und so griesegrämlich kämpfen?
Krauch wer mag in Mammons Siel!
 Schmäht mich Kind, mein Kampf bleibt Spiel.
Unsres Lebens heilig Blühen
dorret ob dem Krämerkrampf;
nur aus heimatfrohen Mühen,
nur aus spielernstheissem Glühen
heitert tüchtger Lebenskampf!
Schmäht mich Narr nur oder Tor,
ihr gemachten Macher!
Nur wer spielt, macht uns
 nichts vor!
*
Was wohl des Lebens höchster Zweck?
Ist's nit "ein Herz am rechten Fleck"?
Und was des Lebens reichster Schatz?
Ist's nit "ein Mann an seinem Platz"?
Wer Grössres, Reichres will und sucht,
kommt nie auf grüne Zweige, geschweige
auf Blüht und Frucht.
*
Wer nur den Mitmensch in sich birgt,
den Wirklichen, ich mein,
wer nimmer nach der Wirkung zirkt,
getrost nur ganz von Mitten wirkt –
der wird nit schrein:
Mehr Brot! Mehr Wein!
Mehr Himmel und mehr Seligsein!  
Weil er ja mittendrein.
*
Was Erfolg? Das Leben heisst uns gehen
frisch hinein ins glühende Geschehen,
unsern Tritten so aus Herzgenügen
 noch ein Trittlein treu hinzuzufügen.
Reich zu leben - hier in den Bereichen,
treubeglückt -
Glück erfüllen, ha, kein Glück erreichen.
*
Was will ich Andres, als nur einfachleben,
und einfach, leben, wie ein Kindelein –
ein Bumhinein?
Der treue Drang, der wird mich schon erheben,
wird sich schon bahnen, sich schon Formen geben!
So wird sich Bildung weben aus dem Sein,
so wird sich Eines an das Andre reihn,
so wird sich Eines aus dem Andern geben!
Nur – Einfach – leben.
*
Was, Ihr Zapfen, frostbeklommen,
ich käm gen den Strom geschwommen?!
Kommt zu Trost!
Wo ist Strom bei euch Gehemmten,
euch Verfrornen, steif Verstemmten,
wo?
Doch ich komme freih entschlossen,
komm mit allen Stromgenossen –
heiahoh – flott angeflossen.
*
Was, ihr Herren Hirnverbrannten, Reflektanten, Spekulanten –
euren Warenwirrwarrschwindel nennt ihr "Guten" noch "real"!?
Ihr hirnschwindliges Gesindel! – Hört ich recht? –
Sagt's noch einmal!
Ihr berauschten Pappentüten – hier paar urgeborne Blüten,
Früchte der Urwirklichkeit - dass auch ihr in eurer Gruft
noch ein Weniges gedeiht.
*
Wer rettet uns aus giftgem Neid?
Wer kündet, zündet heilgen Streit,
flammfromm die Welt befreihend
von Trugunfug? –
RAufrichtigkeit!
*
Zurück