Gusto Gräser:
Freude
 

 
Aus dunklem Ernst
glüht auf der Freudenstern –
auf dunklem Grunde spielet
Licht so gern
das Lied des Lebens!

Freudig will ich mich bemühen,
freudig über rauhen Plan meiner Wege ziehen,
müde dann dahinzusinken, holder Ruhe Wohl zu trinken –
Heilge Ruh, Wonne Du!
Dann aufs neu aus deinen Plagen,
Armut, neue Lust mir schlagen,
immerzu.

Nur aus dunklen Fehden
lachet uns der Tag
und das Erden-Eden
ist kein Lämmchenhag!
Wo wir kämpfrisch leben,
wird die ganze Welt
von der Freundschaft Freude
wonnereich erhellt.
Freilich gibt es Hiebe,
gibt manch frischen Strauß,
und die Tipptappdiebe
fliegen alle raus.
Raus die Lieblichkraucher
so gefällig, fein,
raus die falschen Schlaucher!
Feinde – donnerdrein!
Nur wenn so wir fegen
Weg und Steg und Stieg,
grünt uns voller Segen
freundfroh allerwegen –
Sieg!
*
"Kämpfet und freut Euch!"
gebeut Euch das Leben –
fürchtet Euch nicht, ob die Hölle auch droht!
Ob Euch zuckende Wetter umgeben -
leset die Schrift, die am Himmel loht!
Da steht geschrieben entzückende Pflicht:
Kämpfet und freut Euch – und
lüget nicht!

Freude, Freundschaft, Sonnenschein
muss mein Wort durchtauen –
Lust und Lieb muss drinnen sein
so urheimlich, ungemein,
recht uns zu erbauen - - -
Doch der Dunder – raus, hinaus
mit dem Hirnkastengegraus!

Jetzt aber aus der Graus!
Aus all das Friedgeflöte mit seinem Feingetöte,
weil nun Frau Freud erwacht,
Werkfreude, Welt aufrichtend, Kampffreude, Krieg vernichtend,
weil Freundkraft aus ihr lacht!
*
Was denn Friede?
Freude springet aus dem ernsten Streben –
wo ein Mann in Ehren ringet, muss es Freude geben!
Heilge Froheit muss gedeihn, wo wir Freunde werden,
ringend uns zum Kranze reihn - aber einen Frieden? - - -
 Nein! Gab’s noch nie auf Erden!

Drum:
Zufriedenheit, du Gute, vielliebliches Getute,
du holder Spießerhort, du Tugendtantenwort –
für unser Feuer bist du gut, hah, unser
Freudenfeuer! –
Rein in die Glut!
*
Freude, Freude will die Welt durchglühen,
auf, wohlauf in ihre reinen Mühen,
fern der Langweilmumm Zufriedenheit!
Heilges Frohsein feuert uns den Reigen, führet uns,
Alleintracht zu erzeugen,
in den stillgewaltgen Geisterstreit!

Freude, Freude will die Welt durchglühen –
auf, wohlauf, du Erdstern-Sonnensohn,
auf aus friedsuchtbangen Sichrungsmühen,
nur durch Kampf kann Leben, Lieben blühen,
trutz – dem Drohn!
Lass den Feigling kriechen in das Kriegen,
Du lass deiner Kampfglut Flammen fliegen,
lachelohn -
Freunde, Freund, sind nur die
 Kampfesfrohn!

So freuet Euch,
hah, feuert, feuert Euch –
aufs neue wird gegründet, entzündet neu
Menschsein im Erdsternreich,
herzgottentfacht –
aus dem nahfern urtraulich schimmerlacht die:
ERDSTERNZEIT
Weltheimkehrzeit,
wo müheseelig allbereit der Mensch
sein winzig Lebenslicht
einflicht mit Herzenswonnepflicht
zum Himmel aller Himmel:
„Selbstheimatsein“
des Schlüssel der
Verzicht!
*
Mein Vorschlag hier –
dein, deiner, Herz, allein!
Hah, schlaget mit, es muss ja
Freude sein!
*