Die Geduld.
Duld gedulde, pochts in meinem Grunde,
Du, Du, Du!
Banger Narr, was misst du deine Stunde
immerzu?
Lass die Toten, lass die Krämer messen!
Aber du wag lebend zu vergessen
Zeit und Schuld.
Duld gedulde, wie im Lande droben
jener Baum:
seine Äste ragen frohgehoben
in den Raum.
Hei, wie lässt er sie so unverdrossen
in das Blauen, in das Grauen sprossen,
sonder Graun.
Hohes Dulden füllet seine Dolden
bis zum Herz,
kehret werdefröhlich wieder golden
sonnenwärts,
und den Stürmen rauschet er Willkommen,
weil so Bäumen auch die Stürme frommen,
auch der Schmerz.
Riss der Blitz ihm krachend eine Wunde
in sein Haupt,
tiefer wurzelt er im dunklen Grunde,
dem er glaubt.
Seine Lust kann er ihm nit verderben;
ein Geduldger lacht er noch im Sterben,
grün umlaubt.
Zu des Baumes werdetiefem Schweigen
horche still!
Seinen Urwuchs lasse überzeugen
dein Gefühl!
Übe Du mit deines Urteils Fühlen
zu gehorchen jenem wilden Willen
stark und still.

Nur soviel Du tief dem Grund verbunden,
seiner Huld,
schlägt dir nimmer wehe Todeswunden
Ungeduld.
Kannst Du nur dem Baum dadrin vertrauen,
wird aus dir bald stürmegrüßend schauen:
die Geduld.
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