Gräsers erste Spruchsammlung 
München 1902 

STADTVERWALDUNG DURCH DEN
TRANSSILVANISCHEN WANDERSMANN

Wohin Herr Mensch tritt, o Grauen, 
mit eisern eisger Vergewalt, 
da wird es öd in den Auen 
und kalt – 
Da muss die Heimat verderben, 
muss Lust und Liebe ersterben, 
denn nieder tritt er den Wald. 

Doch wo wir hinter dem Grauen, 
dem grünen Walde gesellt, 
die Gärten, die Hütten bauen, 
Wildung und Bildung trauen – 
da erst tritt 
der Mensch in die Welt.
 
 
Winke zur Genesung, Ascona 1918                                                   An Hermann Hesse in Bern 
                                                                                                       
Was ist ein Haus, an dem kein Garten spriesset, 
in das der Blüten maienfrischer Duft nicht dringen kann, 
das Sonne nicht umfliesset?  
Was ist ein Mensch, des Herz nichts hat zu warten,  
der nichts zu lieben hat in stiller Treu? - 
Er ist als wie ein Haus ohn Sonn und Garten.  



Nun werden wir groß mit dem Wald! 
                                                 

 
‚Öffentliche Gespräch ‘ in Berlin            
 

 


Welt – wer kann dich wie dein Hochwald loben 
in der schauerschönen Sommernacht, 
dieser duftvoll funkelsternereichen 
Wandernacht voll deiner Wunderzeichen? 
Helle spür ich meinen Mut entfacht! 
Heilge Speise hast du mir gespendet, 
als dein Bote heute ausgesendet 
ward ich, künden deine Waltemacht.

 

Wald – du, unsres Menschseins Wiege, wo grünt groß dein Traumgeraum? 
Frost und Wurmfraß feiern Siege, Stürme brechen ein und Kriege,  
weil uns starb, mit deinem Baum, auch der Andacht heilig Wesen,  
der Gemütruh warmer Hauch, ohne die kein Geist genesen 
kann, und kann die Run nit lesen, die ihn ruft zu heitrem Brauch. 
-     -     - 
Doch – nun ist uns Gramverkrallten Urerinnerung entbrannt, 
Du, von deinem heilgen Walten, brennt uns tief zu Dir zu halten, 
bis dein Wohl – Wunderwald –  
wieder wogt durch unser Land.
 


Dort kriegkrank-krachkrank-giftkrankes Menschenland –  
ein Wäldernetz drüber- und unser Erdstern heilt. 


 
Aus Urwald – unwirtlich, undurchwohnt – durch kaltkahle Steppen und Städte –  
zum Gartwald- wildschön vom Menschen geschont. 

 
Hah, singe, sing, o 

Wunderweltenseel, 
sing, wilder Freund,
Waldgeist,  
rauhtrauter, sing, 
läut uns dein Lied, braus uns 
dein Sturmgedröhn, 
durchfrisch, durchlüfte unser 
Wurmgewöhn, 
hilf uns zum Sprung, zum 
notwendlustigen 
Weltgeisterstraus,  
zur wiederwild, ringfrohen  
   R r r E i n i g u n g
nachhaus,
nachhaus
!
 

 

 
Wortfeuerzeug, Potsdam 1930