Ehrfurcht
Dort Dummwut, ins Herrsein vernarrt
-
hier Freimut mit Ehrfurcht gepaart.
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Dort Anslichtziehn, entwurzeln,
entwerten, entweihn -
hier Ehrfurcht vor der ureingeweid,
heilnotwendigen
Dunkelheit.
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Ehrfurcht
zum Selbst in dem geringsten Ding,
im
letzten, lüttsten Pink und Litteling,
im
Käferlein schont er's, dass ihm sein Schön geling',
sein
Sieghaftsein.
*
Oh
Tohuwabohu, oh Mördermoral in euren Gehirnen!
Todfurcht
ist's ja, die uns die Ordnung verwirrt!
Liebmut
– Ehrfurcht vor Leben ist's,
die
uns die Ordnung erzeugt.
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„Den
man zu Ehren bringen mag,
dem
ist ein Wort mehr als ein Schlag“,
sang
unser Vogelweider.
Du
treuer deutscher Walther du, man hörte dir zu wenig zu,
man
schlug mit vieler Hochnotpein die Treu heraus, die Schläu
hinein,
so
hatten wir denn leider statt Ehre, Ehrenkleider.
Nun
aber, satt die öde Plag, heben wir an urjungen Tag,
wo
wieder heilge Ehrfurcht lauscht, wo wieder heitrer Freihmut rauscht -
und
dieses ist das Schwingenpaar
dem
Menschenaar!
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Hah,
Fürchtefrevel, Allverschuldigung, von dir heilt eines nur:
Ehrfurcht
dem Grund – tiefgrundergebne Wildwelthuldigung.
*
Wir
Ehrfürchtigen lenken mit treuem Tun
in
ein allweltwilliges Lebensruhn.
*