Lieber!
Schweifend frei in freier Wildnis Räumen,
wie ein Tier so selig einverleibt,
grüss ich dich aus meinen treuen Träumen.
Huschehusch durch
heimelige Fluren,
wachsam streifend durch das stille Ried,
tappetast ich
wildgeheime Spuren,
Laute
suchend für mein Freundeslied.
Rund um mich so seliges Gebilde,
alles Herz und alles Heimatraum - - - da –
aus abenddämmrigem Gefilde
tritt
ein Hirsch in meinen Freundestraum!
Hah, ich ahtme,
ahtme heilgen
Odem,
fern der Städte Angstgestank und Brodem,
ahtme Gottheit hier bei Tier und Baum.
Freund – und Du - ? Bevor die Kraft zerstiebet –
fort die Krücken! Hände deinem Freund,
der
dich ziehet, zieht und immer liebet!
Nur ein Ängstling mag im
Staube hausen,
wo der Krämer herrscht mit Kram und Gram –
doch ein Mann nur, wo die Winde sausen,
wilde Wälder ihre Jubel brausen –
wo man
haucht und heuchelt nit infam!
Schau sie an – des Waldes freihe
Söhne,
schau – sie wandeln still und heimatgross
durch der Wälder wildes Laubgekröne,
durch ihr sonnig grünendes Gewöhne
ohne
Sorge – blühend -
kummerlos!
Ha, der Kammern kümmerlich Getuhe
kennt der freihe Hirsch des
Waldes nicht,
all sein Rühren ist voll edler Ruhe,
wenn
er bahnend durch das Dickicht bricht.
Wenn er kommet unter grünen Wogen,
mächtig prächtig in der Kronenwehr,
so gewieget – eiah,
so gewogen,
als ein König durch sein Reich gezogen –
ha,
der Hehre, der Geliebte der!
Kommt die Meute hinter ihm gezappelt,
hui, mit welcher Lebensleidenschaft
bricht
er durch, mit grundgeborner Kraft!
Kommen Leute hinter ihm gerappelt,
ach, wie ängstlich das da trippeltrappelt,
ach,
wie ärmlich ist die Schiesserei!
Doch er kämpfet Aug in Auge frei!
Und er sieget oder stirbt, doch freih!!!
Tierschändung = Menschenerniedrigung;
Tierachtung = Menscherhebung.
*
Seltsam und schön! – Wohl wert, es hier
zu künden:
Da stand ein Hund, durchdurch ein einzger
Ruck,
sah ihn im Geist in seinen Urweltgründen - - -
hah, auch in
mir solch lebge Ganzheit bünden,
so hingegebne – jah,
das wär genug!
Und – weiter schreit ich in Gedankenwonnen,
so dreissig Schritt, da rennt
ein Knab
vorbei:
„Hinngabe!“
ruft er, und ist schon entronnen –
Ich aber, hah, ich hab ein
Glück
gewonnen:
Der Hinngegebne nur
lebt grohs, lebt freih!
*
Ha, ein Ross im Galopp –
raberopp, raberopp,
daher durch die blühende Heide!
Die ruckende Kraft
so ruhig gestrafft
zu schauen – oh wohliche
Weide!
Ha, du rassiges Ross,
du des Menschen Genoss,
wann schämt vor Dir sich der Plumpe
und schreitet gleich Dir schlankkräftig herfür
aus all dem Krämergelumpe?
*
Husch –
hast du es gesehen,
das Mäusle mit der Nuss?
Verflixt,
das kann sich
drehen, in dem ist kein Verdruss,
ist von der
Nas zur Schwanzelspitz
voll
Munterkeit und Schnellewitz!
*
Hah,
schau doch das Zicklein – die munteren Faxen,
hei, wie
das purzelt, bocket
und bäumt,
nach allen
Seiten wirft es die
Haxen –
auf einmal
– steht es – wie
angewachsen!
Das
ist ein Spiel,
das von
Kämpfen träumt.
*
Knusper wusper – huiahusch
– hast gesehn den Hudribusch?!
Da – dort
hinterm Stamm hervor
spitzt der Fratz sein Fransenohr.
Schurr,
schon ist der rote
Schreck
wieder weg.
Ruchurusch,
mit Lustgeschnauf gehts, heihoh,
zur Kron hinauf!
Dort, in Wunderwipfelwelt,
wohnts, gottheiterkeitgesellt!
O Du
quicklebendig Tier, wie
Du leben,
jah mit
Dir!
*
Der Igel
ist ein stachlig
Tier,
der
Maulwurf sanft wie Seiden
-
und beide
können nichts dafür.
Jetzt
bitte, wer entscheidet
hier,
wer besser
von den beiden?
Ein jedes
Tier – und Jedermann
ist grad so
gut, als wie er
kann.
*
Tierlein ihr, und ihr o Pflanzen, wohnend in dem
Wonneganzen,
bitt ich bitt,
helft auch uns, den Zweifelswunden, heilen in der
rundgesunden,
der urmütterlichen Mitt!
*