Kerkertraum   

          

 

Im November 1901 verweigert Gusto Gräser den Militärdienst und wird zu Kerkerhaft verurteilt.

Gefangen in der Festung Cetatea über Kronstadt hat er in der Zelle eine Zukunftsvision.

 

Wie oft erhellt Ihr wonniglichen Bilder,

so hold verwandt, mir meine Kerkerwand –

dann scheint mein Tag mir traulicher und milder.

Wie oft, wenn um mich her in Qual und Grauen,

in Wahnesnacht haust frech die Niedertracht –

kann ich Euch leuchten, meine Bilder, schauen.

Ja, dann mag kommen, kommen, was da will –

ist’s auch ein schwer Geschick, auch noch so sehr –

ich schau auf Euch und trau und werde still.

Und leicht und lichter fühl ich's in mir werden

und heller Mut treibt schneller an mein Blut –

denn Frühling, Frohling will zu unsrer Erden.

Frohwackre Ringer müssen bald erwachen!

Ihr Hauch erweht und wirket still und stet.

Ich horch entzückt schon ihrem wilden Lachen.

Sie drängen queck aus dunklem Heimatgrunde

mit Frühlingsmacht – hei, wie das lacht und kracht!

Und ich – o seelig – fühl mich mit im Bunde.

Wohlan, ihr Stürme, kommt mit Wintergrauen –

dies heile Licht, die Helden brecht Ihr nicht,

die ich da kommen schau

in Urvertrauen.