Lied der Einsamen

Walt Whitman                                                                                                                                                                                Gusto Gräser

Frost hat bereifet des Hauses Dach;

doch warm ist's geblieben im Wohngemach.

Winter hat Scheitel mir weiß gedeckt;

doch fließt Blut, rot, durch das Herzgemach.

Der Jugendflor der Wangen, gegangen, all gegangen,

hin in das Herz hinab,

da blühn sie nach Verlangen, wie vor so nach.


Sind alle Freudenströme der Welt versiegt?

Sind alle Nachtigallen verstummt?

Noch ist bei mir eine im stillen wach.

Sie singt: Der Wirklichkeit,

nur dem Duft der Träume gib Dach.

Ich habe solcher Lieder

noch tausendfach.

*

Gusto mit Friedrich Rückert