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Ausstellungen im 20. Jahrhundert über Gusto Gräser
(bis 2000)
 

 
1905 -1907
Gemäldeausstellungen von Ernst und Gusto Gräser in Locarno und Ascona


1968 Ausstellung in der Monacensia-Abteilung der Münchner Stadtbibliothek, Oktober 1968 bis Januar 1969                                                   Mit Dank an Richard Lemp

Erinnerungen an Arthur Gräser
Eine Ausstellung der Stadtbibliothek zum 10. Todestag

In den Jahren vor dem 1. Weltkrieg trat im Schwabinger „Simpl“ ein Rezitator auf, der mit seinen Gedichten und Aphorismen, mehr noch mit seiner altnordischen Klei­dung die Aufmerksamkeit und bald auch das Gespött der Leute auf sich zog: Arthur Gustav Gräser. Er war ein seltsamer Mann, eine stadtbekannte Erscheinung, ein rich­tiger „Kohlrabi-Apostel“, wie die Münchner mit einem gewissen Wohlwollen diese Originale nennen. Gräser hielt auch während der Revolutionszeit öffentliche Vorträge und diese brachten ihm 1919 die Ausweisung aus dem Lande Bayern wegen Staats­gefährdung ein. Als er 7 Jahre später wieder in München auftauchte, wurde er sogleich aufgrund des Ausweisungsbefehls von 1919 festgenommen und trotz des Eintretens namhafter Persönlichkeiten erneut des Landes verwiesen. Auch das Dritte Reich, das Gräser in Berlin erlebte, erklärte ihn als „politisch unzuverlässig“ und erließ gegen ihn Schreibverbot. Gräser zog wieder nach München und hier fand er schließlich bei Freunden und Gönnern ein bescheidenes Unterkommen bis zu seinem Tode am 27. Oktober 1958. Arthur Gustav Gräser stammte aus einer der führenden deutschen Familien in Siebenbürgen. Am 16. Februar 1878 in Kronstadt geboren, brach er nach kurzem Kunststudium aus der bürgerlichen Ordnung aus, um ein heimat- und besitz­loser Wanderer zu werden. „Wachsen, Werden, in-Bildung-sein“ war ihm Beruf ge­nug, und nur als Mensch unter Menschen zu treten, frei von Fesseln einer Lehre oder eines Zwecks. Wehrzwang, Passzwang, Schulzwang und was der Zwänge und Banne mehr sind, lehnte er gleichermaßen ab, darum ein Leben lang von der Polizei verfolgt, verhaftet, eingesperrt, ausgewiesen, von seinen Zeitgenossen verspottet und vor die Tür gesetzt.

Nicht von allen. Freunde waren es, die ihm sein Leben allererst möglich machten, Schriftsteller, Bildhauer, Maler meist, und einfache Menschen aus dem Volk. Sie traten auch öffentlich für ihn ein: Johannes Schlaf, Richard Dehmel, Hans Thoma, Friedrich Naumann, Gerhart Hauptmann, um nur einige zu nennen. Für sie war er ein Pro­phet, ein Wegweiser und Pionier; Thomas Mann verteidigt ihn mit den Worten: „Dieser Mann ist reinen Herzens und liebt Deutschland“. „Er predigte nicht Hass und Krieg, sondern war in stolzer Demut überzeugt, dass auf dem Grunde seines Lebens ganz von selbst ein neues paradiesisches Menschendasein erblühen werde, des­sen er sich selbst schon teilhaftig fühlte.“ So Hermann Hesse und Johannes Schlaf schreibt: „Wir sind zulange ungewohnt, Propheten unter uns zu sehen; Propheten sind eben anders als andere Leute. Wahrlich: ein Wegweiser und Pionier, den wir brauchen!“

In nicht wenige Dichtungen und Darstellungen ist seine Gestalt eingegangen, die Gemeinschaftssiedlung auf dem Monte Verità bei Ascona geht auf ihn zurück, ebenso wie andere, ähnliche Siedlungen in Deutschland. Die Jugendbewegung dankt ihm ihre mutigsten Versuche. All dies, ohne dass sein Werk jemals gedruckt erschienen wäre; auf Straßen und Plätzen trug er seine Sprüche vor, verteilte sie vom Wohn­wagen aus, in dem er mit Weib und Kindern durch die Lande zog. Ständig war er im Gespräch. Seine ungewöhnliche Erscheinung forderte ganz von selbst Fragen, aber auch Ärgernis und Widerstand heraus. In zahlreichen Vorträgen hat er sich dem gestellt. Anstoß zu geben war sein Amt.';Sein Dichten geht ins Sinnbildhafte wie sein Leben. Als ihn niemand mehr hören wollte, ließ er seine Flugblätter vom Rathaus­turm hinausflattern auf den Marienplatz.

Die Handschriften-Sammlung der Stadtbibliothek, die den gesamten Nachlass Gräsers besitzt, zeigt in der Ausstellung im Lesesaal der Monacensia-Sammlung (Mathildenstraßc 1) vom 21. 10. bis 19. 11. 1968 eine Auswahl von Flugblättern, Plakaten, Schriften, Dokumenten und Bildern Gräsers.

(Presseamt der Stadt München) Herausgeber: Hermann Müller, Byecherstraße 23

 

 
1977 Ausstellung zu Gusto Gräser, Hermann Hesse und Max Bucherer auf Schloss Dätzingen bei Stuttgart im Juni 1977
Mit Dank an den Veranstalter Heinz E. Walter
 

 

 
1978
Mit der grossen Ausstellung von Harald Szeemann im Jahre 1978, auf dem Höhepunkt der Alternativbewegung, begann die Wiederentdeckung  des Monte Verità und damit auch seiner Mitbegründer Gusto und Karl Gräser.
Die Ausstellung machte Sensation. Sie begann in Ascona und wurde anschliessend in Zürich, Wien, Berlin und München gezeigt.

Hier das Plakat der Wiener Station:






Und:
"Im Tessin vergammelt Harald Szeemanns Erbe"
von Barbara Basting in der Basler Zeitung (baz),
2.9.2008
 

 
1981 Im Jahre 1981 wurde eine Dauerschau in der Casa Anatta auf dem Monte Verità  installiert. In ihr erhielt Gusto Gräser einen eigenen Raum mit seinem Ölbild 'Der Liebe Macht'.  Zur Zeit (2009) wird das Museum renoviert; es soll 2010 wieder eröffnet werden.

Die Casa Anatta      
 

 
1983
Harald Szeemann: Der Hang zum Gesamtkunstwerk. Europäische Utopien seit 1800 (Zürich - Düsseldorf - Wien 1983)
Der für die Siedlungs- und Gemeinschaftsidee der Brüder Gräser grundlegende französische Sozialphilosoph Charles Fourier (1772-1837) nimmt hier ein eigenes Kapitel ein, ebenso wie der besonders für Gusto vorbildliche Amerikaner Henry David Thoreau (1817-1862) und der Ausdruckstanzpionier vom Monte Verità, Rudolf  von Laban (1875-1958).
 

 
1987 Während der baden-württembergischen Literaturtage von 1987 wurde in der Buchhandlung des Klosters Maulbronn eine Ausstellung über Gusto Gräser und Hermann Hesse gezeigt.
Hier das Begleitbuch zur Ausstellung, eine dokumentarische Biografie
Mit Dank an Günther Mahal und Klaus Krüger


 

 
1988 Gusto Gräser - Hermann Hesse - Monte Verità. Ausstellung im Jugendzentrum der Stadt Nürnberg, 1988
Mit Dank an Paul Gerhard Ahnert
 

 
1993
Die Ausstellung
"Süddeutsche Freiheit - Kunst der Revolution in München 1919"
im Münchner Lenbachhaus 1993/1994 behandelt erstmals, unter dem Titel "Lebensreform und Naturmythos", den Anteil der revolutionären Künstler an der "ökosozialistischen Bewegung"  des Monte Verità.

1996
wunderkammer österreich
Eine Ausstellung von Harald Szeemann, Kunsthaus Zürich 1996

Darin von Klaus Ferentschik auf S. 245:

 
Gustav Arthur Graeser
Nun kann ich Ihnen nicht einmal so unrecht geben. Bin freilich verrückt, sogar weit von der ins Elend rasenden Zeit; zumal mir völlig klar ist, daß diese Erde von Verrückten wimmelt, die sich nur in der Farbe unterscheiden, so daß – sagen wir – der Durchschnitt schwarz, rot, braune Vögel, und ich gerade einen grünen Vogel hab.
Gusto Gräser

Kurz vor der letzten Jahrhundertwende kommt Gustav Arthur Gräser, er nennt sich auch Gusto Gras oder Gusto Gräser, Arthur Siebenbürger oder A. T. Räumer, auf die Kunstgewerbeschule nach Wien, von wo er bald wieder ausbricht, und geht zu dem Maler und Naturapostel Karl Wilhelm Diefenbach, den er auch bald wieder verläßt. Aber nicht, um sich nach einem anderen Lehrer umzusehen, sondern um, zwanzigjährig, seine Bilder zu zerstören, auf Wanderschaft zu gehen und im Herbst 1900 gemeinsam mit seinem Bruder Karl, dem Belgier Henri Oedenkoven, der montegrinischen Pianistin Ida Hofmann, deren Schwester Jenny sowie der Burlauer Bürgermeisterstochter Lotte Hattemer die Landkommune Monte Verità bei Ascona zu gründen.
Aber auch dort hält es ihn nicht, er zerwirft sich mit den anderen – hauptsächlich Henri und Ida, die eigentlich eine Naturheilanstalt, ein Sanatorium gründen wollen und sich besonders mit Gustos Lebenshaltung nicht zurechtfinden können – und setzt seine Wanderschaft quer durch Europa fort, während Karl sich auf dem Berg der Wahrheit auf einem eigenen Grundstück ansiedelt. Gusto besucht die religiösen Sozialisten, die Zentren der (Lebens)Reformbewegungen, Dichter, Schriftsteller, Maler, Bildhauer, trifft Anarchisten, Revolutionäre, Heimat- und Naturschützer, Philosophen in der Nachfolge Nietzsches und Hermann Hesse, der in seiner Schrift In den Felsen. Betrachtungen eines Naturmenschen Gräsers Ideen übernommen hat.
Gräser, der die erste deutschsprachige TAO-Übersetzung verfaßt, wird von Deutschland nach Österreich abgeschoben, verweigert dort den Kriegsdienst, wird in eine Zelle gesteckt, trotz mehrmaliger Ankündigung nicht standrechtlich erschossen, dafür quälen sie ihn in Kasernen, Gefängnissen und Irrenhäusern, bis er schließlich auch dieses Land verlassen „darf“ und nach Ascona zurückgeht.
Nach der Ausweisung aus der Schweiz 1918, erneute stetige Wanderschaft, verbunden mit Ausweisungen und Internierungen schier überall, Schreibverbot unter den Nazis und letztlich in München, als ein Nachfahre Peter Hilles und Urhippie, der bloßfüßig seine Gedichte aus dem Leinenbeutel zieht und den verdutzten und verlegen lächelnden Umstehenden vorträgt.
(Klaus Ferentschik in: Peter Noever (Hg.): wunderkammer österreich. Eine Ausstellung von Harald Szeemann. Wien New York 1996, S. 245)
 
Harald Szeemann schreibt  darin in dem Kapitel ‚Entdeckung eines Kontinents’ auf den Seiten 70 bis 84 über den Monte Verità. Auf S. 81 zu dem in der Ausstellung gezeigten Gemälde ‚Der Liebe Macht’ von Gusto Gräser:







 

 
1999
Die Ausstellung
"Künstlerkolonien in Europa
Im Zeichen der Ebene und des Himmels"
im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg,

1999 und 2001/2002 stellte sowohl die Künstlerkolonie von Ascona vor, wie auch die von Grötzingen bei Karlsruhe, in der Gusto Gräser freundschaftlich verkehrte.
 

 
2000 100 Jahre Monte Verità

Jubiläumstagung mit Tanzvorführung und Kunstausstellung

Ascona, November 2000
 

 
2000 Die umfassende Ausstellung über Lebensreform auf der Darmstädter Mathildenhöhe, Ende 2000 bis Anfang 2001, war ein grosser Erfolg.

Sie bot auch eine Abteilung über den Monte Verità. Gusto Gräsers Ölgemälde 'Der Liebe Macht' eröffnete als das grundlegende Ideenbild der Lebensreform diese Schau. 
 

 
Weitere Ausstellungen zu Gusto Gräser und Monte Verità fanden in Ulm, Baden Baden, Basel und Barcelona ... statt.

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