Zum dritten Mal widmet die ‚Schwäbische Tagwacht‘, das Organ der württembergischen Sozialdemokratie, dem Dichter und Redner Gusto Gräser einen ausführlichen, jetzt drei Spalten langen, enthusiastischen Artikel. Dass dahinter sein neugewonnener Freund, der Sozialdemokrat und Rechtsanwalt Dr. Alfred Daniel steckte, ist eher unwahrscheinlich. Der Stil des Artikels spricht nicht dafür. Er darf eher als Beleg dafür gelten, dass Gräser bei der Stuttgarter Arbeiterschaft Anklang und (kritische) Zustimmung gefunden hat. Zitat:

„Und so steht er heute da – ein Fremdling fast denen, die noch in der Verwicklung stecken – als ein Starker, Befreiter, Eigener und Einheitlicher. Nicht fremd aber denen, die noch oder wieder ihren Kern, ihren inneren Menschen fühlen und hegen. Ihnen ist er wohl ein freudig begrüßter Wegweiser nach dem Heimatland und eine frohe Bestätigung ihrer Ahnungen und Sehnsüchte.“

Der Schreiber weist zugleich darauf hin, dass Gräser jetzt, im August 1913, „heftiger als je angegriffen und bedrängt wird“. Es sollte sich zeigen, dass der Siebenbürger diesen Angriffen noch zwei Jahre lang standhalten würde – bis zu seiner Ausweisung im August 1915.




„Gusto Gräser ist sich freilich nicht klar darüber, woher diese Krankheitserscheinungen am Gesellschaftskörper kommen, er begnügt sich damit, die Finger energisch auf die Wunde zu legen und die Menschen eindringlich aufzufordern, sich persönlich von der konventionellen Lüge, dem Schablonenmenschentum frei zu machen.“





Hört auf! Heraus! Heraus!
Kommt, lasst uns einfach leben, ihr Gesellen –
und einfach leben mit des Herzens Wellen!



Schwäbische Tagwacht, Stuttgart, 25. August 1913