Aktuell 

Gründung der Gusto Gräser Gesellschaft (GGG)


Wir wollen noch vor Jahresende die Gusto Gräser Gesellschaft gründen und damit die Arbeit an Gustos Werk auf eine dauerhafte Basis stellen. Sie soll:
  • zur Erhaltung von Gustos Werk durch Unterstützung von Einrichtungen wie Museen, Archive und Sammlungen beizutragen,
  • die Erforschung seines künstlerischen und schriftstellerischen Schaffens und intellektuellen Umfelds, insbesondere auch im Zusammenhang mit seiner Gründung und seines Wirkens auf dem Monte Verità in Ascona, und die Unterstützung entsprechender Forschungen,
  • die Durchführung öffentlicher Veranstaltungen wie Seminare und Konferenzen und Medienauftritte, um seine Ideen zu verbreiten und sein Denken und Werk bekannt zu machen,
  • die Erhaltung des ehemaligen Hauses der Brüder Karl und Gusto Gräser in Ascona voranzutreiben, damit es dauerhaft in ein themenbezogenes Museum umgewandelt werden kann.
Sobald es soweit ist, wird es über diese Webseite möglich sein, sich als Mitglied oder für aktive Teilnahme anzumelden.
Hermann Müller, Reinhard Christeller, Marianne Hallmen, Thomas Cieslik
Das von Karl Gräser erbaute "Gräserhaus" in Ascona.
Kommt es unter Denkmalschutz? Das Verfahren ist noch im Gange (August 2022)!
Ein Kulturdenkmal wird vielleicht doch nicht abgerissen?
3. Mai 2022: Das Haus  wurde gemäss Auskunft der Gemeinde Ascona gesichert und im Einverständnis mit dem Besitzer vor Eindringlingen geschützt.
 

Bereits jetzt erschlagen von umliegenden Wohnblöcken. Wasser dringt durch die Schäden am Dach ein.

Um 2000

2020

Luftbild von Wolfgang Wackernagel, 17.11.2017

Das Gräserhaus dem Verfall preisgegeben - Fotos vom 21. Mai 2018 - Fotos: Frank Geraschewski
Der Monte Verità, der Wahrheitsberg von Ascona, ist weitbekannt als Hauptort der frühen Alternativbewegung um 1900. Begründet wurde diese lebensreformerische Aussteigersiedlung, zusammen mit Genossen, von den Brüdern Karl und Gusto Gräser aus Siebenbürgen. Im Widerstand gegen die Kommerzialisierung des Unternehmens durch den Kapitalbesitzer Henri Oedenkoven schufen sich die Gräserbrüder auf eigenem Grundstück ihre eigenes Reich, eben das große Anwesen mit dem heute noch bestehenden Haupthaus, dem Gräserhaus, das jetzt zum Verkauf ausgeschrieben und zum Abriss bestimmt ist, weil an seiner Stelle Luxusvillen für Multimillionäre entstehen sollen.

Das Gräserhaus trägt bis heute den Namen CASA FRANCESCO, Haus des Franziskus. Zwei Fresken mit dem Heiligen schmücken Innen- und Außenwand des Gebäudes. Kein anderer Name könnte besser das urchristliche Wollen der Gräserbrüder bezeichnen. Namentlich Gusto Gräser, der Wanderer, Dichter und Denker, hat diesen Geist der Freundschaft mit Tier- und Pflanzenwelt und mit dem Weltgestirn Sonne in seinem Leben und seiner Dichtung verkörpert. Er wurde damit zum Vorbild für seinen Freund und Jünger, den Schriftsteller Hermann Hesse. Das Gräserhaus war der Ort ihrer entscheidenden Begegnungen in den Jahren 1916 bis 18. Dieser Ort lebt weiter in den Dichtungen Hesses von ‚Demian‘ bis zum ’Glasperlenspiel‘. Das Gräserhaus ist ein Gedenkraum der Weltliteratur.

Nicht nur der Weltliteratur, der Weltkunst. Denn hier sind sie ein- und ausgegangen, die Dichter, die Denker, die Tänzer, die Maler: Mary Wigman und Isadora Duncan, Alexej Jawlensky und Marianne Werefkin, Ernst Bloch und Hans Arp und selbst ein gewisser Lenin.

Das Gräserhaus auf Monte Verità

 
Das Haus ist gestaffelt aufgebaut: der hintere Teil ist dreigeschossig, der mittlere zweigeschossig, der seitliche Vorbau eingeschossig. Es ist gut erhalten, bietet 5 Zimmer, Bad und einen Vorraum.

 
Schmuckstück des Hauses ist das große Südfenster, eine geradezu sakrale Gestaltung des Gestirns, das die Sonnenfreunde verehrten, Symbol ihrer Aufbruchsstimmung, ihrer Zukunftshoffnung.

   
Entworfen wurde das Haus von Paul Evertz (l.), einem Schüler  des Architekten der Jugendbewegung, Karl Buschhüter.

Typisch für Buschhüter ist der sog. „Fallbogen“, der auch die Fenster und Türen des Gräserhauses geprägt hat.

Das Gräserhaus ist ein architekturgeschichtliches und zugleich ein literaturgeschichtliches Kleinod. Hier entstand Gusto Gräsers TAO-Dichtung, hier wurzelt der Demian-Roman von Hermann Hesse und Ernst Blochs ‚Geist der Utopie‘. Hier traf sich während des Weltkriegs die antiwilhelminische Opposition, Dichter, Künstler und Denker der expressionistischen Generation. Hier fanden die Ausdruckstänzer um Rudolf von Laban eine Heimat. Das Gräserhaus, Herzstück des Monte Verità, ist ein kulturgeschichtliches Denkmal.

Gäste im Gräserhaus

Karl Gräsers Naturstuhl, ausgestellt im schweizerischen Landesmuseum Zürich. Ebenso in Darmstadt,  München, Wien, Berlin, Barcelona und Ascona durch seinen Wiederentdecker Harald Szeemann.

Was hat es mit diesem Stuhl für eine Bewandtnis? – Auf ihm saßen sie alle oder sahen ihn zumindest: die Siedler und Sucher, die Flüchtlinge und Rebellen, die Sozialisten und Anarchisten, die Tolstoianer, Taoisten und Nietzscheaner des Monte Verità, die Naturforscher und Theologen, die Theosophen und Anthroposophen, die Maler und Tänzerinnen, die Dichter und die Denker, von Ernst Bloch bis Emil Szittya, von Lenin bis Isadora Duncan.

Hier lauschte fasziniert der Anarchist und Schriftsteller Erich Mühsam den  Reden des „originalsten und bedeutendsten unter allen Siedlern“, des „Ausnahmsdeutschen“ Karl Gräser, dessen Schriften er veröffentlichen wollte, dessen Lehren er selbst in seiner Münchner Tat-Gruppe verwirklichen wollte: Den Verfolgten und Ausgestoßenen, den Flüchtlingen und Staatsgefangenen, den Vagabunden,  Huren und Militärdienstverweigerern Achtung, Heimat und ein Obdach zu geben, so wie Karl das tat.

Hier machte der fourieristische Siedler Karl Gräser den Grazer Psychiater Otto Gross mit dem Sozialphilosophen Charles Fourier bekannt, gab ihm damit den Anstoß zu seiner antipatriarchalen, erotozentrischen Philosophie.

Hier saß der holländischen Sozialreformer Frederik van Eeden, der nach seinem Besuch bei Karl sich eine Kopie von dessen Hütte baute. Hier berieten die Gräserbrüder mit dem slowakischen Arzt, Tolstoifreund und Militärdienst-verweigerer Albert Skarvan die Gründung einer Landheimschule auf dem Monte Verità, hier führten sie Gespräche mit russischen Emigranten. Hier schleuderte Gusto Gräser dem fanatischen Ideologen Lenin sein „Vom mammonistischen Konifest zur Menschgesinnung jenseits der Pest!“ entgegen, steckte dem Mittellosen aber doch Reisegeld zu, damit der nach Genf zurückfahren konnte. Hierher kam, um sich trösten zu lassen, die verzweifelte Tänzerin Isadora Duncan, nachdem sie ihre beiden Kinder verloren hatte. Hier bestaunten Kinder aus dem Dorf Ascona zum erstenmal einen nordischen Weihnachtsbaum, hielten Karl aber für einen Schwindler, der ihnen weismachen wolle, dass auf Tannenbäumen Äpfel und Backwerk wüchsen. Hier verkehrte die idealistische Lotte Hattemer, die ganz von den gräserischen Ideen erfüllt war, sie schwärmerisch übersteigerte, sich in Johannes Nohl verliebte und und von dessen Genossen Otto Gross das Gift zu ihrem Selbstmord erhielt. Hier trösteten die schwedische Pädagogin Ellen Key und die deutsche Puppenmacherin Käthe Kruse Karls Lebensgefährtin Jenny Hofmann-Gräser, die sich im Konflikt mit ihrer Schwester Ida Hofmann-Oedenkoven zerrieb, in Depression versank und schließlich im Irrenhaus endete. Hier diskutierten die Gräserbrüder Ernst, Karl und Gusto mit dem baltischen Jungdichter Bruno Goetz, der in der Folge zwei Ascona-Romane schrieb, dessen ‚Reich ohne Raum‘-Roman von C. G. Jung hoch geschätzt und von einer Jung-Schülerin psychologisch kommentiert wurde.  Der Malschüler Ernst Heinrich Graeser, der jüngste der Brüder, verkaufte hier seine ersten Ölbilder an den sozialistischen Arzt Fritz Brupbacher und an den Schriftsteller Hermann Hesse. In diesem Haus entzündete sich der Streit zwischen dem ehemaligen österreichischen Erzherzog Leopold von Toskana, der, von Karl Gräser motiviert, auf seine Standesprivilegien verzichtet hatte und sich nun Leopold Wölfling nannte, mit seiner Ehefrau Wilma Adamovic, die sich unbedingt den Gräserbrüdern anschließen wollte – ein nachdynastisches Drama, das jahrelang die Boulevardblätter der Welt beschäftigte und am Ende zur Scheidung der Eheleute und zur Einweisung Wilmas in eine Nervenheilanstalt führte. Von Karl ließ sich auch der Schriftsteller, Maler, Vagabund und Untergrundchronist Emil Szittya befeuern, ehe er mit seinem Freund Hugo Kersten nach Zürich ging und mit seiner Zeitschrift ‚Mistral‘ den Anstoß zur Dada-Bewegung gab. In diesem Hause wurde der junge Erfolgsschriftsteller Hermann Hesse mit Milch, Brot und Obst bewirtet, hier wurde er von Gusto mit Laotse bekannt gemacht, hier lasen sie gemeinsam die ‚Bhagavad-Gita‘. Hier fanden zehn Jahre später die Gespräche statt, die dann im ‚Demian‘ und in ‚Zarathustras Wiederkehr‘ ihren Niederschlag fanden. Hier zeigte ihm Gusto seine Zeichnungen, schickte ihm eine davon nach Bern. Hesse sammelte Spenden für seinen Freund und Meister, die er ihm in diesem Hause übergab. An diesem Ort wurde die Gemeinschaft gestiftet, die unter den Decknamen „Bund der Morgenland-fahrer“ und „Orden der Glasperlenspieler“ in den Werken von Hesse erscheint.

An Karls Tisch vesperten nach getaner Arbeit im Garten der bairische Bäcker Oskar Maria Graf und sein Freund Georg Schrimpf, ein künftiger Schriftsteller und ein künftiger Maler, die später Gusto in München während der Revolu-tionszeit beherbergten. Damals aber ging Graf im Streit auf Karl mit der Schaufel los. In Minusio wollten die beiden eine Kolonie à la Gräser errichten, ebenso wie Margarete Hardegger, die Freundin von Mühsam und Landauer, die nach dem Krieg am selben Ort tatsächlich eine Landkommune gründete. In diesem Hause fanden aber auch die Militärdienstverweigerer ein Obdach, die der Schriftsteller und Grossjünger Franz Jung aus Deutschland nach Ascona schleuste. Andere Gäste waren die Wiener Neukunst-Maler Gustav Schütt, Anton Faistauer und Robin Christian Andersen, die im nahen Arcegno ihr zeitweiliges Lager aufschlugen. Hier hielt der Dramatiker Reinhard Goering Einkehr, bevor er zu seiner „buddhistischen Wanderung“ aufbrach, die viel mehr eine gräserische Wanderung war und mit dem körperlichen Zusammen-bruch des Waldgängers endete. Bei Karl musste, sehr gegen ihren Willen aber nach dem Willen ihrer Mutter, die zwölfjährige Hilde Neugeboren, Hesses spätere Freundin und Urbild seiner „Beatrice“ in ‚Demian,‘ in die Lehre gehen, wo die Millionärstochter unter den kargen Bedingungen litt, hungern musste und einen lebenslangen Hass auf die Gräserbrüder entwickelte. Im selben Haus diskutierte Gusto mit dem jungen Philosophen Ernst Bloch, der das „franziskanische Leben“ des Siebenbürgers bewunderte, sich als sein geistiger Bruder fühlte, letztendlich aber sich mit dem TAO, dem gräserschen „Amulett des reinen Herzens“, seinem  „Evangelium der Nichtgewalt“ (Bloch), nicht befreunden konnte. Dennoch ging der Wärmestrom gräserischen Denkens in sein marxistisches Weltbild ein, beeinflusste seinen „Geist der Utopie“. Gusto Gräser blieb als Prophet und “Nasiräer“ in Blochs Denken bis zu seinem Ende im Hintergrund wirksam.

Der Philosoph der Utopie gehörte zu den Bewunderern der Tänzerin Mary Wigman, der Schülerin von Rudolf Laban, die im Hause Gräser als Freundin aus- und einging. So auch befreundete sich Mia Hesse seit 1916 mit Gustos Lebensgefährtin Elisabeth Gräser-Streng, zog in ihre Nähe nach Ascona und nahm die Freundin mit ihren vielen Kindern in ihrem Hause auf. Sehr zum Verdruss ihres Exgatten Hermann Hesse, der sich in Elisabeth verliebt hatte und selbst gern nach Ascona gezogen wäre. Elisabeth, Urbild von Hesses “Mutter Eva“, wurde mit ihren Kindern von dem Maler Adolf Stocksmayr gezeichnet, der auch Gusto Gräser und Emmy Ball-Hennings fotografierte. Stocksmayr, der ursprünglich im Maggiatal eine Kommune à la Gräser begründen wollte, dann Mitarbeiter in Oedenkovens Naturheilanstalt wurde, zog am Ende mit seiner Lebensgefährtin Rosa Krause ins Gräserhaus und wurde ein Glied der Familie. Nachbarlich verkehrte auch der Maler und Pazifist Arthur Segal mit der Familie Gräser, schuf einen Holzschnitt von deren Haus. Befreundet war er mit Hans Arp, Sophie Taeuber und Jawlensky, die zeitweise bei ihm wohnten und bei den Gräser-Nachbarn mindestens über den Zaun geschaut haben müssen. Der Tolstoianer Ernst Frick, die Anthroposophin Iduna Zehnder und die Rilkefreundin Lou Albert-Lasard gehörten zu seinen Mal-schülern. Ein anderer Maler in der Nachbarschaft, der aus Darmstadt stammende Alexander de Beauclair, kaufte Gusto Gräser 1909 ein Bündel handgeschriebener Gedichte ab. Hundert Jahre später hat sie seine Tochter, Hetty Rogantini-de Beauclair, der „gute Geist des Wahrheitsbergs“, in einem Winkel ihres Holzhäuschens wiederentdeckt.
So wären noch viele Namen zu nennen und Geschichten zu erzählen, die mit diesem Hause und seinen Bewohnern verbunden sind. Dass der Stuhl am gewohnten Ort wieder seinen Platz fände und mit seiner rauhen Gestalt noch manchen Besucher an die wilde, notvolle Zeit der frühen Pioniere erinnerte – sehr wäre es zu wünschen.

Karl Gräser in seinem Stuhl

Hermann Hesse im Demianhaus

Hinter hohen, regengrauen Bäumen verborgen stand ein kleines Haus, hell und wohnlich, hohe Blumenstauden hinter einer großen Glaswand …
Hermann Hesse: Demian

Sonnenfenster im Gräserhaus

Im Kriegsjahr 1916, in der „brennendsten Epoche“ seines Lebens, wird das Gräserhaus zur Zuflucht für Hermann Hesse, zum Ort seiner Wandlung. Hier lauscht er den Reden seines Freundes und Mentors Gusto Gräser. Hier, bei dem zweimaligen Kriegsdienstverweigerer, findet der vielseits Angegriffene jene Unterstützung und Bestärkung, die er braucht. Der ehemalige Kriegsfreiwillige wandelt sich zum entschiedenen Kriegsgegner und Pazifisten. Hier auch findet er die Inspiration zu einem Roman, in dem er seine Begegnung mit Gräser verarbeitet. In der Erzählung ‚Demian‘, die zur „Bibel der Jugendbewegung“ werden sollte, hat er seinem Freund und zugleich dem Monte Verità ein bleibendes Denkmal geschaffen. Noch sein reifes Spätwerk ‚Das Glasperlenspiel‘, endet auf dem Berg über dem See. Der Tänzer Tito, ein Nachbild Gusto Gräsers, feiert in einem ehrfürchtigen Ritualtanz den Aufgang der Sonne.

Mit dem Eintreten in das Haus des verfemten und verfolgten „Staatsfeindes“ Gusto Gräser hat  sich Hesses Leben verändert:

Von diesem Tag an ging ich im Hause ein und aus wie ein Sohn und Bruder, aber auch wie ein Liebender. Wenn ich die Pforte hinter mir schloß, ja schon wenn ich von weitem die hohen Bäume des Gartens auftauchen sah, war ich reich und glücklich. Draußen war die „Wirklichkeit“, draußen waren Straßen und Häuser, Menschen und Einrichtungen, Bibliotheken und Lehrsäle - hier drinnen aber war Liebe und Seele, hier lebte das Märchen und der Traum.
Das war nun meine Glückszeit gewesen, die erste Erfüllung meines Lebens und meine Aufnahme in den Bund – was würde dann kommen?
Hesse: Demian

Franziskusgeist im Gräserhaus

Links: Fresko von Alexander de Beauclair an der Aussenwand des Gräserhauses (heute nicht sichtbar, da von einem zwischenzeitlichen Hausbesitzer übertüncht)
Rechts: Fresco von Alexander de Beauclair im Innern des Gräserhauses

Die Lebensweise Gusto Gräsers musste jeden Beobachter an den heiligen Franziskus erinnern. So auch Hermann Hesse, der den seltsamen Wanderer 1900 in Basel kennenlernte. Im Zeichen des – von Gräser freilich nicht christlich verstandenen – Poverello konnte der pietistisch geprägte Calwer den Fremdling noch am ehesten verstehen. Sein „Camenzind“ von 1904 trägt denn auch die Züge eines rousseauistisch gewandelten Armutspredigers. „Er strebt von der Welt und Gesellschaft zur Natur zurück“, sagt Hesse selbst. Im selben Jahr 1904 erscheint auch seine Franziskus-Biografie. Mit der Gestalt des franziskanisch verkleideten Gusto Gräser beginnt Hesses literarischer Erfolg, über Nacht wird er berühmt. Sein Camenzind, sagt er, gehöre „nicht zu den Wandervögeln und Jugendgemeinschaften, im Gegenteil … er will nicht den Weg vieler sondern eigensinnig nur seinen eigenen Weg gehen, er will nicht mitlaufen und sich anpassen, sondern in seiner eigenen Seele Natur und Welt spiegeln und in neuen Bildern erleben. Er ist nicht für das Leben im Kollektiv geschaffen, er ist ein einsamer  König in einem von ihm selbst geschaffenen Traumreich.“

Damit charakterisiert Hesse seinen Freund und zugleich sich selbst. „Ich glaube, hier haben wir den Anfang des roten Fadens gefunden, der durch mein ganzes Werk geht“, bekennt der Dichter am Ende seines Lebens.


Das Gräserhaus im Juni 2014

Diese Aufnahme stammt von 2011. Die Balustrade des Balkons ist bereits abgebrochen, auf der Strassenseite gegenüber wurde ein Neubau hochgezogen, der den Blick zum See verriegelt.

       








 

Stiege zum ersten Stock mit Regalnische und Fensternische rechts

Fensternische rechts vom Treppenaufgang

Rundfenster im ersten Stock  

Balkendecke im Erdgeschoss

 

Falltür über der Stiege, mit Seilzug zu öffnen


 Durchgang zum Kinderzimmer

Fenster im Kinderzimmer 

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