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KARL WILHELM DIEFENBACH PER ASPERA AD ASTRA (KINDERMUSIK) SCHATTENFRIES ENTSTANDEN UNTER MITHILFE SEINES EHEMALIGEN SCHÜLERS FIDUS |
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Der
68 m lange Original-Schattenfries ist im Stadtmuseum seines Geburtsorts Hadamar
ausgestellt.
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die ‚Kindermusik’ oder ‚Per aspera ad astra’ München und Wien 1892 Entgegen der üblichen Vorstellung hat die Zusammenarbeit von Fidus und Diefenbach über die Zeit von Höllriegelskreuth hinaus Bestand gehabt. Hier die Abschrift eines Textes, der Fidus als bevollmächtigten Hausverwalter Diefenbachs ausweist: Vollmacht Ich bevollmächtige und beauftrage hiermit Herrn Hugo Höppener, akademischen Maler aus München, zur Verwaltung meines Hauses in Dorfen, zur Entlassung und Befriedigung der ohne festgesetztes Dienstverhältnis auf ihre Bitte als Haushälterin zu mir genommenen Frau Babette Zeller von München, sowie meines ehemaligen Schülers Josef Alterdinger; ferner zur Verhandlung mit meinen Gläubigern um die Stundung von deren Guthaben bei der durch die am 18. d. M. im „Oesterreichischen Kunstverein“ zu Wien eröffnete Ausstellung meiner Gemälde gebotenen Aussicht auf baldige Verwerthung meiner Arbeiten zur Bezahlung meiner Schulden; ferner zur Bewohnung, Schliessung oder Vermiethung meines Hauses in Dorfen, Benützung oder Verpachtung meiner Grundstücke; ferner beauftrage und bevollmächtige ich Hugo Höppener, mir alle meine Briefe, literarische und künstlerische Studien, sowie die zu meiner Kinder Nothdurft erforderlichen Kleidungsstücke und Bettdecken zuzusenden, und ferner alle jene Gegenstände, welche ich ihm früher als Belohnung für seine mir erwiesenen Dienste und gebrachten Opfer als Schenkung vermacht, seither aber noch zu meinem eigenen Gebrauche bei mir behalten habe, zu sich zu nehmen, sowie alle jene Gegenstände, welche ich aus gleichem Grunde und mit dem gleichen Vorbehalte meiner Haushälterin und Pflegerin Maximiliane Schlotthauer vermacht habe, nunmehr an Letztere zu übersenden und ebenso an Elisabeth Guttzeit, sowie an Emil und Martha Hertel. (gez.) K. W. Diefenbach. Wien, I., Tuchlauben 8, den 19. Februar 1892 (Ein Beitrag zur Geschichte der zeitgenössischen Kunstpflege. Wien 1895, S. 103) Nicht gerade wenig, was er seinem ehemaligen Jünger auflädt! Ob und wieweit Fidus diesen Anforderungen gerecht wurde, ist nicht bekannt Jedenfalls konnte er die Gläubiger Diefenbachs nicht auf Dauer vertrösten, sie haben auf Zwangsversteigerung bestanden, und nur mit knapper Not und in letzter Minute konnte Diefenbach durch Teil- oder Abzahlungen seinen Besitz noch retten. Vorher schon hatte Diefenbach seinen zum Konkurrenten gewordenen Schüler beauftragt, die ‚Kindermusik’ in der größeren Ausführung zu vollenden und ihm nach Wien zu schicken. Er schreibt dazu: Gerade dieses Werk, das vollendetste und umfassendste aller mir bis jetzt möglich gerwordenen, durfte nicht fehlen bei der Ausstellung meiner künstlerischen Arbeiten in Wien. Ich zweifelte nicht daran, dass mein ehemaliger Schüler, welcher einst mit solch’ kindlicher Liebe mir zugethan war, dass er mir den denkbar grössten Trost und Ersatz für die rohe Entreissung meiner eigenen Kinder zu bieten vermochte und welcher jenen ersten kleinen Entwurf meines Werkes aus innerster Mitempfindung und in höchster Schaffensfreude als seine erste grössere Arbeit in der gewaltigen Zeit unseres einsamen Steinbruch-aufenthaltes gezeichnet hatte, auch die endlich möglich gewordene grosse Ausführung des Werkes mit Lust und Liebe und seiner ganzen Kraft bethätigen würde. Mit unwesentlicher und hier gar nicht zu erörternder Ausnahme, welche das Kunstwerk selbst kaum betrifft, hat Höppener meine mit diesem Auftrage in ihn gesetzte hohe Erwartung auch vollständig erfüllt. (Ebd., S.108f.) Nur wollte der Kunstvereinsdirektor Terke die ‚Kindermusik’, die er für „kindisches Zeug“ hielt, nicht einmal sehen, geschweige denn ausstellen. Diefenbach zeigt dann der Familie Terkes wenigstens die Skizzen zum Werk, immer in der Hoffnung auf dessen Aufnahme in seine Wiener Ausstellung. Ich zeigte in der Familie die vollendeten Skizzen, nach welchen mein ehemaliger Schüler Fidus (Hugo Höppener) das Werk im Grossen ausführte und erklärte die Entstehungsgeschichte sowie den Gedanken-Inhalt des langen Frieses, dessen Verherrlichung einer reinen, schuldlosen, lebensfreudigen und kraftstrotzenden Kinderwelt und dessen Ausdruck, der mir, indem ich wieder „wie ein Kind geworden war“, zu Theil gewordenen inneren Erlösung, welche jedem erwachsenen Menschen in gleicher Weise zugänglich ist, sich gewiss in hohem Grade zu einer Weihnachts-Ausstellung eignet und dessen räumliche Ausdehnung (68 Meter) sämmtliche Ausstellungssäle des „Oesterreichischen Kunstvereins“ gefüllt hätten. (Ebd., S. 230) Die Ausstellung kam bekanntlich erst 1893 in Baden zustande und wurde, trotz großen Auftriebs an Prominenz bei der Eröffnung, finanziell ein totaler Misserfolg. Neue Schulden trieben den Meister in die Obdachlosigkeit. |