Zurück Siddharta am Ufer der Isar

„Zärtlich blickte er in das strömende Wasser, in das durchsichtige Grün, in die kristallenen Linien seiner geheimnisreichen Zeichnung. … Wie liebte er dies Wasser, wie entzückte es ihn, wie war er ihm dankbar. … Wer dies Wasser und seine Geheimnisse verstünde, so schien ihm, würde auch vieles andere verstehen, viele Geheimnisse, alle Geheimnisse.“
 
So steht es in Hermann Hesses ‚Siddharta’. Diese und manch andere indische Weisheit verdankte der Sohn eines baltendeutschen Missionars einem Manne, der just hier in Freimann, am Ufer der Isar, als „Kohlrabi-Apostel“ und „nackerter Kerl“, wie der ‚Münchner Merkur’ spöttisch schrieb, seinen Lebensabend verbrachte. Er lebte in spartanischer Einfachheit in einer Art Hütte, umgeben von Kräutern und Blumen – gerade so wie Siddharta, der auch „am Flusse“, wie eines der Romankapitel bei Hesse heißt, seine Erleuchtung erfährt. Aber nicht nur für die literarische Gestalt des indischen Weisen stand der spätere Eremit aus Freimann Pate, sondern auch für die Figur des Demian in der gleichnamigen Erzählung. Seine Gedanken, seine ganze Lebensphilosophie floß ein in Texte von Hesse wie ‚Der Weltverbesserer’ oder ‚Zarathustras Wiederkehr’.

 Bernhard Setzwein: An den Ufern der Isar. München 1993, S. 163 


Nichts schwankt
und wankt wie Wasser in der Welt -
was aber, was, ist mächtiger als das Weiche?
Es hüpft hinab, hinan, es rennt und rinnt -
wer ist der harte Mann, den's nicht gewinnt,
das holde Kind?

Es wellt und wallt, wogt auf und wuchtet an –
wer ist so stark, dass er's bestehen kann?
Das Mächtigste ist Es, das Allbewegte.
Man weiss, man siehts und dennoch –
Keiner kann es nach ihm tun.
Es - tut - von - Selbst.

Drum wird der Edle nicht bestehn,
übt Gehn im mächtigen Untergehn.
So wird er Held, so heilt die Welt -
die angstkrank stolztolle

Menschenwelt.

Gusto
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