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Vögel,  Vögel  – Tiere,  Tiere
 

 
Vögel, Vögel – Tiere, Tiere –
in der Welt wildadliger
Menschlichkeit!
*
Hah, Volk der Lüfte – Vögel, Vögel ihr –
seid mir gegrühst, wildseeliges Getier!
Ihr wecket mir Allwelterinnerung, urtraut bekannt-
verwandten Lebeschwung - - -
brauch Wunder euch, hoh, nimmer zu beneiden,
kann mich getrost an meinem Vöglein weiden –
hah, schon ein Vogel ...
*
Vernarrt, vernarrt, die weit nach Fernen rätseln –
hör lieber zu, was deine, meine Vöglein dir
zuzwitscherschwätzeln!
*
„Gru-Frau Täubin“, sagt der Tauber,
„heut so blinkeblanke sauber?
Guguru – guguruh,
wie der Tau in dieser Fruh ...
*



„Witschirit, zwitschirit – Frau Flirit und Glizit –
da droben giebts  Mücken – mit mit,
flieget mit!
Tschariziza riziza tschortschoriiiiie,
wie blaut heut der Himmel, sieh, Zizi,
siiiehhh!
So zwitschern und schwätzen und schweben
die Schwalben durchs sonnige Leben –
durchreisen, durchkreisen in seeligem Schwall
die blühende Erde,
das blaublaue All!
*



„Zink!“

Grühs di, mei Finkerl, mit einem Zinkerl
kommst du geflitzt!
Schnell, eh die Dicksten mit dem verflixten
Schnabel der Spatz dir stibitzt!
Kommst ja so selten aus Wipfelwelten,
nit wie der Spatz – das ist ein Spitzer!
Wart, den Stibitzer
holt noch die Katz!
*
Klopp kloppropf – das ist der Specht,
spachtelt sich sein Nest zurecht.
Klopp kloppropf – er merkt uns nicht,
ist wohl auf nen Wurm erpicht.
Klopp klopp - - er hat uns erspäht –
hoch mit buntem Flügel über Tal und Hügel
flugs sein Wogen geht!
*
Hei der Taubenschlag
in dem Sonnentag
auf wildumwuchertem Balken!
Wie das zuckt und guckt und behaglich
huckt
trutz Mardern, Füchsen und Falken!
Aus dem Flugloch, dem dunklen, flitzt das und
fliegt,
die Braunen, die Blauen, die Weißen –
heiho, wie das sich im Äther wiegt,
wie das in luftiger Lust sich schmiegt!
Ein Falke!
Bruhiah – wir kreisen!
Wir wirbeln hinein in die goldene Fruh,
guruh – wir schwingen und schweben!
Huhu, du Falke, fall ein, nur zu –
uns raubet kein Räuber die rührige
Ruh.
Stoß zu! – Wir lieben – wir leben!
*
Ins Guru der Turteltauben
fällt des Falken Jagdgeschrei.
Friede da – dort Raufen, Rauben - - -
jah, das ist zu meinem Glauben
grad die rechte Melodei –
und dazu, bald laut, bald leise, Wald du,
deine ewge Weise.
Hah, ich mach die Augen zu – hiah, hiah,
guguruh.
*
Möwen –
schwingende Heiterkeit,
himmlisch aus Himmel geflogen –
eingewachsen ins Weltallhier,
flockig wehendes Wildgetier –
wohnend in allem Wogen ...
*
Heilger Vogel meiner Jugend,
dessen Ruf im Eichbaum scholl,
neckisch aus den Ästen lugend,
märchenschöner Goldpirol ...
*
Falk dort überm Waldrevier,
du wildseeliges Getier! ...
*
 
Wie trillert und jubelt das aus dem Hag,
wie unermüdlich ist euer Schlag,
ihr kleines, muntres Gefieder.
Wie seid ihr so ganz nur Sang und Klang,
ich könnt euch lauschen so lang, so lang,
so wunniglich sind eure Lieder ...
*
Heissah,
jubilierts im Wald bei den Eich und Föhren –
heiterheisse Hochzeit schallt,
kuckuckt, finkt und nachtigallt,
und die Hirsche röhren ...
*
Es märzt im Land, märzt schon gar langelang,
und doch noch stumm; mir wird es angst und bang.
Wo bleibet ihr, ihr holden Frühlingssänger? ...
*
Totenstille liegt der Weiher –
wo – wo seid Ihr, edle Reiher?
Suchend späh ich auf und nieder –
wo, wo bist du, froh Gefieder?
Schrecken fährt mir ins Gebein,
grause Antwort fällt mir ein:
Frauen prahln mit deinem Tode –
Fluch dir, Fluch dir,
Mördrin Mode!
*

 
Traurig ragen unsre Schlote in den Frühlingstag hinein.
Nimmer kehrt der heilge Bote heilger Wildnis bei uns ein ...
*
... Bild – grausen – Grams –
faulschimmelnd starrt der Wald, für gar nichts gut,
als aufzugehn in loher Flammenflut!
Arg, Räuplein, arg! – Doch – hast du das getan?
Herr Menschling tat's, schwerkrank an seinem Span:
Beherrschungswahn.
Längst, längst hat der den heildurchblühten Wald,
den waltungfrohn,
mit frevlerischer Vergewalt samt dem Getier,
samt all dem Tirilier der holden Vogelwelt,
zerspellt, zerknallt –
vergrämt hat der aus Wunderwald und Aun
die Heinzelmännlein und die Heinzelfraun,
die als Specht, Fink und Zirlizink dem Überübel wehrten,
bei Hüpf und Hopf und Klopperopf
es einfach flink verzehrten.
...
Mit seinen Ackerplackerein vergrämt der Schlachtermeister
samt euch, ihr sonngen Vögelein, all seine
Sonnengeister!
*
Wohl dir, der du um die Wetten mit den Wälderfalken lebst,
nit an zahmen Etiketten noch an andern Ketten klebst.
Der du fern dem Kulturplunder in der freien Wildnis webst,
in dem Wonneraum voll Wunder!
*
Loslos wie die Waldvögelein, die Kuckucke, Pirole,
und trollt mal so ein Bär herein, auch solche Käuze müssen sein
zum Weltgemeinschaftswohle ...
*
„Tschorrwitscheritt“ –
horch, horch, schon hebt er an, der grohs Kleingrohse – heb mit, Gesell!
Los, Schwobabär mit deiner Schwälbleseel:
treuguterdingen dich aufzuschwingen voll Schwereschwung! –
Zielnit, spielmit, so wunneseelig eigen im Wirweltreigen – triuwitscheritt –
genarrt sind nur, die weit nach Fernen rätseln, horch lieber her,
was deine, meine Vöglein Dir zuzwitscherschwätzeln:
„Tschurrwitscherie, ziuwit zizieh aus Wissensgrauen
hinein hinein ins Wunnewesensblauen, durch alles huschelnd,
im Sonnenschein, im Wipfelrein, im Kotnest kuschelnd, fortfort bejungt,
tschiuwitscheritt - - -
wat Neid auch klönt, wat Angst auch unkt – ziuwitt witscheritt –
in Not getunkt blüht Leben tiefdurchschönt - - -
Ziuzitschizieh und sieh, selbst Ickeboss im Hirnekasten dösend
geräts nit recht mehr so verbost zu sein,
ob dem erlösenden Liebreizgezwitscher kriegt Lust
der Brummer auch ohne Kummer als quietschideler Lebemann
hinein ins Ganz zu springesprühen seinen Lebenstanz,
ein Herzfrischwendiger, Blitzflitzlebendiger voll Schnellewitz,
dat Giftgeziefer all, die vielzuvielen Mücken, Tücken, Mucken
der Menschenwelt – ritschfutschwiritsch –
mit seinem Vögelein ganz einfach wegzuschlucken!
*

 
Mütterlichkeit – Seele –
Willkomm du Lösrin der Pein!
In deinem Herzerbarmen kann alle Welt erwarmen
wie ein arm Vögelein.
Du Hingegebne, Selbstverschenkte,
Du, die du aufgehst, aufblühest in immerlicher
Urwirklichkeit  -
Du, du bist die Seele, das
Urselbst der Welt.
*
Ich hab nen Vogel, glaub's, Gesell,
ich lebe liebeflott!
Und Du? – Bedenks an dieser Stell:
Leb ich aus meines Herzens Well der Sonn zu,
treufreih, warm und hell – oder - -
hab ich ne Krott?
*
Gusto Gräser 
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