Gusto Gräser:
  Lass dich fallen


 
Hör auf! – Kannst es nit krallen
mit gierigem Begehr,
kannst in dein Heil mit allen
Lebendigen nur fallen,
walln wie die Well zum Meer.
*


 
In Wirklichkeit gab es nur eines, vor dem man Angst hatte: das Sichfallenlassen, den Schritt in das Ungewisse hinaus, den kleinen Schritt über all die Versicherungen, die es gab.
Hermann Hesse: Klein und Wagner, WA V, 288
 
Lass Dich getrost mit den Traulichen allen
wie der Tau zu dem Grunde fallen …
wallfall mit TAO ins Leben!
*

Und wer sich einmal, ein einziges Mal hingegeben hatte, wer einmal das große Vertrauen geübt und sich dem Schicksal anvertraut hatte, der war befreit. Er gehorchte nicht mehr den Weltgesetzen, er war in den Weltraum gefallen und schwang im Reigen der Gestirne mit.
Hermann Hesse: Klein und Wagner, WA V,288
 
Heimfallen-wallen komm zum Ganzgutbösen,
traglustbeschwingt wie’s Fischlein in dem Meer –
und Qual und Krampf, Truglast und Trübsaldösen
muss mehr und mehr ins Heitere sich lösen,
eingehn, aufgehn im Leben
sternwelthehr!
*

Die ganze Kunst war: sich fallen lassen! … Hatte man das einmal getan, hatte man einmal sich hingegeben, sich anheimgestellt, sich ergeben, hatte man einmal auf alle Stützen und jeden festen Boden unter sich verzichtet, hörte man ganz und gar nur noch auf den Führer im eigenen Herzen, dann war alles gewonnen, dann war alles gut, keine Angst mehr, keine Gefahr mehr.
Hermann Hesse: Klein und Wagner, WA V,287
 
Wer wahrhaft Strom, der wird strömen
und also sein Strombett auch finden.
Tief und tiefer fallen und wallen wird er,
nit hoch, höher sich stelln.
*

Es gab keine Ruhe! Es gab nur das ewige, ewige, herrliche, heilige Ausgeatmetwerden und Eingeatmetwerden … Und darum gab es nur Eine Kunst, nur Eine Lehre, nur Ein Geheimnis: sich fallen lassen..
Hermann Hesse: Klein und Wagner, WA V, 289
 
Leben in T A O ...
dem Wasser gleich wellt es und fällt in verachtete Tiefen -
thauet herab, begrüssend die Menschen und alle die Wesen,
dass sie sich laben und leben,
grünen und blühn.
Dennoch achtens die Menschen gering - warum?
Weils immer zu dienen beflissen.
Allso der Grohse - ihn schmähen die Hohen, er aber trauet und traufet
hinunter, hinunter - Eintracht zu binden, grundtreu trauliche Lust zu entbinden.
Oh traurige Höh, wo das Höhnen thront, wo Es nicht wohnt.
Was ist ein Wort, noch so klug, ohn das Tiefe, die Redlichkeit?
Was ist ein Geschenk ohne Es, ohne Lieb?
O du Verachtetes, dennoch das Köstlichste Du -
mit Dir fallen und wallen wir Alle -
heim!
*
O Menschenkind – genug, ein Mensch zu werden,
schiel nit nach Andern, hässlich macht Geschiel;
lass fallen all die Größenwahnbeschwerden,
hier ist dein Weg – o Lust – zugleich dein Ziel.
Erfühl – erfüll! Mehr gibt’s auf keinem Sterne.
Bist du ganz Hier, ist Hier ganz alle Ferne.
*
Hah, Freunde, jah –
durchfallen, durch ins
Allgedeihn!
*