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Gerhard

Donachie


















































































































































































































































Gerhard

Donachie

Aus der Ausstellung von Till Gerhard: "Arbeit im Berg der Wahrheit", Galerie Patricia Low Contemporary, Gstaad /Schweiz, 6. 9. 08 - 1. 10. 08 und aus seiner Ausstellung "Das Wir-Gefühl", Stellan Holm Gallery, New York, 2005


Der Dichter im Wahrheitsberg

Till Gerhard mythisiert den Monte Verità


In the large canvases of German painter Till Gerhard (born 1971), hippy-era media images are reworked, gouged and besplattered, enacting a painterly aggression -- and sometimes affection -- upon the cults, heroes, villains, and the utopian and spiritual ideals of the 1960s and 1970s.
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Wenn ein Hügel „Berg der Wahrheit“ getauft wird – wie der Monte Verità von Ascona - , dann beflügelt das die Phantasie. Und wenn ein junger Dichter – wie der Kronstädter Gusto Gräser – in diesem Berg eine Felshöhle bewohnt, dann erst recht. Erinnerungen tauchen auf an den sagenhaften Barbarossa im Kyffhäuser, der eines Tages, nach tausendjährigem Schlaf, wiederkommen wird, um die Deutschen zu erlösen. Der Heilsbringer im Heiligen Berg – eine uralte Menschheitssehnsucht, ein archetypisches Bild. 

Der lang verkannte Dichterprophet Gustav Arthur Gräser (1879-1958) hat – ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod – eine späte Würdigung erfahren durch eine malerische Installation von Till Gerhard unter dem Titel: ‚Arbeit im Berg der Wahrheit’.

Till Gerhard, 1971 in Hamburg geboren, ist ein international vielbeachteter Künstler, der in Galerien und Museen von Stockholm, London, New York, San Francisco ausstellt. Gerhard ist offensichtlich fasziniert von dem Thema Umwelt, Natur, Alternativbewegung. Er beschäftigt sich mit der Hippie-Szene der Siebzigerjahre, mit den Aussteigern, Baum-schützern, Stadtindianern. Dies aber nicht in einer naiv bekennenden oder gar pathetischen Weise. Vielmehr kritisch, mit Ängsten, Zweifeln und Trauer. Ein typisches Bild nennt er ‚Schwarze Nostalgie’. Den Morgen nach der musikalischen Massenorgie von Woodstock (1969) malt er als ein ernüchterndes Bild der Verwüstung, setzt weiße Grabsteine zwischen den Müll der übernächtigten Camper (‚Dämmerung’, 2005). Kein Bild der Hoffnung sondern der verlorenen Illusionen. In jüngster Zeit aber scheint der trauernde Romantiker, der Schwarznostalgiker, eine lichtere Aussicht gewonnen zu haben: eben auf dem „Berg der Wahrheit“ und in der Person Gusto Gräsers.

Die Ausstellung in Gstaad war dreigeteilt, eine Abfolge von drei Räumen, die einen Läuterungsweg bezeichnen. Im ersten Raum befinden wir uns noch auf der Außenseite des Berges, wo die naturverehrenden Siedler von Ascona ihr Tagewerk betreiben, mit dem Spaten die Erde umgrabend oder in rauer Waldmenschentracht nachsinnend über den verfehlten Gang der westlichen Zivilisation. So wie Karl Gräser, der von Gerhard in einer Fotoübermalung als der mythische ‚Wilde Mann’, als Waldbold oder Waldschrat, dargestellt wird. Im zweiten Raum betreten wir die Höhle Gusto Gräsers und damit den Innenraum des Berges wie auch den Innenraum der Seele. Der Maler erläutert selbst: „Höhlen sind oft ein Motiv in Mythen, Träumen und Märchen. Nach der analytischen Psychologie in der Tradition von C. G. Jung stellt die Höhle ein Symbol dar für den sogenannten Mutter-Archetyp. Indem wir Platos Höhlengleichnis folgen, verabschieden wir uns vom Scheinbild der äußeren Welt und begegnen unserer inneren Welt in der Gestalt weiser Frauen, der heiligen Jungfrau oder in Form von Kristallen. Wir betreten die Über- oder Anderwelt“. In diese Welt ist ihm Gusto Gräser der Führer. Er überschüttet ihn mit einer Woge von Licht, lässt fröhliche Farben wie einen Blumenregen über ihm niedergehen. Damit bereitet er den Besucher vor für den Aufstieg in den dritten Raum mit dem Bild ‚Totale Erleuchtung’. Ein junger Mann schlägt sich überwältigt die Hände vors Gesicht, hält seinen Kopf, der in einer Explosion von weißem Licht zu zerplatzen scheint. Andere Gleichnisse dieser Erleuchtung sind Bergkristalle und ein Reigentanz fröhlicher junger Menschen vor einem Horizont mit Radioteleskopen. Das letztere Gemälde nennt er ‚Das Wir-Gefühl’ und verbildlicht damit den von Gräser vielfach beschworenen „Wirweltreigen“.

Der in Till Gerhards Raum- und Bildfolge dargestellte Weg hinab ins Dunkel der Innenwelt und der ihm folgende Wiederaufstieg ins Licht scheint auf malerische Weise nachzugestalten, was Gräser vorgesprochen hat in seinem Gedicht:

Wir müssen, wolln wir leben, wie Athemhauch verwehn,
müssen, uns Licht zu heben, hinab ins Dunkel gehn.
Was wär, was wär uns eine Welt,
die immer steht und nimmer fällt?
Was wär, was wär uns Erde ohn dieses
‚Stirb und Werde’?

In seinem Buch ‚Inneres Licht gegen äussere Dunkelheit’ von 2008 hat Gerhard in einer Foto-Übermalung Gräser noch einmal als Lichtträger vorgestellt.




Aus den Ausstellungen von Till Gerhard:
"Arbeit im Berg der Wahrheit", Galerie Patricia Low Contemporary, Gstaad /Schweiz, 6. 9. 2008 - 1. 10. 2008
"Das Wir-Gefühl", Stellan Holm Gallery, New York, 2005

Doors of Perception 2008
 
Doors of Perception 2008

Gemälde von Till Gerhard, mit freundlicher Genehmigung des Malers


 
Man in purple (Gusto Gräser)


Wild man (Karl Gräser)



 
Die Auswanderer, 2008


 
Waldgeister


 
Walden, 2004


Das Wir Gefühl
 
Das Wir Gefühl


 
Totale Erleuchtung 2008

Quellen:
Till Gerhard: Die Guten und die Anderen. Frankfurt/Main 2006
und
Till Gerhard: Inneres Licht gegen äussere Dunkelheit. Bielefeld/Leipzig 2008

 
 
 
John Connelly Presents

Kaye Donachie
 
(Gemäldeausstellung in New York, 20. Oktober - 22. November 2006)
Viele Bilder von Kaye Donachie sind von der Entwicklung des Monte Verità in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrunderts inspiriert.

Kaye Donachie: During the days, we move along like frightened animals
 
Kaye Donachie
"During the days, we move along like frightened animals"
2005
Öl auf Leinwand

Die Künstlerin:   Mehr Bilder  Lebenslauf in englisch (PDF)

John Connelly Presents
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