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Der Architekt Friedrich Blaschke (1922 - 1992), Gusto Gräsers „Eckermann"

Biografie - Fried Blaschke

Geboren wurde Friedrich Blaschke, genannt Fried, am 17.11,1922 in Groß Waltersdorf / Mähren.

Seine Mutter, eine einfache Kleinbauern, hafte ein zweites Mal geheiratet, nachdem der erste Mann im Krieg gefallen war, aus dieser ersten Ehe stammten seine fünf Halbgeschwister, er war das einzige Kind aus der zweiten Ehe mit einem Schneidermeister, Er wuchs in sehr bescheidenen, fast schon archaischen Verhältnissen auf. Der kleine „Fridla" war erst fünf Jahre alt, als der Vater an den Folgen seiner Trunksucht starb. Eine bleibende Erinnerung an seinen Vater war, wie dieser im Schneidersitz auf seinem großen Tisch thronend saß und nähte.

Der Reichtum seiner Kindheit und Jugend war die Nähe zur Natur und die Liebe und Fürsorge von Mutter und Geschwistern. Vor alIem sein ältester Halbbruder Franz vertrat die Vaterstelle für die Familie und ganz besonders für ihn. Zeit ihres Lebens waren die beiden Brüder eng verbunden.

Als ein Dorflehrer erkannte, dass er außergewöhnlich begabt war, halfen alle Geschwister zusammen, um ihm, dem Jüngsten, den Besuch des Gymnasiums und ein darauf folgendes Studium zu ermöglichen. Seine anderen drei Brüder hatten nur einfache  Handwerksberufe ergriffen, die Schwestern halfen im Haus.

In der Kreisstadt Brünn begann er nach hervorragendem Abschluss des Gymnasiums, sein Studium als Bauingenieur, das er aber wegen Kriegsausbruchs unterbrechen musste.

Als Soldat während des 2. Weitkrieges geriet er in französische Kriegsgefangenschaft und hatte trotz allem das Glück, wie er später einmal sagte, während des gesamten Krieges nicht einen Menschen getötet zu haben. Nach Kriegsende ging er nach München, schloss hier sein Studium ab und wurde Jahre später in die „Bayerische Architektenkammer“ aufgenommen.

In München lernte er seine Frau Hilde kennen, die er im Herbst 1949 heiratete. Als die erste von zwei Töchtern geboren wurde, sorgte er dafür, dass die Familie die Stadtwohnung über dem „Deutschen Theater“ gegen eine Mietwohnung in einem kleinen Haus mit Garten am Stadtrand tauschen konnte. Er wohnte fast 40 Jahre in diesem bescheidenen Haus, dessen kleines Paradies der große Garten war.

In den frühen 50er Jahren, als er als freier Architekt arbeitete, begegnete er Arthur „Gusto" Gräser im Café „Klein Bukarest“. Später erzählte er, dass ihn dieser nicht mit „du“ oder gar „Sie“, sondern mit „er“ ansprach und sofort so etwas wie eine geistige Verwandtschaft spürbar war. Wie er es auch einmal ausdrückte, „Hirn und Herz" hatten sich getroffen... In den folgenden Jahren vertiefte sich diese geistige Freundschaft, es kam zu intensivem Austausch und Zusammenarbeit. Das bereits bestehende „Notwendmahl" von A.G. Gräser wurde zusammen überarbeitet und ergänzt.

Für seine Familie allerdings hatte diese Freundschaft etwas Bedrohliches. Seine Frau spürte sehr deutlich, dass dieser Mann mit seinen Vorstellungen von Freiheit und seinem Leben „ohne Zwang" großen Einfluss auf ihren Mann hatte, und dass er ihn gerne als „Gesellen“ eines solchen Lebens gewonnen hätte. Zudem war Gräser eine so außerordentliche Erscheinung in dieser Zeit, dass er bei seinen Besuchen großes Aufsehen in der kleinbürgerlichen Siedlung erregte, was ihr mehr als unangenehm war.

Die Aufträge für den „Erbauer“ Fried Blaschke, wie ihn Arthur Gräser nannte, waren so rar, dass das Geld für den regelmäßigen Lebens unterhalt der Familie nicht reichte. Nur mit Hilfe der Verwandtschaft seitens seiner Frau, kamen sie in diesen Jahren über die Runden. Letztlich musste er feststellen, dass ein Leben im Sinne von Gräser mit einer Familie kaum möglich war. Er hatte die Entscheidung zu treffen zwischen einem etablierten Leben mit Familie oder einem ungebundenen, freien Leben ohne die Verantwortung für eine Familie.

Gusto Gräser an seinen Freund und Helfer Friedrich Blaschke in Moosach, als dieser mit dem Abtippen von Gräsers  ‚Siebenmahl‘ in Verzug war, um 1955

Als er eine Anstellung als Hausarchitekt für die alteingesessene Münchner „Spatenbrauerei“ angeboten bekam, nahm er an. Und entschied sich damit, weil er nicht anders konnte, für seine Familie. Die Treffen mit Arthur Gräser wurden seltener, bis sie ganz ausblieben, zu verschieden war ihr Lebensweg geworden und zu knapp die Zeit.

Trotzdem blieb es ein lebenslanger Wunsch von Fried Blaschke, Gräsers Werke, im Besonderen das gemeinsame „Notwendmahl“ zu veröffentlichen. Er konnte diesen Traum nicht mehr verwirklichen.

Gusto Gräsers Gedankenwelt, sein Vorbild eines „wahrhaft menschenwürdigen und freien Lebens“, hatten ihn tief beeindruckt und geprägt.

Er selbst war Zeit seines Lebens als Architekt fest angestellt gewesen.

In den späten 50er Jahren plante und betreute er als Angestellter des „Universitäts-Bauamtes“ mit einem Kollegen und Münchner Künstlern die Gestaltung des Restaurants und Cafés „Uni Reitschule“. Und baute immer wieder Häuser für Freunde und andere Auftraggeber. Nur sich selbst baute er keins.

Zuletzt beim Landbauamt München tätig, war eines seiner letzten größeren Projekte, im Team mit Kollegen, der Umbau des ehemaligen Armeemuseums, der jetzigen Staatskanzlei.

In den Jahren seines Ruhestands bis zu seinem Tod 1992, lebte er zurückgezogen und die Werte und Worte Arthur Gräsers, hatten wieder große Bedeutung für ihn erlangt. Viele Visionen Gräsers, sah er Wirklichkeit werden, was die Entwicklung des Menschen und unserer Gesellschaft betraf.

Sogar seine Frau Hilde sagte einmal in späten Jahren, dass Gräser Recht behalten hätte damit wie die Dinge sich entwickeln würden.


Friedrich Blaschkes Wiederkehr, um Ostern 1956


„Wir haben uns zwar seit Weihnachten nicht wieder gesehen …
Kann ich Dich am Freitag wiedersehen?“
Möglicherweise hatte Gräser ihm das ‚Brieflein Wunderbar‘ in den Weihnachtstagen überbracht


.

Gedicht von Blaschke, vermutlich Beigabe zu obigem Brief


Blaschke befand sich damals, wie er mir erzählte, in großer Geldnot. Ohne davon zu wissen oder dazu aufgefordert zu sein, schickte ihm Gräser mit diesem Schreiben einen Fünfzig-markschein – weil er die Not des Freundes intuitiv gespürt hatte. Mit dem „Osterei“ meint er wohl den obigen Brief und das Gedicht. Er wartet jetzt auf das zweite Osterei, auf Abtippungen des ‚Brieflein Wunderbar‘, die Blaschke ihm am zweiten Freitag nach Ostern bringen werde. Mit „Ostersamstag“ war der Samstag nach Ostern gemeint, der 15. April.


Gräser schreibt am 19. April 1956 an Blaschke:

Am zweiten Donnerstag nach Ostern erfährt Gräser im Café Klein-Bukarest, dass Blaschke da war und ihn sprechen wollte aber keine Papiere hinterlassen hat. Er ist sehr enttäuscht und schreibt ihm eine zornige Mahnung. Er wartet auf fehlende Briefleinblätter. Demnach hatte Blaschke früher schon einige Abschriften des ‚Brieflein Wunderbar‘ gemacht und in Abständen überbracht. Letztgetipptes war dem Empfänger aber verloren gegangen. Er erwähnt wiederum zwei Gesellen, die auf Durchfahrt seien und auf das Brieflein warten würden. Da dieses an Stuttgart gerichtet war, dürfte es sich bei den Gesellen um Stuttgarter oder jedenfalls Schwaben gehandelt haben. Wahrscheinlich waren die schwäbischen Studenten Julius Kirchner und Hermann Müller gemeint, die er als „Briefträger“ vorgesehen hatte. Während Müller schon früher abgereist war, hatte sich Kirchner noch länger bei ihm aufgehalten, hatte seine Dachkammer in Freimann mit ihm geteilt und seine Gedichte abgeschrieben. Nachdem nun die Brieflein-Abschrift auf sich warten ließ, zog Kirchner ohne diese ab, überbrachte aber immerhin seine Gedichtabschriften an Hermann Müller nach Bad Boll.

Am selben Tag aber, also am Donnerstag, als Gräser seinen Mahnbrief an Blaschke schreibt, erscheint dieser im Café Klein-Bukarest und bringt die noch fehlenden zwei Blätter des Briefleins mit. Am folgenden Tag, dem 20. April, schreibt Gräser einen Brief an Hermann Müller, dem er später das ‚Brieflein Wunderbar‘ und einige andere Blätter beilegt. Am 25. April bringt er die Sendung zur Post, wie der Stempel auf dem Umschlag belegt.


Gräser schreibt am 20. April 1956 in seinem Brief an Hermann Müller:


„Schön war’s, wie’s gestern abend ging – saß in meinem Caféwinkel – dieser Brief lag fertig, an dem Brief an Blaschke bastelte ich grad rum, um ihn auch zu beschließen – Da – wer steht vor mir, Er, unser Friedrich selbst … Fred brachte auch zwei Tippblätter mit, die zur Ergänzung des ‚Briefleins W.‘ und zur endlichen Abfertigung dieses Briefes sehr erforderlich waren.“



Dies ist eine hypothetische Rekonstruktion des Geschehens. Ob der Ablauf sich tatsächlich in dieser Reihenfolge abgespielt hat, muss offen bleiben.






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