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Hans Paasche (1881 - 1920)
(Umschlagtext zu: Hans
Paasche, "Ändert Euren Sinn!" Schriften eines Revolutionärs. Hg. von
Helmut Donat und Helga Paasche. Mit einem Nachwort von Robert Jungk.
Bremen:
Donat, 1992)
Aus
dem Nachwort von Robert Jungk: Der
"Verräter"
wagte es, öffentlich die Selbstsucht und Feigheit der Herrschenden
anzuprangern, die Kriege vom Zaun brachen und das Leben von Millionen
opferten,
während sie selbst weit vom Schuss blieben und sich ihrer Gewinne
erfreuten.
Dass er die Wahrheit sprach, dass er sie verbreitete, dass er
Bundesgenosse der
Verführten, der Bedrängten, der Ausgebeuteten, der Opfer auf der
"anderen
Seite" wurde, musste ihn zum gefährlichen Widersacher machen, den es zu
beseitigen galt. ... Wo sind die Paasches der Jahrtausendwende, die
eine
zivile, solidarische und kreative Zukunft vorbereiten? (Ebd.
S. 263f) Dass er
als
Marineoffizier selbstverständlich mit allen, die ihm unterstellt waren,
von
gleich zu gleich verkehrte, dass er die Afrikaner nicht als
Kolonialherr
behandeln wollte, dass er auf seinem Gute mit denen, die dort
arbeiteten, ohne
jeden Standes- oder Bildungsdünkel ins Gespräch kam und sich für ihre
Interessen einsetzte, haben ihm nicht einmal seine nächsten Verwandten
verziehen. ... Aber dabei bleib es nicht. Der "Verräter" wagte es,
öffentlich
die Selbstsucht und Feigheit der Herrschenden anzuprangern, die Kriege
vom Zaun
brachen und das Leben von Millionen opferten, während sie selbst weit
vom
Schuss blieben und sich ihrer Gewinne erfreuten. Dass er die Wahrheit
sprach,
dass er sie verbreitete, dass er Bundesgenosse der Verführten, der
Bedrängten,
der Ausgebeuteten, der Opfer auf der "anderen Seite" wurde, musste
ihn zum gefährlichen Widersacher machen, den es zu beseitigen galt. ...
Wo sind
die Paasches der Jahrtausendwende, die eine zivile, solidarische und
kreative
Zukunft vorbereiten? (Ebd.
S. 263f) Gräser-Postkarte
von Hans Paasche an Fidus, vermutlich von 1914 (Fidus
beteiligte sich an
der Grossen Berliner Kunstausstellung dieses Jahres): Lieber
Herr Fidus - !
Wollen Sie bitte, was ausgestellt werden soll, am 1. XII. sogleich an
Herrn
Hans Krakau Charlottenburg 2 Knesebachstr. 80/81 pt. senden, auch die
Lichtbilder. Es ist große Beteiligung.
Wollen Sie am 1. XII.
schon um 8 h dort sein zur Vorbesprechung? Ihnen u. Ihrer Frau, Herrn
B. und
Frl. P. [ = Prellwitz ?] herzliche Grüße.
Paasche. Dieser
Freundeskreis
bildete sich im Anschluss an Gräsers Auftreten beim Freideutschen
Jugendtag auf
dem Hohen Meißner. Bei diesem Treffen dürfte Paasche erstmals Gräser
begegnet
sein. Er schreibt: „Auf dem Freideutschen Jugendtage im Herbst 1913
aber wurde
mir klar, dass die Grundlagen für eine deutsche Zukunft nur geschaffen
werden
konnten, wenn man tiefer grub, als es mir mit meiner geistigen
Ausrüstung
möglich war. ... Seit 1912 kenne ich die Ernährungsfragen und die
vegetarische
Bewegung, seit 1913 den Pazifismus.“ Dem Friedenskämpfer Hans Paasche,
der ein Opfer
nationalistischer Soldateska wurde, hat Gerhart Hauptmann in seinem
Epos ‚Till
Eulenspiegel’ ein ehrendes Denkmal geschaffen, einen mitfühlenden
Nachruf: "Hör
es, Sonne! Und höre es, Wald! Auch du, Erde, vernimm es!
Hört und rächt es, ihr Tiere und Geister des Feldes! Sie haben meinen Bruder, den Evangelisten des Herrn Herrn erschlagen!" (DEW 178) Nach
Hauptmann hatte der
Großgrundbesitzer Paasche das urchristliche Gebot "des Herrn Herrn"
durch die Tat verwirklicht. Denn er lässt ihn also sprechen: "Jedermann
steht hier jegliches frei, der mit billigem Anspruch
dem Besitzstand sich naht, welcher mein und doch wieder nicht mein ist. ... in Wahrheit, ich bin nur Verwalter, ich bin nur Amfortas. ... Meine Pflüger und Mähder, Verwalter und Schäfer sind meine Brüder. Aber ich bin der geringste von allen." (DEW
170) Hauptmann,
der selbst ins
nationalistische Horn geblasen hatte, leistet hier ein Stück Gutmachung
und
Abbitte bei dem Verfolgten: „Damals sollten
wir faul sein,
als es hieß, das Gewehr zu ergreifen, zu rennen im Sturmlauf, die Geschütze zu lösen, die Mördergranate zu schleudern: solche Faulheit erforderte Mut und das Opfer des Lebens!“ (DEW 169) Er
macht seinen Till zum
Zeugen des Anschlags auf Paasche, den er in die Nähe der Gralshüter
rückt (dessen
Name aber nirgends genannt wird und selbst Kennern des Dichtwerks
unbekannt
blieb): Wirklich fällt
nun ein Schuß in
der Gegend der seltsamen Gralsburg,
die geheimnisumhüllt in das rollende Echo hinabblickt. … „Sie haben Park, Gehöfte und Wohnung umzingelt!“ hört Till … „Halt!“ – Jetzt sieht er den jungen Soldaten, die Flinte im Anschlag. – „Kehrt!“ – Er wirft sich herum. Und als wär’ ihm der Tod auf den Fersen, läuft der sinnlose Mann wieder dort hinauf, wo er herkam. … „Steh!“ Schon blitzte der Schuß aus dem Rohr, ja, schon krachte ein zweiter – dann verstummte die Welt …Es quollen die Augen ihm voll Grauen hervor aus den Höhlen, sie bohrten den Blick in Tillens Auge, als gält’s, ihm unnennbare Dinge zu künden. „Bruder! Bruder!“ rief Till … (176 ff.) Literatur
zu Hans Paasche (1881 - 1920)
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