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Ferdinand Georg Friedrich Baron von Wrangell

(1844 - 1919)
Metereologe, Ozeanograph, Staatsrat, Pazifist, Theosoph

Arthur Segal - Portrait Wrangells, 1915

Ferdinand Friedrich Georg Ludwig Baron von Wrangell (russisch Фердинанд Петрович Врангель / Ferdinand Petrowitsch Wrangel)
* 29. Dezember 1796 jul. / 9. Januar 1797 greg. in Pleskau (russisch: Pskow)
† 25. Mai jul. / 6. Juni 1870 greg. in Dorpat, Livland)
war ein deutschbaltischer Offizier der kaiserlich-russischen Marine, Sibirienreisender, Weltumsegler und Geograph in russischen Diensten.

1872 war er Kommandant des Kanonenboots Priboj und hatte 1873 das Kommando der physikalischen Untersuchungen am Schwarzen und Asowschen Meer. Im Jahre 1875 erhielt er seine Beförderung zum Kapitänleutnant und war von 1877 bis 1878 im Stabe der Verteidigung der Dnepr-Mündung in Otschakow.
In den Jahren 1879 bis 1883 war er Prinzenerzieher des Herzogs Carl Michael zu Mecklenburg und stieg schließlich 1885 zum Kapitän II. Ranges auf.  Schon 1887 war er Hofrat und Kollegialassessor. Er lehrte auch als Professor der Ozeanographie und Meteorologie an der Marineakademie. 1891wurde er zum Staatsrat ernannt.

Wrangell war Ritter des St. Anna-Ordens III. Klasse, des Sankt-Stanislaus-Ordens II. und I. Klasse sowie des St. Wladimir-Ordens III. Klasse. Er hat 1896 seinen Abschied erhalten.

1907 kam Wrangell nach Ascona in der Schweiz, wo er sich verstärkt seiner schon zuvor gezeigten Neigung, der Schriftstellerei, widmete. Hier hielt er auch regelmäßig Vorträge.

1919 gehörte Wrangell zu den Mitunterzeichnern von Rudolf Steiners „Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt!“
*
Aufgrund einer Krankheit, mutmasslich einer Lungenkrankheit, hielt er sich ab 1905 in deutschen Kuranstalten auf, mit Lichthäusern und Sonnenbaden. Seinen Lebensabend verbrachte er als Schriftsteller in Ascona, 1907 zog er an den Lago Maggiore. Unter „Freie Verwaltung des Nachlasses von Rudolf Steiner, www.fvn-rs.net“ ist zu lesen: „Von 1907 an lebte er in Ascona/Schweiz. Er war auch ein bekannter Pazifist und gehörte als solcher zu denen, die Rudolf Steiners ‚Aufruf an das Deutsche Volk und an die Kulturwelt’ (1919) unterzeichnete. Schrieb u.a. die Broschüre ‚Wissenschaft und Theosophie’, die Rudolf Steiner in einigen Vorträgen im Herbst 1915 einer eingehenden Besprechung unterzogen hat.“

Aus der Familiengeschichte des Neffen von Ferdinand Wrangell, Joachim Storhas aus Freising-Weihenstephan: „Mein Onkel Ferdinand war sehr an Politik interessiert, unterstützte gedanklich gesell-schaftliche Reformen und wehrte sich gegen religiöse Benach-teiligungen. 1906, so sagte er, traf er eine weitreichende Entscheidung: Er verkaufte seine schöne Villa in Russland und zog  nach Ascona. Hier kaufte er ein Grundstück. Er wurde schriftstellerisch tätig und führte weitreichende Korrespondenzen, so auch mit Prinz Alexander von Hohenlohe. 1914 erschien im Orell-Füssli-Verlag sein „Warum kämpfen sie?“. 1915 traf er sich in Bern mit Henry Golay und hielt beim „Internationalen Kongress über Friedensverträge“ einen Vortrag.  Man drohte ihm, seine russische Pension zu streichen, sollte er sich weiter in der Form öffentlich äussern. Heimlich druckte er auf eigene Kosten weitere Schriften, leitete sie unter der Hand an den amerikanischen Präsidenten Wilson und an den Papst weiter. Seiner Überzeugung nach sollte eine internationale Friedensorganisation noch während des Krieges gegründet werden.  Kurz gesagt: Er wandelt sich vom Soldat zum Pazifist. Am 3. Dezember 1919 starb er mit 75 Jahren in Ascona im eigenen Haus und wurde hier auf dem Friedhof begraben. Er hinterliess seine Frau Adeline, Kinder hatten sie keine. Sie war eine geborene Montague aus Brüssel, Tochter eines Engländers und einer deutschen Sprachlehrerin, aufgewachsen in Bad Kreuznach. Hier haben sich auch beide kennengelernt, vermutlich bei der Landschaftsmalerei. Das Bruderpaar Cauer – Maler und Bildhauer in Rom – waren 1871 ihre Trauzeugen. 1925 besuchte ein Bekannter die Witwe in Ascona, „auf dem Anthroposophenberg hoch über dem Lago Maggiore“. Der Beschreibung nach bewegte sie sich barfuss in wallenden Gewändern, lebte streng vegetarisch und ihr Haus war mit Farn ausgestreut. 1927 verkaufte sie das Anwesen, behielt sich aber das Recht, dort bis zum Lebensende zu wohnen, es wurde ihr eine Leibrente ausbezahlt. 1929 stand in einem Adressverzeichnis unter ihrem Namen: „Ascona/ Schweiz, Casa Signor in Croce“. Am 31.Dezember 1934 starb sie in Ascona, ihre Asche wurde dem Lago Maggiore übergeben.

Aus Beiträgen von Marcus Leicher, Wikipedia und anderen

„Die Zähmung des Menschen, seine Entwicklung vom Gorilla zum Kulturwesen, geht einen langen, langsamen Weg. Die praktischen, in Sinne und Gesetz festgelegten Errungenschaften sind zweifelhaft, jede Gelegenheit fördert zähnefletschende Atavismen zutage und macht alles scheinbar für immer Erreichte wieder hinfällig. Wenn wir das vorläufige Ziel der Menschwerdung in der Erfüllung der geistigen Forderungen suchen, welche seit Zoroaster und Laotse von den geistigen Führern der Menschheit aufgestellt worden sind, dann müssen wir sagen, daß die heutige Menschheit noch unendlich viel näher beim Gorilla als beim Menschen steht. Wir sind noch nicht Menschen, wir sind nur auf dem Wege zum Menschentum.

Vor einigen tausend Jahren hat das religiöse Gesetz eines hochstehenden Volkes den grundlegenden Satz aufgestellt: „Du sollst nicht töten.“ - Im Frühjahr 1919 wurde es als fortschrittlich und wertvoll empfunden, als Baron Wrangell in Bern vor einer internationalen kleinen Gesellschaft von Idealisten die Forderung formulierte, es dürfe in Zukunft kein Mensch mehr dazu gezwungen werden, andere Menschen zu töten, „auch nicht mehr im Dienste des Vaterlandes“. So weit sind wir. Das Gesetz, das Moses am Sinai formuliert hat, wird manche tausend Jahre später von einer kleinen Gesellschaft wohlgesinnter Menschen mit Einschränkungen und in vorsichtig schüchterner Fassung wieder aufgestellt. Kein einziges Kulturvolk der Welt hat das Verbot des Menschentötens uneingeschränkt in sein Gesetz aufgenommen. Das Einfachste, menschlich Richtigste ist heute noch überall Gegenstand von ängstlichen Diskussionen. Jeder Schüler Laotses, jeder Jünger Jesu, jeder Nachfolger des Franz von Assisi war vor vielen Jahrhunderten weiter, unendlich viel weiter, als Gesetz und Vernunft der Kulturwelt heute sind.“

Diese Worte verfasste kein Geringerer als Hermann Hesse.1 Doch was hat ihn zu dieser Einstellung geführt? Entgegen allgemeinen Vorstellungen war er nämlich nicht immer ein erklärter Kriegsgegner gewesen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges schwankte er zwischen Kriegsablehnung und Patriotismus.2 Er hatte zu Beginn des Krieges sich gleich zweimal als Freiwilliger angeboten, wurde beide Male aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt und meldete sich daraufhin bei der Deutschen Botschaft in Bern als Zivildienstleistender. Sein unentschiedenes Verhalten gegenüber dem Krieg wird beispielsweise in seinem Essay „O Freunde, nicht diese Töne“ vom September 1914 deutlich, in welchem er einerseits meint, dass das edelste Ziel die Überwindung des Krieges sei.3 Andererseits vergisst er aber auch nicht, dem Leser zu bestätigen: „Ich bin Deutscher, und meine Sympathien und Wünsche gehören Deutschland.4 In Milecks Hesse-Biographie erfahren wir sogar, dass in mindestens zweien seiner Gedichte die Gesinnung des traditionellen deutschen Kriegsgedichts unverkennbar sei.5 Gemeint sind „An den Kaiser“ und „Den Daheimgebliebenen“. Mit seiner Einleitung zur „kraß chauvinistischen Broschüre für die Front Zum Sieg (Stuttgart, 1915)"6 näherte er sich den Kriegsbegeisterten noch mehr an. Diese kritisierten ihn allerdings zusehends, weil Hesse sich nicht eindeutig zu positionieren wusste und ihnen sein Patriotismus nicht weit genug ging. Hesse hatte sich in dem im Münchner „ZeitEcho“ am 23.11.1914 veröffentlichten „Tagebuchblatt“ sogar selbst als „Schwankenden“ bezeichnet und sich zu denen gezählt, die den Krieg verabscheuten, zugleich aber auch von den Siegen Deutschlands begeistert seien.7 Die einen beleidigten ihn als „Drückeberger“ und „Feigling“; die anderen fühlten sich von ihm vor den Kopf gestoßen. In seinem Artikel „Den Pazifisten“, welchen er im November 1915 drucken ließ, lobte Hesse zwar die Pazifisten für ihre Ideale, kritisierte sie aber gleichzeitig ob ihrer Methoden.8 Das Ergebnis war, dass beide Seiten öffentlich über den Dichter herfielen, worauf dieser einen seelischen Zusammenbruch erlitt. In dieser Situation erinnerte er sich wieder an seinen einstigen Freund, den Naturpropheten und Dichter Gusto Gräser. Jener hatte inzwischen den Kriegsdienst zum zweiten Mal verweigert, war zur Erschießung verurteilt, dann aber in ein Irrenhaus eingewiesen worden. Am 5. September 1916 kehrte er aus österreichischer Gefangenschaft nach Ascona zurück. Schon zwei Tage später, am 7. September, traf sich Hesse mit Gräser in Locarno-Monti.9 Die Begegnung wurde für Hesse zum Wendepunkt. Unter dem Einfluss Gräsers wandelte sich der einstige Kriegsfreiwillige zum entschiedenen Kriegsgegner. Er stellte sich auf die Seite seines Freundes, d. h. auf die Seite der Verweigerer. Ralph Freedman bemerkt hierzu: „Perhaps at this point, when his decisions had ripened and his stand had become clear to him, Hesse no longer minded that the connection between him and the group [of Gusto Gräser and Monte Verità] might be known to some; [...] Clearly, Hesse, looking everywhere for assistance, would have found in Gräser and his group welcome support".10. Auf dem Monte Verità muss er auch auf Baron Wrangel11 getroffen sein. Doch wer war Wrangell und was hatte er mit Hesse zu tun?

Baron Ferdinand von Wrangell entstammte einem bekannten baltischen Adelsgeschlecht. In der Literatur über den Monte Verità wird er mit dem Weißgardisten General Peter von Wrangell verwechselt. So heißt es bei Robert Landmann, er sei einst höherer Offizier in der Armee des Zaren gewesen12 und in einer späteren Ausgabe wird sogar das Bild des „zaristischen Generals“ Peter gezeigt.13 Die beiden Barone sind allerdings nicht nur als Personen, mehr noch durch ihre Einstellung zu unterscheiden.14 Der für uns interessante Baron von Wrangell wurde 1844 als Sohn des gleichnamigen Ferdinand von Wrangell (1796-1870) geboren. Sein Vater war Offizier der Flotte, Geograph und berühmt für seine Sibirienreise und Weltumseglungen. Wie auch sein Vater beschäftigte sich Wrangell mit der Geographie. Er wurde ein Spezialist für Ozeonographie und Meterologie. 1873 ernannte man ihn zum Leiter der physikalischen Erforschung des Schwarzen Meeres. Er übte diese Stellung für fünf Jahre aus; von 1901 bis 1906 war er Redakteur der russischen Annalen der Hydrographie. Ferner wurde Wrangell in den Staatsrat gewählt,15 war Direktor des AlexanderLyzeums in St. Petersburg16 und gehörte zu den Erziehern des Zaren17. Baron Wrangell bewegte sich also in hohen Kreisen und wurde in diesen sehr geschätzt.

An irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben wandte sich Wrangell der Theosophie zu und wurde entschiedener Pazifist. Sehr wahrscheinlich geschah dies unter dem Einfluss von Tolstoi. Eine Photoaufnahme aus dem Jahr 1907 zeigt Wrangell auf dem Monte Verità gemeinsam mit Henri Oedenkoven und Ida Hoffmann, die zusammen mit den Brüdern Karl und Gusto Gräser die Siedlungin Ascona gegründet hatten. Neben Wrangell steht - Hermann Hesse. 18

Wrangell auf dem Monte Verità im April 1907. Von links nach rechts: Arnold Ehret, Henri Oedenkoven, Ida Hofmann, ?,
Hermann Hesse, Baron Wrangell


Auch der Kosmopolit und Asconabesucher Emil Szittya erwähnt Wrangell als den berühmten Pazifisten von Ascona.19 Die Zeichnung des aus Moldawien stammenden Malers Arthur Segal20, der ebenfalls als Kriegsgegner sich in Ascona niedergelassen und dort ein Zentrum für oppositionelle Künstler wie Arp, Frick, Werefkin, Jawlensky und andere gebildet hatte, belegt einmal mehr Wrangells Verbindung mit den pazifistischen Emigranten.21
                                                         
Segal - Gegen den Krieg, 1915                                    Segal - Teich am Monte Verità, 1914-1916 (Haus von Karl Gräser)

Segal hat auch einen Holzschnitt zum Haus seines Nachbarn Karl Gräser geschaffen. In Szeemanns „Monte Verità“ wird Karl als Anhänger Rousseaus, Thoreaus und Tolstois beschrieben. Karl vertrat das tolstoianische Prinzip der „Selbstarbeit“. Sein großes Anliegen bestand in der Selbstversorgung, im Drang, möglichst alles selbst und von Hand zu fertigen. In der Abhängigkeit von der modernen Zivilisation sah er nichts als Unheil. Sein Ziel war die Autarkie.22

Karl Gräser konstruierte und vertrieb einen verbesserten Bienenkasten, der patentiert und auch von Wrangell empfohlen wurde.23 Sicherlich wird der Tessiner Kasten nicht das einzige Gesprächsthema der beiden gewesen sein. Die gemeinsame tolstoianische Gesinnung wird die beiden Aussteiger24 zusammengeführt haben.

Im Jahre 1914 veröffentlichte Wrangell die Broschüre „Theosophie und Wissenschaft“. Rudolf Steiner interessierte sich für diese Schrift und sprach im Herbst des darauffolgenden Jahres mit seinem Schüler, dem Dichter Andrej Belyj, über Wrangell und seine Broschüre, die er zuvor in zwei Vorträgen analysiert hatte.25 In „Theosophie und Wissenschaft“ formulierte Wrangell seine Grundsätze: „Die Grundlehren der Theosophie - Wiedergeburt und Karma -widersprechen keiner wissenschaftlichen Tatsache, befriedigen den Verstand und genügen, besser als andere Lehren, der Grundlage jeder Sittlichkeit - der Forderung nach Gerechtigkeit. Der Glaube an diese Grundannahme muß den Menschen zum Ertragen unerwünschter Lebensschicksale stärken und das Streben nach dem Guten in ihm fördern.26 In diesen Worten erkennen wir deutlich die geistige Verwandtschaft Wrangells sowohl mit Tolstoi wie mit Steiner.

Auch Hesse scheint er mit seinen Vorstellungen beeindruckt zu haben. In einem Brief an seine Familie vom 29. Februar 1908 bekennt dieser, dass ihm die christliche Lehre “ohne alles Eingehen auf die Frage der Präexistenz gewissermaßen mythologisch zu dürftig“ erscheine. “Und da gibt mir die indische Wiedergeburtslehre, ohne daß ich gerade an sie 'glaube' eine gewisse Befriedigung, indem sie das Unaussprechliche mit einer prächtigen Bildlichkeit vorstellt“ (Die Briefe I, 98f.). Diese Hinneigung zur Wiedergeburtslehre bei Hesse dürfte kaum auf Gräser, eher auf Wrangell zurückzuführen sein.

Auf Monte Verità stellte sich der Baron ganz in den Dienst des Friedens. Er hatte in seinem Haus „ein Zentrum der Kriegsgegnerschaft"27 geschaffen, in welchem „regelrechte Kongresse"28 stattfanden. Das kann Hesse in der Notzeit der Kriegsjahre nicht entgangen sein.

Wrangells Wirkungsstätte war nicht nur Ascona. Er hielt den Kontakt zu Rudolf Steiner aufrecht und unterschrieb 1919 dessen „Aufruf an das Deutsche Volk und an die Kulturwelt!“.29 Steiner forderte darin eine gründliche Reformierung des ein halbes Jahrhundert zuvor gegründeten Deutschen Reiches,30 sowie ein allumfassendes Umdenken hin zu dem, „was die als Idealisten verschrieenen, aber in Wahrheit wirklichen Praktiker über die Entwicklungsbedürfnisse der neueren Zeit zu sagen haben".31 Als einer dieser verschrieenen Idealisten hielt Wrangell 1919 in Bern einen Vortrag, den auch Hesse besuchte. In seiner Betrachtung „Du sollst nicht töten“ hat Hesse auf Wrangells Rede ausdrücklich Bezug genommen. Sie erschien 1919, im Todesjahr Wrangells, der am 3. Dezember in Ascona verstarb.

Wir verabschieden uns von diesem aufrechten Pazifisten mit einem seiner Gedichte, das Charlotte Gräser, die Mutter der Gräserbrüder, 1907 in ihrem Tagebuch notierte.32 Mit ihm haben wir den Beleg, dass die Gräsers mit dem Deutschrussen in gemeinsamer Gesinnung zusammengefunden hatten.

Kein Gold ersetzt den innern Frieden
kein Glanz macht dich den Göttern gleich -
ist dir Genügsamkeit beschieden, 
so bist du glücklich, bist du reich.

                                                                                        (Wrangell)

Dass Hermann Hesse 1919 den Vortrag des Fünfundachtzigjährigen besuchte, hatte sicher damit zu tun, dass er ihn seit 1907, seit seinem damaligen Aufenthalt auf dem Wahrheitsberg kannte und ihm sehr wahrscheinlich auch 1917 dort wieder begegnet war. Das Thema selbst war ihm wahrhaftig nicht neu, Gusto Gräser verkörperte es in Person und Tat. Indem Hesse den Vortrag des baltischen Pazifisten besuchte, ehrte er zwei Menschen, die ihm in den Gewissenszweifeln der Kriegsjahre zu Wegweisern geworden waren.


Fussnoten

1     Vgl.: Hesse, Du sollst nicht töten, S. 449f.
2     Für diesen Abschnitt Vgl. Mileck, Hesse, S. 66-74
3     Hesse, Politische Betrachtungen, S. 13
4     Ebenda, S. 9
5     Mileck, Hesse, S. 67
6     Ebenda, S. 69
7     Ebenda, S. 68
8     Ebenda, S. 71
9     Die Freundschaft zwischen Hermann Hesse und Gusto Gräser und Hesses Beziehung zum Monte Verità
zeigt Hermann Müller in „Der Dichter und sein Guru“ auf. 
10    Freedman, Hesse, S. 192
11    Für den Namen „Wrangel“ ist auch die Schreibweise
Wrangell“ üblich
12    Landmann, Monte Verità, S. 139
13    Landmann, Ascona - Monte Verità, Bild 27
14    Genealogisches Handbuch, S. 536f. und S. 596
15    Für diese und die vorigen Angaben: Gut, Belyj, S. 361
16    Genealogisches Handbuch, S. 596
17    Gut, Belyj, S. 60
18    Szeemann, Monte Verità, S. 146
19    Szittya, Das Kuriositätenkabinett, S. 104
20    Herzogenrath, Segal, S. 19
21    Vgl. Szeemann, Monte Verità, S. 137 und Herzogenrath, Segal, S. 87-93, 237
22    Zu diesem Abschnitt: Szeemann, Monte Verità, S. 89f.
23    Graeser, Katalog, S. 3.,
Wrangell schreibt hierüber: „Halte das Graesersche Kastensystem für allgemein empfehlenswert.“ 
24    Vgl.: Green, Mountain of truth, S. 52. 
Die Gebrüder Gräser stammten aus ähnlich privilegierten Kreisen wie Wrangell. Sie haben, wie auch viele andere Bewohner des Monte Verità, um ihrer Ideale willen ihrer Herkunft den Rücken gekehrt.
25    Gut, Belyj, S. 60, 312
26    Wrangell, Wissenschaft und Theosophie, S. 46f.
27    Landmann, Monte Verità, S. 191
28    Ebenda, S. 141
29    Gut, Belyj, S. 361
30    Steiner, Gesammelte Werke, S. 430ff.
31    Ebenda, S. 431
32    Gräser, Charlotte, Tagebuch, S. 55