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I
Hörst
Du?
Hör
auf mit dem
Krampfen und Krallen, lasse Dich ruhn -
lass
Dich getrost mit den
treulichen Allen, wie der Thau
zu
dem Grunde fallen,
draus
uns erwallet
urheiliges Tun.
Wallfall
mit
TAO ins Leben!
-
- -
Du
stehst, Du staunst des
unverstandnen Worts?
O
will nicht verstehn!
Geh,
geh vorüber, lass
gehn, lass geschehen
und
TAO wird Dich erheben,
wie es mich erhebt,
das
heimlich heilig in uns
Allen lebt.
Athem
Es aus und ein -
athmend ahnst Du sein Leben.
Sag,
sing oder jauchz Es,
aber will es nicht nennen -
nimm
nicht durch Namen Dir,
Mir, was Es an Gaben
birgt
und bringt.
Unnennlich
ist
das
unendlich Eine, und nennlich ist nur
der
vergängliche Teil
---
Ehre
sein Dunkel, und sieh,
sein Stern wird Dir blinken -
aber
- ziehst Du's ans
Licht, musst Du in Trübheit versinken.
Hüt,
o hüt das
Geheimnis,
so
wird das Geheimnis Dich
hüten,
aber
willst Du es sehen,
muss es Dein leben zerwüten.
Oh
Du!
Traue
getrost - und wonnig
wirket sein Weben -
H
ö r e a u f !
und
innig beginnt sein
helfend heilendes Leben.
_______________________________________________________________
II
Du!
Unser
närrisch
Verstehn, unser gierig Sehenwollen,
das
schied uns von T A O,
verstellte uns die Welt
in
Bös und Gut, Gross
und Klein, Mein und Dein.
Wissen
schied uns vom Wesen
-
entrückte
aus
heiterer
Mitte uns in grausigen Zwisst -
verrückte
aus
freundlicher
Stille uns in hässlichen Stolz.
Wir
sind geschieden, wir
sind gescheit -
einig
macht uns
Bescheidenheit.
Darum
bescheidet in Einfalt
der Weise sich -
will
nichts erzwingen, so
zwingt ihn kein Zweck,
innig
lebendig, über
allen Zwiespalt hinweg,
lebt
er in heiliger
Dreifalt drein,
im
Wieder-Vonselbersein.
Selig
von Selber leuchtet
das Licht ihm auf,
fröhlich
von
Selber
lachts in die Welt:
E
s i s t j
a A l l e s E i n s -
a
l s o i s t A
l l e s M e i n s !
_______________________________________________________________
III
Freund
- wenn Du Kenntnis
verstehst,
dass
Du nicht kluge
Lügen züchtest -
Feindschaft
in
Dir!
Und
wenn Du Schätze
häufst, dass Du
Diebstahl
nicht
zeugst, der
den
Schatz
Dir entzieht, den
Freund,
auch
in Dir.
Du,
wo das Wissen sitzt,
kann die Weisheit nicht wandeln,
und
wo der Geits hockt,
kann der Geist nicht gedeihn.
Drum
lass fahren Besitzung,
lass werden, lass sein!
Siehe
in Armut und Einfalt
lebt heiter der Weise,
und
von dem Frohen freilich
ziehet man gerne Lehr,
daut
sie in Mark und Bein,
lösend die Wissenspein.
Liebend
erkennend
erfrischt
er die Herzen seiner Gemeinde -
lebend
beschämt er die
kenntnisstolz habprotzigen Knöpfe.
_______________________________________________________________
IV
Stille
wirkt T A O,
ermüdlich
nicht,
noch
erschöpflich, unergründlich
quillt
sein lebendiger
Grund,
der
traulich Dunkle.
Im
C H A O S webt T A O
drin, als herzhaftiger Kern -
schlichtet
und
richtet,
bindet-entbindet,
wirket
aus Wirrnis
funkelnden Stern.
Wir
fassens nit, wir
könnens nit ergründen,
so
lasst uns innig nur ins
Nächste münden,
ins
Dunkle traun. -
So
mundet auch uns und
heilet hell
sein
still dem Urdunkel
entquillender Quell.
_______________________________________________________________
V
Himmel
und Erde lieben den
Menschen nicht besonders -
lieben
den Heuschreck auch
nit besonders.
Grohses
Lieben
klebt nicht
an Einzelnem,
inniglich
fliesst
es,
geniessend allnahes Leben.
Grohses
Lieben
hängt
nicht an Gestalt,
doch
in Gestalten findet es
Seligkeit.
Gern
haben - nennt es nicht
lieben!
Der
Liebende, gleicht er
nicht dem Dudelsack?
Vom
ewigen Hauch
geblähet, bläst in die Welt er sein
flüchtiges Lied -
flöten
geht er, so
wird er lebendig erfüllet,
dass
aus ihm quellet und
trillert lebendiger Geist -
Dem
Allnahen ergeben, so
kann er frisches Leben eratmen -
wie
er sich ausgibt, nimmt
der Liebende ein.
So,
ja so wird gern ihm
wieder gegeben -
so
muss gewinnend, so muss
er einnehmend sein.
_______________________________________________________________
VI
Fortwährend
webet
und
lebet der heilige Fleiss -
sickert
und
zirkt und wirkt
leisfliessend durchs All -
all
die verborgenen
Würzelein tränkend gleich einer Mutter -
immerda,
immernah
ihr
Kindlein zu nähren.
O
alles wiegende Ewigkeit,
Mütterlichkeit,
T
A O
_______________________________________________________________
VII
Ich
nicht, Du nicht - W i
r leben, o Freund,
wir
alle nur wirken die
Wirklichkeit!
Wer
könnte sterben, da
doch kein Einzelner lebt?
Schau
den Lebendigen:
Sich
innig verwendend,
starrt ihm kein Ende,
stört
ihn kein Tod.
Aufgehend
im
Eben
lässt auf ihn das Leben blühn,
weil
er Ihm traut, ist Es
ihm grün.
"Dein
bin ich, Du bist
mein!"
raunt
es durch Wald und
Hain.
"Ich
auch, ich auch, ich
auch!"
jauchzt
es
von Baum und
Strauch.
-
- -
Horch,
auch in Dir!
_______________________________________________________________
VIII
Leben
in T A O...
dem
Wasser gleich wellt es
und fällt in verachtete Tiefen -
thauet
herab,
begrüssend die Menschen und alle die Wesen,
dass
sie sich laben und
leben,
grünen
und blühn.
Dennoch
achtens
die
Menschen gering - warum?
Weils
immer zu dienen
beflissen.
Allso
der Grohse - ihn
schmähen die Hohen, er aber trauet und
traufet
hinunter,
hinunter
-
Eintracht zu binden, grundtreu trauliche Lust zu
entbinden.
Oh
traurige Höh, wo
das Höhnen thront, wo Es nicht wohnt.
Was
ist ein Wort, noch so
klug, ohn das Tiefe, die Redlichkeit?
Was
ist ein Geschenk ohne
Es, ohne Lieb?
O
du Verachtetes, dennoch
das Köstlichste Du -
mit
Dir fallen und wallen
wir Alle -
heim!
_______________________________________________________________
IX
Schiele
nit
nach vollen
Trogen, neidvernarrtes Menschelein -
hier
wo Leid und Freuden
wogen, wags vergnügt zu sein!
Hier
ist Hülle und
Fülle - was willst Du haben?
Verwende
-
verwandle!
Fluss
ist Genuss - Hab ist
Verdruss.
Siehe
den Schöpfer,
beglücket im Schaffen, gleichet er nicht
an dem
Brunnen
dem
Schaff!
Ists
auch zerbrechlich, es
brauchet was nimmer zerbricht -
ist
es auch hohl, es
schöpft unerschöpfliches Wohl.
Tausendmal
täglich
tauchts
in die dunkelnde Tiefe,
hebt
sie empor in den
freudig funkelnden Tag -
tausendmal
täglich
geniesst
es Empfangen und Schenken,
schöpft
es
und schenkt
es die Well der dürstenden Welt.
So
auch Du, ich, wir Alle,
o Freundchen, sind beglückt
im
Empfangen,
glücklich im Schenken nur -
nimmer
im Haben.
Gib
und empfang - Habe
macht bang -
Wallen
macht wohl -
leb
wohl!
_______________________________________________________________
X
Ein
treugetrostes Herz, das
kommet nicht in Zwisst -
wohl
dem, das mit sich
selbst so recht im Reinen ist.
Hindurch
durch
allen
nichtig nächtigen Streit
blinkt
ihm ein Licht aus
der Einfaltigkeit -
es
winkt und blinkt, ein
tröstlich stiller Stern,
den
Wandrern allen, die der
Heimat fern.
Ein
Leitstern blinkt es
durch des Elends Nacht,
blinkt
wie ein Mutteraug in
treuer Wacht.
In
dem es glänzt,
der
schaut den Grund der
Welt - von Wissensdurst
und
-wuste unentstellt.
In
dem Es wärmt,
der
baut im Wirrsalgraus
sich doch ein stillgetrautes Heimathaus.
In
dem Es lebt,
das
Herze treu und schlicht
ist unser aller heilig Heimatlicht.
_______________________________________________________________
XI
Ist
das Rad die dreissig
Speichen?
Nein
- es dreht sich um ein
Loch.
Ist
der Ton der Wert des
Topfes - nit sein Hohlraum -
sags
mir, Koch?
Und
das Haus mit Fenstern,
Türen, alles ein- und auszuführen
-
denket
mal, was wär es
doch,
ohne
Loch.
-
- -
Müssens
wohl
schon
gelten lassen:
Wert
ist da, wo wirs nit
fassen!
_______________________________________________________________
XII
Wo
viel glänzt, da
wirst Du trübe - wo viel lärmt, da
wirst Du taub.
Schenk,
o
schenke Dich der
Stille, eh Du wirst der Wirrnis Raub!
Hüt
Dich, dass das
Hirngelichter Dir die Herzglut nicht erstickt,
das
Gepack der
Werkelwichter Dein Gemütruhn nicht zertickt.
R
u h e -
ehe
Du zerrissen, eh der
Ekel Dich befällt,
eh
ob all den Leckerbissen
Dir zur Qual wird diese Welt.
R
u h D i c h r
e i c h !
Jagen
und rennen die Leut
nach Genuss,
glaub,
sie rennen in den
Verdruss;
aber
im Tag voll Not und
Mühn
muss
dem Bleibenden Wonne
blühn.
_______________________________________________________________
XIII
Wer
mir da huldigt, ich
trag ihm nicht Dank - bin ich mein Werk?
Wer
mich beschuldigt, der
Tropf ist krank - bin ich mein Werk?
Wenn
ich den Lobhudlern,
Tadeldudlern glaubte, zum Ichwicht schrumpft
ich
zusammen und Furcht
kröche mir in mein Herz, denn ein
Stücklein
müsst
ich mich
dünken, ein Stöcklein,
getrennt
vom
Baum.
Doch
- ein Allwerk lieb ich
in mir,
so
verstolzt mich kein Lob
-
ein
Allwerk ehr ich in mir,
so verholzt
mich
kein Tadel - so kann
ich,
könnt
ihr mir wohl
traun.
_______________________________________________________________
XIV
Wer'S
verstehen will -
verstellt'S!
Wer'S
begreifet - dem
zerfällt'S.
Umsonst
willst
Du'S fassen
- wag es zu lassen - und Du bist reich.
Lauf
nicht nach - greif
nicht vor - und auf springt das Nebeltor.
Weilend
kannst
Du'S
grüssen, küssen, mit dem Fleissgen
fröhlich fliessen,
mit
dem Reinen munter
rinnen in unendlichem Beginnen.
Schiel
nit her, ziel nit
hin -
und
Du bist im Leben drin.
Lass
gelassen Dich erfassen
-
geh
nur Dich tief zu
ergeben, sonder Zag,
so
wird heitrer Dir sich
heben
Tag
um Tag.
_______________________________________________________________
XV
Ich
ehr die Urahnen, unsre
albernen Vorfahren.
Auf
dem dunklen, dem
einfaltgrohsen Grund ihrer Unwissenheit
glühte
das Kleinlicht
ihrer Weisheit beglückend auf -
von
Scheingrössen
unverblendet, fühlten sie
umso
grösser und
tiefer
das
heilige Geheimnis.
Wie
soll ich sie
beschreiben?
Achtsam,
wie
das Wild des
Winters über vereisten Strom setzt -
voll
Spannkraft, wie der
Hirsch, der im Kampfe steht -
teils
kühl, wie der
Fremdling,
und
wieder hingebend, als
wie schmelzendes Eis.
Ungehobelt
rauh,
als wie
Hainbuchen, und wieder
hold
wie das sonnvergoldete
fruchtbare Tal ---
aber
eben unbeschreiblich,
unergründlich, wie
seines
Stromes
geheimnistiefe Gewässer.
Wer
von uns Heutigen
schimmert wie sie so heiterlicht in die Finsternis
der Welt?
Wer
löset wie sie in
solch treutiefer Geduld das Wirrnis des
Todes?
Sie
lebten aus, webten aus
T A O, so fühlten sie frei in aller
Notwendigkeit,
führten
sie
froh ihr
Leben im Kreis des irdischen Jahres.
_______________________________________________________________
XVI
Ist
Dir gelungen ringende
Ruh -
Ringruh
-
Alles
in Allem -
Alsdann
wallen
und wellen,
rennen und rinnen alle Wesen herbei
Dir
zu dienen -
Aus
fernen Fremden kommen
sie, Dich zu begrüssen -
In
Erinnerungen erwachen
sie, Dir zuzujauchzen, weil Du heimgekehrt.
Willkommen
im
Ring!
So
jauchzen sie,
W
i l l k o m m e n b
e i D i r S e l b s t !
Nun
ringst Du von selber -
Selber im heiligen Sein,
Von-Selber
leuchtet
Dir auf
sein Schein,
Von-Selber
folgst
Du dem
Sternenrat
zu
heimlich heiliger
Helfertat.
Ringe,
oh Du,
ringe
in Ruh,
nimmer
kannst Du verenden -
Ewige
Lust wieg in der
Brust,
weilend
im
eilenden Wenden.
_______________________________________________________________
XVII
Einst
gab es Könige -
volle - die spielten gar keine Rolle,
Verstand
-
bracht
um den König
das Land.
Zu
Kopfe gestiegen,
vergiftete ihn seine Macht -
protzige
Mache
die Folge.
Darüber wusste und wisperte der
Leumund
viel
Hin- und
Widerrede - und Hohn und Neid -
Lob
und Tadel umschlich den
prahlenden König, verfrass ihm den
Wurzelgrund,
so
muss der Kühne
verzagen, so muss das Herz ihm versagen.
Von
Furcht getrieben, trieb
er sein Volk wieder in Furcht -
Herrschsucht
muss
alles
verhärgern, verknechten, verzerren,
verzanken,
und
Glied um Glied muss
erkranken.
-
- -
Oh
wachet, ihr heimlichen
Könige,
Herz
eurer Völker,
sie
still und tief errgend
und regelnd,
als
regierten sie sich
selbst.
_______________________________________________________________
XVIII
Das
Traun zu T A O, unserem
Urgrund, verloren wir durch wirres Wissen.
Nun
haben wird dafür
Gesetze und Staatspuppen, wohlgesetzt,
mit
Urteilchen zerteilend
und zersetzend, was im Urgrund treu und
gütig ist.
Die
lebendigen Bande des
Blutes, des Herzens, zerriss unser Wissen -
nun
haben wir dafür
tausend Grundsätze, Sätze und
Satzungen,
tausend
Verpflecht
und
Verpflichtungen, die unser Leben zerquälen.
Weil
wir unserem ordnenden
Urgrund nicht traun,
o
wir Narren -
müssen
wir uns mit
Gesetzen zerfetzen und zerzanken.
_______________________________________________________________
IXX
Leider
keine
Übersetzung
_______________________________________________________________
XX
Fahr
hin, Verstand, Du
Mörder der Weisheit!
Verständig
reden,
anständig
handeln?
Was
taugts, wenns nicht
lebendig von Herzen quillt?
Freilich,
wag
ichs, Dich zu
verdammen, Du Gott der wägenden
Krämerwelt -
bin
ich verdammt.
Hah,
ausgestossen, an die
Luft gesetzt, in die sonnig lächelnden
Einsamkeit -
oh
Insel seeliger
Innigkeit!
Leute,
jah, plätschern
in Oberfläche - turmhoch gehn die
Wogen ihrer Feste -
ich
aber sinke, sinke zum
Grund des Gefühlsstroms,
ein
Kindelein!
Leute
begehren noch und
noch - ich bin vergnügt im "Genug" -
sonn
mich im "Nur".
Leute,
die haben - ich bin
ein Habenichts,
Leute,
die wissen - ich
aber bin albern, ungelehrt, ein Thor!
Versunken,
versunken
-
umbraust und umblüht von der ewig wellenden
Welt,
mitwallend,
mitweilend,
hingegossen,
angeschlossen - immer von Herzen,
immer
zum Herzen lebend,
ohne Ziel und Zweck ---
Hah,
unbeholfen an den
Brüsten allgegenwärtiger
Müterlichkeit hangend -
J
a h - a l s - e i n - M e
n s c h !
_______________________________________________________________
XXI
Aus
T A O stammt und
flammt, was wahrhaft frommt,
was
uns begeistert, weils
vom Geiste kommt -
E
S, E S nur ist!
Und
nur was ist, nicht was
wir setzen, ja, nicht Gesetz, Ge-ist
nur
bildet und bindet den
wonnigen Baum unsres Lebens -
lebendig,
also
unfassbar
bindet Es.
Schal
wird Gebilde, das
nicht Bildung bleibt -
tot,
was Verstand versteht,
was Geist nicht weitertreibt.
Jah,
Geist, das immer
Fleissge nur sammelt die Säfte zusammen,
dran
der Glaube sich
nährt, das Glauben in T A O ---
Aber
ins Wissen gerissen
verdorrt sein Gelaube,
traurig
verdirbt
seine
Blüht, seine fröhliche Frucht.
Oh
Du, getrau!
Aufhört
es
Heimat zu
sein,
was
nicht Geheimnis bleibt
---
Oh
Du, geh heim!
_______________________________________________________________
XXII
"Was
klein hält, wird
wachsen."
Was
neiget wird gross - o
wonniges Wenig, du glückliches Los!
Das
Viel ist das Fehl, ist
der Kummer; die Fein - das Elendsein.
Allso
der Grohse:
Das
Kleinste erfüllend
erreicht er die Welt -
zu
scheinen vergisst er, so
wird er erhellt -
sich
selbst zu bereichern,
das fällt ihm nicht ein,
wer
aber kann ruhreich
mächtiger sein?
Dem
Innhalt ergeben
erhält ihn das All -
wer
brächte den
innigen Grohsen zu Fall?
"Was
klein hält, wird
grohs"
-
nur ein Spruch -
doch
mehr als "Zuviel" ist
"Genug"!
_______________________________________________________________
XXIII
Ach
- ! Die langbangen
Reden, Wahrheit zu beweisen, beweisen das
Ihrfernesein.
Und
was denn Wahrheit
überhaupt, und feststehend?
Werden
ist Wahr!
Lass
werden Dein Wort -
Versprechen, schon Verbrechen.
Kein
Wetter bleibt gleich
von Auf- bis Niedergang; der Wind, der aus
dem
Weltall weht, wendet
ohn Unterlass - so auch dich, oh Mensch,
der
Geist, den Du nicht
verstehst.
Darum
lass ab, auf einmal
gesprochenem Wort zu beharren,
dass
Du nicht zerbrichst!
Walle
mit, wandre mit,
nicht zu verstehen, doch mit dem wallenden All
treu-freilich
zu
gehen, zu
drehen.
Geh,
vergiss Dein gestrig
Wort, nimmer ists wahr, geh unter im
jetzigen
Wahren!
Geh,
aus dem Untergang
einzig der Ausgang bricht -
geh,
aus dem Dunkel lachet
das Licht!
_______________________________________________________________
XXIV
Ihr
nichtigen Wichte -
ihr
Allzugernegrossen!
Auf
Zehen werdet ihr nit
lange stehn,
beinspreizig
nimmer
lange
gehn!
Ihr
protzt mit Licht ---
ihr Spiegler, ihr Gelichter!
Ihr
prahlt mit Recht ---
ihr brecht - ihr Splitterrichter!
Rechtbehälter,
fort
den
Plunder!
Stolzholz,
in
den Ofen
runter -
das
ist Abfall, Kehricht,
Schmutz,
Würmern
vielleicht
noch
was nutz!
_______________________________________________________________
XXV
Nah
und weit wie das
Himmelszelt, Allen umspannend, allso wölbt
sich
das Eine, das ich mein
-
das
Allgemeine,
Allumarmende,
Allesbergende,
Allerbarmende
Weltenherz.
So
unzulänglich das
Wort auch sei, ich rufe es T A O an.
Oh
Gröhstes Du, im
Kleinsten grüss ich Dich,
aus
allen Fernsten
grüsst Du mich -
Ewig
da - ewig dort - T A O
mein Hort!
Der
Himmel in Dir, die Erde
in Dir, und
Alles,
Alles hier!
Den
will ich König
heissen,
der
so kühn ist, in
Dir
-
aufzugehn -
_______________________________________________________________
XXVI
"Aus
dunklem Ernst
glüht auf der Freude Stern" -
drum
hat der Tüchtge
die Beschwerde gern.
Er
liebt die Last.
Er
liebt die Bürde,
die der Tag ihm bringt, denn
wuchtiger
und
würdiger
wird so sein Tun
und
also auch sein Ruhn. -
So
fasst er Grund - so wird
er wacker wahr - wird treu -
und
zu ihm fassen Zutraun
alle Herzen.
Doch
wehe, weh dem Mann,
der tänzrisch tändelnd lebet -
die
Schwerde flieht, um
leichter Lust allein zu fröhnen -
So
muss sich lockern seines
Kreises dunkel
guter
Grund - V e r t r a u
n -
und
treulos, trostlos
fällt die Volkheit auseinander.
_______________________________________________________________
XXVII
Wackrer
Wandrer
kann gut
weilen - wohl kann schweigen, wer gut spricht
-
wer
gut schreibt,
zählt keine Zeilen - wer gut treibt, treibt ohne
Keilen:
Scheinet,
schimmert
Äuch
ein Licht?
Schaut
den Erlauchten,
schaut den Gelassnen, den Walther:
Weil
unweigerlich in Treu
und Ehrlichkeit, ehret und liebet ihn
Mensch
und Tier, und statt
ihm zu schaden, eifern selbst Verworfene,
wie
sie ihm dienen.
So
bewährt sich der
Walther zu unserer Freude: -
Aber
die Verworfenen,
könnt
ich sie
schmähen, da sie den Walther doch erst wert und
erfreulich machen?
Drum
Ehre dem Walther, doch
Liebe auch dem zu Bewaltenden!
Oh
Geheimnis der Eintracht!
Denn
wie, ohne diese
beiden, sollt uns das Trauliche, sollt uns die
Liebelust,
sollt
uns Gemeinschaft
gedeihn?
_______________________________________________________________
XXVIII
Wer
wahrhaft kann, denkt
nicht zu zeigen die Kraft,
er
kann sich neigen ---
weibtumgepaart
wird
er
zeugen, was Freude schafft.
Wer
wahrhaft Strom, der
wird strömen und also sein Strombett auch
finden.
Tief
und tiefer fallen und
wallen wird er, nit hoch, höher sich
stellen.
Wer
wahrhaft klar, denkt
ans Erklären nicht, aber im Dunkel
bewähren
wird
er sein Licht!
Ist
er Licht, braucht er
kein Dunkel zu scheuen, und je mutvoll tiefer
ins
heimliche Dunkel er
taucht, umso glutvoll heisser und heitrer
empor,
blüht
seine That!
Wer
da wahrhaft grohs, der
grühst auch das Kleinste mit Lieb,
und
in die Thäler der
Hütten steigt er voll Innigkeit -
ach,
er vergisst sich,
begeistert voll Sinnen und Minnen,
als
wie die Mutter im Spiel
mit dem Kind,
schmeckend
ewiges
Sein.
-
- -
Wie?
So wäre der Mann,
den wir brauchen, der Starke?
Jah,
den wir brauchen, der
kraftvoll Grohse, lösend den Krampf -
innig
lebendig erbauend,
was Stärke starrstolz zerstörte.
-
- -
Grüsset,
oh
grüsset
den mildfesten Mann!
_______________________________________________________________
XXIX
Gemeinschaft
mit
Gesetzen
leiten?
Nein,
Kinder, nimmermehr!
Gesetze
zersetzen,
Starrheit
zerstört die Gemeinde.
Gemeinschaftleib,
wie
unser
Leib -
er
gedeiht, wenn die
Glieder beschaffen dürfen, was Leibes bedarf
-
was
im Bund der Eingeweide
erfühlt, und bei Herz und Hirn, dem
geweihten
Paare,
erkannt
wird, und immer neu erkannt.
So
kann leibhaftige Ordnung
gedeihn.
Wer
aber da ein für
alle Mal verordnen will, heisse nur Verordner,
aber
Ordner doch nicht!
Ordnung
-
festsetzen,
halten, haben!? Oh Widersinn!
In
Ordnung waltend webend,
sein - jawohl!
Ja,
Wechselfälligkeit
bedarf unsres Lebens wachsende Ordnung -
hier
vorgehn - dort
nachgeben - hier wärmen - dort kühlen -
wachsam
ihr
Wachstum
nachfühlen, nachdenken, nachlenken -
so
will es des schönen
Miteinanders lebende Ordnung.
Darum
Ordner nur, wer
selbstinnig neu und neu zu horchen,
also
zu gehorchen weiss.
_______________________________________________________________
XXX
Wer
T A O nicht trauet, der
König muss sich in Kriege verkrampfen.
Zwingend
entzweit
er,
herrschend verheert er die Welt.
Grause
Verwüstung
folgt seinen Tritten, und seine Ernte sind
dorrendes
Land
und
verdorbene Leute.
Aber
dem T A O getrauenden
König, dem blühet das Reich!
Ohn
Machtgeprotz waltet er
mächtig zum Segen des Landes,
ohn
lärmend Getuh
gehet von ihm die Tat,
wie
von dem Landmann die
Saat.
Und
seine Ernte?:
Rüstig im Lande leben seine Getreuen,
ohn
Rüstzeug und
Waffen - wohnen in stillen Hütten ohne
Gepräng -
Aber
von ihren Herzen und
Herden erschimmert lächelndes Siegen -
Sieg
- nicht Triumpf -
Sieg,
der ein Segen ist
jedem der naht -
Sieg
in der Tat.
_______________________________________________________________
XXXI
Du,
dass in dem
Rüstungsbetrieb Dir nit welke die Rüstigkeit!
Dass
in dem Kramhag Dir
Dein Kraftbehag nit verdorre!
Siehe
den Walther:
Immer
um rührige Kraft
ringt er nur -
ringet
den Frohen, den
Freund in sich zu entbinden, tiefer zum
sieghaften
Leben
zu finden!
Wie
könnte er grausam
tötend frohlocken?
Wie
sich des Rechten
erfreun, gewonnen durch grässlichen Mord?
Hah,
er will siegen, Herz
ist sein Hort!
Links
schlägt das
Herze, rechts schlägt die Faust -
wohl
Dir, der Du mit Beiden
haust!
Aber
die Rechte, die Linke
allein ---
ach,
schon hör ich das
Wehgewein ---
seh
zerflammen in
Wirrwarrgraus,
Hass
unser Haus.
Recht
brauchet Link - und
Link brauchet Recht -
biegt
--- oder brecht - !
_______________________________________________________________
XXXII
T
A O, namenlos DU, doch
Dir alle Namen entnommen,
ewig
keimen und kommen alle
Gaben aus Dir.
Mächtige
Einfalt
Du,
Du innig einendes Alles -
der
nur ein Walther, der
heiss erkennend Dir traut.
Zu
ihm wandeln die Edlen,
mit ihm zu wohnen - ihm zu,
ihm
zu, schlagen die Herzen
all.
Walther
getrau!
Und
still und insgeheim wie
der Thau in der Nacht
thauet
das Glück aufs
Gefild Deines Volkes. - Ungreiflich
geisternd,
als
wie der Sonne
zaubrischer Strahl, gehet schimmernd von Dir
T
A O's ordnende Kraft.
Walther
getrau!
Und
wie der Himmel die Erde
mit Regen durchschauert, rinnet
Dein
Segen hinein ins
durstende Menschenvolk.
_______________________________________________________________
XXXIII
Andre
lehren,
aufklären? - Ach, das verheeret die Welt!
Oh
wie so klug Du die
Anderen lehrest, sie zu bekehren
zu
Weisheit und Recht!
Ach
Du verkehrst sie -
lasse die Andern - leben im Licht, das Dir
aufging,
das
blinket von selbst und
wärmet von selbst auch die Andern -
Und
siehe dort, siehe da,
so
mancher hebt sich zum
Wandern ---
Wandern,
wohin?
-
Nirgendhin - Hier wandelwohnen -
hier
wo ich tief walleweil,
Hier
treffen sich alle die
Zonen.
_______________________________________________________________
XXXIV
Mit
dem blauen Zelt des
Sonnentages
neigest
und
beugest Du
mütterlich um uns alle Dich,
Urtraum
Du,
mit
dem Blut unsres Leibes
rührest
warmblühend
Du in uns Allen Dich.
Mächtigstes
Du,
doch
nimmer herrisch,
nein,
die Bescheidenheit
selbst.
Still
ohne
Schüchternheit, gross ohne Stolz -
der
Edle grünt aus dem
selben Holz.
_______________________________________________________________
XXXV
Wandrer
-
wer ist's?
Freih
wie der Wind, wie der
Sonnenschein,
so
- tritt - er - ein.
Wir
fragen woher, wir
fragen wohin? Von hier, heisst es heiter, gradher
wo
bin ich!
Gibt
frisch uns ein Lied,
einen Ohrenschmaus -
Wahrhaftig
-
sind wir, oder
er hier zu Haus?
Wir
fragen, wir
drängen, wir wollen verstehn ---
da
sehn wir schon ferne den
Wonnigen gehn.
Doch
in uns fühlen wir
uns selber bewährt -
uns
Alle hat seine
Nähe genährt.
_______________________________________________________________
XXXVI
O
Mensch - Du
scheingeblendet - wissensblinder Du,
Du
neidest - Du
höhnest - still doch, gib Ruh!
Was
denn so nichtig - was
denn so wichtig?
Dein
Gewichte betrüget
Dich - Eines wäget am Andern sich.
Last
an der Lust und Lust
an der Last -
wohl
Dir, wenn Du das recht
erfasst!
Klein
schafft das Grohse
und Grohs schafft das Klein -
Du
lebe traulich
mittendrein, nur zu leben beflissen!
So
wie der Fisch in der
Wasserflut
bist,
oh Mensch, Du in Treu
nur gut,
und
verdorrst in dem
Wissen.
_______________________________________________________________
XXXVII
Ruhlich
aus
T A O rollt
alles Geschehen - TAT und TOT -
Auf
und Ab -
Es
in Allem - Alles in Ihm.
Kein
Einzelnes ist, darum
was soll all das Sichrungsgetuhe,
das
uns die Freundschaft
zertut?
Oh
Menschen - Männer -
lasset
das bange Betreiben,
waget zu bleiben,
und
trauliches Tun rinnet
aus euren Ruhn.
Ach
in dem kalten Eilen
erstarret des Wohlseins Well,
aber
aus wonnigen Weilen
rinnet des Wohltuns Quell.
Allso,
getrost, getreu, zu
bleiben getraut,
und
lieblustiges Leben
jauchzet durch unsere Lande.
_______________________________________________________________
XXXVIII
Wie
Wasser durch Kälte
zu Eis erstarrt - dasselbe, ja ganz
dasselbe -
wird
Leben durch Lehre zu
Geits vernarrt - dasselbe, ja ganz dasselbe!
Hah,
hochwohlweisliches
Tugendgelehr -
gelehrt
ist
die taugliche
tüchtig nit mehr!
Geübtseinsollendes
Gut
wird
schleichender Lüge voll,
selbst
die Lieb wird zum
Dieb, entwendend mir den,
den
ich lieben soll.
Oh
Moraliste, dein frostig
Fordern, das düstre, zu heitrem
Fördern
kanns
uns nicht gedeihn.
Skrupelkrank
aschst
Du das
Hirn, machst Mördergruben aus unseren
Herzen -
Deine
Methoden, die toten,
voll blutlos herzloser Lehren, kränken
uns tief.
Nimmer
hauchen wir frisch
und freih, wies im Innern erwellet,
heucheln
gewissensscheu
nur
wie die Lehre verlangt -
oh
ja, gefällig,
hübsch sittsam nur mischen wir unsrer
Falschheit Gifte,
oh
so "pflichteifrig" lieb,
dass vor der "Liebe" mir bangt!
Bah,
von dem "Gutsein" mehr
kein Getut!
Herz
heraus, Scherz heraus,
das schürt die Glut -
ernstheilge
Glut!
Aber,
wenn wir so
"gutseinwollen" - braucht uns die Hölle nimmer
zu holen,
sind
ja zu ihr schon ganz
recht auf dem Weg,
den
der verteufeltste
zwistigste Bastert listig gepflastert:
"Mit
guten Vorsätzen"
- Jawohl!
_______________________________________________________________
IXL
Leben
ist nichts als ein
einzig grohs Miteinander!
Allso
hinein!
Sonne
und Mond und alle
Gestirne
sind
mit darein in dem
Ruhringereihn ---
Jedes
auf seine Weis -
ringelet mit im Kreis,
hält
sich gering, das
gibt Geling.
Aber
wer blöde sich
blähet, kann nicht herein, er muss
platzen -
purzeln
muss,
wer auf
Stelzen geht, anstatt dass er auf Sohlen geht -
purzeln
muss,
wer auf Kopf
besteht!
Herz
führt den Tanz,
nit Prahlhans - führet ins runde,
tiefruhende "Ganz" -
herzhaft
Haupt,
das liebend
glaubt ---
Dies
ist der Eingang zu
gröhsten Bereichen,
Kleingang
sein
Zeichen.
_______________________________________________________________
XL
_______________________________________________________________
XLI
Der
Edle höret T A O
und gehorchet hingegeben ---
Der
Weise siehet seine Spur
und folget ihr halb und halb -
Der
Kluge gar aber, der
spottet darüber und macht ein hönisch
Gelächter,
weil
sein Verstand da
versagt.
Höhnet
er nicht, dann
ist er nicht "klug" oder ist nicht T A O im
Spiel.
Jah,
höhnet nur, ihr
Verständler!
Der
Edle - na lachet - der
gleicht einem Loch, der Elende einem vollen
Trog.
Der
Eine lässt gerne
aus und ein - der Zweite möcht immer
Behälter sein.
Der
Eine ist offen für
Sonn und Graus - der Andre wünscht
sich nur
Glück
ins Haus. Es
kommt auch, schau, schau,
eine
Sau, er hat Schwein -
das futtert ihn aus und ihm bleibt die Pein.
Dem
Einen, dem Edlen, dem
bleibt immer doch
sein
luftig, sein lustig
allahtmendes Loch.
_______________________________________________________________
XLII
Heiter
aus T A O dem Einen
zweiget die Welt:
A
und O - Mann und Weib -
ihrer Ehe enttauchen alle Geschöpfe,
dem
Ureinen entsprungen
springen Alle allher.
Allso
dreht sich und dreit
sich im Hochzeitstanz die ursprüngliche
Welt,
quillet
lebendig
und
spriesset das ewig Dritte, das Kind aus dem Bunde,
hüpfet
voll ahnenden
Hoffens hinein in das offene All -
aus
T A O hüpft es,
aus heilger Gelassenheit.
So
auch der Edle, aus
Urgrund geboren, ruhet und tut er gelassen,
starrt
nicht in
Todesflucht, stört nicht durch Tatensucht.
Willig
lässt er die
Rede gehn, wohlig die Tat geschehn.
Solche
Weise hier und dort
zu beleben, das wär vor allem der Wert
seiner
werdenden Worte.
_______________________________________________________________
XLIII
Stärke,
die
starre,
ist nimmer das Mächtige auf Erden -
aber
der Fleiss, der
fliessende ists, der weibliche, weiche -
Hartes
Gestein
durchlöchert das flüssge Getropf ---
Was
kann dem Flusse der
Stein?
Welches
ist
mächtiger?
Allso
waltet krampflos der
kräftige Walther,
still
überzeugend ohn
viel Gered und Getuh -
lehret
durch Lernen,
lebt
durch Verzicht -
Er,
der Gemeinde
köstlichstes Licht.
_______________________________________________________________
XLIV
So
spricht ein Weib: Gold,
was liegt dran? Bin ich bei ihm,
dem
goldnen Mann, dem Mann
voll Mut und Leben -
bei
ihm und wär er
bettlergleich -
hah,
kaltes Gold macht
nimmer reich -
machts
Herz voll Bang und
Beben!
Drum,
wenn mich einer
freihen mag,
so
mag an unsrem
Hochzeitstag,
um
sonnengoldnes Leben,
ers
Gold der Hölle
geben.
_______________________________________________________________
XLV
Hör
auf -
fall
heim - verstiegne
Welt!
Jah!
Grösse scheint
freilich dem Hochmut oft klein,
gleicht
sie
doch oft einem
Sämelein,
hinschwindend,
versinkend,
bescheiden
im Grund,
dem
Neunmalklugen wird
nimmer sie kund -
der
sieht in des Sehens,
des Wissens Bann
ihr
heimelig heimliches
Gründen gar leichtlich als Narrheit an:
weil
er ja nit schauen
kann. -
Sie
kommt nie vollendet,
vollkommen rund, blüht grossmutheiter,
von
Herzensgrund, zur Welt
uns ihr Sonngesund.
_______________________________________________________________
XLVI
Wenn
wir genügsam in T
A O wandeln und wohnen,
reitet
das helle
Vergnügen durch unser Land.
Und
die dunkle, dungende
Erd fahren unsere Rosse.
Aber,
wenn ohn Es wir
habebang, gierig eilen statt weilen -
reisst
das Verderben die
Häuser uns nieder,
und
unsre Rosse zerstampfen
Gärten und Felder.
Gier
ist der Mord.
Saht
ihr den herzlosen
Sämann, den hagern, den giergesichtigen,
kalten,
sahet
ihr stapfen durch
steinerne Städte ihn?
Geld
seine Saat.
-
- -
Oh,
so pflanzen das Korn
wir und pflanzen freundliche Bäume,
und
auf Du und Du mit Frau
Not leben wir froh in Geduld.
_______________________________________________________________
XLVII
"Genügen"
ist
der
Winkel,
in
dem die ganze Welt,
wir
nit blos bestens
schauen, denn auch allbestens bauen -
tiefein
im
Heimatzelt.
Hier
durch mein
Hüttenfenster, durch meine Hüttentür,
bei
meiner Bäume
Schweignis wird alles zum Ereignis -
Stein,
Blume, Mensch und
Tier.
Hätt
ich Begebenheiten
wie bei dem Tor der Stadt,
mein
Hören und mein
Sehen müsst ob dem Wust vergehen,
betäubt,
geblendet,
matt.
Drum
lob ich mirs
Ergnügen und wandr ich auch hinaus,
bleib
ich, so recht
dickfellig, nur Wenigen gesellig,
doch
- wie ein Schneck -
zuhaus.
_______________________________________________________________
XLVIII
Jah,
ihr Gescheidten,
weit
seid ihr gekommen, und
immer weiter kommt ihr vom Geist,
dem
ewiglich Nahen.
Habet
herumgestöbert
und herumstudiert - habet euch dick und fett
gefuttert
mit
alledem
Wissensstoff, nun seid ihr voll und verstopft
fürs
urfrisch
geisternde Jetzt.
O
so verdauet doch!
Habet
gegessen, nun lasst
euch vergessen - vergeisten lasst nun,
lasst
ruhen - lasst ruhn!
Wärt
ihr "Geleerte",
wie man euch spottet, das wäre
erfreulich noch,
aber
gefüllt,
überfüllt, Verstopfte seid ihr -
Allso
verkleistert
könnet ihr freilich euch nit und uns nit
begeistern -
fern
seid ihr T A O und
fern den Eintrachtheiteren Meistern.
_______________________________________________________________
IL
Nein,
nie glaubet der Edle,
dass man ihn schmähet -
wie
auch die Zungen
wackeln, wie auch die Mäuler schrein -
nein,
aus
seiner Eintracht
Wohlsein lässt er nimmer sich reissen,
irren
sie doch, die ihn
Werweisswas heissen. ---
Mit
sich im Reinen -
traut
er der Welt.
Grün
aus dem Grunde
sprosset sein Urvertraun,
grün
ist er Allen,
grün auch den Graun.
Ist
er durchdrungen doch:
"Frühr
oder
später horchen sie dennoch, und schaun in
Vertrauen auf
als
wie Kinder zum
treulichen Vater".
_______________________________________________________________
L
Am
Leben hängen,
heisst dem Tod verfallen -
Den
Tod nicht
fürchten, heisst im Leben wallen -
-
- -
Drum
lass und leb, oh
Mensch!
Und
das Rhinozerross hat
sein Gehörn umsonst vor Dir,
und
umsonst und für
nichts seine Pranken das Tigertier,
und
der Soldat, er
wüsste nicht, was ihm sollt sein Spiess,
vor
Dir -
der
dem Leben sein Leben
liess.
_______________________________________________________________
LI
T
A O -
fröhlich
sprudeln
aus
Dir alle Quellen,
heiter
hüpfen aus Dir
die wilden Geschöpfe,
und
Dein mütterlich
Leben nährt und erquicket sie alle,
weil
sie unverwusst wohnen
in Deinem wonnigen Schoos.
Aber
wir Menschen - oh sind
wirs?
Wir
traun nicht, wollen
wissen, statt Dir zu danken für Dein
getrauliches Du,
Deine
dunklige Ruh.
Oh,
dass wir trauten und
säten getrost in das Dunkle,
und
aus dem Dunklen
sprosste heilige Blust,
blühte
hellheile Lust
-
Innigkeit
reifte,
es reifte
der Weisheit Frucht - reifte ein urfrisch
freundliches
Leben.
-
Unverwusst
wieder
würde
von Herzen springen der hellsprudelnde
Quell
allerquickender
Liebe.
Oh,
dass wir trauten - und
Wohlsein mütterlicher Urheimlichkeit
umarmte
wonnig
all unser
Leben.
_______________________________________________________________
LII
Mütterlichkeit
ist
Wesen
des Lebens,
drum
kommt nur Kindheit zu
ihm. ---
Wer
das empfindet, lebt
geborgen alswie ein Kind im Mutterschooss.
Oh,
wer das findt, dem wird
geboren ein wonnigliches Menschenloos.
Anpressen
-
fest ansaugen -
hier, hier an der mütterlichen
Allgegenwart
wunnig
nullen - da, da -
nur, nur - und nichts andres wullen.
Das,
das ist Halt und Heil
und Leben.
Aber
selbstherrlich den
Mund auftun:
"Ich
will - ich weiss - ich
kann - ich bin ein starker Mann!"
Oh
weh, das musst haltlos
auseinanderfallen, ermatten muss es,
ermüden,
verhungern
und
verkümmern.
Denn
die Zitzen des Lebens
sind winzig klein,
ein
Grossmaul kann sie
nicht saugen.
_______________________________________________________________
LIII
Oh
Euer Prangen und
Prahlen, Ihr Herumregenten -
macht
nur gierig das Volk,
und giftet mit Neid sein Herz
und
sein Hirn mit Misstraun
und Lüge -
Euer
herrisch Regieren
verhergerts nur, und bringt es nur ausser sich
und
ausser die Ordnung.
Statt
trauter Heimpfade,
statt Gärten und Felder, treu gepflegt,
und:
Redlichkeit
-
gleissende
Chausseen
und
protzende, gleissnerische Hofhaltung,
unheimlich
weite
Paläste
und:
Verlogenheit.
Jah,
wo man nobel tut, da
kann das Edle nicht wohnen -
und
wo der Luxus prasst, da
wird das Heimlicht erstickt.
Oh
"Herrschaften" Ihr - !
Schmeichler
-
Heuchler -
Diebe - jah Mörder - freut Euch, sind
Eure Freunde,
aber
T A O's heitre
Gesellen, die Herzhaften, müssen Euch fliehn.
_______________________________________________________________
LIV
Weit
rinnt ein Quell, des
Ursprung Keinem kund -
weit
wirkt ein Mann aus
heimlich dunklem Grund -
ein
treugetroster Mann.
Aus
einem Heimkreis geht
ein Segen aus,
der
dauernd die Gemeinde
hegt und hebt.
Ohn
End wirkt weiter stets
sein minnig Mahnen,
zeugt
durch die Welt -
entzückt das ganze All.
Der
wird ein wärmend
Licht,
der
sich ins Licht nicht
stellt -
der,
dass er stürze
nicht,
freih
zu dem Heimgrund
fällt.
_______________________________________________________________
LV
Als
wie ein Kindlein geht
durchs Leben, der da in T A O geht.
Tief
in die Wiege des ewig
wiegenden Lebens gebettet,
scheuet
es
nichts -
nicht
der Tarantel Stich -
nicht der Wildkatz Gekrall -
noch
des Falken Gefäng
-
Entgegen
allen
Gefahren
strecken sich seine Greifhändchen -
hinein
in die Wildnis der
Sinnlichkeit recken sich hungrig
all
seine Sinne,
einzuleiden,
einzulieben
ins
kleine Menschlein die ganze grosse Welt.
Es
schreit, und schreit
hinweg, was es schmerzt,
von
selber kräht es,
nicht
heisser, heiter
kräht es sein Seelchen -
von
Selber -vonselber!
So
gehet, der in T A O geht
---
Dem
Selbstling aber, dem
Süchtigen, geht das Selbst,
das
seelige Kindlein
verloren.
Verstand
bleibt
übrig,
der traurig selbstherrliche
"S
t a r k e".
Da
steht er - gestört,
verärgert, ausser sich gekommen,
ach,
aus dem Häusel
geraten, blass vor der Tür ---
Wetter
zausen an ihm - er
geht nicht hinein -
Hunde
springen ihn an - er
geht nicht hinein -
Menschen
kommen:
"Geh doch
hinein! Mensch!"
Er
stiert, er starrt - er
ist tot.
_______________________________________________________________
LVI
Der
wahre Freund ist kein
Erklärer,
der
Redliche kein Rederich
-
erkennend,
erahnend
die
wirklich helfende Stille, lärmet er nimmer
-
innig
beflissen, den
Wirrwarr zu schlichten, das Krause zu lichten,
vergisst
er
beweisen -
und
sie begreifen ihn
nicht, die geschäftigen Leute, heissen ihn
faul,
heissen
ihn
gar noch den
Feind.
Ihn
kränket es nimmer
- nein, er verteidigt sich nicht, unser
Freund;
schwingt
seelig
gemein,
gesellig Allein - er in der Wirwelt
traulichem
Reihn.
_______________________________________________________________
LVII
Jah,
um ein Volk zu
verderben muss man glänzend geschliffen,
gewandt
sein
in allerlei
Kniffen - muss mit den Titeln locken,
muss
mit den Strafen drohn
---
aber
ein Volk wohl zu
leiten, muss man nur herzlich redlich sein
und
- nichts - weiter.
Stell
ich das auf? Oh das
stellt sich von selber, sichtbar genug
sich
täglich und
stündlich vor Augen.
Da,
die Verbote, sind sie
es nicht, welche den schleichenden Schwindel
geradezu
züchten?
Und
die Statuten, stehn sie
nicht gerade der, freilich nur freien,
Ordnungsliebe
im
Weg?
Oh
die Verordnungen, sie
sinds, die uns die Ordnung verderben -
und
die Gesetze, sie sinds,
die das Verbrechen uns ziehn!
Darum
denkt der Berufene,
der redliche Walther:
"Ach
was, ich drücke
ein Auge zu, und manchmal auch beide".
Und
siehe, das Volk,
ermuntert im Innern, eifert von selber, innig und
einig zu sein.
"Ja,
ich erlaube, meine
Erlaubnis umkränz grüngrüssend
die Lande"!
Und
sieh - fest und fester
in sich schaltet und waltet sein Volk.
"Spielet
nur,
Kinder,
mische mich nicht in all Eure Spiele!"
Und,
in des Zutrauns Sonne
erblühet das Volk und trägt
reicher und reicher
der
Freundschaft
köstliche Früchte.
_______________________________________________________________
LVIII
Wie
herzfroh redlich regt
sich das Volk, des Haupt ihm getrauet
und
es willfahren
lässt -
aber
wie traurig müd
schleicht es dahin, durch Gesetz-Gespitzel
verhetzt
und
im Grund, im Vertrauen
verletzt.
Wer
denn könnt so
gesetzlich sicher sagen, was taugt?
Muss
nicht geirrt und
probiert und geprüft sein, was freuet und
frommet?
Das
Überhaupt-Gute -
wer wollt es bestimmen? Wer?
Das
Gute zu Diesem, zu
Jenem das Gute - gesucht, versucht muss es sein!
Aber
das Leben auf noch so
gerade Sätz und Gesetz ziehen wollen,
wie
krampft sich das krumm!
Darum
ein Haupt, ein
wahrhaft Haupt des Gemeinleibs lässt sie
ruhn,
seine
Glieder und
lässt sie auch Sprünge machen -
Zwingen?
O
nein - Zuwinken reicht,
dass sie achten -
Und
von selber wird das
Eckige ründer, heitert das Trübe sich
-
Und
aus entsetzlich
hirnfrostigem Graun,
tauet
auf, blauet auf,
herzfrohes Traun.
_______________________________________________________________
LIX
L
a s s e n,
Mut
Du heiliger Enthaltung,
Entfaltung
unsres
Wesens
ist Dein Preis,
und
unsres Geistes heitere
Gestaltung -
wohl
uns, wenn einer recht
zu lassen weiss!
So
sammelt sich von selbst
sein Sam, der Leben zeugt,
von
selber fasst er Wurzel
in dem Grund -
so
kommt er heim, und
heimlich kommt und keimt empor sein Stamm,
sprosst
auf
sein Volk -
blüht auf des Menschseins weit und breit
verzweigter
Baum.
---
Oh
Mensch - o lass - lass
werden!
_______________________________________________________________
LX
Vermesse
keiner
sich ein
Volk zu führen, der uns kein Mahl
bereiten,
kein
Feuerlein uns
schüren kann!
Wie
- stellt - er - sich -
an - ?
Ist
er auch zärtlich
genug, den Funk, den neugeborenen, in Streue
zu betten,
mit
Öl ihn zu salben,
bis er zur Flamm ihn genährt, die um
den Kessel fährt,
drein
die Speise uns
brodelt?
Würzt
er das Brot auch
mit der Würze: Freundesgedenken -
mit
jener Wunderwurzel,
deren Kraft die öde Speis uns erst zum
Wohle schafft -
zum
Heimatwohl -
zum
Eintrachtmahl, das
Freundesfreude nährt, den Feurer wohl als
Führer
uns
bewährt? - ? - ?
_______________________________________________________________
LXI
Gross
kann ein Volk nur in
der Tiefe werden -
als
wie ein See -
Hinrieseln
alle
Tropfen zu
den Tiefen,
die
Bäche alle rennen,
rinnen hin,
die
Flüsse alle kommen
hingeflossen in hingegossner
Eintrachtseligkeit.
So
auch die Völker
alle zu dem Stillsten, Tiefsten, Weiblichsten.
Weil
es sich
untenhält, wirds Unterhalt und frohe Kraft
und
Nahrung vielen
Völkern. ---
Stell
dich nicht hoch, o
Volk,
sonst
muss dich Neid
zernichten -
halt
klein, halt tief, so
wirst Du - bist Du gross.
O
Menschen, Völker,
ehret wahre Grösse, wehrt wahrem Wohl,
dem
tiefen Muttermut.
_______________________________________________________________
LXII
T
A O
Du
Heimat Aller!
Doch
die Behäbigen,
Gesetzten,
in
Sattheit verschlossen,
finden
Dich nimmer.
Patzige
Reden,
protzige
Taten
-
Zeichen
sind's,
dass Du
fehlst.
Aber
dem Menschen,
der
hungrig und durstig
lieber
im Elend wandert,
als
um Geld seine Seel zu
verstellen -
dem
sprignen allda Deine
heimlichen Türen auf:
blühn
Deine
Bäume,
glühn
Deine
Früchte,
o
dem lachet Dein Garten
frohlockend entgegen! -
Jah,
dem Entschlossenen
tust Du Dich auf.
_______________________________________________________________
LXIII
Oh
so vergeschäftelt
doch nimmer des Schaffens heilige Freude!
Oh
so verschwätzet das
Leben nicht mehr!
Waget
zu ruhn!
Aus
Schweigen nur zweiget
Freundeswort und werk, aus Ruhn sein Tun.
Zuwas?
Wohin? Warum so viel
Gezappel?
Nur
Narrheit drängt
ins Hohe, Weite, Viele -
im
wonnig Wengen lebt der
Weise reich.
Und
kommt das "Glück",
nach dem die Leute jagen -
Er-kanns-ertragen -
Doch
kommt Frau Not, auf
tut er weit sein Haus,
zieht
ihr den schweren,
schwarzen Mantel aus,
mit
harten Mühn -
doch
um so lichter
blüht sein Heil ihm draus,
sein
Glück, sein
Glühn.
_______________________________________________________________
LXIV
Klein?
- Was ist klein?
Der
Riese, der Zwerge
höhnet, der ist es - der Zwerg, der Riesen
beneidet -
jah!
--- Klein ist der Neid
der Rohn - nit die Bohn.
Schrittlein
sinds,
die uns
führen rund um die Erde,
Steinlein
sinds,
die uns
bilden den mächtigsten Bau.
Oberflächennarren
sind
wir,
achten wir Maase und Masse klein oder
gross.
Wachsen
ist
gross!
Hier,
der winzigste Sam
schwellet und quellet,
keimet
und bäumt aus
dem Grund er nicht hoch auf
zum
wuchtigsten Baum?
Und
er, der Baum? - Wozu
breitet und spreitet er seine laubigen Zweige,
atmet
und sauget durch Laub
und Wurzelwerk er
alles
und alles?
Nur
um den Sam, den
winzigen Sam.
Wo
ist ein Kleins? - Alles
ist Eins!
Allso
auch Wir, kein
Zweites scher uns, Geselle - innig nur ein,
und
sonnig glüht uns
die Welt.
Nur
innig beginnen! - Eins
aus dem Andern, von selber kommt es,
es
macht sich -
willst Du es machen, dann Du, zermach es nur
nicht!
Selber
fasset es Grund und
keimet und kommet von selber,
freut
sich des Lebens,
labend uns insgemein ---
Uns
bleibt nur Innigsein
---
Gross
auch im Klein!
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LXV
Alle
die wahrlichen
Führer, weil T A O sie ahnten und ehrten,
ehrten
im Volk auch der
Einfalt heitere Ruh -
blendeten
nicht
mit Wissen
sich
selbst und die Ihren:
Allso
führte sie treu
der Treue heimliches Licht.
Aber
Heimaträuber sind
die Geschäftgen, Gescheiten,
die
Verlogenen, Klugen,
Mörder der Heiterkeit.
Oh
so lasset uns, Freunde,
die Herzglut der Echtheit nur schüren,
und
das heimlich Heitere,
das Warme, es blinkt -
Ach
nicht zerwissen,
zersehen die trauliche Treue!
Horchen
und
schauen und
trauen - und alles Grauen versinkt.
Wissen
versinkt,
und
begeistertes Leben
entspringt!
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LXVI
Seh
- die Tiefe nur sammelt
lebendge Gewässer,
und
die Seele, die tiefe
nur, wird vom Leben geschwellt -
hoch
gestellt muss sie
verdorren! -
Freunde
bedenkt
- denkt an
die Fordersten, Frommsten -
waren
sie nicht die
Untersten, Letzten im Land?
Bettler
und
Narren nennt
sie der gleissende Pöbel,
bis
sie ihr Volk endlich
als Heilge erkannt.
Oh
der Getreue - wie auch
geschmäht und scheinbar verachtet,
achten
und athmen doch Alle
sein helfendes Sein -
ihm
zu, ihm zu, sinnet und
sucht unser Sehnen -
niemand
verletzt
ihn - den
letzten
tiefsten
Getreun!
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LXVII
Hah,
der Narre, der
Sonderling, höre ich euch mich benamsen.
Sonderling,
jah,
von all
dem sondernden Treiben,
alle
dem trüben
Herren- und Knechtebetrieb!
Narre,
jawohl, in diese
Weisheit vernarrt:
Leben
ist alles eins,
nichts
geht verloren,
wie
ich es lasse, wird es
geboren!
Allso
geborgen wall ich in
Ruh, wohne mit Allem auf Du und Du.
Und
ihr, eure Weisheit, ihr
Gemeinschaftlinge, ihr Klugen?
Ich
leb, wenn ich hab,
drum
Haschen und Fassen
und
Neiden und Höhnen
und Hetzen und Hassen.
So
ist denn die Hatz euer
Schatz, den lasst doch lieber der Katz!
Und
schaut doch mal, ob die
"Narren" nicht besser unsre Gemeinschaft
ernähren,
und
schaut,
ob die "Sonderlinge" nicht grade die
Freunde
uns
sind!
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LXVIII
Wer
da als Hauptmann taugt,
will nicht den Kopf durchsetzen.
Ein
tüchtger
Kämpfer zankt sich nicht herum -
und
mutig ruht, wer
wahrhaft kann besiegen.
Nun
horcht einmal nach
Eurem Hauptmann um!
Und
habt ihr ihn mit Eurer
Lieb gefunden,
dann
hebet ihn auf Eures
Herzens Thron,
er
heilet heiter alle Eure
Wunden,
Er,
er, des Lebens
urgeheimer Sohn!
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LXIX
Sieger,
wer
ist's?
Er
lebt auf dieser Erden
getrost als wie zuhaus
und
flieht nit vor
Beschwerden in Schwindelgraus!
W
a h r h a f t i g k e i t
!
Das,
das ist der Wert des
wirklichen Siegers,
das,
das ist des
Menschenmannes Wehrhaftigkeit!
Jawohl
der Mann,
wallweilend treu und dreist,
der
wird ohn Krieges Dampf
und Krampf und Waffen
fortwährend
siegen,
denn
er schiesst mit Geist ---
mit
heilger Begeistrung
führt er das Heer seiner
Freiheit-Gefühle,
jenseit
der
Frechheit
hochherrlichem Knechtegewühle!
Umbringen?
Nichts!
Aufbringen,
auf
aus der
Grämerpein den sonnigen Mann!
Sagt
- saget an:
Wer
wird wie der so
sieghaft, wer so gewinnend sein?
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LXX
Leicht
zu erkennen
wär, was ich mein, und leicht zu erleben -
aber
die Wissensgierigen,
nimmer erfahren sie, nimmer das Meine,
allzusüchtig
suchen
sie
sich und Sich,
liessen
sie
sich und mich,
sie fänden das Allge-Meine ---
Ja,
nimmer erfährt der
Verstand die warmwellende Seele,
das
glühende Selbst,
das seelig der Geist nur erkennt.
Verstanden
-
bin ich
verloren -
begriffen
-
ist nichtig
mein Wert.
-
- -
Hüll
tiefer mich in
dein Dunkel, mein härener Mantel,
vor
dem Verstandenwerden o
hüt mich, Du,
der
Weisheit, der
"Narrheit" Gewand.
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LXXI
Weiser,
der
denkt nicht zu
wissen - darum weiss er wohl zu denken.
Und
Denken, das ist und
erhält gesund -
weit
- frei - froh -
Wissensdünkel
aber
ist
und macht angstig eng, macht krank.
Drum
fort den Dummkopf,
Dünkelstopf -
und
Weisheiterkeit,
Dankbarkeit
durchströmt
begeistert
unsre
Leiber!
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LXXII
Lebensmut
-
Wissensangst -
Entweder
-
Oder - !
Wissen
bewahrend schliessen
wir Weisheit aus. Drum auf, mein Haus!
Lang
genug in der Dumpfheit
Saft, in der Frechheit der Wissenschaft,
hockt
ich befangen - nun
wird gegangen!
Not
komm herein - lös
mich von Neides-Pein -
komm,
lass uns ringen!
Lös
mich von
Wissenswust; Notwendlust,
Lebensblust
lass
mir
gelingen!
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LXXIII
Aburteilen?!
Halsabschneiden?!
: Ruchlose Schwachheit!
Erkennen
und
leben lassen:
Ruhreiche Kraft!
Wer,
was denn böse?
Wer wagt zu entscheiden, wer kalt
überlegen zu richten,
wer,
verbrecherisch frech
hinzurichten? - Wer?
Er
richtet sich selbst,
vergiftet uns alle.
Auf
Totschlagen mit "Recht"
folgt Totschleichen mit "Schlecht".
Das
Schlecht aber fasset
Ihr Richter nimmer,
es
löset sich nur, so
Ihr lasset das "Recht", vergewaltigend
Alles.
Löset
sich nur, so ihr
weilet in treulichem Walten, in wallender
Treu,
immer
neu.
Ja,
mutvoll ruhet der Edle
- er trauet - horcht und durchschauet
die
ruchlose Tat - ehret
notwendige Folge, so löst sich der Krampf
-
löst
sich verworrener
Mut - heilet die Wut.
An
ihm richten sich auf die
gefallenen Kranken, dankbar erahnend:
"Keiner
entgehet
des
Schmerzes nötiger Rute,
nichts
entweicht dem alles
durchrichtenden Netz!"
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LXXIV
Durch
Todfurcht denkt ihr
Gesetzgewaltigen das Volk in
Ordnung
zu
halten -
oh
Tohuwabohu, oh
Mördermoral in Euren Gehirnen!
Todfurcht
ist
ja, die uns
die Ordnung verwirret!
Liebmut
-
Ehrfurcht vor
Leben ist's,
die
uns die Ordnung
erzeugt.
Ordnungskraft
webet
in
jedem Wesen -
zu
d e r traut,
auf d i e baut!
Aber
wenn ihr mit Zangen
des Zwanges die Seelen in Todfurcht zerret,
schneidt
ihr
Euch,
hütet Euch, selber ins Fleisch!
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LXV
Warum
gärt es im Volk?
---
Warum
verfällt es der
Gier und den Räubern?
Weil
die Herren am Ruder
selber zuviel stibitzen - zuviel verprassen -
weil
sie selber zu
habgierig sind!
So
muss es gären,
ärgerlich gären, bis oben und unten
zusammenfliesst -
und
Alles lebt und
geniesst.
Wollet
doch leben - allso
lasst leben - irren und streben, lasst gehn,
laufen,
tanzen
und drehn!
Erpicht
ist
der Wicht,
dem
gelingt kein Licht.
Lasst
springen -
so
kanns gelingen!
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LXVI
Weich
und geschmeidig tritt
der Mensch in das Leben ---
stark
und erstarrt vergeht
er, stirbt er dahin.
Siehe
die Bäume, die
Kräuter und alle Gewächse,
in
dem schaffenden Wechsel
schaffet ihr Saft, blüht ihre Kraft.
Was
wär der Baum ohn
die flotten, die flatternden Blätter?
Was
wär der Mensch ohn
sein immerwährend Geflut -
sein
flüssig
fleissiges Blut?
Über
all das stolze,
starke Gewaffen,
sieget
des Lebens
liebefleissiges Schaffen!
Merkest
Du
wohl?
Allso
beuge Dich, beug
Dich, Du Starker im Reiche -
huldigt
dem
Leben voll
wechselnd wohnender Weiche -
lass,
oh lass den
allzerstörenden Stolz -
oder
- verholz!
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LXVII
Dem
Nachbar sah ich zu bei
seiner Töpferscheibe -
Bewegung
durch
und durch -
Hier
höhlt, dort
füllte er; hier hub, dort drückt er
nieder -
wie
wuchs aus ungestaltem
Klump so ebenhell die Schal aus seiner Hand!
Rund
ruhend lag sie da.
An
Mutter Natur musst ich
denken: in ewger Bewegung
lichtend
des
Wirrsals Weh,
lösend
die Ballen,
bildend aus allen, krausen und graden,
die
runde Welt.
In
währendem Weben,
gleichend Füll und Mangel,
Lust
und Last - die Beiden
innig zum Dritten rundend,
Alles
gesundend.
Und
wir Menschen? --- Wir
häufen Fülle bis zum Übel,
verringern
Mangel
bis zur
Kümmernis - so uns und alle Teile
kränkend.
-
-
- -
Wann
lassen wir den
Überfluss zum Mangel fliessen,
des
Lebens Hochgenuss tief
zu geniesen?!
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LXVIII
Nichts
schwankt und wankt
wie Wasser in der Welt -
was
aber, was, ist
mächtiger als das Weiche?
Es
hüpft hinab, hinan,
es rennt und rinnt -
wer
ist der harte Mann,
den's nicht gewinnt,
das
holde Kind?
Es
wellt und wallt, wogt
auf und wuchtet an - wer ist so stark,
dass
er's bestehen kann?
Das
Mächtigste ist Es,
das Allbewegte.
Mann
weiss, mann siehts und
dennoch - Keiner kann es nach ihm tun -
Es
- tut - von - Selbst.
Drum
wird der Edle nicht
bestehn - übt gehn
im
mächtigen
Untergehn.
So
wird er Held, so heilt
die Welt -
die
angstkrank stolztolle
Menschenwelt.
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LXXIX
Ein
jeder Buckel muss sein
Packen tragen -
und
jeder braucht zur Lust
auch seine Last. ---
Wer
da vom Buckel schiebt,
dem schwert es Hirn und Herze -
so
oder so - die Last wird
nicht geringer.
Drum
schiebt auf andre
Schultern keine Schuld der Wackre -
auch
findt verschobne
Schuld an ihm nit Halt.
Er
trägt sein Teil.
Mag
gerne alles für
die Treue tragen -
nur
Trug bedrückt ihn,
er
lässt ihn fallen.
Was
sollen - wollen?
Er
lebt liebefrei.
Was
Pflicht?
Er
pflichtet seinem Herzen
bei.
So
trägt er
treugetrost -
das
All mit ihm.
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LXXX
Schau
da ---
ein
karges Land voll
reichreichen Menschen ---
Kuriose
Geräte
liegen
da zur Mahnung gewesener Zeiten,
verwesender
Zeiten,
voll
Flucht und voll Sucht.
Nun
allhier heimgekehrt,
leben sie grohs im grohsen Allmiteinander:
Wald
und Hag, Hof und Haus
erfüllt ihr Vergnügen.
Das
Reibholz ziehen, die
Sonnenuhr ziehen sie
all
dem Geticktacke vor -
Wieder
schmecket das
Habermus -
wieder
und besser
gefällt das derbe, in Freundschaft gewirkte
Gewand
-
Sonnig
Behagen athmet ihre
Behausung -
und
voll Schönheit,
Liebe und Sinn sind all ihre Sitten.
Nachbarn,
nicht
zu nah -
einen Hahnenschrei voneinander -
frohrohes
Wildland
-
Freiheit zwischeneinander -
Allso
leben in
Heimlichkeit, sterben in Himmelsruh
alltraut,
treuliche
Menschen.
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LXXXI
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