Eine Auswahl aus
Gusto Gräsers 'Allbedeut'
mit
Beispielen
aus seiner
'Bucheckern'-Schrift
zusammengestellt von
Hermann
Müller
Inhalt (zum Anklicken):
Weiteres von Gusto und anderen zu:
Vorwort
In
den
Jahren seiner tiefsten Not, nach dem Kriegsende von 1945,
entstand Gusto Gräsers 'AllBeDeut',
eine Deutung unserer Sprachlaute. Die Sprache war seine Zuflucht
gewesen in den Finsternissen der Hitlerzeit, nun musste er ihr ein
Loblied singen. Es ist ein Werk tiefdringender Besinnung, eine
Lichtinsel, völlig abgelöst vom reißenden Strom der Katastrophen.
Ruhe und Behagen breitet sich aus, ja spielerische Heiterkeit im
betrachtenden Umgang mit dem Werkstoff der Dichter.
In seinem unveröffentlicht
gebliebenen 'AllBeDeut'
vereinigen sich drei Arbeitsfelder des Dichters: sein Suchen nach der
Weltsprache, seine Symbolik der Laute und seine Gestaltung einer
Druckschrift, der sogenannten 'Bucheckern'-Schrift.
Suchen nach einer Weltsprache oder
Ursprache – ist das nicht Spinnerei? Nein. Die Frage ist
hochaktuell. Denn indem die Völker und Kulturen im Zuge der
Globalisierung zusammenrücken, stellt sich dringlicher als je die
Frage nach dem Gemeinsamen, die Frage nach der Möglichkeit einer
Verständigung. Ist sie zu lösen durch eine Kunstsprache, ein
Esperanto oder Volapük? Eine globale Kunstsprache würde die
Auslöschung alles Gewachsenen und Individuellen bedeuten, eine
radikale Entwurzelung. Gräser lehnt sie ab.
Er geht einen anderen Weg. Wenn wir
in unsere eigene Sprache nur tief genug hineingraben, so meint er,
dann werden wir auf die allen Sprachen gemeinsamen Wurzeln stoßen.
Wie reagierten die frühen Menschen auf den Zusammenstoß mit der
Außenwelt? Mit Schreien vermutlich, mit Lauten. Laute sind Ausdruck
von Emotionen, von Gefühlen, von spontanen Reaktionen. Von den
Lauten als ihrem Urgrund her sind unsere Sprachen zu entschlüsseln,
ist zugleich unsere Menschenart zu entschlüsseln.
Darum begibt er sich auf eine
lebenslange Entdeckungsreise in die Landschaft der Laute. Aus unserem
eigenen Sprachbestand werden wir erkennen, was uns mit allen Menschen
verbindet – ohne unsere Eigenwelt aufzugeben. Vielmehr werden wir
mit den entdeckten Grundelementen die eigene Sprache bereichern,
vertiefen und durch Neubildungen weiterentwickeln.
Er nennt sich „Wortwurzelgräber“.
Er lauscht hinein in die Worte, nein, tiefer, in die einzelnen Laute,
in A und O, in R und L, in B und W. In ihren Klang, ihre Anmutung,
ihre Aura. Die Wissenschaft befasst sich fast ausschließlich mit dem
rationalen Gehalt der Sprache, Gräser mit ihrem emotionalen.
Aber auch die Wissenschaft lehnt
heute die Möglichkeit einer Ursprache nicht mehr ab. So heißt es in
dem Standardwerk 'Die
Cambridge Enzyklopädie der Sprache'
von 2010, S.291: „Die Theorie, daß alle Sprachen aus einer
gemeinsamen Ursprache hervorgingen, die durch kulturelle Evolution
oder göttliches Einwirken entstanden war, nennt man Monogenese.
Die Unterschiede zwischen den Sprachen werden als Folge der
Ausbreitung des Menschen über die Welt erklärt. … Alle heut
existierenden Sprachen gingen vielleicht wirklich aus einer Queller
hervor“.
Gräser gräbt diese Quelle aus. Er
lässt sie sprudeln in ihren einzelnen Lauten in diesem Buch. Er
lehrt uns, spielerisch, vergnügt und dichterisch, auf ihr Plätschern
und Rauschen zu lauschen.
Nicht nur in seiner gereimten
Lautlehre, auch in seiner Gestaltung der Bucheckern-Schrift haben
sich seine Ergebnisse niedergeschlagen. Die Formen seiner Lettern
mögen uns allzu romantisch und wenig praktikabel erscheinen. Es ging
ihm aber weder um technische Effizienz noch um romantische
Gefühligkeit sondern darum, das Archetypische eines Lauts
herauszuarbeiten: das Ungeheure, Dunkle im U, das Wohligrunde und
Warme im O, das hitzig Intensive im I, das pathetisch Erhabene im A.
So erweist er sich auch in seiner Schriftgestaltung als Philosoph:
das praktisch Verwendbare gilt ihm wenig, er sucht die Erkenntnis,
den Sinn.
Die
hier beigegebenen Proben aus der 'Bucheckern'-Schrift
stammen aus einer früheren Schaffensperiode, aus den Zwanzigerjahren
des 20. Jahrhunderts. Es sind tiefsinnig versponnene Hieroglyphen,
voll Pathos, Kraft und Wucht, expressiv und ornamental. Seine
späteren Schriftgestaltungen haben einen freieren, leichteren Zug,
sind aber nicht mehr als Ganzes durchgearbeitet worden.
Laut - Menschenlaut -
was uns erbaut - verstört,
dein Wort bestimmt's,
Mensch - der vernimmt's
und muss gehorchen dem, was er
erhört.
Du treue Stimme unsrer
Wirklichkeit,
woher du läutest,
zeigt mehr, wirkt mehr als
das,
wohin du deutest,
durchs Ohr, durchs immer offne
Lebenstor.
Die Stimmung deines Trägers,
in dir schwingend,
die von ihm zeugend klingend
uns durchzückt,
betrübt, beglückt,
ruft ein der Stimm
entsprechend Sein
hervor.
Laut - Menschenlaut –
heb's Menschensein empor!
*
Einen
Schatz,
einen blühlebendig wirklichen Schatz erkennen, heisst schon für
ihn entbrennen in flammender Liebelust, heisst schon mit aller
List
und Kraft sich einsetzen zu seinem Schutz, droht diesem Schatz
Gefahr! Oder es ist nicht Schatz, nicht Mann noch Erkennen im
Spiel.
Hier so ein notgedrungen, notwendiger Einsatz eines Mannes für
des Menschen liebwürdig blühendsten Schatz:
seine
Sprache!
*
Willkomm
oh Mensch
Willkomm,
oh Mensch,
in
deiner dochschön, dornrosigen Welt!
Tritt
ein, tritt ein, steh nit davor -
schliess
auf ihr Tor
mit
deiner, wie ihr entsprossen,
so
ihr entsprechenden
S
p r a c h e !
O*
Alphabet oder
Allbedeut?
Phönizier,
Griechen in Ehren - ihr Alphabet war durchliebt, durchlebt,
beseelt
von Sinn und Bedeutung: Alpha - Beta - Gamma - Delta und so
weiter.
Dort war's noch einigermassen organisch einverleibt, lebendig
geordnet, in der Reih.
Doch
bei uns? - Wer kann an der alten Lautfügung (ach, Unfug!) als an
sinnvoll notwendiger, schönlebendiger Folgerichtigkeit froh
werden? - Wer damit erbauliche Fühlung und Führung
finden - wer?
Ein
noch so kümmerlich Geigerlein bringt doch, eh er sein Spiel
beginnt, erst Übereinstimmung, Ordnung in sein Werkzeug, die
Geige, bringt Saite um Saite erst an ihren einzig gehörigen
Platz, und, listigsten Lauschens voll, stimmt er sie.
Und
wir - - - ? Das Grundwerkzeug zum Werk und Spiel unsres Lebens,
unsre
Sprachlaute, unsre Lautgeige lassen wir ungestimmt, in ödem
Drunterunddrüber! Sagt - musste, muss uns das nit ganz
bestimmt verstimmen? Kein Wunder, wenn 's Menschenhaus so voller
Grimgramgraus!
Nun
aber - eididrei - geht an Urmelodei, geht an, nach Zwistgrams
Peinigung, Hirn-Herzens tiefe REinigung, Genesung unsrer Welt!
Drum
ade, ABC - Alphabet, das verweht, verflattert wie welkes
Geblätter!
Brauchen
wir Deutschen mit unsrer wunderbar urbaren Sprache irgendwo
betteln
und alphabetteln zu gehen, als ob wir verirrte Wanderer ohne
reichen
Heimatgrund wären?
Bist
Du nit Manns genug, still aufzuhören,
gelinget
Dir kein herzbefreihend Tun -
statt
feig geschäftig Dich und Mich zu stören,
fass
Mut zum Schaffen, fasse Mut zum Ruhn -
denn
nur aus innigtiefer Ruhigkeit
ruckt
auf das Wort, tatkräftig Wort,
das
Dich und Mich durchfreiht!
Denn
nur aus tiefgeeignet eignem Wurtseltraum
schwingt
auf des Menschseins Zweigen,
der
Völkerblüthen Reigen,
empor
zum Menschheitbaum!
Diese
Druckschrift, Sprachzeichengestaltung,
ist
wohl nur ein kleiner, doch wohl
grundnotwendiger
Beitrag
zu unsrem
grohsen
Genesungswerk:
Heimkehr,
ist
Werkzeug, Wurtselzeug dazu. -
Klein,
jawohl, aber Schrittlein sind's, die
weltweite
Wandrung vollbringen, Tröpflein
sind's,
denen mächtigster Strom
gelingt.
Wie des
Baumes fruchtwuchtge Kraft
nur
gedeiht grund seiner hauchzahrt
fühlenden
Haarwürtslein Urtätigkeit,
so
geht, gedeiht auch unser Heimgang, Heimwuchs
nur aus
tiefsten Wortkleinods
Keimheimlichkeit.
Drum
fort, all du hohler hochtrabender Hohn!
Beginn
allen Menschseins ist Hauch,
ist
sein Thon!
Aufhören
- besinnen, besinnen -
so
einzig kann Heilwerk beginnen!
Aus des
Sinnlichen Wucherung, Schwüle und Pein
kann
nur das Sinnige führen,
Besonnensein
-
und
Heilsonnenschein, Heilregen befruchtender
Anregung
strömstrahlt aus unserem
welteingeborenen
Wort.
Allbedeut
A
hebt, ein Aar
uns ins Klaare empor -
E
wieget
ewiges Eben -
O
lohet Sonne
durchs Wolkentor warmlebendiges Leben -
I
winkt
zum Lichte den Mut und den Sinn,
winkt uns zur
innigen Insel: Drin -
U
ruft zum
Wurzeln im Dunkelgrund, ruhlich zu wirken
uns in das
Und.
Dank ihrem
fünffältigen Weben!
Dank ihren
Helfern:
Harfner
H,
der hilft hauchzahrt zum Heilen,
denn sein
kantiger Nachbar K
sorgt gar sehr
für das Keilen.
B
baut
Behagen, betet zum Bauch - doch Puste
P
platzt darein
mit Gepfauch -
und Gründle
G
und
Quelle Qu
quasseln
und
gurgeln das
ihre dazu.
Da tritt
Ritter R
ins
Getrieb, um littel L,
das gelinde,
rauscherauft
seine Lieb.
Sichel-S,
das singt dazu - Schlummer-Sch schwingt
Ringeruh
-
alles fügt
sich schon so nett, da blitzt drein das Zickzack-
Z.
Emma
M
hemmt
minnig wieder, was verhetzet, was verwundt,
wo der Wallo
W
dawider
wieder wühlet bis zum Grund.
Da - hab Dank
- fühlfederleis
kommt Fluto
F
geflogen,
mit Vöglein V,
dem Vielleichtwerweiss,
und Nebel
N
nähn
vielleicht
sie den Kreis
wieder zu wohligem Wogen -
um mit
D
doch zu
leben, ich, du, voll Dochbehag -
T-tüchtig
anzuheben
gottvollen
Lebenstag.
Basta,
Punkt.
Füg's
lebendger,
wer's
vermag!
A
hebt,
ein Aar
uns ins Klaare empor
beginnt,
jawohl, muss Beginner sein,
läutet
Anfang
und Aufgang ein,
tut
's
Tor auf, weckt 's Ohr auf zum Achtsamsein.
Er
allerdings
ist der Hervorragendste, der
adelig
Erste,
der First und Fürst unserer
fünf
Hautlaute:
v
Aber
jetzt
erst mal zum A!
Jah
-
entschwingt er nicht wahrlich
aufahtmend,
hochtragendem
Frohgefühl,
wie
im
reinen Raum der Hochalpen
es
wohl
uns glücken mag -
wo
durchs
Blauen, klingend klaar,
kreist
der
Aar!
Wo
Labsal
wir ahtmen, ahoh, ahah,
hoch
über
dem Culturplunder
erahnend
das
Wohllautwunder, das
hochragend
tragende
A.
Leuchtet
was
auf uns, so heisst es "Ah!",
leuchtet
was
ein, so heisst's "Ahah!".
"Jah!"
jauchzt
Es, sind wir entschlossen
treuwackere
Lebgenossen.
Wie
ist's
wohl beim "Atlas", beim "Ararat",
klingt
A
da nit auch fürs Erhabne,
wie
Tag
uns klinget und Tat?
"Allah"
tönt's
zur
Gottheit
heiterem Sein - "Altar"
hallt's
vom
Ort, sie zu benedein -
wo
"Andacht"-voll
der Mensch sie ehrt,
fern
Unfug,
Unzucht ihr Heilmahl zehrt,
wo
voller
innigem "Ahnen" er spürt ihr
heiliges
Mahnen.
Auch
bei
den Andern thönt "Radscha,
Raa
und
Roa - Mahatma" hochachtend
das
Athem-A.
Jah,
tiefhoch
wohnt es allüberall
mit
uns
voll gottvollem Schall und Hall,
zur
grohsen
Wahrheit zu wagen,
uns
Klaarheit
zu singen, zu
sagen!
Nun
genug,
genug für heut - vom A
unsres
Allbedeut!
E
wieget
ewiges Eben
Was
raunt wohl vom E uns die Flut? -
Horch
-
thönt es nicht wie zur Erntezeit,
wenn
durch
Ährenwogen die Ebene weit;
vonselbst
fängt
das Herz an zu singen
voll
Hochsommerseeligkeit:
Oh
Ferien,
Ferien - befreiht!
Ein
Fernostvolk
ehrt's im goldgeelen "Tee" -
wie
wir
in der Fee es ehren
und
im
wildrein wonnigen Reh.
Juchhe,
das
grohsmutig Edle - juchhe, die seelige See!
Leben
-
heisst, was wir lieben!
Und
-
"Eljen!" schallhallt's ferneher
von
der
Pusta; von Asiens Gesinde
wehn's
her
geschwinde die Winde.
Horch:
"Edesch
Anyám" - Süssmutter mein -
so
grühst
Hungaria immer lieblustig sein
Mütterlein.
Doch,
will
E selbst, Er, bewanderter Mann,
Er,
allergegend
Bekannter, Er, allerenden Genannter,
uns
nit
ein wenig beehrn, ob Seiner uns zu belehrn?
"Belehren?
Huhu,
klingt nach Schulenkluft -
mich
ruft
die Heide, die Weite ruft, was soll denn
all
das
Gelehr? Nach Leben sehndehnt mein Begehr!
Selbst
Berge,
die buckligen, gälten mir Tand,
säh
hoch
von ihrer dunkelnden Wand ich nicht
das
lebendige
Meer, die ebbende, flutende Ebene weit,
einahtmend,
ausahtmende
Seeligkeit!
Hah
-
wanderwohnend find ich die Kraft,
die
Schwungkraft
der tanzenden Sterne,
die
allen
Wirrwarr durchwirkt, durchschafft,
die
alle
Welt weit zusammenrafft zum
ehicht
gediegenen
Kerne.
Jah
-
Ehe, jawohl, ist mein Leibwort, eihei,
darinnen
leb
ich und web ich,
weit
weit
von herzfrostiger Standpünktelei,
eihei,
mit
dem springenden Punkt - harrei,
ein
herzhaft
Leben urheb ich."
O
lohet
Sonne
durchs Wolkentor warmlebendiges Leben
O
Gottheit, o Sonne,
warmleuchtende
Welt!
Bei
Erdsternvölkern
fast allen, von der Eis-
bis
zur
Sandmeerwüst, mit O, dem goldig gottvollen,
voll
schwungreich
rundruhendem Rollen
mit
O,
dem roten, begrüsst.
"Rororoh"
-
hör ich den Urahn rufen ins Morgenrot.
Erschauernd
hörschau
ich Wotan - Froh -
und
Thor,
den Donnerer, schreitend,
die
grohse
Sonne begleitend.
Schau
-
Ormuzd - Osiris und auch Hor,
und
Eros,
durchroset mit Wonne
von
urheilig
frohroter Sonne.
"Aurora!"
bejubelt
der
Grieche ihr Gold -
"Ora"
-
hallt wider der Andre, voll Andacht ergeben hold.
Jah
-
Sonne, die thront auf geweihtestem Thron -
das
Mutterherz
ruft so herzwarm "Sohn".
Umsonst
nit
reimt Sonne zu Wonne!
Hah,
taugen
kann's, Urohren aufzutun,
mehrmehr
die
Roll zu belauschen,
jah
mitspieln,
mitplauderplauschen,
wenn
Oma
die Grohsmutter spielt -
auf
der
Bühn unsrer Frohwelt, die nimmer zielt,
weil
"organisch"
urbändig lebendig sie
aufgehet,
fort
und fort, im
Ordnen,
Durchbilden,
Durchbauen mit Sonngeist
jeglichen
Ort.
Hah,
trauen,
Freunde, vertrauen,
und
Uns
auch muss sie erbauen
mit
ihrem
Ordnungswohl, von sonnigem
Leben
voll!
Wohlauf!
-
In den Worten, den Namen
schwingt Urschöpfergeist, was er klingt und singt
und
raunet
und flüstert im Ruf, das ist, wird,
zeugt
uns
Beruf!
Thon
ruft
hervor, genau was er ruft, kann Heil
oder
Unheil
heben, er schafft geheim, wie
er
immer
schuf, ein ihm entsprechendes Leben.
"Ortlieb",
der
Nam,
der so warmlicht strahlt, könnt
der
nit
voll heimlicher Stillgewalt uns gar
einen
Sonnensohn
weben?
Zum
Wesens-
und Farbton spricht bei allen Tönern
auch
Formton
heimlich mit.
O
tönt für das Hüllen auch gerne.
O
wohnt gar gern bei dem Baum, umwölbet vom Blätterschaum,
dem
grohsgrünwogenden
Bogen.
Dass
dies
nit gelogen, kannst gleich Du schaun.
Korb,
Bord
und die verbergende Borke, die mummeln
wie
Mumma
Sorge, wie Topf auch und Trog und Moos,
alles
ein
wie der schützende Schoos.
Wie's
die
hölzerne tut, die Tonnen,
wie's
Born
tut dem Sprudelbronnen,
was
zu
guter Hut der Rock uns tut,
das
Loch
dem Huschelmäuslein tut, wo wohl in
dem
Hohl
geborgen sein Nüsslein es nagt
ohne
Sorgen.
Und
-
denk mal, was tut die Frau Holle
mit
schneeflaumflockiger
Wolle?
Dies
all
spricht wohl sprechend vom hüllenden O.
Und,
Freund,
die Frau Not, wie sie dunkel auch droht -
aus
all
ihren Nächten und Tagen, aus all ihren Wehen und Plagen
wächst
doch
und doch uns ein Wohl!
Getraut
nur
dem heimlichen Mutterton,
er
rufet
hervor uns den Notwendsohn,
hervor
uns
die gottvolle Kraft, hervor,
wie
kann
ich es sagen, der Stillbegeisterung
Tagen,
die
froh
unsre Welt umschafft!
I
winkt
zum Lichte den Mut und den Sinn
Wer
- wer könnt's denn fassen?
Verfassen
ist
Mord.
So
will
ich es lassen - vielleicht kommt's zu Wort -
das
Ih,
geheilt von dem Icke, dem ichwichtig
nichtgen
Geflicke.
Ins
Stumm-,
ins Stumpfdunkel gestürzt, Frau Welt -
betrübt
ihr
Angesicht!
Wer,
wo
ist Helfer, der sie erhellt?
Geduld!
-
Bald wieder schillert und schellt,
spricht
ihre
Stimme:
das
Licht.
Licht-
Urmutterwort,
Firstwort
des I;
Blitz,
Blick,
auch Bild seine Kinder -
Kind,
Prinzlein
wohl auch dahinter.
Da
fällt
grad recht ein I bezeichnend Wort herein:
Besinnen.
Jah,
das
tippkleine Ilein, der winzigste unsrer
Laute,
hat
ausser dem vielbeliebten Licht auch
noch
besonders
mit dem Tiefinnigen zu schaffen.
Er
lockt:
Ganz
binnen,
in die Mitt, tritt ein, Gesell!
Den
Plumpverstand
lass fahren, verstehen kannst Du's nit,
gelassen
vielleicht
gewahren - so lass, komm mit,
komm
mit!
Fahr
hin
- und im dunkel Urheimlichen drin
beginnet
dein
Bin ein traumbaumlich Gespinn,
einwirkend
das
wirklich Deine, wie's Dir im Grunde gefällt,
in
die
gedeihliche Welt.
Lass
hin
nur, lass walten voll lieblustger List
das
weltgewaltig
urheitre Geïst
-
und
auf,
voll wirklichem Leben,
wildwohlig,
tief
und breit, bäumblüht Dir
Wirklichkeit!
Jah,
zueinander hier wie dort ruft uns das
gottvoll
lebendige Wort.
Hört
–
„Tschillag“
- so schillert dem Ungarn der „Stern“ -
„vig“
= heiter! - - - „La vie“ - das Leben – dem Franzmann.
Wie
schön sich das gegeben!
„Vilag“
heisst „Welt“ dort und „Licht“ zugleich,
„Virag“
die Welt im Kleinen, die glühblühe Wonneblum.
Oh
Welt voll Elysium!
Oh
Leben voll Lichtelixier, dein Himmel glänzt dort wie hier -
dein
Lichtgeist „Iris“, so wΐs
wie Schnee, so Schneestern-silberweiss,
trägt
in sich, oh Weltwunder, rund, sonder Über-Unter,
den
ganzen Farbenkreis!
Inheil,
dein Führlicht heisst „Instinkt“,
tiefintensiv
gemusst, Wildsinn,
tieftrefflich
ringend, durch jedes Brüstlein schwingend,
beschwingte
Ordnung bringend,
voll
Lebenslust!
U
ruft
zum Wurzeln im Dunkelgrund, ruhlich zu wirken
Komm,
o
Du, mit dem U,
mit
dem
tiefen guten Dunkeln
kann
des
I Harmonie, kann das Licht beglückend funkeln.
Dank
dem
bildungfrohen Paar -
dank
dem
wunniglich Geheimen kann es lächelnd uns erkeimen,
wunderbar,
doch
erklärt, zerbricht's, klirrklarr!
Lichtnarr
du
- Ichnarr Du - lass, lass ein-aufgehen
in
das
Allgeschehen, in Allringeruh!
Du
und
Du - mit dem U -
nit
nur
Grube, Kuhle ist sein Wortgebrauch,
nit
nur
in dem Pfuhle, in dem Busen auch -
in
dem
"bösen" Busen.
Unsre
Brust
hat es erkoren, wie den Busch,
den
Buchenhain,
wohlgeborgen, wohlgeboren
wohnen
wir
mit ihm darein.
Freundchen
Du
- mit dem U
hausen
wir
in Burgen, Buden, wo es heimlich uns umruht,
trutz
Stichflammen
und Lichtfluten,
wundergut.
Auch
in
allerfernsten Fernen,
schaltend,
waltend
treuverwandt,
mummelt's
uns,
als wie die Wolke, auch in wildfremd
fernstem
Volke,
auch in Asiens Ungarland:
"Burok
-
buini und auch Bunda" -
übrall
buddelt
voller Ruh,
spielt
Zudecken
und Zustecken
unser
U.
H
Harfner
H, der hilft hauchzahrt zum Heilen
Jah,
er
beginnt, hebt an den Reihn,
durch
Harfner
H erschallet, erklingt und widerhallet
der
ganze
Lautverein.
Er
muss
der Mitläuter Erster sein
statt
ein
missachtet Verschmähter!
Was
-
das H sei auszumerzen? -
Oh, ihr alten kalten Knöpf! Habt ihr gar
so harte Herzen, ohne freundlich frohes Scherzen,
blüthelose
Heucheltröpf!
Athem
-
ohne H zu schreiben!? Lasst doch gleich
das
Ahtmen
bleiben!
H
ist Spielraum, Duft und Weite
in
dem
dürren Zeilgebreite,
ist
ein
lichtleicht Sonneflüstern
in
des
Wortwalds schwarzem Düstern -
no
-
mehr
Luft,
mehr Hauch, mehr H,
mehr
Haha
braucht's -
hahahah!
Hier,
diese
Harf, H's Ehrenmal!
Unwillkürlich,
war
selbst überrascht, ward sein Bild
beim
Zeichnen
der Beginner harfenähnlich.
Die
Harfe
baute kein Zieler, ein heimlicher Meister
sie
schuf.
Horchhorch, der heilige Spieler sagsingt
seinen
Urberuf
- singklingt uns sein
Lieblingslied,
sein
Lied, das dem Leid entblüht:
"Eingehend
auferstehn".
Wo's
ineinandergeht,
wie's hier geschah, geschieht,
erwacht,
erweckt,
erwehet das leuchtend läutende Lied.
Wohlauf
dem
heimlichen Himmel
voll
tiefaufquellender
Höh - ins Kummerkrämergewimmel
hauchjauchzend
sein
Holdriöh - empfangend, entfachend
mit
Haucheshand
den Heilborn, den fühlführend frohen,
all
denen,
die nimmer ihm drohen
mit
Zubuhmacherschand.
All
denen,
die auftun, traun, vertraun, hilft EroSie
Heilgärten
baun,
Wildwundergärten
voll
Nüss
und Birn, drein Hummeln sich tummeln
und
Bursch
und Dirn,
wo
Haine
aufrauschen in Sturmgewalt,
wo
Herzen
auflauschen, wenn's urschön schallt,
das
Lied,
das rein wie die Blum erblüht,
das
Lied
von dem Gärtner, dem grohsen,
dem
heimlichen,
hochmutlosen!
K
sorgt
gar sehr für das Keilen
Karl
-
sag
mal,
was so grundgern du magst?
Wir
möchten
dich kennenlernen! -
"Ha
-
hacken mit meiner Kantenakst -
hacken
den
Knorr, der recht kart ist,
kart
wie
ne Eich - 'hart' ist zu weich." -
Hast
recht,
ist möglich, wahrscheinlich sogar,
dass
einst,
als der Urahn es gefunden, also tiefecht
empfunden,
kart
hiess das Wort für hart.
Ungarisch
heisst
es ja "keméng" - als wär's verwandt
mit
Kamin,
der freilich hart sein muss - - -
"Kard",
das
heisst Schwert und "Kar" der Arm,
des
Körpers
hartstarkes Glied.
Und
"Karzolni"
heisst kratzen - nur 's Krällchen,
das
kantige,
kann's, kein weicher Lumppopanz.
Und
unser
Wort "Kristall" - wie köstlich schön
thonmalt das.
Welch
Wortgesicht
doch ist das, wie tiefansprechend spricht das,
die
Seele,
die Klangseel vom K!
Auch
Kerker
und Koralle -
K's
Zeugen
sind sie alle.
Aha
-
fällt ja wieder ein Wort für K,
der
Kalk,
der härtende, ein!
Jetzt
aber
schnell, mein Stiftlein,
von
hart
war's nun genug, hart ist ja nur ein Zug,
ein
Wesenszug,
jajah, ein Grundzug des
köstlichen
K.
Oh
no,
wir sind nit so arg, so karg
asketisch
verschlossen,
nein -
wolln
auch
in Veilchen und Rosen versunken, wollen
in
Küssen
und Kosen Genoss bei Genossen sein.
Kamrad
sein,
wackerer Mann - ein Mann,
der
so
inbrunstgerne vom Staub auf zum Funkelsterne
entbrennen,
erkennen
kann, voll herzbehauptender
Kraft
zum
Kern, zum Zeugekerne, zum Samen
zusammengerafft!
Heilloh
dem
sonnigen Sohn, dem Könner,
dem
kühnen,
die Kron!
B
baut
Behagen, betet zum Bauch
"Hee,
soll
das Spott sein: 'B pflegt den Bauch'?
Freundchen,
du
nicht, etwa du nicht auch?"
Stimmt
schon,
stimmt schon, gib Ruh,
hör
bieder
bissel zu:
Bauch
-
ja tüchtgen Bauch muss haben,
was
ein
tüchtig Bomben-B -
aber
grade
keinen haben darf das Pollenpuste-P;
darf
zum
Springen, Spritzen, Sprudeln nimmer sich zum
Bollen
nudeln,
so bombastisch vollgeballt, es bedarf
Hübschhüpfgestalt.
Darum
gönnt
dem P-Popanzerl so ein Zipferl oder Schwanzerl,
bauscht
ihm
nur mehr keinen Bauch, Deibel auch!
"Aber
Du
mach auch kein Bausch",
summt
ein
leises Stimmlein; schau, es ist ein Immlein.
Summ,
mein
Bienchen, plausch,
bist
ja
doch mit B verwandt und mit P wohl auch bekannt,
kannst
mir
bissel dienen, summ mir was von ihnen!
"Summsisisum.
Jüngst,
da
stand noch so kahl der Baum,
Knoten
nur
trug er im Kalten -
sieh,
paar
Taghänd voll Sonne kaum, und schon schimmert
ein
grüner
Schaum rings um den knorrigen Alten -
summsisisum.
Knospen
springen,
die
Pelle
platzt, und von der holden Frau Sonne geatzt
mit
paar
Taghänd voll Glühen, treibt das blustigste Blühen
-
breitet
Blättchen
um Blatt.
Summsisisum.
Hab
ja
vom Blatt dir was plappern wolln:
Ball
mal
du deine Hand zum Bolln - und schnell sie auf -
da
siehst
du, denn allzugscheidt wohl nit bist du,
Ursprung
des
Wortes: Blatt.
Jetzt
bin
den Sums ich satt -
summsisisum."
-
- - - -
Unseres
Beleins
Bestes wird wohl was lebig Festes,
Bündges
wie
Bohne, Bein oder wie Bube sein,
sowas
Durchbautes
wie Baum.
Weil
-
hah - verweil - mein Getraum! :
Aus
heimkeimlichem
Bion-Bin spinnet und bindet
voll
Wunnegeminn
sich urbändiges Leben -
wildstill
hauchzahrter
Wurzelkraft
sammelsauget,
empfängt
es, treibedränget und
sprengt
es
dumpfdunklen Bodens Haft -
Menschenkindlein,
getrost
auch Du,
baumel
durch
durch das Towabuh, durch in das Dunkel-
durchfunkelnde
Heer,
durch in das ebbend flutende Meer
heilheitrer
Ringeruh!
P
Puste
platzt drein mit Gepfauch
Allso
-
lasst uns ohne Zaudern hier vom
Pipape
was
plaudern:
Potzblitz,
schau
hin, die eine Nacht
hat
so'nen
Pilz hervorgebracht!
Plötzlich
aus
nem winzgen Spor platzt der Plunder
da
hervor.
-
Langsamer
reckt
ihre Lanze eine dichtgediegne Pflanze,
eine
Palme,
eine Eich, darum dauernd, nit so weich.
Hier
ist
er ja am Werk, der Pillplatzplunderlaut,
der
Pollenpulverpuste-,
Prallprellpurzellaut.
Aufsprengt
er
wie der Frühling
das
Spracheis
voller Krach,
sprudelt,
ein
quecker Prilling, ein Wildfang-
Quellenbach,
spiellustig
plätscherplauschend,
Ahngeist uns
raunerauschend
kreuzquer
durch
unsre
Sprach.
Spielt
um
die Wett mit Prinz Aprill,
prellt
auch
uns soviel er will;
bei
jedem
Spott und Spasse hat der die Spitzelnase
dabei,
und
jede Phrase, hui -
pustet
aus
sein Pfui!
Da
hab
ihr ihn, den Pfiffikus.
Doch
jetzt
zum Schluss!
Fällt
mir
grad ein, eh ich weiter geh -
als
Kind
erlebt ich das lebigste P.
Als
ich
so schimmernden Spieles froh,
Seifblasen
blies
mit dem Halm von Stroh - hohh -
wie
sie
wunderleicht flogen, prachtprall voller Regenbogen -
und
-
phh - war's plötzlich vorbei.
Vorbei?
Noch
heut
nit zerplatzt ist die funkelnde Lust,
die
damals
schwellte die Kinderbrust!
Und
auch
in Kindheit, ein andermal,
am
Teich
bei der alten Erle,
in
grüngoldener
Wasserwelt,
wo
silbrig
prickelnd vom Teichesgrund
Lichtblasenspiel
aufprellt,
da
erlebt
ich bummeldummliches Kind,
wohl
dummlig,
doch lauschend und
auch
nit
blind,
den
Ursprung
des Wörtleins:
"Perle"!
G
Gründle
G und Quelle Qu gurgeln und quasseln das ihre dazu
Das
zeugend,
tiefginnende, das urhebende
Genie
trägt
nicht
umsonst G's Zeichen.
Dass
dies
so ist, dass dieser Laut dem
Tiefsten
gesellt,
wahrhaftig Grundlaut ist unsrer Welt
(nun
lacht
nur zu früh mich nit aus),
zeigt
gar
nit falsch auch die vorhin gegessen,
vielleicht
schon
vergessene
Gurke.
Sich
in
Erinnerung bringend, gurrt plötzlich
sie
"grug"
aus dem Grund - oder - sagt "gnug"
der
Freund
Magen?
(Jetzt
lacht
nur, und lacht euch gesund!)
"Ugorka"
-
sagt in Ungarn sie,
in
Italien
"Gukumeri" - in Polen gurrt's:
"Ogorek"
-
und wie gurkelt das denn bei Euch?
Nun
horchen,
Qu, wir Dir mal zu - - -
Bist
ja
a rechtes Patscherl, G-K-
Verquetschequatscherl
-
lautest
quabblig
wie ein solch nassundkalter
Wassermolch.
Ja,
bei
den Quappen in der Kuhl, im sumpfgen
Unkengrunde,
da
leibst
du quitschgesunde. Feuchtfröhlich
und
feuchtfaulig
quatschst du da um die Wett
mit
deinem
Witschewatsche-Molluskenquodlibet.
Doch
halt,
nit
schmähn
und schmälern will ich deinen Ruf,
oh
nein!
- Zu seinem Sinn, an seinem Ort
ist
tauglich
jedwed Wert und Wort,
auch
Quetschequatschelein.
-
Jah,
Quabbler,
Quakler auch herein,
nit
nur
die Singsangvögelein!
Auch
du,
auch Du, komm, unser Qu!
War
nur
ein Nasenstüber -
Quamm
drüber!
(Wirklich
-
Schwamm könnte, der Wirklichkeit,
entsprechender,
mit
Qu ausgedrückt werden.
Bequem
weich
ist er, doch schwimmen?
Schwer
unter
geht der Saufebold!)
Nun
spitz die Ohren, Völkerschar,
zu
horchen,
zu erfahren von einem urpolaren,
Wahrheiterkeit
uns
läutenden,
Paarheiterkeit
uns
deutenden
Allweltlautpaargesell,
dem
Wunderpaar:
R
L
R
L
Da
tritt Ritter R ins Getrieb, um littel L, das geline, rauscherauft
seine Lieb
Diese
beiden Lautleute, Brautleute,
müssen
schon
beisammen belauscht werden,
wollen
wir
sie erahnen, erkennen und
uns
ergetzen
darein.
Doch
beschreiben?
Nein!
Wer
könnt
ihr heimlich Liebesgeflüster
in
Schrift
übersetzen - wer die unbändige
Lebendigkeit,
die
köstlich belebende Rolle,
welche
dies
Paar in unsrem lautdurchahtmet,
sprachdurchsprühten
Leben
spielt,
wirklich
entsprechend
beschreiben?
Umschreiben
vielleicht!
Denkt:
Rege
richtend
die rechte -
lind
lenkend
die linke Hand.
In
welchem
Volk, in welchem Land stimmt das
so
überein
mit dem wirklich Vorhandensein?
Inhanden,
müsst
hier es schon heissen.
!
"Labil"
-
das Leichtbewegte, elfen-, libellenhaft -
"Robur"
-
die rohrobuste, die Raufe-, Raubekraft.
Teilt
mit
- theilt mit!
Jah,
so
ein fröhlich, freundlich Miteinanderwerken
und
Wirken
wär auch hier wohl
wiedermal
tauglich
- von den Fernsprachen
kenne
und
kann ich nur Ungarisch einigermassen,
das
ich
als Büblein hauptsächlich vom
Geschnabbel
unserer
Hausmädchen aufgeschnappt.
Da
fällt
mir eben ungarisch "Rag" = Krebs
und
sein
Gegenwort "Lágy" = weich ein und
unser
"Latsch"
dazu - - - man kann schwanken,
welches
der
beiden Weichworte deutlicher
allvernehmbar,
urvernünftig
entsprechender
ist.
"Wo
der
sich hinvergaloppiert!"
Gemach,
ihr
Leut, gemach -
Notmund
hat
hier den Stift geführt,
und
führt
ihn vor wie nach.
Wiederholt
fiel
das Wort "Leute" hier, gradrecht dass ich was deute:
Ein
böhmisch
Dorf, verriegelt Haus, war jahrzehntelang
mir
dies
Wort, richtig ausgeschlossen war ich daraus,
weil
L's
Bedeutung mir fehlte. - Erst als ich merkte:
"L
wohnt
in Klein", lebt gern mit lein, leicht, lind -
da
ging
mir's auf, da fiel mir's ein, sprang's auf,
das
Tor,
geschwind.
Und
es
blies Geisteswind: "Lüttch, Dummkopp" mir ins Ohr,
bald
fiel
dazu auch "Littel" ein -
endlich
konnt
ich hinein!
Jetzt
hört,
und sagt einmal:
Gibt's
eine
Sprach- , eine Menschenmöglichkeit,
das
zahrtklein
zierlich Niedlichste unsrer
Menschenwelt
entsprechender
zu bezeichnen
als
grad
mit "littel", sagt!?
Und
nun
denkt auch mal den völligen Gegensatz:
Das
kraftvoll
ragend Rüstigste, halt, Gerüstetste
der
menschlichen
Erscheinung - - -
Habt
Ihr's?
Dasselbe
Wort,
nur gehärtet, nur verwandelt L in R -
zu
raten
jetzt wahrlich nit schwer -
so
seht
- so schaut - da reitet ja, sprengt ja -
ein
"Ritter"
her!
-
- - - -
Genug
-
nur Spur des Paars RL,
mehr
hab
ich nit gewollt.
Beschreiben?
-
Hah
-
wer wär so schnell,
wer
so
ein Blitzebold,
der
wie
der Luftgeist Ariel
mit
Ihm
die
Welt
durchrollt?
S
Sch Z
Sichel-S,
das
singt dazu - Sch schwingt Ringeruh - alles fügt sich schon
so nett,
da blitzt drein das Zickzack-Z
|
Jetzt
geht
es zu den Zischern, den Stumpf-und-Dumpf-
Erfrischern
-
Dank
ihrem
Auchdasein!
Wir
brauchen
auch Empörer, Aufrührer, Reizer, Störer,
zu
unsrem
Wohlgedeihn!
Freilich
-
zuviel von ihrem Reiz verdirbt, entzweit's.
Da
sind
die Brüder Zischler, wahrlich schon alle drei -
der
Singo
und der Schwingo und Zickel mit dabei.
Aber
hübsch
langsam, sittsam, nach und nach, wenn ich bi...
Hahahalt!
Das
ist
ja grad, als hiessest du die hitzge Glut:
Sei
kalt
- sei kalt wie Eis -
als
sagtest
du: Insekt, saug Blut, doch nur nit beiss!
Wo
grad
das, dass es beisst, ihm Pflicht,
dass
es
dich stachelt, reizt und sticht -
und
über
Schnüre springt, was ihm auch droht und winkt.
Was
schwätz
ich da, Gesell, ans Herz gedrückt,
umarmen
Dich,
bis warm dein Sang uns glückt,
bis
all
dein allzuscharf, zu reizend Schrill
hinschmilzt,
sich
mildert, wohnlich schön und still,
wie's
insgeheim,
warm unbewusst, im Volksgemüt
schon
längst
geschieht.
Langbreit,
gradgrob
und herzensgut,
wie
es
Herr Preuss zu wenig, der Schwob zuviel tut
"fascht".
Nun
aufgepasst,
all Schpass beiseit:
Mit
Aufpäppelung,
Wucherung des Scharfzischler-
gesindels
ist
wahrlich nit zu spassen!
"Disziplin"
zum
Beispiel, in sich selbst schon
ausgesprochene
Disharmonie,
Unordnung, nit nur hie -
sowas
soll,
will uns Lebensordnung schaffen?
Na,
und
was, was, was,
was
schaffet
sie???
Genau,
was
in ihr zippelzischt -
die
Sklavenpeitsch,
den Sklavenzwist, Zerordnung-
Diskrepie!
Ein
herzlebendig
Treuvertraun allein kann
Bildung
-
Ordnung baun, Ordnung,
bewegt,
urwohlgemut,
freundfröhlich -
bösegut!
Wahrlich,
nit
nur so'n Puterhahn muss blau vor Wut
sich
kollern,
wenn wir mit ks-kss-ksss ihm nahn,
auch
den
gutmütgen Hannemann hitzt sowas
bis
zumTollern.
Drum
ist
scharf S in Hässlich vor allem auch zuhaus -
was
red
ich? Ach, der Ratz, der Maus, das Kummerl
hat
kein
Haus. O weh, nur Hass hat das -
hetzt,
schiesst
dahin wie Satanas,
Chausseen
dahin,
ruchlos voll Graus,
Ahasver
in
dem Herzen.
Oh
Menschenkind,
ruh ein, ruh aus,
schmelz
ein
all deine Schmerzen!
wehO OOO O
Singo,
so
sag doch bloss - was ist mit Dir denn los?
Wie,
was
- hüllst dich in Schweigen, in dein Silentium?
Muss
ich
dich selbst "anzeigen"? - Pass auf, da gibt's Gebrumm!
Doch
-
fangen Dich? - Ha Nocken - du springst durch Spruch
und
Spocken,
spukst überall herum, du Schlimmer,
selbst
im
"Slum", singst übrall deinen Vielsinnsang,
den
einen,
deinen Allweltslang.
So
machst
du deinem Namen hier-dort wohl
manche
Ehr
-übst Sicheln, Sägen, Sensen
als
Handwerk
nebenher,
du
fleissger
Vagabunde, du Allervölkerkunde,
beflissner
Allgeniesser,
der ganzen Welt gesellt,
heut
Spiesser,
morgen Held - - -
Wer
hätt
genug der Greifelist, recht zu begreifen,
was
du
bist? - Wer könnt ein Fliessen fassen? -
Ich
muss
dich sausen lassen.
Lebt
uns
zum Glück sanft S ja auch,
geborn
am
Sonnenbusen -
wohl
dem,
der es mit diesem hält, fern
Missetat
um
schnödes Geld, vertraut bei holden
Musen
-
vertraut
mit
Simsummbienelein, an Blumenkelchen bammelnd,
mit
ihm
saumseelig Flur und Hain und
Waldesaun
und
Feldesrain durchsummelbrummelsammelnd.
Was
wär
ohn es ein Sommertag?
Das
wär
ein öder Summer!
Bienlein
beseelt
sein Urbehag -
summsingelt
ein
uns bange Frag - summsingelt
ein
uns
kalte Plag
in
Summsumsommerschlummer,
so
gut
- so warm - so brav -
schlaf
gut,
du Kummer -
schlaf!
Was
schwimmt
denn da zu unsrem Strand?
Heihoh,
wie
wohldurchschwungen!
Ein
Schwan
- breit S - von Flickwerktand
befreiht,
in
Freundes Fühlehand
zum
Bild
eines Schwans gelungen -
zum
Bild
flammschweifenden Sonnenrads,
eines
wogendurchrauschenden
Wikingkahns - -
wieduwilt:
ein
schwinge-schwankend Gebild.
Diesem
urbehaglich
Breitesten,
Schall-
und
Mund-gerecht Beredesten
der
drei
Zischerbrüder die Ehr einer
seiner
Würde
entsprechenden Form zu gewähren,
war
wahrlich
an der Zeit.
Ist
er
doch der Meistgebrauchte!
Aus
einem
Guss und Fluss, wie's ihm gebührt -
so
wollen
wir ihn schauen auch,
beschaulich
uns
erbauen auch, an seiner Schöne uns weiden,
wie
einst
an der wildschönen Welt wir's taten
als
andächtige
Heiden.
So
-
wuchs - auch Schee - sich zum Schwan.
Verwandt
einem
Wikingskahn - hah, königlich,
in
schimmernder
Wehr, ein Bild
kraftstrotzenden
Lebens,
schwimmschwankt
durch
das Ursprachmeer
Schwaner
-
der Kühne - daher.
Breit-S-beschwingt
schwebt
gerne
die
Schutzfee
durch die Welt.
Horch,
ihrer
Schwingen Sausen,
ich
hör
es drin wie draussen,
hah,
wie
mir das gefällt!
Horch
nur:
"Charmant" - besinne Dich, das heisst
ja
-
schirmend, ritterlich!
Hör
-
schau - vernimm, was uns raunt die Fee:
Dort
unten
im Land schau die Scheuer,
die
unsre
Ernte schützt - tief eingehüllt in den Schnee - - -
die
Schnecke
schau - - - die Schachtel - - - Schuh - - -
und
die
Schatull da dazu - - -
Fernfern
schau
auf das Schloss, in Schanz und Schild - - -
Nun,
merkst
du was, bist bald im Bild?
Oder
-
? -
Ist
allzudicke
der Schober auf unserem
Kopf,
kann's
durch nit dem Unter, dem Ober,
durch
den
schwindelverfilzten Schopf?
O
Zet -
jetzt
heisst's
mit dir um die Wett,
mit
Zung
hinter Zähnen, den zackenspitzen,
zu
zeterwettern,
zu dunderblitzen,
zerblitzen
all
sattmatt Gefrett!
Wie
Atta-Zeus
von dem Wolkensitz es tat
mit
Donnergedröhne
auf ungeratene Söhne -
es
tat,
als gerüstet blink und blank,
gezeugt
geheim
mit Ananke,
der
geistentzückte
Gedanke,
Athena
dem
Wuchthaupt entsprang!
Doch,
halt,
halt, hab mich vergaloppiert - dass ich
zu
spät
es nit büss! - Wer erst die Traub auftischet,
uns
nimmermehr
erfrischet, bringt nachher
er
's
Gemüs.
Drum
reift,
ihr Traubelbeeren, vielleicht, vielleicht
gelingt's,
zuguterletzt
euch zehren.
Zehren
-
für Zet ein sehr bezeichnend Wort. -
Ja,
zerrn,
zerstörn, zerreizen kann's, bezeugen
John,
Jan,
Iwan, Hans,
die
Zer-zivilisierten,
ach Zer-disziplinierten,
im
Zippelzappeltanz.
Nichts
Anderes
lebt als aus innerstem Drang -
Feind
alles
Blühenden ist - der Zwang!
Aufauf,
mein
Blitz, zu fachen der Heilbegeistrung Glühn,
voll
donnersonngem
Lachen aus Dornen Rosen ziehn -
statt
ach
so öd nach dürrem Zweck verdorrend
zu
verkommen
im Existenzeneck!
Weit,
weit
von dem Gezwerge, rastlos als wie die Ratz,
bei
heitrem
Notwendwerke, hinthinter all der Hatz,
von
Tag
zu Tag geeinter, von Tat zu Tat gereinter
heben
urheilgen
Schatz.
-
- - - -
Noch
einmal
schau ich deine Run, oh Zet,
voll
Mut
und Witze,
Du,
du
hast's mit dem Blitze, dem Wildweltgeist
zu
tun!
Mit
Ihm,
der alle uns ergetzt, zuckst zeugend du,
beglückend,
allalle
Welt durchzückend,
im
ewiglichen
Jetzt!
W
M
Emma
M hemmt minnig wieder, was verhetzet, was verwundt, wo der Wallo W
dawider wieder wühlet bis zum Grund
Emma
M
hemmt
minnig wieder, was verhetzet, was verwundt,
wo der Wallo
W
dawider
wieder wühlet bis zum Grund
Wem
gilt
nun dies? WM gilt dies, dem auch polaren Pärchen -
W
ist der Mann - M ist das Weib -
hah,
welch
ein Wunderwendeleib, hah, welch ein Zaubermärchen,
Märchen
voll
Wirklichkeit!
Schaut
hier
das Heim von Emma M - behaglich, wohlbestallet -
dort
wandert
Wallo W des Wegs, selbst vielbewegt durchwallet.
Ahngeist,
der
hat weltseelvertraut Mahl-Weib, Wahl-Mann
getreuer
Weis
in einen wahren Zauberkreis
melodisch
eingebaut.
Zu
Wallo
aber erst nachher, jetzt zu Frau Emma, kommt!
Sie
räumt
grad ihre Kammer - hängt Wäsche mit der Klammer
-
hört
ihr
schon ihren Thon?
Horch:
Eins
zum Andern ammelt sie - Eins um das Andre sammelt sie,
und
Eins
im Andern rammelt sie.
Jah
-
Imamum, o mei - ist Emmas Melodei.
"Komm
mit,
komm mit" - so bittelt sie, unmüdlich, ohn Erlahmen,
zusammen
komm,
zum Mitteltum,
zum
heilgen
Zeugesamen!
Vom
Mammeluk
zum Mammut hin,
vom
Riesen
zur Mimose ist Welt ja voll von Emmas Minn,
sie
minnelt
wie im Herze drin im winziglichsten Moose -
ummummelt
jede
Wenigkeit, bemammelt jede Kleinigkeit,
ist
wie
Ami getrieben zum amorosen Lieben!
Jah,
von
Amore lebt dies Weib voll wärmendem Erbarmen,
so
maidgeschmeidig,
windgewandt, ist auch den Nachbarn
gern
zur
Hand als Magda, Maja, Carmen.
Nun,
merkt
ihr wohl ihr Amt!?
Mein
Amt,
dein Amt, hah, unser Amt:
Ums
Kleinod
treu bemüht ringen im Erdsternhimmel,
dass
trutz
all Wehgewimmel
Heilstern
der
ganzen Welt
-
Mütterlichkeit -
erglüht.
W
- - -
Was
-
bewegt - uns - mehr?
Als
Wallewiegewoge-W
- so vielbewegt?
Wohin
ich
horch, wohin ich seh,
sich
seine
Welle regt.
Wie,
wo,
warum? - Wieso, wozu? - Wer, was und wem?
Wie
wild
Du frägst, du wirre Wauwauseele!
Wühlst
ja
wie eine Wesp, wimwum, wütend
um
jedes
Ding herum!
W:
"Wild
-
jah, das bin ich, wirr bist Du, wenn du mir
sowas
hängelst,
einfach ne Katz mit einer Kuh,
einfach
nen
Pott mit einem Schuh
vermischelst
und
vermengelst.
Ich
W
kann doch kein D dir sein voll dürrem:
Die
-
Do - Drum -
muss
wallen
in die Welt hinein, mit ihr so stillgewaltig
rein
werben:
wie, wo, warum?!
Könnt
denn
wie D ich stehn so kalt? - Bin Wallo -
muss
mit
Welt und Wald Gefahr, Gewohn -
Gewohn,
Gefahr
durchwellen und durchwallen!
Komm
zum
bösguten Ringereihn,
kann
uns
ja Eins, nur Eins allein doch nimmermehr
gefallen!"
Hast
recht,
hast recht, jah, sei umhalst,
hah,
wer
mit Dir nit wohnt und walzt,
kommt
nie
zu frischem Wohle -
dass
den
der Kuckuck hole!
Wohlauf,
hinaus
- wohlauf, herein! - Eins blüht nur mit
dem
Andern,
Frohwohnen nur kann Wandern,
Wallo
nur
Emma freihn!
Er
-
wie der Wald so wild, Sie - wie ein Garten mild.
"Eins,
das
ist Keins", spricht Volkesmund - Eins ist verlorn, verlassen
-
Eins
kann
kaum stehn, geschweige gehn, wie könnt's denn
schwingen,
tanzen,
drehn? Kann lieben nit noch hassen.
Nur
wo
frische Winde wehen, kann ein frohes Wohnen sein -
nur
wo
freih die Wandrer gehen, nur durchweht von Frischgeschehen kann
Urheimatwohl gedeihn!
Wohlauf,
Gesell
- drückt Ungemach,
will
glücken
Dir kein Heitertag -
geh,
Freundchen,
geh!
Bewegung
-
löst - alles - Weh.
Mit
dem
"Erst Wägen", Du, ist's nichts -
ein
immerwährend
Wagen
kann,
wird,
muss heitern Angesichts mehrmehr
aus
Dumpf
ins Heil des Lichts, mildwilden
Lichts
uns
tragen.
F
V
kommt
Fluto F geflogen, mit Vöglein V, dem
Vielleichtwerweiss
|
Oh
schön
- ! Du Firlefanzerl du, du Flitzeflatterlaut,
bist
auch
verbunden mit der Ruh - Du,
dennoch
der
Urbrave, du bist auch dem heiligen Schlafe
urdunkelgut
vertraut.
Hilfst
ihm
mit wunderguten, wohlwollig
weichen
Fluten
durchfüllen und umhüllen,
was
Tagplag
uns vergraut.
Hilfst
ihm
mit unverhaftet, mit tiefurbändgem Fleiss,
von
Urhumor
durchsaftet, schliessen, fliessflüsterleis,
verstörten
Lebenskreis.
Allem
Flotten
angetraut, sei gegrühst, o Fliesselaut!
Hei,
wie
fliegt das
flitzeflink,
wie
durch Busch der freche Fink!
Fangt
und
funkt und funktionieret,
filteriert
und
figurieret wie geschmiert, bis fahr-
fertig
ganz
und gar, klipp und klar, alles
fleckt,
florieret.
Hei,
wie
schaffet Förderschaft Furor rein und
Saft
und
Kraft, aus ff der Fanz, heissahoh, der kann's!
Allewelt
durchfliessend,
alleweltgeniessend,
flirrtet
fort
und fort er mit Ort und Wort,
flötet
flugs
sein Lieblingslied:
Fluid
-
fluid - fluid!
Jetzt
hab
ich Dich, oho - entfleuch mir nit wie'n Floh!
Horch,
wieder
geht die Pfort,
quietschzwitschernd
allheitres
Gewort:
Urkraft,
so
weich wie ein wellender Fluss,
webt
Freiheit,
heilschaffende, grohse,
voll
tiefduftger
Dornenrose, voll tiefbeflissnem
Genuss.
So
-
schafft - weichwachsende - Kraft!
Die
starre
jedoch, die stolzstarke,
die
eishart
herrschende, karge,
die
Unkraft,
die zwingende, bricht.
Ja,
Kraft,
in Treue wurtselnd,
urmutterseelgesellt,
die
tritt
nit fehl, die blüht fidel, ob
rundum
purzelt
die Welt, Kraftprotze-
Schwindelwelt!
Nun,
unser
Vau!
Sein
Lautwert
gleicht ja dem des F in unsrer
deutschen
Sprache
- warum denn dann zwei Zeichen
für
gleichen
Klang?
Warum?
-
Warumgebrumm! - Wenn wir's auch nit verstehn -
muss
uns
denn alles der Verstand, der Totengräber
von
Leut
und Land, der Übelgrübler vergraben?
Tot
ist,
was festgestellt!
Es
lebt
nur die werdende Welt, die heimlich keimlich
wachsende
Welt!
Genug
lang
bewegte, erwog ich die Frage:
Kann,
muss
Vau nicht fortfalln, zur Gesundung
des
welterbauenden
Worts?
Doch
-
die mit ihm geübten Zärtlichkeiten, deren
Entwendung
unser
Volksgemüt, Weltgemüt
offenbar
kränken müsste, bewogen mich,
die
Finger
davon zu lassen.
Vater
-
wolln wir nit wie Futter schreiben, wolln
ihn
selbst
gefüttert sehn, nit so elend hager,
wie
ne
Hopfenstange mager. Veilchen sehn wir gern
bei
Weilchen,
nit bei rostgen Feilen stehn.
Volk
-
sehn voll wir gern, mit Vau. - Reicht nit weit,
die
Vogelschau!
Jah,
schon
den Vöglein zu Gefallen, von denen wir flott
umflogen
sind,
drum ihnen doch gewogen sind,
darf
unser
Vau nit fallen!
Vaulein
ist
ja einsam sehr, doch das reicht ihm
nit
zur
Schande, eher noch zur Ehr. Ohn den Vetter
und
sein
Vieh, wär's zu einsam fast, doch sieh:
Ver
-
von - viel - und voll, die Fünf, bringen
dennoch
auf
die Strümpf.
Jawohl,
mit
unsrem Vöglein Vau,
und
ist's
auch unser "Vogel", schau - es ist ja liebeflott,
es
ist
ja keine alte, in Kram verhockte kalte,
herzkalte
Krauchekrott,
ist
ja
beschwingt fidelerweis, das Vögelein
Vielleichtwerweiss,
dem
deutschen
Volksgemüte.
Behüt
es,
Welt, behüte, es blüht
zu
deinem
Preis!
N
und
Nebel N nähn vielleicht
Nun
sag
uns an, o N, wie nennen wir dich denn?
Bist
du
der Nacht Geselle, voll nächtgen Neides Pein,
vernichtend
heitre
Helle? - Bist du ein Kind des Nein?
"Ich
bin's
-
nur
bild't
euch ja nix ein mit eurem plumpen, steifen
Verstand.
Wer
mich will greifen, begreift nur Schein.
Allwirklichkeit
durchrinnend,
die Welt durchsinneminnend
dem
Wesenden
verbunden, dem Wissenden entwunden,
Nebel
zu
Leben wendend - Leben zu Nebel ein, web ich im
HIAHSONAIN!"
Dann
sei
gegrühst, mach Welt uns wert! -
Geht
Nein
voran, wird sie verzerrt!
Jah,
dann
wird nur verheeret, vernichtet, was uns freut,
all
Freundlichkeit
verkehret in Feindlichkeit.
Nur
Jah
voran befreiht!
N
kommt gerannt:
Schon
Schlussakkord?
Noch fehlet ja ein notig Wort!
Mich
anzudichten
brauchst nit mehr -
doch
Du,
von dem mir so bekannt, ja gar verwandt,
von
Nah
hast kaum berichtet!
Mich
wundert,
das du den vergisst, der doch auch dein
Freundnachbar
ist.
Ach
jah,
hast recht, kommt, setzt euch wieder -
hörn
wir
noch was von unsrem Bieder.
Na,
die
Sippschaft macht mir Spass -
lauschet
nur,
nun reim ich was!
Dieser
lange
Nagel da ist der würdge Herr Papa.
Wo
Mama
geblieben is? - Nu, die steckt im Nadelkiss.
Wo
die
Kind? - Die seht ihr nit? - Schaut euch um, hier: Naht, Nut,
Niet.
Was
sie
treibt, die Sippe da?
Na,
sie
macht halt alles nah!
Oh,
die
Sippschaft lob ich mir, Trennungsleid weilt nicht in ihr,
wo
sie
naht und wo sie ist, schlichtet bald sich Zank und Zwist.
Meint
man
schon: Nu geht's entzwei -
sie,
sie
macht die Eintracht neu.
War
da,
vor ganz kurzer Zeit, Faden mit Herrn Lump im Streit,
kommt
Frau
Nadel grad herein, bald stimmt's wieder überein.
Was
die
Tugend einer Frau,
zeigt
Frau
Nadel uns genau.
Ihre
Ahnen
sind wohl tot? - Nein, doch arg vergessen:
die
Urahnen,
Mutter Not - Vater Nu sind frisch und rot,
wie
sie
je gewesen.
Alles
was
ich lieb und schätz,
wirket
tief
ihr innig Netz!
D
T
um
mit D doch zu leben, ich, du, voll Dochbehag - T-tüchtig
anzuhabengottvollen Lebenstag
Dienen
- wie - De!
Wie
es
einstmal dem Römer zu seinem "durus" gedient
und
dem
Madjaren zum "Datze", zu dem Schutz seinem Schatze
(Trutz
heisst's,
nit Schmeichelkatze)
und
auch
zum "Durra" dient.
Hört
nur,
"durra" heisst "grob" - als ob
der
Urzeit-Asiate,
in der Lateiner Rate,
hätt
ihr
"durus" gelernt und sich zum "durra" gekernt.
In
Wahrheit
wird es ja so sein, dass beide ,
in
Rohsein
rein, mit hauchzahrter Urvernunft,
aus
gleichem
Erlebnis vernommen,
zu
gleichem
Ergebnis gekommen
und
beider
Ahnohrenmund ein ähnliches Wort geboren.
Köstlich
verwandt
doch deutet und denkt
Völkerwelt
mit
dem D.
Hört:
"Doge-Dach-Dagh-Dock-Duman-Duvar-Dokum-Dorf-Dekan".
Was
die
auch bedeuten, auf Hüten, Hecken,
Bewahren,
Decken
deuten sie alle doch hin.
D
o m -
Hahoh,
wie
rundganz das ruht, so urbehaglich gebauet.
Horchend
fühl
ich, urwohlgemut, wuchtig wölbende Formenflut
in
mir
selber erbauet.
Dumm
-
heisst wahrlich Verwandtes, Du,
schau
nur
scheel mich nit an!
Daumdick
umwölbt
heisst es, buschdicht geschlossen
heisst
es,
eingemummelt und zu -
wie
so'n
Baumknot, der noch nit schiesst, noch nit
knospet,
treibt
und spriesst - wie ein Kindlein
in
Mutterhut,
dickgesund, jah dummlich ruht,
traut
zuhaus
in der Haut.
-
- - - - -
I
war a rechtes Dummerlein, sie neckten mich den Petzen,
in
jede
Falle fiel ich rein, als Zucker nahm ich manchen Stein,
den
Andern
zum Ergetzen.
Fangsalz
trug
ich mit mir herum, mich lachten aus die Spatzen.
Wie
tat
da wohl dem kleinen Knot das Vaterwort in mancher Not:
"Der
Knoten
wird schon platzen!"
Ist
er
geplatzt? - No, nit zu sehr - doch platzet er wohl
täglich
mehr.
Ist
D
mehr ein Dunkelmann, Dogmenmann, Doktersmann -
Bruder
T
ist aufgetan!
Hei,
wie
freih tritt der daher, nur sein Wert ist seine Wehr.
Tüchtigkeit
ist
seine Braut, Tochter aus der Tiefe,
satt
ist
er die Flüchtigkeit, die flachflaue schiefe.
Zeugesaat
und
tauglich - das ist seine Tat!
"Wie,
was
- Tat von einem Laut?"
Stör
nit,
hör mit: ihr vertraut.
Jah,
vertraut,
fern schlappem Herrl, jedem trefflich
tappern
Kerl.
Turnen,
wenn
es sein muss, türmen, stromern, Allewelt
durchstürmen,
hat
der tapfre Tupfe los,
dieser
tänzrisch
turbulente, voll unbändgem Tempramente,
dieser
kleine
Gernegrohs.
Tittlein
reckt
sich zum Titanen, zum Centaurus, zum Tartar,
stürmt
daher
als wie ein Ritter,
wie
ein
Taifun-Ungewitter oder wie der Teifel gar.
Doch
was
lebt, lebendig, wohlig, das lebt polig,
so
auch
T:
Wie
die
winzigen Termiten Türme baun von Drin hervor,
so,
aus
winniger Herzmitten, tiefgesellt, taktgeschwellt,
trägt
er
wie Freund Tree, der Baum,
Ordnung
in
den Weltenraum,
Bildung,
ferne
Wissenswust, Schönheit voller
Eintrachtlust.
Heiahou,
wie
Thau belebt er, tröpfelnd heitern
Trutzetrost,
selbst
dem
Teufel nit erbost.
Aus
dem
Punkt, dem kleinsten, hebt er,
so
mit
Theo, Thor und TAO,
Ein
und
Alles,
A
und O.
Wer
konnt's,
wer kann's ersehn, wer in solch
Ringgangkreise,
auf
kugelrunder Reise
ein
Punkt,
verstehn?
Komm
schaun,
beschaulich lauschen, allheim uns
plätscherplauschen,
wie
Thau zum Grunde gehn -
ins
endlos
Runde gehn.
Horch:
Totoro!
- Wer pocht, der Tot? - - Er ist's - -
Herein!
-
ruft Leben,
weil's
ohn
ihn ja kein Leben wär,
weil's
ohn
ihn ja ohn Liebreiz wär,
ohn
blühfrisch
jung Erheben.
Herein,
herein,
mein Totterlein! -
Was
wäre
mein HIAH denn ohne NAIN?
Was
mein
Gedeihn, mein Fruchtbarsein,
mein
Wiedersammeln,
Wieder-Ein?
Kein
schmerzreich
liebend bebender,
kein
scherzreich
allbelebender
Herzpunkt,
kein
Springepunkt,
der alle Welt
durchjungt!
Spring
mit,
tritt mit, Todgrübler Du -
Narr
nur
bedenkt zuviel,
voll
neidigem
Geschiele, hat immer Ziele, Ziele
und
kränkt
das ewge Spiel -
mein
Bildespiel,
mein Notwendspiel,
das
blühen
will, oh Du,
in
heitrer
Ringeruh.
Heimfalln,
Gesell,
eingehn, aufgehn,
in
deiner
Treu versinken,
mit
ihr,
mit ihr urschöpfrisch rein
ein
herzfroh,
werkfroh Wirklichsein,
lebendges
Leben
trinken!
Ich
nicht,
Du nicht, Wir leben, oh Freund,
Wir
Alle
nur wirken die Wirklichkeit - - -
Wer
könnte
sterben, da doch kein Einzelner lebt?
Sieh
den
Lebendigen:
Sich
innig
verwendend, starrt ihm keine Ende,
stört
ihn
kein Tod.
Aufgehend
im
Eben, lässt auf ihn das Leben blühn,
weil
er
Ihm traut, ist Es ihm grün - - -
"Dein
bin
ich - Du bist mein" - raunt Es durch
Wald
und
Hain.
"Ich
auch,
ich auch, ich auch!" jauchzt Es von Blum
und
Strauch.
Horch
-
auch - in - Dir!
Nachwort
Kurz
nach Ostern 1904 gehen in den Wiesen um das Landschulheim Haubinda in
Thüringen drei Männer spazieren: ein Arzt, ein Pfarrer und
ein Lehrer. Sie unterhalten sich über einen Gast des letzteren,
einen seltsam gekleideten Wandersmann und Dichter, den sie „Blüthner“
nennen. Von Arzt und Pfarrer wird der Fremde abgelehnt, der
Schulmeister sucht ihn und sich selbst zu verteidigen:
„Seine
Ansichten
teile ich nicht. Sie sind mir zu weichlich für einen
Mann. Wenn er auch nicht biblisches Christentum predigt, er macht mir
mit seiner Ablehnung des Soldatenstandes, seiner Geringschätzung
aller technischen Fortschritte und andern Einseitigkeiten doch einen
allzu urchristlichen Eindruck. Bezeichnend ist, daß er auch als
Poet die Worte, die mit hartem Laut beginnen, von vornherein nicht
leiden mag. Stahl, Stein, Stock, Staat, Stadt, Stand, streiten,
stehlen, strafen: starr seien sie auch der Bedeutung nach. Anders die
Lippenlaut-Verbindungen: Pflanze und Blume, Blatt und Blüte…“
– „Und Blütner!“ fiel der Arzt mit raschem
Spotte ein. – „Pfirsich, Pflaume, Flöte, Pfeife und
Flocke und Flügel und Fließen und Flur. Fleiß, meint
er, gehöre auch dazu. Einen rechten Fleiß habe ich aber
doch noch nicht bei ihm wahrgenommen. Immerhin kleidet ihn sein Name
ziemlich gut. Wie eine
Blume auf dem Felde kommt er mir vor.“ (Gustav Naumann: Vom Lärm auf
dunklen Gassen.
Berlin 1907.)
Mit
dem Dichter und Sprachdenker, den der Nietzsche-Verleger Gustav
Naumann in seinem Roman als "Blüthner, den Evangelimann"
vorstellt, ist niemand anders als sein Freund Gusto
Gräser
gemeint.
Das Zitat belegt, dass bereits der etwa Fünfunandzwanzigjährige
sich intensiv mit der Symbolik der Sprachlaute beschäftigt
hatte. Kein Wunder! Wer auf Haus, Heimat und Besitz verzichtet hat,
wer weder Buch noch Zeitung besitzt oder mit sich herumschleppen
kann, wer auf seinen Wanderungen oder in der Gefängniszelle viel
allein und von allen kulturellen Hilfsmitteln abgeschnitten ist, der
trägt immer noch einen unveräußerlichen,
allgemeinsamen und zugleich ganz persönlichen Besitz mit sich
herum: unsere Sprache. Gerade der Ausgeschlossene, oft
Zurückgewiesene oder gar Verfolgte ist auf sie zurückgeworfen
als auf seinen letzten verborgenen Schatz. Sie ist dem
Rettung, Zuflucht und - beglückendes Arbeitsfeld, der durch sein
freieres, tabu-brechendes Denken und Tun in der etablierten
Gesellschaft keinen Widerhall findet.
Mit
der Gleichsetzung des Starren und Harten in der Lautung mit dem Toten
und des Fließenden, Weichen mit dem Lebendigen beginnt das
eigenständige Sprachdenken Gräsers. Die Sprache sagt uns,
was zum Tode und was zum Leben führt. Auf dieser Grundlage,
dieser klaren Entgegensetzung hat er sein Weltbild begründet. Es
ließe sich leicht, an vielen Beispielen, zeigen, dass auch
seine dichterische "Technik" aus dieser Wurzel erwachsen
ist. Das Hören auf den reinen Selbstwert der Laute, vor aller
Indienstnahme durch ihnen aufgedrungene Sinngebungen, hat es dem
Dichter schließlich ermöglicht, Kunstworte zu schaffen,
Neuschöpfungen, die nur durch ihre Lautung zu uns sprechen.
Seine
Erforschung
des sprachlichen Klangkörpers hat aber noch einen
anderen, tieferen Sinn: sie ist ein Weg der Selbsterforschung, der
Meditation. Lassen wir dazu den Musiker Peter Michael Hamel sprechen:
"In
vielen mystischen Orden des Abendlandes ist das griechische Alphabet
auf verschiedene Weise gedeutet worden. Betrachten wir z. B. unsere
Vokale A E I O U. Wie weiter unten noch ausführlich erläutert
wird, öffnet jeder Vokal einen bestimmten Raum des menschlichen
Körpers, wenn er beim Einatmen vorgestellt und innerlich
gesprochen wird. Dieses Öffnen ist ganz konkret so zu verstehen,
dass der Atem tiefer oder höher in die angesprochenen Räume
eindringt. Das U erfüllt unseren unteren Körperraum, das I
unseren obersten Körperraum usw. Der Atem führt aber auch
das feinstoffliche Prana mit sich, den geistigen Atem, den die
griechischen Eingeweihten Pneuma, Hauch Gottes, nannten. Die
Gesamtheit eines von Pneuma erfüllten Raumes könnte somit
als göttliche Verwirklichung verstanden werden." (Peter
Michael Hamel: Durch Musik zum Selbst. München 1980, S. 129f.)
Die
Sprachlaute sind also für Gräser heimliche Schlüssel
zum Aufschluss unseres Selbst, zugleich aber der Welt. Immer schon
haben einzelne Denker die Laute mit den Erscheinungen der Außenwelt,
mit den Jahreszeiten, den Farben, den Tönen, den
Himmelsrichtungen, den Sternen und Steinen in symbolische Verbindung
gebracht. Diese Assoziierungen weichen oft von einander ab, sind
individuell geprägt und scheinen darum willkürlich. Dass
aber auf diesem Gebiet, ausgehend vom Reich der Töne, durchaus
auch allgemeingültige, mathematisch nachprüfbare Aussagen
möglich sind, zeigt der Farb-Ton-Kreis des Musikers und
Astrologen Paul Gerhardt Ahnert. Er ist auf dem Rückumschlag
abgebildet, kann aber hier nicht erläutert werden. In diesem
kurzgefassten Nachwort muss es genügen, auf einige einführende
Schriften zur Laut- und Farbsymbolik hinzuweisen.
Das
gräsersche 'Allbedeut',
das hier gekürzt und mit Beispielen aus Gräsers
'Bucheckernschrift'
dargeboten wird, ist während des Zweiten Weltkriegs und kurz
danach entstanden. Am 19. Dezember 1947 schreibt Gräser aus
München an seine Tochter Gertrud in Berlin:
Lebendig
sind
Wir wohl! So heissfleissig wie in den letzten Zeiten hab ich
noch nie geschafft. - Auch heut fuhr ich schon um 5 in die Strümpf.
Was ich hier mitschick, sind Spuren der beiden letzten Werke - vor
allem das "Siebenmahl" ... und das "Allbedeut. Die
Sprachlaute, heimliche Schlüssel zu unsres Lebens Entschluss"
... - ist noch nicht ganz reinreif genug."
Es handelt sich um eine
Untersuchung der Lautsymbolik, abgefasst in Reimen. Wenn man bedenkt,
dass der Dichter in diesen Jahren nahe am Verhungern war, dass er
unter den dürftigsten Umständen in einer unheizbaren, dazu
undichten Dachkammer hauste, dass er wahrlich keinen Grund zum Lachen
hatte, dann erscheint der leichte, heitere Ton, das manchmal geradezu
übermütige, gelegentlich sogar albernde Dahertänzeln
dieser gereimten Gedanken-Sprünge umso erstaun-licher. War es
die pure Lust an seinen Findungen, die ihn so beschwingte? War es die
Genugtuung, nach einem lebenslangen Hineinhorchen in die Sprache nun
endlich zu einem gültigen Ausdruck zu finden? War es das
freudige Wiedererwachen eines Todgeweihten, der die Schrecken des
Terrors und des Krieges im tiefsten Abgrund überstanden hatte?
Wir wissen es nicht. Wir können nur zur Kenntnis nehmen, dass da
einer an der Hand der "Mutter Sprache" durch die äußerste
Not geführt und schließlich gerettet wurde - und ihr nun
sein Dankopfer darbringt.
Ernst
Jünger antwortet auf Gusto Gräser
Die
Lautsymbolik wird von der Sprachwissenschaft wie ein Stiefkind
behandelt. "Als lautsymbolisch werden Laute bzw.
Lautkombinationen aufgefaßt, die nach dem Empfinden der
Sprecher eng mit Phänomenen der außersprachlichen Welt
verknüpft sind", definiert ein Lexikon (Metzler Lexikon
Sprache, Stuttgart 2000). Gesicherte Aussagen über Korrelationen
zwischen Lautung und Bedeutung seien aber (bisher) nicht möglich.
Ja, es ist geradezu ein Grundsatz der Phonetik, dass einzelne Laute
keine Bedeutung tragen.
Die
Handwerker der Sprache, die Dichter und Schriftsteller, wissen es
besser. Tragen die Laute auch keine klar definierbare Bedeutung, so
ist es ihre sinnlich-seelische Wirkung, auf die es dem Dichter gerade
ankommt, die er sorgfältig beachtet und einsetzt. Die Sprache
der Laute ist eine zweite Sprache unterhalb der Schicht der
Bedeutungen, und sie vermittelt eine Botschaft, die, weil unbewusst,
umso tiefer in die seelischen Schichten des Hörers oder Lesers
eindringt. Die Laute sind der sinnliche Leib der Sprache, ihr
eigentlich ästhetisches, emotionales, ihr liebenswertes Element.
Was der Wissenschaft entgeht, das können die Dichter über
sie aussagen, sie allein sind die berufenen Hüter und Erforscher
der Laute. Sie, die Liebhaber des Worts, sind es denn auch, die sich,
freilich selten genug, dieser armen kleinen und doch so nahrhaften
Blutkörperchen der Kommunikation angenommen haben: Ernst Jünger
etwa, Anton Schnack und eben auch Gusto Gräser.
Ist,
was diese Wortwerker über die Laute zu sagen haben, nun deshalb,
weil wissenschaftlich nicht fixierbar, nur subjektiv und beliebig?
Ein Vergleich der Aussagen von Ernst Jünger und Gusto Gräser
könnte eine Klärung bringen. Wir zitieren einige Beispiele
aus Jüngers Buch 'Geheimnisse
der
Sprache'
(Frankfurt/M.
1963; Abkürzung: GS). Zu beachten ist, dass Gräsers Arbeit
der von Jünger vorausgeht, und dass beide sich zwar kannten,
sich aber über dieses Thema nicht verständigt haben. Ihr
Gespräch ist ein postumes und virtuelles.
A
"Das
A, das fast in allen Alphabeten den ersten Platz behauptet, ist als
der unbestreitbare König der Vokale anzusehen. ... kündet
das Erste und Hervorragende an", sagt Jünger (GS 36). -
Darauf antwortet Gräser: "A / beginnt, jawohl, muss
Beginner sein, / läutet Anfang und Aufgang ein, / tut 's Tor
auf, weckt 's Ohr auf zum Achtsamsein. / Er allerdings ist der
Hervorragendste, / der adelig Erste, der First und Fürst unsrer
/ fünf Hauptlaute." (ABD 18)
Jünger
fährt
fort: "Das A ist ... der eigentlich väterliche
Laut, das höchste und königliche Zeichen der Paternität.
In ihm klingt zugleich die Höhe und die umfassende Weite des
Lebens und der Herrschaft an. Seine doppelte Ausdehnung tritt in
unserem Wort Aar prächtig hervor." (GS 36)
Dazu
Gräser: "Jah - entschwingt er nicht wahrlich / aufahtmend,
hochtragendem Frohgefühl, / wie im reinen Raum der Hochalpen /
es wohl uns glücken mag - / wo durchs Blauen, klingend klaar, /
kreist der Aar!" (ABD 18)
Man
könnte meinen, Jünger habe die Verse von Gräser
gelesen und sich dann ans Schreibpult gesetzt. Das ist aber ganz
unwahrscheinlich, denn die Aufzeichnungen des Siebenbürgers
blieben unpubliziert. Interessant ist aber, bei gleicher
Grundaussage, die verschiedene Bildwelt, in der sich die beiden
Autoren bewegen. Jünger, der Ex-Offizier, betont Paternität,
Königtum und Herrschaft, eine gesellschaftliche Ordnung also,
die für Gräser eine zu überwindende und zu bekämpfende
Vergangenheit ist. Er selbst findet sein "Frohgefühl"
nicht im Bereich der Herrschaft sondern im reinen Raum der Hochalpen,
im Raum der Natur.
Jünger
sagt,
in unseren großen Formeln, Zaubersprüchen und
Gebeten verkünde das A den Anruf der höchsten Macht. Die
gewaltigste Formel laute: "Im Namen des Vaters" (GS 37).
Wiederum: Der Antipatriarch und echte Anarch Gusto Gräser würde
nie in diesem Zusammenhang die Worte "Vater" und "Macht"
heranziehen. Sein Denken hat sich von den Traditionszwängen des
Westens befreit. Darum: "'Allah' tönt's / zu der Gottheit
heiterem Sein - 'Altar' / hallt's vom Ort, sie zu benedein" (ABD
19). International, spirituell und überkonfessionell benennt er
die 'höheren Mächte' und nennt "Radscha, / Raa und
Roa - Mahatma, hochachtend / das Athem-A". (Ebd.)
I
"Das
I (ist) der Laut der tiefen Verbindungen. ... Es ruft zur inneren und
innigen Gemeinsamkeit auf ", sagt Jünger (GS 47). Gräser
respondiert: "Jah, das tippkleine Ilein, das winzigste unsrer
Laute, hat ausser (mit) dem vielbeliebten Licht auch noch besonders
mit dem Tiefinnigen zu schaffen. Er lockt: Ganz binnen, in die Mitt,
tritt ein, Gesell!" (ABD 32). Während beide Autoren an das
französische "vivre - la vie" erinnern, weist jedoch
nur Jünger auf die erotische und sexuelle Note im I ("ich
liebe dich"). In dem Wörtchen "in" erkennt er
"eine erotische Ursilbe von wirkender Kraft" (GS 45). Gräser dagegen
preist in dem I vor allem das "Lichtelixier"
- "Blitz, Blick, auch Bild seine Kinder" -, den Lichtgeist
Iris, das "Inheil", den "Wildsinn" - Phänomene
der Reinheit, des Geistes und der inneren Selbstfindung.
U
"U
ruft zum Wurzeln im Dunkelgrund", sagt Gräser (ABD 35). -
"Das U ist der Laut des mehr als logischen Grundes, des
Ursprunges und der feierlichen Dunkelheit", so sinngemäß
gleichlautend Ernst Jünger (GS 49). Beide entdecken im U den
"Sinn des Abgeschlossenen und Verborgenen ... Solche Wörter
sind Urne, Grube,
Gruft, Grund, Sund, Mulde, Muschel, Truhe, Krug, Turm, Burg, Kugel,
Brust, Mund, Stube, Bund, Hut, Glucke, Schuh, rund, unten, zu"
(GS
50f.). Bei
Gräser heißt es: "Nit nur Grube, Kuhle ist sein
Wortgebrauch, nit nur in dem Pfuhle, in dem Busen auch ... mit dem U
hausen wir in Burgen, Buden ... übrall buddelt voller Ruh,
spielt Zudecken und Zustecken unser U." (ABD 36f.)
Die wenigen Beispiele mögen
genügen. Sieht man davon ab, dass jeder Autor seine eigenen
Assoziationen hat, die geradezu ein persönliches Psychogramm
ergeben, so zeigt sich doch in der Grundwahrnehmung ein hoher Grad
von Übereinstimmung. Die Laute für sich, auch ohne
Bedeutungszusammenhang, haben eine Aussagekraft, die jeden Hörer
gleichsinnig ergreift, gleichsinnig stimmt. Der Laut, die "treue
Stimme unsrer Wirklichkeit", sagt Gräser, zeugt und wirkt
durch sich selber, unabhängig von der ihm aufgeladenen Bedeutung
(ABD 13). In ihm überträgt sich die Stimmung des Sprechers
unmittelbar und unverfälscht auf den Hörer und ruft in ihm
ein dem Lautsinn entsprechendes Sein hervor. Durch seine Laute wirkt
die magische Kraft des Worts.
Wortwurzelsucher:
Gräser
und Heidegger
Die
zweite Wurzel von Gräsers Sprachdenken steigt aus der Herkunft
der Worte, der Etymologie. „Ich grabe nach Wurzeln, nach
Wortwurzeln“, soll er zu einem Bibliothekar der Münchner
Staatsbibliothek gesagt haben. (Martin Müllerott)
Als
„Wortwurtselgräber“ hat er sich bezeichnet. Er macht
sich dabei gern die Erkenntnisse der Wissenschaft zunutze, schöpft
aus Wörterbüchern, folgt aber im Suchen und Graben
letztlich seiner eigenen Nase – oder vielmehr seinem Ohr.
Die
Herkunft der Worte zu erforschen genügt ihm jedoch nicht. Worte
haben auch eine Zukunft, eine verborgene Potenz, eine noch
unentdeckte Entelechie. Aufgabe des Dichters ist es, sie zu erkennen
und in neue Wortgebilde austreiben zu lassen.
Wie – nur nach der
Wurtsel messen
willst Du’s Wort ohn
Achtung dessen,
wohin’s zieht und neigt
und zweigt -
heisst ob der Geige den, der
geigt,
Liedes Meister vergessen!
…
Wohl aus Wurtsel wird das
Wort,
doch bei Wipfelliebesspielen
zieht es nach geheimen Zielen
fort und fort.
Liedes
Meister
ist die Sprache selber, die nach ihren eigenen Gesetzen wirkt
und schafft. Diese Gesetze sind aber nicht die der Logik, auch nicht
der Grammatik allein, sind Spiel und Tanz der Laute, die sich
gegenseitig anziehen und verbinden, angezogen oder abgestoßen
weniger durch ihren Sinn, ihren Inhalt, als vom Reiz der äußeren
Gestalt, von ihremn sinnlichen, stimmlichen Lauten. Die Laute
„läuten“ und locken so ihre „Leute“, die
Lautverwandten, an.
Auf
dieser Eigenschaft der Sprache – dem Überspringen der
Logik durch die Lautung, aber auch der Stärkung des Wortsinns
mit den Mitteln der Lautung -, auf diesem Miteinander und
Gegeneinander von Sinn und Laut beruht das dichterische Spiel der
Sprache.
Worte – wollen auch nit
sitzen bleiben –
wolln zum Tanze fliegen …
Ihr ersehnter Bräutigam …
Der kommt selten so
höchstselber,
hat der Liebesboten viel,
tausend tausend
Singsangstimmen …
So – werweisswoher
erwehend,
läutet’s durch den
Völkerwald.
Lockend urverwandte Laute,
haucht Wildfremde ins
Urtraute,
weckend thönende Gestalt.
…
Ein anderes Spiel, das Gräser
mit den Worten treibt, ist es, sie aufzubrechen, sie in ihre
Bestandteile zu zerlegen und dadurch einen neuen oder anderen Sinn in
ihnen zu entdecken. Gräser treibt es ernsthaft und
einfältig-kindhaft bis zur Albernheit; der Zufall wird zum
Einfall, aus dem ein Licht einfällt. Im sinnlichen Schein
erscheint sinnhaftes Sein. Man kann solche verborgenen – oder
neuen – Bedeutungen ausdrücklich mit Worten als Licht
heben:
Mein – ist das Herz der
Ge-mein-schaft.
Man kann sie mit Bindestrichen,
die eigentlich Trennungsstriche sind, sichtbar machen:
Wir-kl-ich-keit;
Oder man kann durch Reim,
verändertes Geschlecht, veränderte Betonung auf sie
hindeuten. So wird aus dem männlichen „Geist“,
anders gelesen, auch ohne Hilfszeichen, das sächliche „Geïst“
oder „Ge-ist“. Durch eine winzige Verschiebung in der
Aussprache (hier im Druck durch ein zweites i-Tüpfelchen
angedeutet), ohne einen Buchstaben zu ändern, gelingt es Gräser,
seine philosophische Grundaussage zu formulieren: das Geïst ist
Geist, Geist ist Geïst. Was Hegel auf tausend Seiten sagt, sagt
Gräser in einem einzigen Laut.
Von solchem Sprachdenken,
Sprachgebrauch und Spracheschaffen die Brücke zu schlagen zu
Heidegger ist geradezu unvermeidlich. Ist er doch bekannt als der
Bindestrich-Philosoph, berühmt und berüchtigt für
seinen kühnen, oft als willkürlich oder schlicht falsch
beurteilten etymologischen
Ableitungen, berühmt und
gerühmt auch für seine eigenartigen, kühnen
Wortveränderungen und Wortneuschöpfungen. Wenn Gräser
aus dem Wort „Ereignis“ das „Ei“
herausschält:
Er-Ei-gnis
und
Heidegger das „Auge“ in dem noch willkürlicher
erscheinenden „Eräugnis“ erblickt, so ist die
Vorgehensweise hier wie dort offensichtlich die selbe.
In
alledem, wie auch in ihrem Verhältnis zur Sprache überhaupt,
ist die Parallelität zwischen den beiden Denkern so groß,
so ins Auge fallen, dass nähere Nachweise – die in Hülle
und Fülle zu liefern wären – nur noch langweilen
können.
Sinnvoller
ist
es, darauf hinzuweisen, dass von Gräser her bestimmte
Vorgehens-weisen Martin Heideggers erst verständlich werden. Ist
es doch ein Hauptvorwurf der wissenschaftlichen Linguistik –
die Heidegger von Herzen verachtete, jedenfalls als für ihn
nicht maßgebend betrachtete, - dass seine etymologischen
Deutungen oft falsch oder mindestens sehr gewaltsam seien. Dem würde
Gräser antworten mit dem Hinweis auf den Spielcharakter, den
Telos- und Latenz- und vor allem den Lautcharakter der Sprache.
Gräser und Heidegger haben andere Eigenschaften der Sprache
entdeckt oder betont als die herkömmliche Sprach-wissenschaft
dies tut. Sie haben die Logik zurückgedrängt zugunsten des
naturhaften, wachstümlichen Spiels, finden Sinn noch im Zufall,
sehen Winke noch in Winzigkeiten, die dem Wissenschaftler stumm
bleiben. Sie sind Horchende und Gehorchende, die das sinnliche Hören
und seine meditative Vertiefung für mindestens ebenso wichtig
halten wie das auf den Inhalt gerichtete Sinnerkennen.
Ihr
anderes Sprachdenken ist Teil ihres Aufstandes gegen die
abendländische Tradition der Übermächtigung durch
Rationalität, gegen den Beherrschungstrieb der nackten Logik. In
der Sprache spricht ihnen das Sein selber, und wir sollen „Es“
hörend zu Wort kommen lassen:
Lass,
lass
Es sprechen, wie’s vonselber spricht …
Erst
die neuere Forschung, allen voran Gerald L. Bruns, hat begonnen,
Heidegger in dieser Hinsicht gerecht zu werden, indem sie die
eigen-ständige Art seines Sprachdenkens herausarbeitet und damit
die Verwandtschaft zu Gräser genauer sichtbar werden lässt.
Das Gehen-lassen, Sein-lassen (die Grundhaltung Gräsers!), das
zeigt uns Bruns, ist Heideggers Grundhaltung gegenüber der
Sprache, und von ihr her erscheint sie in einem neuen Licht.
„In
place of pictures we get puns, which is what happens in the
letting-go or gambling game of language. Thus, to take only one
example, the key word, „Ereignis“, „ventures“
the round dance, „Reigen“, but one cannot explain why:
the connection between „Ereignis“ and „Reigen“
isn’t a conceptual one: it’s just what a gamble is –
a chance connection … “(83)
Anstelle
von
Bildern bekommen wir Wortspiele. Die ergeben sich nämlich
aus dem gelassenen oder gewagten Spiel der Sprache. Um nur ein
Beispiel zu nennen: das Schlüsselwort „Ereignis“
„wagt“ den Rundtanz, den „Reigen“, aber man
kann nicht erklären, warum der Zusammenhang zwischen „Ereignis“
und “Reigen“ kein begrifflicher ist: Es ist das, was auch
ein Glücksspiel ausmacht – eine Zufallsverbindung.
Hier
wäre einzufügen, dass die Beziehung zwischen “Ereignis”
und “Reigen” für Gräser und Heidegger
keineswegs eine zufällige ist. Denn im „Reigen“, d.
h. in der Erfahrung der in sich schwingenden Einheit, ereignet sich
das „Ereignis“. Der Reigen ist
das Ereignis. Eine
denkerisch-mystische Erfahrung sucht sich, raubt sich die
Wortverwandtschaften, die sie braucht. Es handelt sich weniger um
Etymologie als um Poesie, um Dichtung. Hören wir weiter Bruns,
der genau das beschreibt, was Gräser in seinem (oben zitierten)
Gedicht sagt:
“Imagine
language as an infinite conversation in which words talk endlessly
back and forth, picking up hints from one another, playing to one
another and on one another, internalizing one another, parodying one
another, sounding and resounding … spilling over and spreading
in every direction.” (163)
Stellen
Sie
sich die Sprache vor als ein nichtendenwollendes Gespräch,
in dem Wörter ständig miteinander reden, Winke voneinander
aufnehmen, miteinander und aufeinander spielen, sich gegenseitig
einatmen, einander parodieren, Töne aussenden und Echos
zurückwerfen … sich ausgießen und ausbreiten in
jede Richtung.
Die Sprache, sagt uns Gräser,
spielt unter ihrer begrifflichen und grammatischen
Oberflächenstruktur ein „Tiefenspiel“ der Laute, die
wie summende Bienen ihre Liebhaber suchen, und diese „Wurzel-„
und „Wipfelliebesspiele“ sollen wir nicht stören,
ihr „Spiellicht“ nicht auslöschen und nicht
auslachen. Denn, noch einmal:
Worte – wollen auch nit
sitzen bleiben –
wolln zum Tanze fliegen …
Ihr ersehnter Bräutigam …
der kommt selten so
höchstselber,
hat der Liebesboten viel,
tausend tausend
Singsangstimmen …
So – werweisswoher
erwehend,
läutet’s durch den
Völkerwald.
Lockend urverwandte Laute,
haucht Wildfremde ins
Urtraute,
weckend tönende Gestalt.
…
Liest
man
dieses Gedicht und dann noch einmal die Umschreibung, die Bruns
von Heideggers Sprachauffassung gibt – „words …
playing to and on one another, internalizing one another, parodying
one another, sounding and resounding …“ – so
erweist sie sich zugleich als eine Umschreibung – Um-schreibung
– des Gräserschen Gedichts und Sprachgesichts.
Es sind nicht die Begriffe, die
miteinander tanzen – es sind die Laute. Sie machen die Musik,
und die Musik vermag mehr und anderes zu sagen als das Konstrukt der
Bedeutungen. Gräser leiht ihnen sein Ohr; er will sie uns hörbar
machen.
Quellen
und weiterführende Hinweise |
|
-
Ahnert, Paul Gerhardt
|
Der Chromatische Ring. Altdorf bei
Nürnberg 1992.
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Blofeld, John
|
Die Macht des heiligen Lautes.
Weilheim 1978.
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Bruns, Gerald L.
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Heidegger’s Arrangements.
Language, Truth, and Poetry in the Later
Writings. Yale University Press. New Haven and
London 1989.
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Cousto, H.
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Die kosmische Oktave. Essen 1984.
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Crystal, David
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Die Cambridge Enzyklopädie der
Sprache. Tolkemitt Verlag bei
Zwei-tausendeins, Berlin 2010.
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Ertel, Suitbert
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Psychophonetik. Untersuchungen
über Lautsymbolik und Motivation. Göttingen
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Hamel, Peter Michael
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Durch Musik zum Selbst. München
1980.
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Heidegger, Martin
|
Unterwegs zur Sprache. Pfullingen
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Heidegger, Martin
|
Vorträge und Aufsätze. Pfullingen
1990.
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Heidegger, Martin
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Erläuterungen zu Hölderlins
Dichtung. Frankfurt am Main 1981.
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Jünger, Ernst
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Geheimnisse der Sprache.
Frankfurt/M. 1963.
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Kuckenburg, Martin
|
Die Entstehung von Sprache und
Schrift. Köln 1989.
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Müllerott, Martin
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Der Prophet auf Spruchkarten. Aus
dem Leben Gustav Gräsers. In: Neue Schau,
1964, Heft 7 (Juli), S. 253-
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Naumann, Gustav
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Vom Lärm auf dunklen Gassen.
Berlin 1907.
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Schweppenhäuser, Hermann
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Studien über die Heideggersche
Sprachtheorie. München 1988.
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Stumpf, Carl
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Die Sprachlaute. Berlin 1926.
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Khan, Hazrat Inayat
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Musik und Kosmische Harmonie aus
mystischer Sicht. Heilbronn 1984.
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