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Hans Arp (1886 - 1966) |
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Arp im "Ronco dei fiori", Locarno Arp in Ascona Oriflamme
- Feuerflamme
Plastik von Hans Arp vor dem Tagungshaus des Monte Verità in Ascona Weiterlesen ...
Hans
Arp hat in den Jahren 1915 bis 1918 mehr als ein Jahr, also
mehr als ein Viertel dieser Zeit, auf dem Monte Verità
verbracht. Ascona bedeutete für ihn die wesentliche Wende in
seiner künstlerischen Entwicklung. Nachdem er bis dahin
geometrische Figuren konstruiert hatte, findet er jetzt zu
den Formen der Natur. Die organische oder „biomorphe“ Phase
beginnt, die für sein Werk bestimmend blieb. Im
selben Jahr 1917 wandte ich mich vom Problem der Symmetrie
bei Holzschnitten und Stickereien ab. Kurze Zeit später
fand ich die entscheidenden Formen. In Ascona malte ich
mit chinesischer Tusche zerbrochene Zweige, Wurzeln,
Gräser und Steine, die der See ans Ufer geworfen hatte.
Schließlich vereinfachte ich diese Formen und vereinte ihr
Wesentliches in fließenden Ovalen ... Es war der Anfang
einer langen Reihe ...
Hans
Arp Ein
kurzer Arp
reiste während seiner ganzen Schweizer Zeit zwischen
Zürich und dem Tessin hin und her. Sophie Taeuber fand in
Ascona Laban und seine Tänzerinnen wieder, Arp seine
Freunde Arthur Segal, Viking Eggeling, Alexej von
Jawlensky sowie Otto und Adya van Rees. ... In seinem Buch
Into the Twenties
erzählt Walter Segal, Arthur Segals Sohn, daß Arp ein
kleines Stückchen Land erworben
hatte,
um Gemüse anzubauen. Sophie und er waren vorübergehend
Vegetarier und sympathisierten mit der utopischen
Gemeinde des Monte Verità.
Poley/Hancock Es
kam der Sommer [1916]. Und ein kunstsinniger Architekt
finanzierte ihr und ihrer Freundin Katja Wulff eine
Ferienreise nach Morcote am Luganer See. … Der „Monte
Verità“ war ihr eigentliches Ziel. Die Teilnahme an einem
Kurs der „Individualistischen Cooperative vom Monte
Verità“ … Sophie und ihre Hamburger Freundin … hatten sich
für den Tanzkurs bei Rudolf von Laban entschieden. Das war
ein Grund, daß sie hierher kamen. Ein
zweiter, kaum weniger wichtiger, war, daß sie hier die
Dadaisten aus Zürich trafen, vorab Hans Arp. … Sie
diskutierten viel. Über Nietzsche, Goethe, Konfuzius und
die Sufi-Lehren der Derwische. Sie arbeiteten regelmäßig
gemeinsam im Garten, lebten vegetarisch, aßen das, was sie
ernteten … Sie tanzten barfuß auf dem Rasen, bewegten sich
zwischen den Bäumen, um im direkten Kontakt mit der Natur
zu sein. … Frei sollten sie werden, befreit von rationalen
Hemmungen und Spannungen. … Die Rückkehr zum Elementaren,
das war ein Ziel, auch für Sophie Taeuber. … Gemeinsam
fuhren sie im April [1917] nach Ascona, den Sommer
verbrachten sie einmal mehr am „Monte Verità“. … Schier
unerträglich schien dann die Hitze, der immer – auch in
diesem Jahr – der große Regen folgte. Ununterbrochen
mehrere Tage lang, so daß die Nässe bis in das Innere der
Lufthütten eindrang, die nur für Schönwetter gebaut waren.
Sophie versuchte mit Linoleum die Hütte abzudichten und
mit Pappe einen kleinen Ofen zu heizen. Später bekamen sie
ein wenig Petroleum für eine Lampe. Sie lebte bescheiden
wie die anderen, ernährte sich nach wie vor vegetarisch,
aß Tomaten, Butter und Eier, Produkte der hiesigen
Gemeinschaft. Von
ihrer Hütte aus führte ein kleiner zugewachsener Weg in
den Garten vom "Monte Verità". Da "krieche ich jeden
Morgen im Tanzkleide zu den Stunden", schrieb Sophie an
ihre Freundin Lisa von Ruckteschell. ... Der
„überwachsene kleine Weg“
führte und führt auch heute noch von der Casa all’Angolo,
dem damaligen Hause von Arthur Segal, über Stufen vorbei
am Grundstück der Gebrüder Gräser, hinauf in den Park des
Monte Verità, wo Rudolf von Laban seine Tanzübungen
abhielt. Aufnahme von 2004 mit Nachkommen von Gusto Gräser
und dem Verfasser. Sophie
Taeuber war zum Tanzen auf den „Monte Verità“ gekommen.
Aber den Weg, den Rudolf von Laban beschritt, hin zu einer
Mystifizierung des Tanzes, konnte sie nicht mitgehen. …
Selbst hier am "Monte Verità" arbeitete sie emsig. Am 1.
August 1917 schrieb sie an ihre Freundin: „Die Perltasche
ist zur Zeit fertig geworden unter großem Stöhnen bei der
Hitze, …“ Er
(Arp) hatte immer viele neue Ideen. Auch in diesem Sommer,
in dem er auf einem seiner Spaziergänge plötzlich wieder
die Schönheit des Natürlichen entdeckte, der Zweige, der
Gräser und Steine, die der See ans Ufer geworfen hatte … Roswitha Mair Ascona
am Lago Maggiore erschien uns wirklich wie ein Ort auf
einem anderen Stern. ... Wir waren im Paradies, ohne es zu
wissen. ... Eine
Künstlerkolonie hatte sich dort schon gebildet: Eggeling,
Segal, Emil Ludwig, Jawlensky mit seiner Marianne von
Werefkin. Arp hatte eine Villa. Hugo Ball hatte sich mit
Emmy Hennings ebenfalls dorthin zurückgezogen, und Richter
tat es für vier Monate im Jahr.
Claire
Goll
In Ascona wohnte Arp meist im Hause seines Freundes Arthur Segal, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Monte Verità und zu den Gebrüdern Gräser. Im August 1917 fand vor Gräsers Grotte in den Felsen von Arcegno das sogenannten „Sonnenfest“ von Laban statt. Arp war, wie Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Richter und andere Dadakünstler Zeuge dieses Festes, bei dem seine Freundin Sophie Taeuber als Tänzerin auftrat. Gegen Ende seines Lebens kehrte Arp an diesen Ort seiner Hoch-Zeit zurück. In Locarno-Solduno kaufte er zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Marguerite Arp-Hagenbach ein großes Anwesen mit Garten. Von dessen höchtgelegener Terrasse hatte er den Ort jenes Sonnenfestes, die Felsen von Arcegno und damit die „Pagangrott“ Gusto Gräsers, täglich vor Augen. Ein Foto zeigt ihn sinnend an diesem Platz. Dieses Anwesen ist seit 1988 in die Stiftung "Fondazione Marguerite Arp" überführt und beherbergt einen Teil der Sammlung Hans und Marguerite Arps sowie eine Bibliothek und ein Archiv.
Dada,
Mystik, Natur und Laotse Es
folgen
einige Zitate zu den Anschauungen von Hans Arp und Hugo Ball
während der Zeit ihrer Monte Verità-Aufenthalte. Gefragt
wird nach ihrer Verwandtschaft mit den Anschauungen des
Monte Verità und insbesondere Gusto Gräsers. Arp
setzte
die Naturvorgänge über die Erscheinungen, da er die Natur
als eine Kraft idealisierte, die aus sich heraus moralisch
und gesund ist. ... Bis zum Ende seines Lebens wiederholte
er ohne Unterlass, dass das Böse Resultat des menschlichen
Wahnsinns, der Selbstgefälligkeit und der Überbewertung
von Vernunft und Logik sei. ... Dieses Streben nach
Vereinigung mit der Natur war für Arp die zentrale
Erfahrung des Dada. ... "dada
ist
für den unsinn, was nicht blödsinn bedeutet. dada ist so
sinnlos wie die natur und das leben. dada ist für die
natur und gegen die kunst, dada ist unmittelbr wie die
natur und will wie die natur jedem ding seinen
eigentlichen platz geben." ... Die
Verwendung von Ovalen war für ihn wesentlich. ... Wie
Harriet Watts darlegte, hat das Oval Bezug zum Kreis, der
ein uraltes Sinnbild für das universelle Ganze ist, und zu
dem biologischen Bild der Zellteilung, dem ersten Schritt
in der organischen Entwicklung. Das Oval, Arps "Symbol für
Metamorphose und körperliches Werden", eignete sich als
Form am besten, um sowohl Universalität als auch Wandel
gleichzeitig darzustellen. ... Indem
er
diese Reliefs, Zeichnungen und Drucke schuf, suchte Arp
Erlösung durch Aussöhnung mit der natürlichen Ordnung der
Dinge. ... Während
seines
ganzen Lebens besass Arp wahrlich eine starke mystische
Neigung zu Philosophien, die das Göttliche in der Natur
verkünden. Von seiner Kindheit an bis ins hohe Alter las
er Jakob Böhme, den Begründer der modernen westlichen
Tradition des religiösen Mystizismus aus dem 17.
Jahrhundert. An den Dada-Abenden, die 1917 veranstaltet
wurden, las Arp aus Böhmes
Aurora. ... Die
Romantiker waren zeitlebens Arps Lieblingsautoren ...
Beeinflusst durch die Romantiker lehnte Arp die Logik
zugunsten eines intuitiven Verständnisses für die
natürliche Welt ab. ... Arp sah die Natur als ein Mittel
ausserhalb der normalen Vernunft, um zu wahrem Frieden und
Verständigung zu gelangen: irrationale, ursprüngliche,
demütige Natur war ein Gegenpol zu exzessiver Vernunft und
Stolz. ... In
den
irdischen Formen hob er die Natur hervor als Norm für
vollkommene geistige Harmonie und akzeptierte das
Fliessende und die Unregelmässigkeit als permanente
Voraussetzungen der allumfassenden Kraft der Natur. Arps
Bemühen, die Kunst auf geistige Ziele zu richten, bildete
innerhalb des Züricher Dada eine idealistische und
optimistische Richtung.
(Poley/Hancock 65-67) Guenther Rimbach called the mystic desire
"the dominant part of Arp's personality". ... Hans Arp,
who did a series of illustrations for an edition of the Bhagavad Gita
in 1914, claimed that the Der
strahlende
Glanz der mystischen Dichtungen zog uns an, in denen der
Mensch von Freuden und Leiden befreit wird. Es war der
"unbekümmerte Grund", wie Tauler ihn nannte, nachdem wir
uns sehnten. Huelsenbeck recorded that Arp was especially
attracted to the pre-Socratic philosophers and in Otto
Flake's roman
à clé about Zurich Dada, Nein und Ja (No and Yes)
(1920), the fictional Arp is presented as a devotee of
Jakob Boehme (1574-1624) and the Taoist sage Lao Tzu. In
the same novel, Puck (Hugo Ball) reads out Chapter XXIX of
the Taoist classic the Tao Te Ching (The Book of Virtue
and the Way) to Lisbao (Tristan Tzara) and Hans (Arp). (Sheppard
92-94) Genug
der
Zitate! Nun - wie lautet denn der 29. Spruch des Laotse, wie
beginnt er? Wenn Ball aus der damals gängigen Übersetzung
von Richard Wilhelm vorgelesen hat, dann hätte er so
gesprochen: Die
Welt erobern und behandeln wollen,
ich habe erlebt, dass das misslingt. Die Welt ist ein geistiges Ding, das man nicht behandeln darf. Wer sie behandelt, verdirbt sie, wer sie festhalten will, verliert sie. ... Wenn
er
aber aus Gräsers Nachdichtung vorgelesen hat, dann begann
der Spruch so: Gemeinschaft
mit Gesetzen leiten?
Nein, Kinder, nimmermehr! Gesetze zersetzen, Starrheit zerstört die Gemeinde. Gemeinschaftleib, wie unser Leib - er gedeiht, wenn die Glieder beschaffen dürfen, was Leibes Bedarf - was im Bund der Eingeweide erfühlt, und bei Herz und Hirn, dem geweihten Paare, erkannt wird, und immer neu erkannt. So kann leibhaftige Ordnung gedeihn. ... Es
ist klar, wer hier das anarchische, das antinomische Denken
der Dadaisten ausspricht und anspricht. Im Unterschied zu
den nebelhaften Allgemeinheiten, wie die Übersetzung von
Wilhelm sie darbietet, gibt Gräser eine klare und konkrete
politische Deutung, eine Deutung, die ganz im Sinne von Ball
gewesen sein muss, dem damals die Verbindung von Religion
und Revolution besonders am Herzen lag. The connection between mysticism and radical
politics exercised Ball for many years, and in 1918 he was
mildly critical of Arp for not making the same connection:
„Begierig
bin ich, neue Arbeiten von Arp zu sehen. Wenn er sich nur
überzeugen würde, dass die deutsche Mystik staatsfeindlich
und antiprofan ist.“ So
Sheppard (ebd.94). Gräsers Mystik war sicher
staatsfeindlich, zumindest staatskritisch, und seine
Wiedergabe der Sprüche des weisen Chinesen auch. Wie sollte,
da Arp, Richter und Gräser auf dem Monte Verità
zusammenwohnten, da Mary Wigman sowohl mit Arp wie mit
Gräser befreundet war (wenigstens das ist überliefert!), wie
sollte Gräsers Nachdichtung nicht in die Hände der Dadaisten
gelangt sein? Hier war doch einer, der aussprach, was sie
bewegte, und der ein Beispiel taoistischen und damit
antinomistischen Lebens gab! Wenn Arp und Sophie Taeuber in
ihrer Lufthütte des Sanatoriums hausten (und sie haben
zwischen 1915 und 18 länger als ein Jahr sich dort
aufgehalten), dann sahen sie ständig zu ihren Füßen,
unmittelbar angrenzend, das tiefer gelegene Grundstück von
Karl und Gusto Gräser.
Wie
sollten
nicht seine acht Kinder in Kontakt gekommen sein mit den
nebenan Wohnenden, wie sollte nicht ein Gespräch über den
Zaun stattgefunden haben zwischen den Nachbarn - Bildhauer
beide und Dichter und Kriegsfeinde? Die Arps konnten dem
Siebenbürger gar nicht aus dem Wege gehen, und sie wollten
es wohl auch nicht, sonst hätten sie sich nicht an diesem
Platze angesiedelt. Ganz im Gegenteil: sie haben offenbar
seine Nähe gesucht und seiner Lebensart sich angenähert:
spartanisch lebend, vegetarisch sich ernährend, den eigenen
Garten bearbeitend. Und Laotse lesend, in seine Weisheit
sich vertiefend. Sheppard
fällt
auf, dass das Interesse für Mystik im allgemeinen und für
Laotse im besonderen eine Eigenheit von Dada Zürich ist. "As will have been noticed, the interest is not
uniformly present: it does not seem to characterize New York
Dada or the work of Picabia or Cologne Dada or Paris Dada to
any great extent" (ebd. 98). Dagegen: The Eastern writers which held the
profoundest and most consistent significance for Dada were
undoubtedly the Taoist sages Lao Tzu and Chuang Tzu. There
is, for example, a clear analogy between Dada's vision of
reality as an unending process and the Taoist concept of
Tao (Way) which flows freely, mysteriously and
indifferently as the creative ground of all things. (Ebd.
105) Götz-Lothar Darsow
über die Gedankenwelt von Arp: 93 Die mittelalterliche und
frühneuzeitliche Mystik faszinierte die Zürcher Dadaisten
während des Ersten Weltkriegs – insbesondere Hans Arp.
Diese Faszination hat tiefe Spuren in seinemn
künstlerischen Verfahren und damit im Werk hinterlassen.
„Der strahlende Glanz der mystischen Dichtung zog uns an“,
erinnerte er sich später, „in denen der Mensch von Freuden
und Leiden befreit wird. Es war der ‚unverkümmerte Grund’,
wie Tauler ihn nannte, nach dem wir uns sehnten.“ … Das
Geschehen-Lassen in einem quasi jungfräulichen Zustand
wurde als Voraussetzung für unkorrumpierte schöpferische
Arbeit gesucht. … Nietzsches Philosophie,
insbesondere ‚Also sprach Zarathustra’ scheint denn auch
eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen bei der
Fokussierung der Kategorie Zufall in Arps Verfahren. So
verkündet Zarathustra: „Wahrlich, ein Segnen ist es und
kein Lästern, wenn ich lehre: ‚Über allen 94 Dingen steht der Himmel Zufall,
der Himmel Unschuld, der Himmel Ohngefähr, der Himmel
Übermut.“ Und er gibt die Parole aus: „Bei allem ist eins
unmöglich – Vernünftigkeit!“ Denn er fand „in allen
Dingen: daß sie lieber noch auf den Füßen des Zufalls – tanzen.
/ O Himmel über mir, du Reiner! […] – und daß du mir ein
Tanzboden bist für göttliche Zufälle, dass du mir ein
Göttertisch bist für göttliche Würfel und Würfelspieler! –
„ „Zufall“
ist für Arp die zentrale Kategorie seines künstlerischen
Verfahrens; „Unschuld“ sucht er als Befreiung von
historischem Ballast … In:
Kunstmuseum
Basel (Hg.): Schwitters Arp. Basel 2004. Nietzsches
Zarathustra
war ein Leitbild für die Monteveritani, mit Sicherheit für
Gräser, der selbst von Zeitgenossen als eine Verkörperung
Zarathustras gesehen und bezeichnet wurde. Man erinnere sich
nur, welche Bedeutung Nietzsche-Zarathustra für die mit
Gräser befreundete Mary Wigman hatte: sie tanzte ihn! Hesse
schrieb, nachdem er um die Jahreswende 1918/19 Gräsers
TAO-Dichtung erhalten hatte, die bekennerische Flugschrift ‚Zarathustras
Wiederkehr’. Er meinte damit die Wiederkehr
Gräsers nach Deutschland. Kurz:
Nietzsches
Zarathustra-Buch war, neben Laotse, der Gita und den
deutschen Mystikern, eine der „Bibeln“ auf dem Monte Verità.
Und ein Arp kam und schuf aus dem Himmel Zufall, dem Himmel
Ohngefähr, dem Himmel Übermut. Dieser Spielmut, die
Chaostiefe der Mystik und die organische Rundheit – Ovalität
– der Natur: sie machen die Grundstruktur seines Werks und
seines Wesens aus. Im
Praktischen
und Konkreten noch eindrücklicher muss aber für Arp die
Maschinenfeindschaft von Gräser gewesen sein, sein Kampf
gegen die „Zukopfgestiegenheit“ unserer Kultur, seine
radikale Verwerfung dieser Kultur überhaupt. Man könnte auf
Gräser beziehen oder von Gräser herleiten, als eine
Variation seines Dichtens und Denkens, was bei Arp so
lautet: „er
ist gegen die maschinenzentauren … nur fort fort aus dem
land der zerhirner … gegen die maschinenbesessenheit … die
lügenuniversitäten … „ (in Poley/Hancock 31). Maschine
und
Krieg – Gräser sieht sie zusammen in einem Gedicht, das er
1918 vervielfältigen ließ. Arp könnte es in der Hand gehabt
haben: Kamerad,
o Kamerad – mit Maschienen kampeln?
In der Totentanzparad an dem Mammonarchendraht als Kriegspuppe hampeln? Du auch?! – Ha, der schmerzt, der Dorn. – Hah ha, lache, lach, mein Zorn! … * Was,
ihr Herren Hirnverbrannten, Reflektanten, Spekulanten …
Was – Wissen ist Macht? – Ja, im Totenreich, Ihr hirnvernarrtes Zwerggekreuch, im Wust des Bewussten befangen … * Dies
ist der Mörder: Macht ist sein Stern – Unmacht,
das ist sein Zeichen. König ist er der Knechtleherrn, der geschäftigen Leichen. Hochverehrt braut er ganz commod mit Kultur allem Menschsein Tod. Bist auch Du sein devoter, untertänigster Toter? * Das
„Kulturglück“, elend zahm, lass dressierten Mördern –
auf, solang noch glüht die Scham, als der Wildnis Bräutigam Edeles zu fördern! (Winke
zur Genesung unsres Lebens, Ascona 1918) In solcher Haltung und
Gesinnung gingen Arp und Gräser zweifellos Seit an Seit. Pforte zum "Ronco dei fiori" von
Arp und Hagenbach
Heute Sitz der "Fondazione Marguerite Arp" Aufnahme
von
Rainer Hüben
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