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Ausstellungen im 21. Jahrhundert über Gusto Gräser      
(ab 2001)                
 


Laufende und nächste Ausstellungen:


Museumskomplex auf dem  Monte Verità
Im Gegensatz zu ähnlichen Ursprungsorten alternativer Lebensentwürfe und Weltanschauungen aus dem frühen 20. Jahrhundert kann die Vegetarierkolonie Monte Verità noch heute besucht werden. Interessante Überreste aus dieser Zeit sind erhalten geblieben, die belegen, dass dieser Ort im vergangenen Jahrhundert auf Künstler und Intellektuelle über Europa hinaus eine mythische Anziehungskraft ausübte.
  • Casa Anatta: Die Ausstellung "Le mammelle della verità" ("Die Brüste der Wahrheit") wurde von Harald Szeemann 1978 eingerichtet und zeigt die wichtigsten Schriftstücke, Fotoaufnahmen und Gegenstände, die der Kurator in vierjähriger Arbeit zur Geschichte des Monte Verità zusammengetragen hatte. Eine modern gestaltete Begleitausstellung in den verbleibenden Räumlichkeiten hilft, die Szeemann-Ausstellung zu vertiefen.
  • Casa Selma, "Licht-Luft-Hütte" Casa Selma, die 1904 von den Gründungsmitgliedern der Kolonie errichtet wurde
  • Casa dei Russi "Russenhaus" (die Namensgebung ist auf die zahlreichen russischen Studenten zurückzuführen, die ab 1910 auf den Monte Verità kamen)
  • Padiglione Elisarion



 

2004
Harald Szeemanns Ausstellung
"The beauty of failure / The failure of beauty"
in Barcelona, 2004, zeigte wiederum Gräsers Ölbild 'Der Liebe Macht'.

 

 

2006
Ausstellung "Hermann Hesse und der Monte Verità" im Museo Hesse in Montagnola, 2006/2007
 


Hermann-Hesse-Museum in Montagnola
 
Hermann-Hesse-Museum in Montagnola

 

 

2008
Gusto Gräser.
Der grüne Prophet aus Siebenbürgen.
Ausstellung im Haus des Deutschen Ostens, München 2008

Ausstellungsrundgang

 

 

2009
Ausstellung über Schwabing und den Monte Verità mit Gräsers Gemälde
Freie Liebe und Anarchie
Schwabing - Monte Verità
Entwürfe gegen das etablierte Leben
1.Juli bis 13. November 2009

Eine Ausstellung der Monacensia



2009 Ausstellung in der Münchner Stuck-Villa über Gräsers frühen Lehrmeister Karl Wilhelm Diefenbach.
 
    



2010


Ein harter Stuhl und wurzelknorrig
aus Astgeflecht, wie wild verworrig!
Ein Handgebild voll Waldgewohn,
ein moosbegrünter Erdsternthron.
Emporgewachsen aus Gewächsen,
ein Sitz für Zauberer und
 Hexen.

Karl Gräsers Stuhl, Leihgabe vom Monte Verità



Hier sitzt der Hexer*) rotgebartet,

sein Wesen ist nicht zart geartet,
in Blasen tanzt sein Hauch und Brodem,
von Wotan stammt sein wilder Odem.

*= Karl Gräser (Till Gerhard hat ihn so gepinselt)

Zauber Berge 

Die Schweiz als Kraftraum und Sanatorium

26. März – 15. August 2010 , Landesmuseum Zürich

Welche Bewandtnis hat es mit dem Ruf der Schweiz als Gesundheitsparadies, als
«Zauberberg» oder als «Welt-Sanatorium», wie es im Kur-Almanach von 1886
heisst? Die von Felix Graf, Schweizerisches Nationalmuseum, und Eberhard Wolff, Medizinhistorisches Institut und Museum der Universität Zürich, kuratierte Ausstellung schlägt den Bogen von Hallers Alpengedicht über die
Lebensreform
kolonie auf dem Monte Verità,
 zu den Höhenkliniken in Leysin und Davos, zu Ricola
und Ovomaltine, zum Fitnesskult in Fitnessstudien oder auch zur Monumentalskulptur «Die Sonnenanbeterin» von Hermann Haller auf der Zürcher Landiwiese.

Die Gesundheitsreformbewegung im 19. Jahrhundert bis zur Bio-Landschaft von
heute haben viel mit der Schweiz zu tun. 





Gusto Gräsers Gemälde "Der Liebe Macht"

(Leihgabe Museum Casa Anatta, Monte Verità)




2010
Ausstellung in der Mohr-Villa in München-Freimann über Naturpropheten in Freimann:
Gusto Gräser und Bruno Wersig
 
Naturpropheten in Freimann, Gusto Gräser - Bruno Wersig und die Wirkung Karl Wilhelm Diefenbachs, Mohr Villa, Freimann
(Bis 10. März 2010 verlängert)

Mohr-Villa in Freimann

Hier geht's zum Bilderbogen "Dank an Haus Schwegerle"
(Gusto Gräser hauste seit 1942 in einer Dachkammer des Bildhauers Hans Schwegerle in Freimann)

      


Freizeit & Kultur - Artikel vom 12.01.2010

Freimanns Naturpropheten

Mohr-Villa zeigt Werke von Gustav Arthur Gräser und Bruno Wersig
Münchner Wochen Anzeiger

Freimann · Er war sicher ein eigenwilliger Mensch und darüber hinaus eine markante Erscheinung: Der Münchner Maler und Lebensreformer Karl Wilhelm Diefenbach (1851 - 1913) trug weite, lange Gewänder, Haare und Bart waren gleichfalls lang und seine asketisch-vegetarische Lebensweise, die Freikörperkultur, die er propagierte, sowie seine Lehre von der »Göttlichkeit der Natur« waren vermutlich nicht jedermanns Sache.

Die Maler Gusto Gräser (links) und Bruno Wersig waren stark durch den Münchner Maler und Lebensreformer Diefenbach geprägt. Fotos: Mohr-Villa

Zwei junge Maler jedoch, die später beide lange Zeit in Freimann lebten, prägte und beeindruckte Diefenbach derart, dass es sich in ihren Bildern und ihrer gesamten Lebensführung niederschlug: Gustav Arthur Gräser (1879 - 1958) und Bruno Wersig (1882 - 1970).

Die Mohr-Villa in Freimann will nun in einer Ausstellung mit dem Leben und den Werken dieser beiden außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeiten bekannt machen. Dabei soll etwas von der starken Wirkung, die von Karl Wilhelm Diefenbach ausging, sichtbar werden. Auf Diefenbach wurde man in München durch die große Ausstellung im Museum Villa Stuck von Oktober 2009 bis Januar 2010 aufmerksam. Bei aller Verschiedenheit von Gräser und Wersig haben beide gemeinsam, dass sie infolge der Begegnung mit Diefenbach ihr Leben radikal und konsequent nach seinen Idealen ausrichteten. Beide brachen eine erfolgreiche Karriere als Kunstmaler ab, um ganz für das als »wahr« Erkannte zu leben. Gusto Gräser hatte sich Diefenbach 1898 für kurze Zeit angeschlossen, Wersig hatte ihn 1907 nach einer monatelangen Wanderung durch Italien auf Capri aufgesucht.

Bruno Wersig zog im Jahr 1926 nach Freimann, wo er ein Haus erwarb. Ende der zwanziger Jahre war er immer wieder auch länger abwesend von Freimann, behielt jedoch sein Haus dort und kehrte immer wieder dorthin zurück. Ab 1960 lebte er dann ständig in Freimann. Gusto Gräser war 1942 nach Freimann gekommen, wo er bis zu seinem Tod 1958 lebte.

»Beide Künstler haben ganz sicher ihre Spuren im Gedächtnis der Menschen in Freimann hinterlassen«, erklärt Brigitte Fingerle-Trischler vom »Mohr-Villa Archiv Freimann«. Darüber hinaus gibt es natürlich auch zahlreiche Bilder, in der Hauptsache von Wersig, der sich als Landschaftsmaler betätigt hatte, während Gräser sich nach der Begegnung mit Diefenbach mehr dem Schreiben zugewandt hatte. So sind in der Ausstellung in der Mohr-Villa unter anderem auch fünf Freimanner Ansichten, alle in den zwanziger Jahren entstanden, zu sehen.

Zu der Ausstellung die am vergangenen Freitag eröffnet wurde und noch bis zum 28. Februar zu sehen sein wird, gibt es ein interessantes Rahmenprogramm. So findet am 31. Januar, um 17 Uhr, eine Lesung statt, bei der der Schauspieler und Rezitator Wolf Euba Texte von und an Gusto Gräser und Bruno Wersig liest. Am 5. Februar, gibt es um 18 Uhr einen Vortrag von Hermann Müller vom Gräser-Archiv in Freudenstein. Unter dem Titel "Gusto Gräser - Ein Dichter in Freimann" berichtet er von seinen Forschungen.

Am 19. Februar wird Christoph Kühns Film "Gusto Gräser - der Eremit vom Monte Verità" zu sehen sein. mka


 
Gusto Gräser
Naturprophet und Dichter

Gusto Gräser ist heute nur noch wenigen ein Begriff. Doch der Naturmensch spielte eine wichtige Rolle in der Glanzzeit der Bohème und für den Freigeist vor 100 Jahren. Unter anderem war er zu Beginn des 20. Jahrhunderts Mitbegründer der legendären Landkommune Monte Verità bei Ascona am Lago Maggiore, in der später Aussteiger, Schriftsteller und Künstler aus ganz Europa lebten. Seine Ideen und Werke sind jetzt in einer Ausstellung in der Mohr-Villa in München Freimann zu sehen.

Stand: 15.01.2010

"Freiheit, wahre Liebe, Einklang mit der Natur - und jedenfalls weg von den falschen Zwängen der Gesellschaft!"Gusto Gräser, den viele auch "Kohlrabiapostel" nannten, war ein radikaler Nonkonfomist. Er hing einer naturmystischen Privatreligion mit Anklängen an den Taoismus an und lebte um die Jahrhundertwende auf Wanderschaft quer durch Deutschland, Österreich und Italien. Seine Ideen brachte er auf Spruchkarten und Flugblättern unters Volk.

Bekannt wurde Gusto Gräser besonders als Mitbegründer der Landkommune Monte Verità, dem "Berg der Wahrheit", in Ascona. Er und sein Bruder Karl hatten sich dort zusammen mit Ida und Jenny Hofmann, Henri Oedenkoven und Lotte Hattemer mitten im Wald in selbstgebauten Holzhütten angesiedelt und ernährten sich vegetarisch von dem, was sie selbst anpflanzten. Nach und nach entstand so eine Art Erholungszentrum für Aussteiger aus ganz Europa, eine Künstler- und Freigeistgemeinschaft.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Gusto Gräser in München, wohin er während des Zweiten Weltkriegs zurückkehrte. Dort traf man ihn in Münchner Cafehäusern an und beim Arbeiten in der Staatsbibliothek. Noch heute erinnern sich einige Münchner an seine markante Erscheinung: den etwas streng riechenden Mann in Jesuslatschen und langem Gewand, mit weißem, wallenden Haar, einem Netz mit Äpfeln über der Schulter und kleine Gedichte auf farbiges Papier schreibend.

Lebensabend in München

Der Naturprophet starb 1958 mit 79 Jahren völlig vereinsamt und unbemerkt in Freimann bei München. Erst später sollten die Menschen verstehen, dass er damals - wie eigenwillig auch immer - schon verkörperte, wonach sich viele Menschen heute wieder zu sehnen scheinen: "Freiheit, wahre Liebe, Einklang mit der Natur - und jedenfalls weg von den falschen Zwängen der Gesellschaft!"

Veranstaltungshinweis

Bis zum 28. Februar findet in der Mohr-Villa Freimann in München die Ausstellung statt "aufrichtig und unentwegt geradeaus" - Naturpropheten in Freimann: Gusto Gräser, Bruno Wersig und die Wirkung von Karl Wilhelm Diefenbach. Leben und Werk der Naturmenschen werden dort vorgestellt.
Bildunterschrift: Gusto Gräser
 
Kommune Monte Veritá

Stadtflüchtige, Vegetarier, Theosophen, Anarchisten, Barfußpropheten, Schriftsteller und Künstler zog es zur Monte Veritá: Erich Mühsam, die Gräfin Reventlow, Oskar Maria Graf, Georg Schrimpf, Hugo Ball und Emmy Hennings, Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Paul Klee, Rudolf Steiner und Hermann Hesse - um nur einige zu nennen.




Aus dem Brief eines Besuchers der Ausstellung ‚Naturpropheten’
 in der Mohr-Villa von Freimann

Noch ist es schwer für mich, das gestern in der MOHR-VILLA Erlebte in Worte zu fassen. Und doch möchte ich es versuchen!

Nachdem ich im MAI 1950 meine körperliche Geburt erlebt, erlebe ich nun meine seelische Geburt! So wie im MAI 1950 mein Körper sichtbar geworden, aus dem genetischen Nebel der Eltern und Voreltern ans Licht getreten war, so lichtete sich der Nebel meiner seelischen Herkunft: was sich bereits im Januar mit dem Besuch der Stuck-Villa – auch eine VILLA!! – und der dortigen erstmaligen Begegnung mit DIEFENBACH andeutete, bekam nun vollends mit der erstmaligen Begegnung mit GRÄSER gestern in der Mohr-Villa filmisch eine Gestalt:

„WALDDURCHKRÄNZET
URHEIMATLICHT-DURCHGLÄNZET
ENTSCHIEDEN SICH BESCHEIDEND
IM KLEINODGLÜCK SICH WEIDEND
DIE GARTENZEIT
BLÜTEZEIT UNSERER WELT“ 

Ich bin zutiefst erschüttert, nicht im Sinne von entsetzt, sondern in höchstem Maße beglückt! So wie ich im MAI 1950 meine körperlich allen sichtbare Heimat gefunden, so habe ich in schon greifbarer Nähe zu meinem 60sten Lebensjahr nun auch meine seelische Heimat bewußt aufgedeckt, entdeckt. NUN weiß ich, WARUM ich so gelebt, wie ich gelebt, wie ich leben mußte! Eine OFFEN-barung, in der ich mich jetzt vollkommen wollig und wohlig eingehüllt fühle. …

Ich fühle mich erstmals auch seelisch zu Hause. Ich bin ANGEKOMMEN! Und wenn ich meine seelischen „Eltern“ so betrachte, kann ich mit deren Leben sehr zufrieden sein. Keiner erlebte eine Geradlinigkeit im Leben, wie auch mein Leben alles andere als geradlinig gewesen. Und doch oder gerade deswegen blieb sich ein Jeder sein ganzes (körperliches) Leben lang treu. Höhen und Tiefen gerieten dank des roten seelischen Fadens nicht außer Kontrolle. Sie (die Gartenzeit) fing und fängt uns auf. In Diefenbach und vor allem in Gräser wird sie auf besonders harte Proben gestellt, da konnte sie sich in mir geradezu ein wenig erholen, litt weniger unter Verfolgung und Diskriminierungen, Bestrafungen – wie wird die Zukunft für sie noch werden?!?

Sind ihre Visionen für die gesamte Menschheit überhaupt lebbar? Werden es immer nur Wenige bleiben, die durch ihr lebendiges Beispiel mahnen, bewußt machen wollen? Vorausgesetzt, daß es der richtige Weg ins Paradies, in die Gartenzeit ist. Ich möchte mir nicht anmaßen, daß mein und ihr Weg der WAHRE Weg ist. 

Was wir nicht zu leisten vermochten, dafür sollten wir uns bei unseren Kindern entschuldigen; sollten an sie appellieren: seht genau hin, in welchen Fußstapfen ihr weitergehen wollt – oder eben setzt neue Fußstapfen bis hin zu einer überall aufblühenden und fruchtenden

GARTENZEIT !

 



2010
Ausstellung
Max Schulze-Sölde trifft Willi Lammert

Rotes Haus, Hagen, 11. 6. - 17. 12. 2010

Der Maler, Siedler und Ökosozialist Max Schulze-Sölde (1887 - 1967) war um 1921 ein Jugendführer der Christrevolutionären Bewegung,  der auch der Gräser-Freund Alfred Daniel angehörte. Gräser könnte ihn in dieser Zeit schon kennen gelernt haben.

In der Siedlung Grünhorst bei Berlin um 1933

Von links:
Henri Joseph, Gertrud Gräser,
Max Schulze-Sölde, Heidi Gräser



2012
Ausstellung
Max Schulze-Sölde - Ein Mensch seiner Zeit
Kunstmuseum Wilhelm-Morgner-Haus, Soest, 11. März 2012 - 22. April 2012

Nach missionarischem Einsatz in Zentren der Lebensreform im Schatten Berlins, wo er auch mit Gusto Gräser im Kontakt war, sieht der Maler Max Schulze-Sölde sich 1934 vor einem Scherbenhaufen seines Lebens. Durch die Begegnung mit dem Maler Eberhard Viegener - Schulze-Sölde aus seiner Zeit in Hagen bekannt - beginnt er die Soester Börde zu lieben und sein Leben wieder voll der Malerei zu widmen. Er baut 1938 ein Haus in Günne und engagiert sich neben seiner Malerei seit 1945 als Vorsitzender des Soester Kunstrings.

 
Véronique Rizzo
Ausstellung in der Galerie du Tableau in Marseille 2012
 
Die Malerin Véronique Rizzo hat sich besonders für Gusto Gräser interessiert, die radikalste Gestalt in der Gemeinschaft auf dem Monte Verità, die den Wert des Geldes und der Kunst in Frage stellte.



2011
Ausstellung in der Hermes-Villa in Wien über Gräsers frühen Lehrmeister Karl Wilhelm Diefenbach.


2011
Ausstellung Monte Verità 01
im Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main
10.6. - 10.7. 2011



Auszug aus dem Katalog

2015
Künstler und Propheten
Eine Geheime Geschichte der Moderne: 1872-1972 

6.3. - 14.6. - Schirn Kunsthalle, Frankfurt a/M

30.6. - 4.10. - National Gallery, Prag

Egon Schiele sah sich als visionärer prophetischer Künstler, František Kupka schuf einen spiritistischen abstrakten Malstil, Joseph Beuys rief zur Revolution als „Soziale Plastik“ auf, Friedensreich Hundertwasser war Umweltaktivist mit holistischen Bildern. Diese wegweisenden Kunstrichtungen wären ohne Kontakt zu den „Barfußpropheten“ nicht entstanden, diesen Künstler-Naturisten, modernen Christusgestalten und Sozialrevolutionären. Ihre Bedeutung für die Kunst ist kaum bekannt. Ihre Namen – Karl Wilhelm Diefenbach, Gusto Gräser, Gustav Nagel, Friedrich Muck-Lamberty, Ludwig Christian Haeusser – sind fast vergessen. Damals waren sie jedoch weithin bekannt. Die Ausstellung zeigt rund 300 Werke mehrerer Künstler und vielfältige Dokumente, deckt Kausalitäten auf und zieht Verbindungslinien im sozial-historischen Kontext.

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Lebensreformbewegung in Brandenburg
von 1890 bis 1939

22.5. - 4.10. - Potsdam

Siedlungsbewegung, Vegetarismus und Nacktkultur. "Weg von Berlin!" Landkommunen, Genossenschaftssiedlungen, Reformschulen, Künstlergemeinschaften, Nacktkolonien, Gartenstädte und biologisch wirtschaftende Höfe im Umland



2016

Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
 
Mythos Heimat
Worpswede und die europäischen Künstlerkolonien als herausragendes kunst- und kulturgeschichtliches Phänomen. Der  Wunsch, Natur unverfälscht im Bild festzuhalten Wunsch trieb im 19. und frühen 20. Jahrhundert zahlreiche Künstler dazu, sich fernab der städtischen Kunstzentren niederzulassen. In abgelegenen Gegenden fanden sie reiche Motive und eine neue Heimat. Mit über 200 Werken, darunter zahlreiche hochkarätige Leihgaben aus Kopenhagen, Budapest oder Den Haag, präsentierte die Ausstellung rund 25 der wichtigsten Künstlerkolonien Europas. Mit Begleitbuch.

Ausstellung: Monte Verità

LebensreformFreikörperkultur • Kunst • VeranstaltungExpressionismus • Monte Verità Artvera’s Gallery “Monte Verità: Expressionist Utopia15. April - 30. Juli 2016
1 rue Etienne Dumont, Genf, Schweiz

2018
Harald Szeeman
Museum der Obsessionen

Das Getty Research Institute in Los Angeles, das den Nachlass des Ausstellungsmachers Harald Szeemann (1933-2005) übernommen hat, zeigt vom 6. Februar bis 6. Mai 2018 ebendort
eine Ausstellung über Werk und Leben des berühmten Schweizers. Die Ausstellung ist anschließend auch in Bern, Düsseldorf und Turin zu sehen.
Begleitbuch in deutscher Übersetzung, Verlag Scheidegger & Spiess. Zürich, 2018. (406 großformatige Seiten, viele Abbildungen, 68 €):

Glenn Phillips u. a. (Hg.):
Harald Szeemann.
Museum der Obsessionen


2015 - 2018
Maximiliane Baumgartners „Fahrender Raum“ in München und Steckborn
In München begehren Künstler*innen mit einer Vielzahl neuer, spannender Projekträume und -gruppen gegen den bayerischen Konservatismus auf. Stephan Janitzky berichtet über einen jener Orte, in Bezug auf die lange Tradition Münchner Aktionsräume und die Wiederentdeckung des Monte-Veritá-Künstlers Gusto Gräser
jenseits des Szeemann`schen Archivs.
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2019

Ausstellung zur Lebensreform im Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein in Witzenhausen



2020

"Lebe besser! Auf der Suche nach dem idealen Leben - 13.2. - 16.8.2020 - Bernisches Historisches Museum

Auszug

Wege aus der Krise: Lebensreform als Selbstreform
Andreas Schwab

Vor 20000 Menschen beim Brandenburger Tor in Berlin spricht die16-jährige Greta Thunberg im März 2019 über den Klimawandel: «Die älteren Generationen haben dabei versagt, sich der grössten Katastrophe zuzuwenden, der sich die Menschheit je gegenübersah.» Sie fordert die Menschen auf, ihr Verhalten unverzüglich zu ändern und auf die Emission von CO2 zu verzichten. Denn bislang sei trotz der Proteste der Jugendlichen weltweit noch nichts passiert. In ihrer Rhetorik nimmt die Initiantin der Schülerstreikbewegung «Fridays for Future» Muster auf, die für die Lebensreformbewegung typisch sind, nämlich dasBewusstsein, in einer krisenhaften Zeit zu leben und sie mit einer individuellen Verhaltensänderung zu überwinden. So lassen sich die Klimaproteste der Jugendlichen 2019 mit ihren Katastrophenszenarien der schmelzenden Gletscher und Polkappen durchaus in Analogie zu Sorgen von Lebensreformern Anfang des 20. Jahrhunderts setzen. Emblematisch hat Gusto Gräser in seinem Gemälde «Der Liebe Macht» (1899) diesem lebensreformerischen Grundgefühl einen Ausdruck gegeben. Auf der rechten Seite des Gemäldes ist eine Zivilisation inFlammen zu erkennen, die bereits zahlreiche Tote gefordert hat. Die Menschheit, vertreten durch ein nacktes Paar, kann jedoch durch Umkehr zu einer natürlichen, gesunden Lebensweise in ein neues Paradies gelangen.


Nicht zufällig ist dieses Bild entgegen der traditionellen Leserichtungvon rechts nach links zu lesen. Die utopische Welt ist durch eine absolute Harmonie von Mensch, Tier und Natur gekennzeichnet. Überdas gesamte 20. Jahrhundert hinweg setzen sich lebensreformerische Akteure immer wieder mit zeitspezifischen Problemen auseinander: In den ersten Jahrzehnten prägt die Kritik an Industrialisierung, Technisierung, Militarisierung und Urbanisierung die Themen derLebensreformbewegung. Der einflussreiche konservative Architekt und spätere völkische Heimatschützer und NSDAP-Reichstagsabgeordnete Paul Schultze-Naumburg veröffentlicht 1906 einen Artikel mit dem bezeichnenden Titel «Die Grossstadtkrankheit» in der Zeitschrift «Der Kunstwart». In ihm kritisiert er die unerträglichen hygienischen Verhältnisse in den Grossstädten und die «rasende Geschwindigkeit», die in ihnen herrscht. Damit geraten einige Exponenten der Lebensreformbewegung in völkisches Fahrwasser, etwa indem sie ihre Grossstadtkritik mit antisemitischen Stereotypen verbinden. In der Nachkriegszeit ab 1945 bieten Wirtschaftswachstum, Aufstieg der Konsumgesellschaft und drohende Umweltkatastrophen neue Anlässe für ein Krisen- und Katastrophenbewusstsein. Insbesondere die Verseuchung der Umwelt, die krank machende Luftverschmutzung, die Vergiftung der Nahrungsmittel, die Zubetonierung der Landschaft und die Gefahren der Atomenergie werden angeprangert. 1972 veröffentlicht der einflussreiche Club of Rome einen Bericht, der diese Sorgen aufnimmt: «Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutungvon natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächstenhundert Jahre erreicht.» Doch die Sorgen beziehen sich nie einzig auf die gesellschaftlichen Umstände. Der Mensch als Individuum seiebenfalls davon betroffen, er würde unter Entfremdung leiden und hätte Angst vor beruflicher und familiärer Orientierungslosigkeit. Die althergebrachten Werte gelten als überholt. In einem Artikel der schweizerischen FKK-Zeitschrift «Die neue Zeit» steht 1969: «Die gewaltigen Fortschritte in Technik und Wohlstand haben den Menschen des 20. Jahrhunderts seinem natürlichen Milieu weiter entfremdet. Heute ist der Mensch bewusst oder unbewusst Sklave seiner <Überzivilisation> und der damit verbundenen gesundheitlichen Schäden geworden.» Auch die individuellen Krisensymptome verändern sich im Laufe der Zeit: Während um 1900 die «Nervosität» von Arbeitnehmenden als Problem gilt und viele sich deswegen in spezialisierten Kliniken (z.B. in der Klinik «Lebendige Kraft» von Max Bircher-Benner) behandeln lassen, ist es heute - ein ebenso unscharfer Begriff - das «Burnout». Auch Krankheiten, die mit der Überforderung in einer immer unübersichtlicher scheinenden Gesellschaft in Zusammenhang stehen, nehmen an Bedeutung zu.

Die Lebensreformbewegung ist eine Antwort auf solche Krisenempfindungen, ob sie im Einzelfall nun auf realen Tatsachen beruhen oder nicht. Der Weg, der aus der Krise führen soll, ist jedoch immer ein individueller. Das bedeutet, dass gemäss dem Credo der Lebensreform die Selbstreform der Gesellschaftsreform immer vorausgeht. In ihrer Gesamtheit erscheint die Lebensreform als eine Reaktion auf die Moderne, die mit einer vielfältigen Änderung der Lebenswelten von Protagonisten einhergeht. Daher werden die Utopien, die in einer «Rückkehr zur Natur» ihren Ausdruck finden, immer mit vielfältigen Praktiken verknüpft, die alle einzeln für sich angehen sollen. Diese gehören seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert zum Repertoire der Antworten auf die sich beschleunigende moderne Welt.


2021 - 2022 Monte Verità. Back to nature
MUSEO NOVECENTO, FIRENZE

19.11.2021 - 10.04.2022

Un viaggio alla ricerca della libertà, in un luogo dove respirare l’utopia vera e sognare un mondo diverso. All’alba del Novecento, la colonia di Monte Verità stanziata fra i boschi rigogliosi e le dolci colline affacciate sul Lago Maggiore ha anticipato in modo profetico temi oggi vitali, fra ecologia dell’abitare ed ecologia dell’anima. .... Weiterlesen .... Piu >>>



2023 - 2024
2 Ausstellungen, die sich mit der Zeit um 1900 beschäftigen und das damalige geistige Umfeld beleuchten:
  • »Menschheitsdämmerung. Kunst in Umbruchzeiten«, Kunstmuseum Bonn, Bis 18. Februar 2024, kunstmuseum-bonn.de
  • »Wir ist Zukunft. Visionen neuer Gemeinschaften«, Museum Folkwang, Essen. Bis 17. März 2024
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