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Darstellungen

Was ist’s mit Arthur Gräser?“

Diese Frage (hier von ihm selbst gestellt) suchten seit 1903 nicht wenige literarische Darstellungen zu beantworten, meist in dichterischer Form und deshalb anonym. Schon die Namen geben jedoch eine Deutung seines Wesens: „Blütner, der Evangelimann“ (Gustav Naumann, 1907), „Heinrich Wirth“ (Hermann Hesse, 1907/8), „Georg Klinghammer“ (Johannes Schlaf, 1910), „Fo“, ein Beiname des Buddha (Bruno Goetz, 1918), „der phantastisch Gekleidete“ (Emil Szittya, 1924). Nicht zu reden von den vielen Namen, die Hesse für seinen Freund gefunden und erfunden hat: „mata dalam“, „Demian“, „Zarathustra“, „Leo“ usw. Erst seit der Zeit der Alternativbewegung erscheinen auch wissenschaftliche Darstellungen in größerer Zahl. Solche Zeugnisse von Zeitgenossen und Nachlebenden werden im Folgenden vorgestellt.


 

        Hier finden Sie verschiedene Texte:

Lebenslauf Gusto Gräsers aus einer ungarischen Webseite 2020
Deutsche Übersetzung 

Robert Levine, um 2000:
Looking for stories / Auf der Suche nach Geschichten
Englisch    Deutsche Auszüge


Jörg Rasche, 2003
Lebensthemen und Individuation / Vortrag bei den Lindauer Psychotherapiewochen

Hinweis zum Film von Christoph Kühn: "Gusto Gräser - Der Eremit vom Monte Verità", Titanicfilm 2006.
Kann bei titanicfilm "at" bluewin. ch bestellt werden (E-Mail-Adresse bitte abtippen).

Vortrag von Hermann Müller, gehalten am 12. 1. 2008 in der Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln, im Rahmen des Kolloquiums „Der ‚neue Mensch’ – der weise Mensch“, einberufen und geleitet von Stefanie Poley Köln



Nachweise in Datenbanken

Auszug aus: Gustav Naumann
Vom Lärm auf dunkeln Gassen
Roman, 1907
 
Der "Leut"
Eine Begegnung mit Gusto Gräser 1908 in München
Von Fritz Gött

Deutsches Literaturlexikon
K.G. Saur Verlag Zürich und München, 2008
 
Datenbank zum literarischen Bayern
Bayerische Staatsbibliothek
Abt. BA/ES Referat Digitale Bibliothek München

Aus der "Frankfurter Zeitung" 25. April 1909
Gusto Gräser

Von Johannes Schlaf, Weimar


Bayerische Staatsbibliothek
Biografie 2018

Aus den „Hamburger Nachrichten“ 4. Juli 1911
Gusto Gräser

Von Johannes Schlaf, Weimar


Autorenlexikon deutschsprachiger Literatur
des 20. Jahrhunderts

Rowohlt, Reinbek 2008

Siebenbürgisch-sächsische Charakterköpfe
Gusto Gräser

aus: Die Karpathen, Halbmonatschrift für Kultur und Leben, Kronstadt, Juli 1912




Oskar Kraemer: Widerstand in Hermannstadt, April 1916


Emil Neugeboren: Was ist es mit Gusto Gräser, Mai 1916


Gräser wandert durch Siebenbürgen, Frühjahr bis Herbst 1916: Echos



Rolf Engert, Silvio Gesell in München , 1919



Alwin Seifert, Im Zeitalter des Lebendigen, 1938


Are Waerland – Gustav Arthur Gräser
Eine Begegnung

In: Waerland Monatshefte 1956



Nachruf auf Gusto von Hans Wühr in: Siebenbürgische Zeitung, München, 15. 11. 1958


Das Leben meines geliebten Vaters, aus einem Brief von Gustos zweiter Tochter Heidi Christeller an Dr. Martin Müllerott vom 12. 2. 1959


Harry Wilde über Gusto Gräser in: "Theodor Plievier, Nullpunkt der Freiheit.", München 1965





LITERATURPORTAL BAYERN

Info
Geb.: 16. 2.1879 in Kronstadt (Siebenbürgen)
Gest.: 27.10.1958 in München

Namensvarianten: Gustav Arthur Gräser; Gusto Gras

Gusto Gräser

Gusto Gräser wird in Kronstadt/Siebenbürgen geboren, dem damals zur k. u. k. Donau-monarchie gehörenden Siedlungsgebiet deutscher Auswanderer. Seine Vorfahren sind Historiker und Bischöfe, sein Vater ist Bezirksrichter. Im Alter von 16 Jahren verlässt er das Gymnasium, um bei einem Goldschmied und Kunstschlosser in die Lehre zu gehen, die er nach ein paar Wochen wieder abbricht. Bei der Budapester Weltausstellung 1896 wird ihm immerhin der erste Preis für eine Schnitzarbeit zuerkannt – Gräser geht nach Wien in die Kunstgewerbeschule, zerstört alle seine Bilder und begibt sich auf Wanderschaft. Zusammen mit seinem älteren Bruder Karl gründet er in Galizien eine Landkommune, die sich Ohne Zwang nennt; deren Initial „O.Z.“ wird Gusto noch lange Zeit darauf unter seine Gedichte stempeln oder in Wohnhöhlen schnitzen.

In München sammeln sich um die Gebrüder Gräser sieben Menschen, die aus der bestehenden Gesellschaft ausbrechen wollen und gemeinsam mit ihnen über die Alpen zum Monte Verità bei Ascona wandern, wo sie eine Siedlung gründen. Von dem Usurpator Henri Oedenkoven vertrieben, endet das Zusammenleben allerdings; Gräser verweigert 1902 den Militärdienst und sitzt eine einjährige Kerkerhaft in Österreich ein. Vier Jahre später wandert er wieder mit Freunden quer durch Europa – der Schriftsteller Hermann Hesse schließt sich ihm an und verbringt einige Wochen in und bei der Höhle von Arcegno, die Gräser von der umliegenden Gemeinde überlassen worden ist. 1908 tritt Gräser in München mit Gedichten, Tänzen und Vorträgen an die Öffentlichkeit. Dort hat er ab 1910 auch Auftritte in der Künstlerkneipe Simplicissimus. Es beginnt eine Zeit, die Gräser mit Frau und Kind im Wohnwagen quer durch Deutschland zubringt. Er wird mehrmals ausgewiesen, bis er 1915 in Budapest als Spion verhaftet und in Siebenbürgen zurückgewiesen wird. Wieder auf Monte Verità begegnet er im Herbst 1916 erneut Hermann Hesse, dem er seine Nachdichtung auf TAO TE KING anvertraut, der im Gegenzug Gräser im Demian und in anderen Dichtungen ein literarisches Denkmal setzt.

Während der Münchner Räterevolution 1919 predigt Gräser Gewaltlosigkeit, er wird jedoch nach dem Sieg der Weißen verhaftet und aus München ausgewiesen. Als er 1926 zurückkehren will, um Vorträge zu halten, wird er abermals verhaftet: die Ausweisung aus dem Deutschen Reich wird indes abgewendet durch das Einschreiten mehrerer deutscher Schriftsteller, darunter Michael Georg Conrad, Hermann Bahr, Rudolf von Delius, Ludwig Held, Gerhart Hauptmann und Thomas Mann. Gräser zieht nach Berlin, arbeitet im Anti-Kriegsmuseum und hält monatelang Vortragsreihen. Die dortige Siedlung Grünhorst seiner Tochter Gertrud wird ein Treffpunkt der Wandervögel, der Biologischen Bewegung und des NS-Widerstands. Von den Nationalsozialisten verhaftet, wird Gräser 1940 ein Schreibverbot erteilt. Er flieht nach München, wo er ab 1942 in Dachkammern bei Professoren wohnt. Fast täglich sitzt er in der Bayerischen Staatsbibliothek, arbeitend, schreibend, sein Gemüsenetz neben sich. Dort entstehen seine Hauptwerke Siebenmahl und Brieflein Wunderbar. Völlig vereinsamt und unbemerkt stirbt er in München-Freimann und wird in einem Armengrab beigesetzt.

Verfasser: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Peter Czoik

Sekundärliteratur:

Skasa, Michael (2004): Gusto Gräser (16.2.1879 – 27.10.1958). „Dieser Mensch ist reinen Herzens ...“ In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 102f.


Externe Links:

Literatur von Gusto Gräser im BVB

Literatur über Gusto Gräser im BVB

Zur Homepage des Autors

Gusto Gräser im SbZ-Archiv

Hermann Hesse


Autorenlexikon deutschsprachiger Literatur des 20. Jahrhunderts. Rowohlt, Reinbek 2008:

Gräser, Gustav Arthur (gen. Gusto Gräser; Ps. Arthur Siebenbürger), * 16.2. 1879 Kronstadt/Siebenbürgen (Brasov), † 27.10.1958 München; Sohn e. Gerichtssekretärs, 1894 Lehre als Kunstschlosser in Budapest, 1897 Besuch d. Kunstgewerbeschule in Wien, schloss sich 1898 kurzzeitig d. Künstlergemeinschaft um Karl Wilhelm Diefenbach an, ging 1899 auf Wanderschaft, begr. 1900 m. s. Bruder Karl u. anderen d. Landkommune auf d. Monte Verità bei Ascona, lebte dort bis 1901, 1902 Ver­weigerung d. Wehrdienstes, Haft in Ost., lebte in e. Felshöhle bei Arcegno, Wanderungen durch Europa, Bekanntschaft m. Hermann --> Hesse, trat ab 1907 in Großstädten mit Tänzen auf, hielt Reden, verteilte eigene Ged. u. Spruchkarten, fuhr 1911 m. einem Planwagen n. Berlin, 1912 Ausweisung aus Sachsen, 1913-15 in Stuttgart, 1915 Ausweisung aus Dtl., verweigerte in Ost. d. Kriegsdienst, wurde z. Tod durch Erschießung verurteilt, jedoch in Irrenanstalten eingewiesen, 1916 erneut auf d. Monte Verità, 1918 Ausweisung aus d. Schweiz, 1919 in München, predigte während d. Revolution Gewaltlosigkeit, Ausweisung aus Bayern, 1920 in Freiburg/Br., Ausweisung aus Baden, 1925/26 in Dresden, 1926 Verhaftung in München, Ausweisung aus Bayern, d. Ausweisung aus Dtl. wurde infolge d. Eintretens versch. Persönlichkeiten (u. a. Thomas —> Manns) verhindert, 1927/28 Arbeit im Antikriegsmuseum Berlin, hielt ebd. Vorträge («Öffentl. Gespräche»), sprach 1929 beim Vagabundenkongress in Stuttgart, wohnte 1938 aufe. Hausboot bei Berlin, 1940 Verhaftung u. Schreibverbot, danach in Leipzig, lebte ab 1942 in München. — Als Mitbegr. d. Landkommune auf d. Monte Verità, Kriegsdienstverweigerer u. praktizierender Verfechter e. zivilisationskrit., naturverbundenen u. spirituellen Lebensweise.